Parlament, in dem die Reaktionäre boHig unter sich find, in der Masse der Bevölkerung Vertrauen beanspruchen kann. Eine Siinmg der Stadtverordnetenversammlung, die nicht b e- s ch l u ß f ä h i g war, gab es vorgestern. Der einzige Gegenstand der Tagesordnung, der die Beschlußfassung über die Einsprüche gegen die Liste der stimmfähigen Bürger betraf, hatte nur fünfzehn Stadtverordnete heranzulocken vermockit. Da jedoch 25 Stadtväter zur Beschlußfähigkeit auweseud sein müssen, blieb dem Vorsitzenden Prof. Dr. Leidig nichts übrig, als die Sitzung mit der Mit- teilung zu vertagen, daß am Donnerstag ohne Siücksicht auf die Zahl der Anwesenden die Tagesordnung erledigt wird. In eiucr am Montag im Viktoriagarten stattgefundenen Ver« faminluug beschäftigten sich die städtischen Arbeiter mit der neuen Arbeitsorduung und der Einführung eines ArbeiterausschusseS. Der Stadtrat Brobm hatte es unternommen, die einzelnen Be« slimmungen den städtischen Arbeitern zu erläutern. Die Aus« führungen des Vortragenden gipfelten darin, daß die Vorlage bei der Arbeiterschaft wohlwollende Aufnahme finden möge. In der nachfolgenden Diskussion wies Genosse Riedel nuf die Dürftigkeit der neuen Bestimmungen hin; von irgendwelcher Großzügigkeit könne man trotz der langjährigen Beratung über diese Materie nichts merken. Ein gewisses Stück Selbstverwaltungsrecht der Arbeiter in ihren eigenen Angelegenheiten, wie der Bor tragende es beliebte darzustellen, sei in den Bestimmungen nicht zu erblicken. Die einzelnen Paragraphen atmen vielmehr den Geist einer rückständigen Stadtverwaltung. Stehe es mit der neuen Arbeitsordnung schlecht, so mit den ArbeiterauSschußsatzungen erst recht. Redner führte ein besonders krasses Beispiel an, wonach durch die vorliegenden Bestimmungen in einem Betriebe mit ca. Kl) Be- schäftigten nur 30 Personen wahlberechtigt und von diesen wieder nur 20 wählbar seien. Unter solchen Verhältnissen könne natürlich von einer Vertretung der Arbeiterschaft keine Rede sein. Noch eine größere Anzahl einzelner Bestimmungen wurde kritisiert und zum Schluß dem Magistrat anheimgegeben, die Bestimmungen vor Inkrafttreten noch einer Neu- ordnung zu unterziehen. Diese Ausführungen fanden die Zustimmung der Versammelten. Auch die anwesenden Stadtverordneten äußerten sich in gleichem Sinne. Ein Vertreter des Gewerlvereins der Gemeindearbeiter. Matfchukat, hatte ebenfalls manches an den Bestimmungen auszusetzen, empfahl aber trotzdem den An- wesenden die Annahme der Vorlage. Diesem Ansinnen trat der Genosse Riedel energisch entgegen, indem er darauf hinwies, daß durch die jetzige Zustimmung die Arbeiter auf lange Jahre hinaus jeglicher Besserung verlustig gingen und ersuchte daher um Ablehnung des vom Magistrat Vorgeschlagenen, um die Stadtverwaltung zu veranlassen, erst die dringend notwendigen Besserungen der Arbeitsordnung einzuverleiben. Trotzdem geschäflsordnungsmäßig vom Vorsitzenden der GeWerk - vereine um eine Abstimmung ersucht wurde, inhibierte man eine solche. Es hätte auch sicherlich kein gutes Resultat ergeben, viel- mehr wäre mit großer Majorität bekundet worden, das die Arbeiter- schaft mit den vorgelegten Bestimmungen keineswegs zufrieden sei. Und davor wollte sich der Magistrat schützen. Nixdorf. AuS der Magistratssitzung. Zu der am 15. Oktober d. I. in Charlottenburg stattfindenden Generalversammlung des Gesamt- verbände? preußisch-deutscher Vororte soll auch ein Vertreter deS hiesigen Magistrats entsandt werden.— Zu der Kommission zur Beratung der Maßnahmen gegen die Fleischnot sollen drei Magistratsmitglieder treten.— DeS weiteren erklärte sich der Magistrat mit der Uebcrlassnng der Aula der höheren Mädchenschule zu Vorträgen der Htunboldtakademie einverstanden.— Der Ver« breiterung der Saalestraße an der Ringbahn-Haltestelle Kaiser- Friedrichstraße wurde grundsätzlich zugestimmt.— Der Magistrat ist damit einverstanden, daß in Zukunft der Termin zur Berichtigung der Wählerliste auf die Zeit vom 1. bis 15. September und der Termin für die Auslegung derselben auf die Zeit vom 15. bis 30. September festgesetzt wird. Wilmersdorf-Halensee. Eine Herbstfeier deS BilduugSauSschnsseS wird am Sonnabend, 1. Oktober, abends 8'/z Uhr. im Gesellschaftshause, Wilhelmsaue 112. abgehalten. Die Feier besteht unter Mitwirkung des Wilmersdorfer Männerchors aus Konzert, Gesangs- Vorträgen, Rezitation und einer vom Genossen Peel gehaltenen Festrede. Für j u g e n d l i ch e Personen unter 18 Jahren ist der Eintritt frei;' Erwachsene zahlen 23 Pf. Die künstlerischen Darbietungen des Abends rechtfertigen die Hoffnung auf zahlreiche Beteiligung und daher wird eine rege Propaganda für die Herbst. eier erwartet. Lichtenberg . Die gut besuchte Versammlung des Wahlvereins am Dienstag nahm zunächst einige Wahlen vor. Als erster Vorsitzender wurde Genosse I o f s k e, als zweiter Vorsitzender Genosse Schnell und als Revisor Genosse Max Krause gewählt. Bei Punkt: Stellung- nähme zur Kreisgeneralversammlung führte Genosse Brühl den Versammelten die Notlvendigkeit der Beitragserhöhung vor Augen. Einige Anträge, in denen der Wunsch zum Ausdruck kommt, daß die Frage der Beitragserhöhung nochmals debattiert werden soll, wurden angenommen. Des weiteren beschloß die Versammlung, den in der vorigen Mitgliederversammlung über diese Frage gefaßten Beschluß aufzuheben und eine neue Abstimmung vorznnehinen. Die nunmehr vorgenommene Abstimmung ergab eine übergroße Mehrheit für einen Monatsbeitrag von 43 Pf. Ein Antrag des Genossen Schulz, der den Antragstellern das Recht geben will, ihre Anträge auf der Generalversammlung selbst zn begründen, wurde abgelehnt. Zum Schluß forderte der erste Vorsitzende die Versammelten zur Einsicht- nähme in die Wählerlisten auf, die nur noch bis einschließlich Freitag, den 33. September, ausliegen. Lichtenberg -Friedrichsfelde . Heute abend 8 Uhr findet im Lokal„Schwarzer Adler', Frank- furter Chaussee 5/6, eine öffentliche, nichtpolitische Versammlung für Erwachsene und die schulentlassene Jugend statt. Vortragender: Herr E. Graf. Der Einberufer: Paul Schwenk , Friedrichsfelde , Walderfeestr. 51a. Treptow -Baumschulenweg. Eine Familientragödie ereignete sich in der Nacht vom Diens» tag zum Mittwoch in der Ernststraße 17, Baumschulenweg. Die dort wohnhafte, aus Mann, Frau und vier Kindern bestehende Familie K a d o w suchte sich durch Leuchtgas zn vergiften. Der Mann so- »vie die Frau und ein dreijähriges Mädchen sind tot, während drei ältere in einem Nebenraum schlafende Kinder mit dem Leben davongekommen sind. Die Ursache zu dieser Auf- sehen erregenden Tat soll, in mißlichen Wirtschaftsverhältnissen zu suchen sein. Kadow, der von Beruf Kaufmann, war in letzter Zeit öfter stellenlos. Reinickendorf . Wahlsieg. Bei der gestrigen Gemeindebertreter-Ersatzwahl wurde der sozialdemokratische Kandidat D o m i n i ck gewählt. 461 Wähler gaben die Srimme für ihn ab. Ein gegnerischer Kandidat war nicht aufgestellt. Vor zwei Jahren erhielt der sozialdemokratische Kandidat Gründer 343 Stimmen. Mariendorf . AuS der Geiilelndevertretung. Den wiederholten Anträgen unserer Genossen auf spätere Fe>tsetzung der Sitzungen wurde ,n- sofern Rechnung gelragen, als dieselbe diesmal um 5 Uhr eröffnet wurde. Die Wahl eines Mitgliedes zum Amtsausschuß fiel auf den Rentier Mau. Unser Genosse Günter bekam drei Stimmen. Ebenso wurde bei der Wahl zur Schuldeputation unser vorgeschlagener Genosse Weber abgelehnt. Der Herr Gemeindevorsteher erklärte dabei, daß er gegen die Person unseres Genossen nichts einzuwenden Kerantwortlichei jlixdaktxur Kichard Marth» Kerliu. Mr fern habe, jedoch Bestätigt die Regierung die Wahl etneZ Sozialdemo kraten nicht. AnS dem Grunde bat er um Ablehnung. Die bürger- lichen Vertreter trugen diesem Wunsche selbstverständlich Rechnung. Dann lag ein Antrag vor, den Veteranen aus den Kriegen 1864—66 und 1873—71 einen Ehrensold zu gewähren. Vorgeschlagen war die Zahlung einer einmaligen Summe von— dreißig Mark an solche Veteranen, die ein Einkomnien bis einschließlich 1533 M. haben. In Betracht kämen dabei 53 alte Herren. Hierbei kennzeichnete Genosse Günter das Verhalten der Regierung besonders, die für diese alten Leute kein Geld übrig habe, um sie einigermaßen vor Not und Elend zu schützen. Gleichzeitig bean- tragte er, die Summe für Veteranen mit einem Einkommen bis zu 333 M. zu erhöhen. Selbst einige bürgerliche Herren waren der Anficht, daß mit einem solchen Einkoinmen nicht ansznkommen sei. Der Einwand anderer Redner, daß dann— ein Streit unter den Veteranen entstehen könne, siegte jedoch und es blieb beim Vor- schlage des Vorstehers.— Die Beschaffung einer Orgel für das neu- erbaute Gymnasium nahm eine längere Debatte in Anspruch. Der Gemeindevorsteher hatte hierfür den Vorschullehrer Zingter bestellt, der als Orgelspieler in der hiesigen Kirche die Vorzüge einer Orgel gegen das Harmonium erklären sollte. Hierzu hatte der Herr gleich Kostenanschläge verschiedener Firmen an der Hand. Unsere Genossen und auch einige bürgerliche Herren waren der Meinung, daß ein Harmonium vollauf genüge, nicht nur der Kosten wegen, sondern weil auch eine Orgel nicht zu allen Zwecken zu benutzen sei, umso weniger, als der Gemeindevorsteher selbst meinte, daß die Aula auch für Kunstabende und Konzerte hergegeben werden solle. Hierbei wandte Genosse Weber gleich ein, daß das Versprechen auch gehalten werden möchte, wenn es sich um Arbeiter- Veranstaltungen handelt. Nach dem Verhalten des Gemeinde- Vorstehers bei der Ueberlassnng der städtischen Turnhalle für den Arbcitertnrnverein müsse er daran zweifeln. Der Gemeinde- Vorsteher antwortete, daß ein Turnverein, der solche Lieder in seinem Liederbuch hat wie der Arbeiterturnverein, den Umsturz wolle, also politisch zu nennen sei, und deshalb Gemeindegebäude zu Ver- anstaltungen nicht bekommen könnte. Zur Errichtung eines FeucrwehrdienstgebäudeS legte der dazu beauftragte Baumeister die Zeichnungen vor, die derselbe in eingehender Weise erläuterte. Der Bau ist so projektiert, daß derselbe im Bedarfsfalle erweitert werden kann. Der Kostenanschlag ist auf 163 333 M. festgesetzt. Die Gemeindevertretung nahm das Projekt an. Der Antrag deS AintsvorsteherS, die Feuerwehr im Ortsteil Südende aufzuheben, wurde abgelehnt.— Die Erlaubnis zur Errichtung einer Privat- entbindungsanstalt wurde verweigert. Einmal würde eine solche Einrichtung in einem Mietshause unangenehm stören und dann seien auch die eingezogenen Gutachten über die betreffende Hebamme äußerst ungünstig.— Vom Provinzialschulkollegium lag die Regelung der Mietsentschädigung für Volksschullehrer und Lehrerinnen vor, die die Gemeindevertretung jetzt akzeptierte. Genosse Weber konnte feststellen, daß dieser Antrag von ihm bei der Etatsberatung gestellt war, jedoch ab- gelehnt wurde. Jetzt, wo derselbe Antrag vom Provinzialschulkollegium lamme, stimme die Gemeindevertretung zu. Beim Punkt„Kleine Anträge" interpellierte Genosse Reichardt den Gemeindevorsteher, aus welchem Recht er Anträge, die an die Gemeindevertretung ge- richtet sind, beantworte, ohne etwas in der Sitzung davon zu erwähnen. Unser Redner erinnerte an die an die Gemeinde- Vertretung gerichtete Resolution aus einer öffentlichen Versammlung, die die Schaffung eines Gemeindefriedhofs fordert. Die gegebene Antwort des Gemeindevorstehers entspräche gar nicht einmal dem Antrage, denn die Schaffung eines Gemeindefriedhofs könne doch nicht von der Kirchengemeinde verlangt werden. Ebenso verlangte Reichardt Klarstellung der Widersprüche, die in der Antwort des Gemeindevorstehers und in dem seinerzeit versandten Schreiben des Kirchenrates an Ausscheidende liegen. In dem einen Brief werde behauptet, die Kirchengemeinde müsse Andersgläubige auf den Friedhof aufnehmen, wohingegen der Kirchenrat betonte, daß mit dem Austritt aus der Kirche das Recht eines Begräbnisplatzes auf den Friedhof der Kirchengemeinde verlustig gehe. Der Gemeinde- Vorsteher blieb bei seiner Ansicht, daß ihm da? nichts angehe, sondern Sache der Kirchengemeinde sei, die Kirchengemeinde müsse jeden auf ihrem Friedhof aufnehmen. Im übrigen solle sich nur jeder den Anordnungen auf dem Friedhof fügen, dann würde ihm nichts Unangenehmes passieren. Der Gcmeindevertreter Mau, der gleichzeitig Mitglied des Kirchenrats ist, entrüstete sich sehr über das Schreiben an Ausscheidende, das mit„der Kirchenrat" unterschrieben ist und versicherte, daß er einen solchen Brief gar nicht kenne, da sei unbedingt Mißbrauch getrieben, denn der Kirchenrat würde niemals derartiges schreiben. Zum Schluß stellte sich heraus, daß der Briefschreiber der Herr Pfarrer Kurzreiter ist, der als.Kirchenrat" zeichnete. Grosi-Lichterfelde. Tödlicher Betriebsunfall. Im Krankenhaus gestorben ist der 29jährige Fabrikarbeiter Georg Swietosch aus Groß-Lichterfelde. S. war in einer Motorenfabrik beschäftigt; beim Bedienen einer Ma- schine geriet er an das Schwungrad heran und wurde mit solcher Wucht zu Boden geschleudert, daß er besinnungslos liegen blieb. Man brachte den Schwerverletzten nach dem KreiskrankenhauS, wo er aber starb. Pankow . In der Gemeindevcriretersitzmig am Dienstag wurde zunächst einem Vertrage mit dem Eisenbahnfiskus betreffend den Erwerb von Strahenland zwecks Verlängerung der Steegersttaße, nach der Ber - liner Grenze hin, zugestimmt. Der Fiskus hatte anfänglich einen Kaufpreis von 43 M. pro Quadratmeter beansprucht, hat sich aber schließlich mit 25 M. begnügt, nachdem ihm eventuelle spätere An- liegerbeiträge von der Gemeinde Pankow erlassen worden sind.— Ferner genehmigte die Vertretung einen weiteren Vertrag mit dem EisenLahufiskus über einen Besitzaustausch von Gelände an der Flora- bezw. der Damerowstraße(an der Schwarzen Brücke).— Da es gesetzliches Erfordernis ist, daß für einstweilig angestellte Lehrer und solche, die noch keine vier Jahre im Schuldienst gestanden haben, eine Mietsentschädigung von 473 M. festzusetzen ist. so beschloß die Versammlung demgemäß. Für die Gemeinde Pankow hat der Beschluß jedoch nur formale Bedeutung, da alle hiesigen Lehrkräfte zur Zeit ihrer Anstellung schon länger als vier Jahre im Schuldienst gestanden hatten.— Auf dem hiesigen Gemeinde« Wasserwerk in Stolpe sollen einschlietzlilh Maschinistenhaus sieben Arbeiterwohnungen errichket werden. Die Konzession hierzu ist nach längeren VerHand- lungen unter der Bedingung erteilt worden, daß die Gemeinde Pankow der Gemeinde Stolpe zu den Schullasten eine einmalige Entschädigung von 2333 M. zahlt, nachdem anfänglich zirka 63333 M. beansprucht worden waren. Die Kirchengemeinde hat sich mit einer einmaligen Abfindung von 833 M. einverstanden erklärt.— Nach Erledigung einiger unwesentlichen Angelegenheiten folgte geheime Sitzung. Nieder-Schönhausen. Durch Zufall gerettet wurde vorgestern daS dreijährige Söhnchen des Schlossers Kersten, Schloßallee 14, daS in der sechsten Stunde an der Löffelbrücke in die Pauke fiel. Da niemand zur Stelle war, nahm die Strömung das Kind bis zum Hause Schloßallee 18 mit. Hier gelang es dem in der Nähe befindlichen Lokomotivführer H o f f»i a n», den Kleinen zu retten. Während die Mutter ihren kranken Mann nach dem Krankenhaus brachte, lief der Knabe weg und fiel ins Waffer. Das war nur möglich, weil das zu beiden Seiten der Brücke abschüssige Ufer nicht eingezäunl ist. Die eine Seite des Ufers gehört zu Pankow , die andere zu Franz. Buchholz. Es wäre Pflicht der betreffenden Gemeinden, durch die Errichtung eines Zaunes ähnliche Vorfälle zu verhüten. Nowawes . Ein erfreuliches Zeichen genossenschaftlicher Solidarität bildet die nunmehr fertiggestellte KonsnmvemnSbäckerei in NowaweS . Dieselbe ist ein Werk der Konsiimvereine NowaweS und„Hoffnung"« Potsdam . Die mit einein Kostenaufwande von zirka 53333 M. hergestellte Bäckerei befindet sich in der Blücherstraße, sie ist für eine 1 Tagesproduktion von 1200—1500 Broten und der nötigen Frühstücks« Ware eingerichtet und mit einem DoppelauSzugofen sowie allen zum Betriebe einer modernen Bäckerei notwendigen maschinellen Ein« richtungen versehen, welche durch zwei Elektromotore in Betrieb ge« setzt werden. Die hellen, luftigen Räume, worunter sich noch eine Bade- und eine Frühstücksstube für das Personal befinden, gewähren einen freundlichen Eindruck. Der EiiiwcihungSfcieramSonntagvormittag wohnten die Partei- und Gewerkschaftsfunktionäre von NowaweS und Potsdam sowie der Vcrbandsselcetär Genosse Neudeck-Berlin und als Vertreter der GroßeiiikaufSgefellschast Genosse Hoppe-Berlin bei. Genosse Hoffmann-Nowawes gab in einer Festansprache einen Ueberblick über die Entwicklung der beiden Vereine, welche die Bäckerei erbaut, und betonte, daß die fortgesetzten Klagen der Mit- glieder über die Backwaren, welche die Vereine von Privat- bäckern bezogen und die leider ihre volle Berechtigung ge« habt hatten, den Bau einer eigenen Bäckerei notwendig ge« macht hätten. Zu diesem Zweck habe jeder Verein 15 333 M. Kapital unter seinen Mitgliedern aufgebracht. Hoffentlich werde dieses neugeschaffene Werk dazu beitragen, der Genoffenschafts- bewegung neue Mitglieder zuzuführen. Zn diesem Zwecke müsse von den Leitern der Partei und Gewerkschaften eine rührige Agitation entfaltet werden. Auch die Genossen Hoppe und Neudeck erläuterien in anschaulicher Weise den Wert der Konsumgenossenschaften für die Arbeiterschaft und gaben der Hoffnung Ausdruck, daß im Interesse der Zentralisation und der dadurch erzielten Vereinfachung und Ver- billigung der Verwaltung die Bäckerei-Betriebsgemeinschaft der erste Schritt zur baldigen völligen Verschmelzung der beiden Konsum- vereine sein möge. Am Sountagnachmittag pilgerten viele Hunderte von Genossen und Genossinnen aus Potsdam , Nowawes und den umliegenden Ortschaften nach der Blücherstraße, um die im Betriebe befindliche Bäckerei zu besichtigen, und äußerten ihre volle Be- friedigung über die getroffenen Einrichtungen. Spandau . Die gegenwärtige Zeit der Entlassung der Reserve vom Militär benutzt das konservative„Spandauer Tageblatt" eifrigst, um die ent« lassenen Soldaten für die Kriegervereine einzusaugen. In einem „An die Reservisten" betitelten, allem Anschein nach ans der reichS- treuen Meinungsfabrik stammenden Artikel wird das Soldatenleben in den prächtigsten Farben dargestellt. Bei aller Freude, daß er nun in den Schoß seiner Familie zurückkehre, stimme die Scheidungs» stunde doch wehmütig, denn der Reservemann' verläßt seine lieben Kameraden, seine hochverehrten, ja in den meisten Fällen geliebten Vorgesetzten. Zum Schluß wird dann noch ein Loblied ans die Kameradschaft in den Kriegervereinen gesungen, wo die jungen Krieger vor Versuchungen bewahrt werden. Allzu viele Erfolge wird da» Blatt mit dieser Beweihräucherung deS Soldatenlebens nicht haben, denn erstens ist sein Leserkreis ein so geringer, daß nur eine kleine Zahl Reservisten diesen Erguß zu Gesicht bekommt, zweitens aber denkt die Mehrzahl der vom Militär Entlassenen über die hochgeehrten und geliebten Vorgesetzten etwas anders als der Verfasser des Artikels. Bon einem schweren Unfall wurde gestern mittag der Arbeiter Schröder aus der Lynarstraße von der Artilleriewerkstatt betroffen: er befand sich auf dem Wege von der Fabrik zum Mittagessen und hatte gerade die Charloltenbriicke passiert, als er, vor einem vom Bahnhof kommenden Straßenbahnwagen gehend, aus einer Schiene ausglitt und zu Boden fiel. Bevor er sich wieder erheben konnte, lvar der Straßenbahnwagen, der nicht schnell genug zum Stehen ge» bracht werden konnte, auf ihn zu gefahren; der Verunglückte geriet unter die vordere Plattform und wurde stark gequetscht. Nachdem er mit großer Mühe aus seiner gefährlichen Lage befreit worden war, erfolgte die Ueberführung des Mannes nach dem städtischea Krankenhause. Eine Ausstellung von Lehrlingsarbeiten findet in ber Zeit vom 30. September bis 8. Oktober in der Jubiläumsturnhalle statt. Be« teiligt find daran die Innungen der Schmiede, Schlosser, Maler, Bäcker, Klempner, Schneider, Schuhmacher, Stellmacher, Drechsler, Korbmacher und die Barbier-, Friseur- und Perrückenmacher-Jnnung. Die Ausstellung ist von 13 Uhr vormittag? bis 6 Uhr abends für jedermann geöffnet. Der Eintritt ist frei. Jugendveranstaltungen. Schöneberg . Freitag, den 33. September, abendS 8'/, Uhr, bei Posch, mann, Vorbergstratze g: Vortrag des Herrn A. M o h S über.Sprach« dummhcitcn". Vom Freitag, den 14. Oktober, ab finden die Vortragabende wieder wöchentlich an jedem Freitag statt. Teilnehmerkarten, die an die Jugend» lichen unentgeltlich abgegeben werden, gelangen in der Spedition, Martin» Luther-Stratze 51, zur Ausgabe. Der Ausschuß. Lese- und Diötntlerklub„Wilhelm Liebknecht ". Heute, Donners» tag, abends 9 Uhr: Sitzung bei Karl Eichhorn, Danziger Str. 03, Bortrag:„Arbeitsvertrag". Gäste willkommen. Amtlicher Marktbericht der städtischen Marktballen-Direktion über den Großhandel in den Zentrai-Marktballen. Marktlage: F l ei i ch i Zufuhr schwach, Gcichäit still, Preise unverändert. Wild: Zusuhr nicht genügend. Geschält lebhast, Preise hoch. G e s I üg e l: Zusuhr reichlich, Geschäst nicht lebhast genug. Preise gedrückt. Fische: Zusuhr mäßig. Ge« ichäft lebhaft, Preise wenig verändert. Butter und Käs«: Geschäft ruhig, Preise unverändert. Gemüse, Obit und Südfrüchtez Zusuhr genügend, Geschäst sehr flau, Preise kaum verändert. WitternngSüberfiibt vom 88. September INI«», morgen« 8 Nbr. «tattonen Setter Swwemd« 765W 2 Dunst Hamburg i 767 W IST 2 Nebel Striin 1766 33 Frantf.a M 768 D München i 769©33 Wien I768D 2 wolkig 1 Nebel 2 wolkig 1 Nebel MK »ii I? «tationen 1» = 3 Ii Sf Havaranda 763OSO VeterSburg 761 Still Scillg 1 760 DSD Aberdeen Parts B Vetter tt t- 2 bedeckt 1 Nebel 7 6 bedeckt! 14 761 SSW l 2bedeckt 12 767 Jtill i wölken! 10 Wetterprognose für Donnerstag, den 8». September 1910. NachtS etwa» kühler, am Tag« wieder milde, zeitweise nebelig, sonst trocken und vielsach heiter bei mäßigen südlichen Winden. Berliner Wetterbureau. WasserstandS -Wachrtchten ber LatideZanstalt für Gewässerkunde, mitgeteilt vom Berliner Weiterbureau. Wasserstand M- m e l. Tilfil P r e g« l. Jnsterburg Weichsel. Tborn Oder , Rafibor , Krassen , Frankwrt Warthe, Lchrim« . LandSberg Netze, Vordamm Elbe, Leitmeritz . Dresden . Bardo . Magdeburg Wasserstand Saal«, Grochlttz Havel , Spandau ') , Ratbenow') Spree , Sorcinberg') , BeeSlow Weser, Münden , Minden Rhein , Maximiliansau , Kaub Köln Neckar. Hcilbronn Main, Werlheim Mosel, Trier «)+ bedeutet Wuchs,— Fall.') Uul erpegel.»)£18 zum 28. morgens aus 314 cm gestiegen._. Lnjergtentkil vergntw.: Th. Glocke, Berlin . Druck u. Verlag: Torwarts Buchdruckerei m-Pertagsanstalt Paul Singer St Co� Berlin SW.