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TauSgsw«rkeIreibcnde Ino�Iett und find wählbar alz Arbeit- gsber, wenn sie gemäߧ 14 der Gewerbeordnung den selbständigen Gewerbebetrieb angemeldet haben, andernfalls als Arbeitnehmer. Eine erhebliche Verteuerung des StrahenbahnabonncmcntS auf den Linien der Berlin -Charlotienbnrgcr Strahcnbahngcscllschaft ist mit dem gestrigen Tage eingetreten. An Betracht kommen die sieben Linien: dl, O, P, Q, R, T und V. Seit Jahren waren hier Abonnements für Teilstrecken eingerichtet, mit dem 1. Oktober sind sie jedoch aufgehoben. Für diese Maßnahme findet man keine Er- ilärung, den» gerade diese billigen Abonnements trugen zur Balan- zixrung des Etats der Gesellschaft ganz bedeutend bei. Die Ver- teuerung des Straßbahnabonnements macht durchschnittlich 33 Proz. aus. So muß u. a. für die vielbenutzte Strecke Gotzkowskybrücke bis Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche , auf der das Monatsabonne- ment bisher 4,1l) M. kostete, fortan 10,20 M. gezahlt werden; das Abonnement Stadtbahnhof Tiergarten-Straßcnbahn nach Char- lottenburg lüber Knie-Wilhelmsplatz) beträgt in Zukunft statt 3,20 Mark ebenfalls 10,20 M., usw. Die jüngeren Angestellten und Lehrlinge, denen die Abonnements für Teilstrecken eine Wohltat war, werden durch die Aufhebung derselben empfindlich getroffen. Die Folge wird sein, daß der Gesellschaft ein großer Teil ihrer Fahrgäste auf Teilstrcckenabonncments verloren geht, da sie nun- mehr zum bedeutend billigeren Stadtbahnabonnement übergehen werden. Zur Sperre des Viehhofes. Sämtliches Vieh, das auf dem gestrigen Viehmarkt nicht der- kauft wurde, soll, wie dieAllgemeine Fleischer-Zeitung" meldet, auf Weisung der Beterinärpolizei wie Ueberständer behandelt werden, braucht also nicht abgeschlachtet zu werden. Diese mildere Hand- habung der Sperre ist verfügt worden, um den Verlust, welcher durch die diesmal fast völlige Unterbindung des Exports infolge der Sperre den Händlern erwächst, nicht gar zu groß werden zu lassen. Von 30 telegraphisch befragten Städten mit öffentlichen Schlachthäusern haben nämlich nur sechs sich zur Aufnahme von Vieh aus dem gestrigen Markt bereit erklärt. Die Desinfektion des Viehhofes muß nach den üblichen Grundsätzen erfolgen, lieber den Ursprung der Seuche ist nunmehr amtlich festgestellt, daß der Gutsbesitzer Kretschmer aus Groß-Ruhmen bei Frankfurt a. O. vier Kühe am 24. September vom verseuchten Magerviehhof bezogen und aus seinem verseuchten Viehbestände gestern an die Viehzentrale nach Berlin 13 Mastkühe geliefert hat. bei denen die Maul- und Klauenseuche festgestellt worden ist. Die weiteren Ermittelungen werden zeigen, wie weit den Gutsbesitzer Kretschmer ein Verschulden trifft und ob er für den durch die Sperre entstandenen großen Schaden in An- sprach genommen werden kann. Ist dies der Fall, so würde zunächst die Berliner Stadtverwaltung die auf zirka 6000 M. sich belaufende» Kosten der Desinfektion von Kretschmer beanspruchen. Die Bibliothek der Korporation der Kaufmannschaft ist wieder ununterbrochen von SUHr früh bis abends 10 Uhr geöffnet. Ein Schülerselbstmord wird aus dem Südwesten der Stadt ge- meldet. In der Bergmannstr. Nr. 21 hat sich gestern nachmittag der 17 Jahre alte Liealschüler Fritz Kepernick erschossen. Der junge Man;-,, der einzige Sohn eines StratzenbahnschaffnerS, besuchte die Uprima der 6. Realschule in der Bellcalliancestraße Nr. SO. Er zeigte in der lctztenZeit wiederholt ein betrübtes Wesen und äußerte, wenn dr sein Ziel, das Einjährige-Zeugnis zu bekommen, nicht erreiche, so werde er sich daS Leben nehmen. Als gestern nachmittag um 6 Uhr die Eltern von einem Ausgang zurückkehrten, fanden sie die Wohnung von innen verschlossen und mutzten sie, weil der Schlüssel steckengeblieben war, durch einen Schlosser öffnen lassen. Im Zimmer lag ihr Sohn tot aus dem Sofa. Er hatte sich eine Nevolverkugel in die rechte Schläfe geschossen. DaS Resultat der Erpitttelungen der Kriminalpolizei in Sachen Arnholz. Der im Dezember V. J. begangene Mord an der Prosti- tuierten Anna A r n h o l z, der seinerzeit die Kriminalpolizei Wochen hindurch in Tätigkeit gehalten hatte, scheint ungesühnt bleiben zu sollen, denn der Verdacht, der gegen die Handelsfrau Luise Schreck geborene Zieder und den Arbeiter Karl Hahn erhoben worden war, hat sich nicht so verdichtet, daß diese beiden Personen der Täterschaft überführt werden konnten. Am 5. De­zember v. I. wurde an der Michaelsbrücke in der Nähe der städti- schen Gasanstalt der bekleidete obere Teil de? Rumpfes einer weib- lichen erwachsenen Person von Schiffern aus der Spree gezogen. Unterleib und Kopf sowie sämtliche Gliedmaßen fehlten. Später wurde» die Arme der Ermordeten auf dem Tcmpelhofer Felde und dann noch weitere Leichenteile aufgefunden. Nach tagelangen Be- mühungen der Polizei gelang eS, die Persönlichkeit der Ermordeten festzustellen: es war die unter sittenpolizeilichcr Kontrolle stehende L7jährige Anna Arnholz, die in ihren Kreisen die Spitznamen Stettiner Anna" oderHamburger Anna" führte. Unter dem dringenden Verdacht der Täterschaft sind dann die ehemalige Wirtin der Ermordeten, Frau Schreck und der frühere Geliebte der Arnholz, Gelegenheitsarbeiter Karl Hahn festgenommen worden, kjaben aber stets bestritten, mit dem Morde in Verbindung zu stehen. Jetzt sind sowohl Frau Schreck, als auch Hahn, der sich zurzeit in Strafhaft in Plötzensce befindet, auf Antrag der Staatsanwalt- schaft durch Beschlutz der Strafkammer aus dem tatsächlichen Grunde des mangelnden Beweises außer Verfolgung ge- fetzt worden. Der Antrag des Verteidigers, Rechtsanwalt Dr. Puppe, der Frau Schreck eine Entschädigung für die erlittene UntersuchngShaft aus der Staatskasse zu gewähren, wurde ab- gelehnt, da starke Verdachtsmomente für ihre Täterschaft vor- liegen._ Städtischer Stätteplatz in Charlottenburg . Eine für das gesamte Baugewerbe und für den Handel mit Baumaterialien und Massengütern außerordentlich wichtige Anlage wird soeben durch 3ie Siadt Eharlottenburg fertiggestellt. ES handelt sich um einen Stätteplatz an dem nördlichen Ufer der Spree zwischen Caprivibrücke und Siemensstcg, unweit der Stelle, wo sich die Spree, der Landivehrkanal und der sogenannte Ver- bindungskanal treffen. Ter Stätteplatz besitzt eine Fläche von mehr als 4 Hektar und soll der vorübergehenden Lagerung von Materialien nutzbar gemacht werden. Ein Teil der Platzfläche wird von einer Krananlage bestrichen, welche die Bewegung der Lasten von dem Ufer der Spree nach dem Platz« und auf dem Platze selbst bewirkt. Hierfür ist ein Tarif mit mäßigen EinhSttspreisen maß» gebend. Auch für das Stätten, d. h. das Lagern auf Zeit, find in dem Tarif niäßige Preise vorgesehen. Der nickt von der Kran- anlagt bestrichene Teil des Platzes ist durch Schinalsvurgletse mit dem Spreeufer verbunden. Dieser Platz soll ganz oder stückweise an Gewerbetreibende aller Art verpachtet werden. Di« gesamte Anlage ist berufen, einen großen Uinfchlagverkehr aufzunehmen. Die(iharlottenburger Wasserstraßen bilden in ihrer ganzen Aus- dchnung einen Ladeplatz für die von der unteren Elbe und Oder und von der oberen Havel nach Groß-Bcrlin bestimmten Güter. Es fehlte jedoch bisher an einer Gelegenheit, die Güter durch Mw schincnkraft schnell entladen und vorübergehend stapeln zu können. Da das Lagern von Materialien auf den vorhandenen Uferstraßen nicht gestattet ist, müssen die Güter in dem Umfange, in dem sie aus dein Schiff herausgeschafft werden, sofort nach ihrem Ver- wendungSort abgefahren werden und die Schiffe können nicht früber an der Uferstraße anlegen, als bis für ihre Ladung ein Käufer gefunden ist. Nur einige wenig« Privatstätteplätze gestatten die vorübergehende Lagerung. Hier sind aber maschinelle Einrich- tungcn nicht vorhanden, weshalb das Entladen der Schiffe in pri- mitivcr Weise durch Menschenhand besorgt werden mutz und eine verhältnismäßig große Zeit, bis zu fünf Tagen, in Anspruch nimmt. Infolge der zunehmenden Bebauung werden aber auch diese pri- vaten Stätteplätze von der Bildfläche verschwinden, und dann würde jede Gelegenheit, SchtffSgüter vorübergehend lagern zu können, fehlen. Diesem Uebelstande soll der 5on der Stadt Charlottenbürg geplante neue Stätteplatz, der außerdem noch im Herzen der Stadt liegt, abhelfen. Seine Lage ist insofern noch besonders günstig ge- wählt, als er sich dicht an einem zwar unbebauten, aber in der Bebauung begriffenen Stadtteil befindet. Die Stadt Charlotten- bürg hofft, mit der ganzen Anlage in Interessentenkreisen großen Anklang zu finden, insbesondere da Stätte- und Ausladagebühr sehr niedrig gehalten sind._ Eine teure Drvschkenfahrt machte in der Nacht zum Donners- tag ein Herr aus der Provinz, der sich zum Besuch in Berlin auf- hielt. Er besuchte abends die Friedrichstadt , lernte in angeregter Stimmung in einem großen Cafe in der Nähe der Linden ein Mädchen kennen und zechte mit diesem noch weiter. Als er dann mit einer Droschke die Heimfahrt nach Moabit antrat, bat ihn die Zcchgenossin, sie mitzunehmen, weil sie auch in Moabit wohne. Der Einzelheiten und der Fahrt weiß sich der Mann nicht mehr zu erinnern. Er weiß auch nicht, wo seine Begleiterin ausgestiegen ist. Als er endlich wieder munter wurde, befand er sich allein im Tiergarten. Auch der Kutscher war nicht mehr da. Erst nach ge- rauiner Zeit entdeckte er, daß ihm die Brieftasche fehlte. Die schwarze lederne Tasche enthielt 8 Hundertmarkscheine, zwei Schuldscheine über 1000 und KOO Mk. und zwei Verträge über den Vertauf von Hypothekenbriefen über 3000 und 13 000 Mk. Das Mädchen und der Droschkenkutscher sind noch nicht ermittelt. AuS der Spree gelandet wurde gestern vormittag am Kien- Werder zu Treptow die Leiche eines kleinen Mädchens, das vielleicht zwei bis drei Jahre alt gewesen ist. Die Leiche kann nach dem vorläufigen Befund noch nicht allzu lange im Waffer gelegen haben. Aeußere Verletzungen wurden an ihr nicht gefunden. Man rechnet damit, daß das Kind vielleicht von einem Spreekahn gefallen und ertrunken ist, ohne daß jemand es gemerkt hat. Auffallend ist allerdings, daß der Verlust der Kleinen bisher noch nirgends ge- meldet worden ist. Die Ertrunkene ist ein Meter groß, hat blondes Haar und ein rundes Gesicht und trug eine weiße Krimmerjacke mit Perlmuttknöpfen, Weißes Unterzeug, schwarze Strümpfe und schwarze Schnürschuhe. Die Leiche wurde nach der Halle in Treptow gebracht. Der gegenwärtige Fahrplan der Straßenbahn behält auch für daS Winterhalbjahr seine Gültigkeit. Nur die Abfahrt des ersten Wagens der Linie Hakenfelde ist von Hakenfelde auf 3,34 Uhr morgens festgesetzt. Quittung. Für den Verein Arbelter-Jugendhclm gingen bei dem Unterzeichneten ein: 10 M. vomLese- und Ltskutierklub Osten'. Berlin , den SO. September 1910. K. R o s e n s e I d, Spaudauer Brücke 1». Gesperrt. Die StraßeAm Königsgraben' wird wegen Bau- arbeiten vom 1. Oktober d. I. ab bis auf weiteres für den duüch- gehenden Verkehr von Fuhrwerken und Reitern gesperrt. Arbciter-Samariter-Bund, Kolonne Berlin . Montag abend 9 Uhr: Fortsetzung des Samariterkursus in der 1. Abteilung, Dresdener Straße 45. Vortrag über Physiologie(Lebenstätigkeit des menschlichen Organismus). Da dies die zweite Stunde des Kursus ist, können noch neue Teilnehmer eintreten. Für den Kursus wird eine einmalige Gebühr von 2 Mk. erhoben. Am Mitt- wach Kursus in der 3. Abteilung, am Donnerstag in der 3. und 4. Abteilung. Die Große Berliner Kunstausstellung am Lehrter Bahnhof ist Sonntag, den 2. Oktober, zum letztenmal dem Besuch geöffnet. Abends 7 Uhr wird sie geschlossen. Theaterchronik.DieHosendesHerrnvonBredow" von KoryTowska, eine Dramatisierung des bekannten Romans von Willibald Alexis , wird mitköniglicher Genehmigung"(weil ein Hohenzoller darin vorkommt) im Neuen Schauspiel« Hause aufgeführt werden. Vorort- JVacbncbtem Mariendorf . Zur Gemeindewahl. Wir weisen nochmals auf die morgen, Montag, stattfindende Gemeindevertreterwahl für die dritte Wählerklasse hin. Kandidat ist Genosse Hans Herrmann, Großbeerenstratze. Die Wahl findet statt: für Mariendorf Montag 128 Uhr im Lokal von Herold, Chausseestr. 233. für den OrtSteil S ü d e n d e am Dienstag von 12 3 Uhr im Lokal von Dahl, Lichterfelder Straße. Erscheine jeder pünktlich zur Wahl und versehe sich mit Legitimationspapieren(Steuerquittung). Wähler von Mariendorf , die am Montag nicht gewählt haben, können ihr Wahlrecht am Dienstag in Südende nicht mehr ausüben. Tue jeder feine Pflicht, um dem Kandidaten der Sozialdemokratie zum Siege zu verhelfen. Tchöneberg. Eine Familientragödie, deren Ursache auf die bitterste Rot zurückzuführen ist," hat sich im Hause RegenSburger Straße 3 ab- gespielt. Dort vergiftete die 32 Jahre alte Witwe Justine I. ihr fünf Jahre altes Söhnchen Eduard und sich selbst durch Gas. Die beiden Leichen wurden gestern nachmittag dem Schauhause zugeführt. Frau I. war vor drei Vierteljahren aus Posen hierher über­gesiedelt, nachdem sich ihr Mann aus Nahrungssorgen erschossen hatte. Frau I. eröffnete hier in der RegenSburger Straße eine Pension, die jedoch sehr schlecht ging' Sie geriet dadurch in große finanzielle Bedrängnis, so daß sie sich und ihr Kind in den letzten Tagen nur noch kümmerlich ernähren konnte. Gestern war der MtetzinS fällig, aber kein Pfennig Geld war im Haufe. Da Frau I. keinen Ausweg sah, entschloß fie sich zu der furchtbaren Tat. Sie öffnete sämtliche GaSHSHne der Wohnung und legte fich mit dem Kinde zu Bett, den Tod erwartend, der auch bald eintrat. Friedenau . HeberInternationale Solidarität" referierte in der letzten Mitgliederversammlung des Wahlvereins Genosse Moh». Nach dem mit Beifall aufgenommenen Vortrag wurde vom Vorstand darauf hingewiesen, daß in dem kommenden Winter eine größere Agitation entfesselt werden soll. Zu diesem Zwecke ist eine besondere Agt- tationskommission gewählt worden. Im Oktober findet eine Kon- trolle betreffs Zugehörigkeit zur Organisation statt. Desgleichen wird im Orte eine Statistik über dieVorwärtS"leser geführt werden Vom Jugend- und BildungsauSschutz wurde darauf hingewiesen, daß der Vortragszyklus im LokalRheinschloß" am 11.. 18., 23. und 28. Oktober abgehalten wird. Die gknossen werden ersucht, sich hieran recht rege zu beteiligen. Lankwitz . In der außerordentlichen Generalversammlung d'eS hiesigen Wahlvercins referierte über den Magdeburger Parteitag Genosse Ulm. Hierauf wurde folgender Resolution zugestimmt:Die Ber- sammlnng nimmt Kenntnis von dem Berichte des Parteitages und drückt den Delegierten ihre' Anerkennung für die zufriedenstellende Lösung im Punkte der Budgetbewilltgung auS. Von den Beschlüssen des Magdeburger Parteitages ausgehend, gelobt sie, ihre ganze Kraft in den Dienst der Bewegung zu stellen bis zur endgültigen Befreiung der Arbeiterklasse von dem Druck der gegenwärtigen Ver- hältnisse.' Danach wurde zu dem Artikel derLankwitzer Nach- richten", welcher, wie seinerzeit berichtet, vonMehreren Genossen" unterzeichnet war, Stellung genommen. Der Generalversammlung war eine Sitzung der Ortssunktionärc mit einer Vertretung des Zentralvorstandcs vorausgegangen, zu welcher die angeschuldigten Genossen nicht erschienen waren. Dwse Sitzung hatte eine Anzahl Fragen forMujjert, von deren Beantwortung der Ausschluß epcnt. abhängig zu machen Jeu Genösse Gröger vom ZenkrakvorstanL referierte über den Stand der Dinge. Um nochmals eine aus- gedehnte Debatte zu verhindern, beantragte Genosse B o x h e i m e r, sich auf die Beantwortung der Fragen zu beschränken. Dem stimmte die Mehrheit der Anwesenden zu. Nunmehr verließen zirka 15 Ge- nassen unter lautem Protest den Saal. Es erfolgte dann nach kurzer Diskussion die Annahme auf Ausschluß gegen R. Theurig, Zack sen., Kootz und Kühl. Der letztere hatte sich schriftlich als Mitverfasser des Artikels bezeichnet. Es wurde dann noch ein Schreiben verlesen, in dem 15 Genossen(dieselben, die den Saal verlassen hatten) gegen die Handhabung des Ausschlusses pro- testierten. Desgleichen ein anderes, in welchem R. Theurig die Spedition des Dorfes niederlegte. Nach Regelung der Leseabende und einigen anderen Angelegenheiten erfolgte Schluß. Nieder-Schöneweide. Ter Arbritersängerbund' und Arbeitergesang" lautek f>as Thema, über das in einer am Dienstag, den 4. Oktober, abends 814 Uhr, im Lokal von Stahlberg, Berliner Straße 123, stattfinden- den Versammlung Genosse Kupfer, Vorsitzender des Arbeiter- sängerbundes, Gau Berlin, sprechen wird. Zu dieser Versammlung werden die Parteigenossen und SangcSfreunde eingeladen. Adlershof . In einer sehr gut besuchten öffentlichen Versammlung im Lokal von Eschner sprach Genosse Horlitz über da« Thema:Maschinen- gewehre gegen daS eigene Volk." Das Referat, in welchem der Vortragende den kürzlich bekannt gewordenen Erlaß, sowie die Vor- gänge der letzten Zeit emer schneidender Kritik unterzog, wurde mit großem Beifall aufgenommen. Am Schluß der Versammlung richtete der Borsitzende noch an die Anwesenden die dringende Mahnung, die Reihen deS organisierten Proletariats stärken zu helfen. In der Mitgliederversammlung des Wahlvereins referierte Genosse Fritz Z u b e i l über den internationalen Kongreß und den Parteitag. Großes Interesse zeigten die Anwesenden, als der Referent auch auf die politische Freiheit der staatlichen und städti- schen Beamten Dänemarks zu sprechen kam. Besonders lange ver- weilte Redner bei der Genossenschaftsfrage und der badischen An- gelegenheit. Die Erledigung der Budgetsrage fand in dem Kreise oer Genossen allseitigen Beifall. Auch über die Bedeutung des Massenstreiks sagte Redner noch manches Beachtenswerte. In der Diskussion äußerten sich noch die Genossen Horlitz und Hilde- b r a n d zum Genossenschaftswesen. Am Schluß teilte der Vor- sitzende noch mit. daß bei der letzten Frauenagitatiog SO veue Mitglieder gewonnen wurden. Pankow . Nnter dem neuen BereiuSgesetz. Am Donnerstag fand vor dem hiesigen Amtsgericht eine inter - essante Verhandlung statt. ES drchte sich mehr oder weniger um die Streit frage, hat die Gemeinde auf ihrem eigenen Grund und Boden etwas zu sagen? Der Sachverhalt ist folgender: Am 5. Juni fand auf dem 3. Friedhof der Gemeinde die Eni» hüllung eines Denkmals für unseren Genossen Obier statt. Die An» regung hierzu ging von den Leipziger Kollegen aus, wo ja fein größtes Wirkungsfeld war. Erschienen waren denn auch eine Anzahl seiner Berufskollegen und der GesangvereinSeneselder", der auch nur aus Berufsaenoffen besteht. Beim Betreten des Fried» Hofes fiel zuerst die bewaffnete Macht auf. Der Amtsvorsteher von Pankow war vorher unterrichtet, es konnte also nicht gut von dieser Seite Ueberwachung bestellt worden sein. Also eine fremde Polizei» macht! Und das erklärt sich so: Der Friedhof liegt nämlich im Amtsbezirk Nieder-Schönhausen, und da herrscht Ordnung. Nach Zeugenaussage deS Polizeisergeanten wird dort derVorwärts" gelesen. Hierin war nun zu dem Besuch der Feier eingeladen, folglich fand dort eine nicht angemeldete Versammlung unter freiem Himmel statt. Auf die ängstliche Frage des Beamten:Findet denn ein Umzug statt?' wurde geantwortet: Wenn wir ahnen konnten, daß to viel Interesse für die Feier vorlag, hätten wir auch gern noch einen Umzug veranstaltet." Die schlichte Feier wurde eingeleitet durch den Gesang des LiedesEin Sohn del Volke»', dann übergab der Delegierte der Leipziger . Kollege Pfeiffer, da» Denkmal der Familie zur Obhut. Es folgte der letzte Vers:Ein Sohn des Volkes wollt er sein und bleiben', worauf die Versammelten auseinander gingen. Natürlich kann in unserem Polizeistaat eine solche Feier nicht ohne Störung abgehen. Der Beamte verlangte die Adresse desRedners' und der hinkende Bote folgte in Form eines Strafmandats über 5 M. Die Paragraphen 1, 7 und 19 de» Reichsvereinsgesetze» sollten verletzt sein. Der erste Termin wurde vertagt um festzustellen, ob Pfeiffer als Veranstalter einer nicht angemeldeten Versammlung in Frage komme. Im zweiten Termin beantragte der Amt«, anwalt, dem Antrage entsprechend, auf 5 M. Strafe, Genosse Kubig als Vertreter des Angeklagten konnte sich einfach auf den Wortlaut des Gesetzes zurückziehen. Selbst wenn die Ber- anstallung als eine öffentliche Versammlung unter freiem Himmel angesehen werde, könne derRedner" nicht bestraft werden, da er ja nicht in einer fremden Sprache gesprochen habe. Nach kurzer Be- ratung erklärte dann auch der Vorsitzende, daß der Angekagte frei» zusprechen ist und die Kosten nach unserem Antrage der Staatskasse auferlegt werden. Die große Staatsaktion war also wieber einma' verpufft. Neucnhagen(Ostbahn). AuS der Gcmeindevcrtretung. Die durch Ersatzwahlen». 20. August er. gewählten Herren Dr. LemkowSki und Lorenz wur� in ihr Amt eingeführt. Die Gemeinderechnung pro 1909 schliiv: mit einer Einnahme von 99 426,80 M. und einer Ausgabe v 93 192,29 M. Das Elektrizitätswerk hatte eine Einnahme t.. 27 513 M. und eine Ausgabe von 27 497 M. Für Kirche und Sch q> wurden 14 105,37 M. ausgegeben; da keine Kirchensteuer erhot,' wird, müssen alle Steuerzahler dazu beitragen, gleichviel ob sie by; Kirche angehören oder mcht. Die Baumpflanzungen für die Acke.> und Wolterstraße wurden Herrn Kalisch zum Preise von 4.30 M. pro Baum inkl. Pflanzung übertragen. Eine erregte Debatte riefe» die von Genossen Köseling und Göller gestellten Anträge. Aufhebung der Ansiedelungsgebühr und Einführung einer Wert- zuwachssteuer hervor. Fast alle Redner waren der Meinung. daß bei Erhebung der Ansiedelungsgebühr Ungerechtigkeiten und Härten vorgekommen find. Auch, nachdem noch die Antragsteller darauf verwiesen, daß oie Gebühr auf die Minderbemittelten m Er» höhung der Mieten abgewälzt wird, die gedxthliche Entwicklung durch Behinderung der BautSiigkeit gehemmt werde, der Ertrag der Gebühr nicht zur Bilanzierung de« Etats, sondern nur zum Bau von Kirchen und Schulen verwendet werden dürfe, wurde der An» trag gegen zwei Stimmen abgelehnt. Ebenfalls wurde der Eventualantrag Köseling: Die Gebühr von 20 Pf. pro Ouadrat» meter aus 10 Pf. pro Quadratmeter zu ermäßigen, abgelehnt. Man konnte sich nur dazu verstehen, einer Kommission Revidierung der Gebührenordnung aufzutragen. Mit einer Einführung einer Wertzuwachssteuer erklärte sich die Vertretung ein» verstanden und eS soll der nächsten Sitzung eine Bor» läge gemacht werden. Der unleidliche Zustand der Bürger» steige im Dorf gaben den Anlaß zur Einfüyrung eines OrtSstatutS über die Erhebung von Beiträgen zu den Straßen- und BürgersteigreaulirrungSkosten. Leider wurde die Annahme des vom Gemeindevorsteher eingebrachten Entwurfes der nächsten Sitzung vorbehalten. Zur Abhaltung einer am 9. Oktober abzuhaltenden volksversamnüung unter freiem Himmel wird dem Genosse» Köseling der Gemeindeplatz im Dorfe überlassen. Die widerrechtliche An» eignung von Gemeindeland soll durch Klage gegen den Briefträger Kroll entschieden werden; desgleichen wurde eine Kommission bcauf» tragt, mit Herrn Reumann über Brenzstreittgkeiten zu verhandeln. FriedrichShagen . In der letzten Mitgliederversammlung de» Wahlvereins referierte Genosse Schütte über:Das Sozialistengesetz.' Der interessante Vortrag wurde mit Beifall aufgenommen. Hierauf wurde da» Mit»