Valencia, 8. Oktober. An der gestrigen Kundgebung derKatholiken beteiligten sich mehrere tausend Personen. DieKundgebung endete mit Stock schlügen und Revolver!-schüssen, wobei zwei Personen verletzt wurden. Die Polizeistellte die Ruhe wieder her. Es wurden mehrere Verhaftungen vor-genommen.Portugal.Streiknnrnhen.In Barreiro in der Nähe von Lissabon sind die Kork-Holzschneider und Weinküper in den Ausstand getreten.Die Korkarbeiter wollen den Export des ungeschnittenen Korkholzcsnicht dulden; sie verlangen, dasi das Holz vor der Ausfuhr zu-geschnitten werde. Die Weinküper protestieren gegen dieEinfuhr ausländischer fertiger Fässer. Wie dem„B. T." aus Lissabon gemeldet wird, haben über zwanzig-tausend Mann in Barreiro gleichzeitig die Arbeit verlassen,die Bahnzüge angehalten und Tausende von Ballen Kork-holz herausgeworfen und verbrannt. Fünfhundert Munizipal-gardisten, ein ganzes Regiment Infanterie, vierSchwadronen Kavallerie und das Jngenieurkorps sindnach dem Schauplatz der Vorfälle abgesandt worden. Es gelangnicht ohne weiteres, die Ruhe herzustellen. Vielmehr ist es zuernstlichen Kollisionen gekommen, bei denen über SOStreikendeverwundet wurden. Die Regierung will nun unter allen Um-ständen weitere Unruhen vor Eröffnung des Parlaments, die imDezember bevorsteht, verhüten und hat den Export unge-schnittenen Korkholzes und die Einfuhr fertigerFässer untersagt._Rußland.Jswolski gestürzt.Petersburg, 3. Oktober. Die Ernennung des bisherigenMinisters deS AeußernJswolSki zum Botschafteri n P a r i s ist heute amtlich bekanntgegeben worden.Orkei.Die griechischen Unruhen.Saloniki, 2. Oktober.(Meldung des Wiener K. K. Tele-graphen-Korrespondenz-Bureaus.) Ueber Jenidsche und Um-gebung ist der Belagerungs zustand verhängtworden. Die Entwaffnung der Bevölkerung und die Haussuchungenwerden mit größter Strenge durchgeführt. Bei Gumandschewurde eine 15 Mann starke griechische Bande vernichtet. AusI a n i n a wird die Meldung amtlich bestätigt, daß die Griecheneifrig dabei sind, die Grenze von Arta bis Loras zu befestigenund Geschützpositionen zu errichten, daß zahlreicheOffiziere dort eingetroffen und daß die Schutzwachen an der Grenzeerheblich verstärkt worden sind.China.Fehlbeträge im Staatshaushalt.Peking, 2. Oktober. Das Finanzministerium hat für ganzChina das nächstjährige Staatsbudget mit einem Fehlbetragvon 36 Millionen Taels aufgestellt. Die Einnahmen be-laufen sich auf 297 Millionen, die Ausgaben auf 333 Millionen,darunter für das Kriegswesen 90, das Verkehrswesen 50 und dieSchuldentilgung 50 Millionen TaelS.Ein Schritt zur Verfassung.Peking, 3. Oktober. Bei der heutigen Eröffnung des Vor-Parlaments erklärte der Regent, daß in dieser Versamm-lung die Meinung des Volkes zum Ausdruck kommen solle. Obwohlhiermit erst der erste Schritt auf dem Wege zum Verfassungsstaatgetan sei. so verkörpere sich doch in dieser Versammlung tue Hoffinung auf eine große Zukunft des Landes, indem China zeige, daßeS im Einklang mit dem Fortschritt der ganzen Welt die Not-wendigkeit erkannt habe, die Lage aller Bevölkerungsklassen unddas gute Einvernehmen zwischen ihnen zu verbessern. Die An-träge, die beraten werden sollen, betreffen innere Angelegenheiten.Trotzdem der nur beratende und nicht gesetzgeberischeCharakter der Versammlung von den Rednern der Regierungausdrücklich betont wurde, gab ein Volksvertreter seiner großenFreude darüber Ausdruck, daß der Wunsch, eine konstitutio-nelle Regierung zu erhalten, wenigstens zum Teilerfüllt worden sei.Die Abschaffung des ZoPfeSsoll nach einer Pekinger Meldung beschlossene Sache sein. Für Heerund Polizei, Beamte und Studierende wird seine Beseitigung vor-geschrieben werden. � Den übrigen Ständen werde freie Hand ge-lassen. Auch die übrige Kleidung solle reformiert, namentlich daslange Gewand durch eine andere Tracht ersetzt werden. Da auchdiese, wie eS bisher der Fall war, für alle möglichen Fälle bestimmtvorgeschrieben werden soll, hat der Regent eigene Studien in denMinisterien angeordnet. Dieser Bruch mit dem seit JahrhundertenHergebrachten müsse politische und soziale Folgen nach sich ziehen.Reformen anderer Art fordert die Konferenz derProvinzialparlamentSdeputierten, die vor kurzemin Peking getagt hat. Sie verlangt eine eingehend dargelegteReform der Zentral- und Provinzialverwaltungen— der Steuern und Z ö l l e— des Geldwesens— einfreieres Vereinsgesetz— Neuregelung der Steuer-erhebung— Kontrolle der Geschäftsführung derverschiedenen Beamten— Feststellung der Bud-getS der Provinzen durch die Provinziallandtage— Veröffentlichung von Rechenschaftsberichtenüber die Verwaltung der Provinzen durch die Bizekönigeund Statthalter. Falls diese Neuerungen von der Regierung ab-gelehnt werden, hat die Konferenz die Mandatsnieder-legung der Abgeordneten der Provinziallandtage. zu derenZuständigkeit die angeführten Reformen gehören, beschlossen.GewcrkfchaftUcbCB.Die Verhandlungen zur Beilegungder Differenzen in der öUerftinduftriewurden gestern in den Räumen des Arbeitgeberverbandes fürHamburg-Altona fortgesetzt. Der Standpunkt der beidenParteien sowie die Materie selbst ivurden noch einmal durch-gesprochen, jedoch an dem Ergebnis der bisherigen Verhand-lungen nichts geändert. Ob eine neue Zusammenkunst statt-finden wird, hängt von einer für gestern abend anberaumtenVersammlung der Werftarbeiter ab, in der die Vertreter derArbester Bericht erstatteten._Kerlin und Clmgegend.Der Streik bei Kupfer u. Co.Eine gut besuchte Versammlung der Kohlenarbeiter Berlinsbeschloß am gestrigen Abend einstimmig, bei all den Firmen dieArbeit niederzulegen, wo Streikarbeit verrichtet wird(Pauli,Schliebel, Thiemendorfer, Schneidemühl usw.). Die be-treffenden Kollegen sollen moralisch und finanziell unterstütztwerden.Bei der Firma Pauli sollen am Dienstagmorgen alle organi-fierten Kollegen die Arbeit niederlegen. Ueber die Firma wird dieSperre verhängt.Die Arbeiterschaft der Borstgwerke und die bevorstehendeAussperrung.Am Montagabend hielt die Arbeiterschaft der Borsigwerke inTegel eine allgemeine Betriebsversammlung ab, um zu der ange-drohten Aussperrung Stellung zu nehmen. Der Saal von Trappin der Bahnhofstraße, der größte, der in Tegel für die Arbeiterschaftzu haben ist, war bis auf den letzten Stehplatz gedrängt voll. DerReferent Wücke vom Deutschen Metallarbeiterverband schilderte dieUmstände, die zu dem Aussperrungsbeschluß des Unternehmertumsgeführt haben, legte dar, �welche Riescnprofite das Unternehmertummit fortgesetzten Lohndrückercien in den Krisenjahren erzielt hat,und wie es jetzt die bescheidenen Forderungen der Werftarbeiterzurückweist und durch die Massenaussperrung niederzuknüttetn sucht.Schließlich erklärte der Redner unter stürmischem Beifallder Versammlung, daß, wenn die Unternehmerdie 60 Prozent aussperren, die übrigen 40 Pro-z e n t Mann für Maim die Betriebe zu verlassen haben. Er,Redner, sei ermächtigt zu dieser Erklärung. Es müsse endlich ein-mal der Spielerei des Unternehmertums mit den Interessen derArbeiterschaft ein Ende gemacht werden.— Die Versammlung, dieschon während des Referats wiederholt durch lebhafte Zustimmungs-außerungen ihren Kampfesmut kundgegeben hatte, hielt eine langeDiskussion nicht für notwendig. Es sprachen noch zwei Redner undbeide verlangten unbedingt, daß die gesamte Arbeiterschaft des Be-triebes die Arbeit verläßt, tvcnn die Aussperrung durchgeführt wird.Sodann beschloß die Versammlung e i n st i m m i g, die Vertrauens-männer des Betriebes zu beauftragen, in der Vertrauensmänner-Versammlung am Donnerstag zu erklären, daß auch die 40 Prozentdie Arbeit verlassen, wenn die 60 Prozent ausgesperrt werden.Der Tarifabschlnß in der Berliner Etuisindustrie scheint nun-mehr gesichert. Die Fabrikanten haben den Schiedsspruch des Eini-gungsamtes vom 27. September, der dahin ging, daß sie aufGrund der Bestimmungen des abgelaufenen Tarifvertrages vordem Einigungsamt zu verhandeln haben, angenommen. Am Sonn-abend trat das Einigungsamt erneut zusammen; es gelang ihmjedoch nicht, eine Einigung der Parteien herbeizuführen, weil dieArbeitgeber auf keinen Fall eine Arbeitszeitverkürzung zugestehenwollten. Nach 3!-� stündiger Verhandlung und Beratung wurdedann ein Schiedsspruch gefällt. Danach hat der mit Wirkung vom1. Oktober 1910 an abzuschließende Vertrag Gültigkeit bis zum30. September 1913. Die Arbeitszeit bleibt bis zum 30. September1912 wie bisher wöchentlich eine 53stündige, von da ab bis zumAblauf des Tarifes beträgt sie nur 52 Stunden die Woche. DieMinimallöhne betragen vom 1. Oktober 1910 ab für Etnisarbeiter56 Pf., für Etuistischler und Kartuschstecher 59 Pf. und für Ar-beiterinnen 37 Pf. pro Stunde. Auf die effektiven Löhne werdenin jedem der drei Vertragsjahre 2 Pf. pro Stunde zugelegt.Am Sonntag nahm die Arbeiterschaft in einer fast vollzähligbesuchten Versammlung, die äußerst stürmisch verlief, zu demSchiedsspruch Stellung. Für Annahme desselben traten außer denKommissionsmitgliedern nur vereinzelte Redner ein. Alle übrigenRedner verlangten mit aller Entschiedenheit Ablehnung desSchiedsspruchs, weil er die Wünsche der Arbeiter nicht genügendberücksichtige. Nach fast vierstündiger Debatte wurde der Schieds-spruch abgelehnt und darauf mit knapper Mehrheit folgende Re-solution angenommen, die sich mit dem ausdrücklichen Vorbehalt,daß bis spätestens zum Donnerstag, den 6. Oktober, eine Einigungüber die vom Schiedsspruch nicht berührten Streitpunkte herbei-geführt wird, für die Annahme des Schiedsspruchs ausspricht,anderenfalls er als abgelehnt g-ilt.Damit war der am Freitag gefaßte Streikbeschluß erledigt.Trotzdem sollte die Arbeit am Montag nicht ohne Zwischenfall fort-gesetzt werden. In einem der größten Betriebe, bei der FirmaAdolf Kann, waren vier Arbeiter nicht zur Arbeit zurückgekehrt.Als sie auch zu Frühstück noch nicht da waren, wurde das gesamtePersonal um 10 Uhr ausgesperrt. Die Bevollmächtigten des Buch-binderverbandes, dessen Mitglieder die Ausgesperrten find, der-langten von dem Arbeitgeberverbande die sofortige Rücknahme derAussperrung. Dem wurde dann auch entsprochen. Nun will dieFirma den Arbeitern den Lohn für die Zeit der Aussperrung nichtzahlen. Die Arbeiter beschlossen, dem Firmeninhaber eine Rechts-belehrung durch das Gewerbcgericht zuteil werden zu lassen.Deutfeke» Reich.Vermiedene Aussperrnng.Forst(Lausitz), 3. Oktober.(Privattelegramm deS„Vorwärts'.)Nach erfolgten Verhandlungen der Streikenden mit den Arbeit-gebern ist der Streik in Forst(Lausitz) beendigt. Matzregelungenfinden nicht statt. Die Aufnahme der Arbeit erfolgt Dienstagmorgen. Die Aussperrung ist dadurch vermieden worden.Achtung, Metallarbeiter! Die Differenzen bei der FirmaBruno I u ck e l, Werkzeugmaschinenfabrik in Guben, sind durchVerhandlungen mit dem Berliner Bezirksleiter beigelegt. Die Ar-beitsordnung ist den Wünschen der Arbeiter entsprechend umge-ändert und die gegenseitig ausgesprochenen Kündigungen zurück-genommen. Die Sperre über den Betrieb ist hiermit aufgehoben.Achtung, Hafenarbeiter! Seu Mitte September stehen dieHafenarbeiter in B r a k e i. O. im Lohnkampfe. Die Unternehmerversuchen nun mit allen erdenklichen Mitteln, Streikbrecher heran-zuziehen. Es sind zu diesem Zweck Streikbrecheragenten in ganzDeutschland tätig und besonders im rheinisch-westfälischen In-dustriegebiete wie Essen, Duisburg, Gelsenkirchcn usw., um Ar-beitswillige für Brake«uizuwerben. Zuzug nach dem Streikorteist zu unterbinden.Der Streik der Cafekcllner in Hamburg dauert fort. Das„Cafe Biber", wo 30 Mann arbeiten, zog seine gegebene Unter-schrift zurück, worauf die dort arbeitende» Kellner ihre Tätigkeiteinstellten. In einem anderen Betrieb streikten die Arbeits-willigen. Der Verein der Hamburger Cafekellner hat nunmehrseinen Anschluß an den Verband der Gastwirts-geht Ifen vollzogen. Dieser hat die Unterstützung der Streiken-den, überhaupt alle Konsequenzen des Kampfes übernommen. Ineiner öftentlichen Versammlung der Berliner Eafeangestellten(Verband der Gastwirtsgehilfen), die am Montag früh 6 Uhr in den„G e r m a n i a- F e st s ä l e n" tagte, berichteten die Beauftragtendes Verbandes in Hamburg über den gegenwärtigen Stand desStreiks. Im ganzen sind 277 Mann im Streik bezw. ausgesperrt.Da mit den„Arbeitswilligen" die Betriebe kaum weiter zu führensind, ist vor allem auf Vermeidung des Zuzuges zu achten.Die Lohnbewegung der MiiHlenarbeiter in Mannheim ist nun-mehr mit einem wesentlichen Erfolg für die Arbeiter beendet. Inden Pfälzer Mühlenwerkcn und der Ersten Mannheimer Dampf-mühle beläuft sich die Lohnzulage auf durchschnittlich 2 Pf. proStunde, in der Rheinmühle wurde der Minimallohn um 4 Pf. er-höht. Die durchschnittliche Lohnzulage beläuft sich hier auf 3 Pf.pro Stunde. Der Minimallohn steht nun auf 43 Pf. Die vor demZeug beschäftigten Arbeirer, die bisher 12 Stunden ohne Unter-brechung arbeiten mußten, werden nunmehr zur Mittagspause eineStunde abgelöst. Ein Lohnabzug erfolgt nicht. Unter Fortzahlungdes Lohnes wird jährlicher Urlaub bis zu 6 Tagen gewährt. Fürdie auf Wochentage fallenden Feiertage wird der Lohn ausbezahlt.Lohnbewegung in der Pirmnsenser SchnhwareuiudustrieDie immer stärker werdende Einführung der Zwick- und Zu-schneidemaschinen in der Pirmascnser Schuhindustrie hatte im ver-flossenen Jahre zur Folge, daß in den meisten Fabriken selbst beinormalem Geschäftsgang mit verkürzter Arbeitszeit gearbeitetwurde. Den Arbeitern brachte dieser eiserne Konkurrent häufigeArbeitslosigkeit und geringeren Verdienst. Bei besserem Geschäfts-gange wurden Ueberstunden verlangt, die jedoch nur mit einemäußerst minimalen Aufschlag vergütet wurden. In einer von überL000 Personen besuchten Mitgliederversammlung des Schuhmacher-Verbandes fand nach Erstattung zweier Referate eine Resolutioneinstimmige Annahme, die folgende Forderungen aufstellt: Ein-führung der neunstündigen Arbeitszeit; entsprechende Lohn»erhöhunz, die den gleichen Verdienst wie bei der seitherigen zehn-stündigen Arbeitszeit sichert; 25prozentiger Lohnzuschlag fürUeberstunden.Die Mitgliederzahl der Zahlstelle ist im letzten halben Jahreganz rapide gestiegen; sie beträgt jetzt zirka 5000. Pirmasens isteiner der ersten Schuhmärkte Deutschlands.Ein erfolgreicher deutscher Strafienbahnerstreik.Ein zehntägiger Straßenbahnerstreik in Mül»Hausen i. Elf. hat am Sonnabend, den 1. Oktober, mit einemfast vollständigen Siege der Ausständigen geendet.Dieser Streik der Trambahner in der oberelsässischen Fabrikstadtwar so vollständig, daß seit Donnerstag, den 22. September, keineinziger elektrischer Straßenbahnwagen mehr in Mülhausen verkehrthat. Ein jibriges tat die Solidarität der organisierten Arbeiter-schaft, die dem mit wenigen Ausnahmen dem Deutschen Transport-arbeitcrverbande angehörenden Straßenbahnpersonal in einerMassenversammlung eindrucksvoll bekundet wurde, wobei die Ver-sammelten darüber keinen Zweifel ließen, daß für den Fall derWiederaufnahme des Verkehrs durch Streikbrecher sofort ein äußerstwirksamer Boykott der Straßenbahn einsetzen würde. So hatsich die Direktion der Straßenbahn, die vor Ausbruch des Streiksdie Vermittelung des Kreisdirektors wie des Bürgermeisters glattzurückgewiesen hatte, am Freitag, den 30. September, auf Einladungdes Bürgermeisters doch zu Verhandlungen mit einer Kommissionder Streikenden bequemt, die am Tage darauf zur schriftlichenNiederlegung der neuen Lohn- und Arbeitsbedingungen und zu demBeschlüsse der Wiederaufnahme der Arbeit führten. Die Aktien-gcsellschaft der Tramways Mülhausens, die vor Ausbruch desStreiks nur noch Leute einstellte, die sich durch Unt er schriftverpflichteten, dem Deutschen Transportarbeiterve r-band nicht beizutreten, erklärt zu Eingang dieser Bedin-gungen:„Jeder Angestellte kann sich organisieren wo und wie erwill, insbesondere wird wegen der Zugehörigkeit zum DeutschenTransportarbeiterverband nichts in den Weg gelegt. IrgendwelcheMaßregelungen dürfen nicht erfolgen." Der Anfangslohn wird von3 M. und weniger auf 3,20 M. für Schaffner und 3,40 M. fürWagenführer erhöht, auch dos ganze übrige Personal erhält Lohn-zulagen, für Ueberstunden und Sonntagsarbeit tritt Zuschlag ein,die Arbeitszeit wird für das Fahrpersonal von durchschnittlich 11 Z-LStunden täglich auf 10 Stunden 11 Minuten, für das Werkstätten-personal auf 9)4 Stunden herabgesetzt, die Zahl der freien Tagewird vermehrt, es wird Sommerurlaub unter Fortzahlung deSvollen Lohnes, der auch für die 45 freien Tage zu zahlen ist, einge-führt(nach einjähriger Dienstzeit 3 Tage, nach fünfjähriger 7 TageUrlaub) und es wird ein Arbeiterausschuß eingesetzt, der bei Ver-änderung der Dienstpläne heranzuziehen ist. Da bisher bei derStraßenbahn in Mülhausen wohl die rückständigsten Lohn- undDienstverhältnisse im ganzen Reiche bestanden, tun die beteiligtenTrambahner damit einen guten Schritt vorwärts. Das Personalhielt während des zehntägigen Streiks so strenge Disziplin, daßalles in allem nur 4 oder 5 Streikbrecher zu verzeichnen waren, dienatürlich nichts ausrichten konnten.Ausland.Zum Konflikt in der englischen Baumwollindnstrie.London, 3. Oktober. Die Schritte, die zur Regelung deSKonflitts in der Baumwollindustrie unternommen wordenwaren, find gescheitert, da die Arbeitgeber die Vor-schlage der Arbeitnehmer abgelehnt haben.Der Verband Antwrrpener Diamantarbeiter beschloß, diewöchentliche Arbeitszeit auf ein Höchstmaß von 51 Stunden herab»zusetzen. Wenn in einzelnen Betrieben die Arbeitszeit auch'nur48 und 49 Stunden beträgt, so gab der Durchschnitt von 9 Arbeits-stunden auf den Tag 54 Stunden. Tie Maßnahme der Arbeiterbedeutet also eine Verringerung der Arbeitszeit um 3 Stunden.Den Geschäftsleitern und Eigentümern der Diamantschleifereienwurde der Beschluß mitgeteilt, ohne daß sie Einspruch erhoben. DieLöhne werden davon nicht betroffen. Di« gleiche Herabsetzung wirdam 1. Oktober auch in Amsterdam vorgenommen werden.Letzte Nachrichten*Die bevorstehende Aussperrung.Hamburg, 3. Oktober.(W. T. B.).In der auf heuteabend anberaumten Versammlung der Mitglieder des deut-scheu Metallarbeiterverbandcs, die von über bvsiU Personenbesucht war. erstattete der Bevollmächtigte Otto Franzüber den Gang der Verhandlungen mit den ArbeitgebernBericht. Er teilte mit, daß die Verhandlungen ergebnislosverlaufen seien. Der Vorstand des deutschen Metallarbeiter-Verbandes habe nunmehr beschlossen, die von dem Verbandder Industriellen angedrohte Aussperrung anzunehmen, sodaß jetzt die Aussperrung von 400 vvl) bis 500 000 Arbeiternbevorstehe. Die Versammlung nahm den Beschluß mit leb-haftem Beifall auf und genehmigte einstimmig die von derVerwaltung� vorgeschlagenen Maßnohmen, wie die Aus»schreibung eines Extrabeitrages von einem Tagclohn für allenoch in?lrbeit verbleibenden Mitglieder und Verzicht der vonder Aussperrung Betroffeneu aus jede Unterstützung währendder ersten 14 Tage der Aussperrung. Ferner verzichten dieAngestellten und Beamten des Verbandes auf ein Monats-gehalt._Ein englischer Vizckonsul überfallen.Hamburg, 3. Oktober.(W. T. B.) Der englische BizekonsulOliver wurde heute nachmittag, als er mit einem Neger wegenHöhe der Heuer Auseinandersetzungen hatte, von diesem mit einemHolzhammer überfallen. Er büßte dabei mehrere Zähne ei» underlitt Wunden im Gesicht. Der Täter wurde verhaftet.Raubmord.Pforzheim, 3. Oktober.(B. H.) Im Gasthaus Waldhorn inEutingen wurde heute vormittag eine Spitzenhändlerin, die unterdem Namen Witich aus Luetzenhardt eingetragen war, ermordetaufgefunden. Verdächtig deS Mordes ist ihr eigener Mann oderihr Schwager._Ein Todesurteil.Kiel, 3. Oktober.(W. T. B.) Der Arbeiter Basner, der am8. Dezember 1909 den Tagelöhner Karl Kroegcr ermordet und be-raubt hatte, ist vom Schwurgericht zum Tode und zum dauerndenVerlust der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt worden.123300 M. unterschlagen.-München, 3. Oktober.(B. H.) Der langjährige Kassierer deshiesigen christlich-katholischen BcgräbnisvereinS Buchhändler Bar»tenhausen hat sich zum Schaden der Vereinskasse größere Unter-schlagungen im Betrage von mindestens 129 000 M. zuschuldenkommen lassen, welche auf mehrere Jahre zurückreichen. Das Ver-einsvermögen deS 6000 Mitglieder zählenden Vereins beträgt fast1 Million Mark. Morgen wird eine außerordentliche Mitglieder.Versammlung über die durch die Veruntreuungen geschaffene Lageberaten.Verantw.Redakt.: CarlWermuth, Berlin-Rixdorf. Jnserateverantw.: Uh. Glocke, Berlin. Druck u-Verlag: Vorwärts Buchdr.u.Berlag«anst«U Maul Singer Le Co., Berlin LW. Hierzu 3 Beilagen u.UntrrhaltungSbl,