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BorLeaux d'alierles Telegramm voll d'eN Führer der Republikaner  Castro erhalten hat, welches besagt, daß die Republikaner überall erfolgreich seien. Er erzählte dem Korrespondenten, daß die Polizei heute Nachforschungen bei allen portugiesischen Revolutio- närcn vorgenommen habe, unter anderem bei dem aus dem Attcn- tat aus den König Carlos bekannten Republikaner Rupeiro. Er habe ferner die Nachricht erhalten, daß das brasilianische Kriegs- schiffSao Paulo  " bei seiner Ankunft in Lissabon   von portugie- fischen Kriegsschiffen sofort umschlossen worden sei. Offiziere und Matrosen seien an Bord des Kriegsschiffes gestiegen und hatten gerufen:Hoch die Republik Portugal  !" und die Mgrseillaise ab- gesungen. Diese Nachricht lasse den Zweifel aufkommen, daß die königliche Familie an Bord desSao Paulo  " geflüchtet sei. Auch in einem späteren Telegramm wird angekündigt, daß der König von Portugal   sich an Bord eines aus Gibraltar   eingetroffenen eng- tischen Kriegsschiffes geflüchtet hat. Um 4 Uhr 30 Minuten wurde im hiesigen Ministerium des Aeußeren die Nachricht ausgegeben, daß eine englische Flotte im Hafen von Lissabon   vor Anker liege. Man kenne noch nicht die Absicht der englischen Schiffe, aber da diese mit Apparaten für drahtlos- Tclegraphic versehen sind, so bofft man bald Nachrichten über den Verlauf der revolutionären Bewegung zu erhalten. Gestern Abend sind in aller Eile die KreuzerMinerva" und New Castle" aus Gibraltar   nach Lissabon  abgedanipft. Aus Madrid   wird gemeldet, daß die Nachricht von der portugiesischen Revolution in politischen Kreisen Spaniens   große Beunruhigung hervorruft. Tie spanische Regierung wird die seinerzeit im Februar 1908 anläßlich der Ermordung König Carlos getroffenen Maßregeln ergreifen, um zu verhüten, daß die Revo- lution auf spanisches Gebiet übergreife. Köln  . S. Oktober. DerKölnischen Volkszeitung" wird aus Rom   gemeldet, beim Vatikan sei aus Portugal   die Nachricht ein- gelaufen, daß die Republik   erklärt und der König festgenommen sei. London  , 5. Oktober. Wie die Blätter aus Paris   melden, hat die dortige brasilianische Gesandtschaft die Nachricht erhalten, daß König Manuel sich an Bord des brasilianischen KriegsschiffesSao Paulo  " befinde. Lissabon  , S. Oktober. Das brasilianische KriegsschiffSao Paulo  ", mit dem Hermes da Fonseca, der Präsident von Brasilien  , an Bord, welches gestern um 4 Uhr nachmittags nach Brasilien   in See gehen sollte, ist noch nicht abgefahren, es liegt noch immer auf dem Tejo.(Woraus folgt, daß die Nachricht von der Flucht des Königs auf diesem Schiffe nicht zutreffend sein kann. Red.) Madrid, Oktober. Die Negierung hat über die Er- eignisse in Lissabon   widerspruchsvolle Nachrichten erhalten. . Nach diesen Meldungen hatten zwei Artillerieregimenter ge- meutert, und gegen ein drittes Artillcrieregiment den Kampf eröffnet. Was den König anbetrifft, so hat die Regierung nichts Bestimmtes über ihn erfahren. Verschiedene Meldungen besagen, er befinde sich an Bord eines Kriegsschiffes, andere, er sei auf dem Lande, wieder andere wollen wissen, er befinde sich als Gefangener auf einem Kriegsschiffe. Die revo- lutionäre Bewegung sei vorgestern nach Mitternacht   ausge- brachen. Italien   und Spanien   hätten Kriegsschiffe in die Gewässer von Lissabon   gesandt, sobald sie von den Ereignissen Kenntnis erhalten hätten. Der Kampf dauere an. Berlin  , S. Oktober.(SB. T. B.) Nach einer Meldung aus Lissabon   vom Dienstag nachmittag war bis dahin die Lage unent- schieden. Für die Republik   hatten sich mehrere Regimenter, zwei Kriegsschiffe und die Marinekaserne erklärt, dagegen hielten königstreue Truppen das Zentrum der Hauptstadt besetzt, auch wird der Anmarsch von Provinztruppen auf die Hauptstadt, die für die Regierung fechten wollen, gemeldet. Das Bombardement des Schlosses Necessidades bestätigt sich. Der König und die Königin- Mutter sollen sich aber nicht dort befinden. ES heißt, sie seien an Bord eines Schiffes gegangen. Ausländer scheinen bisher nicht geschädigt zu sein. König Manuel   an Bord eines englischen Schisses. London  , 5. Oktober.  (Spezial-Telcgramm desPreß- Telegraph".) Nach hier eingetroffenen Telegrammen cnt- sprechen zahlreiche Meldungen aus Lissabon   nicht den Tat- fachen. So hat sich der König nicht in Begleitung seiner Mutter und des Gefolges an Bord des brasilianischen KreuzersSao Paulo  " geflüchtet. Er hat vielmehr ein englisches S ch i f f b e st i e g e n, auf dem er nach Groß- britannien zu fahren gedenkt. Auf der Reede von Lissabon  lagert ein vollständiges englisches Geschwader, zu dem die beiden Kreuzer«Newcastle  " undMinerva" bereits gestoßen sind. Madrid  , 5. Oktober.  (Preß-Telegraph). Nach den Meldungen von der portugiesischen Grenze dauern die Kämpfe in Lissabon   noch fort. Die 8900 Bauern, die in der portugiesischen Hauptstadt er- schienen sind, haben sich auf die Seite der Revolutionäre geschlagen und kämpfen gemeinsam mit zwei Regimentern Infanterie gegen die königstrcuen Truppen. Am Schloß tobt der Kampf am heftigsten. Der König und die Königin-Mutter haben mit ihrem Anhang da» Schloß verlassen. Die Flotte fährt fort, die Stadt zu bombardieren. Bordeaux  , 5. Oktober.  (Preß-Telegraph.) Heute nachmittag K Uhr sind die ersten portugiesischen Flüchtlinge mit dem Südexpreß Isicr eingetroffen. Sie schildern die Straßenkämpfe von Lissabon   als furchtbar. Die Zahl der Verwundeten und Toten sei groß. Als sie die Stadt verließen, um ihr Leben in Sicherheit zu bringen, hatten die Kämpfe erst ihren Höhepunkt erreicht. Sieg der Republikaner  . Lissabon  , 5. Oktober. Heute vormittag acht Uhr haben die der Regierung bis dahin treu gebliebenen Truppen, die sich auf dem Dom-Pedro-Platze befanden, mit den Revolutionären gemeinschaft- liche Sache gemacht und sind in ihre Kasernen zurückgekehrt. Die Menge brach in Beifallskundgebungen aus und rief: Es lebe die Republik  . Die Republik   proklamiert. Lissabon  , 5. Oktober. Hier hat sich eine provisorische Regierung gebildet, die wie folgt zusammengesetzt ist: Theo- philo Braga Präsidentschaft» Alsvuso Costa Justiz» Berna- fcino Machado Aeußeres, Brazilio Teiles Finanzen, Antonio Luis Gomes Oeffentlichc Arbeiten, Oberst Barreto 5rneg, Antonio Jose Almeida Inneres, Amaro Azevcdo Gomes Marine. Zivilgouverueur von Lissabon   ist Ruzrbio Leao. Lissabon  , 5. Oktober. Die Volksmenge hat auf den Ge- bänden des Arsenals und auf dem Rathause die republika- «ische Flagge gehißt; die meuternden Kriegsschiffe schössen Salut. Von auswärts kommen keinerlei Nachrichten in die Stadt. Die Aufständischen stürmten alle beflaggten Gebäude, zogen die alte portugiesische Fahne ein und zerrissen sie. Lissabon  , 6. Oktober. Vom Balkon des Rathauses hielt der republikanische Führer Eusebio Leao eine Ansprache, in der er der Würgerwehr die Polizei und die Aufrechterhaltung der Ordnung anvertraute. Schonet, rief der Redner, das öffentliche und private Eigentum, schonet das Leben eines jeden, wer eS auch sei, ich wiederhole, wer es auch sei. Die Republik   ist großmütig und groß- herzig, Eine gewaltige Mpge stimmte ihm stürmW bei. ]Polizeia&foltiti$rou$! Von keinem anderen als Herrn v. Jagow, dem Ber  - llner Polizeipräsidenten, stammt das schöne Wort: Die Straße dient dem Verkehr! So wollte es damals der Polizeiabsolutismus gegenüber friedlichen Straßen- demonstranten, die nur dasselbe Recht für sich beanspruchten, wie es die Bürger jeden modernen Kultur st aates außerhalb der schwarz-weißen Grenzpfähle besitzen, und wie es in P r e u ß e n selbstpatriotische" Demon- stranten auch jederzeit in Anspruch genommen haben. Ja, diese patriotischen Demonstranten wurden sogar zu künftigen Taten aufgemuntert durch das kaiserliche Wort: Mehr Volk will ich sehen! Während der vergangenen Woche aber hatte Herr von Jagow aus dem Gefühle seines Polizeiabsolutismus heraus das Wort:Die Straße dient dem Verkehr!" wieder einmal völlig außer Kraft setzen wollen. Nun sollte auf ein- mal die Straße nicht dem Verkehr dienen, sondern fast eine ganze Woche lang nichts sein, als ein Blachfeld für Raufe- reien zwischen Herrn v. Jagows Polizeimannschaften und demJanhagel". Die friedlichen Passanten sollten einfach von der Straße verschwinden! Personen, die von der Arbeit oder aus ihren Gärten kamen, die irgendeine Per- richtung in dieser Stadtgegend hatten. Personen, die nur einen Brief in den nächsten Briefkasten werfen wollten. Per- sonen, die rasch eine Hebamme zu einer Entbindung herbei- rufen mußten: sie alle und erst recht harmlose Spaziergänger sollten nichts auf der Straße zu suchen haben! Nicht einmal vor den Haustüren oder i n den Haustüren, ja nicht einmal auf Balkonen und an offenen Fenstern sollten die Einwohner sich aufhalten dürfen! Tie Polizei wollte demJanhagel" Schlachten liefern! Sie wollte mit diesem Janhagel allein auf der Straße sein, und sie wollte bei den Straßenkämpfen ganz ohne Zeugen sein! Und da, vom Montag abgesehen, während der ganzen Woche vonJanhagel" auf der Straße kaum etwas zu spüren war, nahm die Polizei einfach das auf der Straße befindliche Volk alsJanhagel" und prügelte mit Gummiknüppeln und Säbeln darauf tos, als handele es sich darum, eine Revolution niederzuschlagen! Daß obendrein durch die sinnlosesten Schießereien, durch ganze Massensalven auf erleuchtete Fenster usw. kein größeres Un- heil angerichtet wurde, ist nur einem glücklichen Zu- fall geschuldet! Mit welch aberwitziger Wut die mit der f i x e n I d e e. es gelte einenAus rühr" niederzuschlagen, behaftete Polizei vorgegangen ist, das haben wir ja an zahllosen Einzelbeispielen vorige Woche dargetan, das bewies ja vor allen Dingen die Tatsache, daß die Polizei nicht nur auch Journalisten mit Prügeln bedroht, sondern ihrer mehr alseinhalbesDutzend auch wirklich brutal ge- schlagen hat! Namentlich die ebenso lächerliche wie empörende Polizeisäbelei gegap die vier ausländischen Journa- listen hat besonders im Auslande das größte Aufsehen er- regt und den bittersten Hohn gegen das unglaublich köpf- lose Vorgehen der Berliner   Polizeiorgane hervorgerufen! Herr v. Jagow selbst allerdings hat das Ungeheuerliche dieses aberwitzigen Ueberfalles noch immer nicht begriffen! Denn eine Protestresolution des Vereins der ausländischen Presse in Berlin   hat er folgendermaßen beantwortet: Ich bestätige crgebenst den beutigen Empfang der Resolution vom 2. d. Mts. Auch ich wünsche, daßkein Mißverständnis" entstehe; daher stelle ich folgendes fest: Es besteht kein besonderes Reporterrecht. Also muß wie jedermann, so auch der Reporter Aufläufen(vergl. 8 116 R.-Str.-G.-B.) und Zusammenrottungen(§ 125) grundsätzlich fernbleiben, wenn anders er nicht min­destens gegen die öffentliche Ordnung verstoßen will. Aber bei den Moabiter   Vorgängen hat es sich ohne wesent- liche Schwierigkeit ermöglicht, daß alle diejenigen Herren Re- portcr, welche sich an die Polizei wandten, in deren Nähe einen Platz angewiesen(I) erhielten, von dem aus sie die Vorgänge verfolgen konnten.(?) Damit standen sie zugleich unter dem Schutze der Polizei; es waren also für sie Unannehmlichkeiten, wie sie Herren, die ihren Platz selbst gewählt hatten, widerfahren sind, von vornherein aus- geschlossen. Voraussichtlich wird sich auch in späteren Fällen(!) das gleiche Verfahren ermöglichen. Dazu ist mir von journalistischer Seite ein Antrag auf Einführung von Ne- portcrlegitimationSabzeichen in Aussicht gestellt worden. Ich selbst lege großen Wert auf die Placierung der Herren Reporter an einen solchen Punkt, von dem aus sie das ganze Verfahren der Polizei sehen können. Denn ob- jektive Berichte auf©rund eigenen Sehens sind das beste Ab- Wehrmittel gegen alle die Tatarennachrichten(!), welche grundsätzlich jedem scharfen Vorgehen der Polizei von inter  - essierter Seite angehängt werden. '(gez.)' Jagotv. Der Berliner   Polizeipräsibent lebt also noch immer in dem ungeheuerlichen Wahne, daß es sich in Moabit   um einenA u f r u h r" und dessen Niederschlagung gehandelt Habel Demgegenüber kann nur mit allem Nachdruck wieder- holt werden, daß vonZusammenrottungen" und einem Aufruhr" gar keine Rede war, sondern, wenigstens mit Ausnahme des einzigen Montag, von einem ganz unmotivierten Polizeiterrorismus, von unglaublichen Angriffen auf harmlose Neu- gierige oder friedliche Straße n'p a s s a n t e n, kurzum nur von einem Aufruhr, den die Polizei selbst erregte! So begreiflich gerade deshalb freilich der Wunsch der Polizei erscheint, sich bei ihren Taten nicht von unparteiischen Elementen kontrolliert zu sehen, so unsinnig ist doch Herrn v. Jagows Behauptung, die verprügelten vier ausländischen oder auch die verhauenen Berliner   Journa- listen hätten sich unbesonnenerweise unterZusammen- rottungen" gemischt! Daß auch unsere bürgerliche Presse, sogar die brave Germania  ", von einemAufruhr" faselt, versteht sich, soweit das Scharfmachergesiiidel in Frage kommt, ja ganz von selbst. Nur daß die liberale undu n» parteiische" Presse sich in den Tagen des Schreckens- regiments der Polizei so unsäglich feige und ehrlos be- nommen hat, verdient immer und immer wieder festgenagelt zu werden! Wenn jetzt dieVoss ische Zeitung" die Zuschrift eines Journalisten veröffentlicht, der selbst in Fällen von Aufruhr für die Zulassung von Journalisten plädiert, die von der Polizei mit einer sofort erkennbaren Legiti- mationskarte auszurüsten seien, so will das sehr wenig heißen. Zumal dieser Journalist der Polizei das Recht zu- gestehen will, unter den Personen, die als Berichterstatter zugelassen werden sollen, die sorgfältigste Au swahl vornehmen zu dürfen!.Unter folKen Umständen käme schließ- Ilich doch nur eine halb-polizeioffiziöse Bericht- erstattung zutage! Nein, die Oesfentlichkeit, und ihre Ber- treterin, die Presse, besitzt unter allen Umständen das Recht der Kontrolle über alle Handlungen, die von irgend- einem behördlichen Organe ausgeübt werden. Nicht aber hat die Polizei ein Recht darauf,' sich zur abso- luten Herrin aufzuspielen, jederzeit im Dienste irgendein-'.'» kapitalistischen Scharfmachers einenAufruhr" zu inszenieren, die Straßen zu sperren und das Volk, das friedlich seinen Geschäften nachgehen will, einfach mit Säbeln oder gar mit Schußwaffen zu attackieren! So sehr ein solch absolutistisches Polizeisystem unseren agrarischen oder industriellen Scharf- machern passen möchte, jeder Bürger, der auch nur einen Funken modernen Empfindens besitzt, muß solche Anmaßungen mit der größten Entschiedenheit zurückweise»! Will der Liberalismus auch in dieser Beziehung die Volks- rechte schnöde preisgeben, so mag er das tun. Das Volk selbst wird ihm dann bei den Wahlen die Ouittung nicht schuldig bleiben. Unglaubliches. D'er Arbeiter' Karl Z o l ch o w kam am Mittwoch, den 28. Sep- tember, abends, von der Brauerei Happoldt, wo er Rohrleger- arbeiten verrichtet hatte, durch die Rostocker Straße, in welcher er w o h n t. Er geriet in einen Haufen Menschen hinein, der von berittenen Schutzleuten die Straße entlang getrieben wurde. Auf der gegenüberliegenden Seite wurde ebenfalls eine größere Anzahl Menschen von Berittenen weitergetrieben. Dort zogen die Berittenen blank und hieben auf die sich ruhig ver- haltenden Menschen ein. Dieser Anblick versetzte Z. so in Erregung, daß er sich dazu hinreißen ließ, Bluthunde zu rufen. Er wurde sofort von zwei Kriminalbeamten gepackt und nun nicht nach der Polizeiwache, sondern nach dem Kohlcnplatz der Firma Kupfer u. Co. geführt und dort den Arbeitswilligen überlassen! Diese schlugen von allen Seiten auf ihn ein, so daß er drei Wunden am Kopfe davontrug. Erst als Z. kaum noch wußte, wo er sich be- fand, erklärte der eine Beamte: Nun hat et genug! Jetzt erst hörten die Arbeitswilligen auf, ihn zu schlagen. Er wurde zu- nächst entlassen, am 30. September aber erneut verhaftet. Dieser Vorfall beweist, wie wenig der famose Herr H i n tz e geschwindelt hat, als er seine Streikbrechergarde gewissermaßen als Hilfstruppe der Polizei ausgab!> Sie VekHancklungen wegen des Kleist- arbeilerltreiks dauern noch an. Die gestern in Hamburg   tagende Werft- arbeiterkonfcreuz nahm den Bericht der Arbeiterdelegierten an den EinignugSverhandlungeu entgegen. Sie be» auftragt« aber die Unterhändler, die Verhandlungen fortzusetzen, da sie die Angebote der Unternehmer nicht als angemessen empfand. Die Verhandlungen mit den Unter- nehmern wurden dann um 8 Uhr fortgesetzt. Heute mittag um 12 Uhr soll beiden Parteien das Resultat dieser weiteren Verhandlungen mitgeteilt werden. Die Werftarbeiter werden danach erneut Stellung nehmen. Um 7 Uhr treten dann die Unterhändler wieder zusammen und es ist zu erwarten, daß diese Verhandlungen zn einer endgültigen Stellungnahme führeu. poUtffcbe Qebcrficbt. Berlin  , den 5. Oktober 1910, Die Konservativen danken! Der nationalliberale Angstruf zu Kassel  :Zurück aus Bülow I" wird von den Konservativen kühl abgelehnt: Die Kreuz-Zeitung  " schreibt heute: In einem Kommentar der Bassernianuschen Delegiertentags- rede gibt auch dieKölnische Zeitung  "(Nr. 1062) ihrer Sehnsucht nach einer Miede raufrichtung des Bülow-Blocks Ausdruck. Aber war denn das überhaupt jenials ein Block? Was man so nannte, war ein Gebilde, daS stets zusammenzufallen drohte, daS ausgesprochenermaßen von den Liberalen nur solange gestützt werden sollte, als er ihnen aus Kosten derKonservativen Partcivorteile brachte. Und nach solchen Vor» teilen wurden die linksstehenden Blockfrcunde mit jedem Zu» aeständnisse der Rechten immer begehrlicher und immer ungeniig- samer. Vassermann hat in Kassel   allerdings erklärt, die National- liberalen seien mit dem Block und während der Blockperiode zu- frieden gewesen. Aber»iese Zufriedenheit muß eine so tief innerlich verborgene gewesen sein, daß kein Meensch, selbst Fürst Bülow   nicht, etwas davon gemerkt hat. Im Block selbst aber wuchs die Gegnerschaft zwischen den Konservativen und den Liberalen. Natürlich I Denn eS war ein politischer Widersinn, von den Kon- servativen zu verlangen, sie sollten statt Kompromißpolitik auf der Grundlage gegenseitiger Zugeständnisse liberale Politik machen. Der Block sollte eben nach den Absichten der Liberalen nur daS Mittel sein, die Gelcvgcbung des Reiches und namentlich auch Preußens mit liberalem Geiste zu durchtränken, richtiger: zu demokratisieren. Dop einem solchen Bestreben, sobald eS erkannt wird, die Konservativen Widerstand leisten müssen, ist klar. Aber auch dazu sollte der Block dienen, diesen Widerstand zu brechen. Und die Regierung sollte dieser Aufgabe sich widmen. Daher auch noch die jetzige nationallibcrale Blockschwärmerei, und daher die Ge- hässigkeit, die wiederum in derKölnischen Zeitung  " gegen die Konservativen, die nun eben konservativ bleiben und nicht zu einen, nationalliberalen Anhängsel werden wollen, zutage tritt." JndeS ist dieKreiiz-Zeitung" durchaus mit einer Sammln ngspolitik einverstanden, bei der auch(was sie zwar nicht ausspricht, was aber selbstverständlich ist) das Zentrum mittut. Damit möglichst der schwarzblaue Block die Mehrheit behält, wenn das aber nicht gelingen sollte, er durch den Zutritt der Nationalliberalen ergänzt werden kann, die man in dieser Gesellschaft unschädlich zu machen gedenkt. Als Bedingungen für solche bürgerlicheSammlungs- Politik von Fall zu Fall bei der Wahltaktik" stellt dieKrenz-Zeitung" auf: Leistung und Gegenleistung undsachliche Agitation" der Nationalliberalen, d. h. Aufgabe ihrer Angriffe auf die Konservativen wegen der Finanzreform. Wann wird gewählt werden? Mehrere bürgerliche Organe befassen sich mit unserer Meldung über den vermutlichen Termin der Reichstagswahlen und sind sehr geneigt, sie für richtig zu halten. So weist ein Blatt darauf hin, daß der Arbeilseifcr des Reichstags in dem kommenden SessionS- Abschnitt kein besonders großer sei» werde. Wenn die Etat» beratung erledigt ist. also Ende März, dann werde es schwierig sein, noch größere Arbeiten zuin Abschluß zu bringen, und schon deshalb. er» scheine eS sehr naheliegend, daß man den Reichstag  dann auflösen werde. Daß die Regiemng mit