buch er, Redner, teNgensmmen und fjade den Dnivag Zubeil mit unterschrieben. Von vielen Genossen sei er in bezug auf Riem gefragt worden, was denn in Dresden für Zustände herrschten. SBerni Riem seine auf dem Parteitag an den Tag gelegte Meinung schon in Dresden vertreten hätte, dann sei es nicht zu verstehen, daß er als Delegierter gewählt wurde. Redner habe erwidert, die Dresdener hätten wohl angenommen, daß Riem der Stimmung der Parteiverjammlung und der angenommenen Resolution Ausdruck verleihen und seine persönliche Meinung zurückstellen würde. Väter- licher hätte kein Referat gehalten werden können als das Bebels. Wenn trotzdem Frank mit der bekannten Erklärung dem Fah den Boden ausgeschlagen habe, so sei es zu verstehen, wenn die Mehr- heit den festen Willen bekundete, Manöver wie nach Nürnberg ein für allemal unmöglich zu machen. In der Diskussion spricht Barthel gegen Riem. Für den be- wußten Disziplinbruch der Badenser wäre das schärfste Vorgehen angebracht gewesen. Auch in Dresden sei es nötig, auf die Führer und Redakteure aufzupassen. Die„Dresdener Volkszeitung" in- formiere ihre Leser in Parteiangelegenheiten vielfach einseitig und ungenügend. Als Beweis führt Redner an, daß die Stellungnahme von Nürnberger Vertrauensleuten gegen Dr. Südekum noch nicht mitgeteilt worden sei und daß eine Notiz der„Leipziger Volks- zeitung" gegen den Gewerkschaftsführer Brey nicht richtig dar- gestellt sei. Die Lust und Liebe zur Arbeit für die Partei werde dadurch nicht gefördert. In ähnlichem Sinne sprechen auch die Genossen Richter, Worbs und Krüger. Dieser meint, Riem hätte die Wahl nicht annehmen sollen, wenn er die Meinung der Dresdener Genossen nicht vcr- treten wollte. Genosse Gradnauer meint, nachdem der Magdeburger Partei- tag über die Budgetfrage entschieden habe, sollten sich auch die Ge- Nossen fügen, die abweichender Meinung sind, und jetzt nicht ohne Zweck den Streit in den Versammlungen fortsetzen. Zu seinem Artikel, der am Tage nach dem Bekanntwerden der Abstimmung in Baden geschrieben wurde, sei zu bemerken, daß er darin die Ter- letzung der Parteidisziplin durchaus getadelt habe, daß er aber zugleich versucht habe, die Beweggründe der Zustimmung zu finden. Dabei habe er vermutet, daß diese Gründe möglicherweise mit dem Nürnberger Beschlutz in Einklang zu bringen seien. Dies habe sich aber nicht bestätigt. Di« Erörterungen auf dem Parteitag hätten gezeigt, daß sich die Badenser selbst auf den Nürnberger Beschluß nicht stützen wollten.— Wenn der Zustand, daß gesonderte Sitzungen abgehalten würden, wie er sich auf dem Magdeburger Parteitag wieder gezeigt habe, bestehen bleibe, dann seien Be- ratungen überflüssig, weil sich die Delegierten schon festgelegt hätten. Das sei bei beiden Seiten zu verurteilen. Die beiden Richtungen, Radikale und Revisionisten, würden allzusehr künstlich konstruiert und übertrieben. Revisionisten in dem Sinne, daß die betresfenden Genossen ein Entgegenkommen an den kapitalistischen Staat und die kapitalistischen Parteien wollten, gebe es in der Partei überhaupt nicht. Wenn die Meinungen gegenseitig mehr respektiert würden, so würde dies für die Partei nur von Nutzen sein. Die erst« Erklärung Franks mußte erbittern, aber in seinen weiteren Erklärungen sei gesagt, daß die Badenser der Nürnberger Resolution nachkommen wollen. DaS hätte genügen sollen. Bei der Wahlrechtsberatung wäre es wünschenswert gewesen, wenn auch aus Sachsen eine Solidaritätserklärung abgegeben worden wäre. In Sachsen müsse der Kampf gegen das Pluraltvahlrecht wieder in den Vordergrund gerückt werden. Sindermann: Das scharfe Vorgehen gegen die Badenser sei nötig gewesen, weil sie bewußt Parteitagsbeschlüsse gcdrochen hätten. ES mußte vorgebeugt werden, daß Parteigenossen nicht wieder auf ein paar verbindliche Worte eines Ministers herein- fallen. In allen Variationen könne man jetzt in der Parteipresse und in Parteiversammlungen das Wort hören: Auf, zum Kampf gegen den gemeinsamen Feind I Dazu sei aber Disziplin am nötigsten. Deshalb sei das Verhalten der Parteitagsmehrhert nur zu begrüßen. Die vorliegende Resolution möchte einstimmig ange- nommen werden, dadurch würde der Fehler des Genossen Riem wieder gut gemacht. Gegenüber der Kritik an den Sondersitzungen sei zu konstatieren, daß auf dem Nürnberger Parteitag die Gruppe um die Monatshefte die gesonderten Sitzungen, ja sogar die Claque besonders gut organisiert hatte. Das Gejammere darüber, daß die AuSfechtung der Meinungsverschiedenheiten der Partei un- gemein schade, sei nicht angebracht. Es habe sich gezeigt, daß die Massen nach Nürnberg einen Sieg nach dem anderen erfochten. Das energische Zugreifen in Magdeburg war nötig. Nun wisse jeder Parteigenosse, das Disziplinlockerung nicht geduldet werde. Keine andere Partei kann sich der Disziplin erfreuen, die in unserer Partei herrscht. Wir sind mit Recht stolz auf den Ausspruch BülowS:„Disziplin Is!" Diese Disziplin hat uns groß gemacht und mutz unter allen Umständen hochgehalten werden. In der ferneren Diskussion verteidigt Genosse Riem nochmals seine Haltung. Er findet Unterstützung durch die Genossen Gott- fried und Reinhardt. Die folgende, vom Kreisvorstand vorge- schlagene Resolution wird darauf angenommen: „Die Parteiversammlung des ö. Kreises ist mit den Beschlüssen des Magdeburger Parteitages voll und ganz einverstanden. Sie erwartet von den Parteigenossen, daß sie diese Beschlüsse in jeder Beziehung respektieren." In Frankfurt a. M. wurde in einer schwach besuchten Parteiversammlung die Debatte über den Parteitag fortgesetzt. An der weiteren Diskussion beteiligten sich noch 9 Genossen, die sämtlich fast nur die Budgctfrage behandelten. Vier Genossen verteidigten entschieden die Beschlüsse des Parteitages zur Budgetfrage! auch der Zubeilschc Zusatzantrag sei notwendig getresen, um volle Klar- heit zu schaffen. Sic erblickten, wie Genosse Wendel unter Zu- stimmung eines Teiles der Versammlung ausführte, in dem Ver- halten der Badenser einen bewußten Vorstoß, die Partei auf andere Bahnen zu lenken. Da hätte energisch geredet werden müssen. Die Budgetbcwilligung sei eine prinzipielle Frage. Wendel meinte aber am Schlüsse seiner Ausführungen, im gegenwärtigen Augenblick hätten wir besseres zu tun, als uns gegenseitig zu be- kämpfen: gegen den äußeren Feind müsse geschlossen Front gemacht werden. Fünf Redner wollen der Budgetabstimmung überhaupt keine so große Bedeutung beigelegt wissen. Die Masse rege sich über die Buogctfrage nicht im geringsten auf. Die Genossen betrachteten die Zustimmung oder Ablehnung des Budgets als eine taktische Frage. Die Budgetbcwilligung in Baden sei ein politischer Schlag gegen das Zentrum gewesen, meinte Genosse Heiden, und als solche verdiene sie eine andere Beurteilung, als man ihr gewöhnlich beilegt. Disziplin sei gut, stebe sie aber guten praktischen Er- fahrungen im Weg«, dann müsse über sie hinweg das Gute er- kämpft werden, weil ja die Disziplin nicht Selbstzweck sein soll. Der Zusatzantrag Zubeil widerspreche dem Parteistatut! Wo sei es sonst Sitte, daß die oberste Instanz zuerst ihr Urteil spricht? Dieser Beschluß würde die Arbeit in den einzelnen Staaten er- schweren und uns zu neuen Konflikten führen. Heiden hofft, daß ein späterer Parteitag den Beschluß wieder aufhebt. Genosse Kremser verurteilte den Disziplinbruch und die Hof- gangcrei, meint aber, daß der Parteitag zur Klärung der Budget- frage nicht viel getan habe. Der Zusahantrag Zubeil sei höchst uberflüssig gewesen, man habe die große Pauke nicht gebraucht, da- durch sei nur den Gegnern Wasser auf die Mühle getrieben worden. Im Schlußwort meinte Genosse Q u a r ck, der Standpunkt Mendels, daß man dem Klossenstaat alles, auch alle reformistischen Verbesserungen, verweigern muß, führ« konsequent �um Antiparla- nientariSmuS und zur Verneinung unserer Reformtatigkeit. Diesen Standpunkt haben wir aber längst aufgegeben, und zwar all-, ohne Unterschied. Er wird auch in der Budgetfrage noch aufgegeben werden müssen, je einflußreicher wir«erden. Die Badener haben wir aufs schärfste getadelt, weil sie das Budget ohne erhebliche Gründe bewilligten und sich durch ihr Bündnis mit den National- liberalen viel zu weit nach rechts führen ließen. Nicht richtig aber ist. daß sie als Parlamentarier ihre badischen Arbeiter verführten. Der Offenburger Parteitag zeigte vielmehr, daß Führer und Massen in Baden leider einig in der Verkennung proletarischer Grundsätze sind, was mit den kleinbürgerlichen Verhältnissen des Landes zusammenhängt. Die kommenden verschärften Kampfs werden auch die Badener belehren und ihre süddeutschen Freunde, namentlich auf sozialem Gebiet. Jetzt heiße es, geeint gegen den gemeinsamen Feind zu marschieren: neuen Kämpfen und neuen Siegen entgegen. Das Ergebnis der Erörterungen war die Annahme fol- gender Resolution: „Die Versammlung erklärt sich mit den Beschlüssen des Magdeburger Parteitages einverstanden. Sie betrachtet es als Selbstverständlichkeit, daß jeder Parteigenosse die dort gefaßten Beschlüsse in vollem Umfange innehält." Ein Steckbrief gegen den Genossen Albert. Ter Erste Staatsanwalt am Breslauer Landgericht hat jetzt gegen Genossen Albert von der„Volksmacht" einen Steckbrief erlassen. Dazu liegt unseres Erachtens kein Grund vor, da Genosse Albert in einem Schreiben an die„Volksmacht" er- klärt hat, daß er nicht die Absicht hat, sich dauernd den Gerichten zu entziehen,'sondern daß er lediglich, um den Qualen einer langen, ihn in der Verteidigung in weiteren IS Prozessen behindernden Untersuchungshaft zu entgehen und um leine durch die Aufregung geschädigte Gesundheit wiederherzustellen, einstweilen sich verborgen hält. Für die Staatsanwaltschaft wird nunmehr hoffentlich der Anlaß zu einer Maßregel gegeben, die sie schon längst hatte treffen müssen, nämlich die noch ausstehenden Prozesse wider Albert zu- sammenzuziehen._ Die drohende Spaltung der tschechischen Partei. DaS Brünner zentralistische Abwehrorgan„P r o l e t a r" be- streitet energisch, daß die geächteten Zcntralisten eine Spaltung der Partei wollten, aber sein eigener Artikel wie ein Flugblatt der Prager zentralistischcn Gewerkschaftskommission zeigen, daß die Spaltung doch bedrohlich nahegerückt ist, die freilich nur die Konsequenz des antisozialistischen Borgehens der offiziellen tcheschi- scheu Sozialdemokratie ist. Die„Wiener Arbeiterzeitung" re- gistriert diese Vorgänge mit Bedauern, stellt immer wieder fest, daß weder die Wiener Zentralgewerkschaflskommission noch die deutsch -österreichische Sozialdemokratie etwa? mit der Spaltungs- bewegung zu tun hat und daß cS nun um so nötiger sei, etwas zur Unlerstützung der von der Gesamtexekutive der österreichischen Sozialdemokratie eingeleiteten neuerlichen EinigungSaltion zu tun. Gerichts- Zeitung. Unberechtigte Bersaminlinlgsanflösung. Der Polnische Wahlvcrein für Charlottcnburg und Um- gegend, der damals etwa 350 Miigiieder zählte, hielt am 24 Januar im Charlottenburger Polköhause seine zlveite Mitgliederversammlung ab. Der Polizeipräsident ließ die Versammlung überwachen. Als die Redner polnisch sprachen, wurde die Versammlung aufgelöst. Die Beschwerde wieS der Berliner Polizeipräsident als Landes-Polizeibehörde ab. Er stenipelte die Versammlung, zu der nur Mitglieder Zutritt hatten, zu einer öffentlichen Versammlung, in der nach dem Vereinsgesetz die deutsche Sprache hätte gebraucht werden müssen. Es wurde, wie so oft, mit dem Begriff des zu losen Vereins operiert, dessen Veranstaltungen als öffentliche gelten müßten. Der Oberpräsident setzte die Entscheidung über die weitere Beschwerde aus bis zur Erledigung eines Straf- Verfahrens gegen die Vorstaudsinitglieder, die sich gegen die Vorschrift des Vercinsgesetzes vergangen haben sollten, wo- nach öffentliche Versammlungen zur Erörterung politischer An- gelegenheitcn angezeigt werden müssen. In diesem Strafverfahren wurden die Angeklagten, wie wir seinerzeit mitteilten, rechtskräftig freigesprochen, weil es sich n i ch t u m eine öffentliche, sondern um eine Mitglieder- Versammlung gehandelt habe. Das Landgericht nahm an, daß die Organisation nicht als zu lose anzusehen sei, weil eine bestimmte moralische Qualifikation für die Auf- nähme erforderlich sei und die Bezirks Vertrauensmänner engere Beziehungen unter den Mitgliedern herbei- geführt würden, deren Zahl(300 bis 400) im Verhältnis zur Menge der Charlottenburger Einwohnerschaft auch keine zu große sei. An dem niedrigen Beitrag von 10 Pf. pro Monat nahm die Strafkammer deshalb keinen Anstoß, weil die Polen , welche in Betracht kämen, meist zu den wenig bemittelten gehörten. Trotz dieses Urteils wies d e r O b e r p r ä si» dent die Beschwerde gegen den Bescheid des Berliner Polizeipräsidenten a b, indem er davon ausging, daß die Versammlung als eine öffentliche behandelt werden müsse. Das Ober-Verwaltungsgericht, bei dem der Vorstand nunmehr klagte, gab gestern der Klage statt, hob die Besch werde bescheide des Polizei- Präsidenten und des Ober Präsidenten auf und erklärte die polizeiliche Ueberwachung und Auflösung der Versammlung für unberechtigt. Wenn auch, so wurde ausgeführt, der Verwaltungsrichter an die Feststellungen des Strafrichtcrs nicht gebunden sei, so sei daS Gericht hier nach Lage der Sache doch auch zu der Annahme gekommen, daß eS sich um eine Mitgliederversammlung und nicht um eine öffentliche Versammlung handelte. Daraus ergebe sich das Urteil. Streikprozesse Wieder war eS die Straßenpokizeiverordnung, die gegen einen Streikposten, den Schmied Fischer, angewandt wurde, der gestern vor der 142. Abteilung des Schöffengerichts Berlin-Mitte stand. Er soll mit anderen auf dem Biirgersteig vor der Werkstatt des Schmiedemeisters Bielefeld , Ackerstr. 147, gestairden und der Aufforderung eines Schutzmanns, sich zu entfernen, nicht Folge gc- leistet haben. Nach den Angaben zweier Schutzleute ist die aus vier bis fünf Personen bestehende Gruppe, zu welcher der Angeklagte gehörte, nach der Aufforderung durch die Beamten immer einige Schritte weiter gegangen und wieder stehen geblieben, um eine Priese zu nehmen. Dabei hat einer zum anderen gesagt, baß eS doch ein ganz besonderer Genuß sei, unter Polizeiaufsicht eine Priese zu nehmen. Diese Bemerkung schien dem Vorsitzenden des Gerichts so bedeutungsvoll, daß er ihre Protokolliening veranlaßt-. Auch die Schutzleute scheinen sich darüber geärgert zu haben. Sie sistierten die Betreffenden, natürlich nicht wegen der Neckerei, die ja nicht strafbar ist, sondern wegen angeblicher Behinderung des Verkehrs, der ja durch Streikposten selbst in menschenleeren Gegen« den immer gehindert ist. Der Verteidiger, Dr. Oskar Lohn, be. antragte Freisprechung, weil der Angeklagte ja nach jeder Auf. forderung weitergegangen sei und es sich hier nur um einen der Fälle handele, wo durch polizeiliche Anordnung das Streikposterl» stehen unmöglich gemacht werden solle.— DaS Gericht erhöhte die polizeiliche festgesetzte Strafe von v M. auf 10 M. ».' Bor einer anderen Abteilung des Schöffengerichts wurde fest- gestellt, daß der Schmied Schüti einem ArbcitStvilligen eine Ohr- feige gegeben hat, ohne auch nur ein Wort dabei zu sagen. Trotz- dem war er nicht nur wegen Körperverletzung, sondern auch wegen Vergehen gegen ß Ivll der Gewerbeordnung angeklagt. Der AmtS- amvalt wollte die Tat des Angeklagten mit sechs Wochen Gefängnis gesühnt wissen.— Rechtsanwalt Dr. Oskar Cohn vertrat der. Standpunkt, daß hier kein Zusammenhang mit ß 1K3 vorliege. Im übrigen dürfe man eine Ohrfeige, weil sie ein Arbeitswilliger er- halten hat, nicht anders beurteilen, als wenn sie bei irgend einer anderen Gelegenheit verabfolgt worden wäre.— Das Gericht er- klärte es für zweifellos, daß die Ohrfeige den Arbeitswilligen zur Teilnahme am Streik bewegen sollte. Ein Vergehen gegen ß 1S3 liege vor. Aber— sagte der Vorsitzende — der Angellagte habe das Glück gehabt, daß er auch wegen Körperverletzung angeklagt worden sei. Nach der herrschenden Rechtsprechung müßten die Strafbestimmungen über Körperverletzung angewandt werden und deshalb könne auf Geldstrafe erkannt werden. Da der Fall milde liege, so erschien eine Strafe von 39 Mark als ausreichend. Ein Gericht fügt sich dem Wunsch der Verwaltung. Gestern stand vor der 7. Strafkammer des Landgerichts 1 Termin an gegen Rünenapp, den verantwortlichen Redakteur der anarchistische» Wochenschrift„Der freie Arbeiter". Er ist ange» klagt, durch Schilderung von Zuständen im Polizeigefängnis einer westfälischen Stadt die dortige Polizeiverwaltung beleidigt zu haben. Der Wahrheitsbeweis sollte erbracht werden durch Ver. nehmung eines Zeugen, der als lästiger Ausländer von der Polizei ausgewiesen ist und jetzt in Holland wohnt. Der Zeuge war nicht zur Stelle, lieber die Ursache seines Nichterscheinens machte der Verteidiger, Rechtsanwalt Dr. Halpert, folgende Ausführungen: Im vorigen Termin, der in dieser Sache im Mai stattfand, ver. wies der Vorsitzmde auf die Umständlichkeiten, welche mit einer kommissarischen Vernehmung im Auslande verbunden sind. Der Verteidiger erbot sich, den Zeugen dem Gericht zu stellen, falls ihm zu diesem Zweck freie? Geleit gewährt würde. Der Staatsanwalt sagte zu, sich für die Gewährung des freien Geleits zu verwenden. Das Gericht— allerdings ohne daß ein Beschluß gefaßt wurde--- der Staatsanwalt und der Verteidiger waren darin einig, daß der Zeuge im nächsten Termin bor der Strafkammer erscheinen solle. Da die Staatsanwaltschaft nicht kompetent ist, die Aufenthalts. erlaubnis für den Ausgewiesenen zu erteilen, so ersuchte sie den Verteidiger, einen dahingehenden Antrag beim Polizeipräsidenten von Berlin zu stellen und bemerkte, die Staatsanwaltschaft werde die Sache vorbereiten, das heißt also, sich für die Erteilung der Aufenthaltserlaubnis des Zeugen in Berlin verwenden» Das Polizeipräiidium beantwortet« den Antrag des Verteidigers dahin, es erhebe gegen den Aufenthalt des Zeugen in Berlin keinen Ein- spruch, sofern sich derselbe nach seiner Ankunft bei der Polizei melde und gleich nach dem Termin Berlin wieder verlasse. Aber das Polizeipräsidium sei für die Erteilung einer Aufenthalts» erlaubnis nicht zuständig, diese müsse bei der Regierung zu Münster » welche die Ausweisung verfügt hat, gestellt werden. Der Verteidiger wandte sich dann an den Regierungspräsidenten in Münster . Dieser antwortete, er sei nicht in der Lage, das Er» scheinen des Zeugen in Berlin zu gestatten, da keine ausreichenden Garantien dafür vorhanden wären, daß er nach dem Termin wieder über die Grenze zurückkehre. Ter Regierungspräsident erklarte sich aber bereit, zu gestatten, daß der Zeuge beim Amts» geeicht in ArhauS vernommen wird, falls er sich vorher bei der dortigen Polizei melde und sich verpflichte, nach dem Termin zurückzukehren. Der Verteidiger bezeichnete es als einen Eingriff in die Kam» petenz des Gerichts, wenn der Regierungspräsident verfügt, der Zeuge soll nicht vor dem Berliner Gericht erscheinen, sondern in ArhauS vernommen werden.— Der Vorsitzende, Landgerichts- direktor Splettstöstcr, berief sich darauf, daß das Gericht leinen Beschluß über die Vernehmung des Zeugen in Berlin gefaßt habe. Es handele sich nur um ein Entgegenkommen gcg'n die Verteidi- gung.— RechtSanivalt Holpert antwortete: Von einein Entgegen» kommen an die Verteidigung könne keine Rede sein, wenn der Verteidiger sich erbietet, einen Zeugen, der zur Führung deS Wahrheitsbeweises notwendig ist, dem Gericht zu st'llen.— Nun aber kam daS Gericht der Polizei entgegen, es beschloß, den Zeugen beim Amtsgericht in ArhauS vernehmen zu lassen, wie es der Re» gierungSpräsident in Münster verlangt hatte. Das Märchen einer llnabhängigkeit der Gerichte von der Ver» waltung erhält auch durch diesen Prozeß eine nette Beleuchtung. BIns aller Melt. Ein Gardeoberst als Testamentsfälscher. In den sogenannten besten Kreisen Petersburgs erregt die Verhaftung eines hohen Hofbeamten ungeheueres Aufsehen. Der Stall in ei si er des kaiserlichen Hofes und frühere Gardeoberst Wouljarljarski ist wegen Teilnahme an der T e st a m e n t S f ä l s ch n n g in der MillionenerbschaftS» affäre des Fürsten O g i n s k i festgenommen worden. Schon vor einigen Monate» wurde sein Sohn. der Gardehan prmann WonljarljarSki als Fälscher des Oginskiicken Testaments verhaftet; auch zahlreiche andere Persönlichkeiten waren dabei beteiligt. Bevor der Stallmeister Wvnljarljarski abgeführt wurde, war eine acht« stiindige Haussuchung bei ihm abgeholten worden, die er« drückendes Beweis Material gegen ihn lieferte. Ter Verhaftete bat, gegen eine Kaution von 200 000 M. und Bürgschaft hochgestellter Persönlichkeiten auf freiem Fasse belassen zu werden. der Untersuchungsrichter ging jedoch nicht darauf ein. Aus tanscnd Meter Höhe abgestürzt. Der russische Aviatiker Hauptmann M a z i e w i t s ch unternahm am Freitagnachmittag in Petersburg mit einem Farman Apparat einen Aufstieg, den er zunächst sehr gut durchführte. In etwa 1000 Meter Höhe zerbrach aber aus einem unbekannten Grunde der Apparat. Der Aviatiker stürzte ab und mar sofort tot. Der König der Bohöme im Irrenhaus. Am Mittwochabend kam der Kabarettist Danny Gürtler nach Si. Goarshausen. Während der Nacht zog er mit seiner Trompete durch die Strassen und richtete an da§ an? dem Schlafe geschreckte Publikum„G r ü ss e v o n H e i n e" aus. Heute früh stellte er sich, wie uuS ein Privattelegramm meldet, anscheinend in einem Anfall von Geisteskrankheit auf dem Marktplatz des Stadt» chenS und entkleidete sich mitten ans der Strasse in Gegen- wart zahlreicher Zuschauer. Die Polizei verhaftete ihn. ohne daß er Widerstand leistete, und brachte ihn in die Irrenanstalt Alt« bürg._ Jugendveraustaltunge«. Kreie Jngendorganlsarion Tegel und Umgegend. Heule, Gönn- abend, den 8. Oktober, abends 8 Uhr, swdet unsere Versammlung in Borflg- walde im Lokal des Herrn Zühleke statt. Sonntag, den S., Sviclpartie nach Saatwinkel. Abmarsch um 1li2 Uhr vom BabnhosSPlatz. Die Ein» wcihung des Jugendheim» ersolgt erst am Sonntag, den l6. Oktober, nach- mittags 2 Uhr. Sonnabend, den 22. Oktober, stndst im Etablissement von Trapp unser zweites Stijtuilgisest statt. BillettS dazu sind bei den BezirkS- sührern und beim Kassierer zu haben. Treptow . Die Freie Jugendorganisation hält am Sonntag, den 9. Oktober, nachmittags'/,4 Uhr, bei Wanzlik, Am Treptower Park 27 (neben Ludwigs„Viktorigarlen") eine össentliche Versammlung ab. Kollege Paul Schiller- Charlottcnburg referiert über da» Thema .Unser die Jugend trotz alledem I" Zu dieser Versammlung ist jedermann, neben der erwachsenen Arbeiterschast besonders die(chulentlassenen Söhne und Töchter eingeladen.
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