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ist dabei, daß der Verleger derartige Bestellungen zuläßt. Bisher mußten Zeitungen, die man für den ersten und zweiten Monat des Vierteljahrs beziehen wollte, für die beiden einzelnen Monate bestellen. Dies ist nicht mehr not- wendig. Gleichzeitig hat das Reichspostamt den Postanstalten eine ordnungsmäßige Behandlung der Zeitungssäcke des Post- zeitungSamts zur Pflicht gemacht. Beim Oeffnen der Säcke ist nur die Schleife des Bindfadens zu öffnen, der zum Zu- binden benutzt wird. Mit den Säcken sind hölzerne Sack- schilder durch eine besondere Schnur vereinigt. Diese Schilder dürfen von den Säcken nicht abgeschnitten und nicht zurück- behalten werden. Die leeren Zeitungssäcke nebst den Sack- schildern sollen von den Postanstalten ohne Verzug an das Postzeitungsamt zurückgeschickt werden. Allen anderen Dienst- stellen ist eine Mitbenutzung der Säcke und der Sackschilder des Postzeitungsamts ausdrücklich verboten. Durchgefallen. Um den Posten eines Oberbürgermeisters in Magdebilrg hatte sich u. a. auch der Berliner Stadt- kämmerer Dr. Steiniger beworben. Die Stadtverordneten- versamnllung hat aber den Magdeburger Bürgermeister zum Oberbürgermeister gewählt. Es war also nichts! Eine Haussuchung hat am Donnerstag in den Druckerei- räumen der Firma Witzel stattgefunden. Gesucht wurde nach einem Manuskript zu zwei Artikeln:Von Gottes Gnaden" die in dem in dieser Druckerei hergestellten Wiesenthalschen Deutschen Metallarbeiter" enthalten waren und die eine Majestätsbeleidigung enthalten sollen. Auf Veranlassung des Redakteurs, der sich als Verfasser bezeichnete, wurde der noch vorhandene Teil des Manuskripts den Beamten aus- gchändlgt. Die Haussuchung wurde von dem Kriminalwacht- mcister Diener geleitet, der in diesen Druckereiräumen Bescheid weiß und gelvissermaßen dafür Dezernent ist. Schon im Jahre 1893 und im Jahre 1895 leitete Wachtmeister Diener hier die Haussuchung nach Liederbüchern. Gehaussucht wurde auch in der Redaktion desDeutschen Metallarbeiter" und es wurden eine Anzahl Exemplare mit den inkriminierten Artikeln beschlagnahmt. Gültige Polizeiverorbnung. Nachdem Berlin durch Ortsstatut eine städtische Vernichtungsanstalt für gefallene Tiere errichtet hatte, wurde durch Polizeiverordnung vom 21. Mai 1908 bestimmt, daß das Fortschaffen der auf den Straßen Berlins gefallenen und verendeten Tiere auf dem städtischen Transportwagen zum Zwecke der Vernichtung in der städtischen Vernichtungsanstalt zu erwlgen habe. Der Abdecker Zettritz aus Britz hatte die Vorschrift dadurch übertreten, daß er ein in Berlin gefallenes Pferd auf seinem Wagen nach der Abdeckerei geschafft hatte. Das Landgericht ver- urteilte ihn zu einer Geldstrafe und das Kammergericht Vertvarf feine Revision mit folgender Begründung: Sine Verletzung der Gewerbefreiheit im Sinne des Z 1 der Gewerbeordnung werde durch die Polizeiverordnung nicht herbeigeführt. Der Z 1 der Ge­werbeordnung beseitige nur die Schranken, welche der Zulassung zum Gewerbebetriebe entgegenstanden. Er hindere aber nicht den Erlas; von Polizeiverordnungen, die die Ausübung des Gewerbes im Interesse des öffentlichen Wohles berührten. Es könne bei der iulturelle» EntWickelung unserer Zeit vorkommen, daß Vorkehrun- gen getroffen werden müßten, die den Verdienst der Gewerbe- treibenden schmälerten. Nachdem die Stadt eine eigene Abdeckerei eingerichtet hatte, habe jene Polizeiverordnung im Interesse des öffentlichen Verkehrs erlassen werden können. Der Einwand, daß sie ungültig sei, wäre danach zu verwerfen. Franz-Josef-Platz. Der Magistrat beschloß vorbehaltlich der Zustimmung der Stadtverordnetenversammlung dem»Platz am Opernhause" den Namen»Franz-Joses-Platz" zu geben. Verletzung von Formvorschriften. Das Kammergericht erklärte verschiedene Polizeiverordnungen im Regierungsbezirk Düsseldorf für ungültig, weil sie entgegen den Formvorschriflen des RegierungS- Präsidenten nicht am. sondern im Rathaus ausgehängt waren. Won der Bcachtimg der Vorschrift, daß der Aushang am Rathaus zu erfolgen habe, sei die Gültigkeit dieser Ortspolizeiverordnungen abhängig. Diese Entscheidung ist auch von Bedeutung für den Regierungs- bezirk Potsdam , wo jetzt die unteren Instanzen verschiedene Polizei- Verordnungen für ungültig erklärt haben, weil der gleiche Form- Verstoß begangen worden war._ Endlich neue Lesebücher. Mit Beginn deS neuen Winterhalbjahres werden endlich neue Lesebücher für unsere Volksschulen eingeführt, und zwar für den inv-Bezirk das Nikolaische Lesebuch, für den NO-Bezirk daS von Berthold u. Reinicke. bearbeitet von Janke, und für den Südbczirk das Lesebuch von Engelin u. Fechner. Neuanschaffungen haben jedoch zunächst nur in den 7dl-, bdl- und 3dl-Klassen zu erfolgen. Der Beschluß der Neueinführung bedarf allerdings noch der Ge- nehmigung durch da? Provinzialfchulkollegium, die Schuldeputation hat aber Ursache anzunehmen. daß dem Antrage entsprochen werden wird. Die Neueinführung anderer Lesebücher stellt einen schon lange recht fühlbaren und oft genügten Mangel ab. der darin bestand, daß der Inhalt der alten Lesebücher nicht dem für Berlin geltenden Grundlehrplane entsprach. ES ist zu hoffen, daß die neuen Lesebücher auch brauchbar sein werden, wenn der jetzt geltende Grundlehrplan einer Revision, die ihm sehr nottut. unterzogen sein wird. Zu den drei oben genannten Schulbücherbezirken gehören folgende Schnlkreise: Zum dkW -Bezirk die Schulkrcise 1, 2, 11, 12, 13, zum NO-Bezirk die Schulkreise 7, 8, 9, 10 und zum L-Bezirk die Schulkreise 3, 4. 5, ti. Die Einteilung in Schulbücherbezirke erfolgte mit Geltung vom 1. April 191V ab. um Einheitlichkeit in den Schulbüchern zu erzielen, ohne einem bestimmten Buche ein alleiniges Monopol einzuräumen. Für die Eltern, die mehrere schulpflichtige Kinder haben, bedeutet U» Sinführung neuer Lesebücher eine nicht unerhebliche Belastung, per nur avgeholsen werden kann, wenn die Stadt Berlin sich endlich ««schließen würde, die Lehrmittel unentgeltlich herzugeben. Ein neuer OmnibuStyp. Omnibusse nach englischem Muster hat die Allgemeine Berliner Omnibusgesellschaft seit einigen Tagen ein- geführt. Die neuen Wagen verkehren probeweise aus zwei Linien. Sie sind ähnlich wie die neuen Autobusse hell gestrichen und haben in der Bauart dieselbe Form, wie sie in den Straßen Londons zu sehen sind. Die Decksitze sind quer hergerichtet, wodurch eine bessere Ausnutzung des Platze« erreicht wird. Ein schwerer Bauunfall ereignete sich Donnerstag nachmittag auf dem Grundstück Ecke Stargarder- und Senefelderstraße. Hier wird gegenwärtig ein Neubmi errichtet, der bis zur Höhe des vierten Stockwerkes gediehen ist. Auf dem Bau war auch der 39jährige Arbeiter Arnold Müller aus der Schönhauser Allee be- scheiftigtz der gegen 2 Uhr nachmittags an der Außenfront des Ge- bäudcs in der Höhe der vierten Etage tätig war. Als er von einem Kollegen angerufen wurde und sich umlvandte, trat er auf dem Laufbrett fehl und stürtzte kopfüber in die Tiefe, wo er blut- überströmt und besinnungslos liegen blieb. Auf der Unfallstation in der Gaudystraße, wo>:r Verunglückte die erste Hilfe erhielt, wurden schwere innere und äußere Verletzungen festgestellt. In hoffnungslosem Zustande wurde der Arbeiter in das Krankenhaus FriedrichShain eingeliefert. Bon einem Eifenbahnzuge überfahren und getötet wurde auf btt Strecke zwischen Wilhelmshagen und Erkner ei» Anfasse der Heilanstalt Neu-Rahnsdorf. Es handelt sich um den 26jährigen Arbeiter August Schallhorn aus Schulitz, der an epileptischen An- fällen litt und dieses Leidens wegen seit mehreren Monaten in der erwähnten Anstalt untergebracht war. Sch. hatte sich bor- gestern abend aus Neu-Rahnsdorf heimlich entfernt und wurde gestern früh in der Nähe der Station W-ilhelmshagen auf dem Bahnkörper als Leiche vorgefunden. Er ist von einem Vorortzuge überfahren worden und entsetzlich verstümmelt; Kopf und Anne waren dem Unglücklichen vom Rumpfe getrennt worden. Ob Schallhorn in der Dunkelheit auf die Bahnglcise geraten und der- unglückt ist, oder ob Selbstmord vorliegt, konnte nicht festgestellt werden. Die Annahme, daß der Arbeiter freiwillig aus dem Leben geschieden ist, ist nicht von der Hand zu weisen, da er vor- gestern nachmittag mit seiner Braut, die ihn besucht hatte, in einen heftigen Streit geraten war und sich seitdem in einer hochgradigen Aufregung befand. Selbstmordversuch, nicht Ruubanfall. Der seltsame Vorgang am Humboldthafen. über den wir berichteten, hat jetzt leine Aufklärung gefunden. Der Kaufmann Wertheimer hat zugegeben, daß er seine Erzählung von dem Raubanfall erdichtet habe. Er habe sich, so sagte er, in gedrückter Gemütsstimmung befunden und in diesem Zustande den Selbstmordversuch verübt. Später habe er sich geniert, dielen zuzugeben, und daher den Ranbanfall erdacht. Das sofort aufgetauchte Mißtrauen war also auch in diesem Fall, wie schon in so vielen ähnlichen, berechtigt gewesen. Ein unglücklicher Ausgang eines Streikes. Wegen Totschlags verhastet wurde ein Tischler Thiele, der in der Kistensabrik von Gramsch in der Dresdener Straße 97 beschäftigt war. Thiele ar- beirete vorgestern mit einem Bruder des Fabrikbesitzers iu der Kellerwerkstatt am dritten Hof. In einem«weit, der aus einem Wortwechsel wegen einer Maschine entstand, bewarfen sich die beiden gegenfeitig mit Brettern. Hierbei wurde Gramsch am Kopfe ge- troffen, aber scheinbar nicht schwer verletzt. Nachdem er jedoch ein Weilchen weiter gearbeitet hatte, wurde ihm so schlecht, daß er nach dem Krankenhause Bethanien gebracht werde» mußte. Dort starb er. Thiele wurde daraufhin verhastet und nachdem er den Borfall zugegeben hatte, wegen Totschlags dem Untersuchungsrichter vor- geführt. Das Opfer einer Gasvergiftung ist der Kaufmann Michaelis ge- worden. M., der in der Friedrichstraße ein Geschäft inne hatte. mietete vorgestern in der Wilhelmstraße 93 in einem Pensionat ein Zimmer. Nachts kehrte er in etwas angeheitertem Zustande zurück und als er gestern kein Lebenszeichen von sich gab. sah sich die PensionSinhaverin veranlaßt, die von innen verschlossene Tür öffnen zu lassen. M. fand man tot im Bett auf. Am Kronleuchter war ein Gashahn geöffnet. Ob M. dies nun in der Trunkenheit aus Verseben getan oder ob er in selbstmörderischer Absicht gehandelt hat, konnte nicht aufgeklärt werden. Die Leiche wurde von der Polizei beschlagnahmt und nach dem Schauhaus gebracht. Jugend-FortschrittskursuS. Dieser Kursus, unter Leitung deS Genossen G r u n w a l d. der ursprünglich Sonntag, den 9. d. M., fortgesetzt werden sollte, muß noch besonderer Umstände halber auf nächsten Sonntag, den 16., vormittags ll'/z Uhr, verschoben werden. DaS neue Programm des PassagetheaterS bringt mehrere Nnmment, die durch ihre Neuheit wie Eigenartigkeit auch verwöhnten Geschmack befriedigen. An erster Stelle find die Jungfrauen v o n S a i S, die drei Schatten, zu nennen. Gegen den grünen. weißen, blauen oder roten Horizont heben sich die wunderbaren Schattenfiguren dreier Frauenkörper in vollkommen plastlicher Weise ab und machen durch ihre rhythmischen Bewegungen einen wirklich künstlerischen Eindruck. Aus dem Gebiete der Akrobatik und der verwandten Künste produziert sich die Karl Eugen -Truppe mit geradezu halsbrecherischen Kunststücken. Als gute Bekannte stellt fich die dänische Sängerin 01)08 mit neuen Bortragsstücken vor und die gleichfalls nicht unbekannte Brettl- sängerin Claire Waldoff bringt neben ihren alten Beenelen-Origmal- couplet neue Schlager. Die Konsnmgcnosscnschast Berlin und Umgegend hatte im September einen Umsatz von 397 793,21 M. gegen 261 705,18 M.. das sind 136 033,83 mehr. In dem ersten Vierteljahr 1910(Jnli September) belief sich der Umsatz auf 1 107 637,67 M., gegen den- selben Zeitraum des Vorjahres ein Mehr von 352 916.68 M. Im Jahre 1997/08 hatte die Konl'umgenosienschast einen Gesamijahres- umsatz aon 1 101 457,38 M. Der Ouartalsumsatz ist also in diesem Jahre bereits größer als der Jahresumsatz der Konsnmgenossenschaft vor zwei Jahren. In diesem Jahre hat die Genoffenschaft bereits über 150 Waggon? ringfreie Kohlen abgefahren. Von den HauS« anteilen sind zurzeit bereits etwa 405 000 M. abgesetzt. Der Ge« nossenschoftSrat hat schon wieder zwei Serien a 100 000 M. be- schloffen, so daß 700000 M. im ganzen aufzubringen sind, also jetzt noch 295 000 M._ Vorort- Nadmcbtcih Charlottenbnrg. In der Mitgliederversammlung des Wahlvereins erstattete Genosse Zubeil den Bericht vom Internationalen Kongreß in Kopenhagen . Redner betonte die unbedingte Notwendigkeit inter» nationaler Kongresse für das Proletariat, bemängelte aber die un- genügende Vorbereitung derselben. Es müßten Vorkongresse statt- finden, damit die Tagesordnung bezw. die Resolutionen ordentlich durchberaten werden. Notwendig sei auch eine Herabsetzung der tihl der Delegierten. Zu beklagen sei, daß sich die finanzielle olidarität in England, Amerika usw. gelegentlich des schwedischen Kampfes so wenig betätigt hat, zumal gerade diese Länder sehr starke gewerkschaftliche Organisationen haben. Die Genossenschafts- bewegung werde durch die Verhandlungen auf dem Kongreß eine bedeutende Förderung erfahren. Es sei moralische PfliH der Parteigenossen, den Genossenschaften beizutreten, damit diese ge- stärkt und so ein weiteres Mittel im Kampfe für die Befreiung der Arbeiterklasse werden. Sodann erfolgte der Bericht vom Magdeburger Parteitag, in den sich die Genossen Milk und Stieffenhofer teilten. Die Erwartung der Gegner, daß es in Magdeburg zu einem Skandal kommen würde, sei zuschanden geworden. Daß die Be- willigung des Budgets ein Disziplinbruch bezw. Verstoß gegen einen ParteitagSbcschluß ist, haben selbst Parteigenossen, die alles andere als Radikale sind, anerkannt. Von jedem Mitgliede der Partei erwarte man strengste Jnnehaltung der Beschlüsse, folglich können auch führende Genossen keine Ausnahme für sich in An- spruch nehmen. ES sei ja nicht zu verkennen, daß die badische LondtagSfraktion einige Vorteile errungen; diese rechtfertigen aber noch lange nicht die Bewilligung des Budgets, was selbst die Badenser durch die zuerst beschlösse, ie Ablehnung bekundeten. Es habe der Mehrheit ferngelegen, die badischen Genossen in ent- würdigender Weise aufs Knie zu zwingen, aber eine derartige politische Organisation wie die unsere, braucht Disziplin und Unterordnung unter Mehrheitsbeschlüsse, und deshalb sei die An- nähme der Resolution zur Budgetfrage zu begrüßen. Der Schnaps- boykott müsse noch vielmehr als bisher propagiert werden. Die Anträge des Kreises betreffend Herausgabe einer Modezeitung und eines MontagSblatteS sind dem Parteivorstand zur Berück- sichtigung überwiesen. In der darauffolgenden Diskussion unterstrich der Genosse Zubeil die Ausführungen der Referenten unter lebhaftem Bei- fall der Versammlung. Dr. Borchardt meinte, in Groß-Bcrlin und Charlotienburg sei eigentlich nicht der geeignete Boden, eine von der Mehrheit des Parteitages abweichende Meinung zu vertreten, dos beweise schon der den- Vorrednern gespendete Beifall. Die Erklärung Franks sei durchaus loyal; man könne heute noch nicht wissen, wie mgg fickj jn Zukunft zu politische» Fragen stellen wird. Der An» trag Zubeil sei überflüssig. Wolle man den Ausschluß von Partei- genossen, und das besagt der Antrag, dann genüge schon das Partei. statut. Man kann wohl 100 Parteigenossen, welche man ausschließt, verschmerzen, aber von den Genossen gewählte Führer ausschließen, käme einer Spaltung der Partei gleich. Der in Magdeburg ge- faßte Beschlutz sei ein trauriger, schlimmer Beschluß, da er das Schreckgespenst der Zersplitterung an die Wand malt. Z i e t s ch widerspricht den Ausführungen BorchardtS. Es handelt sich nicht darum, sind die Gründe für die Budgetbewilligung ausreichend, sondern liegt ein Verstoß gegen einen Parteitags- beschluß vor? Daß letzteres der Fall ist, haben auch süddeutsche Genossen bestätigt. Parteitagsbeschlüsse gelten nicht nur für die Mehrheit, sondern auch für eine gewisse Minderheit. Für die Re- solution haben nicht nur allein Radikale, sondern auch als re- visionistisch bezeichnete Genossen gestimmt. Zietsch erklärte, daß er an den Abstimmungen nicht teilgenommen habe, da er einer Sitzung der Justizkommission des Reichstages beiwohnen mußte, daß er aber, wenn er anwesend gewesen wäre, nicht nur für die Vorstandsresolutiom sondern auch für den Antrag Zubeil gestimmt hätte. Ein Antrag des Genossen Richter, die weitere Diskussion in einer in nächster Woche einzuberufenden Versammlung stattfinden zu lassen, wurde angenommen. Zum 4. Punkt der Tagesordnung, Stadtverordneten- Wahl, wurde beschlossen, die Aufstellung des Kandidaten für den 1. Bezirk noch auszusetzen, in den 5. Bezirk aber den Genossen Otto Ewald als Kandidaten aufzustellen. Als Revisoren wurden dann noch die Genoffen Dr. Suß< mann und G e h r i n g gewählt. Steglitz . Mit dem Tode geküßt hat ein ArbeitShursche eine lmdorsichiig» Handlungsweise. Der 17jährige Alfred Ernicke, Miqnelstr. 4, hatte bei dem Straßenbau in der Birkbuschstraßc in Steglitz mit- gearbeitet. Nach Feierabend wollte er seinen Arbeitskollegen zeigen, daß er gut springen könne. Er sprang auf die die Schienen enilalig» laufende belndene Kipplore, wobei daS schwere eiserne Ge- st e l l u m st ü r z t e. E. fiel zu Boden und der Wagen schlug auf f e i n e B r u st. Er erlitt so schwere innere Verletzungen und Zer- reißnngen, daß er bald nach seiner Einlieferung ins Krankenhaus st a r b. Pankow . Weil ihm die Möbel cinkehalten worden waren, hat der drei» unddreißigjährige Handlungsgehilfe Erich Wandersleben, Görsch- straße 3 Selbstmord verübt. W. war längere Zeit stellungS- los gewesen und er hatte infolgedessen große Not zu leiden. Er konnte auch keine Miete zahlen und der Wirt beschlagnahmte nun die Möbel. W. wußte keinen Ausweg mehr aus seiner mißlichen Lage; er zog es vor, aus dem Leben zu scheiden und erhängte fich in einer Laube an der Florastraße. Stieder-Schönhausen-Nordend. Den Bericht über den Magdeburger Parteitag gab in der letzten Monatsversammlung des WohlvereinS die Genossin Arendsee » Tegel . Dem mit Beifall aufgenommenen Vortrage folgte eine lebhafte Diskussion, in der die Frage der Budgetbewilligung vor» herrschte. Für die Vudgetbewilligung erhob sich keine Stimme. Die Versammelten faßten ihre Meinung dahin zusammen, daß sie sich die Resolution der Generalversammlung von Niederbarnim zu eigen machten. ES folgten Berichte des Genossen Schelle von der KreiS-Generalveriammlung, des Genossen H i e g e von der Kreiskonferenz und deS Genossen Beyer von der ZeitungS» kommiision. Neu ausgenommen wurden neun Genossen nnd eine Genossin. Zugezogen find zwei und gestrichen wurden zwei Genossen. Spandau . Ja der Gegend der Mokardschen LichtfaVrkk läuft neben der Spree noch ein sogenannter toter Arm derselben. Jn diesen werden wahrscheinlich die Abgänge der Lichtfabrik eingelassen, denn der Gestank, der dem Wasser entströmt, ist gräßlich. Zweifellos lassen sich Vorkehrungen treffen, daß solche pestialischen Gerüche ver- mieden werden. Es wäre wirklich erwünscht, wenn sich die AusfichtS- behörde einmal die Geschichte dort ansehen würde. Auch inner- halb der Fabrik läßt die Reinlichkeit alles zu wünschen übrig. Tag- aus tagein müssen die Arbeiter in der unsauberen Bude sronden und die entsetzlichsten Dünste einatmen, während der Besitzer der Fabrik permanent in Nizza weilt und sich dort die Erträgnisse deS Fleißes seiner Arbeitsbienen gut bekommen läßt. Seine Arbeiter dagegen erhalten nicht den geringsten Urlaub, müsien sogar auch SountagS noch schütten. Die Fabrik ist eine Domäne der Hirsch- Dunckerschen Gewerkvereinler. Arbeiter der freien Gewerkschaften werdey nicht geduldet. DaS hat auch seinen guten Grund, denn die freiorganisiertcn Arbeiter würden sich solche Verhältniffe nicht lange gefallen lassen. Als vor einiger Zeit ein Arbeiter, der 25 Jahre dort beschäftigt ist, den Meister Korten auf sein dem» nächstiges Jubiläum ausmerlsam machte, wohl in der Absicht, eine kleine Extravergütung zu erlangen, erwiderte ihm der Meister: Na, sind Sie man zufrieden, daß der Alte Sie so lange beschäftigt hat." Vielleicht wird auch noch mal von den freien Gewerkschaften Bresche in diesen Hirsch-Dunckerichen Musterbetrieb gelegt, eher werden die Verhältnisse wohl keine Verbesserung erfahren. Hiis aller Melt. Kleine Notizen. Ei» schwerer Straßenunfall ereignete sich in der Maudacher» straße in Mannheim . DaS Pferd eineS Einspänners scheute vor einem Straßenbahnwagen und ging durch. Zwei Frauen flüchteten sich vor dem daherrasenden Gespann in einen Straßengraben. Un- glücklicherweise stürzte der Wagen an derselben Stelle in den Graben und begrub die beiden Frauen. unter sich. Eine von ihnen erlitt so schwere Verletzungen, daß sie nach wenigen Minuten starb. Die andere Frau wurde schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht. Ein Cholerafall auf ciucm deutschen Dampfer. Auf dem der Hamburg -Ainerikn-Linie gehörigen DampferMollke", der zwischen den Mittelmeerbäfen und New Dvrk verkehrt, ist ein Cholerafall unter der Besatzung vorgekommen. Bei der Ankunft in New York durften die Kajülenpassagiere landen, dagegen wurden alle Zwischendeckpassagiere zurückgehalten. Der Dampfer bleibt eine Zeitlang in Quarantäne. Ein heftiges Erdbeben setzte in der Nacht zum Freitag die Bewohner des nordwe st böhmischen Braunkohlen- reviers in Schrecken. Die Erdstöße waren so stark, daß sie nicht nur in allen Orten des böhmischen Gebietes, sondern bi« nach Sachsen hinein verspürt wurden. An den Häusern wurde viel Schaden angerichtet. Die Cholera grassiert nach wie vor in der S t a d t Neapel in sehr starkem Umfange. Gestern sind 11 Erkrankungen und 6 Todesfälle an Cholera festgestellt worden. Jn der P r o v i n z Neapel wurden 14 Erkrankungen und 2 Todesfälle gemeldet, in Apulien ist eine Person erkrankt. Grubenunglück. Im Karlsschacht der Schwadowitzer Kohlen- gruben in Böhmen sind infolge schlagender Wetter drei Berg- le nie verunglückt. Zwei Mann sind tot, während der dritte schwer verletzt lvurde. Freirellglöte Gemeinde. Sonntag, den 9. Oktober, vormittags 9 Uhr, Pappcl-Allee 1517 und Rixdorf, Jdealpassage: Freireligiöse Bor- lcsung; vormittags 11 Uhr Kleine Franlsurter Straße ö: Vortrag von Herrn Dr. Brun» Wille:»Lebensmut". Damen und Herreu als Gäste sehr willkommen. «llgcmeine Kranken- und Sterbckasse der Metallarbeiter sS. H. 29, Hamburg ). Filiale Berlin V. Sonnabend, den 3. Oktober» Mtgliederverfammlung bei Grunow, Dragonerstr. 15.