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Nr. 286. 27. Jahrg. KtilM te.latniitls" liijrigni fiit©Itn, Sik», 8. SU-dn 1910. Der Kleinbetrieb In der Candwirtkbaft. r. Die landwirlschastliche BetriebSzühIung von 1907 erlaubt ein Urteil über die Bedeutung des Klciubelriebes in der deutschen Land- Wirtschaft. Freunde des Kleinbetriebes erbl'cken in den Ergebnissen dieser BctriebSzählung eine Widerlegung der marxistischen Konzen- trationSlhrorie. Die neuen Veröffentlichungen sind aber keineswegs zu solchen Schlußfolgerungen geeignet. Im Gegenteil. Wer nicht die Statik, sondern die Dynamik der wirtschaftlichen Er- scheimmgen in« Auge faßt, wer hinter den Erscheinungen deren Ur- fachen aufzudecken vermag, der wird zu anderen Schlüssen kommen müssen. Ver'uchcn wir aus Grund der schon bekannt gewordenen Zahlen(wir benutzen dabei die Zahnscheu Angaben in den Anualen des Deutschen Reiches. 1910 Nr. 8) die Bedeutung der Kleinbetriebe und die allgemeine Enuviekeluiigstendenz in der Landwirtschaft zu beleuchten. Nebenbei wollen wir auch die Frage erörtern, welchen BciriebSgrößen in der Landwirtschaft die Hochschutzzollpolitik zugute kommt. Die gesamte landwirtschaftlich benutzte Fläche ist von 1832 bis 1895 von 31,9 auf 32.5 Millionen Hektar gestiegen, ging aber im Jahre 1907 bis auf 31,8 Millionen Hektar zurück. Trotz des neuen Zolltarifs ist die landwirlschastliche Fläche hinter der des JabreS 1*95 zurückgeblieben. Das Ackerland inklusive die Wiesen und reiche Weiden verminderte sich von 1395 bis 1907 von 32,0 auf 31,2 Mill. Hektar. Am stärksten ging das Ackerland in der Größenklasse 100 und mehr Hektar zurück und zwar um 9 Proz. Der Rückgang des Ackerlandes in der Klasse bis 2 Hektar machte 7 Proz., in der Gruppe 2 bis 5 Hektar 3 Proz. aus. Dagegen stieg daS Ackerland der Besivgruppe von 5 bis 20 Hektar um S Proz. Um ein geringes hat sich das Ackerland der folgenden Gruppe vermindert. Im allgeineiuen verteilt stch die Bodenbenutzung der landwirt« schaftlichen Betriebe wie folgt: Landwirtsch. Forstwirlsch. m-ielen Größenklasse benutzte Fläche benutzte Fläche'en Größenklasse in Dozenten der Gesamtfläche Unter 2 Hektar 69.5 20,6 12.5 von 2 bis 5. 76.7 15,2 18.6 . 5. 20, 75.7 15,4 16,8 . 20. 100, 73,9 17,3 12,6 . 100 u. mehr._ TU_ 22�2_ 9,4 Zusammen 73,9 17,8 13,8 Die forstwirtschaftlich benutzte Fläche ist nur in dm niedrigsten und höchsten Größenklassen bedeutend. Auffallend ist der geringe Prozentsatz der Wiesen in den Großbetrieben: 9,4 Proz. Dagegen weisen die bäuerlichen Betriebe von 2 bis 20 Hektar bedeutende Wiesen, wie überhaupt bedeutendes Ackerfeld auf. DaS Ackerland machte in den verschiedenen Befltzklaffen folgenden Prozentsatz der landwirtschaftlich benutzten Fläche aus: Ackerland in der Davon war bestellt(in Proz. Größenklasse landw. benutzt. des Ackerlandes) mit Fläche Proz. Getreide Proz. Brotgetrd.Prz. Unter S Hektar 70,7 44,2 28,0 von 2 bis 6 Hektar 71,1 59.6 34,9 , 5. 20. 74,2 64,0 35,3 , 20, 100, 77,5 62,5 32,9 über 100 Hektar 83,8 66,8 29,8 Zusammen 76,7"""""""öO.S 82,8 Oli bemerken hic.uc regelmäßige Zunahme deS Ackerlandes mit dem Uebergang in die höheren Größenklassen. Immerhin nimmt die Brotgetreidefläche gerade m der höchsten Klasse einen relativ aeringen Anteil ein. Das meiste entfällt aus die großen Bauerngüter. Im Verhältnis zur jeweiligen Gesamtfläche entfielen nach Zahn bei den mittleren Bauerngütern auf die vrotgetreidefläche...... 34.0 Proz. Sartoffelfläch«....... 29,9, Haserfläch«......... 86,0. Futterpflanzenfläche...... 82,6, Wiesenfläche........ 38,9, reinen Weiden....... 24,1. Gchon diese Zahlen zeigen, daß für die mittleren Bauern nicht r ohl die Kultur von Brotgetreide als die Viehzucht von Bedeutung Und in der Tat sind die Bauerngüter an der Viehwirtschast Deutschlands relativ stark beteiligt. Es kamen auf je 100 Hektar der landwirtschaftlich benutzten Fläche in einzelnen Größenklassen: Pferde Rindvieh Schafe Schweine 1882 1907 1882 1907 1882 1907 1882 1907 Unter 2 Hettar 8.11 4.1 88,4 78,0 41,2 24,0 114,1 253.2 von 2 bis vHekt. 6.36 7.3 81,8 95,4 22,3 10,9 46,6 94,0 . 5. 20, 11,68 12,7 60,2 75,5 29,4 13,9 28,9 60,8 .20.100. 12,13 12,9 42,1 56,9 56,5 25,0 17,5 39,2 Hebet 100 Hekt. 7,64 9,2 19,7 83,0 147,1 62,0 6,2 19 6 Insgesamt 9,77 11,0 48,5 62.7 66.3 28,0 26,5 59,3 Man sieht, daß die kleinen und mittleren Betriebe die relativ stärkste Viehzucht aufweisen. Die Tatsache aber, daß sich daS Rind­vieh in den kleinen Betrieben unter 2 Hektar vermindert hat, zeigt, daß die deutsche Viehzucht unter der Futterteuerung zu leiden bot. Die kleinen Betriebe haben selbst nicht genügend' Futter und müssen infolge der Teuerung ihren Viehstand einschränken. Auch die mittleren Betriebe konnten ihren Bestand an Rindvieh nicht in dem Maße vermehren, wie die Großbetriebe eS getan habe». DieS geht aus folgender Zusammenstellung deutlich hervor. Von 100 Rinder» kamen auf nebenstehende Größenklassen: Rinder 1882 1907 Unter 2 Hektar...... 10,4 6,6 von 25 Hektar.«... 16,9 15,8 . 6-20...... 35,7 39,4 . 2O-100...... 27,0 26,6 100 Hettar und mehr.... 10,0 11,6 Eine auch relative Vermehrung ihres Bestandes an Rindvieh weisen bloß die Großbetriebe und die Betriebe mit 5 20 Hektar aus. Die letzteren deshalb, weil sie unter den steigenden Milch- und Viehprelsen ihre ganze WirtschaftSart geändert haben. Aber im ganzen genommen, sieht man klar, daß die Zollpolitik der deutschen Viehzuchtwirtschaft sehr geschadet hat, Genaue Berechnungen über daS Einkommen einzelner WirtschafiS- gruppen kennt die deutsche Statistik nicht. Man kann aber, ohne Gefahr zu laufen, einen großen Fehler zu begehen, auch für Deutsch - land die Zahlen annehmen, die Freiherr von P a n z für Nieder­österreich auf Grund dieser offiziellen Enquete angibt. Nach seinen Feststellungen beträgt selbst in den eigentlichen Getreidebaugebieteu .das Einkommen aus der Viehhaltung bei einer 30 Joch großen Wirtschaft da» Dreieinhalbfache, bei einer 56 Joch großen Wirtschaft da» Fünffache, bei einer 28 Joch großen Wirtschaft sogar daS Zweiuudzwonzigfache der Einnahmen aus dem Verkaufe von Zcrealien, Kartoffeln. Heu und Stroh.") Daraus kann man sich ein un- gefähre» Bild davon machen, wie schädlich die Verteuerung der Futtermittel auf die bäuerliche Viehwirtschast wirk». Ferner trifft auch die Annahme von PanzS, daß kaum 5 bi» 10 Prozent des ge­samten österreichischen Bauernstandes an hohen Gctreidepreisen interessiert sind, auf Deutschland zu. n. Sehen wir min zu, welche EntwickelungStendenzen uns die deutsche Landwirtschaft aufweist. Betrachtet man bloß die Zahlen der Betriebe oder der von ihnen eingenommenen Fläche, so kommt man dem Anschein nach zum Schluß, daß dem Mittelbetrieb die schönste Zukunft harrt. Geht man aber von der Frage der Eni- Wickelung der Produktivkräfte aus, so leuchtet es sofort ein, daß der Sieg de? Kleinbetriebes den Stillstand in der landwirt - schafltichen Kultur bedeuten würde. Denn der Kleinbetrieb ist außerstande, sich die Errungeuschastcu der modernen Technik zunutze zu machen. Mau beachte beispielsweise, wie gering die Anwendung von Maschine» in de» Klein- und mittleren Betrieben ist, wie viel dagegen an Menschcnkraft hier vergeudet wird und dabei mit viel geringerem Nutzen als in den Großbetrieben. Ist es also wahr, daß der mittlere Betrieb in der Landivirtschaft den Sieg davon tragen wird, dann muß ein Rückgang der landwirtschaftlichen Kultur eiu'lreten, oder die landwirtschaftliche» Produktivkräfte entwickeln sich, und dann muß der Großbetrieb siegen. Man bat viel Hoffnung auf die Anwendung von elektrischer Kraft in der Landwirtschaft gesetzt, die besonders dem Kleinbetrieb zugute koinmen soll. Vorläufig haben die kleinen und mittleren Betriebe davon verteufelt wenig zu spüren bekommen. ES kamen auf 100 landwirtschaftliche Betriebe jeder Größenklasse: Dampf- und unter 2ka von 2 6, von 20. ) Die Hochschutzzollpolitik HohenblumS und der österreichische Bauernstand, S. 26. 1907 1882 1907 1832 1907 1882 1907 1882 1907 1882 1907 1882 Dampf­pflüge 0,0 0.0 0,0 0,0 0,1 0,0 0,1 0,03 10,8 2,8 0,1 0,02 Säe- maschinen 0,6 0,2 2,1 0,5 11,4 1,7 39,8 8,2 105,7 61,3 5,1 1,2 andereDresch- mafchinen Maschinen 0,04 0,00 0.7 0,01 12,9 0.2 51,9 3.3 82,4 29,3 5.3 0.4 2.1 0.1 12,7 1.0 19,1 6.3 26,3 6.4 74.1 33,5 8.5 1.4 1.3 0.2 16,2 2.4 60.6 14,9 72,7 40,9 38,4 60,1 16,5 8.7 von 20100, über 100. zusammen.. In Deutschland hapert es überhaupt mit der Anwendung der Maschinerie in der Landwirtschaft ein Resultat der niedrigen Arbeitslöhne auf dem Lande. Immerhin haben die Groß- betriebe gewisse Fortschritte in dieser Beziehung gemacht. Auch die großbäuerlichen Betriebe verwenden immer mehr Maschinen. Die Anwendung von Maschinen in den übrigen Größenklassen ist einfach kaum nennenswert. Deshalb und weil sie einen intensiveren Betrieb führen, müssen sie auch zehnmal mehr Arbeitskräfte benutzen. Nach der.Statistischen Korrespondenz für Preußen' erfordert je ein Hektar an menschlicher Arbeitskraft in Betrieben von unter>/z Hektar. 6.63 .>/z bis 2.. 1,71 . 2.6.. 0,83 . 6. 20..0,43 . 20, 100,» 0,21 . über 100.. 0.17 Je größer der Betrieb, um so weniger erfordert er Arbeitskraft, um so höher ist also die Produktivität der Arbeit. Nun wird man vielleicht einwenden, die Kleinbetriebe produzierten relativ mehr als die Großbetriebe. Das trifft aber nicht zu. Nach den Berechnungen deS Prof. Ballads produziert der Arbeiter in den Großbetrieben viel mehr als in den Kleinbetrieben. Er untersucht die Produktion einzelner Gebiete Deutschlands , die sich nach ihrer landwirtschaftlichen Verfasiuug unterscheiden, und berechnet diese Produktion pro Kopf der landwirtschaftlichen Erwerbstättgen, wobei al» Getteidewert bei Kartoffeln Vs, bei Klee und Heu 2/# in Verhältnis zu summarisch zusammengefaßten vier Hauptgetreidearten angenommen wird. Danach ergeben sich diese Resultate: Von je 100 Hektar der Gesamt- Landwirtsch. fläche kommen aus die Betrieb« von Erwerbstätige 02 2-20 20100 über 100 1896 in 1000 Ostelbie«.... 8.8 24,2 28,6 43,9 2712 Süddeutschland . 7.1 64,7 25,0 3.2 2593 Westdeutschland. 11,1 68,4 25,6 5.0 1034 Mitteldeutschland . 6.6 37,4 41,6 16,6 1623 Pommern ... 8.0 19,1 22,3 66,1 292 beide Mecklenburg . 8.8 9.1 26,9 60,1 142 Und auf 100 landwirtschaftlich ErwerbStättge entfallen 1904 bis 1908 Tonnen: Getreide Kartoffeln«nd Getteide- Ostelbien.... 886 797 456 723 Süddeutschland .. 176 336 533 455 Westdeutschland.. 274 436 347 500 Mitteldeutschland. 438 690 470 744 Pommern .... 499 944 610 932 1 beide Mecklenburg . 673 666 736 10011 Diese Zahlen nötigen auch Ballad , die größere Produktivität der Arbeit in den Großbetrieben anzuerkennen. Lehnlich wie in Deutschland liegen die Verbälwisse aflch in der Schweiz . Nach den Berechnungen deS Bauernsekretärs machten im Durchschnitt der Jahre 1901 bis 1907 die Kosten der Arbeitskraft und der Neinertrag(in Prozent des Aufwandes) in einzelnen Größenklassen Frank Reinertrag pro Hettar Bis 6 Hettar Von 6 bis 10, . 10. 16. . 16. 30. Ueber 30 w Prozent de! Alandes 410,9 26,4 316,6 35,7 243,8 40,1 212,1 46,7 162,6 56,4 In der Schweiz wie in Teutschland fordert also der Betrieb um so weniger Arbeitskraft je größer er ist, und um so bedeutender ist seine Rentabilität je größeren llinfangeS der Betrieb ist. Die Stabilität des deutschen Klein- und Mittelbetriebes in der Landwirtschaft ist aus zufällige Erscheinungen zurückzuführen, die die Entwickelung der Produktivität in der Landwirtschaft hemmten. DaS Sinken der Getreide- und das Steigen der Viehpreise gaben den mittleren Betrieben die Möglichkeit, sich zeitweilig zu befestigen, in- dem sie zur intensiven Viehzucht übergingen. Mit der Einsetzung der jetzigen Teuerung, die die Ausdehnung des Getreidebaues vorteilhaft macht, wird auch die.goldene' Zeit des Kleinbetriebes verschwinden, weil er sich dem Fonschritt der Kultur nicht anpassen kann._ M. N. Vorort- JVacbrlcbtcn* Charlotteiidurg. Die neu errichtete Gemeindedoppelschule auf Westend an der Kastanienallee und Leistikowstraße belegen.�soll demnächst ihrer Be- stimmung übergeben werden. DaS Gebäude, das einen Kosten- auswand von rund 860 000 M. erforderte, läßt in seiner architektonischen Wirkung den bisher häufig angewandten fabrikmäßigen Typ vermissen. In dem Hause sind 36 Klassenräume eingerichtet, davon in dem einen Flügel 18 für Knaben und in dem anderen 18 für Mädchen; 1 Lehrerinnen«, 2 Lehrer- und 2 Rektorenzimmer. Außerdem im Mittelbau eine zu ebener Erde belegene gemeinschaftliche Turnhalle für die Knaben und Mädchen. Darüber, im Festsaal, der aber nicht nur bei Feiern irgendwelcher Art in Anspruch genommen, sondern in dem auch Sesangunterricht erteilt werden soll. Reben ihm ist ein Zimmer für den Schularzt angeordnet. Dann ein sehr gut be- lichteter Zeichensaal, eine Physikklassc und zu oberst die HauS« Haltungsschule(Kochküchen) für Mädchen. Reichliche Lehrmittel« räume in jedem Geschoß bilden eine Neuerung in der Anlage. Im Souterrain sind zu finden neben den Wirlichafisräumen und Kesselanlageu die Wobnungen der Schuldiener und des Heizers; die HandfertigkeitSräume für Knaben; zwei sehr nett und praktisch ans- gestattete Brausebäder und zwei große bequem gelegene Räume zur Miichabgabe an bedürftige Kinder. Die Höchstzahl der Kinder, mit welcher jede Klasse belegt werden kann, est auf 48 festgesetzt. Die Bänke, nicht gleich groß, sondern den Größenverhällnisien der einzelnen Schüler und Schülerinnen angepaßt, sind zweisiyig, für Knaben und Mädchen, geben an Wechselschienen und lassen, weil leicht aufklappbar, ein bequemes und schnelles Reinigen des Fuß- bodeus zu, Ueberhaupt ist besonderes Gewicht darauf gelegt worden, alles zu vermeiden, was dazu beitragen könnte, im Fußboden und an den Wänden Schmutz und Unrat Raum zu gewähren. Auf jedem Korridor sind unter eigens dazu hergerichteten kamin - artigen Ueberbauten die Kleiderablagen angebracht. Die dazu erforderlichen Einrichtungen sind zum größten Teil beweglich und vermögen, wenn Kleider daran angehängt werden, durch einen ein« fachen originellen Mechanismus eine unter dem Ueberbau eingebaute Ventilationseinrichtung in Funktion zu setzen. Abortanlagen mit dabei befindlicher Wascheinrichiung sind in jedem Geschoß vorhanden. Unerwähnt hierbei soll nicht bleiben die Konstruktion der einzelnen Aborltüren: die Tür deckt nicht die ganze Oeffnung, sondern läßt oben und unten genügend Durchblick, um in die Zelle hineinsehen zu können. Es soll dadurch den Unterrichtende» eine leichte Beobachtung der die KlosettS benutzenden Kinder möglich gemacht werden. Gekrönt wird das ganze Gebäude durch einen schönen, auf dem au» dem ganzen hervorgehobene» Mittelteil aufgebauten Turm, von dessen umfang« reicher Plattform man das Panorama der Umgebung beobachten kann. Auch dieser Tunn soll für die Unterrichtszwecke praktische Verwendung finden. Die Versorgung der Schule mit Wärme er« folgt durch Niederdruck-Dampfheizung. Die Ventilation geschieht durch PulsionSliifUing mit zentraler Vorwärmung und lokaler Nach- wärmung. Der Schulhof ist sehr geräumig und an der Front nach der Kastanienallee noch mit Kiefern bestanden, letztere sind Zeugen des dort noch vor einigen Jahren vorhanden gewesenen Teils der Grunewalds, Sie sollen erhalten bleiben. Läßt die innere Organisation des Schulwesens im allgemeinen vieles zu wünschen übrig, so kann jedoch behauptet werden, daß die Einrichtung der hier in Frage stehenden Schule die weiteste Nachahmung verdient. Mancher Fortschritt ist dem Drängen der sozialdemokratischen Fraktion zuzuschreiben. Elternverein für freie Erziehung. Die Spielnachmittage für da? Winterbaldjahr finden vom 1. Oktober ab jeden zweiten und letzten Mittwoch im Monat nachmittags von 36 Uhr im kleinen Saal des Volkshauses, Rosineustr. 3, statt. Wilmersdorf . AuS der Stadtverordnetenversammlung. Sehr leicht macht man sich im preußischen Landwirlschaftsministerium die Be« autwortung der kommunalen F l e i s ch n o tp et i t i o n e n. Am Mittwoch gab der Vorsteher Dr. Leidig der Stadtverordneten« Versammlung von Wilmersdorf bekannt, daß der Minister v. Schor« I e m e r als Antwort aus die Eingabe der kommunalen Körperschaft dem Magistrat erstens eine Kopie der ministeriellen Entgegnung an den Deutschen Fleischerverband und zweitens eine Nummer derNorddeutschen Allgemeinen Zeitung' zu« gesandt habe, in der einer der offiziösen Beschwichtigungsartikel ab« gedruckt steht. Nach dieser Handlung scheint der Minister zu glauben, daß die magenverslimmeude Leltüre des Regierungsorgans hinreicht. um dem deutschen Volke den Appetit nach billigem Fleische zu der» treiben. Eine beachtenswerte Erörterung gab es in der Angelegenheit der Schaffung neuer B e a m t e n st e l l e n. Wir haben über die Forde« rungen des Magistrats am 26. September das nähere mit- geteilt. Gleich dem Ausschuß, der die Vorlage prüfte, war auch die Stadtverordneten- Versammlung im wesent« lichen mit der Vermehrung des Beamtenpersonals einverstanden. Eine Differenz gab eS einzig bei der Frage, wann die Stelle eine» Brandmeisters zu schaffen sei. Entgegen der Absicht deS Magistrats, wonach der gegenwärtige Stellvertreter bereits am 1. Oktober zum regulären Brandmeister ernannt werden sollte, will die Stadtverordnetenversammlung erst mit dem Beginn deS neuen EtatsjahreS, also am 1. April 1911, die Angelegenheit geregelt wissen. Diese Aenderung, der stch der Magistrat fügte, ist herzlich belanglos. Anders jedoch steht eS um die hiermit in Zusammenhang gebrachte Frage, ob der jetzige Inhaber des in Betracht kommenden Amte» in Wilmersdorf an seinem Platze steht. Als der Stadtv. Pulver auf Besch werden hinwies, die die Wilmersdorfer Feuerwehrleute kürzlich erhoben haben, entgegnete ein Stadt« rat. daß die imGrunewald-Echo' veröffentlichte Klage über zu harten Dienst den Tatsachen nicht entspreche. Um so mehr nicht, als der Brandmeister in eigener Person jeden einzelnen Feuerwehrmann zu Protokoll darüber vernommen habe, ob er durch die an den Vormittagen von ihm befohlenen Uebungen derart angestrengt worden sei, daß er sich am Nactnnittag zur Ausübung seines Amtes nicht mehr kräftig genug fühle. Nur zwei Feuerwehrleute hätten bei dieser Gelegenheit erklärt, daß sie in der Tat zu arg mitgenommen worden seien. Im übrigen sei zugunsten des jetzigen stellvertretenden Brand- meisterS zu berücksichtigen, daß ihm noch allzu sehr die E iche n- schaft des Offiziers anhafte; mit der Zeit würde sich die militSriscbe Strenge schon abschleifen. Es kennzeichnet den Geist der Wilmersdorfer Stadtverordneten- Versammlung, daß diese Verteidigung keineswegs Entrüstung oder Gelächter erregte, sonder» zustimmend hingenommen wurde. Unter dem Beifall der Mehrheit fragte Stadtv. Dr. Leidig, wa» wohl die in der Gemeindekörperschaft tätigen Reserveoffiziere sagen würden, wenn sie etwa vernähmen, daß Soldaten sich über zu harten Dienst in der Zeitung beschwerten. Auch der Feuer- Wehrdienst müsse nun einmal militärisch organisiert sein. In Frankreich sei man Auflehnungen gegen die Disziplin ja gewohnt; hier zu Lande wolle man derartige Sitten aber doch nicht einführen I Gegen den Widerspruch des Stadtv. Dr. Waldschmidt, der die T e l e p h o n d a m e n bei der Post für unfähig hält, wurden dann noch die Mittel zur Anstellung dreier städtischer Telephonistinnen bewilligt. Nach dem von anderen Orten gegebenen Beispiel hatte auch der Magistrat von Wilmersdorf der Stadiverordnetenversammtung eine Vorlage unterbreitet, wonach den Veteranen, die die Kriege von 1864, 1866 oder 1870 mitgemacht haben, eine Ehrengabe in Höhe von 30 M. überreicht werden soll. Der zur Prüfung dieser Angelegenheit eingesetzte Ausschuß hat die Vorlage erheblich verschlechtert. Nach seinem Willen sollen nur diejenigen Veteranen die Ehrengabe erhalten, die die Denkmünze des Staates in Besitz haben und nicht höher als mit einem Jahr G e- f ä n g n i S bestraft worden sind. Die Herren Cohn uno Pulver meinten, daß eS nicht hübsch sei. wenn ein Kriegsveteran. der vor laugen Jahren im harten Daseinskampf einmal gestrauchelt wäre, heute noch dafür durch die Stadt Wilmersdorf esonderS bestrast würde. Irgend welchen Nutzen hatten diese Ein- Wendungen nicht. Mit großer Mehrheit nahm die Ver- sammlung die Vorlage in der Fassung deS Ausschusses an, nachdem sie einen Anttag Cohn, da-Z Gescheut auf 60 M. zu erhöhen, gegen wenige Stimmen abgelehnt hatte. Freigebiger als den Veteranen gegenüber zeigte sich die Stadt« verordneten-Lersammlung, als es sich um eine MogistratSvorlage handelte, wonach der neuen Kirche am Hochmeisterplatz m Halensee