GewerhrcbaftUcbce.Hchtung! Gewcrhfcbaf tsmitgUcder Lerlmsund der Vororte 1Am Freitag, de» 14. Oktober er., abends 8'/z Uhr, wirdin KellcrS F e st s ä l e n(Inhaber Freyer),'Koppen-straße 29, der bekannte Herr Professor Dr. Forel ausder Schweiz einen Vortrag halten über das Thema:„M enfch und Ameise als soziale Lebe wese n".Der Vortrag findet nur für Gewerkschaftsmitglieder statt.Der Eintrittspreis beträgt 25 Pf. pro Person. Eintrittskartenan andere Personen und zu höheren Preisen werden nichtausgegeben.Ein Garderoben- und Trinkzwang findetnicht statt, weshalb eine zahlreiche Beteiligung erwartetwird. Eintrittskarten find in allen Gewerkschaftsbureaus, beiden Ortsverwaltungen der Gewerkschaften, in der Zigarrenhandlung von Paul Horsch, Engelufer 15, sowie in unseremBureau ebendaselbst eine Treppe zu haben.Der Ausschuß der Berliner Gewerkschuftskommission.Berlin und Umgegend.Achtung, Dachdecker Berlins und der Umgegend!Zwingende Umstände veranlassen uns, abermals über die FirmaGeorg A l t h a u S, Ackerstr. 155, die Sperre zu verhängen. Zurzeithat Herr A l t h a u S die Dachdeckerarbeiten auf der Anstalt in BuchaiiSznsühren. Nach den Bestimmungen des Tarifvertrages habendie Kollegen nach Buch eine halbe Stunde Fahrzeitvergütung zuverlangen. Herr A l t h a u S weigert sich beharrlich, diese halbeStunde zu bezahlen. Ebenfalls wird auch das Fahrgeld nicht nachdem Tarifvertrag bezahlt. Nach Buch haben die Kollegen mindestens2,10 M. Fahrgeld zu verlangen. Sie erhalten aber nur 1,70 M.Pflicht der Kollegen ist es jetzt, diese Werlstelle zu meiden.Zentralverband der Dachdecker,Verwaltungsstelle Berlin.Zur Lohnbewegung der DachdeckerhilfSardeiter. Die Forderungenunterschriitlich anerkannt hat wiederum die Firma Weidlich,Livländischestrahe 3. Die Arbeit eingestellt haben am 10. Oktoberdie Arbeiter der Firma Barenthien, Reinickendorf, Hansastr. 3.Achtung, Glasschleifer! Bei der Firma F. Hannig. GlaS-schleiserei. Königsberger Str. 3, ist es am Montag zur Arbeits-niederlegnng gekommen. Die Firma will den in dem neuen Lohn-tarif vorgesehenen Aufschlag von 3 Pf. pro Stunde nickt zahlen. AlleKollegen werden ersucht, strengste Solidarität zu beobachten.Die OrtSverwaltung.Oeatkchcs Reich.Zur Werftarbeiterbelvegung.Bremen..(Privatdepesche des„Vorwärts".) Hier isthHtte kein organisierter Arbeiter in die Betriebe gegangen,auchseitens der gelben und christlichen Verbände nicht. Nureinige über 59 Jahre alte Arbeiter suchten die Betriebe auf.Morgen, Dienstag, nachmittag soll in einer allgemeinenWerftarbeiterversammlung Stellung genommen werden.Die Erregung über die unzulänglichen Zugeständnisse derWerftgewaltigen ist hier allgemein. Es darf deshalb alsfraglich gelten, ob die Arbeiter den Hamburger Beschlüssenzustiminen.£_Tie Beendigung der Werftarbeiterbewegung.Wie mitgeteilt, hat die Hauptgruppe der Werftarbeiter(Metall-arbeiter) der acht bestreikten Hamburger Werften mit 1378gegen 1475 Stimmen die Annahme der Zugeständnisse beschlossen.Von den Fabrikarbeitern stimmten 213 mit Ja, 203 mit Nein, vonden SckiffSzinnnerleuten 340 mit Ja. 115 mit Nein, von denMaschinisten und Heizern 133 mit Ja. 32 mit Nein, von denHolzarbeitern 155 mit Ja, 106 mit Nein, von den Malern 15 mitJa. 3 mit Nein, von den Schmieden 213 mit Ja, 236 mit Nein undvon den Kupferschmieden 73 mit Ja. einer mit Nein.Das Gesamtresultat ist also: Für die Aufnahme der Arbeit zuden neuen Bedingungen stimmten 2825 mit Ja, 2174 mit Nein.Die Arbeitsaufnahme wird auf der Mehrzahl der Werften inetwa 4 Tagen durchgeführt sein. Auf der Reiherstiegioerft ist eSnock zu keiner Einigung gekommen, weil die Werft zu wenig Leuteeinstellen wollte.Die S t e t t i n e r Werftarbeiter nahmen am Sonntagmorgenin vier Versammlungen zu dem Ergebnis der HamburgerEinigungsverhandlungen Stellung, nachdem tagszuvor eine VertrauenSmännerkonferenz dasselbe abgelehnt hatte.Im Laufe des Nachmittags fanden lokale Unterhandlungen statt, indenen von dem Vorsitzenden der Ortsgruppe Stettin des VerbandesDeutscher Seewerflbesitzer, Baurat F l o h r, erklärt wurde, dag aufden Stettiner Werften die Hamburger Beschlüfie streng eingehaltenwerden und über die lokalen Ein st ellungS löhnedurch die vorgesehene lokale Verhandlungskommisfion Verhandlungengepflogen werden sollen, wenn das Hamburger Protokoll vorliegt.Tie Organisalionsvertreter empfahlen die Annahme desEinigüngsergebnisseS und die W i e d e r a u s n a H in eder Arbeit. Ueber das Resultat der Verhandlungen bezüglichder lokalen Einstellungslöhne könne noch später entschieden werden, danach den Hamburger Abmachungen zu jeder Zeit der Kamps über einelokale Forderung wieder aufgenommen werden kann. In längerer,zeitweise sehr erregter Diskussion wurde die Rege-lung der lokalen Einstellungslöhne vor Wieder-aufnähme der Arbeit gefordert. Bei der Ab-stimmung über die Hamburger Abmachungen wurden in allenVersammlungen insgesamt 3765 Stimmen abgegeben, von denen880 auf die Gewerkvereinler und christlichen Gewerkschaften entfallen.53 weihe Stimmzettel wurden zurückgegeben und von den übrigenentschieden 1896 gegen und 1813 für Annahme der'Vereinbarungen.Da zur Fortsetzung deS Streiks eine Dreiviertelmajorität notwendigwäre, so entschied diese Abstimmung für die Wiederauf-nähme der Arbeit. Dies Resultat wurde von den Versamm-lungen mit ernster Ruhe aufgenommen.Von den in freien Gewerkschaften organisierten Werftarbeiternhatten 1653 für die Fortdauer des Kampfes und 1182 für Annahmeder Vereinbarungen gestimmt, in der Versammlung der Gewerk-vereinler und Christen stimmten 634 für Annahme der Verein-barungen und 243 dagegen.Die ausgesperrten Kieler Werstarbeiter beschlossen heute vormittag mit 1373 gegen 1131 Stimmen die Arbeit wieder aufzu-nehmen. Die Arbeiter der Germaniawerft haben gestern nach-mittag angefangen, die Howaldtwerke werden morgen früh folgen.In Geestemünde haben auf den hiesigen drei Schiffs-werften sämtliche 3000 Arbeiter die Arbeit wieder aufgenommen.Streik im Buchbindergewerie in Hannover. In Hannover habenSonnabend zirka 1000 Arbeiter und Arbeiterinnen in den Geschäfts-bücherfabriken und Buchbindereien die Arbeit niedergelegt, hundertweitere Arbeiter und Arbeiterinnen haben die Forderungen bewilligtbekommen und brauchten deshalb nicht ausständig werden. Stehengeblieben sind nur wenige Personen.— Zuzug nach Hannover istfernzuhalten.Ueber die Firma Anschütz u. Co.» Werkstätten für PräzisionS-Mechanik in Kiel, ist toegen Streiks die Sperre verhängt.Wie polnische Berufsvereine die Interessen der Arbeitervertreten.In der Stärkefabrik Köhl mann A.-G., Luban bei Posen,wurden am 4. Oktober über 300 im polnischen BerufsverbandVerantw. Redakt.: CarlWermoth, Bexlin-Rixdorf. Inserate verantw,:organisierte Arbeiter ausständig. Schon am zweiten Tage wurdeder Streik ergebnislos abgebrochen, nachdem die Vertretung derpolnischen Berufsorganisation erklären muhte, dah kein Geld in derKasse wäre. Bei den Verhandlungen erklärte ein Führer der polni-scheu Organisation:„Die Arbeiter verlangen auch zu viel". Hoffent-lich ziehen die polnischen Arbeiter die Konsequenz aus solcherInteressenvertretung durch Eintritt in die leistungsfähigen Zentral-verbände.Der Kampf in der Schuhfabrik von Dorndorf in Breslau wirdweitergeführt. Verzweifelte Anstrengungen der Firma, Arbeitswilligezu erhalten, schlugen fehl. Jegliche'Verhandlungen durch die Orga-nisation lehnte die Firma bisher ab und drohte den alten Arbeiternmit dauerndem Verlust der Arbeit, wenn sie nicht zur Arbeit er-scheinen.Polizei ist wie gewöhnlich auch dabei und zwar zu Fuh und zuPferde. Auch ein Polizeiköter wurde schon gesehen. Die Streikendensind ruhig und besonnen, sie wollen in Breslau kein Moabit.Die Lohndifferenzen i» der Gold- und Silierwaremiidustrie inSchwöb.-Gmünd konnten mit Erfolg für die Arbeiter beendet werden.Nach sünfftündiger Verhandlung kam es zwischen Vertretern deSMetallarbeiterverbandes und deS Arbeitgeververbandes zu einerEinigung. Die Versammlungen der Arbeiter und der Unternehmernahmen die EiiiigungSbedingungen einstimmig an. Die Aussperrungund die über die Firmen verhängten Sperren sind damit auf-gehoben._Tic Stellenvermittelung im Fleischergewerbewird bekanntlich zum größten Teile gewerblich betrieben. Manmacht Geschäfte mit der Not der Arbeitslosen. Ihnen wird ihrletztes Geld abgenommen, wenn sie Arbeit erhalten wollen, und siemüssen sich die Stellen gewissermaßen kaufen. Dieser häßliche Ge-schäftsbetrieb, der ja auch in einigen anderen Gewerben in Blütesteht, namentlich im Gastwirtsgewerbe, soll durch das Stellenver-mittelungsgesetz lahmgelegt oder wenigstens eingeschränkt werden.Aber es liegt an den Arbeitern, die der Auswucherung durchdie Stellenvermittler ausgesetzt sind, dafür zu sorgen, daß das neueGesetz auch wirklich zur Geltung kommt. Eigentlich wäre das jaAufgabe der Polizeibehörde, aber die hat so viele andere Dinge zuinszenieren, daß ihr für die Durchführung des gesetzlichen Schutzesder großen Massen nicht viel Zeit' übrig bleibt. Aber abgesehendavon, bedarf die Behörde, die doch nicht bei jeder Stellend ermitte�lung dabei sein kann, zur Durchfuhrung des Gesetzes der llnfifristützung durch die Arkeiterschaft. Wie sehr dies namentlich auch imFleischergewerbe notwendig ist, zeigte sich in einer Mitgliederver-sammlung des Zentralverbandes der Fleischer, dieam Donnerstag den großen Saal des„Rosenthaler Hofes" füllte.Der Geschäftsführer der Organisation, P. Bergmann, berichteteüber die Sitzung der Stellenvermittelungsinteressenten im PolizeiHPräsidium und die neuen Taxen für die Vermittler. In jener voreinigen Wochen abgehaltenen Sitzung kämpften die privatenStellenvermittler bekanntlich mit aller Macht um ihre ehrenwerteExistenz, wiesen darauf hin, daß sie doch königstreue Männer undwertvolle Stützen der gottgewollten Gesellschaftsordnung seien, diedurch ihre Tätigkeit schon manchen Streik abgewürgt hätten, undwaren im übrigen bestrebt, die Maximalgebühren für die Stellen-vermittelung, die doch auf Grund des Gesetzes festgelegt werdenmußten, wenigstens so hoch wie nur irgend möglich zu schrauben.Die Maximalgebühr für die Vermittelung von Handwerksgesellenwurde dann auf 2 M. festgesetzt, für ungelernte Arbeiter auf 1 M.Der Stellungsuchende hat davon laut Gesetz nur die Hälfte zuzahlen und er darf nicht mehr zahlen; die andere Hülstemuß der Arbeitgeber zahlen, dem es jedoch auch freisteht, die ganzenKosten zu übernehmen. Im Fleischergetverbe wird, wie sowohl dasReferat als auch die darauf folgende Diskussion ergab, dasGesetz in diesem wie in anderen Punkten verletztoder umgangen. Namentlich wurde der im Fleischergewerbesehr bekannte Stdllenvermittler Otto, Kaiser Wilhelmstraße, ge.nannt. Der macht, wie berichtet wurde, die Sache so, daß er d e nGesellen die ganzen 2 M. abnimmt, aber ihnen dabeisagt:„Sie haben 1 M. Vermittelungsgebühr zu zahlen und 1 M.für Auslagen. Die gibt Ihnen der Meister wieder." Die Schlächter-meister fühlen sich jedoch durch die Bank gar nicht veranlaßt, demGesellen die Mark zurückzuzahlen, und wenn der Geselle es ver»langt, muß er stets damit rechnen, daß der Meister ihn gar nichterst einstellt. Der Stellenvermittler weiß auch offenbarselbst, wie schwer das Geld von den Meistern zu erhalten ist, sonstwürde er es wohl selber von ihnen einfordern. Er stützt sich beiseinem Verfahren nun wohl darauf, daß in dem Gesetz von demErsatz barer Auslagen des Stellenvermittlers die Rede ist. Aberhiermit sind lediglich außerordentliche Auslagen gemeint,wie wenn der Stellenvermittler nach Vereinbarung mit demStellungsuchenden Annoncen aufgibt, ihm die Offerten auf seinenWunsch zuschickt oder vielleicht im Interesse des Stellungsuchendeneine Reise unternimmt, was natürlich immer vorher vereinbartsein mutz. Das Verfahren jenes Stellenvermittlers ist ohne Zweifelgesetzwidrig, denn er hat keine weiteren Unkosten als die laufendenseines Geschäftsbetriebes. Ferner wurde betont, daß die Stellen-vermittler sich zu einem großen Teil auch gar nicht an die Gesetzes-bestimmung kehren, die ihnen vorschreibt, sich in ihren Ankündi-gungen als„gewerbsmäßige" Stellenvermittler zu be-zeichnen, und ebensowenig an die Vorschrift, ein GeschäftSschild an»bringen zu lassen. ES mutz Aufgabe der Schlächtergesellen sein,alle Verstöße gegen das Gesetz, hauptsächlich natürlich auch die gegendie Gebührenordnung, sofort in ihrem Verbandsbureau zu meldenund zwar so, daß gegen die Gesetzesverletzung eingeschritten werdenkann. Man könnte vielleicht erwarten, daß jetzt, nachdem die Ge-setzgebung die Stellenvermittelung geregelt hat, die BerlinerFleischerinnung sich veranlaßt fühlen könnte, ihren Nachweis inder Mulackstraße umzugestalten; aber bis jetzt hat man nichts davonbemerkt. Die Stellenvermittelung wird da nach wie vor nurgegen Gebühren und gewerbsmäßig betrieben. DerStellenvermittler ist zugleich Kneipwirt bei einer Pacht von6000 M. Wer viel verzehrt, an Abendtischen und Saufereien teil-nimmt, wird die beste Aussicht auf eine vorteilhafte Stellunghaben. Die Versammlung war sich darüber einig, daß die privateStellenvermittelung im Fleischeraewerbe gänzlich zu beseitigen ist,und daß alles getan werden muß, um wenigstens erst einmal dieallerdings unzureichenden, aber doch keineswegs ganz wertlosenBestimmungen des neuen Gesetzes voll zur Geltung zu bringen.Vor dem Boykott durch die Stellenverkaufer brauchen sich dieSchlächtergesellen jetzt nicht mehr so zu fürchten, wie das noch voreinigen Jahren der Fall war. Der kostenlose Arbeitsnachweis desZentralverbandes hat auch Stellen zu vermitteln und Macht undEinfluß des Verbandes sind in den letzten Jahren bedeutend ge-wachsen.HusUnck.Achtung, Steindruckcr! In Sampierdarena bei Genua(Italien) befinden sich seit 00 Tagen die Steindrucker imStreik. Sie verlangen Abschaffung der Akkordarbeit, neunstündigeArbeitszeit und eine Lohnerhöhung. An dem Streik sind 320 Mannbeteiligt. Nachdem die Unternehmer in Italien vergeblich Streik-brecker gesucht, wandten sie sich an die g e l b e freie Vereint-gung Berliner Steindrucker, und es ist denn auch baldeine große Anzahl Steindrucker in Sampierdarena an-gekommen. Zwei von diesen Streikbrechern, von der Streikleitungzur Rede gestellt, verlangten 1000 Franken, um abzureisen.— Diedeutschen Steindrucker werden vor Zuzug nachItalien gewarnt!Soziales.Bereitelte Schiebung.Vier Blusenarbeiterinnen klagten gegen den Blusen- undKleiberfabrikanten WreschinSki auf Zahlung rückständiger Lohn-betrüge von 25 M., 23,50 M., 30,35 M. und 14,50 M., zusammenUh. Glocke, Berlin. Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u. BerlagSanftaa93,30 M., beim Gewerbegerichk. Der Beklagte erhob den Eintvan?mangelnder Passivlegitimation. Nicht er, sondern ein gewisserWeinland sei Inhaber der Arbeitsstube, in der die Klägerinnenbeschäftigt gewesen sind. Verklagt hätte also dieser Weinlandwerden müssen. Ueber diese Behauptung wurde Weinland alsZeuge gehört. Er gibt an, daß er Blusenarbeiter ist und niemalsInhaber der Arbeiisstube war. Bis zum 15. März d. I. habe seineEhefrau die Arbeitsstube inne gehabt. Von da ab habe aber derBeklagte die Arbeitsstube übernommen. Beklagter habe ja auchein Schild mit seiner Firma anbringen lassen und sämtliche Ar-beiterinnen bei der Krankenkasse angemeldet. Er(Zeuge) sei vomBeklagten als Leiter des Betriebes beschäftigt worden. Der Lohn-anspruch der Klägerinnen datiere aus der Zeit der Beschäftigungbeim Beklagten.Eine andere Darstellung von der behaupteten Geschäftsüber-nähme gab der Beklagte. Er bestritt mit aller Entschiedenheit, In-Haber des Betriebes geworden zu sein. Daß er es nicht sei, Habser erst vor einigen Tagen in einem Prozeß gegen den Zeugenvor dem Kammergericht beschworen. Richtig sei, daß ein Schildmit seiner Firma am Betriebe angebracht sei und er auch die Ar-beiterinnen, obwohl er sie gar nicht kannte, zur Krankenkasse an-gemeldet habe. Dies alles sei aber nur zur Sicherung der ihmgehörenden Stoffe und Zutaten, die dem Zeugen zur Verarbeitungübergeben worden sind, geschehen. Die Gläubiger des Zeugenhätten nämlich auch vor diesen ihm gehörigen Sachen nicht Haltgemacht, sondern schon einmal einen ziemlich großen Posten davonpfänden lassen. Um den dadurch entstehenden Unannehmlichkeitenzu entgehen, habe er auf Wunsch des Zeugen mit diesem einenSchcinvcrtrag gemacht, wodurch dieser als Betriebsleiter bei ihmbeschäftigt wird. Es sollte in der Tat bei den Gläubigern desZeugen den Anschein erwecken, als ob ihm(dem Beklagten) dieArbeitsstube gehöre.Das Gewerbegericht unter Vorsitz des MagistratSratS Dr. Leoverurteilte mit Recht den Beklagten. Es hob bei der Begründunghervor, es sei sich auch nicht einen Moment im Zweifel darübergewesen, daß nach den vom Beklagten selbst geschilderten Umständendie Arbeitsftube als die seinige zu betrachten ist: er wollte dieArbeitskraft der Näherinnen in seinem Nutzen verwenden, hat diesgetan und haftet danach als Arbeitgeber für den Lohn.Nürnberger Arbeitslosenversicherung.Die Arbeitslosenversicherung hat der Nürnberger Rathaus-freisinn aufs neue vertagt, diesmal bis auf den St. Nimmerleins-tag. Bekanntlich hat vor kurzem die bayerische Staatsregierungneuerdings an die Stadtverwaltungen den Rat ergehen lassen, einenVersuch mit der Arbeitslosenversicherung zu machen, wozu gerodejetzt, angesichts des Wiederauflebens der wirtschaftlichen Konjunktur,der geeignete Zeitpunkt sei, da die Einrichtung sich bis zum Wieder-eintritt schlechterer Erwerbsverhältnisse einleben und finanziellkräftigen könne. Nürnberg, die industrielle Metropole Bayerns,hat sich schon seit einigen Jahren mit der Frage beschäftigt, ohnezu einem Ziele zu kommen. Vor d'en letzten Gemeindewahlentrieben die Freisinnigen sogar Arbeiterfang mit dem Hinweis, daßdie Arbeitslosenversicherung in Beratung sei. Das Ergebnis derdamaligen Beratung war, daß man die Sache auf ein ganzes Jahrvertagte; das war nichts weiter als der Vorwand zur Verhüllungder Feindschaft gegen soziale Matznahmen für die Arbeitslosen unddie Einleitung eines anständigen Begräbnisses. Jetzt ist man be-reits einen Schritt weiter gegangen und hat beschlossen, von derEinführung der Arbeitslosenversicherung überhaupt solange abzu-sehen, als nicht der Staat oder das Reich vorangegangen sei. DieAblehnung geschah unter freisinniger Führung. Der freisinnigeWortführer. Landtagsabgeordneter Häberlein, erklärte eS für eine„starke Zumutung", wenn die Regierung den Städten nahelegt, dieVersicherung einzuführen. Die sozialdemokratischen Vertreter be-mühten sich, wenigstens eine nochmalige Ausschutzberatung zu er-reichen; aber bei der Abstimmung sahen sie sich der ganzen reaktiv-nären Gesellschaft, von den Freisinnigen bis zu den Miitelständlern,allein gegenüber. Die Frage ist dadurch in Bayern wieder auf demtoten Punkt angelangt; denn die übrigen bayerischen Städte werdenwohl das Beispiel Nürnbergs nachahmen, und die Regierung selbstdenkt nicht daran, voranzugehen. Nach ihrer Ansicht soll wiederdie Arbeitslosenversicherung gemeindlich sein, bis eine reichsgesetz-liche Regelung erfolgt._Die guten Preise der deutschen StaatSbahncn für Lokomotiven.In dem kürzlich veröffentlichten letzten Geschäftsbericht der ein-zigen in der Schweiz vorhandenen Lokomotivsabrik, die in Winter-thur domiziliert, lesen wir:„Die Preise, die die deutschen,namentlich preußischen Staatsbahnen ausschließlich nur ihrenheimischen Produzenten bei ganz großartigen Bestellungen be-willigen, stellen sich bei ungleich günstigen Faktoren zur Fabrikationvon Lokomotiven höher, als wir sie erhältlich machen können,wodurch der Verband der Fabrikanten befähigt wird, seinen Mit-gliedern ausländische Ordres zur Beschäftigung im Vollbetriebezuzuweisen.— Also Schutz der heimischen Industrie und dadurchbewirkte Vorzugsstellung der Lokomotivfabriken in der Konkurrenzauf dem Weltmarkte ist die zielbewußte Tendenz unserer mächtigenNachbaren." Es sind Verbandspreise, die die deutschen Staats-bahnen für ihre Lokomotiven zahlen müssen. Dafür liefern danndie deutschen Lokomotivfabriken umso billiger ins Ausland.letzte Nachrichten.Noch ein Massenprotcst gegen die reaktionäre Hetze.Bremen, 19. Oktober.(Privatdepesche des„Vorwärts".)'In 7 großen Bersammlnugen mit dem Thema:„Knebelungstatt Volksrechte", in welchen auch die Frauen stark vertretenwaren, protestierte heute die Bremer Bürgerschaft gegen dievon den Reaktionären verlangten Ausnahmegesepe. In allenVersammlungen wurde der am Sonntag von der BerlinerArbeiterschaft angenommenen Resolution zugestimmt.Ein Offizier wegen Unterschlagung verurteilt.Straßburg i. Elsaß, 10. Oktober.(Privatdepesche deS„Vor-wärtS".) Heute wurde vom hiesigen Oberkriegsgericht der Leut-nant Trost vom Artillerieregiment in Hagenau wegen Be-trug» und Ungehorsam in zwei Fällen zu 7 Monaten Gefängnisverurteilt. T. hatte die unterschlagene Summe mit einer Gräfinverbracht. fDie Verzweiflungstat eines Einbrechers.München, 10. Oktober.(W. T. B.) Heute abend drang einEinbrecher in die Parterrewohnung einer Gastwirtschaft in derAugustenstratze ein und durchwühlte Kästen nach Geld und Schmuck-fachen. Als er entdeckt wurde, flüchtete er in das vierte Stockwerkund sprang auS einem Fenster in den Hofraum, wo er mit einemSchädelbruch tot liegen blieb. Die Personalien deS Einbrecherssind unbekannt._Ein Totgeglaubter.Paris, 10. Oktober.(W. T. B.) Die Meldung, daß außer demPater Frague auch der französische Lazarist Espinouca währendder Revolution in Lissabon ermordet sei. hat sich als unrichtig her-ausgestellt. ESpinouca hat sich drei Tage versteckt gehalten, bis esihm gelang, wohlbehalten über die Grenze zu kommen.Vierhundert Menschen umgekommen.New Aork, 19. Oktober.(W. T. B.) Nach einer De-pesche aus Warren(Minnesota) wird die Zahl der bei denWaldbränden umgekommenen Personen auf»99 geschätzt; derSachschaden soll 199 Millionen Dollar betragen.(Siehe auch„Aus aller Welt".)_Gaul Singer& Co., Berlin SW. Hierzu 3 Beilagen«.UnterhaltunqSbl.