beseht war. Mit einem Gesangsvortraa vom Sängerchor..Wedding"wurde die Versammlung eingeleitet. Dr. Kurt R o s e n f e l d hieltdann einen Vortrag und gewann mit seiner scharfen Kritik der Po-lizcitaktik den stürnnschen Beifall der Anwesenden. Die vorgelegteResolution fand die allgemeine Zustimmung. Der Sängerchor trugzum Schluß die„Internationale" vor— eine bewegte, begeisterteStimmung beherrschte die Versammlung.Unterdessen hatte sich nicht nur der untere Saal gefüllt, sonderntauch der große Garten, so daß man sich entschloß, im Garten dieVersammlung abzuhalten. Dort bot sich bald ein imposantes Bild.Auf der breiten Treppe, die zu den Sälen führt, wie auf der ge-räumigcn Veranda und rings im Garten eine Menschenmasse, Kopfan Kopf gedrängt, und aus ihrer Mitte heraus hob sich die Gestalteiner Rednerin, Frau Bertha L u n g w i tz, deren Vortrag dieMassen ernst und aufmerksam folgten. Die donnernden Hochrufeauf die Sozialdemokratie, die von diesen Massen zum Schluß aus-gebracht wurden, erschallten weit hinaus bis auf die Müllerstraße.Die Polizei trat äußerlich wenig hervor, man sah zuerst nur zweibis drei, später vier bis sechs Schutzleute in der Nähe der Pharus-fäle, aber größere Aufgebote lagen in der Umgegend in fliegendenWachen verborgen, zuni Beispiel in der Maschinenfabrik vonSentker. Zuerst löste sich die Gartenversammlung auf; umUhr ergoß sich ein Menschenstrom auf die Straße, der sich langsamverlief; dann kam der zweite große Strom aus dem oberen Saal,und auch dieser verlief sich sehr langsam, aber in Ruhe undOrdnung. Die Pohizxi schaute zu und wartete ab, bis sich die Mengeverlaufen hatte.Im Norden.Die Versammlungen im Schönhauser Viertel und am Gesund-brunnen waren überfüllt. Der große Mila-Saal in der Schönhauser Allee 130, wo D ü w e l l bis gegen 1% Uhr sprach, konntenur einen Teil der zuströmenden Versammlungsbesucher auf-nehmen. Obwohl sämtliche Tische entfernt Ivaven und am Eingangdes Saales für Stehplätze vorgesorgt war, mußten viele, die ge-kommen waren, um den Protest gegen die Polizeiwillkür zu unter-stützen, wieder umkehren. Sie konnten sich in der Schönhauser Alleeihrer Verwunderung hingeben über die strammen, meist mitnagelneuen Brownings umgürteten Schutzmannsbäuche. Sovielsich auch Schutzleute hier langweilten, ohne Schießwaffe war keiner.Noch besser besucht war das Puhlmannsche Lokal. Hier mußteGenosse S t r ö b e l, nachdem er in dem gedrängt besetzten Saalfein Referat beendet hatte, dasselbe im Garten wiederholen, woeinige hindert Personen seinen Ausführungen lauschten.Bei Ballschmieder konnte schon um 12 Uhr niemand mehr denSaal betreten. Hier entschloß man sich, die Versammlung nachdem Garten zu verlegen. So standen an die tausend Versamm-lungsbesucher unter den entlaubten Bäumen. Nachdem GenosseDöring sein Referat beendet, hob die Versammlung wie einMann die Hand für die verlesene Resolution. Der Passus in der-selben, jene Presse aus der Arbeiterbehausung zu entfernen, von deranläßlich der Moabiter Vorkommnisse wieder zu beobachten war,daß sie trotz ihrer angeblichen Unparteilichkeit oder ihres zur Schaugetragenen Liberalismus stets dabei ist, gegen die politischen undwirtschaftlichen Kämpfe der Arbeiterklasse Partei zu ergreifen,fand in allen Versammlungen begeisterte Zustimmung. Wenn dieArbeiter dieser so bekundeten Auffassung nun auch die Tat folgenlassen, wenn sie ferner die Ausführungen der Referenten wirklichbefolgen und unablässig bestrebt sind, Wissen und Aufklärung zuverbreiten, die politischen und gewerkschaftlichen Organisationen zustärken, dann wird es um das reaktionäre Regiment in Preußen-Deutschland bald schlecht bestellt sein. Dann wird Blatt um Blattvom Baume der Reaktion fallen, oder es kommt ein Sturmwindhergebraust und schmettert den morschen Stamm zu Boden, wo ervermodern mag unter dem Immergrün der Freiheit und derMenschenliebe.Nordosten und Osten.Nach dem großen Saale von Lipps am Friedrichshain strömtenschon von 11 Uhr ab immer zahlreichere Menschcnmassen, um ihrerEmpörung über die Polizeitaten von Moabit Ausdruck zu geben.Die Polizei hielt sich im Hiirtergrunde, war am Versammlungslokale verhältnismäßig spärlich vertreten und beobachtete die Vor-gänge stillschweigend. Als die Versammlung begann, war der Saalbereits gedrängt voll und auch die Galerien waren dermaßen besetzt,daß nur noch wenig Platz übrig war. Es kamen aber noch immermehr Männer und Frauen herbei, so daß schließlich kein Plätzchenfreiblieb. ES lag eine ernste Stimmung über der ganzen Versamm-lung, wie es auch sein muß, wenn man zu Gericht sitzt, um einUrteil zu fällen über den preußischen Polizeigeist. Denn darumhandelte eS sich, wie der Referent. Genosse Bahn, treffend hervor-hob. Er schilderte die bekannten Polizeitaten in ihren Einzelheiten,schilderte auch die Ursachen und Zusammenhänge und verurteiltein ebenso kräftigen wie gerechten Worten— soweit sich Worte fürein solches Vorgehen finden lassen— das Verhalten derer, die be-rufen sind, die öffentliche Ordnung und Ruhe aufrechtzuerhaltenund das Publikum zu schützen, aber statt dessen mit Waffengewaltwahllos gegen Menschen, ja gegen Frauen und Kinder vorgingen,welche auch nicht das mindeste verbrochen hatten. Die Versamm-lung gab immer wieder in lauten Pfuirufen ihre Entrüstung überhie Moabiter Polizeitaten kund.Freyers grosser Saal in der Koppenstraße bot lange nicht Raumgenug für die Massen der Menschen, die hier ihre Meinung überdie Moabiter Vorgänge kundgeben wollten. Manche zogen wieder ab,um sich nach Lipps oder nach einem anderen vielleicht weniger über-füllten Versamlungslokal zu begeben, denn in Freyers großem Saalwar bald kein Stehplätzchen mehr zu haben. Man veranstalteteschnell eine zweite Versammlung in dem kleineren Saal, dann einedritte in dem langen Tunnelsaal neben der Kegelbahn. Aber auchdiese Räume reichten nicht aus, und so mußte schließlich eine vierteVersammlung auf dem Hofe des Lokals veranstaltet werden. Indiesen drei Versammlungen sprachen die Genossen Z e u n e r,Büchner und Wilhelm, während im großen Saal S ch u-mann das Referat hielt, der als Vertrauensmann des Trans-Portarbeiterverbandes die Schreckensherrschaft in Moabit besondersgründlich kennen gelernt hatte. Ein Sturm der Entrüstung bewegtedie Versammlung, als der Redner die polizeilichen Gewalttätig-keiten schilderte. Das Verdammungsurteil des Volkes war hierso einstimmig und scharf wie in allen anderen Versammlungen.Die Polizei beobachtete in der Koppenstraße dieselbe Zurück-Haltung wie am Friedrichshain, nur war sie öffentlich etwas zahl-reicher vertreten. Im Vorhofe des Lokals standen einige zehnSchutzleute und drei Polizeioffiziere beisammen und warteten, obsich etwas Besonderes ereignen werde. Auch hatte der Reviervor-stand um Stellung von Ordnern ersucht, die gern zur Verfügunggestellt wurden. Es geschah natürlich nichts. Als die Versamm-lungen aus waren, gingen alle still ihrer Wege, und die Polizeiauch, die es diesmal nicht einmal für nötig fand, die hier und daherumstehenden Gruppen Neugieriger in der sonst üblichen Weisezu zerstreuen.Im Südostenfanden zwei Versammlungen statt: In der Drachenburg am Schle-fischen Tor und in Graumanns Festsälen in der Naunyustraße.Schon gegen 11 Uhr rückten die ersten Versammlungsteilnehmerheran und um 12 Uhr waren beide Säle schon überfüllt. In derDrachenburg waren schon gar keine Tische aufgestellt worden. Indichten Reihen stand hier Stuhl an Stuhl, von denen kein einzigerunbesetzt blieb. Gänge und Fensternischen waren von Zuhörernangefüllt und selbst draußen im Garten hatten Hunderte von Prole-tarier« sich angesammelt, die gekommen waren, um gegen diePolizeibrutalitäten der letzten Woche zu protestieren. Dicht wurdenvon allen Seiten die offenstehenden Saalfenster von den Außen-stehenden belagert.Reichstagsabgeordneter Genosse Fritz Z u b e i l, der mit seinemdurchdringenden Organ auch bis draußen im Garten zu verstehen war,beleuchtete hier die„Heldentaten" der Jagowschen Truppen undging mit den„tapferen Siegern" über wehrlose Volksmassen:Kinder. Frauen, Greise, ganz gehörig ins Gericht, oftmals durchBeifallskundgebungen der Versammelten unterbrochen. Nach einemkernigen Schlußwort des Vorsitzenden, der die Erschienenen aufforderte, sich Mann für Mann der Partei anzuschließen und daseinzig in Frage kommende Arbeiterorgan, den„Vorwärts" zu abon-nieren, wurde die Protestresolution einstimmig angenommen. Miteinem Hoch auf die internationale, völkerbefreiende Sozialdemo-kratie verließen die Versammlungsteilnehmer das Lokal, um sichin langem, aus zwangslosen Gruppen geformten Zuge die Schle-fische Straße entlang zu bewegen bis zum Schlesischen Tor, wo dieTeilnehmer auseinandergingen, sich wieder in die Bezirke desSüdostens ergießend.Bei Graumann sprach bor einer sehr aufmerksamen Zuhörer-schaft der Genosse Mermuth über die grauenerregenden Vor-gänge in Moabit. Auch hier fand die Protestresolution einstimmigAnnahme.Von einer Absperrung der Versammlungen hatte die Polizeiabgesehen. Dennoch erfreuten sich aber die Versammlungen derAufmerksamkeit der Polizeibehörde. Zwar zeigten sich auf derStraße in der Nähe der Versammlungen nur einige gut bewaffneteSchutzmannsposten. Doch konnte in der Versammlung in derNaunynstraße mitgeteilt werden, daß in dem gegenüberliegendenSause Nr. 6S eine fliegende Wache untergebracht werden sollte.ie fall aber dort von dem Hauseigentümer, der wahrscheinlich keineUnannehmlichkeiten mit den Mietern haben wollte, nicht geduldetworden sein.Schon von 11 Uhr an strömten die Versammlungsbesucher nachKlicmS Saal in der Hasenheide. Polizei war in der Nähe desVersammlungslokals nicht zu sehen. Auch die Versammlung selbstwar nicht überwacht. Gewisse Elemente, die Beziehungen zumAlexanderplatz haben, hatten sich zwar als anscheinend harmloseVersammlungsbesucher eingefunden, doch unsere Genossen sorgtendafür, daß Störungen oder Provokationen, die etwa von diesenElementen ausgegangen wären, sofort hätten unterdrückt werdenkönnen.— Noch che die Versamlung eröffnet wurde, war der Saalvollständig gefüllt. Viele, die später kamen, fanden keinen Einlaßmehr.— Der Empörung des Volkes über die Polizcischlachten inMoabit gab die Referentin, Luise Z i e tz, treffenden Ausdruck. DieKennzeichnung, welche sie dem preußischen Polizeiregiment im all-gemeinen und den Vorgängen in Moabit im besonderen zuteilwerden ließ, fanden lebhaften Wiederhall in den Herzen der mehr-tausendköpfigen Zuhörerschaft. Der Appell zum Eintritt in dieOrganisationen der klassenbewußten Arbeiterschaft, mit dem dieRefercntin ihren Vortrag schloß, blieb nicht ohne Wirkung.— Dadie Polizei auch nach Schluß der Versammlung unsichtbar blieb, soblieb natürlich auch die Ordnung auf der Straße vollkommen un-gestört.Die Vorrorte.In Rixdorf wurden zwei Versammlungen abgehalten. Imgroßen Saale des Hoppeschen Lokals, der von einer dichtgedrängtenMenge gefüllt war, sprach Genosse Pfannkuch. Scharf undtreffend beleuchtete er die Vorgänge, welche weit über DeutschlandsGrenzen hinaus berechtigtes Aufsehen erregt und der BerlinerPolizei die wohlverdiente Verurteilung durch alle Kulturfreundeeingetragen haben. Lebhafte Beifallskundgebungen bewiesen, daßdie Zuhörer mit dem Referenten eines Sinnes waren in der cnt-schiedenen Verurteilung des Polizeiregiments und der polizeilichenWillkür in jeder Hinsicht.Der Saal der Bereinsbrauerei konnte nur einen kleinen Teilder Männer und Frauen fassen, welche gekommen waren, um Protesteinzulegen gegen die blutigen Polizeitaten. Die Versammlungwurde deshalb im Garten abgehalten. Tausende von Zuhörern, diefortwährend vermehrt wurden durch Versammlungsbesucher, diedrüben bei Hoppe keinen Einlaß mehr fanden, drängten vor derTribüne, von der herab Genosse Paul M ü l l e r in markigen Worten,die häufige Beifallsstürme weckten, nicht nur die Moabiter Polizei-schlachten kennzeichnete, sondern auch ihre Ursachen, den Polizeischutzder Kapitalsinteressen, sowie die Polizeiwirtschaft überhaupt ingebührender Weise verurteilte.Beide Rixdorfer Versammlungen waren polizeilich überwacht.Auch auf der Straße machte sich die Polizei, vielleicht nicht so zahl-reich wie bei früheren Gelegenheiten, aber doch auffallend genugbemerkbar. Die Zahl der uniformierten, mit Säbel und Browningbewehrten Schutzleute war nicht groß. Aber die Polizei hatteeine große Anzahl von Beamten in Zivil, anscheinend alle verfüg-baren Kräfte aus sämtlichen Abteilungen, hergeschickt. Sie standenan den Straßenecken und spazierten zwischen dem die Straße be-völkernden Publikum herum. Der Polizeipräsident von Rixdorfwar in eigener Person zur Stelle. Begleitet von einem Polizei-offizier und einem Kommissar patroullierte er lange Zeit in derNähe der Versammlungslokale. Doch die Beamten hielten sich ohneAusnahme bollkommen zurück. Sie taten, was in solchen Situationendas einzig Richtige ist: Sie ließen das Publikum auf der Straßeruhig gewähren. Unter diesen Umständen war es selbstverständlich,daß nicht die geringste Störung vorkam. Tausende ergossen sichnach Schluß der Versammlung auf die Straße. Ruhig gingen sieihrer Wege und in gaiiz kurzer Zeit hatte die Hermannstraßewieder ihr gewöhnliches Aussehen. Hier konnte man mit greif-barer Deutlichkeit sehen, daß selbst durch große Volksmassen dieRuhe und Ordnung nicht gestört wird, wenn nicht die Polizei durchunverständiges Verhalten selbst Ursache zu Störungen gibt.In Charlottenburg tagten am Sonntag zwei überaus starkbesuchte, poleizeilich abgesperrte Versammlungen. Die Referenten,Genossen Hirsch und Fülle, deren Ausführungen mit großerBegeisterung aufgenommen wurden, geißelten aufs schärfste dasVorgehen der Polizei in Moabit und das Verhalten der bürger-lichen Presse. In der Diskussion sprach ein Herr Thimm von derDemokratischen Bereinigung, welcher durch Anführung einiger Bei-spiele die Ausführungen des Referenten Hirsch unterstrich. Tref-send führte er aus, daß es zu begrüßen sei, wenn die Polizei Ordenerhält, denn dann würden wenigstens die Beamten gekennzeichnet,die für schwaügere Frauen Fußtritte und Knüttel übrig hatten.—Die Resolution wurde einstimmig angenommen. Zum großenAerger der Polizei, welche offenbar auf den Ausbruch der Revolutionwartete, hatte ein Witzbolo auf dem Hofe des Volkshauses eineTafel angebracht mit den Worten:„Achtung! Die Revolution wegenschönen Wetters abbestellt!" Auf den Straßen in der Umgebungdes Volkshauses wimmelte eS von Polizeibcamten in Uniform undZivil, jedoch sind Zwischenfälle nicht vorgekommen.In Pankow war die Versammlung von über 500 Personenbesucht. Das Referat hielt Genosse Hartmann, welcher in aus-führlicher Weise die wahren Vorgänge in Moabit schilderte und dasgemeine Verhalten der bürgerlichen Blätter kennzeichnete. SeineAusführungen wurden durch stürmische Zwischenrufe unterbrochenund durch nicht endenwollende Beifallskundgebungen belohnt. Vonden nächsten Rednern wurden die von dem Referenten angeführtenGreuel der Polizeitaten voll bestätigt. Die vorgelegte Resolutionfand einstimmige Annahme.Lichtenberg. Die Versammlung im Lokale von Schwarzwar von ungefähr 2ö00 bis 8000 Personen, Frauen undMänner, besucht. Da das Lokal sich als viel zu klein erwieö, hatdie Versammlung im Garten, der ziemlich geräumig ist, stattfindenmüssen. Polizei war zur lleberwachung erschienen, hatte aber keinenGrund, in Tätigkeit zu treten.,Boxhagen-RuminelSburg-Ltralan. Die hiesige Versammlungwurde wegen Ueberfüllung nach dem Garten verlegt. Die Zahl derTeilnehmer betrug zirka 1500 Personen, darunter viele Frauen.Der Referent ReirbStagSabgeordiieter Artur Stadthage n legtein einstündiger trefflicher Rede die ungeheuerlichen Ncbergriffe derPolizei den Anwesenden klar und zeigte, wie auch hier die Polizeiwieder im Interesse des Kapitals gearbeitet habe. LanganhaltenderBeifall folgte den Aussührungen. Der geeinigte Gesangvereinbrachte zum Schluß die„Internationale" zum Vortrag.Polizei und Versammlungsbesucher.Man schreibt uns:Aus Anlaß der Moabiter Vorgänge ist selbst von Polizeibeamtengeäußert worden, daß sie auf Befehl gehandelt hätten, als sie Wahl-loS mit dem Säbel auf das Publikum eingeschlagen hätten. Wieaus einer uns gemachten Mitteilung hervorgeht,'gibt eS auch Vor«gesetzte, die verständige Ansichten über die Aufgaben der Polizeihaben. In dem uns mitgeteilten Falle ist ein Polizei-leutnant zu den in einem bestimmten Räume versammeltenSchutzleuten gekommen und hat in einer Ansprache dieLeute ermahnt, sich recht ruhig zu verhalten, selbst danndie Ruhe zu bewahren, wenn einige Versammlungsteilnehmeretwa stichelnde Reden fallen ließen. Erst wenn Beamte tätlich an-gegriffen würden, solle zugegriffen werden. Daß man solche An-sichten noch registrieren mutz, ist bezeichnend.»Folgendes Telegramm ging aus der Heilstätte Beelitz ein:Dem schärfsten Protest gegen Polizeiwill kür und Ausnahmegesetzeschließen sich die Patienten des Sanatoriums Beelitz an.Hu9 Induftne und FtandeLDie Fleischteuerung.Im September dieses Jahres sind die Fleischpreffe wiederumweiter hinaufgeschnellt. Die amtlichen Angaben für die„StatistischeKorrespondenz", die aus 50 preußischen Städten die Durchschnitts-preise zusammenstellt, ergeben folgende Gesamtziffern. Es kosteteein Kilogramm Fleisch im Kleinhandel im September.m-PfennigeRindfleisch von der Keule.... 16S,8 181,8 182,4vom Bug...... 156,2 168,2 168,7vom Bauch..... 136,5 148,6 147,7im Durchschnitt,.. 156,6 168,7 168,9Kalbfleisch von der Keule.... 181,0 195,6 196,3vom Bug..... 165,6 176,9 177,2im Gesamtdurchschnilt. 174,9 188,2 188,6Hammelfleisch von der Keule.... 175,0 181,3 181,4vom Bug..... 162,4 164,7 164,9im Gesamtdurchschuitt. 170,0 174,7 174,3Schweinefleisch von der Keule.... 184,1 181,6 181,9vom Bug...... 172,8 167,6 167,0Kopf und Beine... 90.4 90,1 91,8Rückenfett..... 166,3 161,7 162,5im Durchschnitt... 167,2 163,6 164,0Roßfleisch........... 75,1 76,5 77,0In der zweiten Hälfte des September sind die Preise durchweggestiegen. Auch die Schweinepreise rücken nahe an den ungewöhnlichhohen vorjährigen Satz heran, ja, bei der geringeren Sorte— Kopfund Beine— �ift jetzt das vorjährige Niveau sogar schon überholt.Da sieht man, was die Behauptungen von der vorübergehendenErscheinung der hohen Fleischpreise wert sind. Die Grenzen auf!Das muß nach wie vor die Losung sein.•Nach vorausgegangenen Besprechungen mit Vertretern deS Vieh-Handels, der Landwirte, Metzger und anderer Jntereffenten, hat derMagistrat der Stadt Dortmund eine Eingabe an die Regierung ge-richtet, worin folgende Mittel zur Hebung der Fleisckteuerung inVorschlag gebracht werden: weitgehendes Oeffnen der Grenzen vonHolland und Dänemark und vorübergehende Aufhebung der Zöllefür Vieh und Fleisch. Abschriften! dieser Eingabe sind dem Reichs-tag, dem Reichslanzler, dem Landtag, dem deutschen und westfälischenStädtetage zugegangen. Begründend wird in der Eingabe gesagt,daß von den 210 000 Einwohnern Dortmunds gegen 160 000dem Arbeiter« und kleineren Beamtcnstande angehören, unddaß die Mehrzahl der Arbeiter schwere körperliche Arbeit ver»richten müsse, die nur bei kräftiger Ernährung geleistet werden könnte.Bei den überaus hohen Fleischpreisen sei der Arbeiter aber nicht inder Lage, sich entsprechende Kost zu verschaffen. Die Fortdauer derFleischteuerung bedinge Unterernährung, und es sei ein Zurückgehender Arbeitsleistung zu erwarten, auch leiste eine UnterernährungKrankheiten Vorschub. Der Magistrat der Stadt Dortmund ist nichtder Ansicht, daß an der jetzigen Fleischteuerung der Zwischenhandelschuld sei, sondern der Mangel an schlachtreifem Vieh im Inlanddas Uebel verursache.*Nach der Statistik des städtischen SchlachthofeSin Offen-bürg wurden dort im Monat September 1910 nur 1069 Tiere ge-schlachte: gegen 1218 im gleichen Monat des Vorjahres. Die Zahlder geschlachteten Kälber fiel von 341 auf 268, die der Rinder von167 auf 149, die der Kühe von 71 auf 62; auch die Schweine-schlachtung hat sich etwas vermindert, die' Einfuhr auswärtigenFleisches nahm ab. Die für das ganze badische Land sestgestellte.verhängnisvolle Abnahme der Nachzucht des Milch- und Nutzviehesäußerte sich in einem lebhasten Verkauf der Rinder und Kälber.Nachdem nun die Oehmdernte günstig ausgefallen ist, wird die Auf-zucht des Jungviehes zunehmen. Die badische Negierung gestatteteNindvieheinfuhr aus der Schweiz.Dividende« im deutschen Eisen- und Metallgewerbe.Insgesamt habe» in den ersten neun Monaien des laufendenJahres 451 Aktiengesellschaften des Eisen- und Metallgewcrbes, derenAktienkapital im letzten Geschäftsjahr um 61 840 000 M, auf1 135 986 000 M. vermehrt worden ist, ihre Rechnungsergebnisse ver-öffenilicht, von denen 53 für einen Vergleich mit dem Vorjahre nichtin Betracht gezogen werden können. Für die Betrachtung derDividendenausschüttung in sämtlichen Zweigen des Eisen« undMetallgewerbes kommen also insgesamt 398 Gesellschaften in Be-trncht, deren Bilanzen mit denen vom Vorjahre ver-gleichbar sind, und zwar gehören von diesen Aktien-gesellschaften 148 dem reinen Eisen- und Metallgcwcrbean, 211 Unternehmungen dem Maschinenbau und 39 derelektrotechnischen Warenherstelluiig. Das dividendcnberechtigteAksienknpital der gesamte n'398.A ktien gesellschaften weistaus Grund der in der Zeit von Januar bis September vcröffent-lichte» Bilanzen die beträchtliche Steigerung von 1 027287 Millionenauf 1 072 997 Millioueu Mark auf, ein deutlicher Ausdruck der fort«schreitenden Besserung im Eisengewerbe. Bei den Gesellschaften derreinen Eisen- und Metallindustrie stieg das Aktienkapital von271611 Millionen auf 279 744 Millionen Mark, bei den Maschinen»bauanstalten von 434 353 auf 453 429 Millionen Mark und bei denAktiennnternehmiingen der elektrotechnischen Industrie von 321 323Millionen auf 339 824 Millionen Mark. Es ergeben sich für dieDividendeiisumme und für die auf das jeweilige dividendenberechtigteNominalkapital berechnete Dividende im Vergleich zum vorletztenGeschäftsjahr folgende Ziffern:Dividendensumme in 1000 M. Dividende in Proz1909/10 1908/09 1909/1025 673 9,1 9,132 888 6,8 7,228 980 8,3 8,5und Metallgewerbe, dessen Aktien-Grupp-u mHI09Eisen, Metalle.. 24 622Maschinen.... 29747Elektrotechn. Erz.. 26 676Abgesehen vom reinen Eisengesellschaften keine höhere Dividende erzielten als im Vorjahre, hatbei den Unternehmungen der elektrotechnischen Industrie wie bei denMaschinenbauanstalten eine Steigerung der Dividendensumme wieder Dividendenprozentziffern stattgefunden, indem 0,2 beziehnngS-weise 0,4 Proz. Dividende mehr zur Verteilung an die Aktionaregelangten als im Vorjahre. Für 393 Aktiengesellschaften allerBranchen, deren Bilanzen mit den vorjährigen vergleichbar sind, er-gibt sich eine Steigerung der Dividendensumme von 81 046 Mill.auf 37 391 Millionen Mark im letzten Geschäftsjahr, so daß unterVerrechnung auf das jeweilige dividcndenberechtigte Nommalkopitalfür das Geschäftsjahr 1909/t0 eine durchschnittliche Dividende von8.1 Proz. zur Verteilung gelangte, während im vorletzte:: Geschäfts-jähre von denselben Gesellschaften nur eine Dividende von 7,0 Proz.erzielt worden war.