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GewerhfcbaftUcbe«. Bertin und Umgegend« Die Arbeitsaufnahme bei der Firma Kupfer u. Co. in Moabit hat sich am Montag glatt vollzogen. Anscheinend sind alle AuS- ständigen und organisierten Arbeiter von der Firma wieder in Arbeit genommen worden, wenigstens meldete sich beim Verband niemand, dessen Arbeit abgelehnt worden wäre. Die Bautischler nahmen am Montagabend in einer Versamm- lung, die im Gewerkschaftshause stattfand, den Bericht ihrer Kom- Mission über den neue» Tarifvertrag entgegen. Zwischen dem Deutschen Holzarbeiterverband und dem Zentralverband der Bau- tischlermeister Berlins und Umgegend ist am 27. September lölv ein Akkordtaris für normale Bantischlerarbeiten vereinbart worden, der vom 1. Oktober lölv bis zum 15. Februar 19l& gelten soll. F e n d e l und Reiche empfahlen ini Namen der Kommission die Annahme des vorliegenden Tarifs. Die Kommission habe geleistet, was unler Umständen möglich war. Gegenüber dem alten Tarif seien die verschiedenen Positionen um fünf Prozent erhöht worden. Wichtig sei besonders, das; bestimmte Sätze, die als Mindestpreise gelten, festgelegt worden seien, und zwar umfaßt der neue Tarif fast alle Arbeiten, etwa SOO Positionen, während in dem alten Tarif nur eine beschränkte Zahl von Arbeilen angeführt worden sind. In der Diskussion zeigte sich eine allgemeine Unzufriedenheit, daß nicht mehr erreicht werden konnte. Verschiedene Redner hielten den neue» Tarifvertrag für spottschlecht. Die Referenten erklärten, daß die Kommission sich wohl bewußt war, daß die Wünsche der Arbeiter weiter gingen, aber es habe sich zurzeit nicht mehr er- ringen lassen und der neue Tarif bedeute immerhin einen Fortschritt, den man nicht unterschätzen sollte. Wo bessere Arbeitsbedingungen herrschen, bleiben dieselben bestehen, der Tarif lege nur sest, was inin bestens bezahlt werden muß in allen Werkstätten mit Handbetrieb. Wo Maschinen- betrieb besteht, ist bis auf weiteres 5 Proz. mehr zu bezahlen. Und wie die Akkordlöhne so müssen auch die Slundenlöhne um 5 Proz. erhöht werden. Der Tarifvertrag erhielt schließlich die Zustimmung der Versammelten, wenn auch viele Stimmen sich für die Ablehnung erhoben.» Die Modelltischler nahmen am Montag in ihrer Branchen- Versammlung den Bericht über die erneuten Verhandlungen mit den Arbeitgebern entgegen. Wie aus dein Bericht hervorgeht, ist es nicht gelungen, alle Wünsche, welche die vorige Versammlung hin- sichtlich der Gestaltung des Tarifvertrages äußerte, zur Anerkennung zu bringen. Einige Verbesserungen haben aber die Arbeitgeber noch zugestanden. In dem Vertragsentwurf, der als Resultat der Ver- Handlungen vorliegt, wird ausgesprochen, daß im allgemeinen die Lohnarbeit besteht und daß bei Akkordarbeit der Lohn garantiert wird. Beim Wechsel des Arbeitsverhältnisses soll der Arbeiter im neuen Betriebe denselben Lohn bekommen, den er im Betriebe, wo er vorher beschäftigt war, bei gleicher oder ähnlicher Arbeit und gleicher Leistung erhalten hat. Eine Erhöhung des Mindestlohues war nicht zu erreichen. Er soll 75 Pf. pro Stunde betrage». Die vertragsmäßige Lohnerhöhung soll früher eintreten, als es ursprüng- lich zugestanden war. Es soll nämlich eine Erhöhung der bestehenden Löhne um 2 Pf. pro Stunde ab 1. Oktober 1910 und eine weitere Erhöhung um 2 Pf. am 1. Oktober 1912 eintreten. Der Vertrag soll bis 15. Februar 1913 abgeschlossen werden. Für die Fest­setzung einer Lehrlingsskala im Vertrage waren die Arbeitgeber nicht zu bewegen. Sie erklänen sich aber bereit, gemeinsam mit einem Vertreter der Arbeiter und der Lehrlingskommission der Innung auf die Beseitigung bestehender Mißstände hin- zuarbeiten. Die verlangte sofortige Erhöhung um 5 Proz-nt lehnten die Arbeitgeber ab mit dem Hinweis auf die Maschinen« fabriken, welche den von ihnen beschäftigten Modelltischlern niedrigere Löhne zahlen wie die Modelltischlermelster. Sie sagten, wenn ihnen nachgewiesen werde, daß die Fabriken den Lohn um 6 Proz. erhöht haben, sie dasselbe tun würden. Die Branchenleitung empfahl die Annahme des Vertrages, weil sie nach Lage der Sache nicht mehr habe erreichen können. Nach lauger Diskussion lehnte die Versammlung mit 52 gegen 42 Stimmen den Vertragsentwurf ab. Zur Begründung des Abstimmungs- resultats wurde angeführt, daß die Modelltischler nicht Gegner des Vertrages an sich sind, fondern daß ihnen die gewährte Lohn- erhöhung nicht genügt. Sie verlangen eine sofortige Lohnerhöhung von 5 Proz. und einen höheren Mindestlohn. ES soll nochmals mit den Arbeitgebern in diesem Sinne verhandelt werden. Auch in den Maschinenfabriken sollen in den nächsten Tagen Lohnerhöhungen gefordert werden. Der Streik der Chauffeure, Packer, Hausdiener und Radfahrer der Handelsgesellschaft Deutscher Apotheker, Dortmunder Str. 11/12, ist aufgehoben. Die Polizei hat in der bekannten Weise dafür ge- sorgt, daß den Arbeitern das Koalitionsrecht illusorisch gemacht wlirde, indem die Streikposten einfach von der Straße weg verhaftet wurden. Zum Schluß kam eS soweit, daß der größte Teil der Streikenden teils in Untersuchungshast, teils auf der Polizeiwache festgehalten wurde und Leute zum Streikpostenstehen nicht mehr da waren. Wir warnen organisierte Chauffeure, Packer, Hausdiener und Radfahrer, in obengenanntem Betriebe Arbeit anzunehmen, weil die Neueinstellung von der Unterzeichnung des Bolleschen Scharfmacher- verbandSpassus bezüglich der 101 M. Konventionalstrafe abhängig gemacht wird. Deutscher Transportarbeiterverband. Bezirk Groß-Berlin. vom Streik der Rohrer. Der Verein der Rohrdeckenfabrikanten versucht eS in verschiedenen Zeitungen, die Oeffentlichkeit, speziell die Bauunternehmer, über den Streik der Rohreraufzuklären". Die Streikleitung des Verbandes der baugewerblichen Hilfsarbeiter (Sektion der Rohrer) sieht sich deshalb veranlaßt, auch ihrerseits die Sachlage der Oeffentlichkeit zu unterbreiten. Wenn der Verein der Rohrdeckenfabrikanten schreibt, daß der erste Tarifentwurf, welcher vom Verband der baugewerblichen Hilfsarbeiter vorgelegt wurde, gleich bei Eingang in die Verhandlungen zurückgezogen und höhere Forderungen gestellt wurden, so ist darauf zu erwidern, daß den Unternehmern von der Kommission gleich mitgeteilt worden ist, daß zu diesen Forderungen erst die Zustimmung der Mitglieder eingeholt werden müßte. Als dann in der beschließenden Ver- sammlung die Mtglieder dem vorgelegten Entwurf die Zu- stimwung versagten, wurden andere Forderungen aufgestellt, welche allerdings ganz nebensächlicher Natur waren. Beispielsweise ver­langten die Rohrer für das Abladen des Materials, was sehr oft eine ganze Stunde und noch länger dauert, eine Vcrgütigung. Das wurde aber von den Unternehmern abgelehnt. Ebenso verhält es sich mit der Vergütigung des Fahrgeldes. Dieses sollte nur in dem Falle gezahlt werden, wenn die Arbeitsstelle über 2 Kilometer von der letzten Stadt- und Ringbahnstation entfernt liegt. Das Fahr- geld bis zur letzten Station wollten die Rohrer selbst zahlen. Auch dies wurde von den Unternehmern abgelehnt. Von dem Abschluß des TarifeS auf eine Zeitdauer von 2 Jahren ließen die Unter- nehmer bei der ersten Verhandlung nichts merken. Erst bei der vorletzten Verhandlung bestanden sie darauf, daß ein Tarif auf L Jahre abgeschlossen würde. Außerdem sollte noch die Boden- arbeit bei Fabrikbauten der freien Vereinbarung unterliegen. Hier wäre also der Willkür der Unternehmer Tür und Tor geöffnet. Deswegen lehnten die Rohrer das ab. Wenn der Verein der Rohr- deckcnfabrikanten weiter schreibt, daß die Rohrer einen Durch- schnittsverdienst von 50 M. die Woche haben, so ist wohl absichtlich vergessen, hinzuzufügen, daß dieser Verdienst nicht bei neun- stündiger Arbeitszeit erreicht wird; es müssen dazu'täglich zwei bis drei Ucberstunden gemacht werden. Trotzdem kann dieser Lohn nur verdient werden von Rohrern. die sich noch im Vollbesitz ihrer körperlichen Kräfte befinden. Außerdem weiß jeder im Bausach Veräntw.Redakt.: EarlWermuth, Berlin -Rixdorf. Inserate verantiöTjT Beschäftigte, daß die Arbeit der Rohrer Saisonarbeit ist. Die Mehrzahl derselben hat das Jahr hindurch 30 Wochen und Wenns hoch kommt 35 Wochen Arbeit. Wie steht es nun aber mit dem Verdienst der Unternehmer? Wohl selten kann ein Unternehmer, der mit so geringem Betriebskapital arbeitet, gleich hohe Verdienste erzielen, wie gerade die Rohrdeckenfabrikanten. Nach ihrer eigenen Angabe sollen die Rohrer im Durchschnitt 50 M. pro Woche ver- dienen. Bei einem Preise von 17 Pf. pro Quadratmeter muffen dafür ziemlich 300 Meter Nohrdecken pro Woche geliefert werden. Es ist nun aber Tatsache, daß, wenn der Preis des Rohres, welches der Unternehmer liefert und sämtliche Unkosten in Anrechnung gebracht werden» dem Unternehmer 10 Pf. und darüber Verdienst pro Quadratmeter verbleiben. So beträgt der Unternehmergewinn von einem Rohrer pro Woche zirka 30 M., ohne Anwendung jeg- licher eigenen Arbeitskraft. Wenn also der Verein der Rohrdecken- fabrikanten in derBauwelt" schreibt, die Rohrer hättenunan- nehmbare" Forderungen gestellt, so kann man das nur verstehen, weil ja die geringsten Forderungen für die Unternehmer stets unannehmbar" sind. Außerdem sind die Forderungen, die heute von den Rohrern gestellt werden, schon im Jahre 1903 gezahlt worden. Nur die Krisenjahre und die Organisationsverhältnisse haben es bewirkt, daß die Unternehmer den Lohn soweit her- unterdrücken konnten. Es liegt nicht an den Forderungen, wenn der Tarifabschluß gescheitert ist, sondern das diktatorische Verhalten der Unternehmer hat den Kampf unvermeidlich gemacht. Verband der baugewerblichen Hilfsarbeiter Teutschlands. Achtung, Töpfer! Laut Beschluß der letzten Mitglieder- versaminlung wird vom Montag, den 17. Oktober 1910 ab auf den Bauten, wo die Fenster nicht verglast sind, die Arbeit eingestellt. Im Interesse der Sache ist eS gut, daß die BauvertrauenSleute schon jetzt mit den Bauherren in Verbindung treten, damit An- stalten zur Verglasung getroffen werden. Weiter ersuchen mir die Putzer, uns in diesem Kampf insofern zu unterstütze», als die Fassaden möglichst so angerüstet werden, daß die Fenster eingehängt werden können. Ferner weisen wir auf die heutige Versammlungsanzeige im Vorwärts" hin. Die Verbandsleitung. veutkcbes Keieb. Die Aufnahme der Arbeit auf den Werften vollzieht sich leider nicht so glatt, wie dies zu erwünschen wäre. Wegen der Art der Einstellung und der damit verbundenen Willkür legten gestern aus allen Hamburger Wersten , soweit die Arbeit auf- genommen war. die Arbeiter die Arbeit wieder nieder. Auf den übrigen Wersten , speziell bei B l o b m u. V o ß, ist wegen der Eni- schädigung auS rückständigen Akkordarbeiten nicht angefangen worden. Auch diejenigen Arbeiter, die gestern die Arbeit auf- genommen hatten, haben heute die Arbeit wieder eingestellt, während in sämtlichen Landbetrieben die Arbeitseinstellung glatt vor sich ge- gangen ist. Durch den Gesamtverband Deutscher Metallindustrieller ist eine Einigung versucht worden. Zu diesem Zweck wird heute eine Zusammenkunft zwischen je zwei Vertretern der beiden Parteien stattfinden. DaS Verhalten der Werftbesitzer verstößt gegen den klaren Wortlaut der Abmachungen. Der Deutsche Metallarbeiter- verband wendet sich in einer Erklärung gegen die verbreitete Nach- richt, daß die Abmachungen bezüglich der Wiedereinstellung und Entschädigung nicht getroffen und protokolliert worden seien. Die Erklärung lautet: Zu der Notiz der Arbeitgeber haben wir zu bemerken: Als am Donnerstag, den S. Oktober, abends 7 Uhr, die gegen- festige Unterzeichnung der Vertragsbedingungen stattfand, wurde von unserer Seite ausdrücklich erklärt, daß die Arbeit nur auf- genommen werden könne, wenn 1. die Wiedereinstcllung aller an den Streiks und Aussperrungen beteiligten Arbeiter ohne Be- Nutzung des Arbeitsnachweises und 2. eine Sicherung ihrer An- teile an den durch den Kampf unterbiochenen Akkorden stattfindet. Dieses wurde unter Zustimmung protokolliert. Wie in Hamburg wurde auch in Bremerhaven die Arbeit wieder niedergelegt. In Kiel , Flensburg und auf dem Vulkan" in Stettin weigerten sich die Arbeiter, die Arbeit wieder aufzunehmen. Sie beschlossen aber später mit knapper Majorität, am Dienstag wieder in Arbeit zu treten. Wie weit die Arbeit aufgenommen ist, läßt sich jetzt noch nicht übersehen. In Stettin verlangten die Werftarbeiter, daß die in den Hamburger Abmachungen vorgesehenen Einstellungslöhne vor Aufnahme der Arbeit festgelegt werden sollen. Diesem Verlangen stehen technische Schwierigkeiten entgegen, sowie auch der Umstand, daß in Hamburg vereinbart wurde, die Einstellungslöhne in der Zeit bis 1. November, also nach der Wiederaufnahme der Arbeit, festzusetzen. Die Werften sind bereit, alle Leute einzustellen. Es sind zurzeit noch Verhand- langen und Beratungen im Gange. Es steht jedoch zu erwarten, daß die Differenzen in kurzer Zeit erledigt werden. Brauereiarbeiterbewegung in Rheinland -Westfale«. Die Brauer und Küfer haben zu den Vorschlägen des Boykott- schutzverbandes Stellung genommen. Sie sind hinsichtlich der ge- machten Zugeständnisse aufs höchste enttäuscht und betrachten sie durchaus als unzureichend. Insbesondere stehen nach ihrer Ansicht die geringfügigen Lohnerhöhungen im Widerspruch mit den Ver- sicherungen, welche die Brauereien gelegentlich der BierpreiS- erhöhung abgegeben haben. Da die Arbeiter sich aber der Verant- Wartung und der weittragenden Folgen eines umfangreichen Kampfes wohl bewußt sind, so stimmten sie trotz der nicht befriedi- genden Zugeständnisse dem Tarifvertrag im Prinzip auf tne Dauer von 4 Jahren zu, unter folgenden Voraussetzungen: Die Präsenz- zeit darf in keinem Fall für die inneren Betriebsarbciter, mit Ausnahme bei Schichtwechsel der Biersieder und des Maschinen- Personals 11% Stunden überschreiten. Jegliche Sonntagsarbeit ist zu bezahlen. Für die im Flaschenbierbetrieb beschäftigten Ar- bester soll ein Separatvertrag abgeschlossen werden. Die Arbeiter ermächtigten ihre Verbandsleitungen, nach Be- seitigung dieser hauptsächlichsten Differenzpunkte den Tarifvertrag abzuschließen. Sollte das wider Erwarten nicht möglich sein, so erwarten sie, daß seitens der Organisationen alle zulässigen Mittel ergriffen werden, um die Lohnbewegung zu einem für die Brauerei- arbeiter befriedigenden Ende zu bringen. In der Bochumer Versammlung wurde ein Zusatzantrag an- genommen, wonach auch für Bochum , vom 1. Oktober 1910 ab, die Lohnzulage in Kraft treten soll. Ei» Eingeständnis. DaSZentralblatt der christlichen Gewerkschaften" kommt in seiner Nr. 20 auf die beiden bergmännischen Wahlen im Ruhrgebiet zu sprechen und sucht nach allerhand Gründen, um den Hereinfall der Zentrumschristen zu erklären. Dabei entschlüpft demZentral- blatt" im Eifer ein Geständnis, das festgehalten zu werden ver- dient. Es heißt, daß der sqzialdemokraiischen Bewegung bei solchen Wahlen ihre ganze Parteipresse uneingeschränkt zur Verfügung stehe. Derchristlichen" Bewegung fehle ein entsprechendes Gegen- gewicht. Von den vorhandenen nichtsozialdemokratischen Tages- blättern sei durchweg nur die Zentrumspresse bereit, Artikel und Zuschriften aufzunehmen, was übrigens, rund heraus gesagt, ge- logen ist. Nationalliberole Kreisblätter undGeneral-Anzeiger " haben die Einsendungen der Zentrumschristen mit Wonne ab- gedruckt. Die Zentrumspresse, heißt es imchristlichen" Zentral- blatt" weiter, bringe in gewissem Umfange auch selbständige, die christliche" Bewegung unterstützende Arbeiten.Selb st ver- ständlich auch lange nicht indem Umfang e, wie die rbl Glocke, Berlin . Druck u.Verlag:VorwörtöBuchdr?ü.VerIag»anftaU sozialdemokratische Presse für ihre Bewegung. Das ist zu nett. Daschristliche" Zentralblatt" hält es also für selbstverständlich, daß die Zentrumspresse diechristlichen" Gewerkschaften publizistisch vernachlässigt. Um sotapferer" treten dafür dieChristen" für die Zentrumspolitik in die Schranken. Die Arbeiter sollen es sich merken. Die Bremer Hafenarbeiter beschlossen, vorläufig die Löschung jedes von dem Schwarzen Meer eintreffenden Getreidedampfers zu verweigern, da sie wegen des in Brake herrschenden Hafenarbeiter- streikö als Streikarbeit zu betrachten sei. Die Hafenarbeiter der SecverkehrLaktiengesellschaftMidgard" in Nordenham stehen im Streik. Obgleich die Gesellschaft den Arbeitern das schriftliche Verspreche» gegeben hatte, keine Streik- arbeil für Brake zu verrichten, stellte sich dennoch heraus, daß Streikdampfer zum Emlöschen angenommen waren. Da die Arbeiter aber nicht gewillt sind, ihren Kollegen in Brake in den Rücken zu sollen, so lehnten sie die Arbeit auf den Getreide- dampfern ob. Daraus wurden die Leute entlaffen. Die übrige» Beschäftigten legten mit Ausnahme der Kranführer und von drei Vorarbeitern darauf die Arbeit ebenialls nieder. Die Gesell­schaft wird nu» vcrstlche», Arbeitswillige heranzuziehen. Wir ersuchen die organisierte Arbeiterschaft, überall ein wachsames Auge auf die Werbeagenten und die zweifelhafteit Arbeitsnachweise zu haben, danrit der Zuzug von Brake und Nordenham ferngehalten wird. Die Gesellschaft verbreitet bereits Talarenuachrichten über un- berechtigte Arbeitsniederlegung, um so die Oeffentlichkeit zu täuschen. HusUmd« Passive Resistenz in Westböhmen. Ganz ähnlich wie jüngst auf der Südbahn versuchen nnn mich ans der von Prag nach Karlsbad und Eger führenden Buschtiehrader Eüenbahn die von der großen Mehrheit de» Personals abgelehnten und darum auch von der Direktion nicht anerkannten deutsch - und tschechisch-nationalen Organisationen zu Reklamezwecken eine Be« wegling auf eigene Faust zu inszenieren und womöglich auch passive Resistenz zu niachen. Die Deutsch - und Tschechischnationalen hoffen auf diese Weise der freien Organisation, demAllgemeinen Rechts- schütz- und GeiverlschaslSverem" Abbruch zu tun. Daß sich die Ver- leumder der Jnternationalität hier mal wieder selbst international zusammentun, ist der Humor von der Sache. Bei der Firma Jules Goffart in Brüssel erklärten die Litho- graphen den Streik. Die Firma maßregelte einige Gehilfen wegen Zugehörigkeit zur Organisation, weshalb der Streik ausbrach. Zu- zug auS Deutschland ist sernzuhalten. J*ctzU ffochHcbtcn. Maffenprotest des Magdeburger Proletariats. Magdeburg , 11. Oktober. (Privatdepesche desBor- wärts".) In fünf stark besuchten Volksversammlungen pro- testierte heute abend die Arbeiterschaft Magdeburgs gegen die Herrschast des Polizeisäbels sowie gegen die von der reaktiv- nären Hetze angedrohten Ausnahmegesetze gegen Partei und Gewerkschaft. Die Polizei hielt für den Schluß der Versammlungen eine größere Anzahl von Beamten mobil, da sie offenbar mit Massendemonstrationen gerechnet hatte. Es ereignete sich aber nichts, lvas der Polizei irgendwelche Arbeit gab. Verhandlungen zur Beilegung der Differenzen in Hamburg . Hamburg , 11. Oktober. (W. T. B.) Morgen wird zwischen je zwei Vertretern des Gesamtverbandes der deutschen Metall- industriellen und der Arbeiterorganisation eine Besprechung statt- finden zur Beilegung der noch schwebenden Differenzen. Zur Werftarbeiterbewegung. Bremen , 11. Oktober. (W. T. B.) In der heutigen stark besuchten Versammlung der Werftarbeiter wurden nach längerer Debatte für die Wiederaufnahme der Arbeit b21, dagegen 1177 Stimmen abgegeben. Da für die Weiter» führung des Streiks eine Dreiviertelmajorität erforderlich, so werden morgen Verhandlungen mit den hiesigen Werften an- geknüpft werden, um Garantien für die Auszahlung der auf. gelaufenen Akkordlöhne zu erhalten. Von dem Ausgang dieser Verhandlungen hängt es ab. ob die Arbeit in den nächsten Tagen wieder aufgenommen werden wird. 20 Bergleute verschüttet. Barsinghausen , 11. Oktober. (W. T. B.) Auf dem Bullerbachschacht des hiesigen königlichen Kohlenbergwerks wurden heute nachmittag durch niedergehendes Gestein etwa 20 Bergleute verschüttet. Die Verschütteten konnten bis auf zwei, die wahrscheinlich ihr Leben«ngebüßt haben, gerettet werden. Bis heute abend war es noch nicht gelungen, die Leichen der beiden Vermißten z« bergen. Zum franzöfischen Eisenbahneransstand. Paris , 11. Oktober. (W. T. B.) Da auch der Verkehr auf der Gürtelbahn eingestellt ist, so sind die im nördlichen Weichbilds der Stadt wohnhasten Arbeiter und Angestellten genötigt, fast ausschließlich die Straßenbahn zu benutzen, dabei kam es wiederholt zu sehr erregten Austritten und Streitig. leiten. Stehende Züge ans offener Strecke. Paris , 11. Oktober. (Preß-Telegraph.) Ein Militärsonderzug von Soissons nach La»» wurde auf offener Strecke vom Zugpersonal verlassen. Mehrere andere Züge aus Soissons blieben in Villers stehen, da hier die Bahnbeamten ihre Tätigkeit plötzlich einstellten. * Paris , 11, Oktober. (W. T. B.) Morgen wird ein amtlicher Erlaß veröffentlicht werden, durch welchen alle Angestellten von Eisenbahnen noch wehrpflichtigen Alters in Friedenszeiten unter denselben Verhältnissen einberufen werden können wie die Mann- schaften, die gegenwärtig zu den Eisenbahntruppen gehören. Paris , 11. Oktober. (W. T. B.) Aus Pontoise , Chantilly und Treport sind Züge hier angekommen. Nachmittags ist ein Zug vom Nordbahnhof nach Lille abgegangen. Da das Beleuchtungspersonal keinen Dienst tut, ist der Nordbahnhof in Dunkel gehüllt. Von Toureoing, ArraS und Lille gehen die Züge fahrplanmäßig ab, aber in Paris kommen keine Züge an. In Sagebrouck beschlossen die Eisenbahnangestellten den Ausstand. Bei Arras sind elf Tele- graphenstangen umgesägt und 35 Leitungen zerschnitten worden. Beendete Anssperrnng. London , 11. Oktober. (W. T. B.) In einer Besprechung der Vertreter der Kesselschmiede und der Arbeitgeber der Werft» industrie ist heute ein Uebereinkommen geschlossen worden, welches die Generalaussperrung in der Werftindustrie beendet. Gaul Singer ä- Co., Berlin LW. Hierzu 3 Beilage» n. UnteehaltungSb�