Der Kongreß beschließt die KonföderationSmarke, i. die Steuerzahlung von 5 Cent, monatlich an die Konföderation, obligatorisch zu machen. Eine Kommission soll die Ausführung dieses Beschlusses durch die Berbände kontrollieren. Ens der Partei. Bervot des„vorwärts" und des„Wahren Jacob" in Finnland . Mail schreibt uns aus HelfingforS: itch meldete bereits, daß der„Vorwärts' wegen eines die finnische Frage betreffenden Artikels in HelfingforS!on- f i S z i e r t wurde, wobei selbst in einigen Redaktionen HauS« suchungen angestellt wurden. Run hat der finnische Preß- Gendarm Herr Kanninen, die Einfuhr des„Vorwärts" wie auch des.WahrenJacob' verboten. Ohne russischer- fr.i-5 einen Befehl abzuwarten, schrieb dieser Herr der finnischen Zoll- und Postverwaltung vor, die genannten Blätter n i ch t m e h r in Finnland einzulassen. Er stützte sich bei dieser voll- kominen ungesetzlichen Verfügung auf die Tatsache, daß der„Vorwärts" und der„Wahre Jacob' in— Rußland verboten seien J Obgleich die finnische Verfassung ausdrücklich erklärt, daß jeglische Preßverbote unzulässig seie- und der finnische Bürger völlige Preßfreiheit genießt. d. h. auch die Freiheit zu lesen, was jedem beliebt, sucht dieser „konstitutionelle" Beamte sich schon jetzt bei der Petersburger Re- gierung anzubiedern, indem er der letzteren bei der Unterdrückung des freien Wortes die schmählichsten Zuhälterdienste leistet. Die Organisationen zum Parteitag. Erfurt . In Erfurt erstattete Parteisekretär Genosse A p e l- Erfurt Bericht. Er hat als Delegierter des Wahlkreises mit der Mehr- heit gestimnit. Das«erhalten der Gewerkschaftsführer, die den Disziplinbruch der Badcnser. verteidigten, tadelte er, weil in der Partei keine andere Disziplin herrschen dürfe als in den Gewerk- schaften. Der Haltung der Süddeutschen in der preußischen Wahl- rechtssrage zollt er dagegen volle Anerkennung. Arbeitersekretär Genosse Schräder ist mit der Annahme der Vorstandsrc solution in der Budgetfrage einverstanden, obwohl er der Ansicht ist. daß diese Frage nicht aus der Diskussion verschwinden werde. Den Badcnsern müsse man die gute Absicht zubilligen. Deshalb findet der Zusatzantrag Zubeil-Haase nicht seine Zustim- mung, weil er eine Verurteilung im voraus bedeute, die allen Prinzipien der Gerechtigkeit in» Gesicht schlage. Der Parteitag hätte mit einer Handbewegung über die Dummheit der Badenser, besonders über die im Schlußwort von Frank, hinweggehen sollen. Den Disziplinbruch verurteile auch er. Apel habe die Budgetfrage über die Einheit der Partei gestellt. Genosse Paul Reißhaus widerspricht der letzteren Auf- fassung. Der Parteitag durfte sich die Provokation im Schlußwort Franks nicht gefallen lassen; die Delegierten hätten sonst schwere Vorwürfe erhalten und verdient. Eine andere Antwort auf die Provokation, wie sie der Parteitag gegeben, war nicht möglich. Wenn die Gewerkschaftsführer in den Gewerkschaften schärfste Dis- ziplin verlangen, dürften sie in der Partei den Disziplinbruch nicht verteidigen. Er glaube, daß die Gewerkschaftsführer die Dinge in Zukunft auch von diesem Gesichtspunkte betrachten. Redner spricht schließlich seine volle Uebereinstimmung mit den Parteitags- beschlüffen aus. Genosse Fr. Bauer sagte, wenn man meine, daß durch die Budgetbewilligung die Partei zugrunde gerichtet werden solle, dann sei die ausgezeichnete Haltung der Süddeutschen in der preußischen Wahlrechtsfrage nicht zu verstehen. Das sei ein Widerspruch. Mit der Borstandsresolution hätte sich der Parteitag begnügen sollen, der Antrag Zubeil war überflüssig. Genosse Apel weist im Schlußwort die Ansichten der Genossen Schräder und Bauer zurück. Er trete wohl für die Einigkeit in der Partei ein, aber nicht um j e d-e n Preis. Auf die Haltung der Gewerkschaftsführer habe er deshalb hingewiesen, weil die Ein- Haltung schärfster Disziplin für die Gewerkschaften und die Partei gleich wichtig sei. Zum Schluß glaube er aus der Debatte schließen zu können, daß wohl kleine Irrtümer in der Beurteilung einzelner Fragen beständen, daß aber trotzdem Einigkeit hinsichtlich der ge- faßten Beschlüsse besiehe. Damit war die Debatte erledigt. Eine Resolution wurde nicht gefaßt. Gera . Die Parteigenossen in Gera(Reuß) nahmen am 11. Oktober in einer außergewöhnlich stark besuchten Versamm- l u n g des sozialdemokratischen Vereins Stellung zu den Berhand- lungcn und Beschlüssen des Parteitages. Bericht erstattete Partei- sekretär Genosse Knauf. Er rechnete scharf ab mit der Bewilli- gung des Budgets durch die sozialdemokratischen Abgeordneten des badischen Landtags und wies eingehend nach, daß die Annahme der Resolution des Parteivorstandes mit dem Antrage Haase-Zubeil unbedingt nötig gewesen sei, da die Debatte sonst wieder wie das Hornberger Schießen ausgegangen wäre. In der Diskussion wurde nur über die Budgetfrage gesprochen. Die Gen. Redakteur L e V e n, Parteivorsitzender Betterlein, Arbeitersekretär F r ä n» kel, Kahnt, Gewerkschaftssekretär Pfeifer. Parteitogsdele- gierter Fischer und Röder gingen noch näher auf die Budget- frage ein und erklärten ihre volle Befriedigung über die Beschlüsse des Parteitages, die hoffentlich dafür sorgen würden, daß die revi» sionistischen Bäume nicht in den Himmel wachsen. Das Verhalten von Gewerkschaftsführern, wie Brey und Schlicke, die durch ihre Ab- itimmung sogar den Dtsziplinbruch gerechtfertigt haben, wurde scharf verurteilt. Einstimmig angenommen wurde fol- gendc Resolution: „Die am 11. Oktober tagende Mitgliederversammlung dcS Sozialdemokratischen Vereins für Reutz j. L., Ortsverwaltung Gera , erklärt sich mit den Beschlüssen des Parteitages, auch hin- sichtlich der Budgetfrage, vollständig einverstanden. Zum Schlüsse kam Genosse V e t t e r l e i n noch auf die Moabiter Vorgänge zu sprechen und meinte unter allgemeiner Zu» stimniung. wenn man sehe, wie die Tumulte von den Scharfmachern als Popanz gegen die Sozialdemokratie ausgenutzt werden, dann scheine es allerdings, daß die Tumulte organisiert gewesen seien, aber nicht von der Sozialdemokratie, sondern von ganz anderer Seite. Würzburg . Am Montag berichtete in W ü r z b u r g der Delegierte, Ge- nosse Kern, kurz über den Verlauf des Parteitages. In der Dis- kussion wurde zunächst ein Antrag, die Rededauer in der Diskussion auf 10 Minuten festzusetzen, abgelehnt. Genosse Rupprecht tadelt es. daß die Minderheit auf den Parteitagen immer so wenig berücksichtigt wird. Wie man aber auf dem letzten Parteitag um- gesprungen ist, war nicht mehr schön. So solle man in der Partei nichv vorgehen. Die Verhältnisse in den süddeutschen Staaten liegen nun einmal anders als im Norden. Wenn wir auch auf politischem Gebiete an Vorteilen herausholen, was herauszuholen ist, handeln wir nur im Interesse der Arbeiterschaft. Genosse Kienle knüpft an die Verurteilung der gebundenen Mandate an und wundert sich, daß man auf oem Parteitag dem nicht auch Rechnung getragen hat. Dort hat man alle Abgeordneten von den verschiedensten Landes- Parlamenten gebunden und ihnen vorgeschrieben, wie sie zu stimmen haben. Das sei nicht recht und lasse sich auf die Dauer nicht auf- recht erhalten. Genosse Schmidt gibt bekannt, welche Stellung das..Korrespondenzblatt" der Generalkommission zum Parteitag in Magdeburg einnimmt. Ebenso zitiert er einige Ausführungen des „Grundstein". Beide GewerkschastSblättcr führen sehr verständige Gründe gegen die Entscheidung in der Budgetfrage an. Ferner nchrt er an. daß man durch Zustimmung zu den Gemeindeetat». sowie durch die Zustimmung zur Erbschaftssteuer im vorigen Jahre dem Klassenstaat auch Mittel zu seiner Aufrechterhaltung bewilligt»., In diesen Fällen habe man auch den Verhältnissen Rechnung sie- tragen. Gen. Strauß verurteilt ebenfalls die Art der Erledi- gung der Budgetdebatte. Er empfiehlt auch die Einsetzung einer Reichskommission, wie sie von dem Gen. Kolb in Karlsruhe vor- geschlagen wurde. Die Tätigkeit unserer badischen Genossen der- diene nicht den Ausschluß, sie hat uns zweifellos auch Erfolge ge- bracht. Gen. TomaczewSki erläutert den Vorgang bei der Behandlung und Abstimmung des Antrages Zubeil und befürwortet für die Zukunft eine bessere Durchbildung der Parteigenossen. Gen. Baier wendet sich ebenfalls gegen die Mehrheit bei der Budget- frage. Er hält die Haltung unseres Delegierten bei der Ab- siimmung des Vorstandsantrages sowie des Zusatzantrags Zubeil nicht für richtig. Der Mahnung des Gen. Bebel, die führenden Genossen im Auge zu behalten, stimmt er zu. Da während der Diskussion ein Antrag, die Versammlung um 12 Uhr zu vertagen, angenommen wurde, erfolgte nach diesem Redner die Vertagung. Bis jetzt sind zu der Sache drei Resolutionen eingelaufen, von denen zwei die Ablehnung der Studienkommission bedauern, den gefaßten Beschlüssen aber Rechnung zu tragen versprechen, und die dritte die Zustimmung des Delegierten zum zweiten Teil des Vorstands- antrages sowie des Zusatzantrages Zubeil verurteilt und außerdem die Einsetzung einer Reichskommission, wie in Karlsruhe vor- geschlagen, verlangt._ Ein behauptetes Gemeindevertretermandat. Bei der im Frühjahr vollzogenen Gemeindevertreterwahl in dem Dorfe M e r z d o r f bei Ohlan i. Schles. wurde Genosse Kulitze ge- wählt. Gemeindevertretung, Bezirks- und Kreisausschuß erklärten die Wahl für ungültig, angeblich weil sie nicht genügend in ortsüblicher Weise bekannt gemacht worden sei. In Wirklichkeit war aber das Gegenteil der Fall. Der Versuch, de» Sozialdemokraten aus der Gemeindevertretung zu drängen, ist nun glänzend vorbei- gelungen; denn das für ungültig erklärte Mandat wurde mit einer noch viel größeren Stimmenzahl wieder erobert. Merzdorf ist durchweg katholisch und obgleich der Pfarrer von der Kanzel herab Agitation betrieb, war der Sieg des verhaßten„Roten " nicht zu verhindern._ DaS 10jährige Bestehen feiert unser Trautenauer Parteiorgan, das wöchentlich erscheinende.Trautenauer Echo'. ES konnte in dem der- elendeten Riesengebirge doch 5000 Abonnenten gewinnen und ist ein Bollwerk der Arbeiterbewegung. Etos Industrie und Kandel . Vom Eillfuhrscheinskandal. Die Gestaltung der Getreideverhälttiisse am Weltmarkt hat die Ausfuhr von Getreide aus Deutschland zu einem lukrativen Geschäft gemacht. Mit Hilfe der indirekten Ausfuhrprämie entlasten die Ex- porteure den deutschen Markt, damit hier die Preise auf einem hohen Niveau gehalten werden können. Die künstliche Verteuerung müssen die Konsumenten bezahlen, wird doch die Ausfuhrprämie aus der Reichskasse bezahlt. War schon im vergangenen Jahre die Ausfuhr sehr hoch, so wird das laufende Jahr mit noch viel höheren Exportziffern abschließen, natürlich auch mit einer höheren Summe Ausfuhrprämien. Wie sich in den ersten acht Monaten der beiden letzten Jahre der Außenhandel mit Getreide und Mehl gestaltet hat, zeigt folgende Aufstellung über den Ein- respektive Ausfuhr» Überschuß: Einfuhrüberschuß Ausfuhrüberschuß 1V0S 1910 1S0S IVIO in Doppelzentner Roggen., J—— 2 318 635 2 678 576 Weizen.. 14 521 885 13 750 416-— Spelz...-— 8 219 7107 Malzgerste. 770 659 506 037—— andere Gerste 12 375 014 14311020—— Hafer... 2 312 467—— 605 558 Buchweizen. 166 770 155 274—— Roggenmehl—— 518 934 879 017 Weizenmehl—— 868 504 919 313 Der Ausfuhrüberschuß bei Roggen ist gestiegen, der Einfuhr- Überschuß bei Weizen gesunken; daS gleiche gilt für Malzgerste. Bei anderer Gerste ergibt sich eine Zunahme des Einfuhrüberschusses, dagegen hat sich der Einfuhrüberschuß bei Hafer in einen beträcht- lichen Ausfuhrüberschuß verwandelt. Der unbedeutende Außenhandel mit Buchweizen hat sich wenig verändert, aber bei beiden Mehlsorten ist der Ausfuhrüberschuß weiter gestiegen. Finanziell tritt die EntWickelung in einer bedeutenden Steigerung der mittels Einfuhr« scheine zu begleichenden Zollbeträge in die Erscheinung. In den ersten acht Monaten der letzten Jahre wurden zollpflichtige Waren gegen Einfuhrscheine zollfrei eingeführt: 1906 1907 1908 1909 1910 M. M. M. M. M. 20 906 520 28 459 949 48 664518 56 579186 70 07« S07 Seitdem die höheren Zölle und damit die höheren Ausfuhr- Prämien in Wirksamkeit sind, hat sich die Summe der durch Einfuhr- scheine beglichenen Zollbeträge mehr als verdreifacht. So muß das Volk Millionen aufwenden, damit unsere Agrarier ihm höhere Preise abnehmen können. DaS ist eine ganz raffinierte Plünderei, die sich von der Schnapphahnerei der Borfahren unserer Edelsten nur durch größere Unanständigkeit auszeichnet. Die Raubritter plünderten im allgemeinen nur Leute, die mehr besaßen, als sie zur Fristung ihres Lebens notwendig hatten, unsere modernen Plündergesellen ober berauben die Aermsten de» Volke? am allerschlimmsten, indem sie ihnen von ihrem Stückchen Brot noch einen Teil fortnehmen. Gött- liche Weltordnung nennt man das. Fleischpreise. In«— il»»» 79»"" dt- Fleischpreise hinaufgetrieben worden sind, veranschaulicht eine Zusammenstellung über die häufigsten Preise an 50 preußischen Marktorten. Danach kostete ein Kilogramm Pfennige: Rindfleisch Kalbfleisch Hammelfleisch 1909 1910 1909 1910 1909 1910 Juli... ,55.7 160.1 I77.Z 130,2 ISM 178,6 August.. 156,0 165,4 173,3 185,0 169,5 174.6 September. 156.6 166,1 174,9 188,2 170,0 174,7 Im dritten Vierteljahr 1910 ist für alle Fleischgattnngen bei der Gesamtheit der Berichtsorte etne aufsteigende Bewegung der Kleinhandelspreise eingetreten, die für Rind- und Kalbfleisch weit er- heblichers als für Hammel-, Schweine» und Roßfleisch war. Gegen die gleiche Berichtszeit des Vorjahres ist— ausgenommen für das Schweinefleisch in den Monaten August und September— gleichfalls eine Steigerung des EinheitS-lGesamtdurchschnittS-spreise» wahr» zunehmen. Auch im Verhältnis zu den Vormonaten de» Berichts- jahreS hat sich die Preislage de» III. Vierteljahres beim Rind-, Kalb-, Hammel- und Roßfleisch im Gesamtdurchschnitte erhöht, wo« gegen die Schweinefleischpreise noch geringer als die de» I. Viertel- jähre? 1910 geblieben sind, die des II. Vierteljahres aber größten« teils überholt haben. Die Einheitspreise stellen sich am höchsten für Rindfleisch in Magdeburg mit 183—184. in Emden mit 183 Pf., für Kalbfleisch in Altona mit 222—232, in Potsdam mit 216—224 Pf., für Hammelfleisch in Potsdam mit ISS— 200, in Koblenz mit 192 bis Iva Pf., für Schweinefleisch in Frankfurt a. M. mit 204, in Hanau mit ISS— 800 Pf. Di? niedrigsten Einheitspreise findet man für Rindfleisch im Infi und Nngiist in Grand enz mit 128—134, im September in Memel und Köslin mit 138 Pf., ferner für Kalbfleisch in Memel mit 112—132 und ebenda für Schweinefleisch mit 186 Pf., für Hammelfleisch in Allenstein mit 141—146 Pf. Fortschritte der Produktionstechnik. Mit der zunehmenden Kapitalskonzentratton und der Zusammen- legung von immer mehr industriellen Werken zeigen sich stets neue Möglichkeiten des rationelleren Betriebes. Mit der Erweiterung des Zechenbesitzes der Deutsch -Luxemburgischen Bergwerks- und Hütten- Aktiengesellschaft bei Dortmund in Westfalen ist ein neues Transport» Projekt der Ausführung nahe gerückt. Die Gesellschaft plant die Anlage einer direkten unterirdischen Transportbahn von den Zechen Wiendahlsbank. Glückauf und Luise Tiefbau bis zum Hafen. Mit der Ausführung des Projektes will man schon in nächster Zeit beginnen. Die Zechen Kaiser Friedrich und Tremonia sollen gleich- falls an diese Transportbahn angeschloffen werden. Ein technischer Fortschritt jagt den anderen. Während die Technik die Produktion beständig revolutioniert, kann der rechtliche Ueberbau nicht entsprechend nachfolgen, er wird von den Gewalt- habern konserviert. Schließlich muß aber doch der Ausgleich kommen._ Patrioten. Die Kathreiner-Malzkaffeefabriken<B. m. b. H. in München wollen das geliebte bayerische Vaterland verlaffen, also vaterlandslos werden und zwar deshalb, weil sie dort nach ihrer Meinung zu viel Steuern«zahlen müssen. Der Witz bei der Geschichte ist, daß der Sitz der Gesellschaft nach Preußen ver- legt werden soll. ES heißt in der Bekanntmachung der Firma. die den Umzug ankündigt:„Die Nachteile, die in steuerlicher Hinsicht der Gesellschaft erwachsen, sind noch zuverlässig aufgestellten Rechnungen sehr bedeutend. Die auf die Gesellschaft einschließlich der Gesellschafter in Zukunft entfallenden Steuern würden fast dreimal so hoch sein, als die Gesamtsteuern, die die Gesellschaft bisher zu zahlen hatte, und zwar hauptsächlich deshalb, weil in Zukunft in Bayern der Gewinn aus einer G. m. b. H. einmal von der Gesellschaft selbst und dann nochmals von den einzelnen Gesellschaftern nach Maßgabe des auf sie entfallenden Gewinnanteils zu versteuern ist, während bei den ineisten anderen Bundesstaaten und insbesondere in Preußen die Gesellichafter ganz oder teilweise für ihr Einkommen aus einer G. m. b. H. befreit bleiben.' So sehen die Gründe aus, mit denen Kathreiners Malzkaffcefabriken das stet« so geliebte bayerische Bater- land verlassen. Man wird in der Veröffentlichung vergeblich nach einer solch gefährlichen Besteuerung suchen, die zur Landesflucht treibt. Nur weil die Herren Gesellschafter ihr Einkommen aus der G. m. b. H. auch versteuern sollen, ist der Anlaß dazu, dem gastlichen Gefilde des Bayernlandes den Rücken zu kehren. UeberdieS ist für die große Anzahl der Arbeiter, die durch die Kathreinerschen Malzfabriken be- schäftigt werden, die Umzugsfrage von großer Bedeutung. Fordert doch die Firmenleitung ihre Angestellten aus, bis zu einem bestimmten Tage ihr mitzuteilen, ob man mit nach Berlin umziehen will. Besonders beachtlich erscheint noch, daß Preußen das Zukunftß» eldorado dieser Steuerdrückeberger sein soll. Die Herren werden noch lange Gesichter machen. Soziales. Die«onkurrenzklausel im Ausschuß de» Berliner Kaufman»»- gcrichtS. Am Dienstag beschäftigte sich der Ausschutz des Berliner Kauf- mannsgerichts in Verfolg der Tagesordnung vom 5. Oktober mit der Spezialberatung der elf Punkte der Vorschläge des Ministers. Zu Punkt 1 lag ein Abänderungsvorschlag der Gehilsenbcisitzer vor. welcher verlangte, daß Vereinbarungen, die Konkurrenzklausel betreffend, nur dann verbindlich sein sollen, wenn die Beschränkung nach Zeit, Ort und Gegenstand in einem angemessenen Verhältnis zu den geschäftlichen Interessen des Prinzipals steht, und wenn durch sie tatsächlich Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse geschützt werden sollen. Die Debatte führte noch folgendes Amendement zu diesem An- trage herbei: Die Konkurrenzklausel ist immer ungültig, wenn daS Gehalt des Angestellten weniger als 5000 M. jährlich beträgt. Bei der Abstimmung wurde zuerst daö Amendement mit 10 Stimmen der Gehilfenbeisitzer und des Vorsitzenden gegen 8 Stimmen der Kaufleutebeisitzer(1 Kaufmann enthielt sich der Abstimmung) an- genommen. Gegen den Punkt 1 mit dem obigen Antrage stimmten dann sämtliche Kaufleute, weil ihnen die Grenzsumme von 5000 M. zu hoch erschien. Ein Teil der Gehilsenbeisitzer stimmte ebenfalls gegen den Antrag, weil sie nach Festlegung ihres prinzipiellen Standpunktes in der vorigen Sitzung kein Interesse an den„Ver- besserungen" der Konkurrenzklausel hatten. Zu Punkt 2, welcher die Entschädigung im Fall be» Jnkraft- tretenS der Konkurrenzklausel regelt, wurde nach längerer Debatte der Borschlag de» Ministers mit einer von den Kaufleutebeisitzern vorgeschlagenen Abänderung angenommen, wonach diese Eni- schädigung auch nach dem dritten Jahre und über daS ursprüngliche Einkommen hinaus alle zwei Jahre um 10 Proz. steigen soll. Zu Punkt 3 wurde ohne Widerspruch einstimmig festgesetzt. daß die Entschädigungen zu denselben Terminen, wie da» Gehalt sonst gezahlt würde, zu zahlen sind. Punkt 4 regelt die Frage der Aufrechnung gegen die auS anderer Tätigkeit bezogenen Einkommen. Hierzu wurde ein An- trag der Gehilfenbeisitzer angenommen, der die Aufrechnungen in jeder Form verbietet und festsetzt, daß die Verpflichtung des An- gestellten zur Erfüllung der Konkurrenzklausel unbeschadet seiner gesetzlichen Ansprüche erloschen ist, wenn der Prinzipal die Eni- schädigung am Fälligkeitstermine nicht zahlt. Die Beratung der weiteren Punkte wurde auf Donnerstag, den 20. Oktober, vertagt, obwohl die vom Minister gewährte Nachfrist nur bis zum 18. Oktober läuft. Der Appell im Arbeitsvertrage. Der Arbeiter K. klagte gegen die Gesellschaft für den Bau von Untergrundbahnen, weil er für zwei inmitten dcS ArbeitSvsrhält» nisseS gelegene Arbeitstage keinen Lohn erhalten hat. Die Be- klagte vermochte zwar nicht zu bestreiten, daß der Kläger an den fraglichen« Tagen gearbeitet hat. Sie berief sich aber auf ihre Arbeitsordnung, die bei Beginn und Beendigung der Arbeit einen Appell vorsieht, der darin besteht, daß ein Aufseher die Namen der Arbeiter verliest, worauf sich die Verlesenen zu melden haben. Diese Meldungen habe der Kläger an beiden Tagen versäumt,** daß angenommen werden müsse, er sei zur Arbeit üSrrhuupi nicht erschienen. Da der Kläger Zeugen benannte, die bekunden sollten. daß er an den fraglichen Tagen gearbeitet hat, und er selbst auch zu beeidigen bereit war, erkannte die Beklagte, um eine Vertagung u vermeiden, die geforderte Summe von 8,80 M. an und zahlte 't fofort._ Nachwehen vom Schmiedestreik. Die Schmiedemeister suchen nunmehr die während der Zeitz des Streiks sehr geschätzten arbeitswilligen Elemente so schnell als möglich loszuwerden, und dies oftmals unter den fadenscheinigsten Gründen. Das zeigte wieder ein Fall, der am Dienstag vor dem JnnungSschiedSyericht einen vorläufigen Abschluß fand. Der Schmiedegeselle BraunS hat seit dem 20. Juli beim Schmiedemeister Gustav Fischer in Arbeit gestanden. Er ist am LI. etfMBtef friftlss entlassen vsrden. Dgcpb klagte Braun»
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