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CharitS und Armendirektion. Der Arbeiter L. in der Köuigsberger Strafe hatte vom 20. bis 23. Juli 1910 ein Kind in der Charitö und zahlte am 23. Juli, am Tage der Entlassung die für die vier Tage erwachsenen Kur- und Verpfleguugskosten in Höhe von 12 M. prompt au die Charitokasse. Am 20. September erhält L. von der Berliner Armendirektion ein vom 14. September datiertes Schreiben, in welchem er aufgefordert wird, die für sein Kind für die vier Tage erwachsenen Kur- und Verpflegungskosten an die Armendirektion zu zahlen. 2 M. 25 Pf. feien an den Ortsarmenverband Ober-Schöneweide, in dessen Bc- zirk L. seine Beschäftigung hat, zu berichtigen, während 9,75 M. hier zu zahlen seien. L. begab sich hierauf nach dem Bureau der Armendirektion und legte die Quittung der Charitökasse vor. Dort nahm man von der Bezahlung Akt, verwies den L. aber nach der Charitö, so behauptet wenigstens L. Verständlich ist das nicht. Die Vorlegung der Quittung mußte ohne weiteres genügen, um die Sache in Ordnung zu bringen. An der Charilvkasse sagte man zu L., die Sache sei in Ordnung, was er eigentlich noch wolle. In der Zwischenzeit hatte L. auch auf seiner Arbeitsstätte noch Aus- kunft über die 2,25 Schulden zu geben. Dainit aber noch nicht genug. Am 11. Oktober muh L. zum Armeiivocsteher seines Bezirks kommen wegen der angeblich rück- ständigen Kosten. Auch hier konnte er nur sagen, dah die Kosten bezahlt seien. Dieses Vorkommnis wirft auf den Geschäftsgang bei den Be- Hörden ein sonderbares Licht. Einmal ist unverständlich, wie die Armendirektion die Kurkosten für das Kind L.s an die Charitö er- statten kann, wenn die Kosten bezahlt sind. Man ist auf die Vsr- mutung angewiesen, daß trotz Bezahlung die Armendirektio» zur Kostenerstallung aufgefordert worden ist. Dann aber ist unbegreif- lich, wie die Armendirektion die Sache an den Armenvorsteher gehen lassen kann, nachdem sie sich durch Einsicht in die Quittung davon überzeugt hat, dah die Kosten gedeckt sind. Dem Arbeiter sind durch die Angelegenheit eine Anzahl Wege und Scherereien gemacht worden, die bei korrekter Geschäftsführung hätten vermieden werden können. DaS ganze Ergebnis des Verwaltimgsjahres 1909, das be­kanntlich für die Stadt Berlin mit einem lieberschuh von 5'/� Millionen Mark abschloß, liegt jetzt vor. DerJahresabschluh der Stadt- Hauptkasse für 1909/10" ist so umfangreich, dah die Anlagen zum Abschluß der SpezialVerwaltung zur besseren Uebersicht von dem Hauptabschluh getrennt wurden. Der Ueberschuh der Stadt Berlin stellt sich genau auf 5 26Z 758 Mark. Das klingt an sich erfreulich, birgt aber doch für den Stadtkämmerer einen bitteren Kern. Denn der Ueberschuh ist in Wirklichkeit gar nicht vorhanden, da der vorjährige Ueberschuh um nicht weniger als 2 717 000 M. größer war. Das bestätigt die bei den Etatsdebatlen wiederholt zum Ausdruck gekominene Meinung, dah Berlin eigentlich von seinen Ueberschüsseu zehrt. Es sind natürlich Millionenzahlen, mit denen der städtische Etat arbeitet. So betrugen allein die Gesamteinnahmen über 32g Millionen Mark, denen an tatsächlichen Ausgaben über 308 Millionen Mark gegenüberstehen, wozu noch 12 Millionen an AuSgaberesten hinzukommen. Im einzelnen seien folgende Zahlen hervorgehoben: Die Ausgaben für die städtischen Grundstücke in den Vororten sind nach dem Abschluß um 175 510 M. gegen 1903 gestiegen und zwar hauptsächlich durch die Erhöhung der Grnndsteuersätze. Die Waren- hausstcucr hat 1 741 705 M. erbracht, das sind 730 555 M. mehr, als nach dem Voranschlag berechnet worden war. Die Ge- Werbesteuer ergab 11 552 519 M. oder 262 675 M. mehr, wovon indes 204 436 M. zurückgezahlt werden muhten. Die Gemeindegrundsteuer, die mit 24,3 Millionen Mark eingestellt worden war, erbrachte 26 404 788 M., wovon 242 745 M. in Rest verblieben, somit fast 2 Millionen Mark mehr. Die Gemeinde- einkommensteuer, die mit 39 460 000 M. festgesetzt worden war, übertraf um 603 335 M. den Voranschlag. Interessant ist, dah die Zahl der Besteuerten mit einem Einkommen über 3000 M. ge­wachsen ist, während die Zahl der Zensiten mit einem Einkommen unter 8000 Mark fiel. Von der Gesamteinnahme von 40 Millionen Mark entfallen auf Besteuerte bis 7000 M. nur 6 993 000 M., auf Besteuerte über 3000 M. aber 19,7 Millionen Mark, auf Forensen 3� Millionen Mark, aus juristische Personen 9'/, Millionen Mark und auf Mililärpersonen 109 000 M. Die Hundesteuer, die mit 765 000 M. figuriert, schlieht mit einer Ein- nähme von 809 202 M. ab. Der Zugang von über 40 000 M. ist durch die große Zahl neu zu versteuernder Hunde veranlaßt. Die Umsatzsteuer, auf 4 Millionen Mark Ertrag geschätzt, ergab 5,1 Millionen Mark. Eisenbahners Sterben. Ein Opfer seines Berufes wurde gestern der 70 Jahre alte Streckenwärter Wilhelm Melier, der auf der Station Kaulsdorf tätig war. Als er gestern abend von einem Kontrollgange nach dein Bahnhof zurückkehrte und die Gleise des Bahnkörpers überschreiten wollte, übersah der alte Mann, daß in diesem Augenblick ein Zug angelassen worden war. Ehe sich der Greis in Sicherheit bringen konnte, wurde er von der Lokomotive erfaßt, deren Räder den Bedauernswerten zer° malmten, so dah der Tod auf der Stelle eintrat. Wegen Bergchens an Kindern wurde gestern der Emaille- bilderagent Karl Riemer aus der Malplaquetstrahe festge- nommen. Riemer, der Privatkundschaft besuchte, traf kürzlich in einer Wohnung in der Müllerstrahe vier kleine Mädchen, die gebadet hatten und nur notdürftig gekleidet waren Er verging sich an den Kindern, die ohne Aufsicht waren und entfernte sich dann unbehelligt. In der Wohnung aber hatte der Unhold einen Brief verloren. Dieser führte die Kriminalpolizei auf die Spur des alten Sünders, der schon vorbestraft ist. Sie ermittelte, dah er nach Forst in der Lausitz gegangen war und lieh ihn dort verhaften. Ei» gewerbsmäßiger Fahrradmarder und Schlafstellendieb ist in der Person des 38 Jahre alten Johann Zimmermann durch die Kriminalpolizei unschädlich gemacht worden. Z. betätigte sich ganz besonders auf dem Gebiete des Schlafstellenschwindels. Er pflegte kleinere Zimmer zu mieten und sobald sich ihm Gelogen- heiten boten, führte er bei den Wirtsleuten Diebstähle aus. Bares Geld und Schmuckgegenstände raubte er hauptsächlich. Eine in der Pankstrahe wohnhafte Frau W. wurde ganz empfindlich durch den dreisten Burschen geschädigt. Die Fahrraddiebstähle verübte Z. mit Vorliebe in den Vororten. Die gestohlenen Räderver- schärfte" er dann bei hiesigen Produktenhändlern. Für Fahrradbrsihcr möge folgendes Vorkommnis eine Warnung sein. Ein Herr R. in der Raumerstrahe wollte sein Fahrrad ver- kaufen und inserierte zu diesem Zwecke den Verkauf in einer hiesigen Zeitung. Darauf erschien in der Wohnung ein Mann und stellte sich als Kauflustiger vor. Das Ansehen genügte ihm nicht, er wollte das Rad probieren. Das wurde ihm auch zugesagt. Ehe der Besitzer sich aber versah, war der Käufer mit denr.Nade verschwunden. Der auf diese Weise um sein Rad Gekommene erzählte dieses Er­lebnis einem Freunde; dieser erklärte, dasselbe Schicksal sei auch ihm kürzlich passiert. Nach einigen Nachforschungen wurde der Käufer" in seiner Wohnung in der Naunynstrahe als ein Schlosser R. ermittelt und der Polizei angezeigt. Wer ist die Tote? Aus der Spree gelandet wurde gestern am Holsteiner Ufer die Leiche einer unbekannten Frau. Die Tote ist ungefähr 30 bis 35 Jahre alt und 1,70 Meter groh, hat blondes Haar und trug einen schwarzen Rock, eine schwarze Bluse, einen weihen Unterrock und Hose, schwarze Strümpfe, sehr hohe Schuhe und eine anscheinend goldene, geigenförmige Brosche, die mit einem Steinchen besetzt ist. In ihrem Strumpf hatte sie eine Geburtsurkunde auf dem Namen Maria, Johanna, Emilie Hörning. 5. 1. 1881 Berlinchen geboren. Ihren Verletzungen erlegen ist gestern früh die 55jährige Witwe Anna Kerbel aus der Borsigstr. 16, die gestern nachmittag, wie bereits gemeldet, von einem Automobil überfahren wurde._ Berantwortl. Redakteur: Carl Mermuth, Berlin -Rizdorf. Für den Ein schwerer Straßenbahnunfall ereignete sich gestern früh am Kottbuserdamm. Dort fuhr vor dem Hause Nr. 22 der Postschaffner Heimann aus der Mainzerstr. 19 in Rixdorf auf einem Zweirade gegen den Motorwagen Nr. 1823 der Straßenbahnlinie 31 und wurde bei dem Anprall in weitem Bogen von der Maschine ge- schleudert. H. stürzte so heftig auf das Straßenpflaster, daß er aus Nase und Mund blutend besinnungslos liegen blieb. Der Verunglückte wurde nach dem Urban-Kranlenhause übersührt. Ein Volks-Liebcr-Saal.Das Lied dem Volke!" Unter dieser Devise tritt am 14. Oktober ein neues großes Konzertunter- nehmen ins Leben, das in das hauptstädtische Musikleben eine ganz eigene und neue Note ttiagen wird. Am Stadlbahnhof Tier- garten, in den Räumen, die bisher der große Fcstsaal des Tier- gartenhos hießen, wird sich mit neuem Namensschild der Berliner Volksliedersaal auftun, als Heimstätte eines populären Konzert- Unternehmens, das dem deutschen Liede gewidmet ist. Zu Volks- tümlichen Eintrittspreisen, 75 Pf.(resp. 1,25 M. einschließlich Garderobe und Programm mit sämtlichen Liedcrtexten. im volks­tümlichen Rahmen und zugleich in vornehmster künstlerischer Form soll hier zum ersten Male als eigenes Genre das Lied in seinem besten Sinne dem großen Kreise derer geboten werden, die bisher auf mehr oder minder seichte Kost als musikali- sche Abendunterhaltung angewiesen waren. Fremde aber blieben im eigentlichen deutschen Liederwald. Eine größere Anzahl erster Solisten wird an jedem Abend ein sorgfältig gewähltes Programm bestreiten, bestehend aus klassischen und modernen Liedern mit besonderer Berücksichtigung des volkstümlichen, einschließlich des Volksliedes, unter strikter Ausschließung alles Trivialen und Un- künstlerischen. Das alles in der zwanglosen Form der bisherigen populären Shmphonie-Konzerte, deren Ergänzung diese volkstüm- lichcn Liederabende bilden sollen. Der Volksliedersaal steht unter der Leitung vod Ludwig Renner ; ihm steht fördernd zur Seite ein aus den ersten Berliner Künstlerkreiseu gebildeter musikalischer Beirat._ Vorort- Nachrichten* Tchöneber«,. Schwer verbrannt wurde am Mittwoch im Betriebe der Firma Mix u. Genest, Geneststr. 5, eine in der Abteilung Stanzerei be- schäiligte Arbeiterin Frau S cb o m b e l. Mit entsetzlichen Brand- wunden bedeckt, wurde die Unglückliche durch die herbeigerufene Feuerwehr in das Schöneberger Krankenhaus geschafft. Von den Arbeitern des Betriebes wird lebhaft bedauert, dah nicht einmal Decken vorhanden waren, um die Flammen, die am Körper der Verunglückten emporzüngclten. zu ersticken. Wie wenig die Arbeiter der Abteilung vor Unfall�efahren geschützt waren, beweist, daß zwei Kästen mit Benzin nur wenig über zwei Meter von der im Betriebe benutzten Feldschmiede entfernt standen. Erst nach dem Unglücksfall wurden die Kästen entfernt. Rixdorf. Ein schwerer Unglücksfall ereignete sich gestern nachmittag in der Hermannstrahe. An der Kreuzung' der Knesebccksirahe hatte das achtjährige Töchterchen des Plättereibesitzers Hahn, Knesebeck - strahe 37, mit anderen Kindern gespielt. Als mehrere der Kleinen auf den Fahrdamm liefen, kam ein GänsetranSportwagen in ziemlich scharfem Trabe herangefahren. Die Kinder stoben auseinander; der kleinen H. war es nicht mehr möglich, den schützenden Bürgersteig zu erreichen. Sie wurde unter die Räder gerissen und in schwer verletztem Zu stände vom Platz getragen. Friedenau . Bus der Gemeindevertretung. Vor Eintritt in die Tagesordnung wird ein Brief eines Kohlenlieferanten verlesen, der gegen die Gültigkeit der vorletzten Sitzung Einspruch erhebt. Der Herr ist mit seinem Angebot betreffend Kohlenlieferung für die Gemeinde in der in Frage kommenden Sitzung durchgefallen. Jedes Mal. wenn Gemeindearbeiten oder Lieferungen nicht nach Friedenau vergeben werden, werden im Friedenauer Ortsblättchen Emrüstungs- zuschriften veröffentlicht, �as hat in der letzten Zeit eine gewisse Spannung zwischen dem Gemeindevorstand und dem ihm sonst eng be- freundeten Spießertum erzeugt. In den Ausführungen, die der Gemeinde- vorstand in der Angelegenheit machte, kam das so recht zum Aus- druck. Er erklärte, dah er in keiner der vier Kommunen, wo er bisher tätig war, einen unselbständigeren Handels- stand angetroffen habe, wie hier am Orte. Die widerlichsten Sachen spielten sich in seinem Bureau ab. Wenn wir auch sonst selten mit dem Gemeindevorstande übereinstimmen. in diesem Falle hat er ausnahmsweise recht. ES gibt wohl in keinem Orte um Berlin ein rückständigeres und bornierteres Spiehertum wie in dem Beamtendorfe Friedenau. In der Sitzung wurde beschlossen, die in der Kai'erallee zwischen Friedrich-Wilhelm-Platz und Rheinstrahe an den Hänsern stehende Baumreihe zu entfernen. Die Tischlerarbeiten für die höhere Mädchenschule werden an die beiden mindestfordernden Firmen Herzog-Friedenau und RöSler- Schöneberg vergeben. Auf eine Anfrage unseres Genossen Richter, wieweit die Frage der Wertzuwachssteuer gediehen sei, ant- wartete der Bürgermeister, dah sich der Gemeindevorstand in den nächsten Tagen mit der Angelegenheit befassen werde. Danach werde der Gemeindevertretung das Material vorgelegt werden. Ober-Schöneweide. Gcuieindcvertreterfitzung. Die von der Gemeinde vor einigen Jahren in eigene Regie übernommene Gemeindeablage an der Laukenerstrahe ist durch die Errichtuug einer nebenliegenden Privatablage in ihren Einnahmen stark zurückgegangen. Vom Be- sitzer der letzteren ist der Genieinde ein Pachtangebot gemacht worden. Es wurde beschlossen, für eine Pachtsumme von 3000 M, die Ge- meindeablage auf ein Jahr zu verpachten. Bei der Herstellung der H a u s a n s ch l ü s s e für die Kanalisation im neu erschlossenen Ortsteil haben infolge der tiefliegenden Leiwng für die Wasser- Haltung Kosten aufgewendet werden müsien, die den von den Haus- besitzern zu erstattenden tariflichen Betrag weit übersteigen. Die Vertretung beschlieht die Schaffung eines jährlich neu festzustellenden Tarifs mit der Bestimmung, dah die Selbstkosten für alle Fälle zu erstatten sind. Für Benutzung der Schulbrausebäder im Winter ist in der 1. Gemeindeschule die Erweiterung der Zentralheizung not­wendig. Die Mittel hierfür werden bewilligt. Der Vertretung lag zu dieser Angelegenheit eine Ausstellung über die Benutzung der Bäder vor. Vom Genossen M u t h wurde angeregt, die Lehrer- schaft möge mehr als bisher auf die Kinder einwirken, die Bäder zu benutzen. Die Mittel zur Beschaffung von Bänken und technischer Einrichtungen der P h y s i k k l a s s e der höheren Mädchenschule werden bewilligt. Bei der Ersatzwahl für verschiedene Kommissionen wurde Ge- noffe M u t h in die Baukommisston und W i n k e l m a n n in den Steuerausschuh gewählt. Die von der Vertretung vorgenommene Ersatzwahl des dritten Schöffen fiel auf den Vertreter Herwig. In nichtöffentlicher Sitzung wurde beschlossen, dah die Wahl- stellen des Gemein de-Friedhofes nur unter besonderen Umständen an Auswärtige verkauft werden sollen. Von unseren Genossen wurde die Verringerung der Wahlstellen und von anderer Seite eine Erhöhung der Verkaufsgebühren für Auswärtige besür- wartet. Beide Anregungen werden der Friedhosskommission über- wiesen? Am Sonnabend, den 15. Oktober, feiert der Arbeiterwrnverein im Wilhelminenhof sein siebentes Stiftungsfest. Da der Berein sich dem Wahlverein zu allen Festen zur Verfügung stellt, ersuchen wir die Parieigenossen, das Fest ebenfalls zu unterstützen. Adlershof . Der Arbeiter-GesangvrreinFrohsinn" veranstaltet am Sonn- abend, den 15. Oktober, im Lokal von Wöllstein , BiSmarckstr. 24, sein zebnteS Stiftungsfest. Da der Verein bei allen Veranstaltung Z der Partei und Gewerkschaften mitwirkt, ersuchen wir die Genossinnen und Genossen, für zahlreichen Besuch des Feste? Sorge zu tragen. Der Eintrittspreis beträgt für Herren 50 Pf. inkl. Tanz, für Damen 30 Pf. Reinickendorf . Am Sonnabend, den 15. Oktober, feiert der Arbeitergesangverein Einigkeit" in den Eichbornsälen, Eichbornstr. 60. sein 13. StiftungS - fest, bestehend aus Konzert, künstlerischen Aufführungen und Tanz. Da der Verein sich stets der Partei zur Verfügung stellt, werden die Genossen und Genossinnen ersucht, sich recht rege an dem Feste zu beteiligen. Mahlsdorf a. d. Ostbahn. lieberdie Sozialdemokratie im Kampfe gegen die herrschende Reaktion" referierte vor einer von etwa 300 Personen besuchten Versammlung im LokalHeidekrug" Genosse Artur Stadt Hägen. In seinem Vortrage zeichnete er ein treffendes Bild der herrschenden reaktionären Verhältnisse in Deutschland . In der Diskussion be« schäsligte sich Genosie K ä m i n g mit der Haltung der Polizei während der Moabiter Woche. Genossin B u ch m a n n brachte einen Fall von Kinderausbeutung im Kaulsd orfir Schützenhause zur Sprache, wo Kinder zum Bedienen der Schützenstände verwendet wurden. Der glänzende Besuch der Versammlung hat bewiesen, dah alle Schichlen der Einwohnerschaft ein lebhaftes Interesse an den politischen Tagesfragen haben. Nen-Zittau(Kreis Beeskotv). In einer gut besuchten Volksversammlung referierte Genosie Boeske, Rixdorf, über das Thema:Dem Volke die Finanz- reform, dem Kaiser 8>/� Millionen." Wie sehr der Referent im Sinne der Versammelten gesprochen hatte, bewiesen die Beifalls» bezeugungen-während und am Schlüsse des Referats. In der Diskussion wurde vorn Genossen Schulz die Königs» berger Rede gebührend gewürdigt. Genosie Wiyzorick legte in warmen Worten den Anwesenden nahe, sich der politischen Organisation anzuschließen, desgleichen wies Genosie Petter auf die Bedeutung der Gemeindewahlen hin. Nach dem kernigen Schlußwort des Referenten ging die Versammlung in begeisterter Stimmung auseinander. Wir konstatieren, dah nicht umsonst gearbeitet wurde, denn eine Reihe Aufnahmen fanden statt. Motzen(Kreis Teltow). Die Gcsetzesuiikuiidigkeit der Ortsgewaltigcn in den Provinz» gemeinden treibt manchmal wunderliche Blüten. Am Montag, den 10. d. M,. fand in Motzen die Gemeindevertreterwahl statt. Die Wahlzeit war von Iv'��ll Uhr vormittag?, also auf nur eine halbe Stunde fe st gesetzt. Die Folge davon war denn auch, dah von 76 eingeschriebenen Wählern nur 16 ihr Stimmrecht ausüben konnten. Der größte Teil der Wahlberechtigten ist in der Provinz in Arbeit. Der Kandidat der Sozialdemolralie erhielt 7 Sttminen, die übrigen 9 Stimmen verteilen sich auf die beiden Kandidaten der bürgerlichen Parteien, so dah sich eine Stichwahl notwendig machte. Diese engere Wahl wurde nun unmittelbar im Anschluß an die Haupt wähl vorgenommen, was den Vorschriften der Landgemeindeordnung direkt widerspricht, zumal nur ein Bruchteil der Wahlberechtigten ihr Wahlrecht ausgeübt hatten. Natürlich fanden sich in der Stichwahl die feindlichen bürgerlichen Brüder sehr schnell zusammen, galt eS doch, die verhahte Sozialdemokratie aus der Gemeindevertretung fernzuhalten. Jedenfalls wird aber das Oberverwaltungsgericht die gcsetzesunkundigen Wahlleiter belehren, dah man leider auch den Sozialdemokraten gegenüber die gesetzlichen Bestimmungen wahren muh. Teltow . Ucber die politische Lage und die letzten Kaiserreden referierte Genosie U ck o in einer von etwa 250 Personen besuchten Versamm» lung unter freiem Himmel. In seinem Vortrage beleuchtete der Redner besonders die polizeilichen Heldentaten in Moabit . Der von lebhaftem Beifall begleitete Vortrag klang aus in einen warmen Appell an die Teilnehmer, angesichts der bestehenden politischen Zustände den Anschluh an die Organisationen der Arbeiter» schaff zu vollziehen._ Eingegangene Druchfcbnftcn. Von derNeuen Zeit"(Stuttgart , Paul Singer) ist soeben da» 2. Hest des 29. Jahrgangs erschienen. Es hat folgenden Inhalt: Die Moabiter Krawalle. Das neueste Leben Jesu. Von K. KautSly, Ein Parteikonareß über den Kleingrundbcsitz. Von Oda Olberg. Die parilätlscki Arbeitsvermittelung in der Holzindustrie. Von Fritz Tornow. Literarische Rundschau: Ferdinand NeichSritter v. Panz, Die Hochschutz» zollpolitit HohenblcimS und der österreichische Bauernstand. Von öl. N. Karl(Brünberg, Die Agrarverfassung und daS GrundcntlastungSproblem in Bosnien und der Herzegowina. Von I. Karski. Dr. Jgnaz Zollschan, DaS Rassenproblem unter besonderer Berücksichtigung der theoretischen Grundlagen der jüdischen Rassensrage. Von G. Eckstein. ZeUschristenschau. Die.Neue Zeit" erscheint wöchentlich einmal und ist durch alle Buch» Handlungen, Postanstalten und Kolporteure zum Preise von S.2S M. pro Quartal zu beziehen; jedoch kann dieselbe bei der Post nur pro Quartal abonniert werden. DaS einzelne Heft kostet 25 Pf. Probenummern stehen jederzeit zur Bersügung. Amtlicher Dtarktbertchr der städtilchen Marktballen-DIrektlon über den Großbandel in den Zentral-Marttballen. Marktlage: Fleisch: Zusuhr stark, Geschäft ruhig, Preise unverändert. Wild : Zusubr nicht genügend. Geichäst rege, Preise besriedigend. Gei.lügel: Zusuhr in Gänsen reichlich, sonst genügend, Geichäsl ziemlich lebhast, Preise nicht be- sriedigend. Fische: Zusuhr mäßig, Geichäit ruhig, Preise für Hechte nachgebend. Butter und Käse: Geschäft ruhig, Preise unverändert. G-müie, Obst und Südsrüchte: Zusuhr genügend, Geschäst still, Preise wenig verändert._ «ieeernngsuberNch» vom 13. Oktober 1910. morgen» 8»hr. rSetterprognose für Freitag, den 14. Oktober 1910. Trocken und vielfach heiter, etwas lllbler bei ziemlich frischen nordöst- lichcn Winden. Berliner Wette rbureau. rvasserstandS-Nachrtchteu der LandeSanstylt für Gewässerkunde, mltgetellt vom Berliner Wetterbureau. *)+ bedeutil WucbS, Fall.) Unterbeael. ßnseratenteil verantw.: Th. Glocke» Berlin . Druck u. Verlag: Vorwärt» Buchdruckerei u. Verlagsaitstall Paul Singer ät Co., Berlin SW,