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Nr. 243. 27. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt.

Aus der Partei.

Eine Geschichte der Revolutionen.

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Die Verlagsbuchhandlung des Vorwärts" fündet( siehe den der heutigen Nummer des Vorwärts" beiliegenden Prospekt) als neue Folge der von ihr herausgegebenen Kulturbilder" eine auf gründlichen Quellenstudien beruhende volkstümliche Ge­schichte der Revolutionen" an, verfaßt von dem den Lesern des Vorwärts" bereits durch manche kleineren geschichtlichen Abhand­lungen bekannten Genossen Dr. A. Conrady. Die Aufnahme eines solchen umfangreichen Geschichtswerks in die Sammlung der Kulturbilder" verdient alle Anerkennung. Für den Sozialdemo­fraten, der mit heißem Sehnen für eine neue bessere Gesellschafts­ordnung fämpft, gibt es teine interessantere und zugleich be­lehrendere Lektüre, als eine Schilderung der früheren großen Um­wälzungen, aus denen die heutigen gesellschaftlichen Zustände her­borgegangen und erwachsen sind. Vorbedingung ist nur, daß solche Schilderungen fich nicht auf die bloße Darstellung der an der Oberfläche auftauchenden historischen Erscheinungen beschränken, sondern uns diese aus den ökonomischen Zuständen, aus dem Wirt­schaftsleben jener Zeiten erklären und sie in ihrem ursächlichen Zusammenhang mit dem revolutionären Gesamtentwidelungs­prozeß erfassen. Daß dieses lettere aber geschehen und der Verfasser fich nicht mit oberflächlichen ideologischen Motivierungen begnügen wird, dafür bürgen seine bisherigen Arbeiten auf historischem Gebiet, in denen er sich als gründlicher geschichtsmaterialistischer Forscher erwiesen hat.

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Sonntag, 16. Oktober 1910.

Für jeden Politiker ist die Schrift unentbehrlich. Zu beziehen fetzte die Erholung ein. Aber selbst in diesem Jahre brachte der durch alle Buchhandlungen.

Juli noch eine Abschwächung der Nachfrage und erst im August und September ändert die Zunahme der Arbeitsgelegenheit die Tendenz der Nachfrage so start, daß sie gegen 1908 um 18,99 refp. 14,50 Proz. zunimmt. Gegenüber dieser Bewegung in den Vorjahren vergleiche man nun die Steigerung im laufenden Jahre, und man wird er kennen, daß man wohl von einem Aufschwung reden darf.

Die

Neue Parteidifferenzen in Elsaß- Lothringen  . Die Generalversammlung des sozialdemokratischen Kreisver eins Mülhausen  , die am letzten Sonntag stattfand, nahm durch einstimmigen Beschluß der zirka 250 Anwesenden nach mehr­stündiger Erörterung, in welcher dem Vorsitzenden des Landes­borstandes Peirotes- Straßburg eine längere Redezeit gewährt Der Aufschwung ist natürlich nicht überall gleichmäßig: teil­wurde als den übrigen Diskussionsrednern, den folgenden Vor- weise fann sogar eine Verschlechterung Konstatiert werden. standsantrag an: Arbeitsgelegenheit im Holzgewerbe läßt seit Monaten zu wünschen Die Generalversammlung des Wahlkreises Mülhausen vom übrig. Während sonst in ben Sommermonaten die Arbeitslosigkeit 9. Oftober 1910 nimmt davon Stenntnis, daß die berechtigten, fräftig zurückgeht, ist sie im laufenden Jahre gestiegen, ganz bescheidenen Ansprüche des Agitationsfomitees für die und nach ement vorübergehenden Rudgang im August Wahlkreise Gebweiler   und Altkirch  - Thann   auf Gewährung von hat ber September wicder eine erneute stärkere Bu Agitationszuschüssen vom geschäftsführenden Ausschuß des nahme gebracht. Nach den Ermittelungen des Holzarbeiter­Landesvorstandes in Straßburg   fortdauernd, nach der Landes- verbandes ging die Arbeitslosigkeit bei seinen Mitgliedern von konferenz vom 16. und 17. Juli d. J. wie vordem, übergangen 2,03 Broz. im Auguft auf 2,45 Proz. im September hinauf. Sie oder nur ganz unzulänglich berüdsichtigt werden, obgleich auf stieg also um 0,42 Broz. Jm Vorjahre batte der September eine dieser Landeskonferenz die Mitglieder des geschäftsführenden Steigerung der Arbeitslosigkeit um 0,03 Broz. gebracht, 1908 eine Ausschusses auf erhobene Beschwerde hin erklärten: Stellt nur folche um 0,27, 1907 um 0,55, 1906 um 0,27 und 1905 endlich um Anträge, dann soll's nicht fehlen." 0,11 Proz. Also nur im Jahre 1907 im Beginn der Krise Die Versammlung nimmt ferner davon Kenntnis, daß der war die Zunahme der Arbeitslosigkeit noch stärker gewesen als in Vorsitzende des Landesvorstandes, wie aus Martirch vom 17. bori- diesem Jahre. Die zunehmende Üngunft gegenüber dem Vorjahre gen Monats an einem drastischen Beispiel nachgewiefen ist, bor   geht aus folgendem Vergleich hervor. Die Arbeitslosigkeit der Holz­Barteigenossen und anderen mit den niedrigsten persönlichen arbeiter betrug in Prozent: Verdächtigungen gegen Nichtanwesende operiert, die sich erlaubt haben, gegenüber seinen Entgleisungen in der Oftroi- und Schlachtgebührenfrage das Parteiprogramm hochzuhalten. Die Versammlung billigt es hiernach, daß Genosse Martin es abs lehnt, dem Landesvorstand unter diesem Vorsitz noch weiter an­zugehören.

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Januar Februar 1910. 3,63 Geg. 09.-3,44

Juni

2,88

März

2,72 -2,95 Juli 2,80

2,32 -2,08

April 2,84

Mai

2,63

-1,28-47

August 2,03

Sept.

2,45

1910. Geg. 09. 22+0,23+0,21+0,60 Die Versammlung beauftragt den Vorstand mit der Ein­Nur im August schien der Niedergang etwas nachzulassen, doch berufung einer Bezirkskonferenz für die Wahl brachte der September einen um so größeren Fortschritt. Sehr be freife Mülhausen  , Altkirch- hann und Geb- trächtlich über den Durchschnitt hinaus geht die Arbeitslosigkeit weiler, die sich mit der Gründung eines selbständi- im Holzgewerbe von Berlin   und Hamburg  , wo fie rund 5 Prozent gen Bezirksverbandes für diese drei Reichstagswahl- beträgt. treise auf Grund des Organisationsstatuts befassen soll. Gleich­

zeitig wird der Vorstand beauftragt, mit der Partei- Exzellenz Koch. Ter frühere Präsident des Reichsbank­leitung dieserhalb ins Benehmen zu treten, insbesondere direktoriums Exzellenz Dr. Koch ist heute vormittag in Charlotten­wegen Festlegung eines regelmäßigen direkten Agitationszu- burg gestorben. schusses für die Wahlkreise Altkirch- Thann und Gebweiler, die auf solche Unterstützung noch angewiesen sind."

Zunächst werden die revolutionären Bewegungen zu Beginn der Neuzeit die älteren antifen und mittelalterlichen Revolu­tionen scheiden aus. zur Darstellung gelangen, vornehmlich die Freiheitstämpfe in den Niederlanden und die große englische Revolution, darauf folgt die Ge. schichte bes nordamerikanischen Freiheits. tampfes, der sich später eine Schilderung des gewaltigen Revolutionsdramas Frankreichs   am Ende des acht­zehnten Jahrhunderts, der Julirevolution bon 1830, der Februarrevolution bon 1848 ust. anschließen soll. Wie aus den ersten vorliegenden Heften und dem Inhalts­verzeichnis ersichtlich ist, hat sich der Verfasser bemüht, nicht nur seine Darstellung möglichst leichtverständlich und übersichtlich zu Ein antifozialdemokratischer Block in Baden halten, sondern auch, wie dies die materialistische Geschichtsauf- zeigte sich bei der Gemeinderatswahl in der Stadt faffung bedingt, die wirtschaftlichen Verhältnisse der einzelnen Schwegingen. Dort ist die soziatdemokratische Partei so start Epochen ausführlich darzulegen und selbst in den älteren revolutio- vertreten, daß sie auf zwei Size von den zu befeßenden zwei nären Bewegungen des sechzehnten Jahrhunderts den politischen Regungen des Proletariats nachzuspüren.

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Ergänzt wird das Wort des Verfassers durch eine reichhaltige fast allzu reichhaltige Sammlung von wertvollen Illustra tionen, meist Reproduktionen guter Originale aus der Zeit der geschilderten Ereignisse: z. B. Porträts geschichtlich intereffanter Persönlichkeiten, alte Städteansichten, Schlachtenbilder, Flugblätter, Karikaturen usw.

Der Preis beträgt, wie für die früheren Kulturbilder", pro Seft 20 f. 25 Hefte bilden einen Band.

Barteiliteratur.

Als Leiter der Reichsbant, aus deren Diensten er im Jahre 1907 schied, hat sich Koch den Haß der Agrarier zugezogen, weil sie in ihm einen scharfen Gegner ihrer Silberwährungspläne fanden. Für die Goldwährung trat Stoch auch als Redner, Journalist und Parlamentarier ein.

A. E.-G. Die Generalversammlung der Allgemeinen Elektrizitäts. Gesellschaft fezte die Dividende auf 14 Bros. fest. Dem Antrage neuen Stadtrats poften berechtigten Anspruch hatte. Um ihr der Verwaltung, das Aktienkapital um 30 Millionen Mark auf den zweiten vorzuenthalten, schlossen sich 8entrum, National- 130 Millionen Mark zu erhöhen, zwecks Angliederung der Felten liberale und die übrigen bürgerlichen Elemente zusammen für Guilleanme Lahmeyer- 2 fe, fand Zustimmung. Wie Geheimrat eine Liste, welche zwei Ultramontane, einen Nationalliberalen und Rathenau   mitteilt, beliefen sich am 30. September d. J. Umsatz und einen Sozialdemokraten enthielt. Der Mischmasch zählte 52, die Aufträge auf 272 Millionen Mark( gegen 230 Millionen Mart zu Sozialdemokratie 26 Stimmen. derfelben Zeit des Vorjahres). Das Vorgehen der preußischen Staats­bahnverwaltung in der Einführung des elektrischen Betriebes auf den verheißungsvoller Schritt zur Elektrisierung der Vollbahnen zu be trachten.

Personalien. 8um Arbeiterfekretär für eidelberg wurde Streden Dessau- Bitterfeld und Lauban  - Königszelt   fei als ein Genoffe Karl Rausch- Heidelberg gewählt.

Aus Induftrie und Bandel.

Der Arbeitsmarkt.

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Die Generalversammlung der F. G. 2.- Werke stimmte der Transaktion mit der A. G.-G. ebenfalls zu.

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Kohlenpreisermäßigung. Das Handelsbureau ber staatlichen Soeben erschien im Verlage der Buchhandlung Vor- Einen Maßstab für die Zunahme der Arbeitsgelegenheit bildet Saarfohlengruben hat, der Rhein.  - Westfäl. Btg." zufolge, zur Vere wärts, Berlin  : neben der Bewegung der Beschäftigtenziffer die Nachfrage nach minderung der Vorräte eine Preisermäßigung von 3 M. pro Tonne Wahlrecht und Dreiflaffenparlament. Herausgegeben von der Arbeitskräften. Die Nachfrage im September dieses Jahres für den Abfaz im Landdebit eintreten laffen. Das wird dem Landestommiffion der preußischen Sozialdemo- war von den drei Monaten des dritten Quartals absolut am stärksten Handelsminister derbe Rüffel von den Syndikatsmännern eintragen. tratie. Preis 1,50 M. In Prozent betrug nämlich immer im Vergleich zum Spiritus und Bichorien. Wie aus Byriz berichtet wird, soll dort Die Wichtigkeit des Inhalts wird am besten der Abbrud der Parallel monat des jeweiligen Vorjahres die eine neue Bichorienfabrit errichtet werden, die auch Spiritus produ Kapitelüberschriften dartun: Bewegung der Nachfrage nach Arbeitskräften: ziert. Die Bichorienwurzeln sollen nach einem ganz neuen Ver­fahren verarbeitet werden, indem den Wurzeln, welche bis jetzt mit fämtlichen Buderteilen zu Staffeefurrogat verarbeitet wurden, nun mehr der Zucker vorher entzogen und zu Spiritus verarbeitet wird.

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1. Die Entwidelung des Dreiflaffenwahlsystems. 2. Die Wahlrechtsvorlage des Ministeriums Bethmann Hollweg  . 3. Die erste Lefung im Plenum des Abgeordnetenhauses. 4. Die Wahl­rechtsvorlage in der Kommission des Abgeordnetenhauses.- 5. Die zweite Lesung im Plenum des Abgeordnetenhauses. 6. Die dritte Lesung und die nochmalige Abstimmung. 7. Die Vorlage im Herrenhause. 8. Die Verscharrung des Wechselbalges.

9. Schlußwort.

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Kleines feuilleton.

1907

1908

1909

1910

Juli +0,21

August +1,28

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- 17,94 0,09 +26,22

- 24,41 18,99 +26,20

September +2,75 18,45 +14,50 +21,23

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Aus der Frauenbewegung.

Auf zur Agitation!

Mit berechtigtem Stolz stellt der Bericht des Parteivorstandes

minimal. Das Jahr 1908 brachte dann statt einer Zunahme eine Im Jahre 1907 war die Steigerung gegen 1906 nur noch ganz sehr erhebliche Abnahme, in der sich das Erlahmen und Danieder­liegen der gewerblichen Tätigkeit widerspiegelt. Im Jahre 1909 feft, daß im letzten Jahre die Agitation unter den Frauen schöne Juana ist schön. Und von ihrem Mute entwaffnet, verspricht getäuscht, den Gast der Inquisition denunziert. Sieben er den Vater und Bruder lebendig als Gefangene nach Jahre währt seine Gefangenschaft, doch vergebens fuchen Frankreich   zu schaffen, unter der Bedingung, daß Juana feine Beiniger ihm den Widerruf abzutrotzen. Stolz und un Eine Statistit der Tierarten. Einen interessanten Ueberblick über fein Weib werde. Sie willigt ein. Der zweite und dritte Aft des gebrochen stirbt er am 17. Februar 1600 den Flammentod des die gewaltigen Fortschritte, die die zoologische Wissenschaft im Laufe Schauspiels spinnen sich in seiner Wohnung ab. Der General, ob- Regers an jener Stelle, wo sich heut in Rom   sein Denkmal erhebt. des lezten Jahrhunderts errungen hat, gibt die Statistit der heute gleich um dieser Heirat willen bei Napoleon   in Ungnade gefallen, Die Seele feiner Philosophie ist pantheistische Begeisterung für befannten Tiergarten, die Prof. Shipley der Britischen   Gesellschaft ist rasend glücklich und rasend verliebt ein Stier an Liebestraft. das grenzenlose, jeder Willtür eines außenstehenden Gottes entrüdte für den Fortschritt der Wissenschaften vorgelegt hat. Noch Der jungen Frau hat er natürlich jegliche Freiheit der Töchter ihres Universum, das sich in ewiger Bewegung neu gebiert. Ergriffen im Jahre 1840 beschränkte fich die Zahl der erforschten Boltes zugestanden. Sie liebte einen jungen Granden, bevor der von der großartigen Kopernikanischen Idee, treibt er fie, in bes Tiergattungen auf 73 588; bereits 1881 tonnte die Zoologie mit alte einäugige häßliche Brigadier sie sich erfor. Und hier kommt es flügelter Ahnung der Forschung vorauseilend, weit über die ursprüng­Stolz auf die Zahl von 311 653 verschiedener Tierarten hinweisen. num zu erschütternden Seelentämpfen und Szenen des um feine liche Konzeption hinaus. So wenig wie die Erde der Mittelpunkt, Seitdem hat die Wissenschaft im Reiche der Fauna gewaltige neue feurige Liebe fich betrogen wiffenden Gatten. Bonn   und seine um den unsere Sonne freist, so wenig kann auch unfere Sonne Gebiete erobert. Während man noch vor 50 Jahren nur 1200 Säugetiere Partnerin Olivia Veit erschöpften hierbei alle Straft ihres scharf Mittelpunkt im Al sein; unendliche Sonnensysteme müssen fannte, berzeichnet man heute 2300. Die Zahl der bekannten Vögel ist gegensäglichen Charakterspiels. Das Weib befiegt den General; in dem Universum umeinander wirbeln. ,, Glauben, daß nicht bon 3600 auf 11 000 gewachsen, die der Schlangen und Reptilien er wird dem Kaiser, der au ihm tommt, um Rechen mehr Planeten seien, als wir bisher fennen, dürfte nicht viel bon 543 auf 3400, die Zahl der Fische bon 3500 auf 11 000. In schaft von ihm zu fordern, verschweigen, daß die Franzosen vernünftiger sein, als wenn jemand meinte, es flögen nicht mehr bon einem Engpaß bereits demselben Zeitraum hat sich die Biffer der erforschten Mollusken­den Spaniern eingeschlossen Vögel in der Luft, als er eben, aus seinem kleinen Fenster hinaus arten von 11000 auf 33 000 erhöht, man kennt heute 7500 ber- wird er aus wahnsinniger Liebe zu feinem jungen Weibe, diefer un- unzerstörbaren und ewig harmonischen Weltalls, der Mutter alles feien und samt und sonders dem sicheren Tode entgegengehen. So sehend, hat vorüberfliegen sehen." In der Anschauung des etvig schiedene Schaltiere gegen 1290 vor 50 Jahren. Die spinnenartigen Tiere, die die Forschung registriert, find von 1048 auf 3070 ge­versöhnlichen Feindin der Franzosen   ein Verräter. Das Schau- Lebens, empfindet er den Trost und die befeligende Erhebung über wachsen, die Tausendfüßler von 400 auf 1800, bie niekten bon piel berrät, auch in psychologischer Hinsicht, ein sicheres bühnen- Tod und Elend, die die Gläubigen in ihrem Gott des Jenseits 49 100 auf 220 150, die Seeigel und unterfeeischen Stacheltiere von fundiges Talent. Der Gast wurde frenetisch" gefeiert. Sonft gab's, 230 auf 18 043, die Würmer und Maden von 372 auf 6070, die was die männlichen Episodendarsteller angeht, nicht viel mehr, als Foraminiferen von 50 auf 400, die Protozoden von 305 auf 3500. uniformierte Garderobenpuppen, Walter Schmidthäßler  ( Marquis) ausgenommen. e. k. Theater.

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fuchen.

Gewiß, Leben und Denken dieses Mannes wäre ein würdiger, hoher Gegenstand der Poefie. Aber der dramatischen Formung entzieht er sich. Die Gebundenheit der Szenenfolge bei solcher Form, der Zwang, die Brunoschen Gedanken für das Theater in Friedrich Wilhelmstädtisches Schauspielhaus: das Schema von Dialogen und Monologen umzufeßen, hätte auch Neues Theater: Der Stier von Dlibera. Von Giordano Bruno  ", Tragödie von Otto Borngräber  . eine unvergleichlich größere Kraft als die Borngräbers not­Seinrich Lilienfein. Ferdinand Bonn gastipielt an der Stätte Das Drama erschien zur Giordano- Bruno- Feier mit einem Geleit- wendig beim Versuche scheitern lassen. Nur eine, von jeder feiner vormaligen Wirksamkeit. Seine immerhin traftvoll umrissene, wort Haedels. Seine Erstaufführung erlebte es in Dresden  . In Rücksicht auf folche einengende, fremde Forderungen entbundene wenn auch mit sensationellen Effektlichtern aufgepuzte Kunft der Berlin   ging es jetzt unter der Regide der Richard- Wagner- Gefell- Dichtung, die das Bedeutsame in losgefügten freien Bildern auf­Darstellung ist immer noch die alte. Der junge schwäbische Dra- fchaft für Kultur und Kunst" als Festvorstellung zur Jahrhundert- leuchten ließe, wie etwa Konrad Ferdinand Mehers Cyril in matiter schuldet ihm Dank für die Vorführung feines den Zuschauer feier der Universität in Szene. " Huttens letzten Zagen", möchte der Aufgabe gewachsen sein. in die Zeit des Napolonischen Feldzuges in Spanien   zurück- Bruno ist einer jener Helden des freien Gedankens aus der berfeßenden Schauspiels. Eine Racheverfchivörung gegen die fran- Morgendämmerung der neuen Zeit, deren fühnes Bild anfeuernd und zösische Befagung irgendwo, weil sie sich am Leben des als uns begeisternd, unauslöschlich im Gedächtnis lebt zur Schmach und Schande antastbar erachteten Kampfftieres vergangen, bildet den episodischen des dumpfen herrschfichtigen Kirchentums, das mit Bannflüchen, mit Auftakt. Eben tommt der französische   Brigadegeneral hinzu, Torturen und Scheiterhaufen die erwachenden Geister in der Knecht um Zeuge zu sein von der sich im Palast eines fran- fchaft halten wollte. Man hat ihn mit treffendem Gleichnis den zoienfeindlichen spanischen   Granden abspielenden Empörung der Phaethon der modernen Philosophie genannt, der die Zügel der Drtsbewohner. Ihm kommt dieser Auftritt gerade gelegen; Sonnenrosie den alten Göttern aus den Händen reißt und mit ihnen miniszenzen und melodramatische Wendungen nicht hinaus. denn er hat bereits den Auftrag in der Tasche, den Marquis nebst durch den Himmel stürmt, um in den Abgrund zu stürzen. Er wird Familie und Dienerschaft so oder so standrechtlich prozeifieren zu Dominikanermönch, doch nur, um, den Oberen durch seinen raft laffen. Nach dem bekannten Sprichwort: Stola lieb' ich den Spanier, lofen Forschungstrieb bald verdächtig, dem Kloster wieder zu ent trogt die Grandenfippe dem Tode. Um ihr erlauchtes Geschlecht fliehen. In wechselvollem Wanderleben zieht er von Ort zu Drt, nicht plöglich ausgelöscht zu sehen, erbittet die Tochter Juana, ein fchon, glüdlich, wenn er nur Verleger für seine gefährlichen Schriften effettvoll aufgeputztes spanisches Raffeweib nach ziemlich bekannten findet. Er taucht in Genf  , in Lyon   und Toulouse   auf, er wirft An die Aufführung war offenbar viel Fleiß und gutes Wollen Mustern und demgemäß höchst knallig, aber talentvoll von Olivia eine Zeitlang unter großem Zulauf an der Bariser Universität, geht gewendet. Herr Stagemann vom fönigl. Schauspielhause hatte Beit berlebendigt, um Pardon für ihren Vater und Bruder. Der nach England, wo in hohe Gönner schützen, sucht deutsche Hoch- etwas fraftvoll Imponierendes in Haltung und Nede. Unter dem General, ein angejahrter Junggesell und angeblicher Weiberfeind, schulen auf und folgt schließlich der Einladung Moncenigos, eines Ensemble trot Reglers brausetöpfiger Verleger und Bruno- Verehrer widersteht zunächst hartnädig ihrem Flehen. Schließlich venetianischen Granden, der, in seinen eitlen Erwartungen Ciotto charakteristisch hervor.

Borngräbers wortreicher, in bengalischer Beleuchtung einher. stolzierender Shethoriker, der vom Balkon berab der Menge auf der Straße philofophische Aufklärungsreden hält, fällt, so lebhaft man auch mit der antiflerikalen Tendenz des Stückes sympathisiere, be­dentlich auf die Nerven. Und dabei sind die Reden noch das ver­hältnismäßig Beste. Die Handlung, mit Brunos Anfunft in dem Haufe Moncenigos einsetzend, tommt über historische Res Die Gattin des Benetianers verliebt sich in den Freigeist, läßt sich von ihm einen Vortrag halten, der sie zu freventlicher Ume armung fortreißt, und ericheint im lepten Augenblicke, geläutert und erhaben, als tünftige Hüterin des Weisheitsschatzes dem Verurteilten im Kerker.

dt.