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Br. 243. 27. Jahrgang. 3. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Die Brandkatastrophe in der neuen

Friedrichstraße

hat mehr Opfer gefordert, als am Fretag abend angenommen wurde. Gestern früh wurden unter dem Brandschutt noch fünf weitere Leichen geborgen, so daß im ganzen

fieben Personen in den Flammen umgekommen find. Die Umgekommenen find sämtlich weibliche Personen. Namen find folgende:

Frau Mischke, Meßer Straße 7,

Fräulein Bender, Mühlhausener Straße 3/4, Frau Aumann, Libauer Straße 6 oder 8, Frau Fechtner, Gubener Straße 10,

Frau Czock, Jablonskiftraße 20,

Frau Kot, Lichtenberg , Wodanstr. 32, Fräulein Wenzel, Griebenomstraße 23.

Die

Qualm empor,

Sonntag, 16. Oktober 1910.

Nach einer anderen Meldung soll bei Ausbruch des Feners ver­fucht worden sein, die Flammen mit einem sogenannten Minimag"- Apparat zu löschen, aber vergeblich. Dann erst sei die Feuerwehr alarmiert worden.

Schutt und Asche gefüllt auf den freien Play herunter. Der vordere Die Katastrophe ist eine der größten, die in der Brandchronit Aufgang ist bis zum II. Stock ziemlich muversehrt geblieben. Nur zu verzeichnen ist. Sie lehrt, daß die polizeichen Vorschriften nicht die zum dritten Stock führende Steintreppe ist geborsten und die innegehalten werden. Nach diesen mußte der Hof frei bleiben, statt meterlangen Stufen sind in die unteren Stockwerke hinuntergestürzt. dessen war er mit Kisten, Fässern usw. usw. total besetzt, so daß Verkohlte Schlauchreste und Mauerwerk sperrten den Eingang zu den die Feuerwehr sie erst beiseite schaffen mußte, um Sprungtücher aus­fektions- und Bureauräumen der zweiten Etage. Meter hohe Schutt- spannen zu können. Haufen versperren den Weg, ehe man in die Stofflagerräume ge­langt. Die hohen Regale des großen Saales find vollständig ver­fohlt. Die Tuchballen liegen versengt und angebrannt überall um­her, und aus den Schutthaufen steigt noch immer ein beizender der den Feuerwehrleuten, die mit einer be- Dadurch hätte sich der Brand entwickeln können. Das Personal wundernswerten Energie arbeiten, ihre Tätigkeit fehr erschwert. im zweiten Stock dachte natürlich nur an die eigene Rettung, ließ Die elektrischen Leitungen find fast überall durchgeschmolzen, und bei der Flucht sämtliche Türen und Fenster, aus denen man um nur hier und da sieht man an den Wänden ein Stück Hilfe rief, offen. Stichflammen, von den Baumwollwaren und Back­Bleirohr und Drahtenden herunterhängen. Die Kronleuchter, material, Holzwolle usw. genährt, entzündeten dann fämtliche Vor­namentlich die dünnen Gasarme, haben sich durch die Glut räte in den ausgedehnten Räumen der Firma D. Arndt. in merkwürdige Formen verzogen. Auf den Schreibtischen der Kontorräume liegen Staub und Asche stellenweise 5 bis 10 genti­Die schwere Katastrophe hat in vielen Kreisen der Bürgerschaft meter hoch. Kaum ein Tisch ist von dem verheerenden Element ver­bereits zu lebhaften Erörterungen Anlaß gegeben. Einmal wird Ueber die Brandkatastrophe liegen noch folgende Mitteilungen fchont geblieben. Die Aftenmappen und fleineren Bücher find fast Nur die Hauptbücher, die in den eisernen Geld gefragt, wie es möglich war, daß ein Brand in einem gewerblichen bor: Während der Nacht stellte der Zug 21 die Brandwache, der von alle verbrannt. Stellenweise sind die Fuß- Institut so plöglich entstehen und so schnell eine Ausdehnung an­dem 23. Löschzug abgelöst wurde. In den Nachtstunden ruhten die schränken standen, blieben erhalten. Aufräumungsarbeiten, da ein Passieren der Brandstelle mit Lebens- böden durchgebrannt, und bei jedem Schritte biegen sich die nehmen fonnte, wie gefchehen und dann ist man in weiten Kreisen Weit enfeglicher aber erregt, daß das Brandunglück so zahlreiche Menschenleben fordern gefahr verbunden war. Erst bei Tagesanbruch wurden die Auf- Balfen in besorgniserregender Weise. tonnte, wie es gefordert hat. Was die erste Frage anbetrifft, fo der Anblic der Arbeitsräume in der dritten Etage. räumungsarbeiten wieder begonnen. In der Neuen Friedrichstraße ist hatten sich gestern morgen vor dem Haufe 79a Hunderte und aber Durch einen Hinteraufgang tommt man in den Zuschneideraum, scheint nach den bisherigen Mitteilungen festzustehen, daß die Ein­richtungen für Feuerficherheit in dem vom Feuer heimgesuchten Ge­Durch Hunderte von Menschen angesammelt, sodaß weitgehende polizeiliche der vom Feuer verhältnismäßig wenig berührt worden ist. bäude sehr mangelhafte waren. Absperrungsmaßregeln getroffen wurden. Die Brandstätte selbst ein Gewirr von Stoffballen, Stiften, umgestürzten Tischen und bietet einen furchtbaren Anblick. Nicht ein einziges Fenster Stühlen geht es dann in die Schürzenabteilung. Hier waren auf Sobald das in dem ganzen Gebäude ist unversehrt geblieben. Was langen Tischen Taufende von Schürzen aufgestapelt. nicht durch die Hize zersprang, wurde von den Aerten der Feuer diese ergriffen hatte, war die Plätterei, die am entgegen Feuerwehrleute eingeschlagen, um den Rauchwolfen freien Ab- gesetzten Ende des Schürzensaales lag, vollständig abgeschnitten, und zug zu verschaffen. Vor dem Eingang des Hauses spielten fich wer den Durchgang versuchte, war dem Flammentode preisgegeben. ergreifende Szenen ab. Eine alte Frau suchte sich Zutritt in das Von der Plätterei und der Schürzenabteilung ist auch nicht mehr Nur die kahlen rauchgeschwärzten Ein­Gebäude zu verschaffen. Als die Schuhleute ihr den Eintritt ver- eine Spur zu erkennen. wehren wollten, rief sie immer wieder schluchzend: Laßt mich de faffungsmanern stehen noch, und selbst ein großer massiver Stachel­zu meiner Tochter, mein armes Kind ist verbrannt." Als in diesem ofen, dessen Emaille von der Hike herunter geschmolzen ist, ist halb Augenblick zwei Leichen herausgeschafft wurden, brach die Unglück- in sich zusammengestürzt. liche ohmmächtig zufammen. Ein etwa fünfzigjähriger grauföpfiger In der Blätterei wurden im Laufe des gestrigen Vormittages dünkt und nur der eine Wunsch nach möglichst schneller Rettung Arbeiter, an der Hand ein zwölf- bis dreizehnjähriges Mädchen, die Leichen von fünf Frauen und Mädchen gefunden. Die Toten maßgebend ist. Selbst von der Feuerwehr wird zugegeben, daß sie wollte durchaus in das zweite und dritte Stockwerk vordringen. zeigten ein so schreckliches Aussehen, daß selbst mehrere Feuerwehr- in ihrer Rettungsarbeit behindert gewesen durch das Lagern von Fr vermißt seine Frau, die als Blätterin in der dritten leute von einem Nervenchok befallen wurden. Die Körper der Frauen Gegenständen auf den Höfen. Etage in der Nähe des Brandherdes beschäftigt war. Den sind vollkommen verkohlt, so daß sie beim Anfassen auseinander- Wie uns vom Verband der Wäfchearbeiter mitgeteilt wird, bes Bachmannschaften gelang es nur schwer, den bemitleidens- brachen. Mit Schaufeln und Balken legte man die letzten Neste der finden sich unter den Verbrannten zwei Mitglieder des Verbandes, werten Gatten und das schluchzende Kind zurückzubalten. Ein in Unglüdlichen auf Tragbahren und verhüllte sie sorgfältig mit weißen die Frau Aume in und Frl. Bendler. dem Brandhause befindliches Lokal war dicht mit Menschen, haupt- Leinentüchern. Die Aufräumungsarbeiten dürften sich noch mehrere fächlich mit den Angestellten der Firma Arndt, gefüllt, die sich nach Tage hinziehen. Der durch den Brand entstandene Schaden wird dem Schicksal ihrer Kollegen und Kolleginnen erfundigen wollten. von Versicherungsbeamten, die bereits vormittags die Unglücksstätte besichtigten, auf 1 200 000 M. geschäßt. Das Befinden der bei den Rettungs- und Aufräumungsarbeiten verunglückten Feuerwehrleute ist befriedigend.

Vor dem Hause hielten gestern morgen der 8., 12. und 19. Bug der Feuerwehr und unaufhörlich drangen Mannschaften in das Ge­bände ein, um nach den Vermißten unter den Trümmern zu suchen. Auf dem Hofe lag ein wüstes Chaos bon Brettern, Balken, Früchten, halbverkerkohltem Tuch und Kleiderreften. Aus dem II. und III. Stod warfen die Mannschaften unausgesetzt ganze Stiepen mit

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Dann aber haben Augenzeugen die Ueberzeugung gewonnen und geben ihr auch Ausdruck, daß die Rettungsarbeiten äußerst langsam vor sich gegangen seien. Das Hochrichten der mechanischen Leiter sei nicht mit der bei solchen Gelegenheiten wünschenswerten Schnellig­feit geschehen, wo doch Menschenleben auf dem Spiele standen und jede Sekunde galt. Als die Leiter dann hochgewunden war, pendelte sie hin und her und fand nicht sofort festen Halt. Während dieser Beit hatten sich schon zwei Personen genötigt gefehen, den Sprung in die Liefe zu wagen. Aus dem Publikum wurden auch laute Rufe der Ungeduld laut. Das ist ganz verständlich, da in solchen

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