Frankreichs bewahrt werben kann. Besonders ist das Blattder Hammersteinlinge bemüht, diesen Beweis zu erbringen.In seiner gestrigen Wochenschau erzählt es wieder:.Die Sozialdemokratie ist sich ihrer Stärke und ihrer Erfolgein Deutschland bis zum Ucbermute belvutzt. Der gewerblicheMittelstand ruft immer lauter, immer ang st vollernach staatlichem Schutze, und gewisse Mittelstands-schichten kapitulieren bereits, wie die Wahlen beweisen, vor derSozialdemokratie, da sie an diesem Schutze verzweifeln-Selbständige Gewerbetreibende im Westen, die selbst mitten indiesem Kampfe stehen, schreiben uns:»Dag es in diesem Hin-abgleiten zur Rcvolutionspartei keine Aufenthalt- oder Zwischen-stationen gibt, zeigt die Erfahrung, und die Leute, die man einesbesseren belehren möchte, erwidern einfach, dast, nachdem die Staats-hilje versage, schließlich ein.Ende mit Schrecken besser sei. als derSchrecken ohne Ende". Solche Stimmungsbilder können wirunseren Lesern nicht mehr vorenthalten.In Frankreich ist die Staatsgewalt dem organisiertenProletariat am langmütigsten ausgewichen. Der Staat hatdort den Arbeitern gegenüber ja auch kein gutes Gewissen.Die Republik ist auf die Wahlstimmen der revolutionären Massenangewiesen und hat fie durch leere Versprechungen, durch An-stellung sozialdemokratischer Minister und durch'freundliche Be-Handlung meuternder Soldaten, streikender Beamten und räube-rischer Apachen bisher zu gewinnen gewußt. Dieses Spiel mußeinmal zu cinein bösen Ende führen. In Deutschland hatman das Sozialistengesetz aufgehoben, dasGesetz zum Schutz der Arbeitswilligen zurück-gezogen, ein liberales Vereinsgesetz erlösten. bei denWahlen hat das Bürgertum vielfach mit der Revolutions-Partei gegen die monarchischen und christlichen Parteiengemeinsame Sache gemacht, und die.neue Moral" der Re-voliitionspartei hat bis tief hinein in die bürgerliche Gesellschaftzahlreiche Anhänger gefunden. Wenn Deutschland trotzdemder sozialrevolutionären Bewegung stärker gerüstet gegenübersteht,so verdanken wir das lediglich der Festigkeit derMonarchie, der Beamtenschaft und der staatS-und kirchentreuen Parteien."Nationalliberale Neichstagskandidaturen.Die Nationalliberalen nehmen bei der Aufstellung ihrerNeichstagSkandidaten in Schleswig-Holstein auf ihre Freundevom linksliberalen Flügel nicht die geringsten Rücksichten. Sohaben sie z. B. auch in den drei gegenwärtig von den fortschritt»lichen Abgeordneten Spethmann, Leonhart und Struve ver-tretenen Wahlkreisen Schleswig-Eckcrnförde, Tondern-Husum undOldenburg eigene Kandidaten aufgestellt. Im ersten WahlkreisHaderSleben-Sondcrburg, der seit 1871 stets im Besitz der Dänenist, soll wegen des Kampfes gegen die Dänen zugunsten einerrechtsstehenden Kandidatur auf die Aufstellung eineseigenen Kandidaten verzichtet werden. Ueber die übrigen Wahl-kreise ist noch nicht entschieden. In Lübeck scheinen die National-liberalen geneigt zu sein, einen linksliberalen Kandidaten zuunterstützen.Die Fortschrittler find aufgebracht über diese Liebenswürdig»keit der Nationalliberalen und fürchten noch„schlimmeres". Die„Bossische Zeitung" sagt tiefbetrübt:„Direkt auf eine Unterstützung der Sozialdemokratie aberwürde das Vorgehen gegen die Fortschrittliche Volkspartei in denWahlkreisen Pinneberg-Segeberg und Herzogtum Lauenburghinauslaufen, wo die fortschrittlichen Abgeodneten Carstens undHeckscher in der Stichwahl gegen die Sozialdemokratie ge-wählt sind."Die Miinchener Handelskammer und die Fleischteuerung.In ihrer letzten Plenarsitzung beschäftigte sich die MünchenerHandelskammer auch mit der herrschenden Fleischteuerung. DerSyndikus der Kammer, Justizrat Dr. C a h», wies als Referentdarauf hin. daß sich die Verhältnisse in bezug auf die Fleisch-teuerung in den letzten Jahre» noch bedeutend ver-s ch l e ch t e r t hätten, so daß jetzt ernstliche Gefahren fürdie wirtschaftliche Wohlfahrt des arbeitendenVoltes beständen. Die von der bayrischen Regierung jüngst be-schlossenen Maßnahmen seien angesichts der Verhältnisse wenigErfolg versprechend. Gegen notwendige Veterinäre Maßnahmen seinichts einzuwenden, aber es geschehe in dieser Beziehung zu vielaus rein protektionistischen Erwägungen.Einstimmig billigte die Handelskammer folgende sofort zu er-greifenden Maßnahmen zur Beseitigung der gleischnot: Zu-lassung möglichst ungehinderter Einfuhr leben-den Viehs aus dem Ausland unter voller Wahrung Veterinär-polizeilicher Schutzmaßregcln; Zulassung der Einfuhr ge-schlachteten Fleisches aus dem Auslande unter Be-eitigung aller die Einfuhr erschwerenden Maßnahmen; Zu-assung der Einfuhr von Büchsenfleisch usw.; Er-Mäßigung der Zölle und der Eisenbahntarife für Futter-mittel.Folgen der Fleijchuot.Einem Landwirt in derAltenderne-Oberbecker Gemeinde bei D o r t»mun d war vor einigen?agen auf der Weide eine Kuh krepiert. DerKadaver wurde nach der Abbäutung vergraben. Es dauerte abergar nicht lange, so stellte sich heraus, daß das verendete Tier nächt-licherwcile wieder ausgegraben worden war. Die Polizei stelltefest, daß mehrere Einwokmer das auf diese Art erlangte Fleisch untersich verteilt»»d de» größte» Teil bereits gegessen hatten!! Der nochvorhandene Rest wurde beschlaguahnrt.Das sind die Folgen der agrarischen Wirtschaftspolitik. Wasvielleicht in einer vom Feinde belagerten Festung, wenn die Notauss höchste gestiegen, vorkommt, das geschieht jetzt im tiefstenFrieden: Hungrige arme Leute scharren sich bei Nacht ein AaS aus,um Fleisch essen zu können.Schlimmer aber noch als diese Tatsache ist der freche Hohn,mit dem die ultramoutaue Dortmunder„Tremonia" daö Vorkommnisglossiert. Sie wünscht„den Konsumenten nachträglichnoch ein„Wohl beiomm'SI"Aus dem Braunsberger Gefängnis.Gegen den sonstigen Brauch muß Genosse Marckwald vonder„KönigSberger Volkßzeitung" seine viermonatliche Gefängnisstrafe, die er wegen angeblicher Beleidigung„der Mitglieder deSköniglichen Hauses" erhalten hat, im Braunsberger Gefängnisverbüßen. Der Genosse wird dort in einer Weise behandelt, gegendie nicht scharf genug protestiert werden kann. Man hat ihnweder vom Reinigen der Zelle entbunden, noch gewährt man ihmSelbstbeköstigung. Dabei ist sein körperliches Befinden derart,daß sein Gesundheitszustand unter der Gefängniskost schwerleidet. Bevor Genosse Marckwald seine Strafe antrat, ließ er sichvon dem KönigSberger Gefängnisarzt. Mcdizinalrat Professor Dr. Puppe, untersuchen. Nach einer gründlichen Unter-suchung bescheinigte dieser, daß er vom medizinischen Stand-Punkt und unter seinem Diensteid die Selbstbeköstigung befür-Worten müsse. Professor Dr. Puppe gilt der Justiz sonst alsAutorität. In diesem Falle aber scheint man seinem Gutachtenkeine Bedeutung beizumessen, denn Marckwald erhält keine.Selbstbeköstigung. Diese wurde ihm sogar im AllensteinerGefängnis gewährt. In den 14 Tagen, die Genosse Marckwaldim Gefängnis zugebracht hat, hat er an Gewicht bedeutend ver-lorcn. Seine Frau besuchte am Sonnabend den BraunsbergerGefängnisarzt, und dieser erklärte, er hätte über die Selbst-beköstigung nicht zu entscheiden, das sei Sache des Staatsanwalts. Er könne nur das beantworten, was er gefragtwerde. Als nun Genosssu Marckwald den Ersten Staatsanwaltaufsuchte, erklärte dieser, der Gefängnisarzt hätte sich dahingeäußert, daß Selbstbeköstigung nicht nötig sei. Als der Herrauf das Gutachten des Professors Dr. Puppe aufmerksam gemachtwurde, meinte der Staatsanwalt, für ihn sei nur dasGutachten seines Gefängnisarztes maßgebend.Oberschlesien und kein Ende.Außer anderen Amtsvorstehern in Oberschlesien ist esnamentlich der von N e u d o r f bei Antonienhütte, der alle Mittelin Bewegung setzt, um Versammlungen unter freiem Himmelzu verbieten. Erst kürzlich wurde dieser durch den Regierungs-Präsidenten belehrt, daß ein von ihm ergangenes Versammlungs-verbot zu Unrecht erfolgt sei; doch jetzt hat der betreffende Amts-Vorsteher schon wieder eine solche Versammlung mit nach-folgender„Begründung" verboten:„Die Genehmigung zu der für den 16. Oktober 1316, nach-mittags 3 Uhr, angemeldeten Versammlung wird hiermit versagt.weil aus der Abhaltung der Versammlung wird hiermit versagt,weil aus der Abhaltung der Versammlung Gefahr für die öffent-liche Sicherheit zu befürchten ist. Am Sonnabend, den IS. Ok-tober 1916, findet auf allen in der Nähe belegenen Werken dieLohnzahlung statt. An diesen Tagen sind von 4 Uhr nachmittagsab die Schänken geschlossen. Erfahrungsgemäß entwickelt sichdaher am nächstfolgenden Tage gewöhnlich der Betrieb, den manan Löhnungstagen gewöhnt und der jedesmal mit erheblichenAusschreitungen trunkener Leute verbunden ist. Da nun Sonn-tag die Gelegenheit zum Alkoholgenuß größer als sonst ist, sosind auch an solchen Tagen die Ausschreitungen erheblicher. Durchdie Abhaltung der Versammlung würde für Trunkene viel Anlaßgegeben sein, öffentlich ausfällig zu werden. Die allgemeineSicherheit ist somit gefährdet.Außerdem habe ich schon wiederholt zum Ausdruck gebracht,daß die Besitzer der StachowiSna sich bei mir beschwert haben, daßdurch Versammlungsbesuch ihre Grundstücke beschädigt werden.Ferner hat auch die Bürgerschaft ihren Unwillen in einer vonmehreren Personen gezeichneten Eingabe kund gegeben, in welcherüber das frivole Verhalten der Versammlungsteilnehmer undüber die Hetzreden der Versammlungsredner usw. gesprochen undgebeten wird, derartige Versammlungen speziell Sonntags nichtmehr zu genehmigen, anderenfalls die Bürgerschaft ihrerseits zurSelbsthilfe greifen wird. Diese Eingaben geben der Ver-mutung Raum, daß Versammlungen unter freiem Himmel nichtmehr ohne Störung der öffentlichen Ruhe und Ordnung vor sichgeben würden. Da mir die Pflicht obliegt, für Aufrechterhaltungder öffentlichen Ruhe und Ordnung Sorge zu tragen, so kann ichim öffentlichen SicherheitSinteresse die nachgesuchte Genehmigungzur Abhaltung der Versammlung nicht erteilen."Nach diesem amtsvorsteherlichen Erguß ist in Zukunft jedeVersammlung unter freiem Himmel in Neudorf unmöglich.Immer werden sich einige Personen finden, die Answß an sozial-demokratischen Zusammenkünften nehmen. Geradezu lächerlich istaber der Hinweis auf die„Selbsthilfe", die angeblich die Bürgerschaftanzuwenden droht; denn diese sogenannte Selbsthilfe ist ungesetzlich,ist eine zwangsweise Verhinderung der sozialdemokratischen Ein-wohner an der Ausübung eines ihnen gesetzlich gewährleistetenRechts. Greifen die wohlgesitteten Bürger zu solcher„Selbst-Hilfe", dann machen sie sich einer Gesetzesverletzung schuldig, undder Amtsvorsteher hat gegen sie einzuschreiten, nicht aber sie inihrem Vorhaben zu unterstützen. Statt dessen scheint sich derAmtsvorsteher von Neudorf für berechtigt zu halten, auf Grundeiner solchen Drohung mit einer offenkundigen Gesetzesverletzungden Bedrohten die Ausübung ihres Rechts zu verwehre�Echt preußisch!_Wieder eine Polizeiheldentat.- Di« Polizeiverwaltuna der Stadt Hagen i. W., die unter demRegime des freisinnigen Reichstagsabgeordneten und Oberbürger-mcisterS Cuno schon>0 oft den Beweis erbracht hat, daß, was dieKnebelung des politischen Gegners anbetrifft, zwischen einem Stock-reaktionär und einem..entschiedenen" Liberalen kein Unterschiedist, hat abermals ein Blatt in den Ruhmeskranz ihrer freiheitlichenTaten geflochten.Die Partei und das GewcrkschaftSkartcll zu Hagen hatten zum13. d. M. eine öffentliche Versammlung einberufen, um gegen dasVerlangen der Reaktion nach Ausnahmegesetzen gegen die Sozial-demokratie und Gewerkschaften zu protestieren. AIS Referent warGenosse Dittmann-Solingen bestellt. Durch Handzettel, die imwesentlichen den Aufruf des Parteivorstandes und der General-kommission enthielten, sollte auf die Versammlung aufmerksam ge-macht werden. Die Verteilung der Handzettel wurde jedoch vonder Polizeiverwaltung der„freisinnigen" Stadt Hagen„wegen desaufreizenden Inhaltes der Druckschrift" versagtund zwar auf Grund der ßK 10 und 41 des Pr. PreßgefetzeS vomIL. Mai 1851.Das Verbot wirkt geradezu lächerlich, wenn man in Betrachtzieht, daß doch der„aufreizende" Inhalt der Druckschrift einemAufruf entnommen ist, den sämtliche Partei- und Gewerkschaftszeitungen ohne Ausnahme veröffentlicht haben. Nur in kaum zehnZeilen war auf den Handzetteln mit Rücksicht auf die polizeilicheUeberwachung einer Generalversammlung deS Mctallarbeiterver-bandeS, in der Genossin Luxemburg referiert hatte, darauf hinge-wiesen worden, daß die angeblich„liberal" gesinnte Obrigkeit derStadt Hagen auch schon Ausnahmegesetze gegen die Gewerkschaftenschaffe. Ob in diesen wenigen Zeilen der„aufreizende" Inhalt zusuchen ist, bleibt vorläufig— da da» VerteilunaSverbot jedernäheren Begründung entbehrt— noch das Geheimnis der Polizei.LandratS-AbsolntiSmus.Die Hanauer Strafkammer bestätigte in dem Beleidigungs-Prozeß des Gersfelder Landrates gegen Direktor Schneider dasUrteil des Schöffengerichts, da» über Schneider SOO Mark Geldstrafeverhängt._Wieder einer.Der vizefeldwcbel und Zahlmeisteraspirant Graupevom 109 Jnf.-Regt. in Bautzen wurde vom Oberkriegsgerichtin D r e ö o e n wegen Sittlichkeitsverbrechen zu 1 Jabr8 Monaten Gefängnis»ud Degradation verurteilt.Das Kriegsgericht hatte auf dieselbe Strafe erkannt, QJ. aber dagegenBerufung eingelegt. Im Laufe des BerufunaSverfabrenS wurde erauf seinen Geisteszustand untersucht, aber für völlig normal be-funden. Deshalb hatte das Rechtsmittel keinen Erfolg.Militärjustiz.Der Unteroffizser Henz von der 5. Kompagnie des Jnfanierie-regimentS 53 in Kalk hatte, weil ihm der Urlaub verweigert wordenwar, die Aeußerung getan:„Jetzt bin ich»och kein Sozialdemokrat,aber ich kann noch einer werden." Das Obcrkriegsgerichl ver-urteilte den Unteroffizier zu 7 Wochen Gefängnis und zur Degra-dation.Hätte der Unteroffizier jahrelang Rekruten schikanier� er würdewahrscheinlich billiger davon gekommen sein,Oefterrddh.Schwarzgclbe Ferrerangst.Die Prcrger Polizei, denen die Geschworenen schon im Bor-jähr die Blamage antaten, einen von ihr angeklagten Fem»Redner freizusprechen, hat den dortigen Freidenkern und dertschechischen Realistenpartei, deren Führer Abg. Prof. Dr. Mcrsarykist, die für Sonntag geplanten Ferrer-Versammlungen verboten,weil das Programm eine Verherrlichung„strafbarerHandlungen" enthalte. Sogar eine musikalischdeklamatorischeFeier wurde verboten und dem veranstaltenden Verein mit derAuflösung gedroht.Wien, 17. Oktober. Zehn Ferrer-Feiern wurden gestern inOesterreich polizeilich aufgelöst. In Wien kam es auf derAlserstraße vor dem Gasthaus zum„Goldenen Hirsch", wo eineFerrer-GedächtniSfeier angesagt war, zu polizeilichem Eingreifen.Zahlreiche Verhaftungen wurden vorgenommen.Auch in Pilsen, Prag, Graz und T r i e st wurdenFerrer-Versammlungen gesprengt.Die Bauernbewegung in Bosnien.Wien, 16. Oktober. Der„Reichspost" wird aus Sera-jewo telegraphiert: Die Bewegung unter den serbischen Bauernnimmt einen gefährlichen Charakter an. Bis jetzt b»gnügten sie sich mit Demonstrationszügen, wo sie in Haufen vonmehreren Tausenden von Ort zu Ort zogen und die Bewohner auf«forderten, den Pachtzins an die mohammedanischen Gutsbesitzerzu verweigern. Jetzt kommt es aber schon zu Bluttaten. Soerschlugen in Cazin die Bauern den GutsbesitzerB i s e r o v i c mit Holzknütteln, desgleichen in Posavinaden Gutsbesitzer B a g d a l h o. Da die Lage immer be--drohlicher wird, wird Militär in Bereitschaft gehalten.Portugal.Die Beisetzung Bombardas und Reis.Lissabon, 16. Oktober. Heute fand unter großer Beteiligungdie Beisetzung des Admirals Reis und Dr. BombaroaSstatt. Unter den Klängen der portugiesischen Hymne setzte sich derZug, in dem sich viele Korporationen. Lchrer und Schüler. Ange-hörige der Armee und Marine und alle Freimaurerlogen befanden,von der Praca do Commercio aus in Bewegung. Auch zahlreicheFrauen und Kinder hatten sich in den Zug gemischt, dagegen sahman keine Angehörigen von Religionsgesellschaften und es fehltejedes religiöse Emblem. Die Särge waren auf Lafetten gestellt.Hinter dem Sarge des Admirals Reis gingen außer den Ange-hörigen der Armee und der Marine auch die Frauen, welche andem Kampfe teilgenommen hatten, und die Vertreter der Regierungund der Stadtvevwaltung. An einem freien Platze hielten derMinisterpräsident und der Präsident der Munizipalität Gedächt-nisreden für die beiden Toten, worauf der Trauerzug den Wegnach dem Friedhof fortsetzte, wo die Beisetzung stattfand.Unser Lissaboner IT. K.-Korrespondent telegraphiert unSüber die Trauerfeier:Die Beteiligung am Trauerzuge war imposant. Erzähltewohl 200000 Personen und 400 Banner. Die Mengebeobachtete ein eindrucksvolles Stillschweigen. Die Ordnungwar bewunderungswürdig.Manuels Abreise nach England.Gibraltar, 16. Oktober. Heute nachmittag schifften sich KönigManuel und die Königin-Mutter A m e l i a auf der englischenKönigsjacht„Victoria and Albert" ein, die dann in See ging. DieKönigin-Witwe Maria Pia begab sich, begleitet vom Herzog vonOporto, an Bord des italienischen Kreuzers„Regina Elena".welcher darauf nach Spegia in See ging.Spanien.Regierung und Republikaner.In der D e P u t i e r t e n k a m in e r machte am SonnabendMinisterpräsident Ca n a l e j a s Mitteilung von einer lebhasten..antipatriotischen" Propaganda, die in den Kasernen betriebenwerde, wo umstürzlcrische, im Auslände gedruckte Schriften verbreitet würden. Ccmalejas erklärte, er werde alle gesetzlichen Mittelzur Unterdrückung dieser Bestrebungen anwenden, sobald er be-stimmte Beweis« in Händen habe». Ein Republikaner er-widerte, die Revolution werde ausbrechen, sobaldsie kommen müsse. Die Regirrung werde nichts gegen dieSouveränität des Volkes vermögen.(Lebhafter Widerspruch bei derMajorität.)_Republikanische Demonstration.Madrid. 16. Oktober. Heut« haben die Republikanerdurch einen Straßenumzug die Einführung der re-publikanischen Staatsform in Portugal gefeiert.Nach der Rede eines republikanischen Deputierten, der dazu auf-forderte, das Beispiel Portugals nachzuahmen,gingen die Demonstranten ruhig auseinander.Zwischen einem Zuge katholischer Pilger, die von einer Wall-fahrt nach dem bei Madrid gelegenen Engelhügel zurückkehrten, undRepublikanern, die an der Kundgebung teilgenommen hatten, kames zu einem Zusammenstoß. Die Polizei schritt«in und zer-streute die Kämpfenden.Kalkan.Türkisch-ariechischer Konflikt in Sicht?Wie man der Londoner„Time»" aus Konstantinopelmeldet, glaubt man dort allgemein, daß, wenn B e n i z e l o S denPosten eineS Mini st erpräsidenten übernimmt, dertürkische Geschäftsträger aus Athen abberufenund alle diplomatischen Verbindungen mitGriechenland abgebrochen werden.Aus Athen wird gleichzeitig gemeldet: Gestern nachmittaglegte VcnizeloS dem König die M i n i st e r l i st e vor, deren s o-fortige Genehmigung zweifellos ist.perNen.Englische Drohungen.Teheran, 17. Oktober.(Meldung deS Rcuterschen BureaüS.))Angesichts der Schädigungen, die der Handel infolge der fortge-fetzten Ruhestörungen im Süden PersienS erleidet, hat die eng-tische Regierung eine energische Note an die persischeRegierung gerichtet. Die Note enthält die bestimmte Ankündigungvon entschiedenen, weitreichenden Maßregeln, die England bei ge-wissen bedauerlichen Eventualitäten ergreifen werde. Diese Maß-regeln würden daS Ende der Politik der Nicht-Ein-Mischung bedeuten, und die Russen würden dann wahr-scheinlich im Storden deni Beispiele folgen. Dieenglische Regierung würde es natürlich vorziehen, bei der bi»-herigen Politik zu bleiben, aber sie hege zugleich den Wunsch, d i eLagein mö glich st vollkommenerHarmoniemitderrussischen Regierung zu behandeln.Unruhen.Teheran, 16. Oktober.(Meldung der Petersburger Telegraphen-Agentur.) In Jesd sind starke Unruhen ausgebrochen. Bei einemZusammenstoß mit der Polizei wurden mehrere Mann getötet oderverwundet. Der Polizeichcf ist geflohen. Bei Kaschan ist es zueinem Gefecht gekommen, bei dem die Bachtiaren mehrfach zurück»geworfen wurden. Aus JSpahan ist ihnen gestern ein.Geschütz zurHilfe gesandt worden.