entwürfe, He feit zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen, zurHerabsetzung der Arbeitszeit usw. eingebracht haben, werden wirnur mit größter Anstrengung fördern und nur durchsetzen können,wenn nicht nur die politischen Organisationen hinter uns stehen,sondern nur, wennn auch die Gewerkschaften in der Lage sind, unstatkräftig zu unterstützen.(Lebhafter Beifall.)— Ich will nunauch im Namen der deutschen Sozialdemokratie Oesterreichs einigeWorte sagen: Was wir leisten konnten, wurde uns zu jeder Zeit,in jeder Bewegung vom ersten Moment an ermöglicht durch diewachsende Kraft der Gewerkschaften. Schlecht wäre es, wenn wirglaubten, von der Schwäche unserer Gegner leben zu können. UnsereGegner haben von uns gelernt, das Unternehmertum hat sich kon-stituiert und es ist durch die wirtsckzaftliche EntWickelung kräftig ge-worden. Wie sehen das Unternehmertum nicht nur als eine ge-walttätige Macht, sondern als bewußt einheitlich und geschlossengegen die Arbeiterschaft operierende Macht. Wir müssen also unserePflicht tun nach außen; ich darf es aber auch sagen und Sie fühlenes alle hier, daß wir nicht nur die äußeren Feinde zu fürchtenhaben. Mit den Feinden des Proletariats wird das Proletariatfertig werden. Alle Tendenzen der wirtschaftlichen Entwickelungsind mit uns, und die Kraft des österreichischen Proletariats wirdim Kampfe täglich wachsen. Aus dem Kampfe mit den Gegnernziehen wir unsere Kraft. Wir haben aber nicht nur unsere Gegnerzu bekämpfen, sondern auch unsere eigenen Schwächen und darumsage ich es, daßbie Gewerkschaftsbewegung, die der Augapfel desösterreichischen Proletariats ist, von schwerer Gefahr bedroht wird.Sie werden von mir nicht heftige Worte der Verurteilung er.warten. Ich habe niemals, so lang« ich in der Partei stehe, in derVerurteilung von Freunden und in der Erregung gegen Freundeetwas Günstiges erblickt. Wenn es aber sein muß, dann muß auchder Kampf gegen Freunde geführt werden. Aber darüber ver.gessen wir niemals, daß wir alle zum gleichen Ziele gelangenwollen(Beifall), daß wir die Zersplitterung bekämpfen, aber siebekämpfen, um zur Einheit zu kommen. Diese Einheit ist unswirklich notwendig. All das Leid, von dem wir sprechen, ent«springt aus unseren' nationalen Verschiedenheiten. Wir wissen,daß das tschechische Volk am meisten von allen Völkern unterOesterreich gelitten hat, und daß daS tschechische Volk der eigent-liche Märtyrer Oesterreichs ist. Aber das ist keine Erklärung.Lassen Sie mich immerhin hoffen, daß daS Werk, das begonnenwurde und das angeregt wurde von der ganzen Internationale,die sozialdemokratische Partei stärken wird, daß sie noch besser alsbisher an ihren Aufgaben schaffen kann. Wir müssen hören, wasman eigentlich will, wie weit man sich absplittern möchte und welcheNotwendigkeit und welche Möglichkeit nran für die drohende Zer-splitterung der Partei glaubt anführen zu müssen. Die gesamteInternationale will uns mit ganzer Kraft unterstützen, um eineVerständigung zu erlangen. Hoffen wir, daß dieser Kongreß dasWerk fördern wird. Wenn auch die Herzen von Bitterkeit erfülltsind, so soll er doch die Verständigung nicht hindern, sondern vor-bereiten. Möge er den Weg zergen, um die gewerkschaftliche Ein.heit und die gewerkschaftliche Starke gegenüber dem Ausbeutertumzu kräftigen. Führen wir den Kampf gegen diejenigen, die auswelchen Gründen immer die gewerkschaftliche Aktion beeinträch-tigen. Kampf, wenn es sein muß, wenn Sie nicht anders können,aber ein Kampf unter jenen Formen und Bedingungen, die denFrieden bereit halten. Zum Frieden, zur Einigkeit und zur Kräf-tigung der Gewerkschaften soll dieser Kongreß beitragen, dem diedeutsche Sozialdemokratie Oesterreichs den besten Erfolg wünscht.(Stürmischer, langanhaltender Beifall.)Für die ungarische Gewerkschaftszentrale überbringt JaSzai»Budapest, für die bosnische Arbeiterbewegung R a u sch er- Sara-jewo herzliche Grüße. Beide Redner versichern, daß ein Streitder Tod ihrer Gewerkschaften sein würde.Dann tritt der Kongreß in die Tagesordnung eim£Iiig der partei*Eine erwünschte„Invasion".New Der?, 3. Oktober. Wiederholt wurde in ParteikreisenKlage geführt über die Vernachlässigung der Agitation unter denin den Vereinigten Staaten lebenden Arbeitern deutscher Zunge.Die Berechtigung dieser Klagen veranlasste den amerikanischenParteivorstand, sich an verschiedene parteigenössische Parlamentarierin Deutschland zu wenden, zum Zwecke einer Agitationstourdurch die Vereinigten Staaten. Von den Befragtensagte Genosse Landtagsabgeordneter Dr. Karl Liebknecht zu,und in den nächsten Tagen schon wird er in New Dork eintreffen.(Ist inzwischen am 9. Oktober geschehen. D. Red.) Für seine aufvier Wochen(bis zu den Wahlen) berechnete Tour durch die Ost-staten und die mittleren Weststaaten gibt sich jetzt schon allent-halben das größte Interesse kund, so daß der Erfolg der Reise ge-sichert scheint. Auch den Genossen Legien hatte der Parteivor-stand für eine Agitationsreise zu gewinnen gesucht, die hauptsächlichfür die noch allzu sehr vom konservativen Geiste beherrschten Ge-werkschaften berechnet war. Bedauerlicherweise lehnte GenosseLegien im letzten Augenblick ab, nachdem er vorher eine ziemlich be-stimmte Zusage gemacht hatte.Gleichzeitig mit Genossen Dr. Liebknecht kommt der GenosseReichstagsabgeordneter Dr. S ü d e k u m, der einer Einladung des„Civic Forum" folgend eine Reihe von Vorträgen halten wird.Zwei andere in der deutschen Parteibewegung tätige Genossen, derbayerische Landtagsabgeordnete Genosse Simon, der der Vor-sitzende deS Deutschen Schuhmacherverbandes ist, und sein KollegeHöltermann, weilen bereits seit zwei Wochen in den Ver»einigten Staaten. Sie sind im Auftrage des Schuhmacherverbandeshierher gekommen, um die Verhältnisse der amerikanischen Schuh«industrie und der in diesem Industriezweig beschäftigten Arbeiterzu studieren. In den Versammlungen, in denen die zwei Genossenbisher sprachen, behandelten sie die gewerkschaftliche und politischeBewegung in Deutschland und wiesen die amerikanischen Arbeiterauf die Notwendigkeit hin, eS den deutschen in bezug auf politischeAktion gleichzutun.Auch Oesterreich hat uns in der Person des Genossen Reichs-ratsabgeordneten Ignatz Daszynski wertvolle Hilfe für denWahlkampf geschickt. Genosse Daszynski, der auf Veranlassung desamerikanischen Zweiges der polnischen sozialistischen Allianz ge-kommen ist, spricht nicht nur in polnischen, sondern auch in deut-schen Versammlungen; seine bisherigen Vorträge erfreuten sicheines ausgezeichneten Besuches und wirkten agitatorisch ganz vor-züglich. Um alle Zweifel betreffs des Zweckes seines Kommenszu zerstreuen, erklärte der Genosse bei seinem ersten öffentlichenAustreten in New Uork, daß die ihm von mancher Seite unter-geschobene Bekämpfung der sozialistischen Partei Amerikas durch-aus nicht in seiner Absicht liege. Im Gegenteil: er werde dersozialistischen Partei neue Kämpfer zuzuführen suchen und hoffe,daß sich die polnische sozialistische Allianz noch vor seiner Rückkehrnach Oesterreich mit der Partei vereinigen werde.Zum Schlüsse sei noch bemerkt, daß auch ein München-Glad-bacher seit kurzem in den Vereinigten Staaten.tätig" ist, nämlichder Abgeordnete Johannes GiesbertS. Der deutsche römischkatholische Zentralverein hatte sich Giesberts verschrieben, auf daßer auf seiner Generalversammlung, die kürzlich in Newark statt-fand, über die Notwendigkeit der wirtschaftlichen und geistigenHebung der arbeitenden Klassen spreche. Er tat dies unter denüblichen Ausfällen auf die Sozialdemokratie in der München-Glad-bacher Manier. Seit jener Tagung reist er im Lande umher, umfür die Schaffung einer amerikanischen Lügen-Zentralstelle nachGladbacher Muster Propaganda zu machen. Wie er in einer Per«sammlung ln Brooklyn erklärte, strebt er auch die Anbahnungfreundschaftlicher Beziehungen zwischen derAmerican Federation of Labor und den christ-kichen Gewerkschaften Deutschlands antJugendbewegung.Eine Massenkundgebung der arbeitenden Jugend Berlins.Zu einer gewaltigen Demonstration gestaltete sich die amSonntag in Kellers Festsälen tagende Jugendversammlung, die zudem Urteil des Oberverwaltungsgerichts gegendie Freie Jugendorganisation Stellung nahm.Der große Saal war dicht gefüllt, ebenso die Galerien. An 3999Jugendliche und einige Erwachsene waren erschienen. DiePolizei hatte ihr möglichstes getan, um das Zustandekommendieser imposanten Versammlung zu verhindern. Erst wurde derWirt des Lokales bearbeitet. Vom Polizeirevier wurde am Vor-mittag mitgeteilt, daß die Jugendversammlung einepolitische sei und alle Jugendlichen verhaftetwerden würden, falls die Versammlung stattfindet. Die-selbe„W a r n u n g" wurde dem Einberufer zuteil. Alsdieser die Absicht der Polizei der Versammlung mitteilte, durch-brauste ein Sturm der Entrüstung den Saal und nicht einJugendlicher verließ das Lokal.»Genosse W. Sch o l z als Einberufer protestierte gegen dieAnwesenheit der zwei überwachenden Polizeibeamten, da dieVersammlung nicht als eine politische einberufen worden sei.Indessen bot er unter großer Heiterkeit den Beamten die Gast-freundschaft an, und gab der Erwartung Ausdruck, daß sie dasGastrecht nicht mißbrauchen werden.Daraus schilderte Genosse Max PeterS den sechsjährigenKampf, den die Jugendorganisation seit ihrer Gründung(am19. Oktober 1994) mit den christlichen Jünglingsvereinen, demUnternehmertum, den Handwerksmeistern, der Polizei und demStaatsanwalt zu führen gezwungen wurde. Anfangs verhöhntund verspottet, war sie nach dreimonatlichem Alter schon so ge-fürchtet, daß die„StaatSbürger-Zeitung" wimmerte:.Es scheint,daß man in unseren regierenden Kreisen erst dann zur Einsichtkommen werde, wenn es zu spät ist, wenn die Ministersessel um-gestürmt sind, wenn die Throne wanken und krachen." DaS Urteildes OberverwaltungSgerichtS sei nur das letzte Glied in einerlangen Kette von Fehden und Kämpfen. Immer hätten eS dieherrschenden Klassen verstanden, die Niederhaltung einer auf-steigenden Klasse mit dem Schein des Rechts' zu umgeben.Der Redner schilderte sodann, oft von stürmischen Entrüstungs-rufen unterbrochen, die Verfolgungen der Arbeiter zur Zeit desSozialistengesetzes. Eine ähnliche Periode von Verfolgungen stehejetzt den Jugendlichen bevor. Die rund 5 Millionen erwerbs-tätigen Jugendlichen in Deutschland brauchen das Koalitionsrechtso notwendig wie das Brot zum Leben. Die Jugendbewegung seinicht tot; der Tanz gehe jetzt erst los.(Stürmische Zustimmung.)Die Jugendlichen dürften vor keinem Opfer zurückschrecken. Rednerschloß unter' stürmischem, andauerndem Beifall:Denn setzet Ihr nicht das Leben ein,Nie wird Euch das Leben gewonnen sein.Der Vorsitzende der aufgelösten Jugendorganisation, GenosseW. Scholz, gab ein anschauliches Bild von der Arbeit des Ver-eins. Durch die Pflege des praktischen Jugendschutzes, durchBekämpfung der Schundliteratur und de» Alkohol-g e n u s s e s. durch Schaffung einer guten starken Biblio-t h e k habe die Jugendorganisation die arbeitende Jugend materiell,geistig und sittlich gehoben. Durch die Heranziehung der Jugend-lichen zur verantwortlichen Mitarbeit seien sie zum selbständigenDenken und Handeln erzogen worden. Die Jugendorganisationhabe eine Kulturarbeit geleistet. Ihre Erfolge aus einzelnen Ge-bieten werden selbst von ihren Gegnern anerkannt. Im Gegensatzzur Jugendorganisation kümmerten sich die christlichen Jünglings-vereine, die freisinnigen und katholischen Jugendvereine und dieDeutsche Turnerschast nicht um die materielle Lage der Jugend.Diese Vereine trieben und treiben politische Tätigkeit,was sogar einzelne Vereine in ihren Statuten ungeniert aus-sprechen. Trotzdem werden diese Vereine nicht für politisch er-klärt, im Gegenteil: sie werden von der Behörde und der Re-gierung moralisch und materiell unterstützt. Der Redner er-nmhnte die Jugendlichen, in den kommenden Kämpfen ihrenMann zu stehen.(Großer Beifall.)— Mit einem brausendenHoch aus die selbständige Jugendbewegung wurde die Versamm-lung geschlossen. Unter dem kräftigen Gesänge mehrerer Arbeiter-lieber leerte sich der Saal. Man war gespannt, ob die Polizeiihre Drohung ausführen werde. Tatsächlich wurden an29 Jugendliche si stiert.— Die freie Jugend in Kölnhatte der Versammlung telegraphisch mitgeteilt, daß sie sich demProtest einmütig anschließe.Hus aller SieltGrubetihataftrophe auf Zeche Shamrock.Der deutsche Bergbau ist wieder einmal von einemschweren Unglück betroffen worden, bei dem niehrere Berg-leute ihr Leben einbüßten, andere aber so schwere Ver-letzungen davontrugen, daß sie Zeit ihres Lebens arbeits-unfähige Krüppel bleiben werden. Auf Schacht I der ZecheShamrock bei Herne in Westfalen riß gesternMittag abermals ein bereits am Freitag beider Kohlenförderung gerissenes Seil einesFörderkorbes, der nach der Reparatur zurLeuteförderung benutzt wurde. Der eine derbeiden Körbe sauste, mit etwa 30 bis 35 Bergleuten besetzt,in den Schacht hinab, wo er sich in der Schachtverjüngungfestklemmte. Der aufwärts gehende vollbesetzte Korb fuhrgegen dieSeilscheibe.Gleich nach Bekanntwerden des Unglücks wurden dieRettungsarbeiten in Angriff genommen. Es gelang, alleVerunglückten ans Tageslicht zu fördern. Drei von ihnensind tot, neun wurden schwer verletzt. Einer der Verunglücktenstarb später auf dem Transport nach dem Hospital. DieZahl der Leichtverletzten beträgt 44. Bei meh-reren der Schwerverletzten ist zu befürchten, daß sie noch ihrLeben einbüßen werden, da die Verletzungen m e i st inBrüchen der Wirbelsäule und schwereren innerenKontusionen bestehen. Am schwersten betroffien von dem Unglück wurden die Insassen des nach oben gehenden Fördcr-korbes. Aus ihm wurden auch die drei Toten geborgen. Siesind am Kopfe schwer verletzt und die Schädeldecke ist ihnenzertrümmert. Die Drei befanden sich in der ersten Etage desFörderkorbes und hatten den schwersten Anprall auszuhalten.Als Vertreter des Königlichen Vergreviers sind BergratWerne und Königlicher Berginspektor Toni es auf derZeche anwesend. Eine Kommission des Kgl. Oberbergamtesin Dortmund wird zur örtlichen Besichtigung erwartet. Biszu deren Eintreffen werden die Förderkörbe unverändertin ihrer Lage gelassen.Vor dem Zechenplatze spielten sich erschütterndeS z e neu ab. Das Unglück hatte sich in vergrößertemUmfange sehr schnell herumgesprochen, die Angehörigeneilten zur Grube und erwarteten mit bangen GesichternNäheres über das Unglück.»'Ein späteres Telegramm meldet, daß das Unglück nichtauf einen Seilbruch zurückzuführen sei. Essoll aus bisher nicht bekannten Ursachen die Antriebs-Maschine versagt haben. Jedenfalls ist eine ein-gehende Untersuchung der Entstehungsursachen dringend amPlatze, damit festgestellt werden kann, ob ein fahrlässigesVerschulden von irgendeiner Seite vorliegt.Ueberlandflug Paris— Brüssel und zurück.Der Aviatikcr Wynmalen, der kürzlich den vonChavez aufgestellten Höhenrekord von 2700 Metern noch um100 Meter überbot, hat nunmehr auch einen sehr bemerkens-werten Ueberlandflug gemacht. Am Sonntag früh 7 Uhr45 Min. stieg er mit einem Passagier auf seinem Farman-Apparat auf und landete um l Uhr 16 Min. in Brüssel. Um2 Uhr 25 Min. begab er sich wieder auf den Rückflug. Ermußte jedoch in St. Qnentin landen, nacbdem er an diesemTage 400 Kilometer zurückgelegt hatte. Am Montag früh9 Ühr setzte er alsdann die Rückfahrt nach Paris fort, wo erum 12 Uhr 13 Min. eintraf. Wynmalen hat also 27 Stundenund 15 Minuten gebraucht, um den Weg Paris— Brüssel undzu nick mit dem Aeroplan zurückzulegen, eine Strecke, die inder Luftlinie 520 Kilometer beträgt.Auch der Blöriotpilot Legagneux flog am Sonntag mitPassagier von Paris nach Brüssel, um am Montag nach Pariszurückzukehren. Auch er war auf der Rückfahrt zu einerZwischenlandung gezwungen und hat biö jetzt Paris nochnicht wieder erreicht._Schweres Automobilunglück.Auf der baymschen Staatsstraße Eichstätt— Ingolstadt rannteam Sonntag vormiliag bei Pietenfeld ein Automobil infolge Achsen«bmchs d i e steile Straße hinunter und Überschlugs i ch. Die sechs aus Nürnberg stammenden Insassen wurdenunter den Trümmern deS Kraftwagens begraben.Buchhalter N e u m a n n war sofort tot, DampfwäschereibesitzerScholl, dessen Frau und Schwiegertochter wurden sehrichwer verletzt. Der Chauffeur erlitt Hautabschürfungen, einSohn Schölls blieb unverletzt.Wellmans Fahrt über den Ozean.DaS kühne Unternehmen des Amerikaners Wellman, im Lenk-ballon von Amerika nach Europa zu fahren, erregt begreiflich'rweiseallgemeines Aufsehen. ES erscheint noch sehr fraglich, ob daS Unter-nehmen gelingen wird, denn augeirblicktich weiß niemand, in welcherGegend sich der Lnftichiffer befindet. Während eine am Sonntag inAmerika eingetroffene drahtlose Depesche laütete:.Alles geht gut,wir haben eine nördlichere Richtung eingeschlagen, um aus dieRoute der transatlantischen Dampfer zu kommen. Wir müffen 399 bis899 Meilen von der Küste entfernt fein. Die genaue Positionkennen wir nicht," klingt ein später aufgefangenes drahtloses Tele-gramm weniger zuversichtlich. Es heißt darin:»Unsere Lage istweniger günstig, aber wir kämpfen weiter." Ein andere?Telegramm besagt:»Wir haben unleren Motor abgestelltund steuern in der Richtung Ost-Nord-Ost mit einer Geschwindigkeitvon 25 Knoten ohne Motor. Es herrscht dichter Nebel»Beobachtung ist unmöglich."Offenbar hat sich Wellman auf seiner Fahrt so weit vomLande enifernt, daß von ihm abgesandte drahtlose Telegramme dieEmpsängerstation nicht mehr erreichen. Man glaubt jedoch, daß daSLuftschiff die Route der transatlantischen Dampfer verfolgt. DieStation für drahtlose Telegraphie in SiaSlonset im StaateMassachusetts hat sich am Montag mit mehreren Dampfern durchdrahttose Telegramme in Verbindung gesetzt, um zu erfahren, obsie aus ihrer Fahrt etwas von Wellman gesehen hätten. Die Ant«warten von allen Dampfern lauten verneinend. Der Dampfer.Finnland" meldete, daß am Sonntagabend stundenlang einschwerer Sturm gewütet habe, der mit starkenBlitzen und Regensällen verbunden gewesen sei.Der Lenkballon.Amerika", mit dem Wellman in Be«gleitung von fünf Herren die Fahrt unternahm, ist mitProviant für 99 Tage versehen. Auch hat der Balloneinen Gasolinvorrat, der für 59 Tage reicht. Sollte derBallon in die Nähe des Meeresspiegels herabsinken, so wirkt ein199 Meter langes Kabel, an dein 39 kleine Gasolinbebälter mit je70 Pfund Inhalt und 49 Holzblöcke hängen, als Schwiminer.Im Lenkbaklon von Paris nach London.Der französische Leulballon Clement Ba y a rd, der von derLondoner„Daily Mail" erworben ist, stieg am Sonntag vormitlagum 7 Uhr 18 Minuten zur Fahrt nach London auf. Um IOV4 Uhrhatte er bereits Boulogne erreicht. Um 11 Uhr wurde er überDover gesichtet und um 1 Uhr 39 Minute» ging er in Londonnieder. Der Lcnkballon hatte also in etwa 9 Stunden die zirka490 Kilometer betragende Entfernung zurückgelegt, wobei er offenbardurch den Wind besonders begünstigt wurde. Jmuierhin hat dieReise in England berechtigtes Aufiehen erregt. Wie es heißt, wirddas englsche KriegSamt in den nächsten Wochen mit dem LuftschiffVersuchsfahrten unternehmen, um es eventuell anzulaufen.Kleine Notizen.Eine bestialische Tat. In Grabau in Bayern wurde einvierjähriger Knabe, der aus einem Garten einenApfel unrechtmäßig an sich genommen hatte, vonden Bcsitzcrscheleutcn derart mißhandelt, daß das bedauernswert«Kind unter den Schlägen der Rohling« verstarb.Bei giettlingSarbeitcn verunglückt. Auf dem Gehöft eines Postl«Halters in Solingen brach gestern nacht Feuer aus. Ein Eisen-bahnbeamter, der drei Männer, die in der Wohnung des Kutschersschliefen, retten wollte, stürzte von der Leiter und erlittlebensgefährliche Verletzungen. Als die drei Männererwachten, sprangen sie aus den Fenstern. Zwei von ihnen wurdet»schwer verletzt und blieben besinnungslos liegen.Durch den Leichtsinn eines Fliegers getötet. Der AviatikerBaillod stieg zu einem Fluge mit einem Eindecker mitten in derStadt L i m 0 g c s in Frankreich auf. Der Apparat verfing sichin einem Baume und stürzte dann in die Zuschauer»meng e. Einem vierzehnjährigen Mädchen wurde dabei dieSchädcldecke zertrümmert. Zwei andere Kinder erlittenerhebliche Verletzungen. Der leichtsinnige Flieger wurde verhaftet.Während eines SchauflugeS bei E t a nip e s in Frankreichstießen am Sonntag die Flugzeuge der Aviatiker B r e st undB e h a t zusammen. Beide Slviatiker erlitten schwere Ver,l e tz u n g c n. Besonders bedenklich ist BchatS Zustand, der beid«Beine gebrochen hat.Im Harz abgestürzt. Am Sonntag abend ist der Ingenien«Wedekind aus Hannover von einer 90 Meter hohen Klippe in»Okertal abgestürzt. Wedekind war sofort tot.Eisenbahnunglück in Ungarn. Die Lokomotive eines Buba,pe st- Lemberger Zuges entgleiste am Sonntag infolgefalscher Wcichenstellung. Ein Oberkonduktcur wurde getötet,ein anderer Kondukteur lebensgefährlich verletzt.Hochwasser in Italien. Wie ein Telegramm aus Mailandmeldet, richtete ein Hochwasser im nördlichen Teil der ProvinzP i e ni 0 n t großen Schaden an. Im Aostatale sind sämtlicheBrücken weggerissen worden. 70 Passagiere eines ZugcS,der weder vor- noch rückwärts konnte, mußten ihren Weg in de«Nacht auf fast unwegsamen Gebirgspfaden fort,setze»