Der Streik der franzonicbeo Sifen-bshiier beendet!Ein plötzlicher Umschwung.Paris, 13. Oktober. Die ausständigen Eisenbahnarbeiterhielten gestern abend Versammlungen ab, in denen die Fort-sctzung des Streiks beschlossen wurde. Zur allgemeinenUeberraschung hat das Streikkomitee jedoch um 2 Uhr morgensfolgende Note ausgegeben:Das Streikkomitee hat einstimmig veschkosscn, daß die Wieder-aufnähme der Arbeit Dienstag, den 18. Oktober, auf allen Eisenbahnlinien erfolgen soll. Das Streikkomitee beschloß weiter diesofortige Beröffentlichnng eines Manifestes, welches die Gründefür diesen Beschluß darlegt und die Eisenbahner auffordern wird,alle Maßnahme» zu ergreifen, um ihre Syndikatsorganisationeu zuerhalten«nd weiter auszubauen.Andererseits haben die Bahngesellschaften: Nord-, West-,Paris-Lyon, Mittelmeer- und Orleansbahn folgende Ver-fügung getroffen, alle Angestellten der Pariser Bahnhöfe,welche bis heute morgen die Arbeit nicht wieder aufgenommenhaben werden, werden ihres Amtes enthoben und ersetztwerden.Das Manifest des Streikomitees.Paris, 18. Oktober.(Privattelegramm des„Vorwärt s".) Eisenbahner- und Lokomotivführer-Verbandgeben ein Manifest aus, worin sie sagen: So schmerzlich dieEntscheidung sei, die Arbeit aufzunehmen, so sei sie doch dieeinzige, die dem gewerkschaftlichen Interesse selbst entspricht.Das Komitee zog eine bcdiiignngslose Rückkehr lügnerischenVerhandlungen vor, die nicht mehr ohne Erniedrigung fort-gesetzt werden konnten. Das Komitee wollte eine Rückkehr inguter Ordnung, damit die Organisation Lebenskraft undDisziplin beweise. Da die Negierung die Maßregelungenzu definitiven machen wollte und der Streik nichtmehr siegreich sein könne, wolle das Streikkomiteeallein die Verantwortung tragen. Unter einer freienRegierung hätte der rein professionelle Streik Erfolggehabt. Das Manifest protestiert gegen die Partei-nähme der Negierung und die Ungesetzlichkeiten, gegendie Verleumdungen der kapitalistischen Presse und die ver-räterische Teilnahmlosigkeit gewisser Parlamentarier. Trotz-dem habe die Organisation der Eisenbahner ihre Kraft bc-wiesen. Die Zukunft werde Durchsetzung der Forderungenbringen. Die Organisation sei einig und fest. Die Eisen-bahner werden der Hilfe der Konföderation und der ge-samten Arbeiterschaft eingedenk bleiben. Wir sind besiegt,nicht niedergeworfen.Auch die sozialistische Fraktion gibt ein Manifest aus.Den Vertretern der Eisenbahner habe man das Parlamentverschlossen. I a u r ö s und P e l l e t a n protestierten da-gegen vergeblich bei V r i s s o n.Neue Verhaftungen.Paris, 13. Oktober. Das Mitglied des Verwaltungs-rates der Eisenbahner B i d a ni a n t wurde gestern nach-mittag beim Verlassen der Arbeitsbörse verhaftet. Er setzteseiner Verhaftung keinerlei Widerstand entgegen. In Lyonwurde die Verhaftung des Sekretärs des Nationalen Eisen-bahncrsyndikats C h a b r e t vorgenommen.«.'Zlristide Briands Jugendland.Paris, 16. Oktober.(Etz. Ber.)Die»Humanitö* veröffentlicht heute eine zeitgemäße Erinnerung.Es sind just 12 Jahre her, daß die„Petite RSpubligue', die damalsein sozialistisches Blatt war und jetzt Briands gesinnungslosesterPreßköter ist, eine Resolution veröffentlichte, die folgenden Wort-laut hatte:„Die am 16. Oktober versammelten sozialistischen Organisatoren,Deputierten und ZeitungSredaktionen erklären, daß in den gegen-wärtigen verwirrten Zeitläuften, die die Republik durchzumachen hat,alle sozialistischen und revolutionären Kräfte einig und entschlossen,allen Ereigniffen die Stirn zu bieten. Die ganze sozialistische Parteiprotestiert gegen die Angriffe auf die Freiheitder Gewerkschaften und da? Streik recht»ndzählt, trotz der von den bürgerlichen Regierungen begangenen Fehlerauf das gesamte Proletariat, um die Republik zu verteidigen. Siewird der militaristischen Berschwörung nicht gestatten, die allzu spär-lichen republikanischen Freiheiten anzutasten und wird die Straßenicht der Reaktion und deren Gelvalttätigketten überlassen. Zu diesemZwecke hat sie einen permanenten SicherheitSauS schütz,der alle organisierten Kräfte des Sozialismus repräsentiert, insLeben gerufen.— Es lebe die soziale Republik!"Unter den Mitgliedern des SicherheitsausschusseZ, die dieseProklanration gezeichnet haben, befinden sich Briand, Mille-r a n d und V i v i a n i.— Der Leitartikel der„Petite Röpublique"vom selben Tage enthält den von Gaston C o g n i a r d, heuteBriandS zu allem willfährigen Leibhusaren gezeichneten Ver-sammlungSbericht, aus dem hervorgeht, daß Briand im SicherheitS-ausschutz mit Cyroct, Vnlöry Pelerin und Pierre Bertrand die„Coalition rövolutionnaire", eine ausgesprochene anarchistischeGruppe repräsentierte.Es geschah namentlich auf BriandS Intervention, daß berProtest gegen die Angriffe auf das Streikrccht in die Resolutionaufgenommen wurde. Heute aber läßt derselbe Briand Leute ein-sperren, weil sie ihr zweifellos gesetzlich feststehendes Streik-recht ausüben und erklärt, mit einem Streikkomitee nicht zu ver-handeln._politische Qcb erficht»Berlin, den 18. Oktober 1910.Die neue Verfassung für Elsast-Lothringen.Die preußische Negierung hat nach den Meldungenbürgerlicher Blätter endlich den Bundesstaaten den Grundrißdes Verfassungsentwurfs für Elsaß-Lothringen mitgeteilt. DerEntwurf soll in zwei bis drei Wochen an das Plenum desBundesrats gelangen, nachdem die Verhandlungen zwischenden Bundesstaaten die Uebcreinstinlmung der größerenBundesregierungen ergeben haben.Warden Inhalt des Entwurfs anbetrifft, so wird be-richtet, daß die Reichslande das Zweikammersystemerhalten sollen. Die Erste Kammer ivird aus den: befestigtenGrundbesitz, aus den Oberbürgermeistern der größeren Städteund einer Anzahl von Persönlichkeiten, die vom Kaiser in dieErste Kammer berufen werden, gebildet. Das Wahlrechtzur Zweiten Kammer ist ein stark abgestuftesPlural Wahlrecht mit geheimer und direkterWahl. Bezüglich der sonstigen Verwaltimg deZ Landesfindet eine Aenderung nicht statt. Die Gewährung desStimmrechts im Bundesrat ist endgültig a b-gelehnt worden._Schach— der Polizei.Magdeburgs weise Polizei interessiert sich ganz besonders fürdie Jugendbewegung. Vor etwa vierzehn Tagen hatte der Ver-trauensmann der jugendlichen Arbeiter eine Versammlung ein-berufen, in der Dr. Hanauer aus Brüssel über die belgische Jugend-bewegung sprach. Die Polizei entsandte dazu nicht weniger alsfünf Beamte. Zwei Gebeime hielten zu beiden Seiten desLokaleingnngs treue Wacht, vor dem Saaleingang sah einUniformierter auf Ordnung, und im Saale selbst warenzwei Beamte bereit, irgend etwas zu verhüten oder zubeschützen. Als ein Jugendlicher gegen Schluß der Ver-fammlung dem Referenten einige Grütze an die BrüstelerJugend auftragen wollte und dabei auch auf die Ueberwachungzu sprechen kam. forderten die Polizeibeamten die sofortige Wort-entziehung. Nach Schluß der Versammlung griffen die Geheim-Polizisten zwei junge Leute aus der Schar heraus und ver-hasteten sie. Die beiden Uebeltäter wurden aber bald wiederentlasten.Zum letzten Sonntag hatten nun die Jugendlichen eine neueVersammlung einberufen mit dem recht gefährlichen Thema:„Kampf der Bauern wider den König". Pünktlichstellten sich wieder zwei Polizeibeamte ein. Eifrig machten sieNotizen über die Ausführungen des Referenten, bis fie endlichmerkten, daß dieser über— das Schachspiel sprach.Auf Kosten der Polizei wird in Magdeburg wieder einmal vielgelacht._Die Einigen.Kardinal Fischer will es seinem BrcslauersKollegen im schar-lachnen Mantel nicht vergelten, daß dieser ihn des„Modernismus"und der Verseuchung des Westens" geziehen hat. ErzbischofFischer sieht ein, datz die Zeiten ernst sind, daß nur das Zu-sammenhalten aller gläubigen und staatserhaltenden Elementedie Kirche und das Zentrum retten kann. Deshalb hat eram Sonntag in Köln in einer Zentrumsversammlung seinenGläubigen die Notwendigkeit der Erneuerung der„heiligenAllianz" ans Herz gelegt, jenes Bündnisses aller Rückwärtserund Volksfeinde aus dem Anfange des vorigen Jahrhnnderts. Under selber gibt zur Einigkeit das anfeuernde Beispiel, indem er ver-kündet, datz er mit Kardinal Kopp ein Herz und eine Seele sei.Die Zeiten seien ernst, meinte Antonius Fischer, die Stürme mehrtensich und wehten von den verschiedensten Seiten, alles mahne zurBewahrung der Einigkeit:In den letzten Zeiten sind bei uns im eigenen Lager etwelcheZwiespalte entstaiideii. Schadenfroh hat sich allsogleich eine gewissePresse derselben bemächtigt, bauscht sie auf, sucht Streit zu schürenund redet hohnlachend von der Spaltung der deutschen Katholiken.Man hat sich nicht entblödet, in dieser Hinsicht allerlei Märchenzu verbreiten, insbesondere auch in bezug auf die Person desErzbischofs von Köln, hat gar den Versuch unternommen, diebeiden deutschen Kardinäle gegeneinander auszuspielen, sie als ent-zweit darzustellen, von einer Aktion des Heiligen Vaters zu reden.die bevorstehe: andere sagen gar, sie sei bereits ergangen. Ichprotestiere nnt Entrüstung gegen diese unsauberen Macheii'chaften.(Stürmischer Beifall.) Die Leute, die auf eine Uneinigkeit desdeutschen Episkopats spekulieren, werden sich gründlich täuschen.Die Bischöse, und zumal die deutschen Kardinäle, werden ihnendiese Freude nicht machen; dazu sind wir viel zu umsichtig undviel z» gewissenhaft. Aber jene Leute werden sich auch täuschen,wenn sie überhaupt mit einer Uneinigkeit unter den deutschenKatholiken rechnen und daraus Schlüsse für die Zukunft ziehen.In der Tat, die deutschen Katholiken müßten geradezu den Ver-stand verloren haben, wenn sie in den dermaligen Zeitläuften sichspalten und gegenseitig befeinden wollten.(Lebhafter Beifall.) Be-stehen gewisse Differenzen, so werden sie dieselben mit Klugheit,mit Mäßigung, mit Liebe und Selb st Verleugnung aus-zugleichen suchen, aber sie werden darüber nicht unterlassen, dieEinheit, die geschlossene Einheit zu bewahren, die, zumalin der jetzigen Zeitlage, eine Geloissenspflichtfür die deutschen Katholiken ist. Sie war bisher ihreZierde, sie wird es auch ferner fein: einig alle untereinander imDienste unserer gemeinsamen heiligen Sache— einig in Nord undSüd. in Ost und West— einig die verschiedenen Stände— einigdie Laien, der Klerus, der Episkopat— und endlich einig alle in voll-endeter Einheit um de» Mittelpunkt der Einheit geschart, um denApostolischen Stuhl IKardinal Fischer und Kardinal Kopp find also wieder einig.Und am selben Tage fanden sich an einer anderen Ecke der Rhein«Provinz noch zwei andere Seelen. In Neunkirchen, im Reiche desstreitbaren Bischofs Korum, wo der Zentrumsparteitag fürden Regierungsbezirk Trier stattfand, redete Herr KarlT r i m b o r n, den man der Kölner Richtung zuzählt, über dieEinigkeit im Zentrum, welchen Worten, wie die„Kölnische Volks-zeitung" in ihrem Bericht bemerkt, der Abgeordnete R o e r e n sichunter großem Beifall anschloß. So wären also auch die feindlichenBrüder von Köln und Trier wieder einig, die Bachem-Trimbornund die Richtung Roeren-Bitter liegen einander in den Armen undim Zentrum herrscht Ruhe. Frieden und Einigkeit. Wir wollen ab-warten, wie lange eS vorhält._Zur Reichstagsnachwahl im WahlkreiseLabiau-Wehlau.Die Parteien find jetzt offiziell mit ihren Kandidaten auf-marschiert und haben den Wahlkampf eröffnet. Weil bisher trotzeines entgegenstehenden Urteils des Oberverwaltungsgerichts jedenachgesuchte Genehmigung zur Abhaltung von Versammlungen unterfreiem Himmel von den Amtsvorstehern, dem Landrat und demRegierungspräsidenten versagt wurde, mutzte von sozialdemokratischerSeite am Sonntag der Wahlkampf in der großen Stubeeines ländlichen Besitzers durch eine Mitgliederversamm-lung eröffnet werden. Der Kandidat der sozialdemokratischen Partei,Parteisekretär Genosse Hermann L i n d e, der als alter Bekanntersich seinen Wählern nicht erst vorzustellen brauchte, erhielt nach seinemReferat auch von den kleinen Besitzern die Zusicherung, sie würdendie Agitation zugunsten der sozialdemokratischen Partei nach Kräftenfördern.Nicht so schlicht und einfach wie der sozialdemokratische Kandidat,sondern mit großem Tamtam zog am Sonnabend und Sonntag dervon der„Fortschrittlichen Volkspartei" aufgestellte„liberale"Kandidat, der früher der konservativen Partei angehörende Bürger-meister Richard Wagner aus Tapian, in die Wahlschlacht. In denin zwei Städten abgehaltenen Versammlungen war er von einemganzen Stab freisinniger Berliner und Königsberger Feldherren um-geben. die in Automobilen herangerast kamen. AbgeordneterDr. Wiemer, Abgeordneter Justizrat Gyßling, Chefredakteur Dr. Herz-berg, Stadtrat Oske, Rechtsanwalt Aschkanasy und«ine Reiheanderer FreistnnSgrößen bildeten das Bureau der Versammlungen,von denen die eine genau 61 Besucher zählte.Als Großagrarier extremster Richtung und Gegner des Reichstags-Wahlrechts stellte fich am Donnerstag voriger Woche auch derkonservative Kandidat, der LandeSrat a. D. Burchard-Karpau denWählern vor. Er rechnete ziemlich scharf mit den Freisinnigen abund stellte einige recht knsffliche Fragen, nicht an das sich Meralnennende Wahlkomilee, sondern an die„Fortschrittliche Volkspartei".Alle Anzeichen sprechen dafür, daß der Wahlkampf ein sehrheftiger und erbitterter werden wird. Die Freisinnigen wollen mitHilfe der Nationalliberalen einen Oletzko- Lyl- Sieg über die Kou-servativen erringen. Und die Konservativen schicken sich an, imKampfe um ihr bisheriges Besitztum alle Kräfte einzusetzen....ReichstagSnachwaHl Labiau-Wehlau.Parteigenossen im Reich, die Verwandte oder Bekanntein diesem Wahlkreise haben, werden zwecks Wahlagitation gebeten,möglichst bald deren genaue Adressen dem ParteisekretärH. Linde-KönigSberg i. Pr., Münzst ratze 24b, mit-zuteilen.Die Parteizeitlingen im Reich werden um Abdruck obiger Zeilenersucht._Die Reichstagsersastwahlin Buk— Kosten— Grätz�Neutomischel.Für die am 4. November stattfindende Wahl haben jetzt samt-liche Parteien ihre Kandidaten ausgestellt. Für die Sozialdemokratiekandidiert Genosse Redakteur A. SremSki- Posen. Die Polenhaben den Grobgrundbesitzer Moorowski aufgestellt. Für die deutschenParteien kandidiert ebenfalls ein Großgrundbesitzer, ein Herr Schwartz-kopff. Die demokratischen Polen scheinen keinen Kandidaten auf-stellen zu wollen, wahrscheinlich stimmen sie für Moorowski, der seinProgramm bereits entwickelt hat und für eine agrarische Politik ein-treten will.Der Sozialdemokratie ist es nicht möglich, auch nur einen' Saalzu einer Versammlung zu bekommen. Sie ist deshalb gezwungen,sich mit einem Flugblatt an die Wähler zu wenden, und darin denWählern das Programm der sozialdemokratischen Partei darzulegen.Trotzdem hofft die Sozialdemokratie, in-diesem Wahlkreis eine ganzansehnliche Zahl von Stimmen auf den Genossen SremSli zu ver-einigen. Die polnischen Arbeiter sind über die neuen Steuern sehraufgebracht. Natürlich sind eS auch hier die Geistlichen, die alspolnisch-agrarische Sckmtztruppe den Arbeitern von den„Wohltatender Junker' vorschwindeln. Und die armen, fas� noch leibeigenenArbeiter beugen sich meist der kirchlichen Autorität.Billige Fleischpreise in- Rußland.Jenseits der Grenze sind die Fleischpreise gegenwärtigaußergewöhnlich niedrig. Es kosten, wie die„Deutschel e i s ch e r- Z e i t u n g" meldet, Schweinefleisch 33 Pf.,chöpsenfleisch 30 Pf.. Kalbfleisch 10 bis 20 Pf.. Rind-fleisch 20 Pf._Bekämpfung der Schmutz- und Schundliteratur.Die Hamburger Bürgerschaft hat sich wiederholt mitder Frage der Bekämpfung der Schmutz- und Schund»l i t e r a t u r beschäftigt und nach langen Erörterungen in Aus-schütz und Plenum hat man den Senat ersucht, an zuständigerStelle dahin zu wirken, datz zum Zwecke eines besseren Schutzes derJugend die Bestimmungen der ZZ 184 und 184a und b des Straf»gesetzbuches und der ZH 56, 12 und 42s der Reichsgewerbeordnungergänzt und erweitert werden. Die auf„positiv gesetzgeberischeMtatznahrnen" abzielende Richtung, bestehend aus Dunkelmännernaller Art, die im Sinne der verunglückten Lex Heinze die Polizeimit der Ausrottung der beregten Mitzstände betrauen möchte, hattedie Oberhand gewonnen.Jetzt hat der Senat geantwortet auf den BesHlutz der Bürger-schaft vom Dezember 1969. Er hält im Interesse eines wirksamerenSchutzes der Jugend gegen die Schmutz- und Schundliteratur eineErgänzung und Erweiterung der einschlägigen reichsgesetzlichen Be-stimmungen auch seinerseits für geboten und ist an z u st ä n d i g e rStelle— im Bundesrat— zunächst dafür eingetreten, datz inden von dem stehenden Gewerbebetrieb handelnden Titel II derG.-O. Bestimmungen aufgenommen werden, welche die Säube-rung der Schaufenster und Schaukasten von dersogenannten Schundliteratur, insbesondere vonsolchen literarischen Erzengniffen ermöglichen, die durch die Artder Schilderung verbrecherischer Vorgänge die Begeisterung für dieverbrecherische Handlung wachzurufen oder zur Nachahmung desVerbrechertums anzueignen geeignet sind. Weitere Anträge hatsich der Senat für die Verhandlungen über den Entwurf des neuenStrafgesetzbuches vorbehalten.In welcher Richtung diese Anträge liegen, ist unschwer zu er»raten.Erfreulicher ist die Mitteilung des Senates, wonach derBürgerschaft Anträge unterbreitet werden sollen, datz 1. zur Er»möglichung der Verteilung von 38 666 Heften der deutschen Jugend-bücherei unter die Schüler und Schülerinnen der städtischen Volks-schulen(Oberklaffen), der Landschulen sowie der Gewerbe- undFortbildungsschulen 228 M. aufgewendet werden; 2. zum Erwerbvon Jugendschriften und anderen gnten Büchern, welche Schülernund Schülerinnen der städtischen Voltsschulen und der Land-schulen zu Eigentum überwiesen werden sollen, zunächst auf dieDauer von drei Jahren je 5666 M. �willigt werdenDer Protest gegen daS System Moabtt.In einer Volksversammlung, die am Freitagabendin Solingen stattfand, sprach Genosse Redakteur D i t t-mann über die Vorgänge in Moabit. Der Referent ging dieMoabiter Ereignisse durch und befatzte sich dann unter dem leb-haften Beifall der Versammlung mit den im Anschluß an dieseEreignisse hervorgetretenen Scharfmachereien der reaktionärenParteien und ihrer Presse, die auf eine systematische Hetzeauf Erlaß eines Zuchthausgesetzes und einesneuen Soziali st engesetzes b inausliefen; da-bei sei jetzt schon das Koal»rvsasrecht so gutwie aufgehoben. Genau wie in Moabit sei die Polizei beiden verschiedensten Anlässen auch in Solingen verfahren. In einerscharfen Resolution, die einstimmig angenommenwurde, protestierten die Versammelten gegen die einseitige Partei-nähme der Polizei gegen die um bessere Arbeitsbedingungenkämpfende Arbeiterschaft und verpflichteten sich, gegen diese An-schlage der Reaktion den Kampf energisch aufzunehmen.In Stuttgart sprach am Sonntag Genossin Luxem-bürg in einer Riesenversammlung. Die Parteileitung hatte,da ein genügend großer Versammlungssaal nicht zur Verfügungstand, den Zirkusbau gemietet, in dem seinerzeit auch Bebelsprach. Kopf an Kopf war der weite Raum besetzt. GenossinLuxemburg sprach über„Klassenkampf und Tages-Politik". Sie kennzeichnete scharf den unüberbrückbarenGegensatz zwischen Kapital und Arbeit, Proletariat undBourgeoisie und legte an Hand der politischen Geschichte desLiberalismus dar, datz die Arbeiterklasse von diesem kein Heil zuerwarten hat, sondern auf die eigene Kraft angewiesen ist inden bevorstehenden schweren Kämpfen. Denn alles deute daraufhin, datz es die herrschenden Klassen wieder mit Ausnahmegesetzengegen die Sozialdemokratie versuchen wollen. In diesem Zu-sammcnhang besprach die Rednerin auch die Moabiterci der Ber-liner Polizei. Die Tausende stimmten der Referentin stürmischzu. Genosse W a s n e r brachte eine scharfe Protestresolution eingegen die Moabiterei und die Scharfmacherhetze. Sie fand ein»stimmige Annahme. Mit einem dreifachen Hoch auf die