güt die Veteranen. Eine gemischte Deputation der BerlinerGemeindebehörden hat gestern beschlossen, dem Magistrat und derStadtverordnetenversammlung zu empfehlen ISO 000 M. zu bewilligen als Fonds, aus dem alljährlich am Tage von Sedan orts-angehörigen Veteranen aus den Kriegen der 60er und 70er Jahreeine Beihilfe von SO M. gezahlt werden soll, und zwar sollen alledie Veteranen diese Beihilfe erhalten, die sich vorher beim Magistratdazu melden.Es ist beschämend für das Reich, dah die Kommunen die Ver-pflichtung des Reichs übernehmen müssen, für die alten Kriegs-teilnehmer zu sorgen.Steiiergnittung ist keine Postlegitimation. Es kommenimnier wieder Klagen, daß die Post bei der Auszahlung vonGeld, selbst ganz geringen Beträgen, im Legitimatiouszwangeaußerordentlich zopfig ist. Doppelt und dreifach gestenipelteamtliche Bescheinigungen, selbst Steuerzettel, die doch sonstüberall als vollgültigste Legitimation angesehen werden, findenvor den Augen der Post keine Gnade. Wer fünf Groschen,die auf Postauweisung eingezahlt sind, beim Postamt abhebenwill, wenn ihn der Geldbriefträger zu Hause nicht angetroffenhat, mriß eine amtlich beglaubigte Personalbeschreibung vor-legen, sofern er sich nicht durch zufällig anwesende Briefträgerals berechtigter Empfänger rekognoszieren lassen kann. DiePost nimmt an, daß der Steuerzettel oder eine ähnlicheLegitimation gestohlen oder gefunden sein kann. Dabei mußdoch der sein Geld Fordernde auch den Ankündigungszettelmitbringen, den der Geldbriefträger in seiner Wohnung zurück-gelassen hat. Auch wird er fast immer angeben können, vonwem das Geld kommt und wie hoch der Betrag ist. Trotz-dem werden bureaukratische Schwierigkeiten bereitet, was den-jenigen, der sein Geld schnell braucht, hart trifft. Ist diesofortige Rekognoszierung nicht möglich und auch eine beglaubigtePersonalbeschreibung, etwa durch eine Radfahrerkarte, nicht zurStelle zu bringen, so bleibt nichts übrig, als das Geld zueiner bestimmten Zeit nochmals nach der Wohnungtragen zu lassen, worüber mindestens ein halber Tag vergeht.Die Bestimmungen sollten wenigstens für kleinere Beträgewesentlich vereinfacht werden, wozu es mehrere Wege gibt.Das Reichspostanit hat ja allerdings die mit Personal-beschreibung und Photographie versehene sogenannte Post-ausweiskarte gegen eine Jahresgebühr von 50 Pf. eingeführt.aber man kann doch schlechterdings nicht erwarten und ver-langen, daß jeder, der nicht allzu häufig Geldsendungen be-kommt, sich für alle Fälle solche Ausweiskarte beschafft. Inanderen Dingen, wo viel mehr Vorsicht am Platze wäre, wirdoft viel Iveniger vorsichtig verfahren.Zwei schwere Strahenbahnunfälle durch Absturz von denPlattforinen wurde dieser Tage wieder gemeldet. Hierzu wirduns geschrieben: Es muß die schon einmal ausgesprochene For-derung, die Plattformen auch nach den Aussteigeseiten zuschließen, auf das ernsteste wiederholt werden. Andere Städte,wie München z. B., haben diese Einrichtung, nur Berlin mit seinenhohen, schwer zu erkletternden Wagen, läßt seit JahrzehntenTodcsstürzc über sich ergehen, ohne von der Straßenbahn-Gesell-schaft energisch Abhilfe zu fordern, die gerade nach dieser Richtungso leicht zu gewähren ist. Zwei Gefahren würden durch die Platt-formverschließung erheblich vermindert, erstens das vorzeitige Auf-und Abspringen ungeschickter Personen während der Fahrt undzweitens das Abstürzen bei plötzlichem zu schnellen Einfahren inSchienenwendungen lKurven).An den Plattformen sind jetzt meistens die Schiebegitter vor-Händen, sie müssen eine etwas geschicktere Konstruktion durch ab-gerundete Kappen oder etwas ähnliches erhalten und während derFahrt vorgezogen bleiben.Aus eigenem Antrieb wird die Straßenbahngesellschaft zurSicherung der Fahrgäste keinen Finger rühren, hier muß die Auf-sichtsbehörde eingreifen. Die übermäßige Erhöhung der Wagen,die angeblich dazu dienen sollte, Ueberfahrene weniger zu ver-letzen, hat das Einsteigen sehr erschwert und die Abstürze ver-fchlimmert. Das Publikum würde sich schnell an die geschlossenenEingänge gewöhnen und den Verschluß zur Gefahrverminderungdurch Selbsthilfe unterstützen wie in den Eisenbahnwagen der Vor-ortbahnen._Die Höllenmaschine im Postpaket.DaS Opfer eines Erpressers wäre vor einigen Tagen beinaheder Hosmaler Arthur Fischer, Unter den Linden, geworden. Voretwa 3 Monaten erhielt Herr F. einen Erpresserbrief, in dem ihmmitgeteilt wurde, daß er sein Leben verlieren werde, wenn er nichtbinnen 24 Stunden unter einer bestimmten Brücke am Groß-Schisfahrtskanal 20 000 M. deponieren werde. Herr F.nahm diesen ersten Brief jedoch nicht ernst, sondern glaubte viel-mehr, daß es sich um einen faulen Witz eines Bekannten handle.Nach einigen Tagen jedoch kam ein ähnlicher Brief, in dem ihmangedroht wurde, daß er getötet werde, falls er nicht abends um8 Uhr am Bahnhof Tiergarten einem Manne, der ihn ansprechenwerde, 20 000 M. übergeben würde. Nunmehr wandte sich HerrFischer an die Kriminalpolizei und es wurde die Verabredung ge-troffen, dah der Maler stch pünktlich an der bezeichneten Stelle ein-finden solle. Es sollten mehrere Beamten zur Stelle sein, die imgeeigneten Moment den Erpresser festnehmen könnten..HerrFischer beobachtete dann auch gegen 8 Uhr. daß sich ein verdächtigaussehender Mann ihm mehrmals zu nähern suchte. Er vermieddie Begegnung jedoch, da die Polizeibeamten sich nichteingefunden hatten, sondern er st eine halbeStunde später an Ort und Stelle anlangten.Seitdem verfolgte der Erpresser ein anderes System. Vor einigenTagen kam ein Brief, in welchem dem Porträtmaler mitgeteiltwurde, daß er in kurzer Zeit sein Augenlicht und Lebenverlieren«verde. Zwei Tage darauf erhielt Herr Fischer eine kleineKiste, an der ein Brief mit folgendem Inhalt befestigt war:«Esist mir endlich gelungen, Belastungsmaterial gegen Sie zusammen-zubringen, öffnen Sie die Kiste und Sie werden staunen." HerrFischer übergab jedoch die Sendung der Kriminalpolizei und dieseließ sie im chemischen Laboratorium öffnen. In dem Augenblick,als die Schachtel herausgezogen wurde, ertönte eine furchtbareDetonation und eine meterhohe Feuersäule sprang ausdem Kästchen hervor. Wie sich herausstellte, war in dem Streich-holzschächtclchen eine Mischung von Schietzpulver und Blitz-l i ch t p u l v e r enthalten, das durch eine geschickt angebrachteZündvorrichtung zur Erplosion gebracht wurde. Die Untersuchun-aen der Polizei sind zwar noch nicht abgeschlossen, doch werden dieRecherchen bereits nach einer ganz bestimmten Richtung hin ge-leitet. Auf die Ergreifung des Täters sind 1000 M. Belohnungausgesetzt worden.Zwei der Opfer der Brandkatastrophe in der Neuen Friedrich-straße wurden Freitag und Sonnabend, nachmittags um4 Uhr, auf dem städtischen Friedhofe in F r i e d r i ch S f e l d e bestattet: Frau F e ch n e r und Frau Aumann, 27 Jahre undLS Jahre alt. Besonders groß war die Beteiligung bei Frau Au-mann, die ein langjähriges Mitglied des Verbandes der Wäsche-reiarbeiter war. Eine große Anzahl von Kränzen wurde nieder-gelegt. Für den Verband sprach Genosse Trinis Worte derDankbarkeit. Die Trauerreden hielt Genosse W a l d e ck-M a n a s s e, der die Angehörigen tröstete, aber auch in ernstenWorten auf die Gefahren hinwies, die auf dem Schlachtfelde derArbeit den Proletariern erwachsen. Ein Menschenleben muß mehrWert haben als aller Profit eines vierstöckigen Warenhauses.Gesang und Musik vertieften die Wirkung der Gedächtnisreden.Zu dem Selbstmord des Buchhändlers Otto Zyriakus wird«noch mitgeteilt: Zyriakus hatte nach dem GesellschaftsvertrageviKt das Recht, ohne Zustimmung der anderen Geschäftsteilhabergrößere Transaktionen vorzunehmen. Trotzdem hat er sogarBlankoakzepte, die er Bekannten und Freunden gab, mit der Firmaunterzeichnet. Auf diese Weise ist das Geschäft ohne sein Wissenan den rein privaten Angelegenheiten des einen Soziaus beteiligtworden. Als die ersten Wechsel vorgelegt wurden und bezahltwerden mußten, traten die hiesigen und Leipziger Geschäftsteil-haber zusammen, um eine allgemeine Revision vorzunehmen. Vonden ganz privaten, aber mit der Firma unterzeichneten Trans-aktioncn, war jedoch in den Büchern nichts zu finden. Auch dieAngestellten konnten darüber keine Auskunft geben. Wie weit denWechselbeträgen Gegenverpflichtungen der einzelnen Personengegenüberstehen, bedarf natürlich noch der Aufklärung. Es istaber schon heute sicher, daß das Geschäft nicht entfernt um 800 OOaMark geschädigt sein wird. Berichtigend sei mitgeteilt, daß Zyriakussich nicht ertränkt, sondern in einem Zimmer des Wirtshauses ander Machnower Schleuse am Teltowkanal erschossen hat.Umfangreiche Schwindeleien beschäftigen seit einiger Zeit diehiesige Kriminalpolizei. Es handelt sich um eine Gesellschaft vonLeuten, die sich Bauagenten und dergl. nennen und unter denverschiedensten Deckmänteln allerhand„Schiebungen" bei Bautenbetreiben, bei denen dieser oder jener als Strohmann aufzutretenpflegt. Zivilprozesse, die aus solchen Unternehmungen gewöhnlichentstehen, sucht die Gesellschaft durch falsche eidesstattliche Ver-sicherungen zu hintertreiben. In einem Prozeß mit einem Stet-tiner Kaufmann waren hier in Berlin 1000 M. hinterlegt worden.Diese hat nun ein gewisser Schröder mit gefälschten, notariellbeglaubigten Papieren für einen Bauagenten Armonier erhoben.Schröder begab sich darauf ins Ausland, während Armonier miteinem gewissen Willermut seine Geschäfte weiter betrieb. Armonier,Willermut und ein dritter, der noch nicht bekannt ist, fuhren nachErhebung des Geldes mit einem Automobil nach dem StettinerBahnhof, lösten sich dort Fahrkarten nach Stettin, fuhren abernach Löwenberg, hielten sich dort eine Zeitlang auf und kehrtendann nach Berlin zurück. Sie wollten sich ohne Zweifel durch dieseFahrt ein Alibi verschaffen. Der Kriminalpolizei gelang es aber,diesen Plan zu durchkreuzen. Gestern wurden Armonier undWillermut in demselben Prozeh aus dem Amtsgericht Weddingvom Untersuchungsrichter als Zeugen vernommen. Gleich nach derVernehmung wurden sie von Kriminalbeamten verhaftet. In dieseGeschichte sind auch noch andere verwickelt.Ein geisteskranker Bahnhofsvorsteher. Eine aufregende Nacht-szene spielte sich vom Donnerstag zum Freitag auf dem BahnhofKöpenick ab. Dort sahen Bahnbeamte kurz nach 12 Uhr den 63jähri- jgen Stationsvorsteher Wilhelm Dördel, nur leicht bekleidet, aufden Eisenbahngleisen der Station umherirren, wobei er heftiggestikulierte und verworrene Laute von sich gab. Dördel war Plötz-lich geisteskrank geworden.Als sich ihm einige Bahnbeamte näherten, erging er sich inheftigen Vorwürfen, daß sie„sich dem französischen Eisenbahner-ausstand angeschlossen hätten" und drohte den über diese Wahn-witzigen Anschuldigungen vollständig Verblüfften mit einer Anzeigean den Kaiser, die er sofort auffetzen werde. Ein auf dem Bahn-Hof stationierter Polizeisergeant nahm einen großen Bogen Papierzur Hand und rief dem Geisteskranken zu, daß er die Anzeige anden Kaiser unverzüglich machen müsse; doch sei es am besten, dasSchriftstück auf dem Rathause auszustellen, zumal er dort vor denetwaigen Nachstellungen der„Ausständigen" am sichersten sei. DerUeberrcdungskunst des Polizisten gelang es denn auch. Dördelzum Mitgehen zu bewegen. Vom Rathause brachte man den Un-glücklichen noch in der Nacht nach dem Köpenicker Krankenhause,wo er sich bald darauf vollkommen beruhigte. Da sein Zustandjedoch zu ernsten Befürchtungen Veranlassung gibt, wurde erFreitag vormittag in der Landesirrenanstalt zu Teupitz(Mark)untergebracht.Einbruch in die Reinickendorfer Hauptkirche. In der bor-gestrigen Nacht wurde in der Reinickendorfer Hauptkirche ein Ein-bruchsdiebstahl verübt, in dem den Tätern SO wertvolle Ordensowie etwa 10 M. in barem Gelde in die Hände fielen. Die alteDorfkirche, die mitten im Orte steht, ist von einem großen mitBäumen dicht umwachsenen Kirchhof umgeben. Die Täter, die dieschwere Kirchentür nicht zu sprengen vermochten, stiegen durch emSeitcnfenster in die Kirche ein und stahlen aus einem GlaskastenSO Bronzeorden aus den Jahren 1848, 1864/66 und 1870/71, dieeinen Sammelwert von etwa 2500 bis 3000 M. besitzen. Sodannerbrachen sie einen Opferstock und raubten aus ihm etwa 10 M.in barem Gelde. Da die Diebe durch ein verdächtiges Geräuschbei ihrer Arbeit gestört wurden, verließen sie btc_ Kirche, ohne diesilbernen Altargcfäße mitzunehmen. Offenbar jedoch waren dieBurschen mit ihrer Beute nicht zufrieden, denn noch in derselbenNacht unternahmen sie bei dem Gastwirt Goetz in der Residenz-straße einen Einbruch, bei dem sie außer der Ladenkasse einen SackBillardkugeln, mehrere hundert Zigarren, Zigaretten und einigeLikörflaschen mitgehen hießen. Im Laufe des gestrigen Vormittagwurden zwei 2ö- und 26jährige„Gelegenheitsarbeiter" bei einemEinbruch in der Residenzstrahe ertappt und verhaftet. ES ist nichtausgeschlossen, daß diese beideti Einbrecher den Kirchenraub auS-geführt haben.Der vom JugcndauSfchuß angekiindigte Fritz Reuterabend derheute bei Kellers in der Koppenstraße statifinden sollte, muh beson-derer Umstände wegen ausfallen. ES wird darauf austnerkiam ge«macht, dah am Sonntag, den 4. Dezember der ehemalige LehrerHolzmeier au« Bremen im großen Saale bei Freyer in der Koppen-strahe den Vortrag über Fritz ReuterS Leben und Schaffen bestimmthalten wird.Bor den Augen feine? Freundes erschossen hat sich in der ver-gangenen Nacht der 21 Jahre alte, aus Wien gebürtige Studentder Technischen Hochschule Fritz Tichh-Hübel. der in der Bergstr. 70bei der Musikerwitwe Müller wohnte. Der junge Mann zeigteseit einiger Zeit ein niedergeschlagenes Wesen und äußerte auchSelbstmordgedanken, ohne sich über die Ursache auszulassen.Gestern abend ging er wie gewöhnlich aus; kurz nach 1 Uhr kehrteer zurück. Seines bedrückten Wesens wegen begleitete ihn einFreund nach Hause. Kaum aber hatte er sein Zimmer betreten.als er einen Revolver aus der Tasche zog und sich, bevor der FreundeS verhindern konnte, eine Kugel in die Brust schoß. Sein Be-gleiter rief die Hausgenossen zu Hilfe, und diese holten einenSchutzmann, der den Schwcrverwundeten nach der König!. Klinikin der Ziegelstraße brachte. Dort konnte man nur noch den Todfeststellen.Ein entsetzlicher Unglücksfall, bei dem ein Kind fein Lebeneinbüßte, hat sich gestern nachmittag in der Frankfurter Allee er-eignet. Dort hatte sich der Sjährige Sohn Willi des BahnhofSwirtSD a h m s der Station Frankfurter Allee an einem mit Strohbeladencn Wagen des Gutes Seehof angehängt. Als derKleine auf den Zuruf von Passanten abspringen wollte, kam erzu Fall und geriet unter den Wagen, dessen rechtes Hinterradihm über den Kopf hinwegging. Der Tod trat aufder Stelle ein. Die Leiche wurde nach der elterlichen Woh-nung gebracht.Ungewöhnliches Aufsehen verursachte in der vergangenen Nachtein Vorgang in der unteren Fricdrichstrahe. Am Bellealliance-platz war ein junges Mädchen plötzlich vom Irrsinn befallen worden.Laut schreiend rannte die Kranke umher und in ihrem Zustand rißsie sich sämtliche Kleider vom Leibe. Nur noch mit dem allcrnot-wendigsten bekleidet lief sie dann die Friedrichstrotze entlang unddabei warf sie noch die übrigen Kleidungsstücke von sich. Natürlichhatten sich bald zahlreiche Passanten angeschlossen und erst an derKochstraße wurde durch das Eingreisen eines Schutzmannes derSzene ein Ende bereitet.Gartenvorstädte bei Berlin. Uns wird geschrieben: Die ge-mcinnützige Baugenossenschaft Gartenvorstadt Groß-Berlin hatteeine Mitgliederversammlung, in der nach den geschäftlichen Mit-teilungcn über die Geländcfrage eingehend gesprochen wurde. Dieerst vor kurzem gegründete Genossenschaft ist heute bereits auf112 Mitglieder angewachsen. Von zahlreichen vorliegenden Ge-ländeangeboten sind nur einige wenige von Interesse, und ernst-lich kommt vom Standpunkt der Finanzierungsmöglichkeit besondersein großes Gelände an der Görlitzer Bahnstrecke in Betracht. AufGrund von Abmachungen mit dem Besitzer, der sich mit seinemverbindlichen Angebot bis Anfang nächsten Jahres binden will,soll demnächst eine öffentliche Propaganda eröffnet werden, umoie nötigen Betriebsmittel zu gewinnen, da die Genossenschaftallein nicht in der Lage sein dürfte, ein großes Unternehmen selb-ständig durchzuführen. Es ist angestrebt, zur Unterstützung desUnternehmens eine gemeinnützige Terraingesellschaft ins Lebenzu rufen, die ohne Gewinnabsichten die schwierige Frage der Land-sicherung und Aufschließung in die Hand nehmen soll und die esauch nicht nur der Gartenstadtgesellschaft, sondern auch anderenOrganisationen ermöglichen will, sich auf dem Gelände gemein-schaftlich anzusiedeln. Da die Beschaffung von Terrains in derNachbarschaft von Berlin von Jahr zu Jahr schwieriger wird, istein gemeinschaftliches Vorgehen verschiedener Kreise zu erhoffen.Für den Bebauungsplan ist der bekannte Preisträger bei demWettbewerb Groß-Berlin, Architekt Jansen, in Aussicht genommen.Ein schon länger schwebendes Projekt im Norden von Berlin, imGebiet des Grotz-Schisfahrtsweges ist wegen der Schwierigkeit derGeländesicherung noch zurückgestellt worden, wird aber nicht außerAuge gelassen werden, da das dort entstehende bedeutende In-dustriegebiet dringend die Schaffung einer großen Wohnkolonieim Sinne der Gartenstadtbewegung erforderlich macht. Anfragenbeantwortet der Vorstand, zu Händen des Herrn Adolf Otto,Berlin-Schlachtensee.Verloren gegangen ist am Sonnabendnachmittag auf dem Wege vonder Lessingstrahe in Cborlottenburg bis zum Bahnhof Friedrickistrahe einkleine? Paket, enthallend einen Damenhut. Da der Chauffeur, deres von seinem Wogen verloren bat. für den Schaden aufkommensoll, bittet er den ehrlichen Finder, dasselbe an Franz Link, KrummeStrohe 33 abzugeben.Arbeiter-Tamariter-Bunb— Kolonne Berlin. Montagabend0 Uhr. 2. Abteilung, bei Dase, Brunnenstr. 1ö4: Vortrag über Ver-letzungen, Wundbehandlung und Blutstillung. Daran anschließendpraktische Uebungen.Freitagabend 9 Uhr, Monatsversammlung der aktiven Mit-glieder, Dresdener Straße 4S. Die Materialausgabe findet nurvon 8 bis 9 Uhr statt.__Vorort- NacbricbtemRixdorf.Die Rixdorfer Stadtverordnetenwahlen stehen diesmal imZeichen des Antisemitismus. Der Busenfreund und VorkämpferTriolen-Schacks. Herr Walz, in eigener Person ist nämlich Kandi-dat der Rixdorfer Grundbesitzervereine. Er leitet die Agitation,und die„Deutsche Nalionalgarde" aus dem D. H. B. leitet dieWahlarbeit. Dabei hat er die Genugtuung, daß auch ein judischerArzt als Kandidat der Grundbesitzer an seiner Seite kämpft. DieNot schafft sonderbare BcttgenossenlWilmersdorf-Halensee.Zu den Stadtverordnetenwahlen haben jetzt auch die Gegnerihre Kandidaten aufgestellt. Die vereinigten rechtsstehendenParteien, die sich von der Leitung der hiesigen Reichsver-bandssiliale, dem Verein reickstreuer Männer, ab.hängig fühlten, bieten der dritten Abteilung im achten Wahl»bezirk einen Kaufmann L ü b s e n dar, während im neuntenBezirk in ihrem Auftrage die bisherigen StadtverordnetenBusch und Max Schulze kandidieren. Von diesen beiden Herrenhat sich namentlich der Vorschullehrcr B u s ch im Sinne des Reichs-Verbandes gegen die Sozialdemokratie bemerkbar zumachen gewußt. Aber auch wo es sonst auf irgendeinem GebieteKulturforderungen zu bekämpfen galt, stand dieser Herr seinenMann. Als Wilmersdorf vor einigen Monaten sich endlich an-schickte, einige Waisenpflegerinnen im Ehrenamt anzu-stellen, verwahrte Herr Busch in seiner Eigenschaft als Bericht.erstatter sich in der Stadtverordnetenversammlung mit Nachdruckdagegen, daß er etwa mit der einer Anstellung von Frauen zu-geneigten Mehrheit des Ausschusses identifiziert werde.Selbstverständlich steht dieser Herr auch in der Wahlrechts»frage auf dem vom Reichsverbande gutgeheißenen reaktionärenStandpunkt. Während der Stadtverordnete Hausbesitzer Schulzeihm im wesentlichen sekundiert, glaubte der dritte Kandidat derRückschrittsparteien, Herr L ü b f e n. etwas mildere Töne an-schlagen zu müssen. Aber die Tatsache, daß dieser Herr von allenreaktionären Organisationen der Aufstellung würdig befundenworden ist, kennzeicknet chn zur Genüge bei der Wählerschaft. Erwäre nicht aufgestellt worden, wenn die ReichSverbändler ihn nichtfür geeignet gehalten hätten, den achten Bezirk, den bisher HerrBusch vertrat, ebenso würdig zu repräsentieren wie bisher.Unschlüssig stehen vorab noch die Fortschrittler beiseite.Sie möchten sich nicht durch ein Zusammengehen mit den Reicks-verbändlern blamieren und andererseits den Anschluß nach rechtsnicht verfehlen, nachdem man links von ihnen dankend auf ein Zu-sammengehen verzichtete. In ihrer letzten Versammlung haben sieeinem Kompromiß mit den Nationalliberalen unterder Voraussetzung zugestimmt, daß diese nur Kandidaten auf.stellen, die wirklich in der nationalliberalen Partei organisiertsind. DaS hat aber insoweit seine Schwierigkeiten, als die Na-tionalliberalen mit dem reicksverbändlerifchen Block ein Herz undeine Seele sind. Aber schließlich werden die Fortschrittler wohlauch das ihnen von den Rcicksverbändlern dargebotene Gerichthinunterwürgen; wenigstens weiß das..Wilmersdorfer Tageblatt"zu melden, daß der Vorsitzende des liberalen Vereins Groß-Berlin,Herr Tubenthal, einer Unterstützung der fünf konservativenKandidaten nicht abgeneigt sei.Antisemitisch-liberale BersammlnngSsprenger. Wir halten eSfür angebracht, unsere Parteigenossen und Genossinnen auf diePraktiken aukmerksam zu machen, mit denen eS die Anhänger derWilmersdorfer Rathauspartei am Freitag in einervon der Demokratischen Vereinigung veranstaltetenVersammlung versuchten. Herr G ä d k e hielt hier einen Vortragüber die preußische Mißwirtschaft. Die reicksvcrbändlerische K o a»liti an hatte durch Flugzettel zum Besuch dieser Versamm-lung aufgefordert, und zwar mit der Wirkung, daß die Rückschrittlereine Anzahl Tiscke in der Nähe des Podiums besetzt halten Junten.Die Herren suchten von Anfang an durch Rufe zur Gesckäfts.ordnung und Lärm den Referenten und später die zu den Stadt»verordnetenwablen sprechenden Demokraten Lazarus und Mollzu stören. Mehrere Male mußte die Versammlung deswegenminutenlang unterbrochen werden. Den Haupttrumps svielte dannder Stadtverordnete Rechnungsrat Klette als Diskussionsredneraus, indem er durch zumeist persönliche Herausforderungen dieGeduld der Zuhörer über eine Stunde lang auf eine harte Probestellte. Die Verteidigung der reaktionären Stadtverordnetenmehr»Heu mackte sich nebenher bemerkt im Munde dieses Herrn um sowunderlicher, als er nach dem von Alters her vor den Wahlen ge»übten Versahren der Rückschrittler sich sehr stark in Volkssreund»lickkeit erging. Nicht nur, daß er auch an der beutinen Regierungs»volitik dies und jenes auszusetzen fand, versprach er soaar, fürEinführung des allgemeinen, gleichen Wahlrechts zu den Kommuneneintreten zu wollen. Nachaerade war das Toben an den Tischender Anhänger des Herrn Kletke immer ärger geworden; und alsschließlich ein Gvmnasiallchrer Fette sich zu sehr plumpen Heraus-fordcrungen verstieg, schien eS fast, als ob die Versammlung eingewaltsames Ende nehmen sollte. Unser Parteigenosse OskarRiedel, sowie die Herren Moll und Gädke bereiteten dann