Gewerkschaftliches.
Wo ift Hintze?
Herr Hinge, der jeden Streit bricht" und in Moabit die nach dort entsandte Berliner Schuhmannschaft so erfolgreich kommandierte, daß diese sich das besondere Lob ihrer borgesetzten Behörde zu verdienen vermochte, war bekanntlich für die Berliner Polizei unauffindbar, als derselbe sich vor einiger Zeit in Leipzig wegen Beleidigung berantworten sollte. Ein Wunder ist das freilich nicht, wenn man sich des Eifers entsinnt, mit dem die Berliner Behörde sich des so schnell berühmt gewordenen Helden von Moabit nicht annahm. Es ist dem öffentlich nicht widersprochen worden, daß auf der Polizei ein Zettel mit der Adresse des Herrn einfach zerrissen worden ist, obgleich der Ueberbringer desselben die in Preußen gewiß nicht nebensächliche Mitteilung machte, daß eben dieser Hinge, dieses dem Staate so nützliche Element", ein unsicherer Kantonist, ein Heeresflüchtiger sei. Wir haben feinen Zweifel, daß man sich jedes der Streifenden, gegen den die gleiche Beschuldigung erhoben worden wäre, auf dem fürzesten Wege versichert hätte. Hätte nun gar ein solcher Streifender noch dazu die Beleidigung bon Streitbrechern auf dem Kerbholze, so wäre er ohne Gnade festgehalten und zur Entgegennahme seiner Strafe vorgeführt worden.
war für einen friedlichen Ausgleich der Differenzen, aber die Unternehmer traten plöglich mit einer Drohung hervor.
Das folgende Schreiben, an die einzelnen Isolierer gerichtet, die bei Rheinhold u. Co. in den Streik traten, wurde in der Versammlung verlesen: Berlin , den 25. Oftober 1910. Herrn Isolierer N. N.
Nachdem Sie troh unserer gestrigen Besprechung mit Ihren Vertrauensmännern die Arbeitseinstellung aufrecht erhalten haben, fordern wir Sie hierdurch nochmals auf, die Arbeit am Donnerstag, den 27. d. M., früh, unter den bisherigen Bedingungen wieder aufzunehmen.
Geschieht dieses nicht, so sind wir zu der Erklärung ermäch tigt, daß die Mitglieder des Arbeitgeberverbandes für das Isoliergewerbe in Berlin ihren sämtlichen organisierten Isolierern am Freitag, den 28. d. M., das Arbeitsverhältnis fündigen Mit Gruß Rheinhold u. Co., Vereinigte Norddeutsche und Dessauer Kiefelgur- Gesellschaft.. J. V.: Steinbrück.
werden.
Aus der Frauenbewegung.
Sieg der weiblichen Kettenschmiede.
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Nach einem harten und mutigen Kampfe endete der Streit der weiblichen Kettenschmiede in Cradley Heath mit dem Siege der Arbeiterinnen. Man wird sich erinnern, daß es sich bei diesem Ausstand um die sofortige Anerkennung des von dem Handelsministerium für billig erklärten Lohntarifs handelte. Nach dem Gesetz über Lohnämter in der Schwißindustrie, das am Anfang des Jahres Wirksamkeit erhielt, tritt zwischen die Annahme eines Tarifs durch die Vertreter der beiden Parteien im Lohnamt und die obligatorische Einführung der neuen Löhne eine sechsmonatliche Uebergangsperiode, in der nicht alle Arbeitgeber gezwungen sind, die vereinbarten Löhne zu zahlen. Obwohl nun eine Reihe Arbeitgeber in Cradley Heath bereit war, die neuen Löhne, die in manchen Fällen mehr als 100 Broz. höher sind als die alten, sofort anzuerkennen, und obwohl die Manufacturers", die in diesem Falle eigentlich nur die Großhändler sind, die den ZwischenDiese Drohung einer Aussperrung wurde teils mit Entrüstung, meistern( middlemen oder shepmen) die fertige Ware ablaufen, teils mit Heiterfeit aufgenommen, denn die gegenwärtige Konjunt versicherten, daß die Industrie von der beschlossenen Lohnerhöhung tur ist nicht dazu angetan, daß die Unternehmer große Lust ver- nichts zu befürchten hätte, weigerten sich viele der Arbeitgeber, den spüren könnten, die Arbeiter auszusperren. Diese Drohung be- neuen Lohn anzuerkennen, jedenfalls weil sie glaubten, die Ueberwirfte nur, daß jeder Beschluß in bezug auf eine Wiederaufnahme gangsperiode zu einer planmäßigen Ueberproduktion ausnüzen Streit besteht fort und die Arbeiter werden in Ruhe den Bericht die besonders gegen die unmittelbare Anerkennung des Lohntarife der Arbeit bei Rheinhold u. Co. unmöglich gemacht war. Der zu können. Vielleicht werden auch manche der kleineren Meister, ihres nach Hannover entsandten Geschäftsleiters abwarten, ehe sie waren, kein Interesse daran haben, sich vorzeitig vertilgen zu weitere Beschlüsse fassen. Einige Rebner meinten, daß eine Aus- lassen; denn daß eine Industrie, die auf Kosten einer mörderischen sperrung gar nicht so übel wäre, man fönnte sich dann geschlossen Ausbeutung der wehrlosesten Handarbeit lebt, unter den neu gewieder mal auf neue Forderungen einigen. Jedenfalls hatte die schaffenen Bedingungen eingreifende technische Veränderungen erDrohung auch nur als Schreckschuß jede Wirkung verfehlt. leben wird, die dem Kleinbetrieb feindlich sind, erklärt sich ohne Schwierigkeit und ohne lange Auseinandersehung. Unter diesen Umständen sahen sich die weiblichen Kettenschmiede von Cradley Heath der Gefahr ausgesetzt, am Ende der Uebergangsperiode duktion zu verhindern, traten sie in den Streit, in dem sie von arbeitslos zu werden, und um die Möglichkeit einer Ueberproallen rechtlich denkenden Menschen unterstützt wurden. tanten, die Forderungen der Arbeiterinnen zu bewilligen. Er lud Nach langem Widerstande beschloß der Verband der Fabridiejenigen unter den Fabrikanten zu einer Sibung ein, die sich An den Zentralverband der Fleischer und Berufsgenossen! dem Verband nicht angeschlossen haben, und ließ sich von der Gea Namens und in Vollmacht der Firma Ernst Morgenstern in nofsin Mac Arthur einen Vortrag halten, in dem diese den VerBerlin, Kaiser- Wilhelm- Straße 20, habe ich Ihnen folgendes zu Ziste, d. h. den Lohntarif unterzeichnet hätten. In einer Geheimsammelten mitteilte, daß schon 150 Zwischenmeister die weiße
Den Hinhe fand die Berliner Polizei nicht. Was ihr aber nicht gelungen sein soll, ist wie man uns mitteilt- der Militärbehörde möglich gewesen. Hinge, Der Streik der Fleischergesellen bei der Firma E. Morgenstern, soll zurzeit im Infanterieregiment Nr. 151 dienen. Ob die Schererstraße 8, hat die Polizeibehörde auf den Plan gebracht. Den Nachricht richtig ist, vermochten wir leider nicht nachzuprüfen. ganzen Tag stehen doppelte Posten vor dem Geschäft. Her Vielleicht fann es jetzt die Berliner Polizei, die ja einen Vor- Morgenstern ist in seiner Not zu einem Rechtsanwalt gelaufen. führungsbefehl gegen Hinge in Händen hat, den sie Diefer hat die Organisation aufgefordert, Streitbrecher zu liefern! Nachstehendes Schreiben wurde heute der Organisation gewiß zu ihrem Leidwesen nicht ausführen konnte. zugesandt:
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Dient übrigens Hinge jetzt wirklich, dann dürften sich Arawalle a la Moabit vorläufig bei Streits nicht wieder ereignen, es sei denn, dieses besonders nügliche Element erhielte von Zeit zu Zeit einmal Streitbrecherurlaub!
Misstände im Betriebe der Deutschen Waffen- und Munitionsfabriken( Werk Wittenau ), wurden am Mittwoch in einer start besuchten Versammlung der Arbeiter und Arbeiterinnen dieses Werkes besprochen. Zunächst bezogen sich die Grörterungen auf das Stechen der Kontrolluhr nach Feierabend. Bis vor kurzem stand es den Arbeitern frei, die Kontrolluhr entweder unmittelbar nach Feierabend, also noch im Arbeitsanzuge, oder erst, nachdem sie sich ausgezogen hatten, also im Straßenanzuge, zu stechen. Der Zweck Der Kontrolle wird in beiden Fällen vollkommen erreicht. Neuerdings hat die Direttion angeordnet, daß die Arbeiter im Arbeitsanzuge die Uhr stechen müssen. Trozz Vorstellung der Betriebstommission ist diese Anordnung nicht zurüdgenommen worden. Der Nachteil, den die Arbeiter durch Befolgung dieser Anordnung haben, ist der: Um den nächsten Vorortzug zur Heimfahrt zu erreichen ( der folgende Zug geht erst eine Stunde später), stürzt fast zur felben Minute die gesamte Arbeiterschaft nach der Kontrolluhr, da entsteht ein unheimliches Gedränge, aber trob großer Haft verfäumt doch ein Teil der Arbeiter den Zug. Vor dieser Anordnung widelte sich die Kontrolle wesentlich glatter ab. Die Versammlung beschloß einstimmig, die Kommission soll wegen Zurücknahme dieser Anordnung nochmals vorstellig werden. Wenn diese Vorstellung feinen Erfolg hat, soll vom Montag ab die Kontrolluhr nur noch im Straßenanzuge gestochen werden.
unterbreiten:
a b.
Herr Morgenstern hat heute vormittag 2 Gesellen seiner sibung der Fabrikanten wurde darauf beschlossen, nur von solchen Wurstfabrik Schererstr. 8 ordnungsmäßig gekündigt. Darauf zwischenmeistern zu kaufen, die die weiße Liste unterzeichnet forderten die übrigen Gesellen die Wiedereinstellung der beiden hätten, und die noch außen stehenden Arbeitgeber zu beeinflussen, gekündigten Gefellen. Als Herr Morgenstern dieses Verlangen die Liste zu unterzeichnen. Dieser Beschluß beendet zwar den ablehnte, haben heute mittag die sämtlichen Gesellen die Arbeit ganzen Ausstand noch nicht, er hat aber den widerspenstigen Arniedergelegt und erklärt, daß sie erst dann wieder die Arbeit beitgebern das Rückgrat gebrochen. Etwa 300 Arbeiterinnen, woaufnehmen würden, wenn Herr Morgenstern die beiden gefün- bon zwei Drittel unorgaanisiert sind, aber ebenfalls Streifunterdigten Gesellen wieder einstellt. Dieses durchaus ungerechtfertigte süßung beziehen, werden noch weiter streifen. Während der Verlangen hat Herr Morgenstern mit Recht abgelehnt. Dauer des Ausstands sind über dreitausend Pfund Sterling für Ich ersuche Sie hierdurch höflichst, Herrn Morgenstern bis die Streitenden gesammelt worden. Es sind noch genügend Gelder spätestens Freitag, den 28. Oktober cr., mittags 12 Uhr, das für vorhanden, um auch den nun folgenden Kleinkrieg erfolgreich zu seine Wurstfabrik Schererstr. 8 notwendige Personal, nämlich Ende zu führen. 10 Gefellen, zur Verfügung zu stellen. Sollten Sie Herrn Der Streit der Frauen in Cradley Heath ist ein schönes BeiMorgenstern die gewünschten 10 Gesellen nicht bis Freitag mittag einer tief stehenden Arbeiterkategorie geführt wurde, die sich bisher spiel proletarischer Solidarität. Man muß bedenken, daß er von 12 Uhr zur Verfügung gestellt haben, so ist Herr Morgenstern, der natürlich seinen Geschäftsbetrieb nicht brach liegen lassen zu einer dauernden Organisation als gänzlich unfähig erwiesen tann, genötigt, sich anderweit Personal zu verschaffen. hat. Ein Verdienst haben sich auch die Männer und Frauen er Die Wiedereinstellung des jebigen Perso- worben, auf deren Drängen die Lohnämter für die Schwißinduſtrie nals lehnt Herr Morgenstern selbstverständlich eingeführt worden sind und die mit richtigem Blid die Notwendig Hochachtungsvoll feit einer Gewerkschaft erkannten, die den gefeßlich festgelegten Bestimmungen Wirksamkeit verschaffen kann. Es wäre jekt zu Zum Verständnis des Vorstehenden sei bemerkt, daß Herr wünschen, daß unter dem Einfluß der steigenden Löhne die Morgenstern sich erst vor kurzem schriftlich verpflichtet hat, nur or- Frauenarbeit, die doch nur wegen der Billigkeit in Anspruch ge ganisierte Gefellen zu beschäftigen, was ihn jedoch nicht abhielt, sich Denn die Frau als Grobschmied. die den Hammer schwingend und nommen wird, allmählich aus diesem Gewerbe verschwinden wird., Im weiteren Verlauf der Versammlung tamen noch andere greifen der organisierten Schlächter hin hat er diesen am Mittwoch Bivilisation wie das Bild der Bergarbeiterinnen, die noch vor einen gelben Erstgesellen zu nehmen. Erst auf energisches Einrußbededt am Amboß steht, ist ebensowenig ein Zeichen hoher Mißstände von größerer Bedeutung zur Sprache. Vor allem wurde entlassen. Herr Morgenstern, der sich dadurch in seinem Herr im über die Stugelfabrit geflagt. Die dort bestehenden Mißstände wer- Hause- Standpuntt" getränkt fühlte, wollte nun offenbar die or wenigen Jahren zu Hunderten in belgischen Bergwerken mit Hade den auf das Walten des Betriebsleiters, Ingenieur Hanusch, zu- ganisierten Kollegen nach und nach entlassen, was jedoch die Gesellen und Schaufel nach Kohlen gruben. rüdgeführt. Herr Hanusch verlangte im Juni, als sich die Kon- durch die Arbeitsniederlegung durchkreuzten. Zuzug ist streng fernjunktur wieder zu heben begann, daß Ueberstunden gemacht wer- zuhalten. ben. Das lehnten die Arbeiter ab. Sie drangen mit ihrem VorZentralverband der Fleischer. schlage durch, der dahin ging, drei Arbeitsschichten pro Tag einDer Streik in den Deutschen Breßluftwerken in Oberschöneweide zuführen, wodurch dieselbe Stundenzahl herausiam wie bei der ist beendet. Die Sperre ist hiermit aufgehoben. früheren Arbeitszeit mit Ueberstunden. Ganz besonders klagen Deutscher Metallarbeiterverband. Ortsverwaltung Berlin . die Arbeiter darüber, daß der Betriebsleiter Hanusch seitdem mit Deutsches Reich . Kürzungen der Affordlöhne vorgeht und daß jeder, der diese Taktik zu durchtreuzen sucht, seine Entlassung zu befürchten hat. Der Betriebsleiter hat eine Anzahl gelber Arbeiter herangezogen, die ihm gefügig sind, und die er gegen die ihre Interessen vertretenden Arbeiter auszuspielen sucht. In der Automatenschleiferei machte der Betriebsleiter den Versuch, den Einrichter, der sonst besonders bezahlt wurde, in den Afford der übrigen Arbeiter mit hineinzunehmen, was gleichbedeutend gewesen wäre mit einer Lohntürzung. Dieser Versuch ist durch den Widerstand der Arbeiter bereitelt worden. In der Kaltpresserei aber ist seit drei Wochen zum Nach teil der Arbeiter das Kolonnensystem eingeführt worden. Als ein schwerer Mißstand wird es empfunden, daß die Affordarbeiter nie wissen, wieviel sie eigentlich verdienen. Die Arbeit wird nach Gewicht bezahlt. Da die Arbeiter das Gewicht nicht feststellen fönnen, so erfahren sie immer erst am Rohntage, wie viel oder wie wenig sie in der Woche verdient haben. Wer dem Betriebsleiter derartige Mißstände vorträgt und um Abhilfe ersucht, der bekommt die Antwort: Wem es nicht paßt, der fann gehen.. Da also Borstellungen nichts helfen, so sehen sich die Arbeiter genötigt, ihre Klagen der Oeffentlichkeit zu unterbreiten.
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Außer diefen Uebelständen allgemeiner Art tamen noch manche Einzelheiten zur Sprache, welche den Arbeitern Anlaß zur Klage geben. So wurde berichtet, daß eine bestimmte Arbeit, die sonst von jugendlichen Arbeitern verrichtet worden ist, Erwachsenen übertragen wurde mit dem Bemerken, sie sollten dabei ebensoviel berdienen wie sie bisher verdient hatten. Als dann der Lohntag herantam, stellte sich heraus, daß die Arbeiter, die vorher über 30 Mart verdienten, jetzt nur auf 19 Mart gekommen waren. Ferner wurde angeführt, daß die Schmelzöfen in der Särterei so start rauchen, daß man Glasaugen und Pferdelungen haben müßte, um es in dem raucherfüllten Raum aushalten zu können.
Versammlungen Veranstaltungen.
Die Deutsche Gesellschaft für Mutter- und Kindesrecht veranstaltet am Freitag, den 28. Oktober, abends 8 Uhr, im Kaiserin Friedrich- Haus, NW. Luifenplay 2/4( Platz am Neuen Tor), einen Vortrag über die Offene gürsorge für Mütter und Kinder"( Auskunftsstellen, Säuglingsfürsorgestellen, Milchküchen, Stillstuben usw.). Referent ist Professor Dr. Cafiel, der Leiter der 2. städtischen Säuglingsfürsorgestelle und des Kinderasyls in Halensee . Eintritt für Nichtmitglieder 50 Pf., für Mitglieder 20 f.
Letzte Nachrichten.
Gegen die Ausbeutung durch die Stellenvermittler. Das am 1. Oftober dieses Jahres in Kraft getretene Stellen vermittelungsgesetz sollte bekanntlich den 8wed haben, die Stellensuchenden vor Ausbeutung zu schüßen. Im Städtekomplex Hamburg- Altona- Wandsbek haben die Behörden exorbitant hohe Gebührensäße festgesetzt, so daß die Absicht des Gefeßgebers nicht nur nicht vereitelt ist, sondern sogar zum Teil eine größere Ausbeutung der Arbeitsuchenden herbeigeführt wird, als das früher der Fall war, So sind z. B. in Hamburg laut Gebührentage für das Gastwirtsgewerbe für einen Geschäftsführer oder Portier sage und schreibe Der Eisenbahnerstreik vor der Deputiertenkammer. 60 m. Cberfellner für Hotel 1. Ranges ebenfalls 60 M., für einen solchen pellationen über den Eisenbahnerstreit wurde fortgesetzt. Rognon zehnmal soviel als in Berlin ! zu zahlen; für einen Paris , 27. Oktober. ( W. T. B.) Die Besprechung der Inter zweiter Güte 40 M., für Zimmerfellner 30 m., für Portiers in( Eoz.) kritisierte die Verhaftungen und die Verwendung Cafés 25 M. usw. Gegen diesen unerhörten Zustand, der noch die des Heeres bei dem lebten Ausstande. Castelin( Unabh. Bürgerschaft beschäftigen wird, protestierten am Dienstagabend die Rad.) verlangte die Errichtung Bertreter von mehr als 100 000 organisierten Arbeitern durch An- Schiedsgerichts und bat die Regierung, nicht unbarmherzig eines obligatorischen nahme dieser Resolution: „ Die Vertreter der dem Hamburg - Altonaer Gewerkschafts - hätten, das man erst lernen müsse. Minister der öffentlichen Arzu sein gegen Eisenbahnarbeiter, die ein Recht ungeschickt angewendet fartell mit weit über 100 000 organisierten Arbeitern an- beiten Miller and wies den der Regierung und dem Parlament geschlossenen Gewerkschaften protestieren entschieden gegen die gemachten Vorwurf der Sorglosigkeit zurüd, durch den man den von den Behörden in Hamburg , Altona und Wandsbek festgesetten hohen Gebühren für gewerbsmäßige Stellenbermittler.
Das neue Stellenbermittlergefeß ist zum Schuh der Arbeitsuchenden gegen Ausbeutung durch die gewerbsmäßigen Stellenbermittler geschaffen worden und hat den Zweck, die Zahl der gewerbsmäßigen Stellenvermittler zu beschränken bezw. gänzlich zu beseitigen. Dieses ist zweckmäßig aber nur durch Festsetzung möglichst niedriger Gebühren zu erreichen.
Die Versammelten mißbilligen ferner entschieden die einseitige Festsetzung der Gebühren von seiten der Behörden ohne borherige genügende Befragung der beteiligten Gruppen, wie es der Gesetzgeber ausdrüdlich gewollt hat.
Die Versammelten erwarten daher von den in Betracht kommenden Behörden Hamburg , Altona und Wandsbet, daß sie die Gebühren für gewerbsmäßige Stellenvermittler entsprechend dem Sinne des Gesezes ermäßigen bezw. den Berliner Tarif auch für genannte Orte zur Geltung zu bringen."
Ein Erfolg der Aussperrung.
Die Zahlstelle Mülhausen i. E. des Erd- und Bauhilfsarbeiter Verbandes hatte beim Schluffe des dritten Quartals 1910, wie der dieser Tage erstattete Kaffenbericht ergibt, 950 Mitglieder, während vor der Aussperrung 351 Mitglieder borhanden waren. Zahlen sprechen!
Die Jfolierer mit einer Aussperrung bedroht! Bei der Firma Rheinhold u. Co., deren Hauptgeschäft in Hannover 18 Filialen in Deutschland besißt, ist seit Montag in der Berliner Filiale ein Streit ausgebrochen. Vor vier Wochen begannen die Arbeiter in Hannover den Streit, weil die Firma fich weigerte, über den abgelaufenen Tarifvertrag behufs Erneue rung Unterhandlungen mit dem Verbande angufnüpfen; fie stellte die bekannte Forderung, nur mit den einzelnen Arbeitern verhan deln zu wollen, wobei der Verband überhaupt nicht in Frage zu fommen habe. Der Kampf in Hannover war schwierig und die Berliner Kollegen tamen zu Hilfe; sie begannen, 20 Mann an der Bahl, den Sympathiestreik. Mehrere Tage vorher versuchten sie, durch Unterhandlungen die Differenzen zu schlichten. Zuerst wurden fie zum Abwarten beranlaßt, bis sie schließlich am Sonnabend die Antwort erhielten, daß die Firma auch hier nicht mit dem Ver- In der Pforzheimer Kettenindustrie haben nach einer Umfrage bande verhandeln würde. Daraufhin wurde die Arbeit nieber- des Arbeitgeberverbandes in 101 Fabriken 921 Arbeiter gekündigt, gelegt. Rhein hold u. Co. stellen es den übrigen Firmen gegen von diesen haben aber angeblich inzwischen 56 ihre Kündigung über so hin, als berhandelten sie nirgends und niemals mit dem wieder zurüdgezogen. Man erwartet die Zurücknahme weiterer Verbande, während in einigen Filialen, zum Beispiel in Dresden ,| Kündigungen ein Tarifvertrag abgeschlossen worden ist. Ueberhaupt ist man in dem Unternehmerverbande nicht so einig, wie man sich, äußerlich den Anschein gibt.
der Isolierer, die am Mittwochabend bei Obiglo, Schwedter Straße,
Husland.
Bevorstehender Bergarbeiterstreik in England.
borschläge abgelehnt, der Ausstand zum 1. November ist daher un 12 000 Berglente des Cambriantrusts haben die Einigungsvermeidlich. Mit diesem Tage werden alsdann insgesamt etwa 20000 Bergleute ausständig sein.
Streit entschuldigen möchte. Millerand erklärte, der Streit sei ausgebrochen, während man sich mitten in Unterhandlungen befand, und habe begonnen, nachdem am Tage zuvor die Nordbahngesellschaft auf dem Depot Lachapelle einen Minimallohn von 5 Frank bewilligt und der Minister alle von ihm den Angestellten der Staatsbahn gegebenen Versprechen gehalten habe. Die Regierung habe sich von Anfang an einem wohlausgearbeiteten Sabotageplan gegenüber gesehen. Millerand verlas sodann eine Broschüre, in der bie Eisenbahner aufgefordert werden, Gruppen zu bilden, die ents schlossen seien, sofort nach Ausbruch des Streits das Eisenbahnmoterial für mehrere Tage unbrauchbar zu machen. Die Broschüre sei von einem Mitglied des nationalen Eisenbahnsyndikats unterzeichnet. Keiner der angeführten Gründe rechtfertige den Streit. Er sei der Versuch zu einer Mobilmachung der Eisenbahner für den politischen Streit gewesen. Der Minister schloß, nachdem er auf die Besserung der Lage der Eisenbahner hingewiesen hatte, mit der Erklärung, die Regierung könne nach Briands und seinen Worten das Urteil der Kammer abwarten. ( Lebhafter Beifall links, im Zentrum und bei einem Teil der Rechten.)
Bouveri( unifizierter Sozialist) griff Briand , der einft felber zugunsten des Generalstreiks gesprochen habe, heftig an. Wir haben Sie damals nach Châlons kommen lassen, rief er, und Ihre Reise bezahlt. Briand erwiderte: Ich kam als Advokat, ich bin immer uneigennützig der Advokat der Niedrigen gewesen. Ich habe gelegentlich über die sozialistische Partei, die damals geteilt war, Erklärungen abgegeben. Ich befand mich mit Millerand und Jaurès , die damals von ihren heutigen Freunden geschmäht wurden, unter den Reformisten. Ich habe das Bewußtsein, immer der Republik und den Arbeitern gedient zu haben.( Beifall.) Bouveri deutete im Verlauf weiterer Ausführungen an, die Bomben könnten auf Befehl Briands von der Polizei, gelegt wor sodann Verwahrung gegen die Entlassungen ein. Man solle die Bes den fein.( Widerspruch.) Vincent( radikaler Sozialiſt) legte siegten nicht zerschmettern. Die Debatte wird morgen fortgesetzt.
Die gegenwärtige Situation wurde in einer Versammlung ftattfand, eingehend beraten, nachdem der Referent Lange eine genaue Uebersicht über den Stand der Dinge gegeben hatte. Man Berantw. Rebatt.: Carl Wermuth, Berlin - Rigdorf. Inserate verantw.: H. Glode, Berlin . Drud u. Berlag: Borwärts Buchdr. u. Berlagsanftals Baul Singer& Co., Berlin SW. Hierzu 3 Beilagen u. Unterhaltungsbl