gerichtet Fakten, etllatle �ustizminister Bar!?su, dllen Ver-hafteten seien die gegen sie erhobenen Beschuldigungen bekannt.Niemand sei gerichtlich verfolgt worden, weil er sich an dem Aus-stände beteiligt habe. Er halte das, was er im Senat über dasStreikrecht der Eisenbahner gesagt habe, aufrecht. Die Verhaf-tungen seien erfolgt wegen Angriffen auf die Freiheitder Arbeit und wegen Sabotage. Der Untersuchungsrichterhabe erst Erkundigungen eingezogen und dann begonnen, die Ver-hafteten zu verhören, das Gesetz sei also nicht verletzt worden.(Beifall.) Im weiteren Verlauf der Sitzung kam es zwischen demDeputierten R e i n a ch und mehreren anderen Deputierten zueinem Zwischenfall. Als diese ihm vorwarfen, er erhebe gegen dieUngesetzlichkeiten, deren Opfer die Eisenbahner geworden seien,keinen Einspruch, erwiderte Reinach, die Ungesetzlichkeiten seiennicht erwiesen, er warte auf Beweise. I a u r e s macht eineAnspielung auf den Fall Drehfus, für den Reinach eingetretensei. und bemerkt: Wir haben keine weiteren Beweise verlangt, umDreyfuS aus dem Bagno zu befreien. Wir werden ebenso dieEisenbahner aus dem Gefängnis befreien.I a u r e s sprach dann über eine in einem Artikel der„Huma-nitc" gebrauchte Redewendung, welche als eine Aufforderung zurErmordung Briands gedeutet worden ist. I a u r e s bestrittdiese Absicht. Er warf der Legierung vor, sie habe keine Anstren-gungen gemacht, um einen Ausgleich herbeizuführen. Mille-r a n d protestierte abermals. I a u r e s warf in heftigen Wortenden Ministern Viviani, Millerand und B r i a n d vor, siehätten früher den nordfranzösischen Arbeitern das Versprechen ge-geben, sie wollten mit ihnen für das Recht auf Streikkämpfen. Die Regierung habe nicht das Recht, die Eisenbahner ein-zuberufen, um so den Streik zu verhindern. Der Redner bestrittdie Berechtigung der von Briand aufgestellten Behauptung, daß derEisenbahnerausstand eine Verschwörung war.Portugal.Trennung von Kirche und Staat.Lissabon, 26. Oktober.(Eig. Ber.) Die provisorischeRegierung scheint den Kampf gegen den Klerikalismusenergisch aufnehinen zu wollen. Die Güter der religiösenOrden werden konfisziert. Ueber ihre Verwendungsoll das neue Parlament entscheiden. Außerdem hat der Mi-nister Joss Relvas, um das Kultusbudget schrittweise zu ver-mindern und die Welt�eistlichkeit allmählich einzuschränken,beschlossen, nur jene Geistlichen weiterhin zu besolden, welcheohne andere Einkünfte sind. Die hohen Würdenträger derKirche dagegen, Bischöfe, Erzbischöfe und Kardinäle, sollenvom Staate keinen Gehalt mehr empfangen, ebenso-wenig wie jene Priester, die nach Errichtung der Republik ein-gesetzt worden sind. Die vollständige Trennung von Kircheund Staat soll innerhalb eines Monats durchgeführt werden.Rene Handelsverträge.Lissabon, 2S. Oktober. Die Regierung beabsichtigt, das Systemder handelspolitischen Beziehungen mit dem Auslandezu ändern und über den Lbschlutz neuer Handelsverträgezu verhandeln. Auf Einfuhrartikel aus den Ländern, die den portu-giesifchen Waren nicht das Recht der Meistbegünstigung einräumen,sollen Zuschlagszölle erhoben werden. DaS Gesetz über dieEinführung dieser Zuschlagszölle soll erst nach dem Zusammentrittder konstituierenden Versammlung zur Anwendung gebracht werden.In gleichem Zeitpunkt werden die bereits abgeschlossenen Handels-Verträge zur Vorlage gelangen.—Spanien.Die Kirchevfrage.Madrid, LS. Ottober. In seinen gestrigen Ausführungen imSenat erklärte Ministerpräsident CanalejaS. er werde vorJahresende dem Parlament einen Abänderungsentwurfzum Vereinsgesetz vorlegen. Vorher aber muffe daS Ca-denasgesetz(Sperrgesetz, das die Neubildung von Orden unter-sagt) angenommen werden. Für die spanische Kirche habe diekritische Stunde geschlagen und der Augenblick sei gekommen,das klerikale Problem zu lösen. Wenn die liberalePartei das Problem jetzt nicht löse, werde sie es niemals lösen.Die Ablehnung des CodenasgesetzeS werde nicht auf ihn alleinzurückfallen, sondern auf die liberale Partei und in letzter Linieauf das Vaterland.(Langanhaltender Beifall.)Der Generalstreik in Sabadell.Sabadell, LS. Oktober. Die Arbeitseinstellung in Sabadell istnunmehr nahezu v o I l st ä n d i g. Die Straßen sind von Truppenund Zwilgardisten besetzt, die Zeitungen erscheinen nichtmehr. Die Bäckereiarbeiter haben beschlossen, Montag ebenfallsin den Streik zu treten.Cnglanck.Ein Optimist.London, 28. Oktober. Minister Pease hielt heute in Man-chester eine Rede, in der er ausführte, solange die liberaleRegierung am Ruder sei, könne er nicht glauben, daß irgend-eine nur denkbare Lage eintreten werde, in der es nötig wurde,Geld für die Flotte zu borgen. England befinde sichgegenüber jeder anderen Nation oder Kombination von Mächtenin so überlegener Stellung, daß eS als absolut gewißgelten könne, daß ein Einfall in sein Gebiet nicht möglich sei.Deutschland halte mit der Ausführung seines Flotten-Programms zurück, und er hoffe zuversichtlich, daß dies ein ersterSchritt in der Richtung auf eine Verringerung derKriegSrüstungen sein werde.pevNen.Nmtricdr deL entthronten Schahs.Köln, LS. Oktober. Die„Kölnische Zeitung" meldet aus T e h e-ran: Die persische Regierung fing erneut Briefe des ab-gesetzten Schahs an einen Turmenenstamm auf. worin erdiesen auffordert, die Aufständischen in Masenderan zuunterstützen. Nach dem Protokoll über die Abdankung desSchahs ist er dadurch seines JahreSgehaltS verlustiggegangen. Der Minister des Aeußeren ist' entschloffen. eS zustreichen. Es fragt sich, ob Ruhland dieS zugeheo wird.dnfgtiay.Unruhen.London, LS. Oktober. Nach einer Blättermeldüng aus Monte-Video ist die Lage in Uruguay sehr ernst. Man befürchtet denAusbruch der Revolution, der nur durch den Mangel anPferden verzögert worden sei. An den Grenzen finden Ansamm-lungen von bewaffneten Revolutionären statt; die meisten Tele-graphcndrähte sind zerschnitten. Die Bevölkerung ist in großer Un-ruhe. Die Regierung hat nach den Punkten, an denen es erforder-lich ist, Truppen entsandt und mehrere Verhaftungen vor-genommen._Die württembergllche Candes-Versammlung.In Stuttgart tagte am 8. und 19. Oktober die Landes-Versammlung der württembergischen Sozialdemokratie. Sie war vonLöS Delegierten beschickt. Als Vertreter des Partei»Vorstandes war Genosse Ebert anwesend.Der Bericht des LandeSvorstanbe» zeigt«ine erfreu-licheS Fortschreiten der O r g a n i s a t i o n. An 20 Orten sind neueVereine gegründet. Die Mitgliederzahl stieg von 19373 auf 22690. DieParte, Press e entwickelt sich ebenialls günstig. Neben der„Tagwacht",die 22 900 Abonnenten zählt, besteht jetzt im Lande das Heil»bronner„Neckar-Echo" mit über 7000 Lesern und im10. Wahlkreise(Gmünd-Göppingen) ist ein neues Partei-organ, die„Freie Bolkszeitung" gegründet worden, dasnach dem ersten Anlauf 3800 Abnehmer fand. Die Frauen-bewegung hat Fortschrite gemacht, die Zahl der organisiertenGenossinnen beträgt 803; auch die Jugendbewegung ent-wickelt sich gut. In 17S Gemeinden find 2S4 Gemeinde-r a t s- und 318 Bürgerausschuß- Mitglieder tätig. DieBildungsarbeit ist rege. Kurse werden von den,Genoffen Dr. Duncker und I. Borchardt abgehalten. DieEinnahmen der Landeskasse beliefen sich im letztenJahr auf über 17 000 Mark, der Bestand beträgt 14 305 gegenüber714S Mark im Vorjahre. Die Zahl der Mitglieder, die10 Pfennig Wochenbeitrag bezahlen, ist auf 9000gestiegen. Es gibt aber noch eine Reihe von Vereinen, die nochnicht einmal einen Monatsbeitrag von 30 Pfennig erheben. DieOrtSvereine haben insgesamt einen Bestand von 20 650 Mark.Die Diskussion drehte sich hauptsächlich um einen An»trag v on Stuttgart-HaSl och:Die LandeSverfammlung wolle beschließen: die Redattion der„Schwäbischen Tagwacht" wird verpflichtet, in allen parteipolitischenund parteitaktischen Fragen eine präzisere und exaktere Stellungeinzunehmen, als dies bisweilen der Fall war.dem der folgende vom Genossenen Stub er entgegengestellt wurde:Die LandeSverfammlung erklärt, daß fie mit der Haltung der„Schwäbischen Tagwacht" in bezug aus parteipolitische und Partei-tattische Fragen mit dem Genossen Keil einverstanden ist und er-wartet, daß in Zukunft die„Tagwacht" im gleichen Sinne weiterredigiert wird.Später wurde die erste Resolution zugunsten der folgendenLachermaier« Gmünd eingereichte zurückgezogen:„Die LandeSverfammlung geht über alle tadelnden undlobenden Anträge, die„Tagwacht" betreffend, zur Tagesordnungüber. Sie verlangt aber,„daß für die Zukunft die Partei«redaktion der„Tagwacht" in kollektiv-demokratischer Beschluß-fasiung die Parteipolitik behandelt."In der sehr lebhaften Debatte, die die ganze Sonnabendsitzungausfüllte— der Schluß erfolgte erst 10% Uhr— verteidigte Genosse Keil die Hallung der Schwäbischen„Tagwacht", ihm tratendie Genoffen Hildenbrand. Mattutat, Hehmann,Feuerstein, Hofent hin und Roßmann- Stuttgart.Wagner- Aalen, Neugebauer- Ludwigsburg unter andernzur Seite, während Gläser, Stetter- Stuttgart, R e i ch l e»Fellbach, S ch e p p e r l e- Göppingen, Klara Zetkin. West-m e y e r- Stuttgart, K i n k e l- Göppingen, Kri l le- Stuttgartsich für die Resolution Stuttgart-Hasloch bezw. LachermaierGmünd aussprachen. Dabei spielt die Stellung zur Budgetfrageund die Haltung der LandtagSfraktion eine große Rolle. Schließ-lich wird die Resolution Lachermaier gegen einegrößere Minderheit abgelehnt, die ResolutiouStuber gegen eine starke Minderheit ange-n o m m e n.In der Sonntagssitzung wurde der Antrag gestellt, die Ab-stimmung zu wiederholen, der Borsitzende, Genosse Dietz wies ihnjedoch als unzulässig zurück. Der Parteitag wurde sodann vonden Genossen Ebert(Parteivorstand), Müller- München(bayri-scher Landesvorstand und Dr. Wall- Straßburg(elsatz-lothringi-scher Landesvorftand) begrüßt. Dann begann die Beratung der An-träge; u. a. wurde ein Antrag, den 10 Pfennig-Wochen«b e i t r a g für das ganze Land einzuführen, abgelehnt. Es wurdevon Vertretern der kleineren Organisationen erklärt, daß er zurzeitnoch nicht durchführbar sei.Gegen eine im Lauf der Versammlung gestellte Resolution, dievon 100 Genossen unterschrieben war. und die Genosse Kopp»Gmünd begründete:„Nachdem eine weitgehende Aussprache über die Haltung der„Tagwacht" stattgefunden hat, erwartet die Landesversammlung,daß künftig die Genoffen in der Redakrion in allen parteipolitischenFragen eine parleigenössische Verständigung untereinander herbei-zuführen suchen"wendete Gen. Hildenbrand ein. daß eS ein Versuch sei. die tagS vor-her abgeschlossenen Diskussionen auf» neue zu eröffnen.Genossin Zetkin wendete sich dagegen. Die Resolution wurdesodann angenommen.Das Referat des Genossen Hildenbrand über die Reichspolitikwurde wegen vorgerückter Zeit abgesetzt.Daraus erstattete Genosse Kell ein ausführliches Referat überdie Landespolitik. Dazu wurden zwei Resolutionen eingebracht.Die erste lautete:„Die LandeSverfammlung der württembergischen Sozialdemo-kratie ist mit der von der Landtagsftaktion entwickelten Tätigkeitin vollem Umfange einverstanden und hat das Ver-trauen zu ihr, daß sie auch in Zukunft ihre Aufgaben in ge-wisseuhaster und den Interessen der Partei förderlicher Weise er-füllen wird."Die zweite Resolution hatte folgenden Wortlaut:„Die LandeSversommlung erklärt sich mit der Tätigkeit dersozialdemokratischen LandtagSfraktion im letzten Jahre ein-verstanden.Sie erwartet, daß auch in Zukunft unsere Volksvertreter demProgramm und den ParteitagSbeschlüsien getreu die Jntereffendes Proletariats rücksichtlos wahrnehmen."Genosse H i tz l e r- Heilbronn sprach für die erste Resolutton.O st e r- Stuttgart-HeSlach und West meyer- Stuttgart für diezweite, dann wurde nach heftiger Geschäftsordnungsdebatte dieDebatte geschloffen. Im Schlußwort wendete sich Genosse Keilgegen die zweite Resolutton.Die erste Resoluiion wurde dann mit 4S gegen 26 Stimmenabgelehnt, die zweite mit 4S gegen 48 Stimmen angenommen.In den Landesvorstand wurden gewählt:Sperka als Vorsitzender mit 254 Stimmen. WaSner alsSekretär 250 Stimmen, als Beisitzer Harber mitLlS, Hildenbrandmit 173. Fischer-Caiinstall mit 171, Klara Zetkin mit 164 undFiscber-Smtlgart mit 141 Stimmen. Weitere Stimmen erhielten:Hosckka 129, Bullmer 110, Remmlinger Sv und Lutz 88. Esscheiden auS dem Landesvorstand aus H o s ch k a und R e m m-l i n g e r und eS treten dafür ein Zetkin und Fischer-Cannstatt.Zum Scbluß wurden eine Shmpathieresolution fürdie finnischen Freiheitskämpfer und eine Protest-resolution gegen den Zarismus und seinegörde»rung in Deutschlang angenommen.Unser Stuttgarter Parteiblatt erinnerte uns dieser Tage daran,daß wir über die württembergische LandeSverfammlung nicht berichtethaben. ES war»nS ein Spezialbericht in Aussicht gestellt, unserKorrespondent hat aber von einer Berichterstattung vorerst Abstandgenommen, da er an den Verhandlungen selbst in stärkerem Maßebeteiligt war. Bei diesem Auszug stützen wir uns auf den Berichtder»Schwäbischen Tagwacht":Hu3 der partei*Gemrinbewahlsieg.In K o st h e i m bei Mainz wurde von der Sozialdemokratiebei der Gemeinderatswahl ein voller Sieg errungen und damitdie Mehrheit erlangt. Der Stadtrat besteht jetzt aus 8 Sozial-demokraten und 7 Bürgerlichen. DaS Zentrum Katsejne sägttliHen Sitze eingebüßt.UarteNlteraw?.Soeben erschien im Verlage von Kaden u. Co., Dresden-Alstadt:ParvuS: Die Verstaatlichung der Banken undderSozialiSmus. S2 Seiten 3°, Preis 75 Pf.(SozialistischeZeitfragen, Heft 3.)Diese Broschüre zeigt, wie leicht der Uebergang von dermodernen konzentrierten Industrie zum Sozialismus durchzu-führen wäre, und deckt die Produktionsvorteile auf, die daraus er»wachsen würden. In einem besonderen Kapitel wird„das Staats-Problem des Sozialismus" erörtert, das heißt welche Garantiendas Proletariat schaffen kann, um die Wiederkehr der Ausbeutungund der Klaffenherrschaft unmöglich zu machen. Die Gewerk-schaften erscheinen dabei unter anderem in einem neuen Lichteals geschichtliche Bildungen von großer Tragweite. In einem An-hang„ein Komplott gegen das Deutsche Reich und das deutscheVolk" wird daS Zusammenwirken der preußischen Regierung mitden Kartellen, der Zusammenhang der politischen Reaktion mit derwirtschaftlichen festgestellt und nachgewiesen, daß der Kampf derJunker um ihre Wahlrechtsprivilegien ein Kampf um ein Aus»beutungsmonopol ist.Mit dieser dritten Broschüre schließt der erste Teil beS vonParvuS unternommenen wissenschaftlichen Werkes. Die dreiBroschüren sind auch zusammengeheftet als einheitliche Broschüreunter dem gemeinsamen Titel: Sozialistische Zeitfragen zum Preisevon 1,65 M. zu beziehen._Mit»Unstimmigkeiten in ber sozialdemokratischen Zentralkaffe"beschäftigt sich eine Notiz,-die durch die bürgerliche Preffe läuft.Es ist wieder das Darlehnskonto, das den Gegnern Kopf-schmerzen macht. Die Parteikasse sei eine„Pumpstation" und eine.„Sammelstelle für Gelder, über welche keine Abrechnung gegebenfnoch mitgeteilt wird, wo sie, sich befinden, wie sie all»gelegt sind und wer sie verwalte t".Der Parteivorstand hat sich zu diesem alljährlich wiederkehren-den Gerede schon wiederholt erklärt. Auch in dem schriftlichen undmündlichen Kassenbericht an den Magdeburger Parteitag ist dasgeschehen. Es ist dort ausgeführt worden, baß unter dem DarlehnL-konto Posten laufen, die Parteiorganisationen zu besonders wich-tigen Aktionen und unseren Parteiunternehmungen bei Neuein-richtung und Betriebserweiterungen gegeben werden. Da sichunsere Parteipresse gerade in den letzten Jahren besonders starkentwickelt hat, sind freilich die Ausgaben des Darlehnskonto ge-stiegen und begreiflicherweise auch höher als die erfolgten Dar-lehnsrückzahlungen. Das ist natürlich dem reichsverbändlerischenSkribifax bekannt. Er ignoriert aber diese Tatsache, weil er sonstdie Partei nicht verdächtigen könnte. Daß das reichsverbändlerischeLangohr genaueren Aufschluß haben möchte über die Verzinsungder einzelnen Darlehne, über die Höhe des Reservefonds unddarüber, wo er sich befindet, ist aus politischen Gründen ja sehr be-greiflich. Doch darüber brauchen sich unsere Gegner die Köpfe nichtzu zerbrechen. Daß die Zinsen nicht„anderweit verbraucht werden",dafür sorgt die in unserem Organisationsstatut vorgesehene Kassen-kontrolle, wonach sogar jeder Parteitagsdelegierte Einsicht in dieKassenbücher nehmen kann.Wie wäre es übrigens, wenn der wißbegierige Reichsverbändlerzunächst mal Sorge tragen würde, daß der Reichsverband öffentlichAuskunft geben würde, wie hoch sein Reservefonds ist und jjjwelchen Papierön diese Gelder angelegt sind?Eue Industrie und ftandel.Das LiebrSgabengeschäft.DaS Getreideeinfuhrscheinshstem erfreut imneuen Erntejahr die lieben Agrarier wieder einmal in hohem Maße.Für die Zeit vom 1. August bis zum 20. Oktober d. I. gestaltetedie Ausfuhr sich folgendermaßen:1910 1909in DoppelzenterRoggen,... 2 461 706 1024 748Weizen.... 1237 148 464343Hafer..... 666 546 492 099Für Roggen ergab die Ausfuhr gegenüber der Einfuhrein Mehr von rund 1 531 000 Doppelzentnern. So wird derheimische Markt von Roggengetreide entblößt, was wieder einePreissteigerung hervorruft. Der Staat hat zudem an Zollein»nahmen nicht nur einen Ausfall, er mußte auch im neuen Ernte-jähr wieder zuzahlen! Einer Einnahme an Roggcnzoll von4 654 735 M. steht eine Ausgabe cm Roggeneinfuhrscheinen von12 368 546 M. gegenüber! Also ein reiner Verlust derReichSkasse von 7653815 M. allein bei demRoggenzolllI Da sich jetzt auch ein schwungvoller Handel mitWeizen nach Frankreich zu entwickeln begonnen hat— dort ist derschlechte Ausfall der Weizenernte stark preisstcigcrnd gewesen, sodaß zurzeit in Paris für den Weizen noch mehr gezahlt wird alsin Berlin—, so wird der deutsche Zollsäckel auch durch die Weizen-ausfuhr gründlich geschröpft. Die Verminderung derEinnahmen aus dem Weizenzoll beträgt bis jetzt schon6 864 666 M. Der Verlust an Haferzolleinnahmen ergibt für dieVergleichszeit die Summe von 3723 066 M.l! Hierbei sind dieEinfuhrscheinkosten für Roggen- und Weizenmehl noch nicht einge»rechnet. Gerade die WeizenauSfuhr nach Frankreich zeigt, wie dieAgrarier zu ramschen verstehen. Die Tonne Weizen kosteteMitte Oktober in Paris 230 M.. in Berlin„nur" 203 M. Da nunjede Tonne Weizen bei der Ausfuhr nach Frankreich noch 55 M.Einfuhrscheingeld einbringt, so lohnt die Ausfuhr nach dort. ImVorjahr betrug sie von Januar bis August ganze 501 Doppel-zentner, im laufenden Jahr aber 9382 Doppelzentner; davon ent-fallen allein 9 132 Doppelzentner auf den MonatAugust. Mit dem so verdienten Gclde in der Tasche kann manschöne patriotische Politik machcn> gegen die Arbeiter Hetzen, diemit den französischen Proletariern gemeinsam gegen die inter-nationale Lebensmittelwucherei protestieren�Betriebseinschränkung. Die österreichischen Baumwollspinnereienhaben eine Betriebseinschränkung von 25 Prozent auf die Dauereines Jahres beschlossen. Diese soll bereits am 1. November inKraft treten.Sibirische Butter. Die AnZfuhr von Butter au§ Rußland undnamentlich aus Sibirien hat in den letzten Jahre» wegen der ständighohen oder gar noch gestiegenen Preise einen außerordentlichenUmfang angenommen und belief sich im vorigen Jahre auf mehrals 56 000 Tonnen, wovon Deutschland und England den größtenTeil verbrauchten. In London wurde sibirische Butter mit enoa2 M. für das Kilogramm nottert. Ganz besonders stark ist derButterverbrauch in England, denn es hat außerdem noch von dembenachbarten Irland etwa 40 000 und auS Dänemark sogar110 000 Tonnen im vorigen Jahre erhalten. Frankreich, da« früheranch Butter ausführte, hat eS neuerdings vorgezogen, seine Pro-duktion im eigenen Laude zu verbrauchen. Das ist übrigens auchein Beweis dafür, daß die russische Butter in ausgezeichnetem Zu»stände nach England gelangt, weil ihr Preis dort nicht höher istals der, den französische Butter zu gleicher Zeit erzielt hat.