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».a». 27. 1. Keilllßt IltS Dmarts" Kerlim Kslksblatt. Hu; äer iieichsverücheruogsorcklluogz- iiommiiiio». Sitzung vom Freitag, den 28. Oktober. RrkurS in Unfallverficherungssachen. Noch der Vorlage sollte in Unfallsachen bei einer ganzen Reihe von Streitfragen die Revision an das Reichsversicherungsamt aus- geschlossen sein. Nach den Beschlüssen der Kommission tritt an die Stelle der Revision der Rekurs(Berufung) an das Reichs- Versicherungsamt. Die Sozialdemokraten beantragten, dasi diese Beschränkung der Rekurse gestrichen werde. Der Antrag wurde gegen die Stimmen der Sozialdemokraten ab- gelehnt. Unter den Streitfragen, in denen der Rekurs ausgeschlossen sein soll, tvar in der Vorlage auch die Feststellung der Entschädigung nach Aenderung der Verhältnisse angeführt. Auf Antrag der Sozial- demokraien werden diese Streitfragen gestrichen, so daß in denselben der Rekurs gestattet ist. Revision in Invaliden, und Hlntcrblicbencnvcrslcherungssachcn. Be» Ansprüchen auf Leistungen der Invaliden- und Hinter- bliebenenversicherung soll die Revision an das ReichSversicherungS- am> wiederum in vielen Streitfragen ausgeschlossen sein, wie eS schon nach dem geltenden Gesetz der Fall ist. Neu hinzugefügt sind aber in dem Entwurf die Fragen über die Höhe, Beginn und Ende der Rente aufgeführt worden. Auch hier beantragten die Sozial- d e m o k r a t e n die Streichung der Verschlechterung. Die Kon- servativen, Nationalliberalen, Liberalen und das Z e n t r u in nahmen aber die Bestimmungen des Entwurfes a n. Erschwerung deS Rekurses. Die Konservativen und Nationalliberalen be- antragten, dag in den Streitfragen über die Höhe der Rente neue Tatsachen und Beweismittel im RekurSvcrfahren nur dann berück- sichligt werden können, wenn sie ohne Verschulden der Beteiligten im voraufgegangenen Verfahren nicht geltend gemacht werden konnten. Gegen diese Verschlechterung erhoben die S o z i a l d e m o- k r a t e n entschieden Einspruch. Sie wurde aber von den Kon- servativen, Nationalliberalen und Liberalen an- genomnien. Erleichterung der Revision und deS Rekurse«. Die Sozialdem okraten hatten den Zusatz beantragt, daß dann, wenn ein Rekurs oder eine Revision zuläisig ist, die Parteien davon benachrichtigt werden müssen, unter Angabe, wie lange die Frist dafür ist. Der Antrag wurde gegen die Stimmen der So« zialdemokraten und des Polen abgelehnt. Die übrigen Bestimmungen de« 6. Büches wurden im wesent­lichen ui, verändert angenommen. Damit ist die erste Lesung des Entwurfs beendet. Es wurden noch zwei Resolutionen angenommen, die Regierungen zu ersuchen, dafür zu sorgen, daß an den Uni- versiiälen und Hochschulen mehr als bisher für den Unterricht in den Bestimmungen der Arbeiterversicherungsgesetze gesorgt wird. Nächste Sitzung am 1». November. Ber italienische Parteitag. Fünfter und letzter BerhanblungStag. Mailand , den 2S. Oktober. Der Vormittag des letzten Tages ist der Sektionsberatung gewidmet, die lediglich eine Vorbereitung für die Verhandlung im Plenum darstellt, und bei der sich das Hauptinteresse darum dreht, die Referenten für die Plenarsitzung zu ernennen. Die Arbeiten in den Sektionen haben nur unter verhältnismäßig sehr geringer Beteiligung stattgefunden. Gleichzeitig mit den Scktionssitzungen hat eine Konferenz der Rcvolutionäre stattgefunden, die vor allem über die Frage entscheiden sollte, in welcher Weise sich die revolutionäre Fraktion nach dem Kongreß organisieren solle. E? wurde aber vom Präsi­denten Zerbini zunächst die Frage zur Diskussion gestellt, ob die Revolutionären überhaupt noch weiter in der Partei bleiben sollten. Für den Austritt traten die Genossen Zerbini, Musso- lini, Belloni und Trematore ein. Sie machten dafür die folgenden Gründe geltend. Unsere Fraktion kann in der Partei nicht für ihre Grundsätze wirken. Wenn die Partei an Mitgliederzahl ab- genommen hat, so ist das weniger der Erhöhung der Beiträge an kleines feuilleton. DaS Denkmal Heinrich HcmeS. Aus Hamburg wird uns geschrieben: Nach langer Jrrtahrt hat eS seinen Platz gefunden, daS Denkmal deS großen Dichters, der sich in den Herzen des deutschen Volke? ein dauerndes Denkmol gesetzt hat Daß die äußerliche Denkmals setzung sich von allem höfischen und sonstigem offiziellen Gepräge fern hielt, ehrt den Dichter um so mehr. Seine schönen Worte:ES wächst hinieden Brot genug für alle Menschenkinder." passen nicht in die janze Richtung", die in unseren sogenannten Oberschichten herrscht. fjärle er der Patrizierherrschaft Hammonias Lobeshymnen ge- ungen oder irgend einen Hohenzollernsproß verherrlicht so wären ihm, wie so vielen Dichterlingen, schon längst Denkmäler gesetzt worden. Die Vorgeschivte und daS schlicßliche Schicksal dieses Denkmols sind bekannt. Von der Heine verehrenden Kaiserin Elisabeth von Oesterreich in dem idyllischen, jetzt Wilhelm II. ge- hörenden Korfuschloß errichtet, hat das Denkmal schließlich, von den Erben der Verlagsfirma Campe angekauft, seinen Weg nach Ham- bürg gefunden, wo eS, allerdings auf privaten, Grunde, einen würdigen Platz gefunden bat. In der die Spitaler- und die neue und schönste Straße Hamburg ?, die Mönckebergstraße. ver bindenden Barkbosspassage steht am Frettag aufgestellt das erste deutsche Denkmal HeineS. Der Senat von Hamburg hat, obgleich er nicht.mit von der Partie" war, doch so viel Toleranz bewiesen, daß er gegen die Ansitellung des steinernen .ungeratenen Lieblings der Musen" keine Einwendungen erhob. DaS in emer Nische stehende Marmordenkinal zeigt den leidenden Heine in der bekannten sitzenden Stellung. In einen Mantel gehüllt, in der einen Hand ein Manuskript, in der anderen die Feder haltend. schaut der Dichter sinnend von dem Sandsteinpostament hernieder. In diesem stehen die beiden Worte: Heinrich Heine . In der Heimat der Bauille. Das Zentrum der Vanille- aufbereilung in Mexiko ist Papantla. ein freundlicher Ort zwischen Kreidehügeln eingebettet, die ehemals mit Wald bestanden, jetzt überall gerode: sind. Bekanntlich ist die an der Rebe hängende reife, grüne Schote durchaus geruchlos. Man packt die Scholen , immer 8001000 Stück zusammen, in einen Mattenumschlag und schichtet diese Pakete in einem Backofen, dessen Temperatur bis auf 120 Grad Celsius gesteigert werden darf, auf. Hier beginnen die Schoren zu schwitzen und sich schwarz zu färben und dabei entwickelt sich der eigentümliche wohlriechende Stoff, das Vanilin. Wenn die Schoten sich vollständig gebräunt haben, werden die Pakete heraus- genommen, di- Schoten umgepackt, gelüstet und langsam und vor- sichtig in der Sonne getrocknet DaS letztere ist eine höchst schwierige Arbeit und nimmt Monate in Anspruch, den» die Reifemonate der Banilleschoten sind Dezember und' Januar, daS ist gerade die Zeit der kalten Luftströmungen, der Ausläufer der nordamerikanischen Blizzards, die hier in dem heißen Lande Kondensation des in der Luft gelösten WasserdampfcS tage- und wochenlang anhaltenden feinen Regen bringen. Die Vanille wird von den Indianern im Walde gesammelt, die genau den Zeitpunkt kennen, wann die richtige Reife eingetreten ist. Sie bringen die Schoten Handvoll und büudel- die Zentralkass« zur Last zu legen, als vielmehr der Unzufrieden­heit mit den Parteiverhältnissen und dem wachsenden Ekel vor der reformistischen Politik. So lange die Revolutionären in der Partei bleiben, müssen sie der Disziplin halber, alle ihre Windungen und Anspannungen mitmachen und verlieren dadurch jedweden Ein­fluß auf die Masse. Gegen den Vorschlag, aus der Partei au§- zutreten, sprechen Lrrda, Alleoi, Ciccotti, Lo Sardo, Alessandri, Serrati, Pittaluga und Lazzari. Alle diese Redner heben die Notwendigkeit hervor, innerhalb der Partei ein Gegengewicht gegen die Reformisten zu bilden. Es sei nicht wahr, daß die Rcvolutio- näre teilhaben an der Verantwortlichkeit für die Haltung der Reformisten. Die Erfahrung zeigt, daß alle Bewegungen, dte sich außerhalb der Partei gestellt haben, verkümmert und verdorrt sind. Alessandri wies auch auf den Rückgang der reformistischen Stimmen seit Florenz hin und auf den freilich nur geringen Zuwachs, den die revolutionäre Fraktion erfahren hat, obwohl sie unorganisiert und ohne Zusammenhalt war. Lazzari gab der Ueberzeugung Ausdruck, daß die Partei nunmehr eine Fabrik italienischer BriandS geworden sei. Aber noch sind diese BriandS nicht da. Wenn der Parteitag eine Revision der Prinzipien vor» genommen hätte, so würde er für den Austritt sein. Heute würden wir von der Masse nicht verstanden werden. Er glaubt aber, daß in der Folge die Reformisten die Parti so weit herunterbringen würden, daß wir austreten müssen. Seinen persönlichen Ekel unterdrückt er, um dem zu dienen, was er für die Interessen der Massen nötig und nützlich erachte. Serrati meint, daß die Re- volutionären zugeben müßten, daß die Reformisten zwar schlecht gearbeitet, aber doch viel mehr, als die Revolutionären an wirk- sicher Arbeit geleistet haben. Laßt ruhig die Reformisten zur Regierung gehen. Es ist gut, daß Aergernis entsteht. Laßt uns arbeiten, ich für meinen Teil verspreche Euch, die Zahl der von mir vertretenen Stimmen bis zum nächsten Kongreß zu ver- dreifachen. Schließlich wird der Vorschlag deS Austritts zurückgezogen. Darauf behandelt man die Frage, ob die Revolutionären eine Minderhcitsvertretung im Parteivorstand fordern sollen, auf die sie ein Recht haben, da sie mehr als ein Drittel aller Stimmen auf ihre Tagesordnung vereinigt haben. Man ist einstimmig dagegen. Genossin Oda Lrrda bemerkt, daß eS wichtig wäre, hervorzuheben, daß der Kongreß eine Resolution angenommen hat, die über die trage deS MinisterialiSmuS völlig schweigt, und die doch, auf rund der vorhergehenden Erklärungen der Redner, eine Be- stätigung deS MinisterialiSmuS einschließt. Die meisten Sektionen haben vor dem Parteitag antiministerielle Beschlüsse gefaßt. All den Hunderten kleiner, zerstreuter Sektionen wird nun wohl der Wortlaut der Tagesordnung, aber nicht ihr verschwiegener Sinn, bekannt werden. Rpdnerin schlägt vor, eine Erklärung in diesem Sinne der Präsidentschaft zu übergeben. Die Mehrheit beschließt aber, nur die folgende Erklärung abzugeben, ohne aus eine Würdi- gung deS Votums einzugehen, um nicht von neuem die erledigte Diskussion zu eröffnen. Diese Erklärung, die in der Plenar­sitzung deS Nachmittags von Giovanni Lerda verlesen wurde, hat folgenden Wortlaut: Die revolutionäre Fraktion der Partei erklärt nach dem Votum über die Leitsätze der politischen Aktion, in der Partei zu bleiben im Hinblick auf die Interessen des Proletariats, und um zu verhindern, daß sie zu einer Partei der Regierung und der Anpassung an das bürgerliche Milieu entarte, und erklärt weiter, ihr« Verantwortlichkeit gegenüber dem Proletariat scharf und deutlich von der der Reformisten zu trennen." Genossin Balabanoff erklärt, aus prinzipiellen Gründen diese Erklärung nicht annehmen zu können. Schließlich wird ein ständiges Komitee ernannt, das den Zu- sammenhang der revolutionären Fraktion aufrechterhalten und alles zur Gründung einer Wochenzeitung dieser Fraktion vor» bereiten soll. In diese ständige Kommission werden gewählt Gio- vanni Lerda, Francesco Eiccotti, Zerbini, Mantica und Pittaluga. ES wird festgestellt, daß 10 sozialistische Wochenblätter im Sinne der revolutionären Fraktion redigiert werden. Plenarsitzung. Nach einer längeren Diskussion über die Geschäftsordnung, zu der Cabrini, Turati, Salvcmini und viele andere das Wort nehmen, gibt Lerda die Erklärung der Revolutionäre ab und gibt gleich- zeitig bekannt, daß er sich vom Präsidium zurückgezogen habe, als Protest gegen die Parteilichkeit, mit der gestern die Beschränkung der Redezeit ausschließlich aus seine Fraktwn angewendet worden sei. weise zur Stadt und die kleinen und großen Kaufleute, unter denen sich namentlich viel Italiener �ven. kaufen sie auf und beginnen die Präparierung in der gesä,.oerten Weise. Sowie die Sonne sich blicken läßt, werden die Tragbahren mit den braunen Schoten herausgebracht und diese auf zementierten Tennen hinter oder zwischen den Häusern oder geradezu auf der Straße auf flach sseneiglen hölzernen Tennen ausgebreitet. Die ganze Stadt duftet in dieser Zeit nach Vanille. Theater. Trianon-Theater:Der heilige Hain", Lustspiel von F l e r S und C a! l l a v e t. DaS neue Erzeugnis, der durch Der König" fröhlichen Angedenkens bekannt gewordenen und seither im Eiltempo weiter produzierenden Firma, ist jedenfalls weit bester pointiert als ihr immittelbar vorher gespielter Schwank. Die Karikatur eines hohlköpfig aufgeblasenen Don JuanS, der Oberst und Hofballetlmeistcr in einer Person, mit dem un- widerstehlichcnEh arm seiner slawischen Raste" renommiert, sowie allerhand Spitzen gegen da« StaatSsekrctariat der schönen Künste und seine Ordensverleihungen, mag der Komödie in Paris die Reize aktueller Anzüglichkeit verliehen hoben. Nach Abzug solcher Attraktionen natürlich bleibt ziemlich wenig übrig, nichl mehr als bei der Durchschnitlsware des Genres. Die drolligen Einfälle reichen eben hin, um während des Spieles denVcrdruß über die gehäuften psychologisch» moralischen Unmöglichkeiten halbwegS zu paralysieren, flüchtige? Ge- läcktcr, das einen faden Nochgeschmack am Schluß zurückläßt, aus- zulösen. Eine hübsche Romanschriftstellerin selbstverständlich verfügt der Mann, ein guter Kerl, über die in Pariser Schwänken unum- gänglicken Millionen setzt es sich in den Kopf, daß ihre Poesie daö Abzeichen der Ehrenlegion verdiene, und bahnt sich einen Weg zum Ministerium der Künste, dem heiligen Hain, in dem jener Dichter- lorbeer wächst. Sie kokettiert nach Kräften mit dem dicken Staats- iekretär, und schickt auch ihren Gatten ins Feuer, der pikanten und äußerst entzündlichen Gemahlin des allmächtigen Herni die Tour zu schneiden, wobei die Tugend des Abgesandten bald in Stücke geht. Eine stumme Pantomime und ein Koslümtanz deS einflußreichen Dämchens mit ihrem früheren Liebhaber, dem Russen, hilft als Em - läge, wo es mit der Erfindung nicht recht weiter geht. Am Schlüsse gibt es sogar einige Moral. Die Heldin von der Feder erkannte, daß sie das Ordensbä.idchen mit ihres Gattin Untreue denn doch zu teuer erkauft hat. Er schwört von neuem Treue. Das Stück kam tu flottem Tempo heraus. Herr Meinhard (vom Berliner Theater) gewann der russischen Kasperlefigur in drastischer Uebertreibung stark komische Effekte ab. Junkermann spielte den schüchternen Galten. T> e d t k e den wehleidigen Staats- sekretär mit gemütlichem Humor. Auch die beiden weiblichen Rollen waren bei Julia Serba und Else Bötticher in guten Händen. dt, Humor und Satire. Wahrheit. Sensation. Pikanterien und dergleichen Dinge mehr, Es folgt dann der Bericht deS Parteivorstandes. Der Referent Ciotti sagt, daß die vorherige Diskussion ohnehin ein Urteil über den Parteivorstand einschließe, weshalb er sich begnüge, sich den eventuellen Kritikern zur Verfügung zu stellen. Den Verwaltungs- bericht gibt Genosse Rossetti. Die Zahl der Mitglieder war im Jahre 1908 43 788, im Jahre 1909 sank sie auf 28 83S. um dann wieder auf 32 198 am Vorabend des Kongresses zu steigen. Rossetti schließt, indem er deS verstorbenen Parteisekretärs, deS verdienten Genossen Luigi Mongini gedenkt, zu dessen Andenken sich der Kon» greß von den Sitzen erhebt. Zur Diskussion nimmt Gen. Lazzari das Wort, der unter anderem bedauert, daß man am ersten Mai als Inhalt der Demon- stration die Agitation für das allgemeine Wahlrecht und für die Abschaffung des Kornzolls gegeben hat, anstatt allgemeinere und höhere Ziele unserer Bewegung. Unter lebhafter Unruhe der Re- formisten beklagt er, daß der Parteivorstand sich an- einem patrio- tischen Jahrestage habe offiziell vertreten lassen. Er kritisiert dann die schwächlichen Proteste, die den acht Proletariermetzeleien der letzten zwei Jahre gefolgt sind, die widerspruchsvolle Haltung beim Zarenbesuch, und bedauert schließlich den hochfahrenden Ton, in dem der Parteisekretär Ciotti den Genossen zu schreiben pflegt. Nach weiteren kritischen Bemerkungen von Lefevrine vertritt Ciotti die Haltung des Parteivorstandes beim Zarenbesuch und be- merkt in bezua auf den patriotischen Jahrestag, daß es sich um eine Ehrung Garibaldis handelte, die den Massen am Herzen liegen mußte.(Beifall bei den Reformisten.) Gegen die Stimmen der Revolutionäre wird dann der Bericht des PartcivorstandeS vom Kongreß gebilligt. Der Bericht desAvanti" ist im Druck vorgelegt worden. Bissolati, als Chefredakteur, gibt seinem festen Entschluß Ausdruck. auf keinen Fall weiter diese Stelle zu bekleiden. In Florenz hau» delte es sich darum, denAvanti" zu retten. Heute kann ich ihn so zurückgeben, daß sein Leben gesichert ist. Ich glaube, in den zwei Jahren meiner Leitung das getan zu haben, was Ihr von mir erwarten und verlangen konntet.(Stürmischer Beifall bei den Re» formisten.) In der Diskussion moniert Bergamasco die Haltung beim Zarenbesuch. Lazzari kritisiert eingehend die Haltung desAvanti". Mit Entrüstung hebt er hervor, daß gerade in der Mainummer ein Artikel von Graziadei veröffentlicht ist, der die ideale Aufgabe der Partei in Zweifel stellt, und daß dieselbe Nummer eine Korrespon- denz erhielt, die den Zwist der Eisenbahnorganisationen zu ver- schärfen und bitterer zu gestalten suchte. Er moniert weiter, daß in der Nummer vom 14. Mai eine Rede Luzzattis als Leitartikel ohne Kommentar abgedruckt wurde. Wenn wir Euch weiter so herunterkommen lassen, ruft Lazzari aus, was werdet Ihr uns dann in Zukunft für Leirartikel bringen! Schließlich beklagt er, daß die militärkritischen Artikel heute imAvanti" ganz fehlen, daß er das Frauenstimmrecht vernachlässigt hat, und daß sein Inseratenteil der schmutzigsten und unredlichsten Spekulation offen steht. Bissolati antwortet, daß niemand von ihm glauben könne, daß er gegen das Werk des Zaren nicht denselben Abscheu empfinde, wie jeder Sozialist. Er habe sogar versucht, die Regierung zu über- zeugen, daß der Zarenbesuch den Interessen derselben Politik ent- gegen war, die eine Annäherung zwischen Rußland und Italien als Gegengewicht gegen Oesterreich anstrebte. Er sei damit nicht durchgedrungen. Uebrigens hätte er denAvanti" ganz Morgari zur Kampagne gegen den Zaren zur Verfügung gestellt. Was den Antimilitarismus betrifft, so könnte er Artikel im Herveschen Sinne nicht bringen. Zum Schluß sagt Bissolati: Ich wünsche meinem Nachfolger mehr Glück, als ich gehabt habe. Gewiß könnt Ihr einen tüchtigeren und intelligenteren Menschen finden, aber keinen, der mehr Glauben an unsere Sache hat. Ich kann skeptisch sein über die Lebensdauer der Partei als Werkzeug zur Verwirk- lichung des Sozialismus, aber ich bin überzeugt, daß niemand festeren Glauben in das notwendigste Werden des Sozialismus haben kann.(Lebhafter Beifall.) Durch Akklamation wird TrevcS zum Nachfolger in der Lei« tung desAvanti" bestimmt, behält sich aber vor, seine Entscheidung zu treffen. Da eS spät geworden ist, wird ein Vorschlag Modigliani an- genommen, der den Bericht der ParlamentSfraktiom und den deSAvanti" als durch die vorhergehende Abstim- mung über die allgemeinen Leitsätze für gebilligt ansieht. Vor Beginn der Vorstandswahl gibt Musatti im Namen der Revolutionäre die Erklärung ab, daß diese aus Achtung vor sich die beim Abonnenten ziehen, so waS ist doch kein Malör. Bei dergleichen Zeitungssitten rufen BruhnS und Liman:»Ol So was ist ja unbestritten, alle Blätter machen'S so." Ja, sogar noch mehr, man wettert vorne gegen jeneö. wa§ hinten man beinah' vergöttert (gegen bar, versteht sich daS). Ganz allein, ist einzuhalten, handeln donach ideal Blätter, die den Staat erhalten, treu und deutsch und national. Denn die Umsturzpresse ebm, ohne Gott und Vaterland. reicht uns zu dem edlen Streben wieder einmal nicht die Hand. Und man sieht eS hier auch wieder: wie auf unser Kapital pfeifen diese roten Brüder auch auf unsere Moral. _ Aranz. Notizen. Theaterchronik. Das Lesfing-Theater beginnt am Moniag. den 7. Nov. einen neuen Jbfen-ZykluS, der dreizehn moderne Werke JbfenS umfassen soll. Abonnement zu er« mäßigte» Preisen. Vorträge. Rund um Asien führt ein Bortrag, den der Prof. PH. B o ck e n h e i m e r am 2. und 4. Nov. im Wissenschaft- lichen Theater der Urania halten wird. Kinematographifche und grammophonische Vorführungen werden zur Ergänzung der Licht» bilder dienen. Neue freie Volksbühne. In der am Donnerstag abgehaltenen Generalversammlung erstattete der Vorsitzende, Dr. Eltlinger den Borstandsbericht, aus dem hervorgeht, daß die Mitgliederzahl mit Beginn des neuen VercinSjahreS wieder um 10 000 gestiegen ist und zur Zeit 48 000 beträgt. Die Zahl der Ab« teilungen ist von 40 aus 58 erhöht worden. Der im vorigen Jahre ins Leben gerufene BaufondS hat zirka eine Biertelmillion Mark erreicht, fodaß nach der einen Seite das vom Verein geplante Volks- kimsthaus als gesiwert angesehen werden kann. Weiter berichtete der Vorsitzende über die Gründe, die zur Pachtung deS Neuen Volks» Theaters geführt haben, ferner über die Beunruhigungen, die der Verein im Laufe deS JahreS durch die jüngste Zenfurverfügung und die Lustbarkeitssteuer erfahren habe, sowie über die Schritte, die in diesen Angelegenheiten unternommen worden seien. Im Ver« laufe des Abends kam eine Protestresolution gegen die LustbarkeitS« steuer zur einstimmigen Annahme.