selbst im stein Volum über sten Parlelöorstanst mchl leilnestmen werden, ebensowenig wie sie dies bei der Wahl des Chefredakteurs des„Avanti" getan haben. Die Parteivorstandsliste, die die alten Namen bestätigt und nur drei Zurücktretende durch die Genossen Vergnanini, Calda und D'Arragona ersetzt, wird darauf an- genommen. Angesichts der offenbaren Unmöglichkeit, die übrigen Themata noch zu" erledigen, begnügt man sich, als letztes die Frage der anti- klerikalen Aktion zu behandeln. Das Referat zu diesem Punkt haben wir bereits im Auszug wiedergegeben. Die Diskussion ent- zündet sich einzig um die Frage der Stellung zu den Freimaurern. Auf der einen Seite wkrd hervorgehoben, daß die Freimaurer gerade die jungen Elemente anzuziehen suchen und ihre Disziplin über die Parteidisziplin stellen. Auf der anderen Seite ist es be- kannt, daß die Freimaurer zu Anfang der sozialistischen Bewegung wirklich Verdienste erworben hatten, und daß es Logen gibt mit sozialistischem Programm. Die Diskussion, die für außeritalie- nische Verhältnisse wenig Interesse hat, wird mit großem Eifer und aroßer Erbitterung geführt, die beide noch durch die Uebermüdung verstärkt werden. Schließlich wird die Tagesordnung Merloni über die anti- klerikale Politik angenommen, deren Hauptsätze von uns schon wiedergegeben wurden, und die die Abschaffung des Garantie- gesetzeS. die Aufhebung der Klöster usw. fordert. Die Frage der Stellung zu den Freimaurern wird einem Referendum überwiesen. Man einigt sich dahin, dem Parteivorstand zu empfehlen, für die unerledigt gebliebenen Fragen einen besonderen Kongreß mit beschränkter Vertretung einzuberufen. Modigliani schließt dann den Kongreß wenige Minuten vor 10 Uhr, indem er betont, daß das gemeinsame Ziel aller Ar- beiten des Parteitages darauf gerichtet war, die Macht und Kampf- tüchtigkeit unserer Partei zu heben und spricht den Wunsch aus. daß dieses Streben sich in Wirklichkeit umsetze, auf daß die Partei und die sozialistische Bewegung gestählt und verjüngt ihren Weg fortsetzen und neue Siege erringen möge. jfugeticibetpegimg. Klerikale Jugenderziehung. Die Freie Jugend in Köln hat kürzlich eine Resolution be- schlössen und veröffentlicht, worin eS hieß;„Die Versammlung lenkt die Aufmerksamkeit der breitesten Oeffentlichkeit darauf, daß in den katholischen Jugendvereinigungen systematisch durch minder- wertige Theaterstücke» ferner durch Freibier und sonstige Förderung deS AlkoholiSmuS die Jugend großen Gefahren ausgesetzt wird." Die nämlichen Klerikalen, die vor keiner Mühe und keinem Mittel im Kampfe gegen die Freie Jugend zurückschrecken, haben auf diese schweren Anklagen kein Sterbens- wort erwidert. Ueber die himmelschreiende Erziehungsweise der Jünglingsvereine liegt allerdings ein derartiges Beweismate- rial vor, daß jedes Leugnen und Lügen aussichtslos wäre. DaS Organ der katholischen Jugendvereine, die„Wacht", liefert in ihren beiden jüngsten Nummern neues Material zu dem Kapitel der Verblödung der jungen Leute unter geist- licher Leitung. So berichtet die„Wacht" von dem Stiftungsfest des Jünglingsvereins in Bochum : Den Glanzpunkt(!) des Festes bildete das Schauspiel„Die Räuber auf Maria-Kul m". — Von dem Stiftungsfest der katholischen Jünglinge in Krefeld heißt eS:„Danach begann die Aufführung des Schauspiels:„Der Kerkermeister von Kuhnsels".— In Hickel(Westf.) wurden bei einem Fest der katholischen Jünglinge folgende Sachen gegeben:„Ein feines Quartier".„Der Mord in der Zwiebelgafse" und als Hauptstück„Vom Verräter umgarnt".— In Dresden wurden gemäß den Mitteilungen der„Wacht".Räuberhauptmann Gifthippchen" und „Zeppelin in Zwiebelsdorf"„großartig" gespielt. Also durchweg blödester Schund, jämmerlichste Rauber- und verwandte Romantlk. In Köln feierte der katholische Jünglingsverein von St. Se- verin ein Rekrutenfest. In einem auf dem Festprogramm ge- druckten Liebe findet man folgende Stelle:„Zwei Mark zwanzig kriegst Du Lohn.— Laufa schnello in Kantini,— Sa u fa v i e l o S ch a b a u i n i,*)— Fresso satto für zehn Tagi— Und verderbt nit die Magi." Es sei hier auch an die Mitteilungen erinnert, die auf dem Magdeburger Parteitag Genosse Oleon machte und wonach die Mit- glieder des dortigen katholischen Jünglingsvereins in den Fabriken «n Aachen Lose für die Ausspielung von sechs Flaschen Schnaps verkauften. Damit vergleiche man den eifrigen Kampf der Freien Jugend gegen den Alkoholismus . Angesichts all der gekennzeichneten Leistungen der unter geistlicher Leitung und Auf» !s i ch t stehenden katholischen Jünglingsvereine wagt die Zentrums- presse über Verrohung der Grotzstadtjugend zu klagen. Uebrigens kann eS bei dem„Geist", der in den klerikalen Vereinen herrscht, nicht wundernehmen, daß unsere Jugendbewegung auch in den katholischen Gebieten mächtig vorwärtsschreitet. Sericdts- Leitung. verbrecherische Anlagen? Auf der Anklagebank nahm gestern eine Fvau Platz, deren Süßere Erscheinung auf den ersten Blick erkennen läßt, daß Armut, Not und Elend ihren Lebensweg begleiten. An der Hand hält die Frau ihren etwa 8- bis 0jährigen Sohn. Dieser Junge, der mit dem Kopf kaum über die Tischkante reicht, ist der eigentliche Schuldige. Durch seine Tat ist die Mutter zu einem Eigentums- vergehen veranlaßt worden. Doch der Junge ist für den„Arm der Gerechtigkeit" nicht erreichbar. Denn er ist noch nicht in das straf- mündige Alter eingetreten. Das Gericht hat ihn herbeschieden, damit er erforderlichen Falle? als Zeuge gegen die Mutter auf- treten kann. Wer das erübrigt sich.— Die Frau gesteht weinend und jammernd ihr Vergehen ein: Der Junge hat ein Portemonnaie mit 3S0 M. gestohlen und es in der Wohnung versteckt. Die Mutter fand das Geld, sie erfuhr dessen Herkunft durch den Jungen.— Dreihundertundfünfzig Mark in blinkenden Goldstücken.— Der Glanz des Metalls übte eine zauberische Wirkung auf die arme grau aus.— Lange Zeit würde die Summe vorhalten, um die drückende Not im Haushalt zu lindern.— Die Versuchung war zu stark, die Frau erlag ihr. Sie fing an, das Geld zur Bestrei- tung des Lebensunterhalts zu verwenden.— Dreißig Mark hatte sie davon ausgegeben. Da kam die Sache heraus, und die Frau wurde der Hehlerei angeklagt. Der Vertreter der Anklage sah den Fall mit Rücksicht auf die Notlage der Frau milde an und beantragte eine Gefängnisstrafe von vier Tagen.— Das Gericht aber ging weit über den Antrag hinaus. Mit zwei Wachen Gefängnis soll es die arme Frau büßen, daß sie in ihrer Not dem gleißenden Schimmer des GoldeS nicht widerstehen konnte. Und das, wie wohl die Konstruktion einer Straftat auch starke juristische Zweifel auslöst. Weil es sich um einen verhältnismäßig hohen Geldbetrag handelte, dürfe die Strafe nicht zu milde bemessen werden, sagte der Richter. — Nach dem Inhalt der Akten trug er vor, daß der Junge in sehr raffinierter Weise den Diebstahl ausgeführt habe: Er schlich sich in einen Fleischerladen, der gerade unbeaufsichtigt war, kroch hinter den Ladentisch , zog die Lädenkasse auf und steckte ein Portemonnaie, welches darin lag. zu sich. Als er wieder vor den Ladentisch gekrochen war, hörte er, daß von hinten jemand jn den Laden kam. Schnell richtete sich der Junge auf, tat so, als .*1 Kölnischer Ausdruck für Schnaps. ob er eben den Laden betreten hätte und forderte dreist für 10 Pf. feine Leberwurst.— Er wußte nämlich, daß feine Leberwurst für 10 Pf. nicht zu haben ist, bemerkte der Richter. — Nachdem dem Jungen gesagt war, daß für 10 Pf. feine Leberwurst nicht ver- kauft werde, konnte er mit seinem Raube den Laden unbehelligt verlassen. Zweifellos ist der Junge verbrecherisch veranlagt, meinte der Richter. Gibt es überhaupt eine natürliche Veranlagung zum Ver- brechen? Wer über diese Frage nachdenkt, muß sie verneinen. Wohl ist der Mensch von der Natur mit bestimmten Anlagen versehen. die den einen mehr, den anderen weniger zur Ausübung gewisser Tätigkeiten und Verrichtungn befähigen. Ob die natürlichen Fähig- leiten zur Begehung von Verbrechen betätigt, oder ob sie zu nütz- licher Arbeit oder sonst in einwandfreier Weise ausgenutzt werden, das ist eine Sache, welche durch die Erziehung und durch die Ver- Hältnisse, in denen der Mensch aufwächst, bestimmt werden. Im vorliegenden Falle hat der Junge gewisse Fähigkeiten gezeigt, die für sein Alter ganz ungewöhnlich sind. Aber von verbrecherischen Anlagen kann man nicht sprechen, obgleich die Fähigkeiten hier— die heutige Eigentumsordnung wird als naturgemäß vorausgesetzt — in verbrecherischer Richtung betätigt wurden. Davon kann der Junge natürlich keine Vorstellung haben. Eine vernünftige Er- ziehung würde ihn gewiß zu einem nützlichen Gliede der mensch- lichen Gesellschaft machen. Wird aber der Junge vernünftig und zweckmäßig erzogen werden? DaS ist leider nicht anzunehmen. Die Mutter, welche in harter Arbeit mit der Not des Lebens zu kämpfen hat, kann das schtvierige Erziehungswerk nicht verrichten. Die offizielle Erziehung durch die Volksschule ist mangelhafte Massenarbeit, welche die individuellen Anlagen der Kinder nicht berücksichtigt. So ist zu befürchten, daß der Junge, der in Armut und Elend aufwächst, über kurz oder lang wieder versucht wird, seine besondern Fähigkeiten in einer Richtung zu betätigen, die nach der herrschenden Auffassung als verbrecherisch gilt. Dann wird er ins Gefängnis gesteckt, vielleicht auch in eine„Erziehungsanstalt", wo an dem„verbrecherisch Veranlagten".Besserungsversuche" nach Mielczyner Methode gemacht werden, und damit ist dann der Weg beschritten, welcher das Objekt derartiger„Besserungsversuche" rettungslos in den Wgrund führt. So züchtet die bürgerliche Ge- sellschaft Verbrecher. Dr. Breitscheid wider Pfemfert . In der Freitagsnummer berichteten wir über die Abweisung der von Dr. Breitscheid gegen den Redakteur Pfemfert angestellten Beleidigungsklage. In der Urteilsbegründung stellte das Gericht fest, daß dem Beklagten der Wahrheitsbeweis zum Teil gelungen ist und daß in dem Ausdruck„böswillige Verleumdung" keine Be» lcidigung liegt, weil der Beklagte diesen Ausdruck zur Wahr- nehmung berechtigter Interessen und in gutem Glauben ange- wendet hat. Der Schreib- oder Druckfehlerteufel ließ in unserem Bericht den Kläger berechtigte Interessen wahrnehmen und ließ diesem guten Glauben zusprechen. DaS zu tun, lag für das Ge- richt keine Veranlassung vor. Zuschriften aus Leserkreisen lassen erkennen, daß sie das Teufelswerk schon selbst korrigiert haben. Um irrign Auslegungen die Tür zu schließen, sei aber auch aus- drücklich die zutreffende Urteilsbegründung vorstehend wieder» gegeben. Ein Polizeireinfall in Oberschlesien . Der Kampf gegen daS Reichsvereinsgesetz wird von der Polizei in Oberschlesien besonders eifrig geführt. Die Polizei erlebt dabei naturgemäß recht viel Reinfälle. Der Staat ist bei diesen Aktionen gegen die Arbeiterbewegung immer der leidtragende Teil. Denn er muß in der Regel die Kosten der Prozesse bezahlen. Im August vorigen Jahres wurde in Mikultschlltz ein pol- nischer Verein, der P. P. S., gegründet. Dieser sowie die beiden Vorstandsmitglieder Liß und PodemSki wurden der Polizei an- gezeigt. Damit begnügte sich die Polizei aber nicht, sie wollte die Namen aller Mitglieder wissen. Da diese sellbswevständlich nicht angegeben wurden, erhielt Genosse Podemski deshalb eine zwei- malige Vorladung vor den Ermittelungsrichter, der, als der Zweck der Vorladung nicht erreicht wurde, mit ZwangSmaßregeln drohte. Daraufhin wurde in der Wohnung des Genossen Podemski eine beinahe sechsstündige Haussuchung abgehalten, allerdings ohne zu dem gewünschten Ziele zu gelangen. Auf die Beschwerde PodemskiS erwiderte daS Landgericht, daß die Maßnahmen der Polizei „gesetzlich" seien. Nach Jahresfrist kam eS zum Prozeß gegen PodemSki und noch zwei andere Genossen, weil sie ein„öffentliche" Versammlung abgehalten hätten, die nicht angemeldet worden sei. In Wirklichkeit aber war es eine Mitgliederversammlung. Die Riesenarbeit dev Polizei, Belastungsmaterial herbeizuschaffen, wurde durch den Prozeß als nutzlos weithin illustriert. Denn alle Angeklagten wurden auf Kosten der Staatskasse freigesprochen. Und solche Prozesse werden in Oberschlesien sehr häufig geführt. Die Politik der Nadelstiche feiert dort Triumphe trotz der von Bethmann Hollweg seinen Beamten angeratenen„loyalen" Hand- habung des Reichsvereinsgesetzes. Warum macht der Fiskus nicht endlich die Polizei für die durch solche Prozesse entstehenden Kosten verantwortlich? Eine gefühlvolle Einladung. Bei Gelegenheit des Besuchs Wilhelms II. in Posen stand der Kriegerverein Pamintkow bei der Rückkehr des Kaisers von einer militärischen Uebung auf dem dortigen Bahnhos Spalier. Als der Müller M i e s k i w i z das von seiner Mühle aus sah, ging er zu den spalierbildenden Kriegern, stellte sich in deren Nähe auf. entblößte sein Gesäß und zeigte den Kriegervereinlern längere Zert seine Hinterfront. Diese Einladung brachte dem guten Mann, der zur Zeit der Eulenburger und Lynarer bei den Potsdamern ge- standen haben mag, vom Schöffengericht Posen eine Geldstrafe von 15 M. ein._ Eine Brillantendicbstahlaffäre, bei welcher der Sohn einer sehr angesehenen Familie aus Berlin -W. eine sehr üble Rolle spielt, beschäftigte die 1. Strafkammer des Landgerichts II. Wegen Diebstahls und Beiseiteschaffung von unter amtlichen Verschluß gelegten Sachen mußte sich der Student der Medizin Bakelt vor dem Strafrichter verantworten.— Eines Nachts sah in dem Lindenkasino ein eleganter junger Mann, der sich offensichtlich bemühte, die Aufmerksamkeit einer am Nebentisch sitzenden jungen Dame zu erregen. Es war dies eine in Kreisen der Lebcwelt sehr bekannte Schöne mit dem Vornamen Linda, die owohl wegen ihrer stets eleganten Kleidung wie auch wegen ihrer ehr kostbaren Brillantohrringe sich eines gewissen Ruhmes er- freute. Die Brillantohrringe waren ein„Souvenir", welches sie von einem russischen Fürsten erhalten hatte.— Zwischen der „schönen Linda" und ihrem Verehrer war auch bald die Bekannt- schaft angeknüpft, die dann zu einem Rendezvous in dem w«tolichen Boudoir führte. Am nächsten Morgen stürzte Fräulein Linda mit schreckensbleichem Gesicht in das zuständige Polizeibureau und machte Mitteilung davon, daß ihr in der Nacht von einem Herrn, der sich„Felix von Alten-Bockum" genannt habe, zwei wertvolle Brillanten gestohlen worden seien. Sie gab eine genaue Beschrei- bung des angeblichen„von Alten-Bockum" und überreichte der Kri- BÜnalpolizet einen auf zartrosa Papier geschriebenen Brjef. welcher ebenfalls mit dem Namen„Felix von Alken-Vockum" unkerzeichnel war. Als besonderes Kennzeichen gab sie ferner noch an, daß der Täter einen eigenartig geformten Schlangenring getragen habe. Die Kriminalpolizei setzte alle Hebel in Bewegung, den Dieb zu ermitteln, jedoch ohne jeden Erfolg. Nach Verlauf mehrerer Monate ereignete sich eines Nachts in einem bekannten Nachtlokal folgende Szene. Fräulein Linda stürzte plötzlich auf einen ele- ganten jungen Mann zu und beschuldigte ihn des Diebstahls an den Brillanten. Nach einer höchst erregten Auseinandersetzung mußte dann die ganze Gesellschaft den Weg zu der nächsten Polizei- wache antreten. Hier entstand eine nicht geringe Ileberraschung, als sich der des Diebstahls Bezichtigte als Student der Medizin be- zeichnete und behauptete, daß sein Bruder höherer Justizbeamter in Berlin sei und sein Vetter einen hohen Posten bei der Regierung bekleidete. Es ergab sich, daß diese Angaben tatsächlich richtig waren. Der Festgenommene leugnete mit aller Entschiedenheit, der Täter zu sein und behauptete, das Opfer einer Personenver- wechselung geworden zu sein. Eine in seiner Wohnung vorgenom» mene Haussuchung erbrachte jedoch erdrückende Beweise gegen ihn. Es wurden nämlich außer dem auffälligen Schlangenring und dem rosa Briefpapier mit dem Namen„Felix von Alten-Bockum" auch zwei lose Brillanten vorgefunden, welche die Bestohlene als ihr Eigentum reklamierte. B. selbst behauptete, daß diese Steine sein Eigentum wären, gab aber über ihre Herkunft eine recht eigentüm- liche Auskunft. Den einen Brillanten wollte er von einem Eng- länder aus Dankbarkeit dafür erhalten haben, daß er ihn aus einer Gletscherspalte in der Schweiz errettet habe, den zweiten Stein wollte er von einem Kellner in Chamonix gekaust haben.— Trotz dieser erdrückenden Beweismittel leugnete B. immer noch, der Dieb zu sein. Schließlich wurde auch noch der gerichtliche Schreib- sachverständige, Rechnungsrat Dropolin herangezogen, der begutachtete, daß der an die Bestohlene gerichtete Brief unzweifelhaft von der Hand des Angeklagten herrühre.— Nach einer längeren, unter Ausschluß der Oeffentlichkeit geführten Verhandlung kam das Gericht zu der Ueberzeugung, daß der Angeklagte der Täter sei, zumal er auch die bei ihm beschlagnahmten rosa Briefbogen beiseite geschafft habe. Das Urteil lautete auf ö Monate und 1 Woche Ge- fängnis._ Klus der frauenbewegung. Der Berein der Frauen und Mädchen der arbeitenden Klasse hat auch am letzten Dienstag feine Führungen wieder auf» genommen. Pünktlich um Uhr hatten sich am Bahnhof Tier- garten etwa 30 Frauen versammelt, die sich die Königliche Por- zellanmanufaktur ansehen wollten. Gar bald zeigte es sich, wie notwendig es war, den Frauen einmal die Herstellung des Por- zellans, mit dem sie täglich umgehen, vom ersten Anfang bis zum gebrauchsfertigen Stücke zu zeigen. Unser Führer mußte wohl schon daran gewöhnt sein, so unkundigen Besuch zu empfangen, denn er erklärte uns die Fabrikation des Porzellans auf daS Ausführ- lichste. Die Aufmerksamkeit seiner Hörerinnen und die verwunder» ten Ausrufe, wenn sie einen neuen Arbeitssaal betraten, bezeugen wohl am besten daS Interesse, das unsere Frauen an den Tag legten. Wir alle gingen recht befriedigt von bannen und erkundigten uns beim Fortgehen schon danach, wann die nächste Besichtigung staltfinde, und wohin es ginge. Es ist äußerst dankenwert, daß der Berliner Frauen- und Mädchenberein der arbeitenden Klasse sich nicht nur darauf be- schränkt, Vorträge halten zu lassen, sondern daß er sich auch be- müht, seinen Mitgliedern Dinge zu zeigen, die sie sonst wohl kaum zu sehen Gelegenheit hätten. Unter anderem war der Verein schon mehrmals im Er- ziehungsheim„Urban" in Zehlendorf : DienStag in acht Tagen geht es in das Säuglingsheim in der Kürassierstraße. Für diejenigen Frauen, die in der Woche beschäftigt sind, finden Extrabesichti- gungen am Sonntagvormittag statt. Wie lohnend und überaus lehrreich diese Besichtigungen für unsere Frauen und Mädchen sind, erfuhr ich neulich aus dem Munde einer Arbeiterin, die zu mir sagte: Bei einer Besichtigung lernt sich mehr als in 100 Vorträgen. Wir wünschen dem Vereine eine große Verbreitung, damit viele Frauen und Mädchen der arbeitenden Klasse seine Tätigkeit mitgenießen können. Die Charlottenburger Kinderschutzkommission hatte am Donnerstag, den 27. Oktober, eine Sitzung abgehalten, zu der außer den Helferinnen auch die Gruppenführer und andere Interessenten erschienen waren. Dieser erste Versuch einer erweiterten Sitzung ist als gelungen zu bezeichnen. Die Anregungen unserer Gruppen» führer fanden viel Beifall, und wir erhoffen durch daS engere Zu» sammenarbeiten mit unseren Gruppenführern eine Ausbreitung unseres Arbeitsgebiets. Die große Arbeit der Kinderschutzkom- Mission ist ja überhaupt nur zu bewältigen, wenn Hilfskräfte in ausreichender Zahl vorhanden sind. Leseabende. Spandau . Der Leseabend der Frauen findet am DienStag, den 1. November, abends 8'/, Uhr bei Fritz Bühle, Havel - ftraße 20 statt. Friedenau . Montag, den 31. Oktober, 8Vg Ufr, im Lokal von Stein, Rönnebergstratze 8: Vortrag der Genossin Schulte über: „Sozialismus und Religion". Weißciisee. Montag, den 31. Oktober. 3V, Uhr beim Gen. Pcukert Vortrag. AhlerS-Berlin :.Der Sozialismus eine geschichtliche Notwendigkeit". Zehlcadorf(Wannseebahn ). Mittwoch, den 2. November bei Benno Mickley. Potsdamer Straße : Vortrag. Gäste stets angenehm. Baumschnlenweg. Am 31. d. M., 1li9 Uhr bei Erbe, Baumschulen- straße 14 Vortrag. Genossin Friedländer:.Die Königin Luise als»Vorbild" der deutschen Frauen". Bersammlnngeu— Veranstaltungen. Berlin . Dienstag, den 1. November. 8 Uhr, ö Volksversammlungen in folgenden Lokalen: Borgmann, Andreas Straße 21; Litfin, Memeler Straße 07; Prachtsäle des Ostens, Frankfurter Allee ; Elysium, Landsberger Allee : Graumann, Nauuynstr.; Drachen- bürg, Schlcsi'che Brücke. Referenten sind die Genossinnen: Ihrer. Tictz, Wehl, Wurm, Wulff und Zietz. Verein für Frauen und Mädchen der Arbeiterklasse. Mittwoch, den 2. November, abends Uhr, im„Englischen Garten ", Alexanderstr. 27c. Vortrag:„Aus dem öffentlichen Leben Amerikas ". Referent: Max Schippe!. Gäste, auch Männer, willkommen. Am 8. November: Besichtigung des Kinderasyls Kürasfie»�»:. 22. Treffpunkt?43 Uhr Ecke Oranien- und Kürassierstraße.(Nur für Mitglieder und nächste Angehörige.), Reinickendorf-Ost. Dienstag, am 1. November, 8 Uhr im.Schützen- Haus", Residenzstr. 1/2 öffentliche Frauenversamm- l u n g. Tagesordnung:„Die Fleischnot und die Kaiserreden". Referentin: Genossin Regina Friedländer. Schönciche und Umgegend. Sonntag, den 30. Oktober, nachmittags 2'/z Uhr in Fichtenau , GesellschastShauS(Hannemann). TageS- ordnung: Junkerpolitik. Kaiierreden und die Meinung der Frauen. Referentin: Frau Frida Wnlff-Berlin . Tegel . Montag, den 31. Oktober, 8>/z Uhr, in W. TrappS Festfälen. Bahnhofstr, 1 öffentliche Frauenversammlung. Vortrag. Genossin Frida Wulff-Berlin :.Junkerpolitik, Kaiserreden und die Biet» nung der Frauen."_ «mrltwer Dtar«ber«ch» der Södttlcheu MarNdallen.Dtr--ton aber den«rohdandet in den Zenwal-Marttballen. Marktlage- Fletlch: Zufuhr schwach, Getcki-tll ruhig. Preise unverändert. W t I d- gusubr ge- nägend. Geichäst lebhaft, Preise fest. G e i I ü g e l- Zufuhr m Gäusen reichlich, sonst lnapp, Geichäft nicht lebhaft genug. Preise fest. F i f ch e: Zuiuhr reichlich, Geichäjt schleppend, Preise nachgebend. Butter und Käse: Geschäft ruhig. Preiie unverändert,«einüle. Ob» und S ü d s r ü ch,«- Zufuhr aenügend, Gefchäft etwas lebhafter, doch Bestände nicht geräumt, Preis« wenig verändert.
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