Laimrch, daß See Mgeklagte schon früher zehnmal vergessen habe. Geldstrafen zu zahlen und dann immer nickt anzutreffen gewesen sei, wenn er zur Verbüßung der Freiheitsstrafe abgeholt werden sollte. Einen Auftrag, das Geld in Empfang zu nehmen, habe er nicht gehabt.— Ein zweiter Zeuge, Aaufnionn Saune, wußte von dem ganzen Vorgang nichts weiter, als daß eS auf dem Korridor der Zubcilschcn Wohnung sehr laut nwr.— Der Schutzmann Wille war somit der einzige Zenge. auf dessen Aussage sich die Anklage wegen Beleidigung stützfe. Daß sich dieser Zeuge, der doch an der augenscheinlich sehr erregten Auseinandersetzumi mit Zubeil beteiligt war, geirrt haben könne, schien das Gericht nicht zu erwägen. Es erklärte vielmehr das Zeugnis des Schutz- tnanns als durchaus glaubwürdig, hob auch hervor, daß der An- geklagte schon oft, auch wegen ähnlicher Delikte vorbestraft ist, und verurteilte ihn zu löv Mark. Schuld an der Szene, wenn sie, wie der Zeuge schilderte, sich abgespielt hat, trifft den Beamten, der es unterlassen hat, den Schutzmann dahin zu instruieren, daß er zunächst die Zahlung zu fordern und erst im llnvermögensfall die Verhaftung vorzu- nehmen habe. Durch die irrige Instruktion oder ihre irrige Auf- fassung ist offensichtlich der ganze Trubel wegen der 5 M. entstanden.,_ 5 Jahre Gefängnis gegen ein Kind! Eine ungeheuerliche Strafe verhängte am 8. November die Etolper Strafkammer über den 14 Jahre alten Fürsorgezögling Otto Müller aus Stolp . Aus Furcht vor körperlicher Züchtigung entlief er mit dem 15 Jahre alten Zögling Otto Görs ans dem Stolper Nettungöhause. Bettelnd gelangten beide nach Stolp - münde, wo sie Kleider entwendeten, um ihre Anstaltskleidung zu vertauschen, llnd um nun nicht wieder in die gastlichen Räume des Rettungshauses zurückzukehren, steckten sie eine mit Korn gefüllte Scheune in Brand, wodurch der Besitzer einen Schaden von 6200 M. erlitt. Beide Angeklagten sind geständig und werden Görs zu sechs Monate Gefängnis, Müller dagegen, der bereits einmal mit sechs Monaten Gefängnis wegen Brandstiftung vorbestraft war. zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Beide sollen wiederum der Fürsorge überwiesen werden. Der Fall zeigt wieder mal drastisch und erschütternd, wie die zur„Fürsorge" getroffenen Einrichtungen das Gegenteil ihrer Ab- ficht erreichen und erreichen müssen, weil sie nicht die Ursachen, ins- besondere nicht die sozialen Ursachen der Verbrechen beseitigen, vielmehr häusig zu Verbrechen geradezu zu erziehen geeignet sind. Die Gesellschaft zeigt durch solch drakonische Urteile lediglich, daß sie gegen die Verbrechen hilflos ist, weil die Verbrechen im letzten Grunde so viele Ursachen haben, die in der Gesellschaftsordnung be- gründet sind. Es gilt heute schroffer als zur Zeit Ouetelets der Satz: Erst züchtet die Gesellschaft durch die Mangelhaftigkeit ihrer sozialen Ordnung Verbrechen, und dann bestraft sie wegen dieser Verbrechen den, der doch nur ein Opfer eben dieser Gesellschafts- ordnung ist. Erpressung. Zu derselben Zeit, wo in Moabit darüber verhandelt wird, ob versuchte oder vollendete Erpressung seitens der„Wahrheit" vor- liegt, hat das Reichsgericht wieder eins jener Juristenurteile be- stätigt, die in der Ankündigung eines Boykotts eine Erpressung er- blicken. Die Verhängung eines Boykotts ist gestattet— und doch soll die Ankündigung eines Boykotts, also der Versuch friedlicher Einigung, Erpressung sein! Bekanntlich hat selbst die Reichsregie- rung anerkannt, daß diese formal-juristische Judikatur zu unge- wollten Ergebnissen auf dem Gebiet des gewerkschaftlichen Kampfes führt. Der Sachverhalt in dem am Freitag vom Reichsgericht ent- schiedcnen Prozeß ist folgender: Wegen versuchter Erpressung sind am 30. Juni vom Landgericht Glogau der Tabakarbeiter Neinschiisscl und der Gewerkschaftsbeamte Element aus Breslau verurteilt worden. R. war bei dem Tabak- fabrikanten T. in Glogau Fabrikarbeiter und nach Einführung der neuen Steuer Heimarbeiter. Anfangs war nach dem Urteil R. mit dem Lohne zufrieden, später verlangte er mehr und Anerkennung des Tarifs. Als T. erklärte, er könne nicht mehr geben, antwortete R., er habe den Tabakarbeiterverband hinter sich. Auf T.s Veranlassung kam Clement, um mit ihm zu verhandeln. Es wurde nun festgestellt, daß R. schon mehr bekomme, als der Tarif verlangt. Da R» wie es im Urteile heißt, die Arbeiter gegen T. aufreizte, entließ ihn T. R. verklagte T. wegen sofortiger Entlassung, und T. beschäftigte ihn darauf noch einige Zeit. Später verlangte R. von T., daß er ihn noch länger beschäftige. T. verbot ihm sein Haus. R. ließ nun wieder El. aus Breslau kommen, und beide betraten den Laden des T. Dieser verbot dem R. sofort und wiederholt den Laden, verhandelte aber mit Cl. Da T. sich weigerte, R. wieder einzustellen, sagte El.:„Wenn Sie R. nicht einstellen, werden Sie boykottiert!" und verließ den Laden, als T. ihn darauf zum Ver- lassen des Lokals aufforderte.— Gegen das Urteil hatte nur Cl. Revision eingelegt. Er führte zu seiner Rechtfertigung an, daß er T. nur zur Aufrcchterhaltung des Tarifvertrags anhalten wollte. -- Das Reichsgericht verwarf die Revision als unbegründet. Der genannt zu werden". Und noch auf der Höhe feines Ruhmes warb er für dies Buch,„welches ich einmal mit meinem Herzblute im Interesse der leidenden Menschheit geschrieben habe. Ich halte es für mein bestes". Ein andermal schrieb er Freunden:„Dat is en düstern Gast mit swartc, kruse Hör un glupsche Ogen, un wenn de anncrn Gören um mi rümmer jachem un lachen, denn steiht hei för sick allein in de Eck un kickt in dat lustige Kinnerspill, aS wull hei seggen:„Wat? Ii lacht, un ick müggt weinen"! Denn gah ick nah em ranne un scgg un strik em äwer dat kruse Hör: „Lat!— Lat sei lachen!— Un mit Di Wardt ok woll mal beter. — Du fiiist doch min Best!— Du büst min leiw„Kein Hüsung"!" DaS Publikum teilte nicht die Liebe seines Dichters. Zuerst kam das politische Pamphlet. Ein Schweriner Blatt nannte das EpoS ein Schandlibell, gottlos, aller menschlichen und göttlichen Autorität hohnsprechend, einen niederträchtigen Mißbrauch der Preßfreiheit. ES folgte die ä st h e t i s ch e Kritik, die an dem Krassen, Kriminellen der Handlung, die nicht in seelischer EntWicke- lung erwachse, vor allem an dem redselig verflachenden Schluß An. stoß nahm. Die Dichtung, gegen die sich die Gegenwart sträubte, wird in die Zukunft eingehen. Das Bürgertum gab ihr selbst keine Hau- sung, sie hat sie im Proletariat gefunden. Die Größe Reuters blieb unverstanden bei all den Millionen seiner Käufer und Hörer im Bürgertum. Das Proletariat aber reicht gerade diesem Werke, dem düsteren leidenschaftlichen Lied von der Rache des Unter- drückten den Kranz. An Haß und Härte ist die Gewalt dieser sozialen Dichtung im deutschen Schrifttum niemals übertroffen, auch nicht erreicht worden. Hier ist Fritz Reuter durchaus nicht sonnig, gemütvoll. Alles ist schroff und unerbittlich. Der Knecht, der den Junker mit der Mistgabel erschlug, weil er ihm kraft seines Rechtes die Hüsung, die Wohnung, und damit die Möglichkeit der Ehe verweigerte, der Mörder, der dem Galgen nach Aincrika ent- rönnen ist, kehrt nach Jahren unbekehrt zurück, bereit, noch einmal die Tat zu begehen, wenn ihm der Schurke wieder entgegenträte. Gerade dieser Schluß, der so viel angefochten ist, wo ohne Aus- gleich der Mörder von dem in fromm-patriarchalischen Liwschau- ungen versponnenen alten Knecht Abschied nimmt und mit seinem Sohn, ein trotzig Unbehauster, ins Land der Freiheit zieht, läßt das Werk in revolutionärer Kühnheii verglühen. Hier hat Fritz Reuter auch der Revolution von 1848 und ihrer Vernichtung ein ernstes Denkmal gesetzt. Das Rlattdeutsch in diesen tieftönigen Versen ist wie mit dem Boden verwachsen, es nimmt die Farbe der Dinge an, die eS darstellt. Diese Verse wühlen und wälzen, wenn sie das unentrinn- bare Schicksal der sozialen Knechtschaft malen; sie stöhnen und klagen mit den leidenden Menschen; sie bäumen sich in rasendem Haß auf; sie zücken die sensenscharfen Epigramme auf den Wahn- ArheltSöerkrag sei beendet gewesen, daher habe T. nicht mehr zur Einhaltung desselben angehalten werden können. Cl. wollte unter Drohungen dem R. eine neue Arbeitsgelegenheit verschaffen; hier- auf stand ihm ein rechtlicher Anspruch nicht zu. Deshalb liege Erpressungsversuch vor!_ Hus aller Älelt. Der Hufrubr der IttngUngs vereinler von Biblis . Die katholische Hetzpresse leistet in trauter llebereinstimmimg mit den agrarischen Scharstnachcrblältern in letzter Zeit daS menichen- mögliche in der Ausmalung der„fürchterlichen Revolutionen" in Moabit und aus dem W e d d i n g. Wohl aus dem Grunde bleibt in der Zcntrumspresse kein Raum übrig, um über einen Ausruhr im eigenen Lager zu berichten. Einen Auiruhr, der sich gegen einen katholischen Pfarrer in Biblis in Hessen richtete und schließlich zu einer Klage gegen zehn der frommen Gemeilidemitglieder wegen Beleidigung des Pfarrers führte. In dem hessischen Dorfe Biblis amtiert der katholische Pfarrer Thomas, dem als Amtsbruder der Kaplan Kriegs» heim zugeteilt war. Bald glaubte Pfarrer ThomaS den wenig christlichen Lebenswandel seines Kaplans nicht" mehr mit an- sehen zu können und erstattete Anzeige bei der vor- gesetzten bischöflichen Behörde. Schließlich wurde auch der Bruder Lustig„zur Besserung" in ein Kloster ge- steckt; vorher jedoch wurde der Anhang Kriegsheims. Mit- glieder deS katholischen Jünglingsvereins, durch ihn gegen Pfarrer ThomaS aufgehetzt. Es kam zu Straßenskandaten. dem Pfarrer wurden die Fensterscheiben eingeworfen, er wurde bedroht und dergleichen mehr. Die Jünglingsvereinlcr feierten ihren Knegshcin, als Helden und erklärten, daß sie ihn im Falle der Versetzung mit Gewalt zurückholen würden. llnd sie hatten auch alle Veranlassung, auf ihren geistlichen Leiter stolz zu sein. In der Gerichtsverhandlung, die in der letzten Woche vor der Strafkammer in Darmstadt stattfand, kamen über den katholischen Kaplan unter anderem folgende erbauliche Dinge zum Borschein: Im Jahre 1008 zum Priester geweiht. wurde er bereits 1004 disziplinarisch bestraft, weil er seit seiner Studienzeit mit einem Mädchen intime B e- ziehungen unterhielt. Er ü bernachtete mit ihr in Hotels. ließ sie zu sich in seine Gemeinde koinmen und gebrauchte sie in ö f f e n t l i ch e n A n l a g e n und i m W a l d e. Als sich das Mädchen von ihm abwenden wollte, drohte er es mit Er« schießen, was verständlich wird, wenn man erfährt, daß der Seelenhirte im Laufe des Verkehrs dem Mädchen 6—7000 Mark abknöpfte. Auch später mußte KriegSheim wiederholt strafversetzt werden, weil er allerhand Streiche beging. 1007 wurde ein neues Disziplinarverfahren gegen ihn eröffnet, weil er seine intimen Beziehungen zu dem Mädchen weiter auf« rechterhalten hatte. 1008 kam der geistliche Herr nach Biblis . Dort trat er bald mit einer Lehrerin Anna K in nähere Beziehungen. Er hielt mit ihr in ihrer Stube stundenlang Andachtsübungen ab. sonderbarerweise stets, wenn die Mutter der Lehrerin nicht zu Hause war. Die Mutter überraschte die beiden einmal auf dem Sofa wie sie sich herzten und küßten. Wie die Mutter später zu einem Apotheker sagte, lasse der Kaplan nicht von ihrer Tochter»nd diese nicht von ihm. Des Kaplan« Devise sei:„Einzig Dein!" Wenn der Kaplan erst«ine Pfarre habe, würde ihre Tochter als Haushälterin zu ihm ziehen. Den Schwächen der anderen Leute gegenüber war der geistliche Herr sehr sittenstreng. Als zwei erwachsene Kinder angesehener Bürger des Ortes bei einer GroßherzogSgeburtStagS- f e i e r in einem Festspiel eine Kußszene darstellten, erregte daS so starke sittliche Bedenken in dem Kaplan, daß er im B e i ch t st u h l zu einem anderen jungen Mädchen erklärte, daS Mädchen aus der Kußszene sei eine Rotznase und habe sich von einem Saukerl küssen lassen. Ueber seine christliche Heerde äußerte er einmal:„Die Bibliser huren wie die Steinesel.' Schließlich bedrohte er den Pfarrer Thomas vor seiner Strafversetzung mit den Worten:„Ich iverde hauen, daß die Stücken fliegen. Mein Weggang von hier geht nur über Ihre Leiche." Er begeisterte durch seinen frommen Lebenswandel die Jünglingsvereinler so, daß in der Nacht, alS er feine Sachen aus Biblis holte, der Pfarrer Thomas durch ein Steinbombardement auf fein HauS gefährdet wurde, daß im Pfarrhaus und in der Kirche die Scheiben eingeschlagen wurden. Im Termine wurde die Oeffentlichkeit ausgeschlossen. Die Verhandlung endete schließlich damit, daß der Pfarrer den sinn der sozialen Ordnung; sie plaudern behaglich mit schlichter Menschengüte, sie singen mit den Vögeln, sie flattern mit den Sommerfäden, sie lassen alles Getier sprechen; sie strömen Mond - schein, sie brausen im Sturm, sie lodern in Flammen, und sie betten auch die arme irre Selbstmörderin in lichten tanzenden Träumen zur stillen Ruhe des SeeS. Dem Dichter von„Kein Hüsung" gewährt daS Proletariat in dem Volkshaus seiner Kunst eine unverlierbare Heimstätte und Heimat._ K. E. Kleines feuilleton. Ein Brief von Leo Tolstoi über den Galgen. Neulich hat Leo Tolstoi wiederum eine Gelegenheit ergriffen, um seinen Ab- scheu gegen die Todesstrafe kundzutun. Der bekannte Professor MalinowSky hatte ihm nämlich sein neues Werk„Blutrache und Todesstrafe" zugeschickt, worauf Tolstoi ihm also schrieb:„Vom Herzen danke ich Ihnen für Ihr Buch. Ich habe es zwar noch nicht ganz durchgelesen, aber schon bei flüchtiger Durchsicht daran meine Freude gehabt. Denn ich erkannte seine große Bedeutung kür die Befreiung unserer Gesellschaft und unseres Volkes von oer schrecklichen Hypnose. Tritt doch darin einerseits wiederum die den Massen imponierende Autorität der Wissenschaft in den Vordergrund, andererseits muß daS im Buch so stark zum Ausdruck kommende Gefühl der Entrüstung gegen das Böse für das BefreiungSstreben von außerordentlicher Wirkungskraft sein. Solche Bücher vermögen, wie ich jüngst im Spaß zu meinem jungen Freunde Bulgakow sagte, etwas zu erreichen, was mir unmöglich schien, nämlich mich mit der offiziellen Wissenschaft auszusöhnen. Hätte ich es vor sechzig Jahren glauben können, daß der Galgen nach einem halben Jahrhundert bei uns in Ruß. land zur Normalerscheinung werden würde, daß sich noch„Ge- bildete" und„Gelehrte" finden könnten, die seinen Nutzen be- weisen würden? Wie jedes Uebel jedoch unbedingt sein Gutes zur Folge hat, so ist es auch hier. Wenn nicht die letzten Schreckens- jähre gewesen wären, so gäbe es auch nicht die glühenden Un- Willensäußerungen gegen die Todesstrafe, gäbe es nicht all jene ethischen wie religiösen Begründungen, die in so einleuchtender Weise das Verbrecherische und das Unsinnige der Todesstrafe bloßlegen, daß man an die Möglichkeit ihrer weiteren Anwendung kaum glauben möchte... Leider werden die Hoffnungen Tolstois durch die Tatsachen noch immer zuschanden gemacht. Eine Zusammenstellung der Zahlen für die Anwendung der Todesstrafe während der Zeit vom 17. Oktober 1002 bis zum 17. Oktober 1910 hat ergeben, daß in Rußland , abgesehen von den willkürlichen Beruhigungsmassakers, Strafantrag zurücknahm, die Angeklagten leisteten ihm Abbitte» well sie sich davon überzeugten, daß der Kaplan KriegSheim sie an derRaseherumgeführthatte. und übernahmen die Kosten deS Verfahrens. Hoffentlich finden die Zentrumsblätter, die in den höchsten Tönen des Entsetzens über den sozialdemokratischen Aufruhr in Berlin zetern, und noch gesetzlicher Knebelung der Arbeiterschaft schreien, nachträglich auch noch einige Worte der Entrüstung über den Aufruhr der katholischen Jünglingsvereinler in Biblis . Grostfeuer im Jrrenhaufe. In dem Jrrenasyl bei Brandon(Ver. Staaten von Nordamerika ), das 600 Insassen beherbergte, kam gestern ein Brand aus. bei dem sich furchtbare Szenen abspielten. DaS schnell um sich greifende Feuer hat eine Anzahl Kranker ge» tötet. Mehrere Hundert sind in die Wälder ent» flohen, wo sie in dem gegenwärtig herrschenden Schnee» treiben bei bitterkaltem Wetter umkommen dürften. Tob» süchtige Patienten kämpften gegen die Retter. Viele Kranke sprangen direkt in die Flammen. in denen sie umkamen._ Sturm und Hochwasser. lieber ganz Frankreich find am Freitag heftige Stürm« dahin» gebraust. An mehreren Orten, namentlich an der Küste, kam eS zu lluglücksfällen. Auf der Reede von L ort ent. im Golf von M o r b i h a n. im Hafen von T u r b a l l e gingen mehrere Boote unter. Sieben Personen büßten dabei ihr Leben«in.— AuS M e z i ä r c S wird ein starkes Steigen der obere» VtaaS angekündigt. Der Wasserstand ist fast zwei Meter über dt« gewöhnliche Höhe gestiegen. AuS der belgischen Stadt Lüttich wird gemeldet, daß die Maa» infolge anhaltenden Biegen# immer noch weiter steigt. Es wird befürchtet, daß ste über die Ufer tritt. Mehrere Nebenflüsse der Maas find ausgetrets« und überschwemmten weite Strecken Lande». Schwere Grubenkatastrophe in Amerika . Nach einer telegraphischen Meldung aus New Dork sind in dem Bergwerk in U o l a n d e im Staate Alabama durch eine Grubenexplosion l00 Bergleute etnge» schlössen worden. Viele sollen tot sein. Einzel» heilen über die Katastrophe liegen noch nicht vor. Ein journalistisches Monstrum. Ein Würzburger Blatt bringt folgende konfuse Meldung: .Stangenroth. 36. November. Heute früh verstarb ble Ehefrau Barbara Wehner, 237 Jahre alt, nach vierwöchent« lichem schwerem Leiden und hinterläßt eine Witwe mit 4 u n n, ii ii d i g e n Kindern. Dieselbe hat sich s. Zt. mit Petra» leum stark verdraiiut, daß die Finger abgebrannt waren und dtß Haut am Körper hing."_ Kleine Notizen. Eine brennende Erdgasquelle. In der Nähe Hamburgs , bei Bergedorf , wurde in einer Tiefe von 200 Meter eine Erdgas« quelle angebohrt, die am Freitagabend in Brand geriet. ES gelang bisher nicht, den Brandherd zu ersticken. Stundenwell lann man das Geräusch der verbrennenden Gase hören. Wieder eine OrdnungSftütze geborsten. In der Spar- med Darlehuskasie der Gemeinde Kupferdreh bei Essen wurde ein eblbetrag von 22 000 Mark entdeckt. Der Rendaut der asse. ein treuer Patriot, ist flüchtig. Einen schrecklichen Tod fand in TberSwalde ein vierzehn» jähriger Scküler. In jugendlichem Uebermut erkletterte er einen Leitungsmast der elektrischen Ueberlandzentrale; kaum war er mll der Leitung in Berührung gekommen, so wurde er von einem so gewaltigen elektrischen Schlage getroffen, daß er böllig ver» kohlte. Die Kleider waren dem Kinde vom Körper vollständig heruntergebrannt. Mehrere Stunden hing der ver« kohlte Leichnam an der Leitung herab, ehe e« möglich war, die Strecke stromlos zu machen und den Körper aus den Drähten herauszuschaffen. Bei einem Eisenbahnübergänge nahe EberSwalde wurde el» Gefährt der deutsch.amerikani'chen Petroleumgesellschast von einem Zuge der EberSwalder Kleinbahn erfaßt und buchstäblich mitten durchschnitten. Die beiden Kutscher deS Wagen» wurden auf die Schienen geschleudert und schwer verletzt. Brand in der Brüsseler Weltausstellung. In dem Stadwtertel Alt-Brüssel der Weltausstellung ist am Sonnabend früh gegen 6 Uhr ein Brand ausgebrochen, durch den drei Häuschen nieder» brannten. Die Berufung de» GattenmSrderS Erippe» gegen da« über ihn gefällte Todesurteil ist gestern vom oberstm Gericht in London verworfen worden. allein durch Richterspruch in diesen fünf Jahren 6278 TodeS« urteile gefällt und 3163 Hinrichtungen vollzogen worden sind. Notizen. — Kunstchronik. In der Akademie derKüaste Ist die Gedächtnisailsstelliing von Werken Franz EkarbinaS und I. M. O l b r i ch S bis zum 18. November verlängert worden. — Kunst abend. Marie v. Ebner-Efchenbach. ihr Leben und ihr Werk, ist das Thema deS IV. BolkSkunftabendS der Stadt Charloltenburg, der am Sonntag im Kaiser« Friedrich« Gymnasium, Knesebeckstr. 24, stattfindet. — Eine Fritz Reuter-Feier findet am 7. November, mittags 12 Uhr. in der N e u t e r- A u S st e l l u n g im Festsaal deS Abgeordnetenhauses statt. Prof. Gaedertz wird eine Ansprache halten und darauf die Führung durch die Ausstellung übernehmen. — Der Berein für Frauen und Mädche « der» anstaltet auch diesen Winter qsvicder einen Konzertzyklu», der statt deS üblichen Durcheinanoer ein einheilssches Programm bietet; Die drei Konzerte, die am 13. November, 11. Dezember und 12. Januar stattfinden, find ausschließlich Beethoven gewidmet. DaS erste Konzert bietet Klaviermusik, Gesang, eine Sonate für Klavier und Geige(Opus 47 ), das Trio für Klavier. Violine und Violincello (Opus 07). Zum zweiten Konzert werden einige der edelsten Kammermusiken aufgeführt und im dritten werden große Orchesterwerke(darunter die grandiose Eroicasinfonie) zu Gehör kommen. Dieser Versuch, ein zusammenfassendes Gesamtbild eines Künstlers zu geben, indem vom Leichteren zum Schwierigeren emporgeführt wird, ist musikpädagogisch höchst bedeutsam und als Reform der Konzert» Programme erfreulich. Den Konzerten, zu denen man sich der Unterstützung tüchtiger Künstler und deS BlüthncrorchesterS versichert hat. geht ein einleitender Vortrag von Dr. Leichtentritt voran lSonntag, den 6. November, nachmittags S'/j Uhr, in DräselS Fest» sälen). — Das Institut fürMeereSkunde eröffnet diese Woche ihre volkstümlichen Vorträge. Außer den Einzelvorträgen finden auch zwei Vortragsreihen statt. O. B a s ch i n spricht über daS Südpolargebiet und seine Erforschung(6 Vorträge beginnend Mon» tag d. 7. Nov.) Im Januar sckließt sich ein.ZykluS über den Sckiff- bau von W. Laos an. In dieser Woche sprechen ferner: Dienstag, den 8. Nov. Professor Doflein über neue Forschungen über die Biologie der Tiefsee, Freitag, den 11. KustoS Stahlberg über der Rote-Sand-Leuchtlnrin. Eintrittskarten zu 22 Pf. wochentäglich von 12—3 und an den Vortragsabenden von• Uhr an in der Geschäftsstelle Georgenstr. 34—36.
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