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Her durch den Leipziger Beschluß erzielte Minderberbrauch von Branntwein nicht mehr die Beseitigung der Liebesgabe zur Folge haben, denn in dem Augenblick, in dem das Kontingent wieder geringer ist als der Verbrauch von Spiritus und die Herabsetzung des Kontingents hat diese Grenzlinie innegehalten in diefem Augenblid wirkt wieder die auf dem nicht kontingentierten Spiritus liegende höhere Steuer preisberteuernd für den gesamten Trintverbrauch.
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Wohnen und bekamen Bom Gutsherrn notdürftige Nahrung für I valiven Gemeindevorsteher handeln gar gerne nach diesem Rezept. schweren Arbeitsverdienst.
Erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts begann der Staat das Bauernlegen zu verbieten. Nicht etwa aus Fürsorge für die Bauern, sondern aus Furcht davor, daß es bald nicht mehr genug Bauern geben würde für das Heer. Auch aus Finanzgründen; denn Steuern zahlte nur der Bauer, der Junker gar nicht oder wenig; wenn also die Bauernhöfe schwanden, ber siegten die Steuern.
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Vielfach gestatten sie die Einsichtnahme resp. das Abschreiben der Wählerlisten nur Wählern des Wahlkreises und sogar nur den Wählern des betreffenden Wahlbezirks. Dagegen haben, wie die Hart. 3tg." behauptet, die Gemeindevorsteher ein Zirkular erhalten, in dem sie ersucht werden, alsbald eine Abschrift der Wählerlisten an das konservative Wahlbureau in Labiau zu schicken. Dasselbe Blatt behauptet auch, aus sicherer Quelle zu wissen, daß die konservativen Agitationsführer das Kreisautomobil tagelang zu Agitationsfahrten benutzt haben, bis es zerbrach. Und nun zerbrachen die Herr ensich darüber den Kopf, wer die Reparatur bezahlt.
Daß der sozialdemokratischen Wahlagitation die denkbar größten Schwierigkeiten schon jetzt in den Weg gelegt werden, ist selbstverständlich. Der sozialdemokratische Kandidat hat z. B. auf seine am 25. Oktober und 2. November an den Minister des Innern gerichteten dringenden Beschwerden wegen ungesetzlicher behördlicher Handlungen noch immer keinen Bescheid erhalten. Auch die Bemühungen zur Abhaltung von Versammlungen in geschlossenen Räumen waren bisher ergebnislos. An 26 verschiedene Hotelund Gastwirte, die den Konservativen und Liberalen ihre Säle zur Verfügung gestellt hatten, richtete das sozialdemokratische Wahlfomitee das Ersuchen um Hergabe der Lokale zur Abhaltung von Wählerversammlungen, natürlich gegen Bezahlung. Doch alle, ohne Ausnahme, lehnten kurz das Ersuchen ab. Mehrere andere Gastwirte, mit denen persönlich verhandelt wurde, gaben an, Maßregelungen der Behörden und der großen Besizer zu fürch ten. Auch die Fuhrwerksbesitzer weigern sich, unseren Agitatoren Fuhrwerke zu vermieten. Dagegen lassen die Gutsbesitzer ihre Arbeiter nach den konservativen Bersammlungen hinfahren und traktieren sie dort mit Schnaps und Bier.
Der Bundesrat hat also vorläufig den Branntiveintucher, Indessen waren die Junker mächtiger als die Könige: trotz der durch die Liebesgabe bedrückt wird, gerettet. Aber nur vorläufig -noch ein paar folche Siege, und die Schnapsjunker sind verloren. aller föniglichen Dekrete und Verordnungen dauerte das BauernDenn die Herabsetzung des Kontingents ist ja gleichzeitig die amt- Tegen fort. liche Bestätigung, daß unser Schnapsboykott gewirkt 3u Beginn des 19. Jahrhunderts war also die Lage die, daß hat. Von 2,25 auf 1,76 Millionen Hektoliter ist das Kontingent herab- die Zahl der Bauern gewaltig zusammengeschmolzen war und gesetzt, demnach die Liebesgabe von 45 auf 85 Millionen auf den Gütern der Junter zahlreiche persönlich unfreie Arbeiter frondeten. Mart berringert worden, also um 10 Millionen Mart! eben jene osjäten, Instleute, Dreschgärtner usw. Um so viel schlucken die Schnapsjunker im nächsten Jahre Die Unfreiheit äußerte sich vor allem darin, daß der Bauer und weniger als vorher. Der Schnapsverbrauch ist demnach um der Instmann an die Scholle gebunden waren. Weder er noch seine etwa ein Biertel zurüdgegangen, d. H. es find mindestens Kinder durften ohne herrschaftliche Genehmigung fortziehen, die 500 000 Heftoliter Spiritus, das sind anderthalb Millionen Genehmigung wurde aber nur erteilt, wenn es dem Junter und meist nur gegen Zahlung schweren Geldes( LosLiter Schnaps weniger berbraucht worden als vor paßte dem Boykott ein Erfolg, auf den die sozialdemokratischen Arbeiter faufgeld). Auch durfte er nicht heiraten, ohne Erlaubnis des sto la fein tönnen. Wahrscheinlich ist der Erfolg sogar noch weit Herrn. Wenn es also in jenem Edikt vom 9. Oftober 1807 heißt, größer, das wird eben bis jetzt durch das Eingreifen der Zentrale die Untertänigkeit" hört auf, so war damit nur gemeint, daß diese für Spiritusindustrie noch verschleiert. Wenn erst die amtliche Unfreiheit aufhört; ber Bauer durfte jetzt fort, wenn er wollte Jahresabrechnung über die legte Kampagne vorliegt, wird der Schleier und konnte. Aber die" Verbindlichkeiten" blieben bestehen, d. h. die Fronarbeit blieb! Denn was sollte der fallen. Die den Schnapsjunfern entgehenden 10 Millionen Mark Liebes Bauer tun?, Wegziehen von Haus und Hof mit seiner Habe? gabe werden natürlich deren Wut gegen die Sozialdemo- Den Ader, der ihn nährte, verlassen? Das ging nicht so leicht: fratie erhöhen und den Ruf nach Bernichtung solcher Rotte er blieb und verrichtete nach wie vor die" Robot" auf dem Herrverstärken, die vor nichts Heiligem, nicht einmal vor der schaftsgut, nur sollte jett der Herr mit ihm Liebesgabe Respekt hat. Aber unseren Genossen wird ihr einen Vertrag schließen. Das war dann freilich der Die bayerische Regierung und die Fleischteuerung. amtlich bestätigter Steg im Schnapsboykott auch weiter den Weg Vertrag zwischen Wolf und Lamm. Der Herr diktierte die Bezeigen, auf dem fie die Junker empfindlich treffen tönnen wie dingungen, der Bauer mußte sie annehmen. Nur für die Koſſäten Die bayerische Regierung befindet sich in einer unanandererseits das die Interessen des Volkes hinter die der Junker und Instleute bot sich die Möglichkeit, von dieser Freiheit Gebrauch genehmen Lage. Die außerordentliche Viehzählung hat, wie fegende Vorgehen des Bundesrats die ohnehin ja schon ge- au machen, denn sie waren jeglicher Habe" längst befreit". es scheint, ergeben, daß die Viehhaltung in Bayern zurüdnügend angesammelte Erbitterung im Volle noch steigern wird. Es in Wirklichkeit war es auch mit dieser Freiheit nichts. Die Regierung die festgestellten Ziffern nicht bekannt zu geben, So wenigstens stellte sich das Verhältnis rechtlich dar. Aber gegangen ist. Aus Furcht vor dem Zentrum wagt aber die wäre übrigens intereffant zu erfahren, wie die volksfreundlichen" füddeutschen Regierungen ihre Vertreter im Bundesrat stimmen Junker gehorchten einfach nicht. Wie Wolff sagt, gerieten sie in und zieht deshalb die Veröffentlichung von Woche zu Woche ließen- ob für oder gegen die Rettung des Branntweinwuchers. ut ob dieses Eingriffes in ihre Rechte und ließen einfach die hin. Dent„ Berl. Lokalanzeiger" wird darüber aus München Leute nicht ziehen. Deshalb blieb alles beim alten. Die Bauern Daß der nächste Reichstag die Macht bekommt, die ganze freilich faßten das Editt soweit sie Kenntnis davon erhielten- Schnaps- Liebesgabenpolitik zu beseitigen, dazu wird auf jeden Fall babin auf, daß sie nun frei seien und auch keine Fron mehr zu die neue Bundesratsverordnung ein vortreffliches agitations leisten hätten. In manchen Gegenden, namentlich in Schlesien , mittel fein; sie zeigt wieder einmal deutlich, daß Junkerrecht vor kam es zu Aufständen, die einfach im Blute erstickt wurden. Volksrecht und Volkswohl geht und die preußischen Schnapsjunker, die ja ben Hauptnutzen aus der Liebesgabe ziehen, das ganze Reich beherrschen.
Martinitag 1810.
Am 11. Novembertage, dem Martinitage, jährt sich zum hundertsten Male die formelle Aufhebung der Grbuntertänigkeit der Bauern in Breußen. Es hatte nämlich am 9. Oktober 1807 König Friedrich Wilhelm III. ein Edikt erlassen, dessen Schluß fatz lautet:
Mit dem Martinitage 1810 hört alle Gutsuntertänigkeit in Unseren sämtlichen Staaten auf. Nach dem Martinitage 1810 gibt es nur noch freie Leute, sowie solches auf den Domänen in allen Unseren Provinzen schon der Fall ist, bei denen aber, wie sich von selbst versteht, alle Verbindlichkeiten, die ihnen als freien Leuten vermöge des Besizes eines Grundstücks oder vermöge eines besonderen Vertrages obliegen, in Kraft bleiben." In patriotischen Blättern erscheinen daher schwungvolle Leit artikel zu Lob und Preis der herrlichen Tat. Im Lichte der historischen Wahrheit erscheint die Sache dagegen etwas anders. Ein wahrer Patriot, Wilhelm Wolff , schrieb Anno 1849 folgendes in seiner Schlesischen Milliarde":
Daß 1810 die Erbuntertänigkeit" unentgeltlichau fgehoben tourbe, versezte die Herren Ritter in äußerste Wut. Mehrere schworen in der ersten Borneswallung dem preußischen König Urfehde ob solchen Eingriffs in ihre wohlerworbenen Rechte". Und doch war der preußische König sehr unschuldig daran, Nicht thm, sondern den Franzosen , dem Kaiser Napoleon , ber danft die Bauernschaft in den östlichen Provinzen die Erlösung Napoleon mußte erst das preußische hochnasige Krautjunker tum bei Jeno aufammenhauen, damit die preußische Regierung zu dem Erlösungsgesetz gezwungen werden konnte.
von der Schmach der Erbuntertänigkeit.
Das ist die unzweifelhafte Wohltat, die Millionen von preußischen Bauern dem Napoleon zu verdanten haben. Dagegen beging er aber eine ebenso arge Missetat. Sie bestand darin, daß er nicht, wie in anderen Fällen, sofort defretierte:" Das Haus Hohenzollern hat aufgehört au regieren."
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Ja mehr noch: Die Junker nahmen das Edikt zum Anlaß neuen Bauernlegens. Nach dem Gesetz stand die Sache so: der Bauer war frei. Wenn er nicht mit dem Herrn einen Vertrag schloß, durfte er ziehen. Aber der Herr durfte den Bauernhof nicht legen", den Acer nicht einziehen, denn das war durch frühere Edikte verboten und in diesem neuen Edikt bestätigt; es sollte vielmehr, wenn der eine Bauer fortzog, ein anderer an jene Stelle gesezt werden. Die Junker faßten nun das Editt so auf: dem Bauer die Freiheit, aber uns das Land! In der Tat gelang es ihnen, in der Zeit von 1808 bis 1810 bier neue Edikte zu erzielen, die das Bauernlegen teilweise wieder gestatteten.
gemeldet:
Die Berzögerung der bayerischen Regierung mit der Veröffentlichung des ihr seit 14 Tagen vom Statistischen Landesamt vorliegenden, mit größter Beschleunigung bearbeiteten Materials über die anßerordentliche Viehzählung erweckt hier die Befürchtung, daß die einheimischen Viehzüchter den Landesbedarf troß der Hohen Viehpreise nicht zu decken vermögen. Die Regierung scheint in Berlegenheit zu sein über die Form, in der sie das Zählungsresultat veröffentlichen soll, ohne die so leicht reizbare Landtagsmehrheit zu verlegen.
Altenburger Landtagsouvertüre.
für das Armenwesen 26 500, für die allgemeine Regiererei 11 124 m. tiche Zwecke werden in der Hauptfache durch erhöhte Besoldungen mehr gefordert. Die Mehrausgaben für Volksschulwesen und kirchbedingt. Bur Deckung des erhöhten Bedarfs ist eine Steuererhöhung beantragt, außerdem eine Ausgestaltung der Stempelsteuer.
Der Altenburger Landtag ist am Mittwoch eröffnet worden. Dem offiziellen Eröffnungsakte blieb die sozialdemokratische Fraktion fern. Die Einnahmen und Ausgaben im Staatshaushalt belaufen sich auf 5182910 Mart. An Steuern und Abgaben werden Erst als der Krieg Napoleons gegen Rußland begann, ere 386 480. mehr gefordert. Die Ueberweisungen aus der ReichsAnt tasse sind um 76 201 M. geringer wie bisher. Für das Volksinnerte man sich daran, daß man die Bauern brauche. 11. September wurde ein neues Edift erlassen, wonach die Guts- schulwesen werden 147 140 W., für firchliche Zwede 81 100 m., herren mit den Bauern sich über die Ablösung der Lasten" gütlich auseinandersehen sollten". Geschah es nicht, dann sollte eine fönigliche Kommission die Auseinandersetzung regeln, wobei als Grundfab gelten sollte, daß der Bauer durch Abtretung von einem Drittel feines Aders den Rest als freies Gigentum behalten soll Gleich in der ersten öffentlichen Sigung des Landtages kam es Dann kam der Freiheitskrieg. Auf den Schlachtfeldern floß zu einer scharfen Auseinandersetzung zwischen der sozialdemoBauernblut in Strömen. Der preußische Staat war gerettet. fratischen Minderheit und der bürgerlichen agrarisch- konservativen Als die Bauern zurüdfehrten aus dem Striege, erfuhren sie, daß Mehrheit wegen der Verteilung der Kommissionssize. es mit der Ablösung anders kommen sollte: nicht mehr alle, agrarischen Vertreter hatten mit den bürgerlichen Vertretern der Städte abgemacht, daß die 14 agrarischen Vertreter sondern nur ein Teil der Bauern, die wohlhabenderen, durften 20 Sige, die 10 bürgerlichen Stadtvertreter 17 und die 7 Sozialnach dem Gdift von 1816 die Ablösung verlangen, und durch ein bemokraten 8 Size in den zu befeßenden sieben Kommissionen Editt von 1821 wurden die Bedingungen für die Bauern noch ver- haben sollten. Aus der Finanzfommission hatte man jedoch die schlechtert. Es war den Junkern gelungen, die Fronknechtschaft sozialdemokratische Fraktion ausgeschlossen mit der famosen„ Beder großen Mehrheit der Bauern beizubehalten wie sie gründung", die sozialdemokratischen Abgeordneten würden ja doch ataubten für ewig! Erst die Revolution von 1848 brachte den gegen den Etat stimmen, Bauern endlich die Freiheit.
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So steht es um die Grinnerung an den Martinitag 1810. Das hundertjährige Jubiläum jenes Tages ruft das Gedächtnis wach an infame Verbrechen, die Preußens Junker am Volfe verübt haben.
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Es kam aus diesem Anlaß zu heftigen Debatten; doch gelang es nicht, einem sozialistischen Abgeordneten einen Sig in der Finanzkommission zu verschaffen.
,, Das liberalfte Land Deutschlands ". Eine politische Tragikomödie, wie sie selbst Heinrich Heine nicht schöner ersinnen fönnte, spielt sich zurzeit in Württemberg ab. Wir
Politifche Ueberficht. baben furz berichtet von der politischen Maßregelung des liberalen
Der Artikel, welchen Sie in der Frankfurter Zeitung " zu schreiben für gut fanden, hat nicht nur mich, sondern weite Kreise in hohem Grade befremdet, noch mehr die Aeußerungen auf dem nationalliberalen Parteitage.
Es war eine arge Missetat, daß er im Frieden von Tilsit Professors Kindermann von der landwirtschaftlichen Hochschule überhaupt noch ein Preußen bestehen ließ, statt sämtliche ProHohenheim in Württemberg . Auf dem Kasseler Parteitag der binzen, nach vorgängiger unentgeltlicher Abschaffung aller Nationalliberalen hat Herr Kindermann eine für liberale Verhält Feudallasten und Einführung des französischen Gesetzbuchs, in französische Departements oder unabhängige Staaten zu ver- Der in der gestrigen Nummer des Vorwärts" geführte nisse ziemlich radikale Nede gegen den schwarz- blauen Blod gewandeln. Die Rheinproving, die 20 Jahre unter französischer Nachweis, daß nach den Etatsanfäßen die Regierung eine vor halten, sogar die entfernte Möglichkeit eines taktischen Zusammen revolutionärer Herrschaft stand, bennt seitdem keine Feudal - läufige Heeresvermehrung um 12 000 Mann plant, scheint der gehens der Liberalen mit den Sozialdemokraten bei der nächsten laften mehr und jeder rheinische Bauer ist freier Grundbefizer. Regierung fehr unbequem zu sein, denn von ihr nahestehender Reichstagswahl angedeutet. Damit nicht genug, hat er auch noch in Genug, Napoleon tat es nicht. Die Nemesis hat ihn dafür ereilt, Seite wird die Nachricht in die Presse lanciert, daß bei Er- der Frankfurter Zeitung " einen Artikel veröffentlicht, der mit den und die preußischen Bauern, namentlich die schlesischen, haben Geistesriesen in Württem für diese feine Unterlassungsfünde bis auf den heutigen Tag richtung der neu geforderten 107 Maschinengewehrkompagnien Reden der bauernbündlerischen Das ist dem waderen unglaublich bulben und bluten müssen." nur 107 Hauptmannsstellen neu geschaffen werden. Der berg nicht ganz übereinstimmt. der Der Herr Direktor Doch betrachten wir uns jenes Defret etivas näher. Bedarf an Leutnants soll aus dem vorhandenen Offiziers Professor aber schlecht bekommen. Landwirtschaftlichen Hochschule, v. Strebel ist sein Name, hat sich " Nach dem Martinitage 1810 gibt es nur noch freie bestante gedeckt werden. 2eute." Das flingt sehr kategorisch; aber in Wirklichkeit war Wen glaubt man denn mit solchen Nachrichten irreführen flugs auf die Hofen gefegt und seinem Herrn Profeffor ein Brieflein es mit der Freiheit recht windig bestellt, denn schließlich blieb zu können? Die Heeresverwaltung flagt jedes Jahr in der geschrieben, in dem dem Unglücklichen die Leviten folgendermaßen alles so ziemlich beim alten. Erstens war dem„ erbuntertänigen" Budgetkommission ihr Leid, daß eine Menge Leutnantsstellen gelesen werden: Bauern wenig geholfen, wenn die persönliche Unfreiheit auf- wegen Mangel an Ersatz vakant bleiben müssen, und nun gehoben wurde, aber alle Lasten und Fronden bestehen blieben. plöglich will man einen solchen Ueberfluß an Leutnants haben, Das Verhältnis zwischen Junker und Bauer war dies: Im daß dreihundert neue Stellen aus dem jezigen Bestand besetzt Laufe der Zeit hat die Junterschaft wider jedes Recht mit purer werden können. Gewalt den freien Bauer unterjocht, ihn zum Leibeigenen gemacht Aus dem Wahlkreis Labiau- Wehlau. und sein Land an sich gerissen. Des erbuntertänige" Bauer faß auf seinem Hof, den er seinem Sohn vererben konnte, aber er Der Wahlkampf gestaltet sich im Kreise Labiau- Wehlau ganz mußte dafür, daß der Herr ihm diesen Hof ließ, auf dem guts. nach altem ostelbischen Schema. Ausgerechnet der Landrat von Herrlichen Alder fronen. Anfangs war der Bauer wenigstens Labiau , der sich bisher nicht im geringsten um das Urteil des sicher, daß er auf seinem Hofe bleiben kann, aber in der Zeit nach Oberverwaltungsgerichts fümmeri und nach wie vor Versammlun dem Dreißigjährigen Kriege begann das„ Bauernlegen" im gen unter freiem Himmel berhinderte, ist zum Wahlkommissar er großen Stile: die Grundherren zogen massenhaft die bäuerlichen nannt worden. Seine Tätigkeit begann dieser Herr mit nachstehen. Höfe ein, vertrieben die Bauern und schlugen den Acker zum der amtlichen Verfügung in den Kreisblättern: herrschaftlichen Wirtschaftsgut. Die übriggebliebenen Bauern wurden dann doppelt und dreifach drangfaliert, denn wo früher 20 Bauern die Arbeit auf dem Wirtschaftsgute zu verrichten hatten, mußten jekt oft 10 Bauern ziemlich dasselbe leisten, und dabei war das Areal dieses Gutes durch Hinzufügung der Hufen jener 10 gelegten" Bauern bergrößert worden. Wenn daher früher der Bauer einen oder zwei Tage gefront hatte, mußte er jekt brei, bier, ja oft sechs Tage in der Woche fronen. Seinen eigenen Ader besorgten dann tümmerlich die Weiber und Kinder, oder es zog der Bauer, nachdem er tagsüber Fronarbeit verrichtet, bei nächtlichem Mondschein hinaus, sein eigenes Feld zu pflügen, Die vertriebenen Bauern wurden zum Teil Landstreicher, zum Teil machte der Junker sie zu Kossäten oder Instleuten, b. h. sie befaßen feinen of mehr, sondern nur eine Hütte( Rosjäte), zum
Ich weise darauf hin, daß während der Auslegung der Wählerlisten die Einsicht und Abschriftnahme den Berechtigten, d. h. ben Wählern zu gestatten ist. Die Gemeindebehörden( nicht die Wahlvorsteher) haben darüber zu befinden, inwieweit die Einsicht und Abschriftnahme dem einzelnen Berechtigten zu gestatten ist, ohne daß dadurch der gesehliche Zweck der Auslegung allen Wahlberechtigten gleichmäßig die Einsicht und Prüfung der Listen auf ihre Richtigkeit zu ermöglichen in Frage ge ftellt wird. Etwaige Beschwerden sind an mich abzugeben. Sind die Listen festgestellt und den Wahlvorstehern überwiesen, so stehen sie den Wahlberechtigten überhaupt nicht mehr zur Verfügung."
Also nicht jedem, wie es die Verfassung vorschreibt, steht das Recht der Einsichtnahme der Wählerlisten nach der Anweisung des Landrats zu; es bedarf besonderer Erlaubnis. Und die konfera
Es liegt mir fern, die politische Ansicht eines Mannes beeinflussen zu wollen, aber es ist meine Pflicht, Sie darauf aufmerksam zu machen, daß ein Staatsbeamter sich eine gewisse Zurückhaltung beim öffentlichen Auftreten aufzuerlegen und Rüdsichten zu nehmen hat, über die der Privatmann sich vielleicht hinwegfezt. Sie haben das außer acht gelassen, die Folgen werden nicht ausbleiben. Ich bin jetzt schon sicher, daß bei den nächsten Kammerverhandlungen die Regierung und ich durch Ihr Vorgehen in eine Lage gebracht werden, die für Hohenheim nur schädlich sein kann. Ich lehne die Verantwortung für die Folgen, wie sie für unsere Hochschule zu befürchten sind, ab und ersuche Sie bringend, sich fünftig innerhalb der Grenzen zu halten, welche Pflicht und Stellung gebieten."
Auf dieses direktoriale Schreiben hat Herr Kindermann tapfer geantwortet:
Ihr wertes Schreiben vom 6. 1. M. will meine Lehrfreiheit und Bürgerfreiheit durch eine Müge über meine politische Tätigkeit beeinflussen und stellt diese im legten Sage als pflichtwidrig hin. Als ich im Ministerium die Berufung 1906 entgegennahm, wurden beide mir im vollsten Maße zugesichert; man sagte mir: Sie fommen in das liberalste Land Deutsch lands ", und freudig habe ich dies in meinen Vorträgen vor dem deutschen Volke oft anerkannt. Als deutscher Hochfchulprofeffor lehne ich auf das Entschiedenste jebe derartige Bea einflussung ab. Ich erkenne nur meine Forschung und mein Geiviffen als maßgebend an. Ich bin tein Staatsbeamter im
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