Einzelbild herunterladen
 
  

Br. 265. 27. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt.

Die Moabiter Vorgänge

8 weiter Tag.

vor Gericht.

Um 91, Uhr sollte gestern die Verhandlung beginnen. Alle Prozeß­beteiligten waren anwesend und warteten ebenso wie die Vertreter der Presse und die Zuhörer auf die Eröffnung der Sigung. Der Gerichtshof aber erschien nicht. Ein Gerichtsdiener gab bekannt, daß die Sigung um 12 Uhr eröffnet werde.

wurde 12. Verteidiger, Pressevertreter, Zeugen standen auf dem Korridor. Ein Gerichtsdiener teilte mit, die Sigung werde um 1 Uhr beginnen. Dann wurde der Beginn wieder bis und schließlich bis 2 Uhr hinausgeschoben. Die

Ursache des späten Beginns

Verwerfung des Ablehnungsgesuchs.

Bor Eröffnung der Sitzung wurde den Angeklagten ein Schrift­stück überreicht, in dem ihnen mitgeteilt wurde, daß der in der vorigen Situng von ihren Verteidigern gestellte Ablehnungsantrag als unbegründet abgelehnt worden ist. Dieser Gerichtsbeschluß hat folgenden Wortlaut:

"

Die Straffammer des königlichen Landgerichts I hat in der Sizung vom 10. November, an welcher teilgenommen haben: 1. Landgerichtsdirektor Westmanu,

2. Landgerichtsrat Haberstroh,

3. Landgerichtsrat Wagner,

Freitag, 11. November 1910.

noffen schloffen sich dem an; sie beantragten aber ausdrücklich, folgende Bestimmung in das Gefez aufzunehmen:

" Die dem Gesinde seitens der Herrschaft oder ihrer An­gehörigen zugefügte Körperverlegung steht im Sinne dieses Para­graphen den ohne Antrag verfolgbaren Körperverlegungen gleich." Der Antrag Gröber, die Zulassung der Privatklage gegen schwere Körperverlegung zu streichen, wurde angenommen, dagegen wurde der Antrag unserer Genossen zum Schuße der Dienstboten und Landarbeiter abgelehnt, dafür stimmte außer unseren Ge­nossen nur Abg. Träger.

Jm§ 377 wurde nach dem Beschluß der ersten Lesung bestimmt,

-

auf die gegen die erkennenden Richter Landgerichtsdirektor Lieber, daß, wenn die Staatsanwaltschaft die Erhebung einer berechtigten Landgerichtsräte Neumann, Kesseler, Mufiol und Amtsrichter Ehren- Anklage ablehnt, dem Antragsteller die Gründe der Ablehnung mit­berg gerichteten Ablehnungsgesuche der Angeklagten vom 9. No- zuteilen sind. Dem Antragsteller solte dann der Weg gerichtlicher Beschwerde bis zum Oberlandesgericht offen stehen. Diese geringen bember, nachdem die abgelehnten Richter sich dienstlich geäußert eventuell recht Garantiebestimmungen gegen parteiische Ent­haben und nach schriftlicher Erklärung der königlichen Staatsanwaltscheidungen der Staatsanwaltschaft wurden von der Kommission schaft beschlossen: wieder gestrichen. Auch lehnte die Kommissionsmehrheit beim § 381 den Antrag unserer Genossen ab, daß auch Arbeiter­fetretäre oder Angestellte der Arbeiterberufs­Die Behauptung, daß die Staatsanwaltschaft im Intereffe der organisationen als Verteidiger des Angeschuldigten zu= Anklage die dritte Straffammer gefliffentlich aufgesucht habe, ist nach zulassen sind. dem von der Staatsanwaltschaft dargelegten Sachverhältnisse unzu­treffend.

Die Ablehnungsgesuche sind unbegründet.

Gründe:

Reinesfalls berechtigen die über die Verbindung der Straffachen ergangenen Beschlüsse zu der Folgerung, daß sich die abgelehnten Richter durch eine solche angebliche Absicht der Staatsanwaltschaft hätten beeinflussen lassen.

lag darin, daß die Kammer 1 über das Ablehnungsgesuch zu be­schließen hatte und daß ein Beisiger erkrankt war. Bekanntlich hatte am vorhergehenden Tage das Gericht der Verteidigung das Wort abgeschnitten, als Rechtsanwalt Dr. Oskar Cohn noch andere Gründe Beim§ 400a beantragten unsere Genossen, daß auch dem im für die Ablehnung der Richter geltend machen wollte. Der Land­öffentlichen Anklageverfahren Verfolgten das Recht der Wider= gerichtsdirektor Lieber hatte gemeint, nachdem der eine Ab­Lage zustehen soll. Die Regierungsvertreter stellten dem pros lehnungsantrag gestellt war, könne er weitere Anträge nicht ent­zessualformale Bedenken entgegen, die Kommissionsmehrheit lehnte gegennehmen. Sein Vorgehen verstieß gegen die Vorschriften der auch diesen Antrag ab. Strafprozeßordnung. Ein abgelehnter Richter hat nach§ 29 Str.-Pr.-D. Beim Abschnitt über das schleunige Verfahren" be­vor Erledigung des Ablehnungsgefuches nur solche Handlungen Wenn die Verbindung zulässig und zweckmäßig war, mußte fie antragten niere Genossen die Streichung des ganzen vorzunehmen, welche feinen Aufschub gestatten. Aber er hat zunächst auf das schnellste herbeigeführt werden. Der im Eröffnungs- Abschnittes, da, wie unsere Vertreter bereits in erster Lesung das Ablehnungsgesuch oder die Ablehnungsgesuche entgegenzu befchluß enthaltene Mangel ausdrücklicher Bescheidung der Ein- aufs eingehendste ausführten, das schleunige Berfahren namentlich nehmen. Sonst würde ja, wenn verschiedene Angeklagte aus verwendungen läßt auf Befangenheit ebensowenig schließen, wie die in politisch bewegten Zeiten größere Gefahren in sich schließe schiedenen Gründen Ablehnungsgesuche zu stellen haben, das Ver Aufrechterhaltung der gegen die Angeklagten Weiß, Plaster und fahren über die verschiedenen Ablehnungsgesuche, insbesondere bei Romanowski erlassenen Haftbefehle.

Beginn und Bertagung der Verhandlung.

Um 2 Uhr 40 Minuten erschien der Gerichtshof. Land

der Verbindung von 35 verschiedene Angeklagte betreffenden Es liegt fein Grund vor, der geeignet wäre, Mißtrauen gegen Fällen, Wochen in Anspruch nehmen. Außerdem hat jeder die Unparteilichkeit der abgelehnten Richter zu rechtfertigen." der 35 Angeklagten selbst und ihre Verteidiger ein Recht darauf, über die Ablehnungsanträge sich zu äußern. Durch die strafprozeßwidrige Verhandlung seitens des Vor­fizenden war eine Verzögerung des Beginns der Verhandlung gerichtsdirektor Lieber verkündet: Es ist einer der über die Anklage selbst herbeigeführt. Um diese auf das niedrigste Maß herabzudrücken, reichte der Verteidiger Dr. Dekar Cohn die Gründe, deren Vortrag in der Sigung ihm unmöglich gemacht war, noch im Laufe des Mittwochnachmittags schriftlich ein. Diese

neuen Ablehnungsgründe

"

und zu den größten Mißbräuchen führen könnte. Der Antrag wurde gegen die Stimmen unserer Genossen abgelehnt, ebenso wurden alle Abänderungsanträge, die von unseren Vertretern zu den einzelnen hauptsächlichsten Bestimmungen gestellt wurden, abgelehnt. Ohne wesentliche Aenderungen wurde die Vorlage bis zum § 461 nach den Beschlüssen erster Lesung angenommen.

Richter( Mufiol) erkrankt. ein Eria brichter( affeffor Aus der Reichsversicherungsordnungs­

-

-

zu

Be­

Kommiffion.

Sigung vom Donnerstag, den 10. November. Die Kommission begann die 2. Lesung des Entwurfs bei dem britten Buch, der Unfallversicherung. Den Kreis der Versicherten wollten mehrere Anträge erweitern. Die Sozialdemokraten und das Zentrum beantragten, daß das Personal der Bühnen­betriebe versichert werden soll. Die Sozialdemokraten beantragten ferner die Ausdehnung des Versicherungszwanges auf die Dienstleistungen zur Rettung von Personen oder Sachen aus Feuersgefahr, auf Apotheken und endlich auf Gast- und Schantwirtschaften, sofern sie regelmäßig mehr als zehn Personen beschäftigen. Diese Anträge wurden zum Teil gestellt, weil zwischen der 1. und 2. Lesung Ein­gaben der beteiligten Unternehmer für die Ausdehnung des Ver­Anträge wurden aber noch so viele weitere Anträge gestellt, daß die Kommission die Abstimmung auf die nächste Sigung vertagte, weil dann die neuen Anträge gedruckt vorliegen werden. Darauf fand eine eingehende Aussprache über einen Antrag des Freiherrn v. Gamp- Maffauen statt, der territoriale Unfallversicherungsgenossenschaften

Drost) ist für ihn eingetreten. Mit Rücksicht auf die voraus­fichtlich sehr lange Dauer des Prozesses sind zwei weitere Ersazrichter hinzugezogen worden. Aus diefem Grunde muß die Verhandlung von neuem begonnen werden. Das geschieht am Sonnabend um Uhr. beziehen sich auf die Belaffung der Angeklagten Kutscher Weiß, Rechtsanwalt Dr. Detar Cohn erhebt sich, um einen Arbeiter Plaster und Stallmann Romanowsky in Haft. In dem Antrag zu stellen. Landgerichtsdirektor Lieber erklärt, jetzt werde Ablehnungsantrag sind als besondere Gründe für die Befangenheit der Richter, die aus dem Verfahren gegen diese drei Angeflagte ent- nicht mehr verhandelt, sondern am Sonnabend. nommen sind, folgende angeführt: Diese Angeklagten find nur ge= Ordnungsstrafe. ringfügige Bergehen angeschuldigt, zum Teil geständig und Rechtsanwalt Bahn: Auch ich habe einen Antrag dennoch hat, entgegen der herrschenden Braris in stellen. Uns ist gestern schon das Wort abgeschnitten worden diesen Fällen, die dritte Straffammer die Angeklagten nicht mit der Landgerichtsdirektor Lieber: Ich muß diese Haft verschont. Weiß ist nur eines Vergeheus beschuldigt, für das merkung zurückweisen. bas Strafgesetz als Höchststrafe 3 Monate androht, befindet sich Rechtsanwalt Bahn: uns ist doch das Wort ab­aber seit dem 30. September in Haft. Blaster ist nur der ein geschnitten worden. fachen Beleidigung beschuldigt und sigt seit dem 1. Oktober, Landgerichtsdirektor Lieber: Wir ziehen uns zurück. in Haft. Hier fommt noch hinzu, daß Fluchtverdacht auch deshalb Nach etwa viertelstündiger Beratung erscheint das Gericht wieder. ausgeschlossen ist, daß er zum Heeresdienst ausgehoben ist. Der Vorsitzende verkündet: Das Gericht hat befchloffen, ficherungszwanges eingegangen sind. Während der Beratung dieser Romanowsky ist gleichfalls nur der einfachen Rechtsanwalt Bahn wird, weil er gesagt hat uns ist das Wort Beleidigung beschuldigt, trotzdem wird er seit dem 5. Oktober abgeschnitten", tegen Ungebühr vor Gericht in eine in Haft behalten. Und das, wiewohl dieser Angefchuldigte erst Drdnungsstrafe von 100 Mart genommen. Die 16 Jahre alt ist und, ebenso wie Weiß vergeblich die Bestellung Sizung ist geschlossen. eines Verteidigers beantragt hatte. Der Antrag ist abgelehnt, weil fein Fall notwendiger Verteidigung vorliegt, wiewohl das Gericht in allen Fällen Jugendlichen einen Verteidiger zu bestellen befugt ist. Die auffallende Belaffung dieser Angeklagten in Haft widerspricht übrigens auch aufs schärfte den vor der Regierung zur Strafprozeßordnungsnovelle gegebenen Darstellung über die heutige Pragis bei Berhängung und Aufrechterhaltung der Haft. Auch über dies Ablehnungsgesuch hatte die erste Straffammer zu beschließen.

Ohnmachtsanfall der Frau Reinhardt.

Um 2 Uhr wurden die in Untersuchungshaft sizenden Angeklagten in den Sigungssaal geführt und die übrigen eingelaffen. Die frante Angeklagte Frau Reinhardt hat nach ihrem gestrigen Unfall einen Blag auf einem Stuhl neben dem Anklageraum erhalten. Da faß sie auch jetzt. Ehe die Sitzung eröffnet wurde, fiel Frau Reinhardt vom Stuhl und bekam wieder einen heftigen nervösen Anfall. Mittel aus einer Hausapotheke wurden ihr gereicht, doch ohne rechten Erfolg.

Kleines feuilleton.

Aus der Juftizkommiffion.

Zum Beginn der Donnerstag- Sigung nahm die Justiz­fommission eine vom Abg. Gröber beantragte Resolution ein­stimmig an, die eine Reform der Vorstrafenkontrolle erstrebt, um den Härten entgegenzuwirken, die daraus entstehen, daß die Ver­merke über Verurteilungen in den amtlichen Listen verbleiben, auch wenn seit der Verbüßung oder dem Erlasse der Strafe ein längerer Beitraum verstrichen ist.

Beim Abschnitt, Privat- und Nebenklage" wurde im

für die Betriebe fordert, in denen nicht mehr als zehn Arbeiter regelmäßig beschäftigt werden. Der Antrag, für den außer dem Antragsteller nur der Zentrumsabgeordnete Srl eintrat, wurde einer Subkommission überwiesen. Nächste Sigung: Freitag.

Tochmals das badische Scbulgesetz.

Auf der Konferenz des Wahlkreises Mannheim , bie § 377 bestimmt, daß u. a. auch die schwere Körperverlegung am Sonntag in Mannheim tagte, brachte Genosse Ludwig-. im Wege der Privatklage verfolgt werden kann. Wenn ein öffent- Mannheim die Artikel des Genossen Seunert über die badische liches Interesse vorliegt, hat die Staatsanwaltschaft die Klage zu Schulreform im Vorwärts" zur Sprache. Darin werde behauptet, erheben. Gegen die Ausdehnung der Privatklage auf die Fälle daß Genosse Dr. Frank als Storreferent auf dem Magdeburger schwerer Körperverlegung lag ein Antrag Gröber vor. Unsere Ge- Barteitag falsche Angaben gemacht habe. Weder Dr. Frank noch die

fährliche; und wenn Jenner auch den Volksglauben vorfand, auf dem seine Erfindung beruht, er hat ihn erst durch seine glänzenden Experimente zu einer wissenschaftlichen Erfahrung gemacht.

Theater.

Die Schuhimpfung gegen Boden eine türkische Erfindung? Aus ärztlichen Streisen schreibt man uns zu der Notiz in Nr. 160: Ausstellungstheater:" Dedipus auf Kolonos" Daß eine Art bon Schußimpfung gegen Bocken schon von Sophokles . Im Anschluß an die Theaterausstellung in den lange bor Jenner geübt geübt wurde ist allgemein bekannt. Hallen des Zoologischen Gartens hat sich dort in einem geräumigen Nur muß man nicht diese alte Methode, die Variolation freundlich hellen Saale unter Leitung des Herrn Stura ein Aus­( variola= Bocken) mit der von Jenner angegebenen Vaccination stellungstheater" aufgetan, das durch die Aufführung alter Dramen ( vacca die Kub) auf eine Stufe stellen. Nicht bloß die Türfen beim Stil und im Kostüm ihrer Entstehungszeit zugleich eine Art nuzten die Variolation, sondern wahrscheinlich schon in grauer Vorzeit theatergeschichtlichen Anschauungsunterrichtes geben will. Ein Pro­die Chinesen und die Indier. Die Chinesen steckten in roher Weise gramm, das in der beabsichtigten Vereinigung fünstlerischer und be­den Kindern Schorfe von Bockenkranken in die Nase, die lehrender Gefichtspunkte mit ganz besonderen Schwierigkeiten zu Indier und zwar die Brahminen machten flache Schnitte fämpfen haben dürfte. Die Treue der historischen Nachahmung in in den Borderarm, in die sie Bocken- Eiter einstrichen. Dasselbe ge- den Aeußerlichkeiten der Juizenierung wird das unserem Empfinden schah bei verschiedenen anderen asiatischen und afrikanischen Völkern, Fremde leicht nur noch fremdartiger erscheinen laffen. Der Kontrast darunter auch den Türken. Sie alle hatten bemerkt, daß fünstlich zu der heute einmal erfaßt, gewohnten Spielart büßt, überimpfte und zwar von leichten Fällen überimpfte Pocken leichter im weiteren Verlauf der Vorstellung den Reiz der Neu­verlaufen als die natürlichen. heit ein. Es fommt hinzu, daß die Enge des Rahmens In Konstantinopel lernte Sally Montague, die Frau eines von vornherein der Nachahmung selbst enge Schranken fett. So englischen Gesandten und wohl die Verfasserin des im Hellénisme" fehlte die Orchestra, der halbkreisförmige tieferliegende Vorraum, veröffentlichten Briefes diese Art der Impfung kennen und ließ im auf dem die Chöre sich in gemessenem Abstand von den Handelnden Jahre 1717 ihren Sohn noch in Konstantinopel , 1721 ihre Tochter Personen bewegen. Die Bufammendrängung auf eine wenige Meter in London so impfen. Allmählich wurde die Variolation in ganz lange Fläche hatte etwas Beklemmendes, und das Athenervolk, das Europa bekannt und viel angewandt. in zwei Dutzend Exemplaren auf amphitheatralischen Sißen zu schaut, machte das Mißverhältnis in den Dimensionen nur noch fühlbarer.

"

Der Dedipus auf Kolonos" stammt aus einer späteren Periode des Sophokles und bleibt hinter dem König Dedipus", dem großen Meisterwerke, weit zurück. Lyrik und Erzählung überwuchern die dramatischen Momente der Dichtung, die den Athenerstaat und seinen sagenhaften Fürsten Theseus verherrlicht. dt.

Humor und Satire.

Bericht des Bugtehuder Lokal- Anzeigers. ( Drahtnachricht aus dem Land der Moabiter.)

Heiß war der Kampf, er wogte auf und nieder, denn keiner wollte wanken oder weichen, und hier wie drüben häuften sich die Leichen. Die Polizei sah auf dem Bauch man liegen und Salv' um Salve aufwärts lassen fliegen, und aus den Fenstern schmiß der rote Pöbel Geschirre, Stühle und dergleichen Möbel. Jm Nachttopf war ein Polizist ersoffen, er wurde nämlich von dem Ding getroffen just auf dem Kopf, an den es fest sich drückte, so daß der Arme jämmerlich erstickte... Da sah man plößlich durch den Pulvernebel Paul Singer reiten, mit ihm August Bebel , Links den Revolver haltend, rechts den Säbel; Batronentaschen deckten ihre Näbel. Dahinter tamen zwanzig Batterien ( man hatte aus dem Zeughaus fie entliehen"), und auf dem Zündloch einer der Kanonen sah Rosa Luxemburg man blutig thronen. Ja, einen noch behelmten Schuhmannsschädel Hielt sie empor das fürchterliche Mädel! Mit der Geduld ist's da vorbei gewesen, die Polizei erbat sich Mitrailleusen. Dann ließ fie mit dem schönsten Kugelregen die Straßen Moabits blizsauber fegen Als sich der Qualm verzog, war nichts zu sehen, fein Haus sogar, kein Pissoir blieb stehen. Und die Ruinen inspiziert Herr Jagow, wie Hannibal die Trümmer von Karthago . So war des grausen Umsturzfampfes Endung: Durch Gottes Fügung, ach, welch eine Wendung! Franz.

-

Aber durch diese Feststellung wird Jenners Verdienst nicht fleiner. Die Variolation war immerhin noch gefährlich. Von den so Ge­impften starben noch 1 auf 300, während allerdings von den auf So blieb die Hülle ohne Geist. Man erhielt Kothurne, Ge­natürliche Weise angesteckten 75 auf 300 zugrunde gingen, aber bei wänder, Masken vorgefeßt, ein antiquarisch verstaubtes Gerät, von Impfung vieler Menschen waren auf viele Todesfälle zu erwarten; außer dem manches schon zur Blütezeit des attischen Dramas als veraltet dem wurden durch diese Methode die Poden verbreitet, da Geimpfte empfunden worden sein mag. Die vorgebundenen starren Masken weiter anstecken fonnten. Der Gewinn für die Menschheit war also wirken, aus der Nähe gesehen, geradezu abstoßend; rufen, allen nicht so sehr groß. Da lernte Jenner den in der Graf sonstigen Tendenzen des griechischen Gefchmads zuwiderlaufend, die schaft Gloncester wie in vielen anderen viehzuchttreibenden Erinnerung an Gebräuche halbbarbarischer Völker wach. Jede Gegenden verbreiteten Volksglauben fennen, daß zufällig Individualität erlischt in einer fragen- und gespensterhaften toten beim Welfen erworbene, übrigens ganz ungefährliche Kuhpocken Allgemeinheit. Antigone , des Dedipus edle Tochter, mit dem hoch­gegen Menschenpoden schüßen. Durch Kontrollimpfungen der be- getürmten Wust blonder Haare über dem papiernen Antlig, glich treffenden Melker mit Menschenpocken wies er die Richtigkeit diefes einer großen Kinderpuppe. Die Häupter des Chores vereinten fich Boltsglaubens nach, ebenso die Tatsache, daß überimpfte Kuhpocken zu einer Hügeltette schreckhaft hoher Glazen. Nur aus der Richtung, niemals durch natürliche Ansteckung sondern nur durch direkte ab- aus der die Stimme tam, und einigen Armbewegungen ließ sich bei fichtliche oder unabfichtliche Impfung übertragen werden fönnen. Wie dieser Ausschaltung des Mienenspiels erkennen, wer gerade sprach. das Feuilleton schon erwähnte, hat auf Grund dieser Erfahrungen Die Schauspieler traten nach griechischer Sitte hintereinander in Jenner am 14. Mai 1796 seine erste als solche gedachte Schutz- verschiedenen Rollen auf. So hatte Jofeph Klein, der den impfung und zwar die Vaccination vollzogen. blinden, auf attischem Boden Frieden und Begräbnis suchenden- Theaterronit. Das Deutsche Theater veranstaltet Dedipus gab, hintennach selbst als Bote den geheimnisvollen Tod eine dritte Birkusaufführung des König Dedipus" am des Dedipus dem Chore zu verkünden. Ebenso wurden der Tradition Montag, den 21. November. Der Vorverkauf beginnt am Sonntag gemäß die Mädchenrollen von Jünglingen gesprochen. Eine primitiv im Deutschen Theater und am Montagvormittag bei A. Wertheim. gemalte Leinewand, hinter dorischen Säulen aufgespannt, stellte den Für Gewerkschaftsmitglieder sind Pläge zu 0,50, 1 und Hain der Eumeniden dar. 13 M. von Montag ab nur bei Horsch, Engelufer 15, zu haben.

Aus dieser Darstellung wird man ersehen, daß man doch nicht sagen kann, die Schuzimpfung gegen Boden sei eine türkische oder indische Erfindung, denn das Wesentliche bei Jenners Erfindung war nicht die Echuzimpfung überhaupt, sondern die Impfung unit einer voll­tommen ungefährlichen Erkrankung zum Schutz gegen eine sehr ge­

Notizen.