Mr. 267.
27. Jahrgang.
Die Moabiter Vorgänge
vor
Gericht. fettet.dem das geſchehen war, erſucht Netsanwalt
Nach Entlassung der Frau Reinhardt aus der Haft wurden Zusammenhange mit den Moabiter Vorgängen stehen.- Rechts wieder die anwalt Rofenberg ergänzt die allgemein juristischen DarPersonalien sämtlicher Angeklagten legungen des Rechtsanwalts Heinemann. Nachdem Rechtsanwalt Cohn legt dar, daß die Sache Miersch Cohn den Vorsitzenden, er möge feststellen, daß von den 35 An- weder sachlich noch örtlich mit den Moabiter Vorgängen zufammenDie Verhandlung, welche am Donnerstag wegen Erkrankung Eigentumsvergehen. In der Presse sei behauptet worden, die meisten nicht einmal des von der Staatsanwaltschaft als kennzeichnend für geklagten 21 unbestraft und 14 vorbestraft sind, davon fünf wegen bänge. Miersch sei der Beleidigung beschuldigt. Er habe sich aber eines Richters und dadurch notwendig gewordene teilweise Ver- der Angeklagten feien wegen Eigentumsdelikten vorbestraft. Im die Moabiter Ereignisse angesehenen Wortes Bluthunde" bedient, änderung in der Besetzung des Gerichthofes abgebrochen wurde, Interesse der Angeklagten müsse öffentlich festgestellt werden, daß sondern Ausdrücke wie„ Pfui Deibel, Ochse" gebraucht. Das Eine nahm gestern von neuem ihren Anfang. Am Donnerstag hatte Rechtsanwalt Dr. Dskar Cohn die sie nicht eine Gesellschaft von Dieben und sonstigen Eigentums- heitliche der Vorgänge bestehe nach Ansicht der Staatsanwaltschaft frevlern feien. darin, daß im Vordergrunde ein Mann stehe, der ein Femgericht Haftentlassung der Frau Reinhardt Vorsigender Landgerichtsdirektor Sieber bemerkt, gegen Arbeitswillige abgehalten haben solle und eine Frau, die schriftlich beantragt. Nachdem gestern die Sigung eröffnet worden er habe bei jedem einzelnen Angeklagten die Vorstrafen festgestellt. eines Betroleumnattentats gegen Polizeibeamte beschuldigt sei. Diese war, führte, der Erste Staatsanwalt Steinbrecht aus: Was außerhalb des Saales geschehen sei, darauf habe das Gericht beiden seien nach Ansicht der Staatsanwaltschaft die Führer der Die Angeklagte Frau Reinhardt sei durch den Gerichtsarzt untersucht teinen Einfluß, die Verichterstatter fönnten ja auf den Hinweis des" ,, Moabiter Revolution". Für die Trennung der Sachen spreche worden. Die Untersuchung habe ergeben, daß die Angeklagte Rechtsanwalts Cohn Bezug nehmen. auch der Umstand, daß die nicht inhaftierien, nur wegen herzfrant sei, daß sie zwar haftfähig, aber nicht verhandlungs- Bemerken möchten wir, daß die Lügen über die Vor- bindung der Anklagen geringer Bergehen Angeklagten durch die Vers fähig sei. Aus diesem Grunde werde die Abtrennung des Ver- strafen der Angeklagten von derselben Presse verbreitet sind, fahrens gegen Frau Reinhardt beantragt. Im Laufe der Verhandlung die die polizeioffiziösen Enten über die Moabiter Vorgänge habe sich nun herausgestellt, daß die Herzkrankheit der Frau Reinhardt ihren Lesern serviert hat. derart sei, daß auch ein Fluchtverdacht gegen sie nicht vorliege. ihren Lesern serviert hat. Deshalb beantrage die Staatsanwaltschaft auch die Haftentlassung der Angeklagten Reinhardt.
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wochenlang ihrer Arbeit entzogen und dadurch schwer geschädigt werden.
Und das alles nur, um die Idee der Staatsanwaltschaft, es bestehe Erneuter Antrag auf Trennung der Sachen. ein Zusammenhang aller Sachen, aufrechtzuerhalten. Vielleicht Rechtsanwalt Dr. DstarGohn: Jch stimme mit dem AnRechtsanw. Dr. Heinemann stellt aufs neue den An- werde der Gerichtshof, wenn er dies alles erwäge, sich auch die trage des Ersten Staatsanwalts überein, aber nicht mit der Begründung. trag, die nicht zur Zuständigkeit der dritten Strafkammer gehörenden Sache einmal vom menschlichen Standpunkt ansehen. Dann Die Gründe, welche der Erste Staatsanwalt für die Haftentlassung Anklagen von der Sache Hagen u. Gen. abzutrennen und müßte er zu der Ansicht kommen, daß es sich nicht rechtfertigen laffe, anführt, beste ben schon vom ersten Tage des Vor- sie den zuständigen Kammern zu überweisen. Der Verteidiger Menschen unnötig zu quälen, wie es hier für einen großen Teil der verfahrens an. Schon in der Antlagefchrift wird gesagt, macht für seinen Antrag dieselben Gründe geltend, die er Angeklagten der Fall wäre. daß Frau Reinhardt hetztrant ist. Aber erst jezt kommt die schon in der ersten Sizung angeführt hatte. Ferner führt Rechtsanwalt Bahn trägt erneut die Gründe vor, wesStaatsanwaltschaft zu der Ansicht, daß die Herzkrankheit der Frau er aus: In dem Beschluß, wodurch das erkennende Gericht halb die Sache Bock mit den Moabiter Vorgängen in feinem ZuReinhardt den Verdacht ausschließt. So ist Frau Reinhardt ohne am 10. November die Trennung ablehnt, war, soweit der Beschluß fammenhang stehe. Ferner weist Redner hin auf einen Artikel im Grund zu einer hafi bon sechs Wochen gekommen. auf der Verteidigerbank verstanden wurde, gefagt, daß die Berliner Lokalanzeiger" vom 7. November, worin gesagt wird, daß Erster Staatsanwalt Steinbrecht : Ich halte meine für die anderen Sachen zuständigen Kammern ihre Zu- die Staatsanwaltschaft mit Erfolg bemüht gewesen ist, den RiesenBegründung aufrecht. Die Aerzte haben die Angeklagte Reinhardt ſtimmung zur Zufammenlegung gegeben haben. Sollten damit prozeß vor die dritte Straffammer zu bringen, da Landgerichtsbei Verhängung der Untersuchungshaft für haftfähig erklärt und tue die erkennenden Kammern gemeint sein, so ist aus den uns direktor Lieber in dem Rufe steht, ein besonders energismer es auch jetzt noch. Aber weil sich, wie der Augenschein ergibt, der zugänglich gemachten Aften eine folche Zustimmung nicht Richter zu fein. Es sei bekannt, daß der Berliner LokalZustand der Angeklagten Reinhardt im Laufe der Verhandlung ver- ersichtlich. Bei den Akten Hagen findet sich nur von der vierten anzeiger" gute Beziehungen zu offiziöfen Stellen unterhalte. Auch schlimmert hat, liegt fein Fluchtverdacht mehr vor. Rammer ein zustimmender Beschluß. Im übrigen haben sich nicht dieser Artikel fönne nur aus einer amtlichen Quelle stammen. Die Rechtsanwalt Cohn: Ich weise darauf hin, daß Frau die Kammern, sondern nur die Vorsißenden geäußert Angaben des Artikels feien auch nicht widerlegt worden. Es wäre Reinhardt sich vom Anfang der Untersuchungshaft und zwar ganz verschieden. im Der Vorsitzende der zweiten zu wünschen, daß sich die Staatsanwaltschaft dazu äußert. Lazarett befindet. Also muß doch selbst die GefängnisRammer lehnt es ab, eine bindende Erklärung zu geben. Der Vor- Rechtsanwalt Ulrich: Mein Name steht nicht unter dem verwaltung und der Arzt der Meinung sein, daß sie recht krank iſt. ſizende der sechsten Kammer beginnt seine Erklärung mit den Abtrennungsantrage. Zu meinem Bedauern kann ich nicht anAuch in der Anklageschrift wird sie als herzfrant bezeichnet. Das Worten:„ Mir scheint". Der Vorsitzende der siebenten Rammer erkennen, daß kein Zufammenhang zwischen den hier anstehenden weiß also die Staatsanwaltschaft und doch gibt sie sich Mühe, die erklärt, diese würde die Sachen verbinden. Der Vorsitzende der Sachen besteht. Aber es würde mich angenehm berühren, wenn das Krankheit von Frau Reinhardt als nicht erheblich erscheinen zehnten Kammer erklärt, er werde der Verbindung zustimmen. Gericht sich den Gründen des Rechtsanwalts Heinemann. an= zu lassen. Der Vorsitzende der ersten Kammer erklärt die Frage für schließen würde. Mein Mandant soll nur eine Laterne zertrümmert Das Gericht beschließt, die Sache gegen Frau Reinhardt zweifelhaft, ob Verbindung möglich sei. Auch haben. Eine Sache, die vor dem Schöffengericht in einer halben abzutrennen und die Untersuchungshaft aufzuheben. über die Auslegung der Geschäftsordnung in den Alten Ausdruck. fein Bergnügen, wegen einer zerbrochenen Laterne bis Weihnachten der Vorsitzende der dritten Kammer gibt seinen Zweifel Stunde erledigt werden könnte. Es ist ja für mich eine Ehre, aber Damit ist wider Willen seitens der Staatsanwaltschaft Siernach liegt jedenfalls ein zustimmender Beschluß der nach der hier zu fizen. und des Gerichts anerkannt, daß der Beschluß, der die Frau Geschäftsordnung ertennenden Stammern nicht vor. Es ist auch nicht Rechtsanwalt Liebknecht: Ich glaube, Herr Ulrich Reinhardt ihrem gesetzlichen Richter entzog und der Lieber zutreffend, daß die Eröffnungskammern der Zuſammen meint nur, daß sein Mandant in keiner Verbindung mit den HandKammer zuvies, jeder Grundlage entbehrte und legung zugestimmt haben. In den Sachen Weiß, Miersch und Heide lungen der anderen Angeklagten steht. Daß die übrigen Sachen in ferner, daß die Verhängung und das bis dahin von der wird die Verbindung der erkennenden Kammer vorbehalten, Verbindung stehen, kann er nicht wissen, denn er kennt sie Lieber- Rammer zugelassene Fortbestehenlassen der Haft durch also derjenigen, die nach der Geschäftsanweisung zuständig ist. In nicht. aus unbillig war. Was ist denn das Verbrechen, dessen der zum Ausdrud mit den Worten:" Die Verbindung muß der für die Alle hier unter Antlage stehenden Borgänge find einem Milieu der Sache Senf bringt die Eröffnungskammer denfelben Gedanken Rechtsanwalt Ulrich: Ich halte meine Anficht aufrecht. Staatsanwalt sie zeiht? Daß die herzleidende Frau, als zur Hauptverhandlung zuständigen Straffammer anheimgestellt werden." entspringen und stehen also in Zufammenhang. Nachtzeit 1 Polizeileutnant und 5 Schußleute in ihre Dies aber ist nicht die dritte Straffammer. In Sachen Wohnung eindrangen, solchen Schreck bekam, daß fie die seliche und Strämer hat die dritte Kammer selbst eröffnet die Abtrennung der Sache meines Mandanten Georg Meier. Er Rechtsanwalt Coßmann: Jch beantrage insbesondere Betroleumlampe fallen ließ und in Strämpfe fiel. Das ge- und selbst die Verbindung beschlossen. In anderen Sachen ist der Sohn anständiger Eltern und hat nur einen dummen Streich nügte, um fie als einer schweren Straftat hinreichend haben die Straffammer 10a, 2 und 1 eröffnet, aber feinen begangen. verdächtig hinzustellen! Das genügte, um in einem polizei- Verbindungsbeschluß gefaßt. In Sachen Heinemann Erster Staatsanwalt Steinbrecht: Jetzt ist mir offiziösem Bericht die arme Frau als" Betroleuse" auszu- hat die vierte Stammer das Hauptverfahren vor sich selbst eröffnet. Gelegenheit gegeben, auf die Berdächtigung zu antworten, die schreien. Und Blätter vom Schlage des„ Berliner Lok.- Anz." Endlich wird noch darauf hingewiesen, daß nach der Geschäfts- um die ganze Sache vor die dritte Straffammer zu bringen. Als Troßdem ist auch diese Sache mit der verliegenden verbunden. Staatsanwaltschaft habe die Anflage gegen Hagen zuerst erhoben, der" Post" und einer Unzahl Kreisblätter nahmen diese In- anweisung alle diejenigen selbständigen Anklagefälle, an denen aus- nach den Moabiter Unruhen die ersten Festgenommenen eingeliefert famie in ihren Spalten auf. Zweck der Uebung dieser Blätter schließlich Jugendliche beteiligt find, lediglich die wurden, ließ sich noch nicht übersehen, inwieweit für die einzelnen ist ja die Verdächtigung der Arbeiter und die Hege gegen fie. fiebente Straftammer zu entscheiden hat. Letztere Sachen Sachen das Landgericht oder das Schwurgericht zuständig war. Empörend ist auch ohne Vergleiche mit der Behandlung find schon aus diesem Grunde abzutrennen. Darum mußte jede Sache für sich bearbeitet werden. Aber eines Fürsten Eulenburg, einer Fürstin Wrede, einer Frau Der Vorsitzende der dritten Straftammer( also Direktor Lieber der Gedanke war von Anfang an der, daß alle die mit den v. Schönebeck usw.- die Behandlung, die die Justizbehörden selbst), führt der Verteidiger aus, wollte mit Rüdsicht auf die Moabiter Unruhen zusammenhängenden Sachen einheitlich bearbeitet der kranten Proletarierfrau haben angedeihen lassen. Verhaftung Zweifelhaftigkeit der Frager, wie die Aften ergeben, das werden sollten sowohl von der Staatsanwaltschaft wie vom Unterund Anklagebeschluß wären völlig unmöglich gewesen, wenn Bräsidium anrufen, damit dieses entscheide, welche Kammer fuchungsrichter. Durch Vorlegung der Aften fann ich nachweisen, nicht die Annahme der Polizeitruppe, die Krämpfe seien simuliert, n jedem Falle ist das Präsidium selbst gar nicht in der Sache gegen Hagen ist als erste in der Voruntersuchung abgeschlossen Db dies geschehen ist, wissen wir nicht. daß die Staatsanwaltschaft durchaus korrekt vorgegangen ist. Die feitens der Staatsanwaltschaft beigetreten wäre, der eine Lage, eine Aenderung des Geschäftsplanes außerhalb des und am 6. Oftober bei der Staatsanwaltschaft eingegangen. Um politische Ausschlachtung der durch die Polizeimaßnahmen Geschäftsjahres vorzunehmen. Da hervorragende wiffens dem Angeklagten Gelegenheit zur Vorbereitung seiner Verhervorgerufenen Moabiter Vorgänge am Herzen liegt. Be- schaftliche Autoritäten auf meinem Standpunkt stehen, und teidigung zu geben, ist dann sogleich Anklage gegen Hagen zeichnend ist, daß das Gericht die Zuziehung eines medizinischen der Vorsitzende der dritten Straffammer felbst die Frage, ob nicht erhoben worden. Dabei ist gleich gesagt worden, daß Sachverständigen nicht sofort nach dem ersten Ohnmachtsanfall das Gericht unzuständig sei, für höchst zweifelhaft hielt, empfiehlt noch andere Sachen nachfolgen, wenn die Untersuchung derselben verfügte und auch nach den wiederholten Ohnmachtsanfällen sich die Trennung, damit nicht die ganze folgende Verhandlung abgefchloffen ist. Der erste Gröffnungsbeschluß ist maßgebend dafür, der Angeklagten nicht aus eigener Initiative die Haftentlassung spricht der Wortlaut des Gesetzes. Von dem darf im Interesse der anwaltschaft gar nicht wissen, vor welche Stammer die erste Sache vom Reichsgericht für nichtig erklärt wird. Für meine Auffassung vor welche Kammer die Sache tommt. Vorher konnte die Staatsanordnete, vielmehr diesem Gebot der Menschlichkeit erst nach- Rechtssicherheit nicht um Haaresbreite abgewichen werden. tommen würde. Daß dies die dritte Kammer war, daran ist die tam, als der Staatsanwalt es beantragte. Und da Staatsanwaltschaft vollkommen schuldlos. Auch stehe ich auf dem spricht man im Ernst von Gerichten, die von der StaatsStandpunkt, daß es wünschenswert wäre, gegen die Jugend. anwaltschaft unabhängig seien. lichen befonders zu verhandeln. Aber auch diese Sachen kann ja ein schlechteres Leben hat, als jedes Schoßhündchen in Berlin W.), ohne sich je für solche Art Menschen wirklich interessiert zu haben, beginnt der Herr Georg Hermann einen humoristischen Roman auf den Fund" des Friseurgehilfen mit seinen„ drei Brautens" hin. Der Fund ist ganz neu, etwas absolut Neues, noch nie Dagewesenes. Der erste beste Einwohner von Berlin W., der durch die Tür „ Nur für Herrschaften" Zutritt hat, hat in seinem Lurusleben von seiner Jugend bis in seine Ehe hinein, vielleicht Hunderte von Bräuten ohne Alimentation gehabt. Gin Herr aus Berlin W. mit drei Bräuten ist kein Ausnahmefall und kein Stoff für einen humoristischen Roman. Aber solch einem Friseur gehilfen" gegenüber leckt sich der Bourgeoisautor alle fünf Finger. Hätte der Herr Georg Hermann , wenn er Friseurgehilfe auf dem Kurfürstendamm gewesen wäre, und obendrein Schriftstellertalent befäße, hätte er dann auch diesen Roman schreiben können? Aubinte spielt in der Welt der Dienstboten, Friseur- Wenn ich behaupte, daß Kubinte ein durch und durch unmöglich. Denn für die, die offene Augen haben und alles doggehilfen, Portiers usw., weswegen sich Hermann in seinem Vor- schlechtes Buch ist, stelle ich mich nicht auf den bornierten Stand- matische Denken verwerfen, ist der gesellschaftliche Zustand der Ku mort entschuldigt". Der aus der Provinz kommende Friseur- punkt, daß nicht gespottet werden dürfte, nein, ich halte dieses Buch binkes, der Emmas, der Hedwigs, der Paulinen noch nicht der= gehilfe Kubinke," für den der Frühling ſein Bestes gab", hat nach für so schlecht und zugleich für so bemerkenswert für uns, weil artig vorgeschritten, um ihn" humoristisch" zu behandeln. Es ist einander sexuellen Verkehr mit drei Dienstmädchen in demselben wir daraus ersehen, wie der Humor der Bourgeoisie in ein die literarische Tat des Herrn Georg Hermann , daß er sich dazu Hause, Einma, Hedwig und Pauline. Zwei von ihnen werden dummes, feiges, herzloses, auf falschen Angaben beruhendes und erniedrigt hat. schwanger von der dritten erfahren wir es nicht genau. Ku beleidigendes Getue ausarten fann. Kein Friseurgehilfe, kein Die erst fürzlich beröffentlichten Ergebnisse der zur Beseiti binke wird zweimal zur Zahlung von Alimenten verurteilt, und Dienstbote, fein Portier, kein Briefträger, fein Schlächtergeselle gung des Kost- und Logiszwanges" bei den Barbieren veranstalte hängt sich auf. Dies das hölzerne Gerippe des Romans und die wird bei diesem Buch das Lächeln, das der Humor hervorten Erhebungen, haben über die Schlafräume und deren Luftinhalt, Veranlassung zu dem Humor. ruft, lachen fie werden sich ärgern mit dem Aerger des Bour- Beleuchtung, Einrichtung und Wartung Zustände offenbart, die Was verstehen wir nun unter Humor? Humor ist geois, der einen Einblic in ein erlogenes Lebensbild aus nicht gerade fröhlich stimmen. Die größte Zahl der die Kundgebung eines fattisch guten und mitleidi- eigener Sphäre gewinnt. Es ist einfach unmöglich, einen humo Logis war unbefriedigend, schlecht, sehr schlecht, menschenunwürdig. gen Menschen. Es gibt in der ganzen Weltliteratur keinen Humo- ristischen Roman zu„ dichten", wenn man die Wirklichkeit, die man Als typisch für ein menschenunwürdiges Logis( in risten, dessen Charakterzüge von Güte und Mitleid abweichen. mit Güte und Mitleid" bespöttelt, nicht sehr innig und eingehend Berlin ) gilt ein„ Logis" auf dem Korridor, zwischen Küche Ironie, Satire, Sarkasmus und Spott, sind taum oder höchstens tennen gelernt hat. Der historische" Werdegang dieses Romans und Abort. Der Fußboden ist asphaltiert. Der Schlafentfernte Blutsverwandte des Humors. Gin Prophet geißelt ist folgender gewesen: Georg Hermann , Bewohner von Berlin W., raum ist nicht heizbar. Die Bettwäsche der zwei Betten Mängel, kann sie hassen der Humorist geißelt nicht, haßt nicht. sieht, als er at nds ausgeht, Dienstmädchen, die sich ihrer wenigen wird alle sechs Wochen gewechselt. Am Tage schlafen auf den Er macht sich über seine Mitmenschen lustig, und tut das als freien Abendstunden erfreuen, indem sie auch poussieren". Er Betten die Kinder. Man wäscht sich im Laden unter dem Leitungs Mitmensch.. nicht verbittert, nicht ingrimmig, nicht geifernd. findet dieses interessant". Der Herr Georg Hermann läßt sich hahn. Arbeitszeit 15 Stunden. Liest man die Ergebnisse weiter Wer vom Haß beseelt ist, kann nicht humorvoll schreiben. Und jeden Tag in Berlin W. rasieren, entweder beim Friseur selbst durch, dann macht man jeden Augenblick humoristische" Entobendrein verlangt der Humor den gleichen gesellschaftlichen Boden. oder in seiner eigenen Wohnung. Und dann liest er eines Tages deckungen. Zum Beispiel:" Das Bett steht am Tage in einem Die vielen humoristischen Autoren, die sich über die Bourgeoisie in irgend einer Zeitung, daß ein Friseurgehilfe zur Zahlung von anderen Raum und wird abends in den Arbeitsraum geschoben", „ Iuftig" machen, sind natürlich vom Haus Bourgeois. Die humo- Alimenten an drei Mädchen auf einmal verurteilt wurde. Der oder„ bom Schlafraum geht es in den Kohlenkeller, der ohne ristischen Feuilletons, die die lesende Bourgeoisie erquiden, können Herr Georg Hermann lacht mit dem Behagen des Dichters, der Fenster ist. Sobald Kohlen geholt werden, muß die Kohlenfellernicht anders ols von Autoren mit Berlin W.- Empfindungen ge- einen Fund" gemacht hat. Und ohne weiter etwas aus dem in- türe aufbleiben, damit Licht in den Keller kommt. Dadurch legt schrieben werden. Ein Bourgeois kann sich humoristisch über einen timen Lebensgang des Friseurgehilfen zu wissen, ohne die geringste sich aber der ganze Kohlenstaub auf mein gegenüberliegendes Bett". Bourgeois äußern, ein Arbeiter nur über einen Arbeiter. Ein Ahnung von der nicht beneidenswerten Gristenz eines solchen Oder: Wohnung liegt im Keller und ist sehr feucht", oder:„ Aushumoristisches Buch eines Arbeiters über die Bourgeoisie ist un poussierenden" Mädchens für Alles( das im Grunde genommen fleiden muß man sich halb im Laden, da im Schlafraum kein Play
werden.
Die Rechtsanwälte Rosenfeld und Liebknecht weifen, wie in der ersten Sigung, so auch jest wieder darauf hin, daß die ihren Mandanten zur Last gelegten Handlungen in feinem denkbar, solch ein Buch muß unweigerlich sarkastisch oder satirisch Es gibt keinen Mittelweg. Tritt der bürgerliche Humorist aus seinen Kreisen, ist er nicht zufrieden damit, sich über seine Gin eben erschienenes Buch Kubinke von Georg Hermann eigene Klasse lustig zu machen, schreibt er humoristisch über eine ( bem talentvollen Verfasser von Jettchen Gebert"), ein Buch, andere Klasse, dann nimmt sein Humor ganz entgegengesetzten Chaworüber ganz Berlin W., als es im Berliner Tageblatt" in rafter an. Denn, das wiederhole ich mit Nachdruck, Humor tann Feuilletonform erschien, lachte und redete, gibt mir Gelegenheit, und darf nie kränken oder berleben, er darf nicht weh mich mit dem Humor zu beschäftigen. Gleich von vornherein tun, im Gegenteil, er läßt mitlächeln. Der bürgerliche Humorist, möchte ich bemerken, daß es mir leid tut, für diesen mir so höchst der ein Buch schafft, das in Arbeiterkreisen spielt, und der also unsympathischen Roman unwillkürlich Reklame machen zu müssen, mit Liebe und Güte" erfüllt ist, bleibt in der Liebe und aber es ist noch niemals gelungen, Vivisektion ohne einen Kadaver Güte seiner Klasse steden. Seine Standesgenossen, die vorzunehmen und es ist fast felten ein Buch auf den Markt ge- sich auf demselben Niveau befinden, werden sich an seinem Humor bracht worden, das es einem Sozialdemokraten so leicht macht, das ergößen, aber die von ihm humoristisch betrachteten Arbeiter werden Wesen des Humors im allgemeinen und den einer bestimmten Klaffe diefen Humor mit Ekel empfinden. im besonderen darzulegen.
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