Stadtverordneten- Verfammlung.
In den Ausschuß für die Vorlage betr. die Leitsäße für die Bewirtschaftung der Güter und Riefelfelder der Stadt Berlin hat die sozialdemokratische Fraktion die Stadtverordneten Borg mann, Heimann, Koblenzer und Wengels deputiert. Auf der Tagesordnung steht zunächst der vom Magistrat am 7. November zur Kenntnisnahme vorgelegte Bericht der Deputation für die städtische Irrenpflege über die neuerdings gegen die städ tischen Frrenanstalten öffentlich erhobenen Anschuldigungen,
ein fachlicher Grund dazu vorhanden ist.
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die Privatanstalten. Hat der Mann nicht recht, wenn er, weiter getadelt, daß in Buch die Oberwärter an der sogenannten diese Tatsachen hervorhebt, und hat er nicht den richtigen Weg be- Monatsvergütigung" verdienen. Jeder neu eingestellte ritten, indem er die Oeffentlichkeit aufrief?( Lebhafte Rufe: Arzt erhält sofort eine Abteilung; das ist durchaus ordnungswidrig. " Nein!") Gerade in Herzberge allerdings legt der Direktor Wert Auf je 100 rante soll ein Arzt kommen unter Abzug des Ober32. Gigung vom Donnerstag, den 17. November, auf Dauerbäder, dennoch liegt ein Korn Wahrheit in der Behaup- arztes. Die Zahl der Aerzte nach dem Bestande zu bemessen, foll nachmittags 5 Uhr. tung Heijermans, denn in einem oder dem anderen Hause fehlen nun eine„ laienhafte" Auffassung sein; man soll sie bemessen nach Der Vorsteher Michelet eröffnet die Situng nach 5% Uhr und sie. Bedenklich machen gegen die Dauerbäder kann der Umstand, dem Zugange. Damit wendet sich diese Waffe gegen die Verwalgedenkt zunächst der Verdienste des verstorbenen früheren Stadtrats, daß der unruhige Krante sich, wie anderweitige Erfahrungen be- tung selbst; denn danach wäre die Aerztezahl um ein Achtel zu Stadtältesten Hübner. wiesen haben, dadurch eventuell Rippenbrüche zuziehen kann, die gering. dann aber wieder auf das Konto ungenügender Wartung gesezt Die Behandlung des Wärterpersonals ist keine ideale. Ein werden müssen. Eine wissenschaftliche Zentralstelle für jede Anstalt Wärter darf nach der Dienstzeit nicht auf dem freien Anstaltsareal ist zur Fortbildung der Psychiater durchaus notwendig, dazu würde spazieren gehen und darf keinen Kollegen im Nachbarpavillon besich eine pathologischer Anatom besonders eignen. suchen. Das ist eine böse Beschränkung der persönlichen Freiheit; Es ist daher auch nicht das Richtige, daß das Produkt der ba hatten es ja sogar die Stlaben im Altertum besser. Lunebalpunktion nicht in jeder Anstalt selbst untersucht wird. Daß In Buch wollte eine Oberpflegerin eine Leibesvisitation an einer bisher mit Ehrlich- Sata 606 in unseren Anstalten nichts geleistet Pflegerin vornehmen; lektere weigerte sich, die Prozedur an fich worden ist, habe ich persönlich als einen Mangel empfunden; das vornehmen zu lassen; fie bat anderen Tages um ihre Entlassung, würde anders sein, wenn wir einen pathologischen Anatomen in die ihr wurde mit der Eintragung:" Grund der Entlassung Es handelt sich um die am 9. und 12. September im„ Berliner jeder Anstalt hätten, und ich bitte daher den Magistrat, den be- Dienstverweigerung". Seit wann gehört es zu den DienstTageblatt" unter dem Titel„ 24 Stunden in der Irrenanstalt" treffenden Antrag von Herzberge wohlwollend aufzunehmen. Ich verpflichtungen der Pflegerinnen, die Kleider in die Höhe zweifle nicht, daß dann die anderen Anstalten bald nachfolgen zu heben?( Heiterkeit.) Wie ungenügend die Besoldung unserer publizierten Artikel, in welchen„ grobe Mißstände" in Dalldorf , werden. Die Stellung der Aerzte betreffend halte auch ich es für Pfleger und Pflegerinnen ist, dafür verweist die Sanitätswache" Herzberge und Buch behauptet werden. Der Bericht( gez. Straß- unwürdig, daß Herren auf sechswöchentliche Sündigung angestellt auf die Tatsache, daß in fleinen bayrischen Anstalten die mann) bestreitet fast durchweg das Vorhandensein der behaupteten werden, nachdem sie eine Reihe von Jahren bereits praktisch tätig Besoldungsverhältnisse viel beffere find. Gin großes Kontingent Mißstände und führt die Anschuldigungen insbesondere hinsichtlich gewesen sind. Um fie an uns zu fesseln, müssen wir ihnen doch unserer Pfleger tommt aus Ostpreußen aus der Domäne des der Stellung des Aerzte- und Pflegepersonals wiederholt auf" laien- mindestens bieten, was die Privatanstalten bieten. Viel schlimmer Januschauers.( Großer Lärm. Vorsteher: Ich bin doch sehr hafte Auffassung" und auf aus mangelnder Sachkunde erwachsenest die Lage der Pfleger und Pflegerinnen. Diese sind das Rüdgrat zweifelhaft, ob derartige Bemerkungen hierher gehören.) Um die Mißverständnisse" zurüc. Zum Schlusse heißt es:„ Den Artikeln der Behandlung der Irren. Mit ihrem schweren Dienst, mit ihrer Verhältnisse zu beffern, bedarf es einer starken Hand. Als der fann der Vorwurf nicht erspart werden, daß sie ohne genügende Unfreiheit, mit den hohen Anforderungen an ihre Tüchtigkeit steht mielczyner Standal enthüllt wurde, drang die Flutwelle der EntSachkenntnis und ohne vorherige gewissenhafte Orientierung Be ihre Besoldung und Behandlung in schreiendem Widerspruch. Es rüstung bis in unsere Versammlung.( Wiederholte Unterbrechununruhigung in die Berliner Bevölkerung getragen haben, ohne daß ist nicht wahr, daß man ohne Kost- und Logiszwang nicht aus gung und andauernde Unruhe.) Es tam damals zur Niedersehung Stadtv. Dr. Kuhlmann( Fr. Fr.): Der Magistrat hat gut daran über diese Schwierigkeit leicht hinweg. Wir haben bei uns nicht Baisendeputation recht ist, soll der Irrendeputation billig fein. kommen tann; der Bau von Familienhäusern, wie in Teupib, hilft einer Reformkommission, die gute Erfolge erzielt hat. Was der getan, sich nicht auf eine Zeitungspolemit einzulassen, sondern die einmal ein Kasino für die Pfleger, lediglich am Urban besteht für Sie ist bisher ein Torso, aus ihr muß ebenfalls eine Reform Sache vor das rechte Forum zu bringen. Mit den Angriffen eines die Viktoriaschwestern ein eigenes Haus. Bei uns fönnen selbst die kommission hervorgehen. Videant consules! ( Beifall bei den Anonymus im Lot.- Anz." und den referierenden Mitteilungen in Oberpflegerinnen feinen 4wöchentlichen Urlaub durchsetzen. Auch Sozialdemokraten.) der Deutschen Tageszeitung" und im Vorwärts" brauchen wir die Hausdiener und Handwerker sind schlechter gestellt als uns nicht weiter zu befaffen. Ich halte die Angriffe des Herrn in anderen städtischen Betrieben. Der ständige Wechsel im Pfleger- heiten stehen mit der Vorlage vielfach gar nicht in Zusammen Oberbürgermeister Kirschner: Die jetzt vorgebrachten Einzels Heijermans im„ Berliner Tageblatt", obwohl er in seiner heute personal ist eine tieftraurige Tatsache. Er beträgt in Herzberge, hang; auch sind sie meist mi soll" und angeblich" eingeleitet erschienenen Broschüre reine Menschlichkeit" als Grund für sein Dalldorf, Wuhlgarten zwischen 24 und 28, in Buch nur 4 Proz.; das worden. Das ist nicht der richtige Weg. Nach unserer Ordnung Borgehen angibt, für elende Sensations mache.( Zustim- liegt daran, daß in Buch ganz besonders streng darauf geachtet wird, können alle Beschwerden an die richtige Stelle gebracht werden; sie mung.) Kam es ihm auf wiffenschaftlich- humanitäre Forschungen feine organisierten Pfleger oder Arbeiter einzulassen. Erst in werden dann untersucht und eventuell abgestellt. Aber es kann das an, so hätte er sich an die Verwaltung wenden können. Das hat er diesem Jahre wurde eine wärterin hinausgesetzt, die schon 3 Jahre Urteil über uns in der Welt nicht fördern, wenn man mit soll" aber vermieden. Wir haben in der Verwaltung nichts zu verbergen; dort war, weil sie für die Organisation Propaganda gemacht; und angeblich" operiert. Einzelnes erscheint schon jetzt als unbewas der Verfasser zum Gegenstand seiner Angriffe macht, ist hier natürlich wurde nicht dieser Grund, sondern ein anderer angeführt, bereits oft in größter Breite verhandelt worden. Es ist eine An- weil sie einmal das Käsebrot zurüdgewiesen und die Kollegen und gründet. Daß es einem Wärter verboten wird, sich auf dem er mazung, wenn ein Laie uns über die Behandlung der Frren be- Kolleginnen veranlagt hatte, dasselbe zu tun. Was Herr Heijer- laubten Terrain zu bewegen, ist eine ganz falsche Darstellung, mit lehren will; das versucht er aber hinsichtlich der Dauerbäder. mans geleistet hat, hat sich bereits im Stat zu Verbesserungen ver- vollem Recht aber wird den Wärtern untersagt, andere, die die Geradezu Pflichtvergessenheit würde es sein von der Leitung unserer dichtet. Die Erhöhung des Anfangsgehalte der Pfleger wäre ohne Nachtwachen haben, zu besuchen. Ebenso ist die Bemerkung„ Dienſt. Anstalten, wenn das noch gar nicht erprobte Mittel Ehrlich- Hata 606 sein Auftreten nicht beantragt worden.( Stürmischer Widerspruch bei der Behandlung zur Verwendung käme; Versuche nach der Rich- bei der Mehrheit.) tung müssen natürlich gemacht werden und werden gemacht. Seine Behauptung, daß kein Psychiater in der Deputation fäße, ist ein Nonsens; 4 siken darin. Ebenso hinfällig ist sein Monitum, daß Merzte ohne genügende Vorbildung in der Psychiatrie angestellt werden. Alles das beweist, daß hier ein Unberufener das Wort ergriffen hat. Der Wechsel ist weder bei den Aerzten, noch bei den Pflegern ein übermäßiger. Daß durch eine Vertettung unglücklicher Umstände einmal ein Jrrer erstickt, wird sich nie vermeiden lassen. Die Errichtung besonderer Heimstätten für Jrre, um ihnen größere Bewegungsfreiheit zu verschaffen, ist von zweifel. haftem Nutzen, wie ein in Frankfurt a. M. gemachter Versuch gezeigt hat. Im übrigen find wir auf diesem ganzen Gebiete ständig bemüht, Fortschritte au machen; insbesondere wird der Wohnungsfrage für die Aerzte wie für die Pfleger stete Aufmerksamkeit zugewendet.( Beifall.)
Stadtrat Straßmann: Von den beiden Artikeln des Verfaffers ist nur der erste feuilletonistisch; der zweite versucht eine fachmännische Kritit. Wir haben den ärztlichen Begleiter des Verfassers ausfindig gemacht und ihn protokollarisch vernommen; es hat sich ergeben, daß seine Ansichten sich mehrfach mit den Ausführungen des Artikels nicht decken.( Hört! hört!) Der Verfasser war nur in Herzberge, aber nicht in Buch und nicht in Dalldorf , aber er dehnt seine Angriffe auf alle drei Anstalten aus. Der Aufforderung der Dalldorfer Aerzte , diese Anstalt zu besuchen, ist er nicht nachgekommen.( Sört! hört!)
Stadtv. Ulrich( A. 2.): Wir nehmen Kenntnis von der Magistratsvorlage und billigen rückhaltlos die Stellungnahme der Deputation, der wir unser unverändertes Vertrauen bezeugen. Der Herr Artikelschreiber hat die Behauptung aufgestellt, daß in den Anstalten Fabritbetrieb statt individueller Behandlung herrsche, in den Aerzten werde der wissenschaftliche Trieb erstickt. Er hat die ihm liebenswürdig gebotene Gelegenheit, sich von seinen Irrtümern zu itberzeugen, nicht wahrgenommen; er hat wiederholt zugesagt, zu fommen, aber wer nicht fam, war der Herr Berichterstatter. ( Hört, hört!) Der Herr wollte sich eben nicht davon überzeugen laffen.
Wir können also der Oeffentlichkeit nur dankbar fein; mir war der Eindruck aus der Verhandlung der Deputation der, daß die
Preßfreiheit doch als sehr unbequem empfunden wird. ( Hört! hört!) Gewiß macht sich auch die Presse der Uebertreibung und Entstellung schuldig, aber das wird durch die Diskussion ge flärt. Die Sache hat ja nun auch ein Opfer gefordert; einem der Herren die Heijermans geführt haben, ist gekündigt worden.( Rufe: Sehr gut! Sehr richtig! Sehr falsch!) Auch ich halte nicht für forrett, wenn jemand ohne Wissen des leitenden Arztes in die Anstalt hineingelassen wird; aber die Kündigung aus diesem Grunde ist eine Handlung ab irato und entbehrt auch der Klugheit, denn sie wird ohne Zweifel als Ra che att aufgefaßt werden. ( Widerspruch.) Der betreffende Assistenzarzt hat sich allerdings außer dieser Inforrektheit auch der Propaganda für die Besserftellung der Assistenzärzte energischer angenommen als dem Magijtrat lieb ist. Er ist wegen seiner Hezarbeit" unmöglich geworden, genau so wie es unliebsam gewordenen Arbeitern ergeht.( Unruhe.) Die Heijermans- Artikel haben in der Oeffentlichkeit Intereffe für unsere Jrrenpflege hervorgerufen, ein Intereffe, welches hoffentlich nicht erlahmen wird. Wer weiß, ob nicht noch einmal die Zeit kommt, wo man den Herren Heijermans und Bischoff ein Standbild errichtet!( Große Heiterkeit, Beifall und Zischen.)
Stadtv. Dr. Ritter( Fr. Fr.): Wir sind in der Deputation im Gegensatz zum Vorredner der Meinung gewesen, daß man mit dem betreffenden Arzt viel zu milde verfahren ist. Die Ausführung, daß erst durch die Artikel ein frischer Bug in die Verwaltung gefommen ist, muß als Verlegung aurudgewiesen werden. ( Zustimmung und Widerspruch.) An den Artikeln ist, abgesehen von der sensationellen Aufbauschung, auch gar nichts dran. Die Dauerbäderbehandlung ist auch nach der Meinung gewiegter Psychiater nichts als die Ablösung eines gwangsmittels durch das andere, ein Mittel, wodurch das Personal zur Roheit erzogen wird. Die ewige Misere mit dem Pflegerpersonal ist ja eine leidige Tatfache, aber brauchbare Ratschläge hat uns Herr Heijermans hier nicht gegeben.
Stadtv. Dr. Babet( Soz.): Mancher von uns wird wohl doch angesichts des Berichts zu der Meinung gekommen sein: Spät Stadtv. Dr. Bernstein( Soz.): Die Ausführungen des VorTommt ihr, doch ihr fommt! Das, was in dem Bericht rebners werden von teiner Sachtenntnis getrübt, sie zeigen bloß, steht, hätte uns schon vor zwei Monaten gesagt werden können, und daß er auch die Dinge nicht tennt, über die er spricht( Lärm). dann wäre es wirksamer gewesen. Immerhin ist der Bericht sehr Heijermans hat den Finger in eine schwer eiternde Wunde gelegt biel objettiver gehalten als die Antwort, die wir in der De-( Gelächter); zahlreiche seiner Vorwürfe sind von der Deputation putation erhielten und die sehr start ab irato erging. Herr durchaus nicht widerlegt. Das Antwortschreiben der Deputation hat Seijermans ist ein angesehener Schriftsteller( Ge- mich nicht befriedigt, und ich nehme die von ihm öffentlich gestellten lächter), der sich mit vollem Ernst sozialpolitischen Studien und Fragen wieder auf; um die Antwort fommt die Deputation nicht Problem: en widmet und auch den Verkehr mit Psychiatern gesucht herum. Wegen mangelnder Aufsicht sind zwei Epileptiker erstidt; und gefunden hat. Ihm daraus einen Vorwurf zu machen, über- was ist wahres an diesem Vorwurf? Herr Kuhlmann meint, sie lasse ich anderen; wenn ein Mann solche Probleme behandeln will, hätten die Gewohnheit, sich auf den Bauch zu legen und dabei sei soll er in die Tiefe steigen( Unruhe); es kommt weniger auf die die Erstidung erfolgt. Ich bin in jungen Jahren Jrrenarzt geWege an, die er nimmt, als darauf, daß er es gründlich tut. wesen, habe aber eine solche Erstidung nicht gesehen. Es Er wollte seinerzeit als Pfleger in die Anstalt gehen, um die Ber- tommt vor, daß Epileptiker länger in diesem Zustande verharren, hältnisse fennen zu lernen; das ist ihm nicht gelungen, weil nicht zum Bewußtsein kommen, und so vom Leben zum Tode geer Ausländer ist. Er hätte auch den Versuch machen können, bracht worden sind. Wie steht es mit dem Vorwurf der Unterals Geistestranter hineinzukommen( anhaltende Unruhe). Der von bringung der Irren auf Matraßen, wie mit dem, daß in einer ihm gewählte Weg lag sehr nahe, und nur fleinliche Geister können Anstalt eine Schnapsbarade errichtet ist und so dem Alkoholismus ihm daraus einen Vorwurf machen.( Andauernde Unruhe.) Daß Vorschub geleistet wird? Wie steht es mit dem Vorwurf, daß die er quasi als Arzt vorgegangen ist, tann ihm auch nicht zum Vor- Pfleger nach 14stündiger Arbeitszeit, wenn fie Erholung finden wurf gereichen; jedenfalls wurde ihm dadurch Gelegenheit gegeben, sollen, über eigene Erholungsräume nicht verfügen? Das ist eine objektiv zu beobachten. Will man ein Institut wirklich fennen Inhumanität fondergleichen!( Rufe: Hu! hu!) Einer unserer lernen, so ist es immer besser, man läßt sich nicht ankündigen und Affiftenzärzte leitet zugleich eine Privatirrenanstalt, nimmt also nicht herumführen. Ich will damit selbstverständlich nicht den Vor- eine bedenkliche Doppelstellung ein. Die Frage der Dauerbäder wurf erheben, als ob den Besuchern unserer Anstalten irgend etwas läßt sich auch nicht so leicht abtun, wie es Herr Ritter getan hat. vorgemacht werde. Ich meinerseits mache Herrn Heijermans den Die zu den Dauerbädern benutzten Reinigungswannen werden Borwurf, daß er nach einer so furzen Zeit, nach einem so flüchtigen ihrem ursprünglichen Zwede entzogen. Isolierung soll nur mit Einblid, dazu übergeht, ein Urteil zu fallen, wo er doch Zustimmung des Arztes stattfinden; in Buch isolieren Oberpfleger egentlich als Laie teins haben kann; er urteilt mit den Augen und Oberpflegerinnen, ohne den Arzt zu fragen. Warum tun fie anderer Psychiater. Ihn trifft ferner der Vorwurf, daß er ohne es? Weil nicht genügend Aerzte vorhanden sind( Unruhe). In Grund verallgemeinert, und der schwerste, daß er der Aufforderung, Herzberge sind die Isolierräume mit Kranten belegt, die nicht fein Urteil zu erweitern und eventuell zu berichtigen, nicht nachge- isoliert werden sollen, auch das kann nicht aufrechterhalten werden. tommen ist.( Beifall.) Als Wahrheitsapostel habe ich die verArbeitsbe handlung" ist ein schönes Wort, aber nur eine dammte Pflicht und Schuldigkeit, die Wahrheit nach allen Rich buntschillernde Seifenblase, wie sie bei uns geübt wird; es fehlt tungen zu ergründen( wiederholter Beifall); auf der Kreditſeite hat jede vernünftige Systematisierung und Dosierung, jedes Gingehen Herr Heijermans aber Gewichtigeres stehen als auf der Debet - auf die Eigenart der Kranken. In Buch werden die Irren als feite. Er hat es bewirkt, daß in unsere Jrrenpflege jent Schreiber verwendet, woraus
verweigerung“ eine sehr milde Fassung, denn jene Pflegerin ist weggegangen, nachdem sie in den Verdacht geraten war, Anstaltswäsche auf dem Leibe zu tragen, und sich geweigert hatte, sich darauf untersuchen zu lassen. Die Verwendung von Irren als Schreiber oder in der Familie kann unter Umständen außerordentlich 3 wed mäßig und förderlich sein; daß sie als Leichendiener verwendet würden, glaube ich einfach nicht; bringen Sie doch die Anzeige, ich bin bereit, ihr nachzugehen.
Die Errichtung einer Schnapsbarade" ist behauptet wor den. Außerhalb der Anstalt ist ein Schnapsausschank vorhanden; was kann die Irrenanstalt dafür? Es ist für sie sehr unange nehm, aber ein Vorwurf erwächst ihr daraus nicht. Das Schnaps trinken soll in den Anstalten toleriert werden; können Sie sich das vorstellen?( Rufe: Nein! Nein!) Gerade aber wenn man die geforderte freiheitlichere Bewegung gestattet, wird der Itoholismus gefördert werden. Es ist tatsächlich in Dalldorf einem Assistenzarzt gestattet worden, die Oberaufsicht über eine Privatanstalt zu übernehmen, weil da Patienten aus Dalldorf untergebracht sind, die weiter beobachtet werden; Mißstände haben sich dadurch nicht herausgestellt. Auch das glaube ich nicht, daß für die Pfleger nach 14stündiger Arbeitszeit kein Lokal zum Ausruhen vorhanden ist, man sage mir, wo und wann, ich werde der Sache nachgehen. Richtig ist, daß 2 Epileptiker erstickt sind; die näheren Umstände kann ich nicht mitteilen. Auch solche Tatsachen müßte man nicht als die Verwaltung belastend erwähnen, ehe man die näheren Umstände kennt, und diese zu erfahren ist jeder Stadtver. ordnete in der Lage. Jemand, der heimlich, zur Nachtzeit, eine Anstalt besucht und die Wahrnehmungen, die er als Laie macht, be nutzt, um schwere Vorwürfe zu erheben, bedarf keiner weiteren ritit, selbst wenn er psychopathische Studien macht und Material für Trauerspiele sucht. Der Magiftrat feinerseits untersucht nur, ob die behaupteten Uebelstände vorhanden sind. Darum haben wir den Bericht verlangt und ihn ausnahmsweise sofort der Oeffentlich feit übergeben, nachdem in unerhörter Weise die allgemeine Aufmerksamkeit gegen die Stadt erregt worden ist. Die Ueberfüllung Der Jrrenanstalten leugnet niemand; wir bauen ja deshalb die neue Anstalt für 1500 Jrre in Buch. Wir werden dann auch noch Bedarf haben; aber auch die Privatirrenpflege hat ihre großen Vorzüge. Die Behauptung bezüglich der Dauerbäber, welche die Deffentlichkeit am meisten erregt hat, ist als unhaltbar dar getan worden. Von einem Racheatt gegen den betreffenden Arzt ist teine Rede; er war schon früher einmal zum Abgang reif. Wenn er, ohne den Direktor oder den Oberarzt zu informieren, einen Fremden zur Nachtzeit auf den Stationen herumführt, wäre es geradezu ein Att der Schwäche, gegen den Mann nicht einzuschreiten. Wir haben die Verpflichtung, die Disziplin aufrechtzuerhalten( Widerspruch und Zustimmung). Auch ich wünsche für die Verwaltung die allerweiteste Oeffentlichkeit, denn sie hält das allgemeine Interesse rege und macht Uebelstände zum Gegenstand der Diskussion. Aber die Presse hat auch die Verpflichtung, nicht auf vage Vermutungen hin Behauptungen, die schwere Beschuldigungen enthalten, aufzustellen. Hier ist diese Verpflichtung nicht erfüllt worden.( Beifall und Widerspruch.) Stadtrat Straßmann weist ebenfalls die Unterstellung eines Nacheattes zurück. Die Beköftigung der Pfleger ſei wesentlich verbeffert, ihre freie Zeit, namentlich in Herzberge, vermehrt, die Besoldung ständig erhöht worden. Redner versucht das an einzelnen Beispielen genauer darzustellen. Eritidungsfälle durch Epilepsie tönnten sehr wohl ohne irgend jedes Verschulden der Aufsicht geschehen.
Stadtv. Labewig( N. L.): Unsere Jrrenanstalten brauchen das Licht der Deffentlichkeit nicht zu scheuen und dürfen es nicht scheuen. Herr Heijermans hat mir seinerzeit sehr viel Vergnügen gemacht, als er sich, ein moderner Harum M Raschid, in das Obdachlosenasyl begab. Jn Herzberge aber hat er sich auf trummen Wegen eingeschmuggelt, und Dr. Bischoff hat eine DisziplinTofigkeit begangen, wie sie schlimmer nicht gedacht werden kann.
Stadtv. Dr. Nathan( soz.- fortschr.): Herr Heijermans ist allerdings sehr unvorsichtig vorgegangen und ebenso der Arzt, der ihm geholfen hat. Die Grundlage seiner Publikationen ist also feineswegs einwandsfrei, und das hat auch Dr. Zadek zugegeben, dennoch kann ich der Deduktion des Oberbürgermeisters, daß die Presse hier ihre Pflicht nicht erfüllt hätte, nicht folgen. Herr Heijermans ist ein angesehener Schriftsteller und hat seine Artifel mit voller Namensunterschrift veröffentlicht. Da geht der Oberbürgermeister also zu weit. Um elende Sensations. mache" fann es sich schon deswegen nicht handeln, weil man gekommen ist, daß Einrichtungen getroffen sind, auf die wir jahre. eine solche mit einer Handbewegung abtut, aber nicht lange Stun fang gewartet haben. In Herzberge sind jahrelang wegen Ueber- und selbst Erpressungen entstanden sind. Jeder Beamte bekommt den darüber debattiert. Es muß also mehr dahintersteden. Ueber füllung Kranke auf Matragen zwischen die Betten gelegt worden einen oder auch zwei Kranke zur persönlichen Dienstleistung, dem die Laien ist hier abfällig geurteilt worden. Auch der Ober. ( Sört, hört!). Noch heute haben fast 3000 Jrre, die wir aufzu- Burschensystem in der Armee vergleichbar; ja, die Kranken werden bürgermeister ist ein Laie, ebenso sind es die Mitglieder nehmen hätten in unsere Anstalten, teinen Platz. Nicht eine, fogar als Leichenwärter, als Leichendiener beschäftigt( hört, hört!) der Deputation aus unserer Mitte, mit der einzigen Ausnahme des sondern zwei, drei neue Anstalten müssen gleichzeitig gebaut werden. und haben verschiedentlich den Alkohol getrunken, in dem die Leichen Fachmannes Dr. Zadet. Man kann also die Urteile der Laien Nicht das geringste wird geändert, wenn in 3, 4 Jahren die Jrren- teile aufbewahrt werden( große andauernde Unruhe und Gelächter; nicht so ohne weiteres beiseite schieben. Auch eine Kritik mit Entanstalt IV. in Buch fertig sein wird. Wit bleiben angewiesen auf der Borsteher bittet dringend um Ruhe). Mit Recht wird. gleisungen ist immer noch besser, als die Kritik mundtot zu machen.
plöblich ein frischer Sug
große Schädigungen, Durchstecherelen