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Nr. 271. 27. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Sonnabend, 19. November 1910.

Die Moabiter   Vorgänge

zum

vor Gericht. aften nicht für ausreichend

Siebenter Tag. Spigel werden zurüdgepfiffen.

23. war es

Vernehmung der Zeugen.

Ein Beamter

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Fabrifpfeife, die Arbeiter verschwanden und alles war ruhig. Wenn Menschenmenge eingefunden, es wurde Bluthunde gerufen es nicht so gekommen wäre, dann wäre uns nichts anderes übrig und dann mit dem Säbel in der hand die Menge geblieben, als mit der Schußwaffe vorzugehen. Das war ein so von den Beamten zurüdgedrängt. Aus den Fenstern Schwerer Kampf, daß ich die mir zur Verfügung stehenden wurden einzelne Schüsse abgegeben. Die Täter fonnten wir hielt. Ich erbat und nicht ermitteln. Teiching- und Revolverpatronen wurden aus bekam 180 Mann Verstärkung, die sich auf dem den Fenstern geworfen. Die Patronen sollten dadurch jedenfalls Sohlenplatz fammelten. Um fie unterzubringen, mietete ich zur Explosition gebracht und die Schußleute dadurch verletzt werden. Che fie Weiter sagt der Zeuge, an den folgenden Tagen seien noch ver Bor Eintritt in die gestrige Verhandlung bemerkte Rechtsanwalt in der Gegend eine leerstehende Wohnung. in Gebrauch genommen werden kounte, Seine: Zwei von mir benannte Zeugen sind gestern von Polizei die Verabredung rückgängig zu machen, weil seine Mieter ihm ge­bat mich der Wirt, einzelte Ausschreitungen vorgekommen, dann jei Ruhe eingetreten. beamten in Zivil, die sich unter falschem Namen und unter falschen droht hätten, sie würden ihm die Knochen entzwei schlagen, wenn er willigen auf dem Kohlenplas fyftematisch verprügelt worden seien, Eine Frage des Borsigenden, ob Sistierte von Arbeits­Vorspiegelungen bei ihnen einfanden, über die Vorgänge, welche die Schuyleute aufnehme. Andere Unterkunftsräume konnte ich nicht verneint der Zeuge. Ihm sei nichts davon bekannt, er diesem Prozeß zugrunde liegen, ausgefragt worden. hat sich als Akquisiteur der" Morgenpost  " ausgegeben, ein anderer bekommen. Dann lieferte uns die Militärbehörde Zelte, würde es auch nicht geduldet haben. Erster Staatsanwalt Steinbrecht  : Woher kommt gab vor, er sei der Bruder eines der Angeklagten. In diesen Fällen in denen die Beamten auf dem Kohlenplag unter­Nuch den Vorgängen mit den Löweschen es, daß von Anfang an eine solche Erbitterung gegen die Arbeits­tourden ja die Leute extannt und erreichten ihre Absicht nicht. Es ist gebracht wurden. Arbeitern ließ ich die Sickingenstraße absperren. Abends gegen willigen und die Schleute herrichte? 8euge: Jedenfalls hat ja das Recht der Staatsanwaltschaft, Erkundigungen über Zeugen 7 Uhr sammelte sich vor der Schuhmannskette an der Beuffel- man auf die Arbeitswilligen einen Zwang ausüben wollen, daß sie einziehen zu lassen, aber diese Art, wie von uns genannte Zeugen belästigt werden, verbitte ich mir ganz entschieden. Ich ersuche die Straße eine Menschenmenge an, es wurde auf die Schußlente die Arbeit niederlegen, und weil wir dazwischen kamen und das ver­Staatsanwaltschaft, dafür zu sorgen, daß solche Belästigungen der gefchimpft, aber sie blieben ruhig. Ich habe mir die Leute hinderten, so hat sich der Haß gegen uns gewandt. Ich erkläre mic angeiehen, es war kein Janbagel, fondern bessere Arbeiter. Auf die das so: Wenn man einem Hunde einen Senochen wegnehmen will, Zeugen unterbleiben. Schuyleute wurde geworfen, dann wurde die Menge zurückgedrängt, dann beißt er. Leider Gottes tritt der Haß gegen die Erster Staatsanwatt Steinbrecht   versichert, daß er wobei die Schuyleute blank gezogen hatten. Zwei Schantlokale, aus Polizei bei uns stärker auf wie in anderen dem Verlangen des Verteidigers entsprechen werde. denen Steine und Flaichen geworfen wurden, ließ der Polizei Staaten. Das liegt zum Teil an der Erziehung. In Hierauf begann die leutnant räumen. Auch aus den Häusern wurde mit Steinen und anderen Staaten wird der Schuhmann den Kindern als hilfsbereite Sand geworfen. Die Situation wurde immer brenzlicher. Später Perion bezeichnet. Bei uns droht man unartigen Kindern mit dem Polizeimajor Klein gibt eine sehr eingehende Schilderung wurden Laternen ausgelöscht und der Feuermelder unbefugt in Schußmann. Das muß doch zum Haß gegen die Beamten bei­von den Vorgängen, die er, seiner Angabe nach, teils aus eigener Tätigkeit gelegt. Mir wurde gemeldet, daß auch Fenster eingeworfen tragen. Staatsanwalt: Wie viele Beamte sind bei den Wahrnehmung, teils durch Mitteilungen der ihm untergebenen Be- würden. Es herrschte die reine Anarchie. Wenn die Beamten Inruhen verletzt worden? geuge: 80-86, und zwar durch amten fennen gelernt. Major Klein hatte in Moabit   das Kommando vorgingen, wurden sie mit Schimpfworten empfangen. Dann Würfe mit Steinen und Flaschen. Rechtsanwalt Heine: Nachricht, daß ein über die Schußmannschaft. Er gibt in der Hauptsache an: bekam ich Schumann, der von Also durch Schüsse ist kein Beamter verlegt, trozdem daß ein Hagel Am 19. September, nachdem der Streit ausgebrochen war, der Menge verfolgt wurde, sich in ein Shantiotal von Schüssen von allen Seiten auf die Polizei abgegeben wurde? Bis an der Ede der verstärkte ich die Mannschaften im zuständigen Revier. Erasmusstraße geflüchtet 8euge: Es war ja dunkel als geschossen wurde. Da kann man ruhig. Dann wurden Kohlenwagen hatte und das Lokal demoliert, sowie der Wirt natürlich nicht treffen. Rechtsanwalt heine: Sind Ge und die Begleitmannschaften angegriffen. Am 24. bekam ich Nach verlegt worden sei. Polizeileutnant Göz hat den Beamten schosse gefunden worden? 8euge: Nein. Die Straße war ja richt von ernsten Ausschreitungen. In der Rostocker Straße wurde später befreit. An diesem Abend find an der Reformations- io mit Scherben und Glassplittern bedeckt, daß ich leine Berittenen ein Kohlenwagen angegriffen und die Geschirre firche sieben Scheiben eingeworfen worden. Auch an in die Straße schicken konnte. Da hätte man auch keine Geschosse finden können. zerschnitten. Es gelang, die Leute zurückzudrängen mit blanker der Gozkowskystraße tamen Unruhen vor. Rechtsanwalt Heine: Wissen Sie, daß es Waffe, ohne daß eingehauen wurde. Nach diesen Vorgängen richtete Am 27. war es während des Tages ruhig. Um 47 Uhr stadfahrer Revolver gibt, die nur knallen und zum Ber ich eine Polizeiwache auf dem Kohlenplay ein, um den Platz zu abends mußten die Mannschaften wieder ausrücken. Da wurden sie scheuchen von Hunden dienen? Beuge: Das ist mir nicht be, schützen. Da die Leute nicht nur gegen die Wagen, sondern auch sogleich von den Leuten beschimpft. Um 8 Uhr wurde an der fannt. Rechtsanwalt Heine: Nachdem bei dem Vorfall in gegen die Beamten vorgingen, sagte ich mir, es wird zu ernsten deformationstirche mit Steinen geworfen und geschimpft. An der der Sidingenstraße der Kohlenwagen auf den Platz gebracht war, Busammenstößen kommen. Ich legte Gewicht darauf, daß sich meine Zwingli- und Gozlowskystraße spielten sich ebensolde Vorgänge ab. fonnte doch die Sache erledigt sein und die Polizei brauchte nicht Mannschaften durch nichts reizen ließen und nur auf Befehl vor- Sturz nach 8 Uhr wurde das Kommando an der Reformationsfirche gegen die Löweschen Arbeiter vorgehen. 3euge: Nein, nachdem gingen. Den Offizieren gab ich Befehl, nicht eher mit der angegriffen. Jede Aufforderung des Leutnants, auseinander zu gehen, wir die Arbeiter auf den Hof gedrängt und den Torweg geschlossent Waffe vorzugehen, als bis sie die Menge dreimal wurde mit Schimpfen und Steinwürfen beantwortet. Als die Sache immer hatten, hätte für die Arbeiter die Sache erledigt sein müssen. Rechtsanwalt aufgefordert hatten, auseinanderzugehen. Auch toller wurde, ließ Lentnant Sonimer die Menge mit dem Säbel Dann warfen sie aber über die Mauer. dann sollten sie die Räumung zunächst in Güte versuchen. Diesen zurücktreiben. In der Rostoder Straße wurden die Beamten, die eine: Wäre es nicht das Beste getvefen, wenn Sie sich mit Joren Beamten auf die andere Seite der Weiiungen sind die Beamten gefolgt. Wenn in den Zeitungen gegen die Menge vorgingen, von allen Seiten beschoffen. nun etwas anderes behauptet wurde, so ist das falsch. Die Beamten Die Straße war vollständig dunkel, denn die Laternen waren ausgelöscht Straße begeben hätten, wo niemand von den Steinwürfen haben Schimpfereien und sogar Steinwürfe ruhig ausgehalten. Von allen Seiten Inallten Bistolenschüsse. Nun getroffen werden konnte. Nach Schluß der Mittagspause hätte doch Die das Werfen von selbst aufgehört. Borsigender: Welcher Art waren die Leute, von denen die gingen wir in breiter Front in der Rostocker Straße vor. 8euge: Es wurde in großen Angriffe ausgingen? Zeuge: Es waren meistens Arbeiter, Mannschaften bekamen den Befehl, jeden Schuß und jeden Wurf mit Bogen bis auf die andere Straßenfeite getoorfen. Uebrigens konnte die ihre Beschäftigung hatten. Janbagel war nicht dabei. Am der Schußwaffe zu beantworten. Mit Säbeln war nichts zu machen, es uns doch nicht einfallen, uns zurückzuziehen, weil da geworfen Sonntag, den 25., war es rubig. Am 26. verstärkte ich die Mann es wurde von Balkons gefchoffen und geworfen. wurde. Rechtsanwalt eine: Das ist es, was ich wissen schaften auf dem Kohlenplatz durch uniformierte und Kriminal- Vor dem 27. ist in ganzer Front von uns nicht geschossen worden. Wenn wollte. Auf eine weitere Frage des Rechtsanwalts eine sagt beamte. Mittags wollten zwei leere Wagen auf den Kohlenplay von den Beamten geschossen sein sollte, dann kann es nur vereinzelt der Zeuge: Trotz der Absperrung der Sidingenstraße sei jeder, fahren. Zu derfelben Zeit standen die Arbeiter der Löweschen geschehen sein. Das Schießen der Beamten in der Rostocker Straße hatte welcher dort wohnte oder geschäftlich zu tun hatte, durchgelassen Rechtsanwalt Heine: Fabrik auf, der Straße. Das fiel mir auf. Besonders auf den Erfolg, daß sogleich vollständige Ruhe eintrat. Nachdem ich worden. fallend fand ich es, daß die Arbeiter sich auf dem Bürgersteig die Beamten zurückgezogen hatte, flammte mitten in der Rostocker   wiesen werden, daß das nicht der Fall ist, ja, daß harmlose aufgestellt hatten und daß vorn die Frauen und hinten die Männer Straße ein Holzstoß auf, der Brand wurde aber von der Feuerwehr Schuyleute an der Sidingenstraße standen. Ich fragte die Beamten, ob die Arbeiter immer da stehen. gelöscht. In der Huttenstraße wurde um 12 Uhr aus einem Bajianten, die vom Bahnhof tamen, schlugen, und Mir wurde gefagt, so viele stehen sonst nicht da, es sei merkwürdig, aufe geichoiseu. Ein Schutzmann betrat den dunklen Haus- dag fogar Leute am Billettschalter des Bahn daß sie heute dastehen. Mit einem Male wurde es lebendig. Die flur, um den, der geschossen hatte, festzunehmen. Der Schußmann hofes geschlagen worden sind. Es wird bewiesen werden, Arbeiter stürmten auf die Wagen los, wurden aber zurückgedrängt, wurde mit Schüssen empfangen. Er schoß darauf wieder. daß Leute durch die Absperrungskette hindurch gelassen, und die Wagen konnten auf den Platz fahren. Es bieg, von dem Der Schußmann mußte sich zurückziehen, denn aus den Fenstern dann aber von anderen Saußleuten, die in der abgesperrten Wagen sei geschossen und die Arbeiter dadurch aufgeregt worden. der Hofgebäude wurde mit allen möglichen Gegenständen geworfen. Straße waren, gefchlagen wurden. Zeuge: Von alledem Die Beamten jagten mir, der Kutscher des Wagens jei geworfen Un anderen Stellen sind Steine und Blumentöpfe aus den Fenstern weiß ich nichts. Wenn es vorgekommen sein sollte, fo war es gegen worden, und darauf habe er geschossen. Schon vorher sab geworfen worden. den Befehl. Rechtsanw. Heine: Sind an der Heilandskirche ich auf dem Kohlenplatz 7 bis 8 Revolver liegen. Ich Wenn feine Polizeiwache auf dem Kohlenplay gewesen wäre, und im kleinen Tiergarten Beamte angegriffen worden? Zenge: feten? die Waffen bestimmt Mir wurde dann wäre der Platz demoliert und in Brand gesteckt worden. Bon Jch selbst babe es nicht gesehen, es ist mir aber berichtet worden.- fragte, wou gefagt, der Verwalter habe die Revolver angeschafft, um die Kutscher Bersonen, die nicht genannt sein wollten, ist mir Rechtsanw. Heine: Ist Ihnen bekannt, daß in der Turm damit zu bewaffnen. Nachdem ich das erfahren hatte, berbotim, öfter gefagt worden, wir follten acht geben, am straße Beamte ihr Augenmerk besonders auf die Leute daß den Kutschern Revolver mitgegeben werden. Abend werde der Plag in Brand gesteckt. richteten, die aus der Straßenbahn stiegen und Der Revolver, mit dem der Kutscher   schoß, war sein Privateigentum. Da die meisten Steinwife aus Schantlokalen erfolgten, so daß solche Leute, auch Damen, von den Beamten geschlagen wurden. Die Löweichen Arbeiter, die den Wagen angegriffen batten, wurden am 28. von 5 Uhr ab die Lokale in der Rostoder und 3euge: Davon weiß ich nichts. Wenn es geschehen wäre, hätte wurden auf den Hof gedrängt und das Tor von den Beamten ge- Sidingenstraße iämtlich, in den benachbarten Straßen zum Teil ge- ich doch Meldung davon bekommen. Rechtsanw. Seine: O fchloffen. Dann wurden vom Hofe aus über die Wauterschlossen. Am 28. fanden noch vereinzelte Ansammlungen statt, die nein, ich glaube nicht, daß ein Schutzmann, der solche Ausschreitungen Steine nach den Schleuten geworfen. Wir öffneten das Tor zurückgedrängt wurden. An verschiedenen Stellen wurde auch noch begeht, es Ihnen meiden wird. Beuge: Aber es waren doch und drängten die Leute von dem Vorhof noch weiter zurüd. vereinzelt auf Beamte geworfen. Gegen 9 Uhr ging es am Kleinen überall Offiziere, die würden es melden. Rechtsanw. Heine: Dabei hatten die Beamten blant gezogen. Die Leute Tiergarten los. Die Leute, welche sich dort angefammelt hatten, Auch das trifft nicht zu. Ich habe Zeugen dafür, daß Straßen. warfen auch bei dieser Gelegenheit Steine auf die Beamten. wurden zunächst aufgefordert, auseinanderzugeben, und als das pafianten unter den Augen von Polizeioffizieren, Ich selbst bin durch einen Steinwurf am Bein verlegt worden. feinen Erfolg hatte, wurden sie mit der Weffe zurückgedrängt. Die von Beamten mißhandelt wurden. Halten Sie, Herr Als die Beamten Kehrt" machten, wurden sie von neuem an- Unruhen am Kleinen Tiergarten dauerten bis 212 Uhr, dann trat Major, es für anständig, daß Frauen als gegriffen. Wie die Maulwürfe tamen die Arbeiter aus den Fabrit Ruhe ein. gebäuden und wenn wir gegen fie borgingen, waren fie ver- Am 29. erhielt ein Teil der Mannschaft Sarabiner schwunden, so daß wir keinen festnehmen konnten. Dies Spiel und scharfe Patronen, doch sollte von diesen Waffen nur bezeichnet wurden? Zeuge: Nein. Rechtsanto. Heine: wiederholte sich mehrmals. Ich überlegte mir, ob es nicht geboten auf ausdrücklichen Befehl des betreffenden Offiziers Gebrauch ge- Haben Sie gefehen, daß ein Mann, der am Boden fei, von der Schußwaffe Gebrauch zu machen. Abends hatte sich an der Heilandskirche wieder eine lag, mit Säbelbieben und Fußtritten trattiert Seit dem 21. Juli 1870 wohne ich nun in Braunschweig  , Mensch, der den wunderlichen Freundschaftswerbungen Brandts wo mir noch zwei Töchter geboren wurden. Was. ich hier am Orte im Laufe eines Menschenalters weiter zusammengeschrieben habe, überlasse ich auf dem Altersteil Altershausen als Schriftsteller a. D. der Begutachtung der Nachwelt. Möge sie nach Möglichkeit Nuzen daraus ziehen! Drei Dinge find mir persönlich aus meinem Aufenthalt auf der Erde heute, wenn auch nicht die bemerkenswertesten, so doch merkwürdig.

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Kleines feuilleton.

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Da ertönte die macht werden.

Wilhelm Raabe   im eigenen Spiegel. Raabes stilles Leben bietet wenig Bemerkenswertes. Was daraus hervorzuheben wäre, hat er selbst einmal in einem Beitrag für den niedersächsischen Kalender Heidjer" zusammengefaßt. schrieb er darin Ich bin am 8. September 1831 zu Eschershausen   im Herzogtum Braunschweig   geboren worden. Mein Vater war der damalige Aktuar" am dortigen Amtsgericht. Meine Mutter ist es gewesen, die mir das Lesen aus dem Robin­ son Crusoe  " unseres alten Landsmanns aus Deensen  , Joachim Heinrich Campe  , beigebracht hat. Was ich nachher auf den Volks­und Bürgerschulen  , Gymnasien und auf der Universität an Wissen­schaften zuerworben habe, heftet sich alles an den lieben feinen Finger, der mir ums Jahr 1836 herum den Punkt über dem i wies. Im Jahre 1845 starb mein Vater als Justizamtmann zu Stadtoldendorf   und zog seine Witwe mit ihren drei Kindern nach Wolfenbüttel  , wo ich das Gymnasium bis 1849 besuchte. Wie mich danach unseres Herrgotts Kanzlei, die brave Stadt Magdeburg  , davor bewahrte, ein mittelmäßiger Jurist, Schulmeister, Arzt oder gar Pastor zu werden, halte ich für eine Fügung, für welche ich nicht dankbar genug sein kann.

Ostern 1854 ging ich nach einem Jahr ernstlicher Vorbereitung nach Berlin  , um mir auf Universitäten" noch etwas mehr Ordnung in der Welt Dinge und Angelegenheiten, soweit sie so ein junger Mensch übersehen kann, zu bringen. Im November des felben Jahres begann ich dort in der Spreegaffe die Chronit ber Sperlingsgasje" zu schreiben und vollendete sie im folgenden Frühling. Ende September 1856 erblickte das Buch durch den Drud das Tageslicht und hilft mir heute noch neben dem Hungerpastor" im Erdenhaushalt am meisten mit zum Leben. Denn nur für die Schriften meiner ersten Schaffensperiode, die bis gum legterwähnten Buche reicht, habe ich Leser gefunden, für den Nest nur Liebhaber.

Ich komme noch aus den Tagen, wo in meines Vaters Haus an der Weser   mit Stein, Stahl und dem" Plünnenkasten" Licht an­gezündet und Feuer gemacht wurde. Ich habe einen Herrn gekannt, der noch seinen Bopf trug. Ich habe noch einen Mann gesehen, der im siebenjährigen Kriege mit dabeigewesen war."

Kleines

Theater.

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Huren und Saumenscher

Es

wird be

eine fühle Zurückhaltung entgegensette, erscheint ihm als ein höheres Wesen, aus dessen Kraft er Linderung schöpfen könnte. Dem Augenblidsimpulse blind gehorchend, drängt er ihm seine Herzensgeheimnisse auf. Er habe mit namenloser Leidenschaft ein Mädchen geliebi und dennoch in willenloser Schwäche die Schwester geheiratet. Nun sei sie zum ersten Male in sein Haus gekommen. Ihn ängstige der Zauber. Der Jüngling spricht sehr edel von einer idealen Liebe, und Brandt flammt im Moment zu en thusiastischer Begeisterung auf. Der Hauslehrer verliebt sich gleich falls in die herbe Schönheit der Schwägerin. Sie weist das Werben beider Männer ab, und der Junker vollends verzweifelt, überbietet in selbstinörderischem Zerstörungsdrange all seine früheren Toll­heiten. Er verhöhnt Polizei und Gerichte und verbarrikadiert sich schließlich auf seinem Gutshof. Die Einsamkeit einer ausgiebigen Gefängnishaft schwebt ihm als Ziel der Sehnsucht vor.

Doch einem Junker werden solche Wünsche nicht so leicht er­Theater: Joachim bon Brandt, füllt. Eine brillant pointierte Satire, schiebt sich die Unterhandlung Komödie von Moris Heimann. Eine psychopathische Studie, des aus Berlin   gesandten Regierungsrates init dem streberisch die ihren Gegenstand aber bereits in den charatteristischen Szenen gelehrigen fleinen Bürgermeister ein. In einer Viertelstunde find alle des ersten Aftes der Hauptsache nach erschöpft. Das Bild dieses unliebsamen Mißverständnisse" aufgeklärt, hat sich der Aufruhr" total zerfahrenen, exzentrischen Menschen, der im Alkohol Be in einen fleinen Scherz verwandelt. täubung sucht, seine Selbstverachtung in wüftent Strafeel austobt, sich aber vor einem festen Wollen bewundernd beugt, wirkt erst frappierend in der breiten Ausmalung nervös ermüdend. Die Gestalt langt nicht zum Träger eines vieraftigen Dramas. Erst der aus dem Rahmen der Charakterkomödie herausfallende dritte Auf­aug mit seiner famosen Verspottung preußisch- bureaukratischer Schiebungstünste, belebte wiederum das Interesse.

Der Schluß fällt ab. Brandt, der die Vertuschungshelden mit gebührender Berachtung heimschickt, gerät bei der Nachricht, daß seine Frau ihm ein Kind geboren, in eine Art von Hoffnungs­Parorismus.

Notizen.

dt.

Abel brachte die Mischung alkoholischer Brutalität und ver stiegener Donquichotterie in der Hauptfigur mit verblüffender naturalistischer Echtheit heraus. Auch die meisten Nebenrollen Im Weinstübchen des Apothekers unterhalten sich die Hono- waren gut, der überlegen lächelnde Regierungsrat und das devote ratioren über die neuesten Streiche des verrückten Brandt. Der Bürgermeisterlein durch die Herren Mar Landa und Heinrich ängstliche Bürgermeister meint, daß dieses Junkeregemplar es ausgezeichnet besetzt. Der demonstrative Beifall galt sicher mehr allzu arg treibe. Die Behörden müßten einmal Ernst machen. dem Autor als seinem Stück. Kühnheiten, die er damit bekräftigt, daß er, als der Pistolen ab­knallende Unhold draußen nach ihm berlangt, gehorsamst dieser Order folgt. Der hünenhafte Baumeister ist von anderem Schlage. Im Friedrich Wilhelm­Anno 1862 jah auch ich ein, daß es nicht gut fei, wenn der Als Joachim im Zimmer einen Streit vom Zaune bricht, befördert städtischen Schauspielhause werden jetzt Abonnements­Mensch allein bleibe, heiratete und zog nach Stuttgart  , wo er den dürren Choleriker die Stiege hinunter.. Doch Brandt kommt hefte zum II. Quartal, gültig für sechs verschiedene Stüde an uns zwei Mädchen geboren wurden und ich" Die Leute aus dem wieder. Die Lektion hat ihn etwas ernüchtert, ja er empfindet beliebig zu wählenden Wochentagen( in 14 tägigem Abstand), aus­Walde"," Den Hungerpastor", Abu Telfan  " und Der Schüdde- anscheinend Sympathien für den Sieger. Marktleute, mit denen gegeben. rump" schrieb. Mit Freude, aber auch mit Wehmut, gedenken er Unfug getrieben, bringen ihn von neuem in bramarbafierende- Ehrlich Sata 606 wird, wie Professor Ehrlich mit­zwei Greise noch heute an jene junge, gute, sonnige Zeit unter Wut, die endlich im Gespräch mit dem Hauslehrer des Apothekers teilt, Anfang Dezember in den Handel kommen und somit allen den Reben und den Freunden und Freundinnen des Nedartales!| melancholischer Beschämung weicht. Der junge, besonnen- flare Aerzten zur Verfügung stehen. |

- Theaterchronit.