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N»ch tlnt Zeugtnbespitzelung? Die Bespitzelung von Personen, die in dem großen Prozeß um Moabit von Angeklagten als Entlastungszeugen vorgeschlagen sind, scheint im großen betrieben worden zu sein. Uns wird hierzu ein Erlebnis mitgeteilt, das vielleicht auf harmlose Weise zu erklären ist, aber so ganz läßt auch hier nicht der Verdacht sich abweisen, daß wieder nur eine Bespitzelung beabsichtigt war. Zu einem in der F.straße wohnenden Manne namens D., der gleichfalls zu den Eni- lastungszeugen deS Prozesses gehört, kam ein schwarzgekleideter Fremder, der sich mit einem Mitgliedsbuch des Tischlerverbandes legitimierte. A. begnügte sich mit der Feststellung, daß bis auf die letzte Woche geklebt worden war und auch die Stempel nicht fehlten, er unterließ aber leider, auch nach Name und Wohnung zu sehen. Dieser Fremde erzählte nun, er sei der Schwager eines von der Straßenbahn überfahrenen Mannes, über den kürzlich der Vorwärts" berichtet habe. Dem Verunglückten habe sich sofort ein Zeuge angeboten. der sich D. genannt und sich mit einem Mitgliedsbmb deS Deutschen Metallarbeiterverbandes legitimiert habe. Er habe angegeben, in der F.straße zu wohnen, doch habe der Verunglückte wohl die Hausnummer nicht gehört. Ob nun dieser g).. den der Schwager nach langem Suchen endlich ge­funden habe, der hilfreiche Zeuge sei. D. antwortete, er wisse nichts von jenem Unfall, auch habe er einen anderen Beruf und sei in einem anderen Verband. Als er hinzufügte, daß er ja gar nicht nach der Alexanderstraße komme, wo der Unfall passiert sein sollte, sondern in Moabit arbeite, fragte der Fremde:Wohl bei L o e w e?" Schließlich meinte er, vielleicht kenne A. irgend einen D. aus dem Wahlverein. D. verneinte, nannte aber einen D.. der in derselben Straße wohnt. Der Fremde ging, kehrte jedoch bald wieder und meldete, es sei keiner zu Hause. Damit empfahl er sich. Später erst schöpfte D- Verdacht, daß er von einem Spitzel heimgesucht worden sein könnte. Die Frage nach einem Namensvetter aus den» Wahl- berein kann in der Tat so gedeutet werden, daß der Fremde aus der Antwort ersehen wollte, ob D. überhaupt Wahlvereinsmitglied sei Jedenfalls ist gegenüber solchen Ausfragenden größte Vorsicht anzuraten, und vor allem sollte niemand unterlassen, ihre Legitimationen genau zu prüfen und ihre Persönlichkeit festzustellen. Zur Lehrerbesoldungsfrage in den Borortgemeinde». In der Sitzung des Provinzialrats in Potsdam am Montag ist die Besoldungsordnung der Rektoren und Gcmewdeschullehrer für Charlottenburg . Schöneberg und Wilmersdorf vom Provinzial- rat bestätigt und hierdurch die Nicht bestätigung von feiten der königlichen Regierung in Potsdam endgültig aufgehoben worden. Die Höchstgrenze der Ortszulage beträgt für die drei Städte 900 M. Bon unserer Steuerverwalwng. Ein Leser schreibt uns: Meine für das vorletzte Quartal(Juli/September dieses Jahres) fällige Steuer sandte ich per Post an die zuständige Steucrannahmestelle VII B, Memeler Str. 75, 0. 34, laut Poststempel 16. 10. 10. ein. Zu meiner Ueberraschung wurde mir bei der Lohnzahlung am 18. No- vember auf Grund eines Zahlungsverbots die betreffende Steuer in Abzug gebracht. Das Zahlungsverbot datiert vom 14. November 1910. Am nächsten Tage suchte ich unter Verlust zweier Arbeitsstunden, welche mir vom Lohn in Abzug gebracht werden, die betreffende Steuerannahmestelle auf. Man erklärte mip, der Abzug würde wohl für alle resticrenden Steuern gemacht worden fem. Als ich entschieden in Abrede stellte, Steuern schuldig zu sein, und den Postabschnitt. den ich sorgsättig aufbewahrt hatte, vorzeigte, bequemte man sich dazu, den Fehler festzustellen, mit dem Bemerken, daß die Beamten auch nur Menschen seien und so ein Verseben nickt zu vermeiden sei. Auf meine Frage, wer nun für meine Rehabilitierung bei meinem Arbeitgeber sorge, wurde mir anheimgestellt, ein Schreiben, welches die Zurücknahme des Zahlungsverbots enthielt, mitzunehmen. Ohne ein Wort der Eni- schuldigling für die mir erwachsenen Unannehmlichkeiten gehört zu haben, verließ ich die Räume der Annahmestelle. Ein gefährlicher Fabrikbrand, bei dem sich vier Arbeiter nur mit genauer Not noch in Sicherheit bringen konnten, kam gestern nachmittag in der Gloganer Str. 19, im Südosten Berlins , zum Ausbruch. Im vierten Stock des auf dem Hinterlande stehenden Fabrikgebäudes befindet sich dort die Schleiferei der Fabrik für BeleuchtungSgegenstände von Franz R. Conrad. Hier entstand daS Feuer auf noch nicht aufgeklärte Weise. Da in dem Raum auch Benzin lagerte, breiteten sich die Flammen sehr schnell aus, so daß nach kurzer Zeit die ganze Schleiferei mit den Regalen und Werk- tischen brannte. Vier Arbeiter gerieten in ernste Lebensgefahr. Zum Glück halten sie sich vor einiger Zeit, als das schreckliche Brandunglück in der Neuen Friedrichstratze passierte, von dem Chef den Schlüssel zu dem Notausgänge geben lasten. Ohne diesen Schlüssel hätten sie nach ihrer eigenen Angabe sicher den Feuertod erlitten So aber konnten sie durch den Notausgang noch recht- zeitig flüchten. Ihre Haare waren durch die Hitze schon verschiedent- lich angesengt. Als die Feuerwehr eintraf, war das Treppenhaus bereits stark niit Rauch angefüllt, weshalb auf dem Hofe sofort eine große mechanische Leiter errichtet wurde. Um eine weitere Aus­breitung des Feuers zu verhüten, ließ der leitende Brandmeister mit zwei Rohren Wasser geben. Nach halbstündiger Löschtätigkeit war die Gefahr beseitigt. Die Schleiferei brannte fast vollständig aus. Auch die Maschinen haben stark gelitten. Trotzdem tritt bei der Firma keine Betriebsstörung ein. Folgen deS Fuselgernistcs. Im Polizeigewahrsam gestorben ist gestern nachmittag eine 43 Jahre alte Frau Gertrud Ludwig, die sich seit längerer Zeit obdachlos in Berlin umbertrieb. Die Frau wurde gestern vormittag vor dem Grundstück Alte Schönhauser Straße sinnlos betrunken aufgefunden und von einem Schutzmann deS 15. Reviers zunächst nach der HilfSwache in der Keibelstraße und von dort nach dem Polizeigewahrsam gebracht. Hier starb sie nachmittags um 3% Uhr, ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben. Wahrscheinlich ist sie einer Alkoholveraiftung erlegen. Die Leiche wurde beschlagnahmt und nach dem Schauhause gebracht. Die im Gcwcrkschaflshause bestellten Karten zur OedipuS- Vorstellung am 23. November können bei Horfch, Engelufer IS, ab- geholt werden. Vorort- NacbncbtciK Wozu von Gemeinden Rechtsauskunftsstellen errichtet werden, das hat in etwas leichtherziger Weise kürzlich Herr Hammer, Malermeister a. D. und konservativer Landtagsabgeordneter, ver- raten. Der Gemeindevertretung von Zehlendorf wurde die Mit- teilung gemacht, daß die Einrichtung der- zum Oktober dieses Jahres vorgesehenen Rechtsauskunftsstelle sich noch verzögere, weil nach dem Schriftwechsel mit dem Landrat der Kreis in diesem Jahre dafür keine Mittel mehr zur Verfügung stellen könne. Die Einrichtung soll nun im nächsten Jahre erfolgen, und soll dabei eventuell auch in Verhandlungen mit demGemeinnützigen Verein" eingetreten werden, der einen besonders sachkundigen Referendar zur Verfügung stellen will. Das rief den Widerspruch des Herrn Hammer hervor, der bemerkte:Wir wollen doch die Einrichtung treffen, um die Arbeiterschaft von der Sozialdemokratie zurück- zuziehen. Wenn sie nach den Gewerkschaftssekretariaten gehen, fallen die Arbeiter der Sozialdemokratie in die Arme.". Herr Hammer bezweifelt im übrigen, daß ein Referendar den meist sehr tüchtigen, aus Arbeiterkreisen hervorgegangenen Sekretären ge- wachsen, ist. Den übrigen Herren waren diese Zugeständnisse ficht- lich sehr unangenehm. Das ist erklärlich, zeigen sie doch, daß erst die Arbeiterschaft durch ihre Selbsthilfe die Gemeinden ebenfalls zu sozialpolitischen Maßnahmen treibt, wie ja auch die Regierung zur Einrichtung der verschiedenen sozialpolitischen Maßnahmen erst durch das aufklärende Wirken der Sozialdemokratie gedrängt worden ist. Daß sich über die Tüchtigkeit unserer Gewerkschafts- sekretäre auch in diesen Kreisen die Anerkennung durchringt, können wie nur begrüßen. Noch in einem anderen Punkte hat Herr Hammer bei dieser Gelegenheit seine Weitherzigkeit bewiesen. Er forderte, daß die Einrichtung nicht nur Arbeitern, sondern allen Bedürftigen zugute kommen soll, weil es Arbeiter gibt, die 5 8000 M. Einkommen haben(II), während andererseits sich Arbeitgeber oft mit 1SOO M. begnügen müssen. Herr Hammer hat es allerdings unterlassen, einen Arbeiter mit 5 8000 M. Ein­kommen auf den Tisch des Hauses niederzulegen, so kann man an- nehmen, daß ein solcher nur in seinem Kopfe existiert. Charlottenburg . Der Gerüsteinsturz im hiesigen Elektrizitätswerk» bei dem. wie die letzte Sonntagsnummer berichtet, zwei Arbeiter schwer, zwei leicht verletzt wurden, ist, so teilt man uns von fachmännischer Seite mit, einer der häufigen Einstürze, wie sie bei Maschinen- gcrüsten üblich sind. Der plötzliche Einsturz, von dem es in Polizei- berichten gewöhnlich heißt:aus unbekannten Ursachen". hat nämlich ganz allgemein bekannte, aber sorgsam vor der Presse verschwiegene Ursachen. Gerüste in Maschinenwcrken bestehen in den meisten Fällen aus gelochten Ständern und gelochten Latten. Zur Verbindung beider werden Schraubenbolzen mit Muttern ver- wendet, lieber die Latten werden leichte Bretter gelegt und das Gerüst ist fertig, das heißt oft eben nur zum Einsturz fertig, denn die Bolzen durch Muttern zu verschrauben, dazu läßt der An- treiber oftmals keine genügende Zeit, die Bolzen werden nur durch- gesteckt, oft sind die Muttern auch nicht gleich zur Handes wird schon mal so gehen" heißt es. Die verbolzten Latten sind aber oft die Kreuzverstrebungen, die dem Gerüst den sicheren Halt geben sollen. Fällt solche Strebe heraus, weil die Bolzen keine Muttern hatten, dann fängt das Gerüst an zu wanken und wenn es hoch ist und gerade oben die Last liegt, und vier Mann gleich- zeitig hantieren, dann ist auch der Einsturz gar nicht mehr ver- wunderlich, besonders deshalb nicht, weil es gewöhnlich auch an Brettern fehlt, die wage recht verlegt und genagelt, noch etwas Halt in die Rüstung bringen könnten. Es wird eben überall mit dem Leben der Arbeiter unkontrollierbar gespielt. Morgen sind vier andere Arbeiter da, die nun auf einnial Zeit haben, ein gut ver- stetstes und verbolztes Gerüst aufzustellen. Zwei Kinder verbrannt. Ein schreckliche» Brandunglück hat sich gestern mittag in der Kantstraße 61 zugetragen. Auf bisher unauf» geklärte Weise brach dort in der Wohnung des Arbeiters P a g e l, die im ersten Stock des OuergebäudeS liegt, Feuer aus. In der Küche schliefen die beiden kleinen Kinder der Familie im Alter von zwei und drei Jahren. Als die Mutter von einem Geschäftsgange zurückkehrte, wurde der Brand, der Betten und Möbel ergriffen hatte, erst entdeckt. Die Wohnung war schon vollständig verqualmt. Als man in die Küche vordrang, fand man das jüngste Kind, den zwei« jährigen Willi schwer verbrannt als Leiche vor. Der dreijährige Richard hatte ebenfalls schwere Brandwunden davongetragen, gab aber noch schwache Lebenszeichen von sich. Wenige Minuten später starb jedoch auch er unter den Händen der Aerzte. Beide Leichen wurden von der Polizei beschlagnahmt. Der Küchenbrand konnte von der herbeigerufenen Charlottenburger Feuerwehr bald gelöscht werden. Schöneberg . Aus der Stadtverordnetenversammlung. Der Vorsteher Graf v. Matuschla machte zunächst Mitteilung von dem Eintreffen des ablehnenden Bescheides des Landwirtschaftsministers auf die eingereichte Petition zur Beseitigung der Fleischnot. In dem Bescheid wird die Verminderung des Schlachtviehes be- stritten, die Viehcinfuhr aus veterinärpolizeilichen Gründen nicht gestattet; die Aufhebung der Zölle auf Futtermittel sei nicht durch- führbar und die Herabsetzung der Tarife auf die Teuerung ein- flußlos. Im übrigen ist der Sinn des Bescheides wie Genosse Molkcnbuhr mit Recht betonte, der. daß solange der Arbeiter noch imstande ist, ein Stück Fleisch zu essen, für die Agrarier keine Fleischnot existiert. Lohausen (wild) fühlt sich enttäuscht, daß die liberalen Gruppen sich mit diesem Bescheid abspeisen lassen. Redner meinte, die Liberalen seien wie die Hunde, die wohl bellen, aber nicht beißen, und wünschte, daß ein Aus- schuß helfend eingreifen soll, ebenfalls solle der Magistrat mittun. Lulay will, daß die Fischnahrung mehr eingeführt werden möge. Molkenbuhr betonte, die Propaganda gegen die Agrarier könnte immer noch betrieben werden, dadurch, daß eine Petition an Reichstag und Bundesrat eingereicht wird, um dann die rückständige agrarische Politik kennzeichnen zu können. Damit wurde die Anlegenheit einem Ausschuß überwiesen, dem die Genossen Bernstein , Molkenbuhr und Obst angehören. Für die zur Weiterführung des Rathausbaues notwendigen Vorarbeiten wurden 30 000 M. mit der Maßgabe bewilligt, daß die verausgabten Beträge in dem späteren Kostenanschlage nach- gewiesen werden. Ueber die Petition: Errichtung einer Zentral Markthalle wurde zur Tagesordnung über- gegangen, während die Weiterführung der Untergrundbahn über die Knausstraße hinaus dem Magistrat überwiesen wurde. Der Petition der hiesigen Oberlehrer, die einen Sitz in der höheren Schul- deputation für sich beanspruchten, wurde beigetreten. Wete- kamp(lib.) glaubte, bei dieser Gelegenheit einen gegen ihn ge- richteten Anwurf der Oberlehrer entkräften zu müssen. K ü t e r trat dafür ein, den Oberlehrern Sitz und Stimme in der Schul- deputation zu gewähren, da bereits drei Direktoren in der De- putation sind. Die Liberalen beantragten: Der Magistrat möge eeignete Schritte unternehmen, damit der Garten der Schloß- rauerei nicht bebaut wird, sondern auch fernerhin eine Er- holungsstätte für die Bürgerschaft bleibt. Dr. Bell(lib.) wies in der Begründung darauf hin. daß die Stadt an und für sich arm wäre an Plätzen, und da nun auch dieser Garten parzelliert und bebaut werden soll, so ginge den Ein- wohnern wiederum ein Stück Lunge verloren. Der Gesellschaft hätte man durch Erlassen der Grundwertstener entgegenkommen können. Durch Nichteinführung der Braumalzsteuer wäre der- selben schon ein großes Geschenk gemacht worden. Schneider (kons.) meinte, die Schuld trügen die Liberalen durch Einführung der Wertzuwachssteuer und Erhöhung der Sätze für unbebaute Grundstücke. K ü t e r hält den Antrag für bedeutungslos, da das Herz der Aktionäre nur dann zu rühren sei, wenn man Geld in ihren Beutel tue. Pflicht der Millionenbaucrn wäre eS hier, für die Einwohner zu sorgen. I a tz o w(Lib. Vereinig.) hält den An- trag für wertlos, da die Erwerbsgesellschaften verdienen wollen, und beantragt Uebergang zur Tagesordnung. Zobel trat dem entgegen und meinte, wer seine Erholung in den Alpen sucht oder an der See sich erfrischen könne, der brauche allerdings keinen Gartew Groß-Berlin müßte derartige Gärten und Plätze im Interesse seiner Einwohner alle ankaufen. Die Abstimmung er- gab einstimmige Annahme des Antrages. Ueber die Besetzung der Stelle eines Ersten Bürgermeisters wurde nunmehr Bericht erstattet. Betont wurde, daß eS unwahr sei, wenn behauptet wird, daß für diesen Posten bereits ein Kommunalpolitiker Groß-Berlins in Aussicht genommen sei. Küter trat nochmals dafür ein, das Ansangsgchalt auf 18 000 Mark festzusetzen. Bei der Abstimmung wurden die 18 000 M. ab- gelehnt und beschlossen: 1. der Magistratsvorlage 20 000 M. bis 24 000 M. zuzustimmen; 2. den Schlußtermin für die-Ausschrei- bung auf den 20. Dezember festzusetzen; 3. die Bekanntmachung in folgenden Blättern zu veröffentlichen:Preußisches Pcrlvaliungs- blatt",Deutsche Gemeinde-Zeitung",Berliner Tageblatt" Magdeburger Ztg.",Kölnische Ztg.",Schlestsche Ztg.", Königsberger Hartungsche Ztg.", Frankfurter Ztg." undVossische Zeitung". Alle übrigen Beschränkungen wurden abgelehnt. Beschlossen wurde ferner die Einführung von Rückfahrkarten auf der Untergrundbahn zur Hebung und Begünstigung des Lokal- Verkehrs. Die Karten berechtigten zur Fahrt zwischen der Haupt- stratze und Nollendorfplatz. Die sozialdemokratische Fraktion brachte folgende Anfrage ein: Der Magistrat wird ersucht. Auskunft zu geben: 1. Sind die beiden Sachverständigen bereits ausersehen, die die Vermessungsarbeit des Vermessungsinspektors Soßna begutachten bezw. prüfen sollen. 2. Sind die weiteren VermessungS- und Verständigungs- arbeiten im Südgelände durch das neu einzurichtende Bureau in Angriff genommen und wieweit sind die Ar- beiten gediehen." Auch diese Interpellation wurde, da dieselbe nickt sofort be« antwort, dem Magistrat überwiesen. Der öffentlichen Sitzung folgte eine geheime. Rixdorf. Die gestrige Stichwahl im Westbezirk brachte folgendes Resultat: Die bürgerlichen Kandidaten erhielten 182 bezw. 184 Stimmen, während auf denDemokratenSchultze 154 und den Sozialdemokraten Fischer 153 Stimmen entfielen. Tic Stimmen der Wahlrechts- räuber gingen demnach um ungefähr 20 zurück, während die ver- bündeten Temolraten und Sozialdemokraten 30 Stimmen ge- wannen. Ein Resultat, wie es die Wahlrechtsräuber kaum er- wartet haben dürften. Ihres Sieges werden sie auch nicht froh werden, dafür wird seitens unserer Genossen gesorgt. AuS der letzten MagistratSsitzung. Der an den Herr« Minister deS Innern genchteten Eingabe(seitens der Magistrate in Schöne- berg, Lichtenberg und Deulsch-Wilmersdorf) auf Uebcrtragung der Baupolizei soll beigetreten werden. Der Dezernent»nacht davon Mitteilung, daß einschließlich der zum 1. April 1911 neu cinzu« richtenden Lehrerstellen nenn Stellen an de» hiesigen Gemeindeschulen neu zu besetzen sind. Außer der großen Zahl früherer Be- werbnilgeu sind allein seit dem 1. Oktober d. I. 69 Bewerbungen von auswärtigen Lehrern um diese Stellen eingegangen. In Ergänzung des Beschlusses vom 26. Oktober 1910 wird beschlossen, auch zur Deckung der Gehaltsnachzahlungen für die Lehrpersonen der höheren Lehranstalten im Betrage von 14 979,58 M. den Ans- gleichsfouds in Anspruch zu nehmen. Zum Direktor der Real» schule wird der bisherige Leiter dieser Schule, Ober- lehrer Dr. Henczhnski, zum 1. April 1911 gewählt. In Ab­änderung des Beschlusses vom 23. September 1910 wird dem Vor- schlage der Grundeigentumsdeputation vom 10. November 1910 gemäß beschlossen, von der Errichtung besonderer Verwalterstellen in den städtischen Häusern abzusehen. Die Mieten sollen an den von der GrmidcigentumSdeputation in ibrcin Beschluß genannten Stellen eingezahlt werden. Dem EiSbahnbesitzer an der Saalesiraße soll eine Entschädigung von 150 M. für die Gewährung freier Eisbahn an der Saalestraße und neben dem Schützenhause an täglich 400 Schulkinder nach Maßgabe seiner Erklärung vom 15. November 1910 gezahlt werden. Der Jugend- und Lildungsaiiöschuß veranstaltet gemeinsam in den letzten beiden Wochen vor Weihnachten eine Ausstellung sowie Verkauf von Büchern und künstlerischem Wandschmuck. Die Ver- anstalter werden nach Möglichkeit allen Bedürfnissen Rechnung tragen, so daß selbst für den geringsten Preis(von 10 Pf. an) etwas Ge- diegcneS zu erhalten ist, wie auch andererseits teure»nd wertvolle Werke geführt werden. Die Genossen werden gebeten, etwaige Ein« käufe bis dahin zurückzustellen. Das zweite van der Stadt Rixdorf mit dem Blüthnerorchcsier veranstaltete Balks-Sinfoniekonzert findet am Freitag, den 2. Dezember, abends S1/« Uhr, in derNeuen Welt", Hasenheide 108114, statt, Dirigent ist Hofkapellmeister Edmund v. Strauß. Solist: Konzert» meister Nikolaö Lambinon(Violine). Da der Eintrittspreis zu diesem guten Konzert 50. 30 und 20 Pf. ein sehr niedriger zu nennen ist. dürfte e« sich empfehlen, dasselbe zu besuchen. Billetts sind in den mit Plakaten belegten Handlungen und außerdem an der Abcndlasse erhältlich. �friede««». Ueber die Genassenschaftsbcwegung referierte Genosse Brückner in der letzten Mitgliederversammtung des Wahlvereins. An der sehr regen Diskussion beteiligten sich acht Genossen. In seinem Schluß» wort betonte der Referent, daß die verschiedenen Zweige der Arbeiterorganisation gleich wichtig seien und daß eS Aufgabe der Genossen fei, dieselben groß, stark und kräftig zu machen. Unter Verschiedenem wieS Genossin Lichtenberg darauf hin, daß der Kinder« schütz bier in Friedenau noch sehr im argen liege. Verschiedene Diskussionsredner gaben Fingerzeige, wie diesem Mißstand zu steuern sei. ES wurde noch eine Kommission zur Ausgestaltung der dies- jährigen Weihnachtsfeier im Rheinschloß gewählt. Trebbin (Kreis Teltow). Dir letzt« Stadwerordnetensitzung bewilligte zunächst 2000 M. für Anpflanzung sowie Ausstellung eines DrahtzauneS am neuen Park. AIS Schiedsmann-Stellvertreter erhielten der Stadtv. Ge- nosse Hübsch 6, der frühere Kämmerer Pasewalt 10 Stimmen. So- dann kamen die beiden Anträge unserer Genossen, die Abschaffung des BürgerrechtSgeldes von 18 M. und Vervielfältigung oder Druck- legung deS Etats, zur Abstimmung. Nachdem Genosse Richter in kurzer, aber präziser Weise für Abschaffung des BürgerrcchtsgeldeS plädiert hatte, wurde dieser Antrag dem Magistrat mit der Er« wägung der staffelweisen Einführung mit 10 gegen 6 Stimmen überwiesen. Nachdem Genosse Ritter die Vervielfältigung des Etats vertreten hatte, wurde der Antrag gegen die 6 Stimmen unserer Genosten abgelehnt. Der Stadtv. Götze wollte jetzt nochmals fest­gestellt wissen, wer für Ueberweisung des Bürgerrechtsgeldes an den Magistrat gestimmt habe; er nehme an, daß er mitgezählt wordeil sei, deshalb müffe er ausdrücklich betonen, daß er nicht für Ab- schaffung deS BürgerrechtSgeldes zu haben sei. Die hiesige Arbeiter- lchaft wird sich die Worte deS Herrn Götze merken. Die Gastwirte petitionierten wegen Aufhebung der 100 Proz. BetriebSsteucr. Ge- nuffe Richter sprach für Aufhebung derselben, weil eS eine indirekte Steuer ist. Die Petition wurde dem Magistrat als Material über- wiesen. I» der Wahlvercinsvcrsautmlung wurden vier Gcnossiimen und ein Genoffe ausgenommen. Der zweite Frauenlcseabend wurde auf Freitag, den 9. Dezember, im Gcsellschaslshaus festgesetzt. Sodann wurde beschlossen, die Gastwirtschaft Liefeld , Cliestow, zu sperren. Die Genossen werden ersucht, diesen Beschluß korrekt durchzuführen. Der Vortragszyklus deS Genossen Pick über die Erläuterung deS Erfurter Programms fand am Sonntag seinen Abschluß. Die durchschnittliche Besucherzahl der Vorträge betrug 59. Bedauert wurde, daß von den 80 Funktionären am Ort sich nur 57 beteiligt hätten. Die höchste Beiucherzahl der Vorträge betrug 72, die niedrigste 42 Personen. Von 80 Teilnehmern sind 30 noch nicht politisch organlsiert. Einstimmig wurde beschloffen, im neuen Jahre einen DiSkntierklub zu gründen und für Bestehen desselben durch rege Agitation zu sorgen. Der BildungsauSschuß soll um je ein Mitglied der drei Sportvereine erweitert werden. Boxhagen- Rummelsburg . Die Arbeiter und Arbeiterinnen, soweit sie Mitglieder der Ortskrankenkasse am Orte sind, werden hiermit auf die am Donnerstag, den 24. November, abends von K bis 8 UJr, tili Lokal von G. Teanpel» Hauptstraße 2, statt»