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eine halbe Stunde beobachtet" worben sein fonnte, ergab die Aus fage des Maschinenfabrikanten Thiele, den N. erst um 41 1hr am Bahnhof Wedding verlassen hatte, um nach Prenzlauer Allee zu fahren. Ueber die Vorgänge im Straßenbahnwagen bekundete Schaffner Hensch, daß N., in das Wageninnere hineingehend, ohne fich umzudrehen, nur gesagt habe:" Ach, Ihr seid wohl alle be­foffen?" Ein Schuhmann habe dann, ohne eine Aufforderung an N. zu richten, ihn aus dem Wagen geholt, dabei habe der andere Schutzmann den sich antlammernden N. mit dem Säbel auf die Finger geschlagen. N. Habe vergeblich gesagt: Ich habe Papiere, ich fann mich legitimieren." Im wesentlichen ebenso bekundete ein Fräulein Schenker, das im Wagen gesessen hatte. N.'s Arbeit geber, ein Herr Gudell, schilderte ihn als ruhigen Mann. Gudell hatte am Tage nach jenem Vorfall Verlegungen an N. bemerkt, da erzählte ihm dann N. sofort, er sei Wegelagerer" geschimpft worden usw., doch habe N. selber, die Schußleute entfchuldigend, das aus einer Personenverwechslung erklärt. Verlesen wurde noch das Arztattest; es bescheinigte Hautabschürfungen an Hals und Brust sowie an den Händen, einen roten Doppelring geschwollener Haut am rechten Handgelent, taubes Gefühl und erschwerte Be­weglichkeit der Hand.

Der Amtsanwalt bat, den Aussagen der Polizisten nur fo weit zu folgen, als sie nicht durch die anderen Zeu­gen bestritten wurden. Daß fie nicht" Wegelagerer" ge­schimpft hätten, wollte er ihnen glauben, weil es nicht widerlegt sei. Widerlegt sei aber, daß N. mehr als Ihr seid wohl besoffen?" geschimpft habe. Ihn festzunehmen, seien die Polizisten berechtigt gewesen, doch in der sofortigen Anwendung von Gewalt liege eine Ueberschreitung ihrer Amtsbefugnis. Da sei Widerstand zulässig gewesen, er müsse daher straflos bleiben. Die offenbar nicht für die Ohren der Schußleute bestimmt gewesene Beleidigung fei mit 5 M. Geldstrafe genügend gejühnt. Der Verteidiger Dr. Halpert machte dem Amtsanwalt ein Kompliment für seine Ob­jektivität, im übrigen aber forderte er Freisprechung auch für die den Schußleuten widerfahrene Beleidigung. N. sei zuerst beleidigt worden, das sei ihm zu glauben, trok der bestreitenden Aussagen der Schußleute, die in diesem Punti offenbar ebenso unzuverlässig feien wie in den anderen, wo man ihnen das nachgewiesen habe. Gerade die Personenverwechselung, die zweifellos fei, mache den Gebrauch des Schimpfwortes Wegelagerer" wahrscheinlich, hiermit sei aber das Ihr feib ja befoffen!" aufgewogen. Widerstand liege schon deshalb nicht vor, weil ein Anlaß zur Siftierung fehlte, die nach§ 127 der Strafprozeßordnung nur zulässig sei beim Fehlen bon Legitimationspapieren, bei Fluchtverdacht, und wenn Gefahr im Verzuge sei. Seit wann dürfe ein Schuhmann sich über solche Rechtsgarantien hinwegsehen? Und warum sei N. gefeffelt worden, obwohl keiner der Polizisten sage, daß er auch auf der Straße sich widersett hätte.

Das Urteil lautete: Freisprechung in beiden Bunkten. Die Art der an sich berechtigten Siftierung sei unberechtigt gewesen. Erwiesen sei nur" Ihr seid ja besoffen!" aber auch das müsse straf­frei bleiben, weil N. durch das Wort Wegelagerer" zuerst beleidigt

worden sei.

So hatte auch das Gericht der Autorität des Schußmanns den Respekt verweigert.

Zu spottbilligen Preisen.

Das Landgericht Bielefeld   hat am 7. Juni den Kaufmann Isidor Lipschüß der Beleidigung für schuldig aber straffrei erklärt und im übrigen von der Anklage des unlauteren Wettbewerbs und des Betruges freigesprochen. Er hatte in Bielefelder   Blättern fein enormes Lager von Gardinen, Teppichen usw. zu spottbilligen Breifen angepriesen. Der Detaillistenverein nannte dies in einer Anzeige ein schwindelhaftes Angebot, weil die Preise des Angeklag­ten nicht niedriger, sondern höher waren als bei anderen Geschäfts­Teuten. Darauf hatte der Angeklagte fofort mit einer ebenfalls Fränkenden Gegenanzeige geantwortet. Das Landgericht hat gegen seitige Beleidigung angenommen und den Angeklagten nach§ 290 für straffrei erklärt. Auf die Revision des Staatsanwalts hob das Reichsgericht am Dienstag das Urteil im vollen Umfange auf und verwies die Sache an das Landgericht Osnabrück  . Nicht nur $ 193, sondern auch§ 192 tam in Frage, da es sich um den Tat­bestand des§ 186 handelt. Der Verein hat sich nicht strafbar ge­macht, er fonnte das Verhalten des Angeklagten nicht anders be­geichnen. Im übrigen enthält das Urteil Wibersprüche, soweit der Tatbestand des§ 4 des Wettbewerbsgesetzes in Frage kommt. Eine Berurteilung dürfte durchaus berechtigt sein, denn die spottbilligen Preise" waren teilweise höher als bei anderen Kauf­

Teuten.

Verfammlungen.

Der sozialdemokratische Wahlverein für den vierten Berliner  Reichstagswahlkreis

hielt am Dienstag eine Reihe von Viertelsversammlungen ab. Die Versammlung für das Köpenider Stadtviertel war zahl reich besucht und füllte den großen Saal der Drachenburg   vor dem Schlesischen Tor. In einem fesselnden Vortrag schilderte Genosse Paul Hirsch  , wie sich die politischen Zustände in Deutschland  und Breußen während der letzten Legislaturperiode und bis in die neueste Beit hinein enitidelt haben. Die reaktionäre und volfs­feindliche Politik der Reichstagsmehrheit, namentlich auch die so genannte Reichsfinanzreform samt der ungeheuren Fleischteuerung haben dazu geführt, daß das Volk mehr denn je wach geworden ist. Das beweisen die Erfahrungen bei der Bandagitation und das be­weist auch der mächtige Fortschritt der Sozialdemokratie bei den Nachwahlen zum Reichstag und in jüngster Zeit wiederum auch das Ergebnis der Landtagserfaswahl in Breslau  . Alles deutet barauf hin, daß das Bolt es satt hat, sich von den reaktionären Parteien betrügen zu laffen. Die herrschenden Klassen haben Angst vor den fommenden Reichstagswahlen und sinnen vergeblich auf Mittel, dem zu erwartenden Zuwachs an sozialdemokratischen Stimmen und Mandaten vorzubeugen. Unter diesen Umständen tamen ihnen die Vorgänge in Moabit   als ein gefundenes Fressen. Aber der Tendenzprozeß, der daran geknüpft wurde, nimmt offenbar einen Berlauf, der die Hoffnungen der Reaktion zuschanden macht. Es läßt sich nicht voraussagen, wann die Reichstagswahlen stattfinden werden. Für uns kommt es darauf an, für jeden Termin, den die Regierung für geeignet erachtet, gerüstet au sein und jederzeit alle Kraft einzusehen und überall für die nötige Aufklärung zu sorgen. Der Vortrag fand lebhaften Beifall. Der folgende Bunkt der Tagesordnung bildete die Bestätigung der Delegierten zur Ver­bandsgeneralversammlung. Es sind 24 Delegierte, die in diesem Stadtviertel zu wählen waren, und die vorgeschlagenen Kandidaten fanden die Zustimmung der Versammlung.

dem wurde eine Veränderung in der Viertelsleitung befchloffen, I zuführen, um Maßregelungen borzubeugen. An blefen Orten die sich durch den Verzug des Genossen Klamm notwendig gemacht| dürfen es die Textilarbeiter noch nicht einmal wagen, eine Ver­hatte. Als 1. Viertelsführer wurde Genosse 2usche gewählt, als sammlung zu besuchen, weil sie sonst sofort entlassen werden. 2. Viertelsführer die Genoffin Quolte. Im Bunde mit den Millionären sind es die Geistlichen, welche die jungen Arbeiterinnen von der Organisation fernzuhalten ber fuchen. Groß ist die Not der Textilsflaven. Manche Vertreterin erklärte: die Arbeiterinnen wissen, daß sie sich organisieren müssen, aber vor Weihnachten ist es ihnen nicht mehr möglich, die paar Pfennige Beitrag zu bezahlen. Bei solchen Verhält niffen ist es kein Wunder, wenn es noch Fabriken gibt mit Hunderten, ja Tausenden von Arbeitern, wo die Organisation noch nicht Fuß fassen konnte. Neben dem Terrorismus sind es die sogenannten Wohltätigkeitseinrichtungen", mit welchen die Textilarbeiter speziell in Süddeutschland   von der Organisation ferngehalten werden. Eine Stuttgarter   Vertreterin, bie über " Organisation und Agitation" referierte, bemerkte, die Berichte bewiesen, daß die süddeutschen Tegtilunternehmer und wenn sie fich noch so liberal gebärden- in Unterdrückung und Ausbeutung ihren Kollegen in Sachsen   und Preußen um nichts nachstehen. Trotz der Verteuerung aller Lebens- und Existenzmittel ist es feinem einzigen eingefallen, auch nur die geringste Lohn­aufbesserung zu gewähren; alle Fortschritte müssen durch die Organisation erkämpft werden. Mehr als 200 Arbeiterinnen wurden seit der ersten Konferenz durch die Hausagitation ge= wonnen. Der Erfolg könnte noch viel besser sein, wenn die anderen Gewerfchaftsgenossen, deren Töchter und Frauen in der Textil industrie beschäftigt sind, behilflich sein würden. Speziell in Stutt gart fehlt in dieser Beziehung noch sehr viel. Die zirka 6000 in Stuttgart   beschäftigten Textilarbeiterinnen sind meistens An­gehörige anderer Gewerkschaftsgenossen.

Die Versammlung bei Litfin in der Memelerstraße war ziemlich gut besucht. Der Redner, Paul John, leitete seinen Vortrag damit ein, daß er das draußen stürmende Wetter zu einem Vergleich heranzog und meinte, so ein schneeiger, falter Regen ist auf die Junkerernte der letzten Reichstagswahlen gefallen. Jetzt fei den Junkern und ihren Bundesgenossen unheimlich zumute und sie suchten Schutz vor dem drohenden Boltszorn. Die gegen wärtige innere politische Lage, wie sie vom schwarzblauen Block geschaffen, schilderte der Redner näher und charakterisierte die Par­teien des Reichstages. Er habe keinen Zweifel, daß für den Januar nach Durchpeitschung des Etats eine Reichstagsauflösung geplant gelesen sei. Die Hetze gegen Partei und Gewerkschaften, die Fruftifizierung des Prozesses in Moabit   sollten die Wahlparole gegen die Sozialdemokratie schaffen, die für eine Junkerregierung ganz ungewöhnlich beschränkte Oeffnung der Grenzen für die Vieh einfuhr das wildgewordene Spießertum beruhigen. Auf die Ma­schinenegewehre und Karabiner der Regierung müsse das Volf mit Millionen sozialdemokratischer Stimmzettel antworten.( Beifall.) In der Germania Brauerei, Frankfurter Allee  , folgte eine fleine, aber sehr aufmerksame Versammlung dem Vor­trage des Genossen Julius Hildebrand, der den Moabiter Strawallprozeß zum Gegenstand seiner Ausführungen fich erwählt hatte. Als der Redner von den Bestrebungen sprach, diesen Pro­zeß zu einem Ausgangspunkt für neue Knebelungsgesetze gegen die Arbeiterschaft zu machen, gedachte er der ersten Zeit des Sozia­liftengesetzes und rief durch seine Schilderungen aus jenen Tagen manche Bewegung unter den Versammelten hervor, besonders als er erzählte, wie mancher Genoffe als ein Opfer der niedrigsten Rachsucht und Verfolgung erlag und ins Unglück stürzte oder Selbstmord beging. Unter den Versammelten waren auch viele Frauen zu sehen, die sich durch das schlechte Wetter nicht zurück­halten ließen.

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Bei Böker, Weberstraße, wo Genosse Dr. Herzfeld sprechen sollte, wurde von einem Referat abgesehen und nur die Bestätigung der Delegierten vorgenommen.

Im Elysium", Landsberger Allee  , sprach Genoffe Georg Schmidt über das Thema des Tages. In der Diskussion for­derte ein Redner zum Austritt aus der Landestriche auf. Auch hier vollzog sich die Bestätigung der Kandidaten glatt.

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Versammlungen

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Veranstaltungen. Neber die willkürliche Regelung der Geburten im Lichte des Rechts, lleber die willkürliche Regelung der Geburten im Lichte des Rechts, der Moral und der Gesundheit veranstaltet die Deutsche  Gefellschaft für Mutter und Kindesrecht einen Vortragsabend am 25. November, 8 Uhr, im Saale des Schillertheater- Restaurants, Charlottenburg  . Bismarckstr. 110.

Aus aller Welt.

Eine Musterleistung.

Quittung.

Nicht wenig überrascht wurden die Eltern eines vor Jahresfrist Im sozialdemokratischen Wahlverein für den fünften Berliner   bom Militär entlassenen jungen Mannes, als vor einigen Tagen bei Reichstagswahlkreis, der am Dienstag seine Versammlung in den ihnen in Brandenburg   a.. ein unfrantierter Brief Musiker- Festsälen" abhielt, referierte Reichstagsabgeordneter Ge- an ihren Sohn einlief, den der Feldwebel der 8. Kompagnie noffe Studien über die politische Lage. Die jest be des 67. Infanterieregiments in Metz   abgesandt hatte. Der Brief ginnende Reichstagsfession, bemerkte er einleitend, stehe bereits ging, da der Sohn in Berlin   in Stellung ist, an den Adreffaten unter dem Zeichen der nächstjährigen Reichstagswahlen. Ihnen weiter. Die Eltern, nicht wenig beunruhigt durch das militärische fäben die gegnerischen Barteien naturgemäß mit dem Gefühl der Schreiben, setzten ihren Sohn von dem Eingang des Briefes in Bangigkeit entgegen. Redner behandelte dann eingehend die Tätig Kenntnis und baten um sofortige Nachricht, um welche Dinge es keit der Scharfmacher und die verschiedenen gegnerischen Parteien, wobei er hervorhob, wie immermehr die Interessenverbände in den fich in dem Schreiben handelte. Der gleichfalls beunruhigte Vordergrund träten, Es werde bei den nächsten Wahlen das Geld Empfänger löste den unfrantierten Brief gegen Zahlung von dieser Verbände mit vollen Händen hinausgeworfen werden. Man| 20 Pfennig Strafporto   ein. Sehr verblüfft war er, als werde die Kandidaten der bürgerlichen Parteien fragen fönnen: er dem Briefe folgendes wichtige Dokument entnahm: Wer bezahlt deine Wahlagitation? Und man werde ein bekanntes Wort umdrehen und fagen fönnen:" Sage mir, wer dich bezahlt, 8 Pfennige, in Worten drei Pfennige habe ich als und ich werde dir sagen, wo du hingehörst. In diesem Wahlkampf müßte der republikanische Staatsgedante von uns mehr in den Teuerungszulage für Brot vom 21. März 1908 bis Bordergrund gerückt werden wie bisher. Das werde auch die beste 31. März 1908 erhalten. Unterschrift. Antwort sein auf das Hervorkehren des Gottesgnadentums, wie Es ist doch wirklich ein starkes Stück, den ehemaligen Soldaten wir es in letzter Beit wieder erlebt hätten. Vor allem keine faulen mit 20 Pf. Porto au belasten, weil die Militärverwaltung resp. der Kompromisse! Es müsse gearbeitet werden, als hätten wir den reis niemals beseffen. Stüßen wir uns auf die eigene Kraft, dann Feldwebel aus irgend welchen Ursachen es versäumt hat, während werden wir mit Ehren den Kampf bestehen.( Lebhafter Beifall.) ber Dienstzeit des jungen Mannes die Quittung fich ausstellen zu Darauf nahm der Vertreter des Kreises, Genosse Robert laffen. Uebrigens eine etwas reichliche Teuerungszulage". Db bei Schmidt, das Wort: Wir hätten uns auf die fünftige Beit nicht fo reichlichen Zulagen die Soldaten nicht gar zum Verschwender als auf eine rosige für unsere Partei festzulegen. Mit aller Straft werden? und Energie hätten wir den Kampf zu führen. Allerdings, die Situation sei nie günstiger gewesen für die Aufklärung. Womit wir zu kämpfen haben werden, sehen wir aber jetzt schon. Alles werde gegen uns ausgenußt, gegen die Partei und die Gewert schaften. Die Vorgänge in Moabit   und am Wedding   zum Beispiel, womit wir nicht das geringste zu tun hätten. Auf der anderen Seite die außerordentlich gewiffenlose Art, mit der systematisch wissentlich falsch und übertrieben die bürgerliche Preffe zu unseren Ungunsten jene Vorgänge hingestellt habe, um gegen die Arbeiter schaft in Partei und Gewerkschaft zu heben. Das deute uns schon bie ganze Art an, wie der fünftige Stampf gegen uns geführt werden folle. Nicht mit loyalen Waffen des Geistes und politischer Aus­einandersetzungen, sondern mit Verleumdungen, mit Lug und Trug, so wie wir es in letzter Zeit gesehen hätten. Und nun der Ruf zur Sammlung, der vom Reichskanzler ausgegangen sei. Schon habe Bassermann gefagt, daß es nicht ausgeschlossen sei, daß die National­liberalen mal zum Blod fämen. Das sei die Partei, die immer nach rechts Anschluß fuche. Der häusliche Streit zwischen National­liberalen und Konservativen fönne da nicht irretieren. Redner, der selber in den sozialpolitischen Kommissionen mitgewirkt bat, schilderte dann, wie dort die bürgerlichen Vertreter bersagt hätten. Es gelte einen Stampf gegen die bürgerlichen Parteien, ber zu einem Aufstieg der Sozialdemokratie führen müsse, die wisse, was sie zu fordern habe, und die unerschütterlich festhalte an ihrer Auffassung. In dem Zeichen würden wir kämpfen und siegen. ( Lebhafter Beifall.)

Der

Es wurden dann noch die Delegierten zur Verbands- General­bersammlung bestätigt.

Berichtigung. Im Bericht über die Generalversammlung der Berwaltungsstelle Berlin   ist ein Febler enthalten. Es beißt in dem­felben, daß aus der Lokaltasse den Werftarbeitern 120 000 m. Unter stüßung gezahlt sind. Das stimmt nicht. Es sind seinerzeit aus der hiesigen Lokaltasse dem Vorstand zu Zwecken der Werftarbeiter­bewegung 250 000 M. überwiesen. Die im Kaffenbericht auf geführten 120 000 R., die außerdem im 3. Duartal dem Vorstand liberwiesen find, stellen den Ueberschuß dar, welchen die Hauptkaffe im 8. Quartal d. J. in Berlin   hatte. Deutscher   Metallarbeiterverband. Ortsverwaltung Berlin  .

Aus der Frauenbewegung.

Schwerer Eisenbahnunfall in Portugal  .

Ein entfehliches Unglück hat sich gestern auf dem Rocio­Bahnhofe in Lissabon   zugetragen. In einem Tunnel des Bahnhofes war eine Anzahl Arbeiter mit Streden­arbeiten beschäftigt, als plöglich, ohne daß die Arbeiter ge­warnt wurden, ein Eisenbahnzug heranbrauste. Sieben Arbeiter wurden von dem Zuge erfaßt und überfahren. 8 mei von ihnen wurden getötet, die fünf anderen mußten in schwer verlegtem 8ustand in ein Krankenhaus geschafft werden.

Ein vielseitiger Landrat.

In der Waldbröler Beitung" findet sich folgende Bekannt machung":

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Die Beobachtung, daß hier vielfach bei der Bewohnerschaft die Sitte besteht, Stock und Schirm nebeneinander zu tragen, führt zu der Frage, ob nicht ein Stodschirm sich einführen kann, wie er in anderen Gegenden bes liebt ist. Die Hoffchirmfabrit Hugendubel u. Co. in Stuttgart  fertigt einen ausgezeichneten Schirm mit festem Eichenstoc und solider 8winge an, der - als bewährt in manchen Gegenden gute Aufnahme gefunden hat.

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Die Lotalabteilung folgt deshalb einer Anregung des Herrn Spezialfommissars, tvenn sie auf diefen Schirm hinweist, dessen Vertrieb Herr Otto Heyderhoff hierselbst übernommen hat.

Waldbröl  , den 14. November 1910.

Der Direktor der Lokalabteilung: Gerdes, tgl. Landrat." Und da sagen manche Leute noch, daß die preußischen Landräte den Interessen der Bevölkerung fremd gegenüber stehen. Dieer rheinländische Landrat zeigt, daß selbst die alltäglichen Bedürfnisse sich der liebevollsten Aufmerksamkeit des Herrn Landrats erfreuen.

Kleine Notizen.

8weimal zum Zobe verurteilt. Das Chemnißer Schwur­gericht verurteilte gestern den 22jährigen Barbiergehilfen Starl Gründig wegen Raubmordes zweimal zum Tode. Der Angeklagte hat am 13. September in Burkersdorf das Gastwirtschepaar Göller durch Beilhiebe ermordet und beraubt. Eisenbahnzusammenstoß. Auf der Eisenbahnstrede Görlik. 3ittau stieß gestern mittag ein Personenzug furz vor Ostrib auf eine Anzahl Güterwagen. Der Zusammenstoß erfolgte mit großer Gewalt. Die Lokomotive des Personenzuges wurde zer­trümmert, auch der sonstige Materialschaden ist bedeutend. Gine Anzahl Personen soll berlebt sein.

Ans der Arbeiterinnenbewegung. Rund eine halbe Million Arbeiterinnen sind in der Textil­Kinder von 13 und Greifinnen von industrie beschäftigt. Für das Görliger Stadtviertel fand die Versamm 70 Jahren. Die ungeheure Not veranlaßt die Eltern, ihre Kinder lung bei Graumann in der Naunynstraße statt. Genosse Karl von der frühesten Jugend an ausbeuten zu lassen; Greifinnen Beihte zeichnete hier in scharjen Umrissen die politische Lage erwerben in den staubigen Fabrikjälen noch einen Zehrpfennig, und das Verhalten der um eine zugfräftige Wahlparole verlegenen um nicht die Armenunterstübung in Anspruch nehmen zu müssen. bürgerlichen Parteien, die nicht wissen, wie sie das Volt über die Etwas verdienen ist doch besser wie gar nichts," kann man oft von ihnen am Boltswohl begangenen Sünden hinwegtäuschen sollen. genug hören. Die Textilfabrikanten verstehen es ausgezeichnet, Einwanderung der Schwarzen. Wie aus Salzburg   gemeldet Scharf kritisierte der Redner die gegenwärtigen Zustände und alle diese Not ihrem Geldbeutel dienstbar zu machen. Niedrige Löhne wird, haben die portugiesischen Jesuiten   das öfter­die reaktionären Maßnahmen, womit die Gegner die Arbeiterbewe- und meist sehr schlechte Behandlung sind an der Tagesordnung. reichische Schloß Leopoldstron bei Salzburg   angetauft, um gung und die Sozialdemokratie einzudämmen oder niederzuknütteln Das Elend zu beseitigen, wird erst möglich sein, wenn der sich dort häuslich nieberzulassen. fuchen. Ihren Zwed erreichen sie nicht; weit eher das Gegenteil. Organisationsgedante bei den Arbeiterinnen tiefer eingedrungen Der Gattenmörder Dr. Crippen   wurde gestern früh in London  Die großen Massen des Voltes find mehr denn je politisch wach ge- ift. Ungeheure Sindernisse und Borurteile sind da noch zu über- hingerichtet. Crippen   hat vor seinem Tode weder ein Ge worden. In Dörfern, wo der Redner in letzter Zeit agitierte und winden. Der Deutsche   Tegtilarbeiterverband hat zurzeit beständnis abgelegt noch irgendeine Erklärung abgegeben. Opfer der See. Von dem in der Nähe des russischen Hafens wo früher fozialdemokratische Versammlungen überhaupt nicht zu schloffen, für die einzelnen Gaue Konferenzen der Zertilarbeite. stande zu bringen waren, lauschten jebt gegen 100 Personen den rinnen einzuberufen, um diese zur Mitarbeit zu veranlassen. von Reva I manövrierenden Unterseeboot Alligator" wurden durch Vorträgen und zeigten, daß sie politisches Verständnis gewonnen Nachdem bereits am 6. März d. J. in Stuttgart   für den Gau eine Sturzielle zwei Matrosen über Bord gespült haben. Dem mit starkem Beifall aufgenommenen Vortrag folgte( Württemberg  , Pfalz   und ein Teil von Baden) eine Konferenz Beide ertranten. eine furze, aber recht rege Diskussion, ir. der mehrere Genossen stattgefunden hatte, folgte am 20. November eine zweite, um die Die Cholera in Konstantinopel  . Gestern sind in Konstantinopel  fich über Fragen der Agitation und Aufklärung äußerten. Namente Berichte über die seitherige Tätigkeit sowie über die Verhältnisse 38 Erkrankungen und 22 Todesfälle an Cholera lich wurde darauf hingewiesen, daß jest, nachdem die Behörden so in den einzelnen Orten entgegenzunehmen. 26 Vertreterinnen gemeldet worden. Auf die Armee entfallen davon 16 Erkrankun­eifrig bestrebt find, die Jugendorganisation zu vernichten, mit ver- waren erschienen, bie teilweise in recht gewandter Rede über die gen und 11 Todesfälle. doppelter Kraft an der Aufklärung und Erziehung der Jugend ge- einschlägigen Verhältnisse berichteten. Es war ein Bild des arbeitet werden muß. Ebenso soll mit erneutem Eifer die Arbeit Glends, das gegeben wurde. Terrorismus durch die Unternehmer, für die weitere Verbreitung der Parteipreffe aufgenommen werden. Terrorismus durch die Geistlichen, Terrorismus durch Deutsche Die 26 von den Bezirken vorgeschlagenen Verbandsdelegierten Turner" und leider noch sehr viel Unverstand bei vielen Familien­wurden von der Bersammlung fast einstimmig bestätigt. Außer-| angehörigen. Wir müssen es uns versagen, Orte und Namen an- Aug 30 Liefer. a 50.. A. Brodhaus, Leipzig  .

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Eingegangene Druckfchriften.

Zu Land nach Judien. Bon Sven Hedin  . 2 Bände. Geb. 20 M.