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und feine Worts überstürzten sich lind seine Haltung war Vcr- legenhcit. Die böse Verteidigung aber hatte nicht einmal Verständnis für die Viilde der StaalSanwallschaft, weil ihr nie etwaZ recht ist, was die Anklagebehörde tut beantragt sie strenge Strafen und Unter- suchungShoft. so schreien die'Herren Rechtsanwälte über Härte und ist sie milde und will einem Sünder zur Straflosig- keit verhelfen, so ist es ihnen auch wieder nicht recht. Und so sagte der Verteidiger Heine, dah die Polizeibeamtenqualität des Vaters doch eigentlich ein Umstand sei, an dem der Angeklagte Weydemann kein besonderes Verdienst habe, und dah die anderen Angeklagten, die wegen ähnlicher Straftaten wie Weydemann an- geklagt und in Uutersuchungshast gesteckt wurden, und denen der Herr Erste Staatsanwalt mit der ganzen Strenge des Gesetzes niit schweren Strafen gedroht hat, eS doch bitter empfinden mühten, daß sie so ganz anders behandelt worden seien als Weydemann, bloß weil sie in der Wahl ihres Vaters nicht vorsichtig genug ge- Wesen sind. So werden die edelsten Absichten mihdeutet wer kann sich Wundern, daß Herr Steinbrecht sich darob erregte und heftigen Mundes entgegnet, dah e» ganz falsch ist. die Staatsanwaltschaft der Begünstigung de» Angeklagten wegen de» Ilmstandes, daß er Kri- niinalbeamtensohn ist, zu beschuldigen. Nicht diese Tatiache an sich ist eS ja, so zu dem Schritt der Bnklagebehörde Ler- anlassung gab, sondern allein die, daß die Beleidigimg sich mit gegen den Vater des Täters richtete, so dag mau die Affäre gewifiermahen als eine interne Familienangelegen- heit ansehen mühte, die man unter den Verwandten gütlich beilegen könnte. Aber der hartnäckige Verteidiger bezweifelt, dah Weydemann, als er die inkrimtnirle Aeuherung tat an seinen Vater gedacht hat er nimmt an, dah er mir die Schutzleute gemeint habe» kann, die um ihn herum waren. Mit der Familien- aiigelege»heit ist eS also auch nichts. Da kommt der Vorsitzende der arg bedrängten Staats- anwaltschast zu Hilf«. Sr erinnert daran, dah nur die Tat des Angeklagten für das Urteil des Gerichts in Frage kommt. Aber dieser Hinweis war nicht glücklich� Verteidiger Heine schließt sich rückhaltlos der Meinung des Hern, Direktors an aber für die Staatsanwaltschaft sei diese Bcgleitangelegenheit doch von erheblichen, Interesse von wegen de» ElrasmaheS, das sie gegen die anderen Angeklagten beantragen werde. Er stellt gewissermaßen das Ansinnen an die Staatsanwalt- schaff, ein Recheuexempel aufzustellen derart: Wenn die Tat des Angeklagteu Weydemann gesühnt worden wäre durch 0 Strafe+ 1 Entschuldigung-1- 25 M. Buße. wie viel oder vielmehr wie wenig Strafe ist dann erforderlich zur Sühne der Straftat des Angeklagten£? Da sitzt nun die Staatsanwaltschaft in einer böse» Klemme. Sie hat den übrigen Angeklagten schwere Strafe» versprochen nnd nun kommt ihr der unglückselige Weydemann dazwischen. Das kommt davon, wenn man edle Absichten hat. Aber das ist noch nicht einmal alles. Noch eine andere böse Klemme zwickt und zwackt die Anllagebehvrde. Es ist ihr nämlich bei dieser Gelegenheit ein Vergehen zur Kennt- ni« gekommen. das sie von Rechtswegen verfolgen muß. DaS höchste Gericht hat entschieden, daß Versuch derEr- Pressung ist, wenn jemand einen, anderen verspricht, keinen Strafantrag wider ihn zu stellen, sobald er eine Buße zahlt, auch wenn diese Buße nicht dem Unternehmer de« ErpressungSversucheS. sondern der Kasse irgend einer gemeinnützige» Einrichtung zufallen ' soll. DaS paßt wie angegossen auf den Fall Weydemann, und den ErprefiungSversuch hat hier die Polizei begangen. Und so müßte die Staatsanwaltschaft die Polizei wegen ErpressungSversuchS anklagen! Denn gleiches Recht für alle gilt in Preußen! Aber wiederum ist'S unmöglich, daß die Staatsanwaltschaft die Polizei anklagt. Haben wir Mitleid mit der Staatsanwaltschaft! Halt, Kollege{ Die Charakteristik der Kriminalschutzleute wurde in der Sonn- abcndsitzung um einen bedeutsamen Zug bereichert. Herr Schneider- meister Oslath hat Bekundungen gemacht, die uns zeigen, daß sich unter diesen Herren nicht bloß tüchtige verprügeler friedlicher Passantem sondern auch eifrige Förderer des.AusstandeS" befanden. Diejenigen, die Herr Oslath beobachtete, waren eifrige Rufer zum Streit und schmetterten ihr.Hurra! Bluthunde! Ans die Blaue»!* so kräftig heraus, daß nur der Kenner dieser Ge- stallen auf den Gedanken hätte kommen können, et sei ihnen nicht ernst damit I Sie waren überhaupt in ihrem Gebaren alsAufriihrer* so echt, daß sie mehrmals Attacken im- informierter Schutzleute durch da» LosungswortHalt, Kollegs!" ablvenden mußten. Die durchaus unanfechtbare Aussage de» Herrn Ooläth ist von den bitteren Pillen, die der Prozeß der Polizei zu losten gegeben hat,«ine der bitterste». DaS fehlt« ihr gerade noch. daß ihr»nter ihren Streitkräften und unter den Triebkräften der.Revolution" auch noch Lockspitzel nachgewiesen werden! Den Eindruck dieser außerordentlichen Enthüllung werden alle die 42 Zeugen, die Herr Steinbrecht ans denen ausgesucht hat, die sich aus den Notruf des Herrn Polizei­ präsidenten gemeldet haben, nicht verwischen können. » «» Wieder weilte heute der blutige Schatten des erschlagenen Her- man» in, Gerichtssaale. Unverdächtige Zeugen, Belastungszeuge». die die Staatsanwaltschaft gegen die Frau Sattler aufgerufen hotte und die in dieser Beziehung völlig versagten, schilderten die mörderische Säbelei, der Hermann zun, Opfer siel, genau so. wie tagS vorher Frau Jordan. Sine fast menschenlesr» Straße, ein von der Sorge um den Sohn auf die Straße getriebener Bater, eine von keiner Geinhr bedrohte Schutzmannsschar, au» der sich zwei Mann loslösen und dann plötzlich ohne jede Veranlassung auf den friedlichen Mann losschlagen. Mit grausiger Realistik schildert« elne Zeugin, wie der Verwundete taumelnd, vorgebeugten KopfeS die Straße entlang wankte, wie sein Blut in Windungen die Sftaß« färbte, daß«s aussah, al« hätte man den Bürgersteig mit einer Gießlanne gesprengt aber mit einer Gießkanne voll Blnt. Und während so das grausige Verbrechen zweier Schutzleute, das eine Familie de» Ernährers beraubte, immer deutlicher zutage tritt, stellt sich gleichzeitig heraus, daß gegen die Angeklagte Frau Sattler aber auch nicht dos geringst« stichhaltig« B-weiSmalerial vorliegt. Und sie war«ine» der Prachtstücke der Anklage, die eingehend hervorhob, daß diese gefährliche Kran Mitglied des Sozialdemokratischen Vereins, Disstdentin und wegen einer aus politischem Anlaß cnlstandenen Beleidigung vorbestraft ist. Wenn da» Kammergericht nicht entgegen dem Willen der miteren Instanzen die Frau aus der Untersuchungs­haft, in der sie 1» Tags verbringen mußte, entlassen hätte, sie säße womöglich noch heute darin. Line Mieden erregende Begnadigung. Äm 10. Mai 1B10 waren zwei Mitglieder des feudalen Bonner Studentenkorps Borussia zu acht Tagen Gefängnis verurteilt worden, weil sie gemeinsam mit mehreren anderen Borussen, die zurzeit als Einjährige bei den KonigShusaren dienen, den ein- jährig-freiwilligen Unteroffizier Veith in seiner Wohnung überfallen und durchgeprügelt hatten. Veith war gleichfalls Student und hatte irgend eine Streitigkeit mit einem Borussen gehabt, dem er unter Berufung auf seinen Katholizismus die Ge- nugtuung mit den Waffen verweigerte. Dafür rächten sich die Borussen in der gekennzeichneten Weisel Die Militärbehörde ver- hängte über die Einjährigen, die dergestalt einen militärischen Vorgesetzten verprügelt hatten, drei Tage Mittclarrestl Später kam die Sache auch vor das Kriegsgericht, das jedoch auf Freisprechung erkannte,weil die Zeugenaussagen unbe- stimmt" gewesen seien. Diese Unbestimmtheit der ZeugcnauS- sagen war zweifellos ein unerhörtes Glück für die Einjährigen, da ja bekanntlich eine Mißhandlung Vorgesetzter sonst mit den schwer st en Gefängnis- und Zuchthaus st rasen ge- ahndet wird. Denn daß daS Kriegsgericht die Mißhandlung eines Vorgesetzten deshalb milder betrachtet haben würde, weil die militärischen Exzedente» Bonner Borussen waren, ist natürlich ganz undenkbar! Nicht ganz so glimpflich kamen die beiden Borussen davon, die sich als Z i v i l i st e n an der Verprügelung des Unteroffiziers beteiligten. Die BerufungSkammer in Bonn mußte wohl die Zeugenaussagen nicht für ganz so unbestimmt gehalten haben wie daS Kriegsgericht, denn sie verurteilte die beiden Studenten zu acht Tagen Gefängnis. Freilich, auch diese beiden studentischen Beleidiger eines Stellvertreters Gottes sollten doch noch glimpflich davonkommen. Wilhelm II. hat von dem Rechte der Begnadigung Gebrauch gemacht und die Gefängnisstrafe in Festungshaft umgewandelt. So ist denn das feudale Korps der Borussen der Schmach ent- gangen, etliche seiner Mitglieder ins Gefängnis wandern zu sehen. Diese Schmach wäre allerdings auch eine unerträgliche gewesen. Denn die Bonner Borussen sind nicht nur keine gewöhnliche Studentenverbindung, sondern selbst unter den feudalen Korps noch ein ganz besonderes Elitekorp». Gehörte ihm doch seit langen Jahren kein einziger Bürgerlicher mehr an. Dafür sind eine lange Reihe vonhohen" und allerhöchsten" Personen Mitglieder der Bonner Borussen gewesen, z. B. der Erbprinz von Hohenlohe- Langenburg, die Fürsten zu Fürsteaberg und Schönburg- Walden­ burg , der Herzog Karl Eduard von Koburg, die Großherzöge von Mccklcnburg-Schivcrin und Sachsen-Weimar , sowie viele andere Fürsten . Endlich außer zahlreichen anderen Hohenzollerichrinzen nicht nur der Kronprinz, sondern auch Wilhelm II. selbst. Und Wil - Helm II. hat ja mehr als einmal seiner Schätzung des korpsstuden- tischen Lebens, über dessen Treiben man auch bei der ungeheuren Mehrheit der akademischen Gebildeten einer sehr geringen Wertschätzung begegnet, unverblümtesten Ausdruck gegeben. So z, B. auch in jener am 7. Mai 1M1 bei den Bonner Borussen ge- haltenen Reitz'. in der er es al» seinefeste Ueberzeugung" erklärte, daßjederKorpsstudentdiebesteErziehung" erhalte. die ein junger Mann für sein späteres Leben be- komme". Er hoffe, daß dereinst viel« Beamte und Offiziere aus dem Kreise der Bonner Borussen hervorgehen würden. Nun haben just die Bonner Borussen in der letzten Zeit sehr viel von sich reden gemacht. Besonderes Aussehen erregte bekannt- lich jener Exzeß, bei dem angetrunkene Bonner Borussen einen förmlichen Ucbcrfall auf einen Bahnzug unternahmen, wobei sie wie Vandalcn hausten und nicht nur sämtliche Scheiben zerschlugen, sondern auch da» Bahnpersonal mißhandelten. Und trotz der schärfsten Verwarnung durch den Senat der Universität Bonn überfiel dann ein paar Tage darauf eine Anzahl Borussen den ein- jährig-freiwilligen Unteroffizier' Veith! Den Begnadigten steht nun für ihre fernere Karriere kein Hindernis im Wege. Sie können Offiziere, Staatsanwälte. Land- rate, Regierungspräsidenten usw. werden, um dann im Sinne eines Heydebrand dasaufrührerische" Proletariergesindel zu Paaren zu treiben! Ket» Wunder, daß diese Begnadigung peinliches Aufsehe» erregt!_ politische(lebersicdt. Berlin , den 3. Dezember 1910. Konservative Mittelstandörettung. AuS dem Reichstag . 3. Dezember.Wem das Herz voll ist, geht der Mund über". DaS Wort bewährt sich il'tzt in eigenartiger Weise an der konservativen Partei. DaS Herz ist ihr voll von Angst und Langen vor dem Strafgericht der allgemeinen Neuwahlen. Jede Nachiva hl zeigt, dah ihr die Wähler davonlaufen. An dcilRockschößen lassen siesich nicht zurück­halten, die Handwerker und Bauern, die früher die zuverlässigste Kerntruppe der konservativen Partei gebildet haben. Da geht den konservativen Angstmeiern der Mund über von Äer- sichernngen ihrer glühenden Liebe zum Mittelstande. Der Mittelstand ist eS, an dessen Wohlfahrt ihr ganzes Dichten und Trachten hängt. Sie wollen ihn retten vor dem Unter- gange. Sie bieten ihm alle politischen Kurpfuschermittel an, unter deren Herrschaft in der Zunftzett das Handtverk ver- knöchert ist. Sollte der Mittelstand durch diesen Ucberschwall von Freundschaftsversicherungen sich nicht bewegen lassen, auch ferner noch konservative Stimmzettel in die Wahlurne zu pfropfen? Dieser Gedankengang war Zweck und Inhalt der Debatte über den konservativen Antragbetreffend Maßregeln gegen den Niedergang des Handwerks". Was aber an wirklicher Teilnahme für den Mittelstand hinter diesem wahlpolttischen Notschrei der konservativen Partei steckte, das verrieten die konservativen MittelstandSsreunde dadurch, das; sie tn ihrer überwiegenden Mehrheit der Erörterung Ihres eigenen An­trages fernblieben. Nachdem der konservative Redner Pauli- Potsdam gesprochen, lauschte stellenweise nur ein einziger Konservative den Verhandlungen, höchstens wuchs ihre Zahl später auf acht Zuhörer an. Herr Pauli schnarrte alle die ebenso alten wie un- bewährten zünftlerischen Mittelstandsheilmtttel her. Ihm sekundierte Herr E u l e r vom Zentrum, der die Mittelstands- femdlichkeit der Sozialdemokratie auf eine Rede Schweitzers aus dem Jahre 1869 zurückführte. Nähere Angaben über den Zeitpunkt dieser Rede ist er schuldig geblieben. Gegen diese üble Gepflogenheit der SchnaPSbloctrednep. mit un- kontrollierbare,» Zitaten um sich zu schmeihem machte Genosse B r ü h n e energisch Front. Er drehte den Spieß um, indem er nachwies, wie die angeblichen Mtttslstandsfrcunde durch ihre Zollpolitik dem Mittelstände den Lebensunterhalt und die Rohstoffe verteuerten und ihn damit schwerer geschädigt hätten. als ihm irgend wie durch andere staatliche Mittel genutzt werden könne. Auch der fortschrittliche Herr P achnicke führte den Konservativen und Zentrumbleuten ihre mittel standsfoindlichen Praktiken zu Gemüte. Dann zog aber der Antisemit Raab das ganze Register zünstlerischer Trauer- lieber auf. Ztuudcnlang polemisierte er gegen Rational - liberale. Fortschrittlcr und besonders den Hansabund. Auch an der Sozialdemokratie suchte er sich schließlich zu reiben, indem er ein Zitat aus derBremer Bürgerztg* hindeutete, daß die Sozialdemokratie den Mittelstand vernichten wolle. Soweit das im Rahmen einer persönlichen Bemerkung mög- lich war, wies Genosse Ledcbour diese Verdächtigung ent- schieden zurück. Dann wurde die Debatte vertagt. Am Montag soll zunächst das Arbeitskammer- gesctz an die Reihe kommen. Gegen die Staatsschmarotzer. Die konservative Presse setzt ihre perfide Hetze gegen die sozialdemokratische Tyrannei" und für die sogenanntenGrundlagen des deutschen Staats- Wesens" munter fort. Interessant ist, daß jetzt die konservative Parteileitung, die sich bisher im Hintergrund hielt, offen als Macherin des Treibens hervortritt. Die «Konserv. Korresp.", das offizielle Organ der Parteistrategen, bringt nämlich unter dem TitelNotwendige Maßnahmen gegen die sozialdemokratische Tyrannei" einen Angriffsartikcl gegen die sozialdemo- kratische Arbeiterschaft, der sich als eine für die Zwecke der kleinen konservativen Provinz.- und KreiSblattpresse präparierte Miniatur- ausgäbe des am Mittivochabend in derKreuz-Ztg." erschienenen verlogenen Hetzartikcls herausstellt. Das läßt mit Sicherheit darauf schließen» daß auch der Artikel derKreuz-Ztg." im konservativen GeneralstabSquarticr fabriziert und das Organ der Hammersteinlinge und der Nachfolgerinnen der Flora Gaß nur als geeignete Ablagerungsstätte für dieses duftige schriftstellerische Fabrikat benutzt worden ist. Zum Schluß des Artikels derKons. Korresp." heißt es ganz ähnlich wie in derKreuz-Ztg.": Die staatsbürgerliche, wirtschaftliche, soziale und persönliche Freiheit des loyalen Staatsbürgers muß also wirksamer als bisher gegen Terorismus geschützt werden. DaS Eingreifen der Staatsgewalt in diesen Dingen herbeizuführen, ist Sache der Regierung. Sie trägt die Verantwortung dafür, daß die Unter- wühlung unseres gesamten Staats- und Gesellschaftslebens rechtzeitig verhindert wird. Sie allein ist in der Lage, die ge- setzgeberischen und rechtlichen schwierigen Fragen, um die et sich hier handelt, vorzubereiten und zu klären. Die konservative Partei erwartet nicht, daß die notwendigen Maßregeln schon von heute auf morgen ergriffen werden, aber sie ist der Ueber- zeugung, daß in nicht zu ferner Zeit der Weg gefunden und, unter Umständen auch gegen einen widerstrebenden Reichstag, bis zu Ende gegangen werden muh. Natürlich darf dort, wo literarischer Mist abgeladen wird, daS Jntelligenzblatt des Bundes der Landwirte, dieDeutsche Tagesztg.". nicht fehlen. Unter der für seine Leistungen so charakteristischen Kognakmarke%" veröffentlicht in ihrer letzten Nummer(577) ihr Herr Chefredakteur einenMoabiter Lehren" überschriebenen Leitartikel, der noch allerlei Be- lobigungen der Berliner Polizei und der Ermahnung, künftig gleich von vornherein kräftiger zuzusassen, mit den Sähen schließt: Wollen wir aber nicht nur dem Mob und dem Janhagel, sondern auch den verführten und verhetzten Massen die Lust am Aufruhr verleiden, so muß noch etivaS anderes geschehen. Er­fahrungsgemäß entstehen Krawalle. Straßenkämpfe, Auf­rührereien entweder infolge von Ausständen oder al» Begleiterscheinungen von Straßenkundgebungen gegen die öffentliche Ordnung oder durch syste- matts che Verhetzung der Menge. Wir müssen dafür sorgen, daß bei Ausständen die Arbeitswilligen geschllvt werden nnd daß die Möglichkeit von Gewalttaten Ausständiger von vornherein beseitigt wird. Das sogenannte Streikpestenstchcn muß verboten, die in Betracht kommenden Stätten müssen so überwacht werden, daß etwaige Unruhen im Keime erstickt werden. Wenn eS bei Straßen- und Massenkundgebungen, die sich gegen den Staat, gegen die öffentliche Ordnung, gegen die rechtmäßige Regierung richten, zu Krawallen und Gewalttaten kommt, fo müssen die verantwortlich gemacht werden, die die Kundgebungen veranlaßt haben. Schließlich muß die Presse, die mit dem Feuer des Aufruhrs frevelhaft und frivol spielt, die offen die Frag« er- örtert, wann revolutionäre Kundgebungen zweckmäßig seien. aufs schärfste überwacht und gegebenenfalls zur Verantwortung gezogen werden. Genügen die Gesetze in dieser Beziehung nicht. dann müssen sie verschärft werden. Der Staat, der es nicht vermag, seine Ordnung zu wahren und zu sichern. schaufeltsichselb st sein Grab.... Wie die Dinge jetzt liegen, ist die lendenlahme, altweiber- hafte Schleppmacherei, die vor jedem festen Zugreifen zimperlich warnt, nicht nur eine grenzenlose Torheit, sondern auch«ine Versündigung an dem Staate, an de? Sicherheit und an der Zukunft des Volke»." Zu begreifen ist dieses neurasthenische Geschwätz. Preußens Junkerkastc. die. wenn sie nicht auf Volkskosten durch eine infame MrtschastS' und Zollpolitik künstlich erhalten und ge- füttert svürde, längst wirtschaftlich und politisch bankerott würde, suhlt sich durch die politische Vorstinimung der breiten Schichten des deutschen Volkes in ihrer langen Herrschaft bedroht und so greift sie zur Heraufbeschiuörung eines blutigen Reyolutionsgespenstes und zur Stgatsstreichelei, um sich am Ruder zu erhalten,__ Kardinal Fischers Hirtenbrief. Zurückgekehrt von Rom , hat sich Erzbischof Fischer von Köln daran gemacht, in einen» Hirtenbrief Bericht über die Erfolgs seiner Romreise zu erstatten. Ter Kardinal ermahnt in dem Briese die Katholit's», sich in ihrer kirchlichen Ge- sinimng nicht vcrwirrei» nnd bemmihigen zu lassen durcl) allerlei Gerede", wie es seit Wochen verbreitet werde. Ii» der sogenannten Geiverkichaftöfrage habe der Papst mit Ent- schiede,»hoit erklärt, daß er nach wie vor den bisherigen Stand- Punkt eninebme. nämlich daß er den beiden Richtungen, die in Deutschland bestehen, gleichmäßig neutral gegenüberstelle. ..Das dient." heißt cd in dem Schriftstück...zur Beruhigung für unsere katholischen Arbeiter, die den christlichen Acwerk- schalten beigetreten sind oder beizutreten gedenken. Nur knüpfe ich dann wieder im Sinne de» Heiligen Vaters zwei Bemcr- kungen hieran: t. Wird e ö für die Zukunft immer mehr unser Bestreben sein, neben den Gewerk» schaften spezifisch kathalische«rbeiterorga- nisationen. Arbeitervereine. JünglrngSver- eine, Gesellenvereine. Kongregationen usw. weiter auszubauen, die nach Möglichkeit zu fördern und so den katholischen Geist zu Pflegen und zu vertiefen? S. Und das liegt dem Heiligen Vater und Eurem Erzbischof besonders am Herzen, möge endlich aller Hader und Zwist zwischen beiden Richtungen aus gewerkschaftlichem Gebiete aufhören." Weiter wendet sich dos Schreiben flCfl«! da» Antichristen. tum und sagt zun» Schluß:Man hat die Mär verbreitet. Stier Erzbischof habe in Rom in einer Untgpeedung den Katfer