Nr. 285. 27. Jahrgang.
94. Sigung. Montag, den 5. Dezember, nachmittags 2 Uhr.
Am Bundesratstisch: Dr. Delbrüd. Auf der Tagesordnung steht die
zweite Lesung des Arbeitskammergesetzes. Die Abgg. Albrecht( Soz.) u. Gen. beantragen an Stelle der Kommissionsbeschlüsse eine eigene Borlage von 27 Paragraphen, welche die Errichtung eines Reichsarbeitsamtes verlangt, ein Arbeitsamt für den Bezirk jeder oberen Verwaltungsbehörde und für den Bezirk jedes Arbeitsamtes eine Arbeiterkammer.
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lage zu organisieren. Wir fehen in dieser beruflichen Organisation viel Arbeitnehmer, wird machen müssen.( Zustimmung rechts; Lachen bei den mehr eine arge8ersplitterung der Kräfte. Hier verlangt Sozialdemokraten.) Frieden zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern man eine paritätische Organisation, bei den Handwerkerkammern, ist nur möglich, wenn er von beiden Seiten ehrlich erstrebt wird; Handelskammern, Landwirtschaftskammern aber die Sozialdemokratie aber will feinen Frieden. Zwangsorganisationen, ist es niemand eingefallen, eine paritätische Verdie dem Frieden dienen sollten, sind stets von der Sozialtretung herbeizuführen. Warum dann auf einmal, wenn demokratie mißbraucht worden, die durch ihren es sich um Arbeiter handelt? Glaubt man etwa, daß die Arbeiter Terrorismus selbst auf viele Unternehmer bei öffentlichen nicht befähigt und berufen wären, ihre eigensten Intereffen selbst zu Wahlen und Verhandlungen Einfluß gewonnen hat. Die Ein beraten und darüber Beschlüsse zu fassen? Die Beschlüsse solcher beziehung der Eisenbahnarbeiter in das Gefeß ist für uns Arbeiterkammern werden genau so wertvoll sein wie die Beschlüsse ebenfalls un annehmbar. Kurz und gut: In der Kommissionsder Handwerker-, Landwirtschaftskammern und anderer Interessen- faffung ist das Gesetz für uns unannehmbar, aber auch der vertretungen. Es liegt uns fern, durch lange Reden die Erledigung Regierungsentwurf erscheint uns zum mindesten entbehrlich dieser Sache aufhalten zu wollen. Ich beschränke mich daher auf und gefährlich.( Bravo ! rechts.) Diefer Entwurf ist der Anfang diese wenigen Bemerkungen und bitte Sie im letzten Augenblick noch auf einer abschüssigen Bahn; aus den Arbeitskammern werden einmal, sich doch noch für unseren Gesezentwurf zu entscheiden, der Arbeiterkammern, ihnen folgen obligatorische Arbeiterausschüsse und den Wünschen der Arbeiter entspricht.( Bravo ! bei den Sozial- die Krone ist der Verhandlungszwang. Für die Einführung eines demokraten.) folchen konfiitutionellen Systems in der Industrie können wir die Verantwortung nicht übernehmen.( Lebhaftes Bravo! rechts.)
§ 1 der Kommissions beschlüsse lautet: Für die Arbeitgeber und Arbeitnehmer eines Gewerbezweiges oder mehrerer verwandter Gewerbezweige sind auf fachlicher Abg. Graf Westarp ( t.): Theoretisch hat der Gedanke, ArbeitGrundlage, soweit nach dem Stande der gewerblichen Entwickelung geber und Arbeitnehmer in einer Kommission zu vereinigen, etwas Staatsfefretär Dr. Delbrück: Der sozialdemokratische Antrag ein Bedürfnis besteht, Arbeitskammern zu errichten. Die Arbeits- Verlockendes. Es fragt sich aber, ob beide Parteien zufammen verfolgt weitergehende Ziele als der Entwurf der Regierung. Er kammern sind rechtsfähig. arbeiten wollen. Die Sozialdemokraten sind, wie Sie gehört haben, ist bereits in der Kommission abgelehnt worden. Für die Regierung Abg. Wiedeberg( 3.): Wir stehen auch heute noch dem Gesetz gegen die Arbeitskammern. Und auch die Unternehmer ist er un annehmbar, weil er einen Eingriff in die Rechte der och dem Geſetz fehr ihmpathisch gegenüber. Wenn es auch nicht alle haben große Bedenken dagegen aus der Erfahrung Bundesstaaten verlangt und die Organisation des Reiches auf volluniere Wünsche erfüllt. so wollen wir doch dem Gefeß zustimmen, heraus, daß die Sozialdemokratie solche Beranstaltungen nur aus ständig neue Grundlagen zu sezen sucht, indem er für bestimmte wie es aus der Kommission gekommen ist, und werden die Beratung nüge zur Förderung ihrer Parteibestrebungen und Klaffen von Interessen und Interessenten eine besondere Organisation nicht durch Anträge aufhalten. Der Antrag der Sozialdemokraten zur Erfüllung der Massen mit revolutionärem der Behörden zu schaffen sucht. Das ist vollständig undenkbar. In würde von neuem eine Kommissionsberatung notwendig machen. Geist.( Su hu! bei den Sozialdemokraten.) Ich erinnere daran, einem wohlgeordneten Staatswesen tönnen nicht irgend welche Wir werden schon deshalb gegen ihn stimmen. Wir wie die Sozialdemokratie die Krantentasien gemißbraucht Intereffen losgelöst von den übrigen mit besonderen Rechten aushaben ja schon seit Jahren die Errichtung eines Reichsarbeitsamtes bat zu Stätten sozialdemokratischer Agitation und Machtentfaltung. gestattet werden.
gefordert. So wie es sich der Antrag Albrecht aber denkt, würde es( Sehr richtig! rechts. Widerspruch bei den Sozialdemokraten.) Aus Herrn Wiedeberg möchte ich erwidern, daß es unmög unferen ganzen behördlichen Organismus durchbrechen. Was dieien Gründen hatten wir schon lebhafte Bedenken gegen die Re- lich ist, die Sozialpolitik vom Reichsamt des Innern loszulösen. die Frage, ob Arbeitskammern oder Arbeiterkammern bor - gierungsvorlage, und die Kommission hat das Gesez noch wesentlich Redner gibt eine historische Uebersicht der Entstehungsgeschichte des zuziehen sind, betrifft, so sind wir für die Schaffung berichlechtert. Un annehmbar ist für uns die Bestimmung des Entwurfs. Inzwischen ist manches passiert, was Bedenten erreges der paritätischen Arbeitskammern. Die eigentlichen Standes-§ 7, wonach auch die Eisenbahnarbeiter in solche Kammern tann.( Buruf rechts: Moabit ! Zustimmung rechts, Lachen links.) vertretungen der Arbeiter sind heute die Gewerkschaften, eingefügt werden sollen. wenn sie auch nicht gefeßlich privilegiert sind, wie die Standes- Auch wollen wir nicht den sozialdemokratischen bertretungen anderer Berufe. In der Deffentlichkeit werden auch Sekretären die Tür zu den Arbeitskammern aufmachen. Auch Beschlüsse paritätischer Kummern viel mehr Eindruck machen als die Deffentlichkeit der Verhandlungen fönnen wir an Beschlüsse einseitiger Intereffenvertretungen. Der beruflichen gesichts des sozialdemokratischen Terrorisms nicht zugestehen. Durch Gliederung stimmen wir zu, wenn wir auch die territoriale vor die Kommissionsbeschlüsse ist der Entwurf für uns un annehm gezogen hätten.( Bravo ! im Zentrum.). bar geworden und wir werden einstimmig dagegen stimmen.( Wiederholtes Bravo! rechts. Zischen links.)
Abg. Legien( Soz.):
Abg. Horn- Reng( natl.): Die Wiedereinbringung des mehrfach abgelehnten sozialdemokratischen Antrages kann aus agitatorischen Gründen erfolgt sein. Meine politischen Freunde werden ihn auch beute a blebuen. Der Redner wendet sich in längeren, auf der Tribüne nicht verständlichen Ausführungen gegen den Gedanken der Einführung eines Reichsarbeitsamts.
Gleichwohl würde ich es beklagen, wenn der Entwurf scheiterte. Gewiß ist die Betätigung der Sozialdemokratie auf den vielen Gebieten, wo wir eine Art Selbstverwaltung zuc besseren Vertretung der Intereffen der Arbeiterklasse geschaffen haben, wenig geeignet, unier Vertrauen in diese Tätigkeit zu stärken. Aber wir haben im deutschen Vaterland nicht nur sozialdemokratische Organisationen, sondern auch andere, und diese anderen Organisationen und die nichtorganisierten Ars Abg. Menz( Vp): Der Vorredner hat ein blutrotes Bild uns beiter bilden die Majorität, und ich würde es für Unrecht halten, Die Bedenken des Vorredners gegen unseren Antrag sind nicht an die Wand gemalt; aber mir kam seine Rede vor wie eine diefen die Möglichkeit einer fachgemäßen Vertretung ihrer Interessen zutreffend. Nimmt der Reichstag den grundlegenden§ 1 unseres Wahlrede, deren wir noch mehrere zu hören bekommen werden. auch in Gemeinschaft mit den Arbeitgebern nicht zu geben, bloß Gelegentwurfs an, so wird sich über die Einzelheiten bis zur dritten Der Vorredner fürchtet, wenn die Arbeiterfekretäre hineinkommen, weil zurzeit die Sozialdemokratie in solchen Körperschaften die Lesung leicht eine Berständigung erzielen lassen. werden diese revolutionären Elemente die anderen mit fortreißen. Mehrheit hat. Man müßte an dem Deutschen Reiche verzweifeln, Wir haben die Erfahrung gemacht, daß sozialpolitische Gesetze, wenn aber diese Furcht ist unbegründet, es wird vielmehr gehen wie bei wenn man glaubte, das würde immer jo sein. Die Zeiten fie einmal erlaffen sind, sehr schwer wieder geändert werden, auch den Stadtverwaltungen, wo die positive Mitarbeit mäßigend auf die werden sich ändern.( Lebhafte Heiterkeit bei den Sozialwenn man ihre Mangelhaftigkeit erkannt hat. Diese Erfahrung ber- revolutionären Elemente eingewirkt hat und einwirkt.( Zustimmung demokraten.) In diesem Punkte bin ich Optimist und deshalb halte anlaßt uns zu dem Vorschlage, die gefeßliche Vertretung der Arbeiter bei der Volkspartei.) ich an dem Wunsche fest, daß der Entwurf verabschiedet werden möge. so zu organisieren, daß sie für die Arbeiter auch wirklich Wert hat, d. h. in Arbeiterkammern. Ich will den Wert der hingewiesen, daß mit dem Entwurf ein Versprechen von höchster Jch wende mich nun zu den Einzeluheiten. Es ist schon darauf Kommissionsbeschlüsse durchaus nicht unterschäßen, aber was die Stelle erfüllt wird. Aber auf Grund dieses Umstandes tann man Arbeiter in erster Linie brauchen, ist doch eine reine Vertretung nicht verlangen, daß die Regierung sich jede Umänderung des Ent ihrer Interessen. Diese kann nur in Arbeiterkammern erfolgen, wie wurfes gefallen läßt.( Sehr richtig! rechts.) Jch teile die Bedenken, wir sie beantragen. Paritätisch soll dann die zweite Justanz, das daß Arbeitskammern vom Bundesrat statt von den LandeszentralArbeitsamt sein. Ihm würden in der Hauptfache all die Aufgaben zufallen, die Sie den Arbeitskammern geben wollen. Als oberste Kommissionsbeschlüsse un annehmbar geworden. Abg. v. Dirksen( Rp.): Für uns ist der Entwurf durch die behörden eingerichtet werden sollen. Noch bedenklicher ist die Es würde era bjegung des Wahlalters auf 25 Jahre. Für Justanz schlagen wir dann vor das Reichsarbeitsamt, das unsere Verhandlungen erleichtern, wenn auch die Regierung erklären das aktive Wahlrecht könnte man vielleicht darüber diskutieren, beim ja auch der Vorredner wünscht. Nach der ganzen Situation auf dem würde, welche Punkte für sie unannehmbar bleiben. Hoffentlich geht passiven muß unbedingt am dreißigsten Jahre festgehalten werden. Gebiete der sozialpolitischen Gesetzgebung ist eine solche Zentral- fie nicht auf Stompromisse ein, wie das, von dem in der Presse die Die Kommission bat ferner die Arbeitnehmer und Arbeitgeber der instanz ein dringendes Bedürfnis. Wir wollen die Arbeitskraft des Rede war, wonach die Arbeiterfekretäre nur nicht zum ersten Male, Fabriken und Werkstätten der Eisenbahnen in den Entwurf eins Reichsamtes des Innern durchaus nicht in den Schatten stellen, Eat später aber stets wählbar sein sollen. Ein auf Grund des gefügt. Aber Eisenbahnbetriebe steben nicht im Dienste eines fache ist aber, daß es auf dem Gebiete der sozialpolitischen allgemeinen Wahlrechtes zustande gekommener einzelnen Unternehmers und dienen überhaupt nicht, soweit Gesetzgebung sehr überlastet ist, was zur Folge hat, Reichstag geht leicht weiter in der Nachgiebigkeit tommunale Betriebe in Frage kommen, Erwerbsintereffen, sondern daß eine ganze Reihe Dinge, schaffen werden müßten, nicht von ihm in Vorschlag gebracht dem Gesamtwohl verträgt. Die die auf diesem Gebiete ge bei fozialpolitischen Forderungen, als sich mit sie sind Betriebe im Interesse des wirtschaftlichen Vorwärtskommens und unter Umständen auch im Interesse der Sicherheit und Eine gewisse Selbständigkeit eines solchen ReichsOrdnung. Deshalb unterstehen sie nicht der Gewerbeordnung, Unersättlichkeit der Gewerkschaften und der Sozialdemokratie tenn auch nicht eine vollständige Trennung vom Reichsamt des Innern würde daher wesentlich unfere sozial- darf nicht dazu führen, aus Rücksichten auf die Wähler Zugeständnisse fondern find anders zu behandeln. In Frankreich werden sie jetzt politische Gesetzgebung fördern, und dem Reichsamt des Innern die zu machen. Die Befürworter von Arbeitskammern berufen sich auf von den anderen Betrieben herausgenommen, und Sie verlangen, Möglichkeit geben, auf anderen Gebieten eine intensivere Tätigkeit die faiserliche Botschaft; aber aus ihr fann man das nicht herleiten. daß wir den Schritt tun, den jetzt ein Ihnen nahestehender Minister zu entfalten. Ferner schlagen wir an Stelle der beruflichen Organi- Außerdem ist seit Erlaß der kaiserlichen Botschaft die Macht der in Frankreich zurücktut.( Lebhafter Widerspruch bei den Sozialdemo fationen der Kammern die territoriale Gliederung vor. Arbeiterfchaft unendlich gestiegen, sie hat in den Ge- fraten. Lebhaftes Bravo! rechts.) Jeder der die Arbeiterverhältnisse einigermaßen fennt, weiß, daß die werfichaften und ihren Vertretern zielbewußte, energische Vertreter Abg. Behrens( Wirtsch. Vg.): Den sozialdemokratischen Antrag allgemeinen jozialen Verhältnisse der Arbeiterschaft, auf die es doch gefunden; ferner find paritätische Arbeitsnachweise entstanden, lehnen wir ab, wir brauchen über ihn auch nicht mehr großer hier anfommt, für die einzelnen Berufe durchaus nicht so verschieden Tarifkommissionen; durch all das ist die Macht der Arbeiterschaft so zu diskutieren, nachdem er in der Kommission mit find, daß ein Grund vorliegt, Arbeiterkammern auf beruflicher Grund- gewachsen, daß man bald Gesetze zum Schutz der Arbeitgeber, nicht der Mehrheit abgelehnt ist. Die konfessionellen Arbeitervereine stehen
werden arbeitsamtes,
Kleines feuilleton.
Theater.
und Theater beherrscht, sind wir jetzt glücklich bei der vormärzlichen Biedermeierei angelangt Nestroy , der Wiener Possenmacher von dazumal ist wieder in Mode gekommen. Schon wiederholt hat man feine Renaissance versucht, aber jetzt scheint er definitiv durchgedrungen zu sein. Das zeigt den heillosen Tiefstand unserer Bühne. Restroy, haben literarische Modenmacher uns versichert, ist höchst Leffing Theater:" Anatol" von Artur Schnitzler . Fünf Episoden aus dem Leben eines Wiener Flaneurs, der nichts, modern. Das zeigt den ganzen Tiefstand unserer Bühne. Eine der auch gar nichts anderes als feine windigen Liebesabenteuer im fabesten Bossen dieses Bühnenfabrikanten, der allerdings als BühnenKopfe hat! Bei aller eleganten gronie und Plauderkunst, die diesen geschäftsmann schon so modern war wie feine Kollegen von heute, hat am Sonnabend in Berlin Beifall gefunden. Das Publikum Bytlus, eine der frühesten dramatischen Arbeiten Schniglers, verziert, scheint also mit Theater und Kritik im Einverständnis zu sein. fällt einem die Fadheit des Bürchschens, wenn man ihn einen ganzen Die Bosse wurde allerdings im besten Gewande( aber ohne Abend vor sich hat, bedenklich auf die Nerven. Die Komit fort Gefang) vorgeführt. Das biedermeiersche Milieu war entzückend", währenden Betrügens und Betrogenwerdens läßt auf die Dauer nach. die Krinoline war allein ein Erfolg. Aber entschädigt das für soviel Man muß daran denken, daß es nur ein Zufall ist, wenn dieser Trivialitäten und öde Wortwigeleien? Die Darsteller leisteten im Pflastertreter auf wahlverwandte weibliche Seelen stößt, die mit Aufgebot komischer Masken und Gestalten, in der Charakteristik durch gleicher Münze zahlen und so eine Art poetischer Gerechtig- Stimmen und Getue, ja in Akrobatik das erdenklichste. Herr an ihm vollziehen. Aus diesem Streise heraus ge- Lind war als dummschlauer Bächter sicher urtomisch, Jda Wüst ratend. fann er jeden Augenblick zum gewissenlos brus bot eine föstlich affettierte Perfon. Die Kathi des Fräulein
feit
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die Kehr
talen Vernichter fremden Lebensglückes werden ſeite, die Schnitzler in feiner„ Liebelei" gezeichnet hat. In den Szenen des Hochzeitsmorgens", die die Aufführung abschloffen, tritt der Kontrast zwischen der angeschminkten Komödienfarbe und dem peinlich tristen Hintergrund dem Ausblick auf das Los der schon an ihrem Hochzeitstage betrogenen Frau ganz unberhüllt hervor. Die Stimmung, die im ersten Teil des Abends bis zum Abschiedssouper", sehr animiert war, flaute im weiteren Verlauf merklich ab.
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Am bübschesten in der Jdee, wiewohl nicht gerade am bühnenwirksamsten, war das erste, auch in der Freien Voltsbühne gespielte Stückchen„ Die Frage an das Schicial". Der melancholisch leicht sinnige Liebhaber, der von sich auf andere schließend, in eifersüchtiger Leidenschaft um die Treue feiner momentanen Flamme bangt, hypnotifiert das Fräulein in der Ueberzeugung, daß sie in diesem Zustand die volle Wahrheit sagen werde. Er empfindet aber dann in dem entscheidenden Moment eine solche Furcht, daß er den Zeugen des Experiments fortschickt und das Mädchen mit einem langen Kusse erweckt. Nichtwissen ist das Beste. Ein Thema, das der Dichter in den verwandten Situationen seines Paracelsius" wieder auf genommen und psychologisch auf glücklichste vertieft hat.
Freh war frisch und sauber, und der Schlosser des Herrn Brager fräftig und urwüchsig. Aber alle Ausstattung und äußerliche Aufwand können diesen Restroh nicht wieder genießbar machen, deffen einziges Verdienst bleibt, hinter den Bossen von heute an strupelloser Mache kaum zurückzubleiben.
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-1.
So' en Mann, der jar nischt wollte, Jing am Trottowar,
Denn warum er det nich sollte, War ihm ooch nich klar. Mittemang in det Erzeffe, Janz in seinem Recht, Kriegt er dreie in die Freffe, Aber schon nich schlecht.
Staunend friegt er's auf die Bade Det et nur so knallt,
Und denn jing's ihm uff de Jacke Mit die Staatsjewalt.
Mit det Jummi ins Jesichte, lebers Dojenpaar.
Det ihm hohes Landjerichte! Det ihm schummrich war.
Js er, weil man ihn verbimste, Noch verbrecherlich?
Det is nu det allerschlimmste! Man bejreift et nich.
( Peter Schlemihl im Simplicissimus.)
Notizen.
-heaterchronit.
"
wird im
Freie Volksbühne( im Neuen Schauspielhaus): Monna Vanna, von Maurice Maeterlind. Es ist wahr: Dies Drama, das dem Stoff nach eigentlich eher eine Novelle aus der italienischen Renaissancezeit deucht, enttäuschte bei den Franzofen. Zunächst enttäuschte es, weil es fast durchweg in reimlofen, statt ge= reimten Allegandrinern geschrieben war, und zweitens, weil dem französischen Geschmack soviel Edelmut und Reflegion zuwiderKönig Dedipus liefen. Bei uns hatte" Monna Vanna" kolossale Stafsenerfolge. Birkus Schumann auch noch am 19. und 31. Dezember aufgeführt. Seine Erstaufführung hier fiel gerade in die Zeit der Abkehr vom Der Vorverkauf findet nur bei A. Wertheim, Leipzigerstraße statt Naturalismus. Da mußte ein Drama von io ausgeprägt neu- und beginnt am 8. Dezember. romantischer Art auf guten Boden fallen. Das, was doch am- Das Ausstellungstheater ist, wie nicht anders zu tiefsten die Gemüter reizte, war eben das vor aller Augen sichtbare erwarten, dem Pleitegeier verfallen. Wenn nicht noch eine VerKeuschheitswunder, nämlich die nackte Frau im ichwarzen Mantel... ständigung mit den Gläubigern ermöglicht wird, find die SchauGewiß, es ist fast zubiel Tugendgröße auf einmal. Aber wer spieler brotlos. Aber auch dann dürften die Aussichten schlecht sein. zweifelte, daß das Weib solcher gewaltigen Beweise etwa nicht fähig fei! Eventuell wird das Berliner Theater die( ganz überflüssige) Bühne Den nachhaltigsten Eindruck machte das kleine Mittelstückchen Daher ist denn auch die faszinierende Wirkung dieses Schauspiels übernehmen. im ersten Teile.„ Weihnachtseinkäufe". Hier wird die Schilderung erklärlich felbst angesichts einer weniger befriedigenden DarGegen das Aufführungsverbot bon, Früh. intimer. stellung. Rudolf Christians verwendbarer Fleiß in Ehren: aber lings Erwachen" protestierten in Königsberg die für Lina Lossens diskrete Kunst brachte den leise abgestuften es ist doch sehr fraglich, ob ein Guido Colonna so auffällig mit unmündig erklärten Studenten, und es waren sogar der Rektor und Uebergang zu lebendig überzeugendem Ausdruck, Mannards auch feinem Schmerz posierte? Was einzig erschüttern kann, ist Natürlich Professoren dabei. sonst vortrefflicher, schon etwas angejahrter Anatol erreichte hier in feit und Verinnerlichung des Gefühls. Bei Maria Maher als-Passive Resistenz in der Oper. Infolge von diefen Szenen, in denen sich zu der blafierten Nonchalance ein Bug Monna Vanna war anfänglich fast eine fröstelnde Herbigkeit; im Vorkommnissen bei der Sonnabend- Vorstellung in der Wiener urwüchsig echter Liebenswürdigkeit gefellt, den Höhepunkt. Herr Schlußakt allerdings gewann diese an warmtöniger Beredheit Hofoper, wo der Herrenchor passive Resistenz übte, hat die Direktion Seicher spielte den Freund und Räjonneur. dt. und rig fort. Erich Kaiser Ties gab seinem Feldhauptmann die fofortige Entlassung der betreffenden Mitglieder verfügt. Von Brincivalli alle sympathischen Züge einer Männlichkeit, die sich dieser Maßregel werden 48 Choriften betroffen, unter denen sich auch sowohl ihrer Straft wie ihrer Grenzen bewußt bleibt. Unter den Thomas Koschat befindet. Episodendarstellern wird noch Willy Brager( Marco Colonna) zu Der Herrenstandpunkt nimmt sich in einem L. I. Institut, das erwähnen sein. e. k. aus Boltsgeldern unterhalten wird, sehr komisch aus.
Neues Schauspielhaus: Der Berriffene von Johann Nestroy . In der allgemeinen Wiederbelebung vergangener Zeiten und Stile, die wie früher die bildende Kunst jetzt Literatur
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