6ewcvkrchaftUcbe�Dte Hntwort der ßergwerksdirefttion auf dießergarbeiterforderung.Die königliche Bergwerksdirektion für das Ruhrgebiet inRecklinghausen hat dem alten Bergarbeiterverband aufdie auch ihr eingereichten Bergarbeiterforderungen ebenfallseine ablehnende Antivort erteilt. Für Regelung derLohnverhältnisse seien die Arbeiterausschüsse da, die knappfchastlichcn Angelegenheiten gehörten jedoch nicht zu derenKompetenz._Berlin und Umgegend.Statistisches aus dem Schuhmachergewerbe BerlinsDer Zentralverband der Schuhmacher hat im 1. Quartal diesesJahres eine Lohnstatistik aufgenommen. Das Ergebnis, das bereitsin Nr. 46 des Verbandsorgans veröffentlicht ist, beschäftigte amMittwoch eine Mitgliederversammlung der hiesigen Filiale des Ver-bandes. Der Organisationsvertreter Hermann gab eine Uebersichtüber das Thema. Die Statistik hatte nicht den Zweck, das durch-schnittliche Jahreseinkommen der Berufsgenossen zu ermitteln,sondern es sollte festgestellt werden, wie viel Lohn innerhalb einerbestimmten Arbeitszeit verdient, wie die tatsächlich geleistete Arbeitbezahlt wird. Zu diesem Zweck wurden für das 1. Quartal 1916Karten ausgegeben, worauf die Beteiligten Woche für Woche ihrenArbeitsverdienst samt der tatsächlichen Arbeitszeit, sowie ihre Zeit-Versäumnisse einzutragen hatten. Beteiligt haben sich an diesenAufnahmen 333 Personen. 10 der Karten wurden jedoch unvoll-kommen ausgefüllt, so daß nur 329 für die Bearbeitung der Sta-tistik verwandt werden konnten. Von diesen kommen 639 auf dieSchuhindustrie, 28 auf die Ballschuhmacher, wobei es sich umHeimarbeit handelt, und 217 auf die Schotzschuhmacher und Repargturarbeiter. Unter den an der Statistik beteiligten 689 SchuhIndustriearbeitern sind 59 weibliche und 6 von ihnen sind als Heimarbeiterinnen tätig. In den Schuhfabriken ist die Akkordarbeit vorherrschend und die Statistik bezieht sich denn auch auf 511 in Akkordund nur 178 in Zeitlohn beschäftigte Arbeiter. Bei dem Zeitlohnhandelt es sich meist um Stundenlohn und nur in 39 Fällen umWochenlohn mit FeiertagSbezahlung. Die Statistik umfaßt für dieseBranche 689 x 13 Wochen, also 8957 Wochen. Die Tage der Arbeits-losigkeit und Krankheit machen jedoch zusammen 357 Wochen aus.Rechnet man überdies noch die durch in die Woche fallende Feier-tage, durch Warten auf Arbeit und aus anderen Ursachen versäumteArbeitszeit ab, so bleiben 428 195 Arbeitsstunden übrig. Die Lohn-summe, die hierfür ausgezahlt wurde, beträgt 220 324 M., also imDurchschnitt 51,6 Pf. die Stunde. Arbeitsstunden kommen auf jedenArbeiter durchschnittlich 49,8 die Woche, so daß der durchschnittlicheWochenverdienst 25,68 M. ausmacht. Nach Gruppen berteilt ist derDurchschnittsverdienst der Arbeiterinnen 32,9 Pf. die Stunde= 15,87 M. die Woche, der der Einleister 43,7 Pf. die Stunde— 23,43 M. die Woche, und der der Maschinenarbeiter 61,9 Pf. dieStunde= 31,05 M. die Woche.Von den Schoßschuhmachern sind 180 Akkordarbeiter und87 arbeiten in Zeitlohn, von diesen im Wochenlohnsystcm 31. Inder Schoßbranche haben die Maßschuhmacher, die großenteils Heim-arbeiter sind, die längste Arbeitszeit. Sie beläuft sich im Durch-schnitt, nach Abzug aller Versäumnisse, auf 58,3 Stunden die Woche.Der Geschäftsgang war kein besonders flotter, sonst wäre gewiß einehöhere Stundenzahl herausgekommen. Tatsächlich ist in dieserBranche in der Heimarbeit mit 11 � Stunden täglicher Arbeitszeitzu rechnen. 53 Heimarbeiter haben Angaben über die beim Liefernund Warten auf neue Arbeit versäumte Arbeitszeit gemacht, und siebeträgt danach für den einzelnen Arbeiter durchschnittlich 4 Stundenpro Woche. Für die Reparaturschuhmacher stellt sich die tatsächlichgeleistete Arbeit auf 53)4 Stunden die Woche. Sie haben mit einersehr unregelmäßigen Arbeitszeit zu rechnen. Ihr durchschnittlicherStundenverdienst ist nur 42,4 Pf.— 22,69 M. die Woche. Für dieMaßschuhmacher kommt ein Stundenverdienst von 45,3 Pf.-- 26,40 M. die Woche heraus, für die Zuschneider 53 Pf.— 29,26 M.die Woche.Von den im ganzen an der Statistik beteiligten Personen ent-fällt auf 47 ein Wochenverdienst bis zu höchstens 15 M.; von ihnensind 34 Arbeiterinnen, die übrigen Reparaturarbeiter; auf 11315—20 M. Wochenverdienst, auf 301 20—25 M.. auf 315 25-30 M..auf 107 30-35 M., und nur 46 verdienten mehr als 35 M. ES istklar, daß eS nach dieser sehr gewissenhaft aufgenommenen Statistiknur für eine sehr geringe Zahl der im Berufe tätigen Arbeiter mög»lich ist, durch ihren Arbeitsverdienst eine Familie zu erhalten.Der Redner machte ferner noch einige interessante Mitteilungenüber die Berufs- und Betriebszählung vom Jahre 1307, soweit dasSchuhgewerbe in Frage kommt. Danach waren in jenem Jahre indiesem Gewerbe 155 405 Personen beschäftigt gegenüber 148 468 imJahre 1835. Die Zunahme in den 12 fahren— 6937=- 4,6 Proz.— ist ziemlich gering, aber das Merkwürdige ist, daß die Zahl dermännlichen Arbeiter nicht zugenommen, sondern vielmehr ab-g e o m m c n hat, und zwar um 3467, während die Zahl der w e i b-lichen Arbeitskräfte um 10 404— 79,4 Proz. gestiegen ist.Das ist auch ein interessanter Beitrag zur Beleuchtung der Königs-berger Kaiserrede von dem schönen Beruf der Frauen als Haus-frauen und Mütter. Im allgemeinen beträgt bekanntlich die Zu-nähme der weiblichen Arbeitskräfte in Handel und Gewerbe inner-halb der 12 Jahre 42 Proz., im Schuhgewerbe ist sie also fast doppeltso stark. Die Bevorzugung der weiblichen Arbeitskräfte hat ja ihrenGrund darin, daß sie noch billiger sind als die männlichen, und dieFrauen werden in die Fabriken getrieben, weil die Löhne derMänner zur Erhaltung der Familie nicht ausreichen. Der Schuh-macherverband ist zwar in den letzten Jahren stark gewachsen undzählt jetzt rund 41 000 Mitglieder, rechnet man jedoch damit, daßnach Abzug der Lehrlinge und Jugendlichen ungefähr 130 000 Per-sonen im Schuhgewerbe Deutschlands beschäftigt sind, so erkenntman, daß der Verband noch viel stärker werden muß. um allgemeindie so dringend notwendige Verbesserung der Löhne zu erzielen.—Dies wurde dann auch vom Referenten wie in der Diskussion ganzbesonders betont. Dte statistischen Erhebungen sollen übrigens fort-gesetzt werden; für das kommende Jahr ist das 2. Quartal dazuausersehen._Achtung! Maschinisten und Heizer t In dem Warenhaus T i e tzam Alexanderplatz sind am 6. Dezember fünf Maschinisten und Heizerentlassen worden.Durch Zufall hat die HauSinspektion durch den SchaltistenAhmann erfahren, daß die jetzt Entlassenen organisiert sind, woraussofort die Kündigung erfolgte. Die Kollegen durften den Betriebnicht mehr betreten. Seitens der Hausverwaltung wurden die Sachenin Pakete gebunden und dann wurden die Entlassenen zu ver-schiedenen Zeiten behufs Aushändigung der Papiere auf daS Bureaubestellt.Der Organisation teilte man auf deren Anfrage nach demEntlassungsgrnnd mit, daß die Entlassung„aus Grunde der Sicher-heit" erfolgt sei. Wenn tatsächlich derart wichtige Gründe zur Ent-lassung vorgelegen haben, hätte man diese sicherlich der Organisationmitgeteilt. Deshalb können wir nur annehmen, daß die Ent-Fassungen wegen Zugehörigkeit zur Organisation erfolgt sind.DaS Warenhaus Tietz fAlexanderplatz) ist bis auf weiteres fürorganisierte Maschinisten und Heizer gesperrt.Der Zentralverband der Maschinisten und Heizer sowie BerufsgenossenDeutschlands, Verwaltungsstelle Berlin.Veutkches Reick).Bergarbeiterstreik. Auf der Donnersmarckgrube in Oberschlesienist es Anfang dieser Woche zu einem teilweiscn Streik der Bcle�-Schaft gekommen, weil die Verivaltung die Schicht willkürlich, ohnedie Arbeiter, wie es vorgeschrieben ist, 14 Tage vorher davon inKenntnis zu setzew um zwei Stunden verlängerte.Daraufhin legten 270 Knappen von 437 die Arbeit nieder. D»eiam Donnerstag abgehaltene Belegschaftsber»<�mlungen erklärten,die Arbeit nicht eher wieder aufzunehmen, biS die Forderungen derStreikenden erfüllt sind. Jetzt fordern die Streikenden Zurück-ziehung der verlängerten Sckicht, Erhöhung des Lohnes um 10Prozent und Zusicherung, daß nach Beendigung des Ausstandeskeine Matzregelungen vorgenommen werden. DieVermittclung des Bergarbciterverbandes und der polnischen Berufs-Vereinigung wurden von der Verwaltung abgelehnt. Die Verwaltungwill nur mit den Arbeiterausschüssen verhandeln. Es ist nicht aus-geschlossen, daß durch das rigorose Vorgehen der Verwaltung derStreik auf andere Gruben übergreift.Die Justiz gegen kämpfende Arbeiter.Der Kampf zwischen den Metallindustriellen und den Metall-arbcitern wegen des Leipziger Arbeitsnachweises ist zu Ende. DieUnternehmer haben anerkennen müssen, daß die Beschwerden derArbeiter berechtigt waren. Nunmehr aber ist die Justiz in Aktiongetreten, um die Missetäter zu bestrafen, die sich während der Sperre„Ausschreilungen' zuschulden kommen ließen. In den letzten Tagenwurde ein Arbeiter, der einen Sperrebrecher„Streikbrecher' genanntund einem anderen Abtrünnigen einen leichten Schlag ins Gesichtversetzt hatte, zu einem Monat Gefängnis verurteilt. Ein andererArbeiter soll einen Arbeitswilligen mit der furchtbarenDrohung erschreckt haben, er könne sich gratulieren. Indiesem Falle lautete das Urteil ans eine Woche Ge-fängnis. Seine Entlastungszeugen wurden einfach abgelehnt. Esstehen in nächster Zeit noch weitere Verurteilungen in Aussicht. Sieerfolgen sämilich auf Grund von§ 163 der Gewerbeordnung, obwohl es sich bei dem Kampfe lediglich um Besserung der Zuständedes Arbeitsnachweises, nicht ober um Verbesserung der Lohn- undArbeitsbedingungen handelte. Die Justiz zieht jedoch die Anwendungder Gewerbeordnung dem geineinen Strafgesetzbuch vor, weil der§ 153 der Gewerbeordnung keine Geldstrafe zuläßt, so daß eS dadurch ermöglicht wird, die kämpfenden Arbeiter in das Gefängniszu stecken. Die betroffenen Arbeiter werden hoffentlich Berufungeinlegen, um eine Entscheidung der oberen Instanzen herbeizuführenGegen Spitzelt«« und Maßregelungen im fächfischenEisenbahnbetriebenahm das Dresdener Gewerkschaftskarlell nach einem Referat desLandtagsabgeordneten Genossen WinH, der gemaßrcgelter Eisenbahner ist, eine Resolution an. in der erllärt wird, daß auch denEisenbahnern das nach§ 152 der Gewerbeordnung gewährleisteteKoalitionsrecht von den Eisenbahnverwaltungen nicht streitig gemachtwerden dürfe.Die Versammlung des Dresdener Gewerkschaftskartells beschloß.die Reichsseklion der Eisenbahner(Deutscher Transportarbeiter-verbaod) mit allen Kräften und Mitteln der Solidarität bei ihrerschwierigen Agitation zu unterstützen. Sie sprach ferner über dieunternommenen Bespitzelungsversuche ihren tiefsten Abscheu aus mitder Erklärung, durch die sozialdemokratischen LandtagSabgeordnetcnenergisch das uneingeschränkte Koalitionsrecht der Eisenbahnerzu fordern._Moabit bei Mülhausen i. Elf.Die in der Donnevstagsnummer doS„Vorwärts" gemeldetenAuftritte vor dem Baugeschäft Uhl in Dornbach bei Mülhausen i. E.haben die Folge gehabt, daß außer der Ortspolizei und den Gen-darmen der Umgebung eine Anzahl Schutzleute aus der Stadt Mül-Hausen herangezogen wurden, welche nun das Baugeschäft bei Tagund bei Nacht bewachen, was aber nicht verhindert, daß die in demGeschäft tätigen„Arbeitswilligen" friedliche Passanten anfallen,falls sie diese für streikende Schreiner hallen. Die Unternehmer-söhne Uhl provozieren ungestraft Vorübergehende in der frechstenWeise. Ein in Mülhausen beschäftigter Arbeiter, dessen Weg andem Hause vorbei fiihrte, wurde von den„nützlichen Elementen" an-gefallen und mißhandelt, und als er beteuerte, daß er mit der ganzenSache doch nichts zu tun habe, herrschte man ihn an:„Seid still.Ihr habt doch eine Samthose an, Ihr seid auch einer von denStreikenden!"(Die Holzarbeiter tragen in der Gegeng vielfachSamthosen.) Ein christlich organisierter Hol�°arbeiter, diesmal tatsächlich ein Streikender, der aber l'-diglichaus Neugierde vor dem von der bewaffneten Macht beschütztenHause stehen blieb, ohne gegen irgend jemand eine Hand zu heben,wurde ohne weiteres angefallen und erhielt eine TrachtPrügel,weil er mit seinem Fahrrad nicht schnell genug davonkam; diechristliche Holzarbeiterorganisation kommt in derFreitagsnummer der„Oberelsässischen LandeSzeihxng' in Mülhausen auf den Vorgang zu sprechen und stellt diesen Tatbestandfest, legt aber lediglich Verwahrung ein gegen den Verdacht, alskönnten sich Ehristlichorganisierte„ungebührlich' verhalten haben,und findet kein Wort des Protestes gegen diesen Un.ternebmer» und Streik brecherterroriSmuS. Einviekbelachter Vorgang spielte sich am Krawallabend(Montag) ab.Auf einen passierenden Holzarbeiter stürzen sich zwei„Arbeits-willige' und halten ihm den schußfertigen Slevolver vor die Nase.Ihnen schließen sich zwei Schutzleute an und kommandieren:„Hände hoch!" Der Mann wird einer Leibesvisitationnach einer verborgenen Waffe unterworfen. Da fühlt einer der Poli.zisten unter dem Wams einen verdächtig geformten, warmenGegenstand. Er betastet ihn vorsichtig und ruft frohlockend:„Aha,da haben wir das Zeug, m»toem geschossen wordenist!...* DaS gefährliche Ding wird zum Vorschein gebracht, undsiehe da: eS ist die noch warme— Tabakspfeife des Streiken-den.— Ein ernster Zwischenfall ist, wenn man von den Exzessender„Arbeitswilligen' absieht, seit Montag nicht mehr vorgekommen,da die Streikenden gen Platz meiden. Nur die Tag und Nachtpatrouillierenden Pasten der bewaffneten Macht machen das Hausmit Umgebung ausfällig. Die Bevölkerung des Quartiers fühltsich wie im Belagerungszustand.Zum Kampfe in der Pforzheimer Edelmetallindustrie.Die badische Regierung hat beiden Parteien ihre Vermittelungangeboten. Die Unternehmer haben ihr Erscheinen zu Verhandlungenin einer Zuschrift brüsk abgelehnt. Die Vertreter der Arbeiter habenin einer zweistündigen Aussprache mit dem RegierungSverireterdiesem die Situation geschildert und über die Möglichkeit einer Ver-ständigung keinen Zweifel gelasien. Die Scharfmacher unter denUnternehmern find übrigens Freisinnige. Der Zusammenhalt derStreikenden ist mustergültig und ihre Stimmung zuversichtlich; siesind gewillt, den UnternehmerterrorismnS zu überwinden und siewerden ihn überwinden.Husland.Der amerikanische Gewerkschaftskongreß.Die Präsenzliste ergibt die Anwesenheit von 358 Delegierten,die 94 Landes-, 28 Staats- und 34 Stadwerbände vertreten. Fernersind als Gäste, denen aber nach alter Sitte ebenfalls Stimmrechteingeräumt wird, zwei Vertreter des englischen Gewerkschaftskon-gresses und ein Vertreter des kanadischen Gewerkschaftskongressesanwesend. Unter den sonstigen offiziell aufgesührten Gästen be-finden sich auch je ein Vertreter des„Verbandes der christlichenKirchen", wie auch deS„Amerikanischen Bundes der katholischenVereinigungen". Nach einer Reihe von Begrüßungsansprachen,darunter auch der des Bürgermeisters von St. Louis, erfolgendie Wahlen von nicht weniger wie 14 besonderen Kommissionenund darauf die Verlesung der Berichte an den Kongreß, aus denenwir schon einen Auszug mitteilten. Der Kongreß tagt in derLicderkranz-Halle, die von deutschen Vereinen der Stadt er-richtet ist.Der Bericht vom kanadischen Gewerkschaftskongreß gibt Ver-anlassung zur Ernennung einer besonderen Kommission, die sich mitder Frage der Beziehungen der kanadischen Gewerkschaftsbewegungzu der der Vereinigten Staaten beschäftigen soll. Darauf werdeneine Reihe eingelaufener Anträge kurz begründet und an die ver«schiedenen Kommissionen verwiesen, darunter ein Antrag auf Er-richtung eines gewerkschaftlichen Pressebureaus, ferner ein An-trag, der die Schaffung einer Organisation der unständigen Ar-beiter und Wanderarbeiter will, da diese bisher von allen Ge-werkschaften zurückgewiesen und dadurch zu Gegnern der Gcwerk-fchaftsbewegung werden. Weitere Anträge verlangen Regelung derSeemannsgesetzgebung, Reorganisation oder Ausschluß des Mühlen-arbeiterverbandes, Schaffung einer Organisation für die Gas-arbeiter. Vereinheitlichung der Gewerkschaftsmarke, die jetzt injedem Verbände eine andere ist, Anstellung von Agitatoren,� Durch-führung von Boykotts usw. Unter den verlesenen Begrüßungs-schreiben wird besonders das des internationalen Sekretärs undVorsitzenden der deutschen Generalkommission C. Legten mitBeifall aufgenommen. Das New Uorker Gewerkschaftskartell derjüdischen Gewerkschaften berichtet, daß seine Mitgliedcrzahl inner-halb anderthalb Jahren von 8000 auf rund 150000 gestiegen ist.Der Direktor der Bucks Ofen-Gesellschaft, mit der die Gewerkschaf-ten kürzlich nach langem Kampfe Frieden schlössen, hat den Dele-gierten Geldbörsen als Souvenir zur Verfügung gestellt, die dankendangenommen wurden. Ein Vertreter der Gewerkschaften in LosAngeles giht einen ausführlichen Bericht über die dortigenArbeiterkämpfe sowie über die Explosion in dem Gebäude einesScharfmacherblattes, die jetzt, trotzdem es sich offensichtlich umeine Gasexplosion handelt, als ein..organisiertes Komplott" gegendie Arbeiterschaft ausgespielt wird. Unter den zahlreich einlaufendenAnträgen befindet sich auch der Antrag, anläßlich der Weltaus-stellung 1015 in San Francisco einen internationalen Gewerk-schastskongreß abzuhalten; ein anderer verlangt die Organisierungder Bureauangestellten der Gewerkschaften! Der Kongreß beschäf-tigt sich weiter mit den Streitigkeiten der beiden Elektrikerorganisa-tionen, deren Schlichtung schließlich dem Bundesvorstände über-wiesen wurde, der eine Wiedervereinigung in die Wege leiten soll.Die eigentliche Arbeit des Kongresses vollzieht sich in den Kom-missionsverhandlung. deren Ergebnisse dem Kongresse in denletzten Tagen zur Entscheidung vorgelegt werden.Aus Antrag der Kommission werden eine Reihe von Anträgen,die die Anstellung von Agitatoren verlangen, dem Zentralvorstandezur Berücksichtigung überwiesen, doch wird von diesem darauf hin-gewiesen, daß die Finanzen des Gewerkschaftsbundes weitere An»stellungen nicht gestatten, wenn nicht für neue Einnahmequellengesorgt werde. Für die unzähligen Wanderarbeiter und unständigenArbeiter soll baldigst eine besondere Organisation geschaffen werden.— Um die Beziehungen der organisierten Arbeiterschaft zu denE armern noch fester zu gestalten, wird beschlossen, zum nächstenongreß des großen FarmervcrbandeS eine Delegation zu entsenden.— Der Antrag des Schneiderverbandes, der Organisierung der Ar-beiterinnen mehr Aufmerksamkeit zuzuwenden und hierfür besondereweibliche Kräfte einzustellen, wird dem Zentralvorstande zur Berück-sichtigung überwiesen.— Ganz energisch protestiert der Kongreß beidem Berichte der Resolutionen-Kommission gegen eine von denEisenbahngesellschaften bei der Regierung beantragte Erhöhung derFrachtsätze, die jetzt schon ganz riesige Summen abwerfen. EineReihe einzelner Schutzmaßregcln für Arbeiter werden in anderenResolutionen vom Parlamente verlangt, so der Achtstundentag fürPostbeamte, Schutzvorschriften für Kaiarbeiter, eine Seemanns-ordnung usw. Uebcrhaupt kehrt in den meisten Anträgen die Ten-denz wieder, irgend etwas für einen speziellen Beruf oder Ortherauszuschlagen.Der beantragten Errichtung eines gewerkschaftlichen Presse-bureaus stimmten Vorstand und Kongreß zu. Ter Anti-Tuberku-lose-Kompanie des„Roten Kreuzes" spricht der Kongreß Anerken-nung aus und empfiehlt ihre Unterstützung.— Eine lange und er-regte Debatte ruft ein Antrag des New-Dorker Gewerkschaftskartellshervor, der die Reorganisation des Gcwerkschaftsbundes und dazudie Ernennung einer besonderen Kommission verlangt, damit diegegenseitige Hilfeleistung der Verbände und ihr Zusammenarbeitenbesser werde. Nachdem auch Gompcrs gegen den Antrag gesprochen,wurde er abgelehnt.— Die Lebensmittelteuerung veranlaßte dieAnnahme einer Resolution, die sich gegen die hohe Besteuerung derMargarine wendet.� Ein Antrag, anläßlich der geplanten Weltausstellung bei derEröffnung des Panamakanals im Jahre 1915 einen internationalenArbeiterkongreß zu veranstalten, wird vertagt, da Ort und Zeit derAusstellung noch nicht feststehen.— Das Andenken Tolstois, vondessen Tod inzwischen Nachricht eingegangen ist, wird durch Erhebenvon den Sitzen und durch eine besondere Resolution geehrt.Der Kongreß fährt darauf in der Verhandlung über die bor-liegenden Anträge fort. Ein solcher, der die Errichtung einer be-sonderen Abteilung für Kinderschutz im Ministerium des Innernverlangt, wird dem Zentralvorstand überwiesen, der ferner den Auf-trag erhielt, zu untersuchen, ob durch den Stahltrust verbrecherischeSubjekte aus europäischen Ländern als Arbeiter importiert werden.Das Ergebnis der Untersuchung soll in allen Ländern belantifgegeben werden.„Weil der Bau von Kanälen vielen Arbeitern Beschäftigunggeben würde", soll der Bau einer Wasserstraße von den großen Seenzum Meere gefordert werden, nachdem GomperS darauf hingewiesenhatte, daß die Forderung auch im öffentlichen Interesse gerecht-fertigt sei.— Mit Genugtuung nahm der Kongreß Kenntnis von demAnschluß von Lehrerorganisationen an den Bund, und wurde diesenjede Unterstützung zur Erlangung besserer GehaltsverhältnissezugesagtAuf Grund des Berichtes der Kommission wurde der Antragauf Schaffung einer Legitimationskarte für alle GewerkschaftSmit-glieder, mit der ihr Uebertritt zu den anderen angeschlossenen Ge-werkschaften erleichtert werden sollte, abgelehnt, wie auch zahlreicheAnträge, nach denen alle Gewerkschaftssektionen verpflichtet seinsollen, sich ihren zuständigen Ortskartellen und StaatSverbändcnanzuschließen, doch sollen die Verbände ersucht werden, in diesemSinne zu wirken.Mit der Organisation in Kanada beschäftigt sich eine Resolution,die den kanadischen Gewerkschaftskongreß als die beratende Behördein allen politischen Angelegenheiten des Landes anerkennt, imübrigen aber den Zentralverbänden auch in Kanada volle Autonomiesichert, die sich, obwohl sie alle dem amerikanischen Gewerkschafts-bunde angehören, auch dem kanadischen Kongreßkomitee anschließenkönnen.Lerant». Neda lt.; öiiKard Barth, Berlin. Inseratenteil perantw.i kt. Blicke» Berlin, Druck».Verlag: vorwärts Buchdr. u. Verlagsanstau �aul Singer& Co., Berlin SWiKrcztc ffocbrichtcn.Schwere Stürme über Marseille.Marseille, 10. Dezember.(Preß-Tel.) Ein heftiger Nordsturmhat in Marseille großen Schaden angerichtet. Die Telephon-und Telegraphendrähte wurden von den Leitungsstangen herunter.gerissen; zahlreiche Dächer sind abgedeckt und Bäumeentwurzelt. Das Meer ist infolge des Unwetters weichin überseine Ufer getreten. Die im Haft» liegenden Schiffe konntennicht auslaufen und die Postdampfer sind mit großer Ver-fpätung eingetroffen. Von drei Segelschiffen ist man ohne jedeNachricht; man befürchtet, daß st« dem Sturm zum Opfer gefallensind._Die Meuterei in Rio de Janeiro.Rio de Janeiro, 10. Dezember.(Meldung der Agcnce HavaS.)In der vergangenen Nacht, kurz bor Mitternacht, hat das See-bataillon, das in der Kaserne auf der in der Bai von Rio deJaneiro in geringer Entfernung von der Stagt gelegenen Inseldas Cobras untergebracht ist, gemeutert. Nach heftigem Geschüv-fever, das die Kriegsschiffe um 5 Uhr früh gegen die Insel dasCobras eröffneten, boten die Meuterer an, sich zu ergeben. Um11 Uhr vormittag herrschte in der Stadt völlige Ruhet(Sieheauch unter„Politische Uebersicht".)Hierzu 7. Beilagen.