dke so recht für eine ManneSkraft pas-t, wurde er aus den Bewerbernausgewählt.— Vors.: Sprachen Sie mit ihm über das Wesen derFürsorgeerziehung?— Zeuge: In Hoffnungstal sagte er mir, erhabe sie in Bethel kennen gelernt.— Vors.: Ja, er war zweimalin Wietingsmoor gewesen!— Zeuge hat angenommen, Lr. seiseiner Aufgabe gewachsen, auch hat er die Anwerbung der Er-ziehungSgehilsen ihm überlassen. Unterricht der Zöglinge war—geplant? der Zusammenbruch führte dazu, dah schließlich überhauptkein Lehrer angestellt wurde. Bezüglich der Disziplin und imbesonderen der Züchtigungen hatte Br. oem Zeugen gesagt, er werdeseine Erfahrungen aus dem Johannesstift zugrunde legen. ImJohannesstift sollen aber nur drei bis fünf Schläge gegeben werden.Daß für Mieltschin die Lichtenberger Borschriften gelten sollten,wußte Br., weil es ja in dem ihm bekanntgegebenen Vertrag mitBerlin stand. Um Erlangung der Vorschriften habe, bestätigt derZeuge, Br. sich vergeblich bemüht. Auch Matthies hat sie nie zusehen bekommen. In Mieltschin ist ihm über Br. nie eine Be-schwerde zu Ohren gekommen, nie hat er etwas von übermäßigenZüchtigungen gehört, bis der Artikel des„Vorwärts" erschien. Alser dann Br. darüber befragte, antwortete der:„Was geschehen ist,kann ich verantworten." Auch beantragte Br. selber gegen sich eineDisziplinaruntersuchung.— Vors.: Was war denn geschehen?Was gab er zu? öl) Hiebe? IM?— Zeuge: Die im„Vorwärts"angegebene Zahl der Schläge hielt ich von vornherein für Uebcr-trerbung.— Zeuge hat den Eindruck gehabt, als ob Br. nicht rechtwußte, wie er zu der Verhängung solcher hoher Strafen gekommenwar. Sonst sei Br. freundlich mit den Burschen umgegangen, dassei ihm, dem Zeugen, auf Befragen der Burschen bestätigt worden.— Vors.: Wie erklären Sie es sich dann, daß die vorgekommenenDinge Ihnen verborgen blieben?— Zeuge: An der Stimmung derBurschen habe ich nie etwas bemerkt, vielleicht deshalb, weil sie diekörperliche Strafe wohl nicht so schwer empfanden.— Daß Br.leicht erregt war, kann Zeuge nicht sagen, doch habe er allerdingsWiderspruch nicht vertragen können. Ueber die Frage einer ärzt-lichen Aufsicht sagt er. eine solche sei für die Anstalt— geplantgewesen, aber vorerst habe er nur p rivatim mit KreisarztDr. Boehnke(Witkowo) abgemacht, daß er sich um Mieltschinlümmern möchte, wenn es seine Zeit erlaubte.Pastor v. Bodelschwingh aus Bethel bei Bielefeld, ein Sohndes.alten Bodelschwingh", berichtet über BreithauptS Aufenthalti» Lobethal, wo er die Stellung eines pflegenden Bruders gehabthabe und als„Vorarbeiter" tätig gewesen sei. Br. habe sich dortseiner Aufgabe, so hat der Vater des Zeugen erklärt, mit großemEifer und mit vieler Hingabe gewidmet. Allerdings sei bei Br.damals einegewisse Neigung zur Erregtheit und zur Unklarheit des Urteilszu bemerken gewesen. Große Menschenkenntnis habe er nicht ge-habt, wohl aber ein selbstbewußtes Auftreten, das den tatsächlichenVerhältnissen nicht entsprach. Br. wäre weder dem Vater desZeugen noch ihm selber als der geeignete Mann für Mieltschinerschienen: beide hätten ihn nicht empfohlen, wenn sie gefragt wordenwären. Aus Lobethal wurde Br. entlassen wegen eines Konfliktesmit der Polizei. Er war in Berlin, sagt Zeuge,„betrunken undverkehrshindernd aufgefunden und zur Polizei gebracht worden".—Staatsanwalt Neiner fragt, warum denn dann Br. so gute Zeugnisse aus Hoffnungstal usw. habe.— Zeuge: Die wurden vonmeinem Vater ausgestellt, aber vor jenem Vorfall.—, Nach Br.'sEntlassung haben übrigens die Gnaoentaler Kolonisten um seineWiederanstellung gebeten.Ueber den Angeklagten Engels, den der Zeuge gleichfalls kennengelernt hat, äußert er sich nicht ungünstig. Auch der AngeklagteWendland ist ihm bekannt, er ist jetzt sogar wieder in Bethel, dochkann er kein bestimmtes Urteil über ihn abgeben. Auf eine Fragedes Vorsitzenden nach der Prügelstrafe in Bethel erklärt Zeuge,sein Vater sei fälschlich als ein„großer Verfechter der Prügelstrafe"hingestellt worden. Das Gegenteil sei der Fall, doch habe er aller-dings gemeint, daß für einen Jungen ein Schlag manchmal besserals einsperren sei.Ansiedler Fletemeyer aus Mieltschin bekundet, auch in der Be-völkerung sei bekannt gewesen, daß Br. mit Peitschenhieben undArrest die Jungen zu hart strafte. Von einer besonderen„Borein-genom»enheit" der Polen gegen Br. weiß er nichts, wenn es auchrichtig sei, daß die Polen nicht gut auf die Deutschen zu sprechensind. In der Voruntersuchung hat Zeuge gesagt, Br. sei ihm sehrheftig vorgekommen,„wie ein Barbar". Er gibt hierzu an, einmalhabe er gesehen, wie Br. einen Jungen mit der Faust auf den Kopfschlug, da habe er, der Zeuge, gerufen:„Gnade! Gnade!" Br.aber habe geantwortet:„Ach was, Gnade!"(Das war im Septem-der, also zu einer Zeit, wo Breithaupt längst zur Besonnenheithätte gekommen sein müssen.) Breithaupt bemerkt zu jenem Vor-fall, es handle sich um den Zögling Fisahn, den er damals wegendummer Redensarten wohl mit der Faust geschlagen habe. ZuFletemeyer habe er nur gesagt, er solle seine Nase nicht hinein-stecken. Auf eine Frage des Justizrats Wronker gibt Zeuge an,daß er die Jungen der Anstalt auch mal am Sonntag einen Aus-flug habe machen sehen. Auf eine Frage des Rechtsanwalts Jllichbekundet er. daß nach Aufdeckung der Mieltschiner Zustände er undandere Mieltschiner dem Breithauptschen Anstaltsgottesdienst fern-geblieben sind, doch sei das nicht auf Anstiften des Lehrers Wendlergeschehen.Die von der Verteidigung geladenen Entlastungszeugen habenzumeist von Mißhandlungen nichts gesehen und nichts gehört.Oberförster Redlich, Mitglied des Aufsichtsrats der G. m. b. H.„Fürsorgestist Mieltschin", hatte wohl Gerüchte vernommen, ihnenaber nicht geglaubt, bis die Zeitungsmeldung kam. Nachher habeBr. ihm gesagt, er habe geglaubt, der Stadt Berlin einen Gefallenzu tun. wenn er ihre Zöglinge nicht entfliehen lasse und ihr Kostenerspare.Bauunternehmer Göldner war bei dem Bau der Anstalt tätig.Zöglinge haben ihm gesagt, es gefalle ihnen troy der Schläge inMieltschin besser als in Lichtenberg. Breithaupt habe ihm geklagt,daß die Jungen so schwer zu behandeln seien, auch habe er gebeten,die Arbeiter möchten sich nicht hineinmengen. Maurerpolier Wittighabe, sagt Zeuge, sich über Mißhandlungen aufgeregt, doch der über-treibe sehr. Wittig und auch Lehrer Wendler seien dem Pastorfeindlich gesinnt gewesen.Auch dem Pastor Voit, einem Mitglied des Aufsichtsrats derAnstalt Neu-Zedlitz, war nichts über Mißhandlungen in Mieltschinzu Ohren gekommen. Bei Besuchen hatte er den Eindruck, daßBreithaupt«nicht despotisch" war. Das Verhältnis zu den Zög-lingen war„nett" und einen redete Br. mal„Mein Junge!" an.Maurermeister Gerhard aus Gnefen, der Bauarbeiten für dieAnstalt übernommen hatte, führt alles auf einen Racheakt deSPoliers Wittig zurück, über den Brcihaupt Klage geführt habe,sowie auf die Intrigen des mit Wittig verbündeten LehrersWcndlor. Der Vorsitzende sagt ihm, es seien ja tatsächlich vorgekom-mens Mißhandlungen festgestellt, z. B. 100 Peitschenhiebe für einenEinbruchsdiebstahl, aber Zeuge weiß davon nichts. Er hat„nurfürchterliches Geschrei allerdings manchmal gehört". Mit Breit-Haupt hat er, der Laie, merkwürdigerweise oft und eingehendüber seine Erziehungsmethode gesprochen. Dabei hat Br. Strengefür nötig gehalten und gesagt:„Mit Prügeln habe ich i» einerfrüheren Anstalt sehr gute Erfolge gehabt."— Angekl. Breithaupt:Ich entsinne mich dessen nicht.— Vors.: In kritischen Fällen kommenSie immer mit der Erwiderung:„Ich entsinne mich nicht."—Br. hat gegenüber dem Zeugen geklagt, Berlin schicke ihm den Aus-Wurf der Menschheit, sogar Halbidioten.Polizeikommissar Schnee(Witkowo) hat«nichts Ungehörigeserfahren". Die Jungen schildert er in echtestem Polizeistil als«zumgroßen Teil schlecht", es seien ja„meist sehr vorbestrafte Leute"gewesen.„Na. einige waren vorbestraft." korrigiert der Vor-sitzenoe. Von diesem Herrn Polizeikommissar hat Br. die„großeÄctte" entliehen, Schnee glaubt:„zum Transport". Der Vor-sitzende meint:„Das müßte dann schon ein schwerer Mörder ge-Wesen sein." Anjjekl. VrosinSky fragt, ob Zeuge sich erinnert, daßer einmal den Zögling Schwarzenberg nach einer Abstrafung zusehen bekam und diese picht für zu stark hielt Zeuge erinnertsich nicht.Regierungsbaumeister Drescher ist in Mieltschin überrascht ge-Wesen,„wie wenig zuchthausmäßig die Anstalt und die ganze Be-Handlung war".— Vors.: Gingen Sie davon aus, die Behandlungvon Fürsorgezöglingen müsse zuchthausmäßig sein?— Zeuge:Das nicht. Aber körperliche Mißhandlungen sah ich nicht. Zeugehat den Eindruck gehabt, daß Br. an seine Aufgabe mit großerBegeisterung heranging.Ingenieur Heinschke, der als Beauftragter der DeutschenLagerhausgesellschaft in der Anstalt Mieltschin Bauarbeiten aus-führte, hat„die Jungen sehr vergnügt" gefunden. Polier Wittigund Monteur Fleischer seien dem Pastor feindlich gesinnt gewesen,letzterer habe ihm auch mal mit einem Verwandten in Berlin ge-droht, der„bei der Sozialdemokratie eine führende Stellung habeund dem er alles mitteilen werde." Der Vorsitzende mahnte:„Lassenwir die parteipolitischen Erörterungen aus dem Spiel."Die Erörterung der Einzelfälle beginnt mit dem Fall Aubers,an dem die Angeklagten Breithaupt und Engels beteiligt sind. DerSchneiderlehrling Anders hatte bei seiner Einlieferung am 4. Mai1909 im Stiefel einen Brief für einen anderen Zögling mitgebrachtund entfloh dann. Nach seiner Wiederergreifung ließ Breithauptihm durch Engels SO Peitschenhiebe geben. Einige Zeit später sollAnders zu einem bei dem Umbau der Anstalt beschäftigten Maurergesagt haben:„Lassen Sie nur erst die kessen Jungens aus Berlinkommen, dann spielen wir die Herren und hauen den Meisterndie Jacke voll." Die Frau des Aufsehers Wrobel, die es gehört zuhaben meinte, hinterbrachte das dem Pastor, und der verordnetedie üblichen Hiebe. Wieviel es waren, fragte der Vorsitzende.„Eswerden wohl 50 gewesen sein," meinte Engels. Breithaupt mußledem Gericht vormachen, wie er mit der Peitsche zugeschlagen habe.Er selber bemerkt dazu:„Mit aller Wucht, aber nicht mit vollerKörperkraft." Der Vorsitzende stellte fest, daß Anders früher anKniegelenktuberkulose gelitten hat und daher ein verkürztesBein hat.Als erster Zeuge unter den geladenen Fürsorgezöglingen hinkteAuderS in den Saal. Der jetzt 19jähriae junge Mann, den derVorsitzende nochmals eindringlich zur Wahrheit ermahnte, be-kündete, er sei sogleich in der ersten Nacht mit Zögling Graske ausMieltschin entflohen, weil GraSke ihm gesagt habe:„Hier gibtsKeile!" Schon in Gnesen babe er sich freiwillig auf der Polizeigestellt, und nach seiner Wiedereinlieferung in Mieltschin habedann Breithaupt ihm durch Engels 50 Hiebe geben lassen. Wrobelhabe ihm das Hemd höher ziehen müssen, Breithaupt habe die Uhrgehalten, Engels habe geschlagen und sich alle Mühe gegeben, tüchtigzu schlagen, und er selber habe die Schläge zählen müssen. ES habesehr weh getan, sodaß es schien, einzelne Stellen seien wund ge-schlagen worden. Etwa 3 Wochen später sei Anders von einempolnischen Arbeiter gefragt worden, ob er„Keile gekriegt" habe.Da habe er erklärt, wenn erst andere Jungen kämen, die sich nichtschlagen ließen, werde es hier anders werden. Von„kessen Jungen",von„Herren spielen" und„den Meistern die Jacke voll hauen", wisseer nichts. Bald darauf habe Breithaupt, der wohl gelauscht habenmüsse, ihn am Kragen gepackt und ihn mit der Faust ins Gesichtgeschlagen. Er habe ihn zum Herrenhaus geführt, vor dessen TürSchwester Olga mit Gutsrnspektor Bartz stand, und im Hause ihmerst einen Hieb über den Kopf und dann mit der Peitsche oder demStock an 50 oder mehr Schläge übers Gesäß gegeben. Als Andersim August über die erduldeten Mißhandlungen vernommen wurde,sagte er dem Pastor Matthies nichts von dieser zweiten Ab-strafung. Vor Gericht erklärte er das damit, daß bei der Ver-nehmung Breithaupt zugegen gewesen sei. Erst später machte erin Lichtenberg genaue Angaben darüber, und vor Gericht berichteteer jetzt noch über eine dritte Mißhandlung, die er am selben Tageerlitten habe. Nach der Bestrafung sei er um die Frühstückszeitin den Kartoffelkeller gesperrt worden, in dem er ohne Nahrungbis zum Abend habe bleiben müssen. Abends sei er nach derStation gebracht worden, und nun habe Breithaupt ihn nochmalsgeschlagen, zunächst mit dem Weichselstock, dann mit der Reit-peitsche; 50 Hiebe oder mehr seien eS im ganzen gewesen.— Vors.:Warum haben Sie hiervon bisher nichts gesagt?— Zeuge: Ichwollte immer noch nicht so schlecht handeln. Ich wollte die Sacheverheimlichen. Ich dachte ja nicht, daß ein so großer Prozeß darauswerden würde.— Breithaupt und Engels wissen von dieser Be-strafung nichts, aber Anders hält seine Angaben aufrecht. Imübrigen erklärt er. daß Breithaupt sonst immer gut zu ihm ge-wesen sei, nur gestrast habe er sehr streng. Er habe auch Ausflügemit seinen Zöglingen unternommeil und dabei alles mitgemacht.Ueber seinen Beinschaden bekundet Zeuge, daß er ihn seit seinem9. Jahre habe. Er sei durch„Kniewaffer" nach einem Sprungentstanden, und Zeuge habe deshalb 2 Jahre im Krankenhaus zu-bringen müssen. Dem Pastor Breithaupt habe er das sogleich amTage seiner Einlieferung nach Mieltschin gesagt. Auf die Fragedes Vorsitzenden, wie oft er entflohen sei, antwortet AuderS, beimzweitenmal sei er nach Berlin gelangt. Doch habe dann ein Herrvom„Vorwärts", der zu seinen Eltern gekommen sei, ihn gesehenund ihm geraten, sich lieber wieder der Waisenverwaltung zustellen, und das habe er getan. Auders befindet sich jetzt alsZögling in Birkholz.Zögling Rietz schildert eine Mißhandlung von Auders. bei derer, der Zeuge, 71 Hiebe gezählt habe. Das soll jener dritte Miß-Handlungsfall gewesen sein, der im übrigen nicht Gegenstand derAnklage ist. Auch Zögling Knopp scheint diesen Fall zu meinen;er schützt die Zahl der Schläge auf 50.Die„Schwester Olga", jetzt Frau Schräder, geb. Redwanz,die in Mieltschin dem Wirtschaftsbetrieb vorstand, kann sich annichts mehr erinnern. Sie meint zunächst, nicht dabeigewesen zusein, wenn geprügelt wurde. Erst auf Vorhalten fällt ihr ein,daß sie wenigstens zweimal dabei Ivar.?lber gekümmert habe siesich um nichts, nur schreien habe sie die Jungen gehört. Gesehenhabe sie weder, wie Anders durch Breithaupt ins Herrenhaus geführt wurde, noch einen anderen Fall, bei dem der Zögling Manthean einen Baum gebunden und geschlagen worden sein soll. TerVorsitzende mahnte: Sie dürfen unter keinen Ilmständen mit derWahrheit zurückhalten. Schonung gibt eS hier nicht. Haben Sienun noch etwas mitzuteilen?— Zeugin: Die Zöglinge haben eineSparbüchse mit Geld gestohlen; ich nehme wenigstens an, daß esZöglinge waren.— Mehr fiel der Zeugin nicht ein. Dem Ver-leidiger Justizrat Friedman» bestätigte sie noch, daß Breithauptselber bedauert habe, streng sein zu müssen.Vernommen wurde noch ein Maurer Jbrand, der in der An-stalt Mieltschin an den Umbauten gearbeitet hatte. Er hörte undsah schlagen, und auch andere erzählten ihm, daß dort viel undkräftig geschlagen werde. Von Polen sei gesagt worden, wenn daseiner ihrer Leute wäre, so würden sie dagegen vorgehen. Einmalhat er gesehen, wie ein Junge vor einem Speicher sich sogleichüber das Treppengeländer legen mußte und von Breithaupt20 bis 25 Hiebe mit dem Haudstock bekam. Breithaupt bestätigte.das sei Ehrlich getvcsen, der sich an Drenske vergriffen hatte.Dafür habe er ihn auf frischer Tat gestraft; 20 bis 25 Hiebe, daskönne stimmen.Heute um 9 Uhr wird die Beweiserhebung fortgesetzt.paflarnemarifckes.Ans der Budgetkommission.Die Budgetkomiiüsston erledigte am Dienstag den Gesetz-entwurf über die Reichs be st euerung in zweiter Lesung.Es wurden, wie da? bei der zweiten Lesung meist der Fall zu iei»pflegt, wichtige Beschlüsse der ersten Lesung geändert und damit diehinter den Kulissen zwischen dem schivarz-blanen Block und der Re-gierung getroffenen Abmachungen sanktioniert. So wurde die inder ersten Lesung hineingebrachte Bestimmung, wonach daö'Reich sein Einkommen ans Grundbesitz bei den Ge-meinden zu versteuern habe, gegen die Stimmen unserer Genossenund die der Freisinnigen wieder gestrichen. Der wichtige§ 6,der die Zuschüsse des Reichs für solche Gemeinden regelt, die durchReichsbetriebe belastet werden, erhielt eine für die Gemeindenwesentlich schkechtepe Fassung. Während diese Gemeindennach den Beschlüssen der ersten Lesung einen Zuschuß zu verlangenschon dann berechtigt sein sollten, wenn die in der Gemeindewohnenden und in' den Rcichsbetrieben beschäftigten Arbeiter undsonstigen Angestellten nebst ihren Familienangehöngen 2 Proz. derZivilbevölkerung ausmachen, sollen sie nach den Beschlüssen der 2. Lesungdieses Recht erst erlangen, wenn die Zahl der genannten Personenacht Prozent beträgt. Eine Ausnahme soll nur bei solchenOrten gemacht werden, die keine Garnisonen haben. Beidiesen bleibt es bei den zwei Prozent.Der sozialdemokratische Berniittelungsantrag. statt acht Prozentfünf Prozent zu sagen, wurde abgelehnt. Alle Anstrengungen unsererGenossen, für die durch die Reichsbetriebe manchmal sehr stark be-lasteten reichsländischen Gemeinden etwas niehr heraus»zuholen, scheiterten an der Mehrheit. Zentrum und Konservative,unterstützt von den Nationalliberalen, stimmten für alle NegierungS»wünsche und beseitigten ihre eigenen Anträge aus der ersten Lesung.Aus der Neichsversichcrungsordnungs-Kommissiov.Sitzung am 13. Dezember.Fast die ganze Sitzung war VerschlechterungS anträgt»gewidmet. Zunächst handelte es sich um dieBersichcningSpflicht der Personen mit Hochschulbildung.Die Nationalliberalen hatten beantragt, daß die Personen mitHochschulbildung auf ihren Antrag von der VersichernngS-pflicht in der Krankenversicherung befreit werden. Dabei ist zu be-rücksichtigen, daß versicherungspflichtig nur solche Betriebsbeamte,Werkmeister und andere Angestellte in einer ähnlich gehobenenStellung sind, deren regelmäßiger JahreSarbeitsverdieiist 2000 M.an Entgelt nicht übersteigt. Mithin handelt es sich durchweg umAngestellte, die trotz ihrer Hochschulbildung mit einem ganz geringenVerdienst abgefunden werden. Deshalb erhoben die Sozialdemokratenentschieden Widerspruch gegen de» Antrag der Nationalliberalen, derdann auch nach längerer Debatte zurückgezogen wurde.Ein neuer Umfall des Zentrums.In der ersten Lesung hat die Kommission die Bestimmung ge«strichen, daß auch diejenigen Arbeiter auf ihren Antrag von der Ver»sicherungSpflicht befreit sein sollen, die bei ihrer Erkrankung an ihreArbeitgeber einen Anspruch auf eine den Lelstungen der zuständige»Krankenkasse gleichwertige Unterslütznng haben, wenn die Arbeitgeberdie volle Nnterstützung aus eigenen Mitteln decken und ihre LeiltungS-fähigkeit sicher ist. Bei der damaligen Beratung der Bestimmungwurde festgestellt, daß diese Ausnahme für die Industrie keineBedeutung' habe, dagegen in der Landwirtschaft zurUmgehung der Krankenversicherung führenwerde. Gerade, um dieS zu verhindern, wurde die Aus-nähme sowohl für die Industrie als auch für dieLandwirtschaft gestrichen. Ganz besonders hatte sich das Zentrumdurch Abg. T r l m b o r n dagegen erklärt, daß für die landwirt-schaitlichen Arbeiter auch in dieser Beziehung ein Aunahmerecht ge-schaffen werde. Heute erklärte Abg. Hitze, daß das ZentrumdaS Ausnahmerecht doch annehmen werde: für die Industrie lehntees mir den Sozialdemokraten und Fortschrittlern die Ausnahme-bestimmung ab, für die L a n d w t r t s ch a f t aber werde daSZentrum sie mit den Konservativen und NationalUbcralen an»n e h m e n.Für Personen, deren regelmäßiges Gesamt«e i n l o m m e n 4000 M. übersteigt, erlischt die VersicherungSberech»tignng. So wurde von den Nationalliberolen, Zentrum, Konier»vativen und Forlschrittlern beschlossen. Damit werde, wie der Re-gierungsverlreter erklärt, ein dringender Wunsch der Aerzte erfüllt,die von diesen Personen ein höheres Honorar haben wollen, als sievon den Krankenkassen erlangen können.Nächste Sitzung Mittwoch._Auö der Reichswcrtzllivachsstencrkommission.In der Dienstagsitzung wurden die 88 �2. 53, 54 nach den Be»schlüsten der zweiten Lesung angenommen.§ 05 gibt dem Bundes-rat auf, die Ausführungen zum Gesetz zu erlassen und die nachdiesen Gesetzen fälligen Abgaben auch über den Anteil deS Reicheshinaus aus Billigkeitsgründen zu erlassen und auch Rechtsvorgängefür steuerpflichtig zu erklären, die eS— ohne unter 88 1 bis 3 zufallen— einem anderen ermöglichen, über das Grundstück wie derEigentümer oder der Berechtigte zu verfügen. Durch diese Be«stimmungen sollten diejenigen getroffen werden, welche sich derSteucrpflicht entziehen. Von mehreren Mitgliedern wirdaudgesührt, daß man dem Bundesrat solche Rechte nicht einrnnmendürfe. Nach langer Debatte wird der 8 05 mit einigen kleinen«enderimgen angenommen. Der§ 56 ist der schwierigste imganzen Gesetz. Es liegen eine ganze Anzahl Anträge vor, dieeine lange Debatte hervorrufen, bei der sich die großen MeinungS-Verschiedenheiten über das ganze Gesetz so recht zeigen.Angenommen wird ein von Konservativen und vom Zentrum ge»stellter Antrag, welcher eine vollständige Abänderung derzweite» Lesung bedeutet. Dann wird nach ein 8 54a ein»geschaltet: Bon den Grundstücken, welche der Abgabe nach 8 09 deSReichsstempelgesctzeS vom 15. Juli 1909 unterliegen, wird anstattder ZuwachSsteuer, nach den Vorschriften des 8 09, eine weitere Ab-gäbe von einem Drittel vom Hundert erhoben.Hierauf wird die Sitzung auf Mittwoch vertagt.Der Schade« der Kaisermanöver.Die Petition des Reichstages hatte sich anläßlich einer Eingabevon 40 Landwirten aus L a u d a(Baden) auch mit der Frage zubefassen, ob wegen der behaupteten ungenügenden Flurschaden-Vergütungen im Kaisermanöver 1009 eine Aenderung der gesetzlichenVorschriften vorgenommen werden soll. Die prinzipielle Erledigungdieser Frage wurde dem Reichskanzler zur Erwägung überwiesen,über die Forderungen einer erhöhten Entschädigung der Petentenging die Kommission zur Tagesordnung über.Beim Kaisermanöver des XL Armeekorps wurden von etwa61 000 Geschädigten Ersatzforderungen gestelltDer Abg Zehnter teilte mit, daß allein auf badischem Gebiete147 Geiiiarkungen mit meistens stark parzelliertein Besitz geschädigtwurden; etwa zehn Abschätziiiigskomniissiouen seien in Tätigkeit ge-treten. Bon einem genügenden Ersatz deS durch die Truppen denBauern entwendeten Obstes und PferdefuitcrS sei keine Redegewesen. Von sozialdemokratischer Seite wurde verlangt, daßivenigsteiis solche intensiv bewirlschasceten Gegenden mit Manövernverschont werden._Huö der Frauenbewegung.Die Arbeiterinnen»nd die Konsumvereine.In vielen Versammlungen ist schon über die Lebensmittel-teuerung gesprochen worden. Die Frauen haben aber nicht nurgegen die Teuerung demonstriert, sie schauen auch nach Abhilfe ausund kommen dahinter, daß sie in den Konsumvereinen ein Mittelhaben, wenigstens in gewissem Sinne die Preisgestaltung zu beeinflussen.Das Interesse der Frauen«n dm Konsumvereinen könntenoch belebt werden, wenn den Verwaltungen auch Frauen zugeteiltwürden. Man sage nicht, die Frauen haben keine GeschäftsicurUliis,sie verstehen den Warenverkehr nicht und was dergleichen Behenxp-tungen mehr find. Die Frauen müssen mit all den Waren wirk-schaftcn und wissen deshalb auch oft viel, besser als die MännerQualitätsunterschiede festzustellen, überhaupt ein Werturteil übereine Ware zu gewinnen. Man denke doch daran, daß in denprivaten Kaufmännsgeschäften die Frauen sehr oft die Seele vondem ganzen Unternehmen sind. Wenn die Frauen die Möglichkeitlmben, an der KonsumvereinSleitung teilzunehmen, so wächst natür,lich auch ihr Interesse an der Institution.Die Frauen sollten jedoch unter allm Umständen mehr OlKbisher für den Konsumverein agitieren.