Mr. 296.
27. Jahrgang.
vor Gericht.
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Polizei
Bimmermeister Otto, und um von ihm den Namen des Mannes zu immer auf die Köpfe der Vorbeikommenden schlug. erfahren, sagte ich, der Mann habe bei mir ein Waschfah bestellt, leutnant Folte: Jch entsinne mich dessen nicht. Rechtsanwalt er habe es aber nicht abgeholt, ich möchte deshalb seine Adresse Rosenfeld : Wie kommt es, daß Sie sich dessen nicht mehr entwissen. Herr Otto sagte, der Mann heiße Huth oder Buth oder so finnen? Machte denn das auf Sie gar keinen Eindruc? Polis ungefähr und wohne in der Erasmusstraße. In dem angegebenen zeileutnant Folte: Es ist ja in jenen Tagen so vieles passiert, Hause war der Mann aber nicht zu finden. Rechtsanwalt ich habe so vieles gesehen, da kann ich mich doch nicht auf alles Heine: Glauben Sie denn, daß jemand, der ernsthaft solche besinnen. Achtundzwanzigster Tag. Rechtsanwalt Rosenfeld: Sind denn derartige schwarzen Pläne hegt, wie dieser Mann, zu unbekannten Leuten Vorgänge so oft vorgekommen, daß in Ihrer Erinnerung ein Bild Nach Eröffnung der Situng wurde die Beweisaufnahme über im Wirtshause davon sprechen wird? 8euge: Es ist doch ein- durch das andere verwischt wird? Polizeileutnant Folte: Ich die Vorgänge bei der polizeilichen
Ausräumung des Lokals ven Lanzerat
( im gestrigen Bericht irrtümlich Landsrat geschrieben) fortgefeht. Schuhmann Kaczmarek stellt den Vorgang ebenso dar, wie die anderen Polizeibeamten: Nachdem aus dem Lokal geworfen worden sei, fei Leutnant Heck mit den Schußleuten hineingegangen, er habe erst mit dem Wirt gesprochen, und als dieser sich weigerte, die Gäste hinauszuweisen, habe Leutnant Hed die dreimalige Aufforderung erlassen, diese sei von den Gästen mit Schreien, Schimpfen und Werfen beantwortet, dann sei das Lokal unter Waffengebrauch geräumt worden.
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Rechtsanwalt Rosen=
getroffen, daß die Polizei in der Rostockerstraße auf einen Haufen bitte, doch nicht nach meinem Seelenleben zu forschen. Rechtsgelockt ist, und dann wurde von oben runter geschmissen. Auf eine anwalt eine: Das ist lediglich eine Tatfrage. Also: Sind solche Frage vom Verteidigertisch sagt der Zeuge, als er sich beim Polizei- Fälle öfter vorgekommen? Polizeileutnant Folte: Wie ich leutnant Folte für die Prügel bedankte", sagte dieser, das Lotal schon sagte, ich kann mich dessen nicht entfinnen. Rechtsanwalt von Lanzerat sei geräumt worden, weil aus dem Lokal geworfen Heine: Aber sonst hat der Herr Zeuge ein gutes Gedächtnis? sein solle. Daß die Gäste im Lokal auf die Schußleute, während Polizeileutnant solte( sehr bestimmt): Jawohl. diese im Lokal waren, geworfen haben, davon hat Polizeileutnant Polizeileutnant Hed II wird vom Rechtsanwalt Rosenfeld Folte dem Zeugen nichts gesagt. gefragt, was er zu den Angaben des Zeugen Drefolt zu sagen Polizeileutnant Folte wird über die Angaben des Zeugen habe. Er erwidert: Drekolt befragt. Nach Angabe des Herrn Folte soll Drefolt zu ihm gesagt haben, Otto habe den unbekannten Mann als einen ,, Selbstverständlich wurde eingehauen, von der Partei" bezeichnet, der Mann habe gesagt, sie würden um die Leute aus dem Lokal zu treiben." Böttchermeister Dretolt hat am fraglichen Abend das am Abend nach der Rostocker Straße gehen, auch Nohrleger seien feld: Warum wurden denn aber die Leute geschlagen, die von Lokal besucht. Er ist als ein dem Wirt persönlich bekannter Gast dahin beordert, um das Gas abzuschneiden. Das sagt Herr hinten kamen und hinausgehen, also Ihren Befehl erfüllen wollten? von diesem hineingelassen worden. 20-30 Gäste waren in dem Folte- sei ja alles in der Rostocker Straße eingetroffen. Von -Polizeileutnant Hed: Die hatten uns doch beleidigt. RechtsLokal. Der Zeuge fagt: Eben hatte ich nach meinem Eintritt ein den Mitteilungen des Herrn Drekolt hat Polizeileutnant Folte anwalt Rosenfeld: Also Glas Bier bekommen und war im Begriff zu trinken, da dem Major Klein Meldung erstattet, infolgedessen ist der KrimiSie haben sich auf der Stelle gerächt. stürmten die Schuhleute mit blantem Säbel nalkommissar v. Behr mit Ermittelungen beauftragt worden. Polizeileutnant Hed: herein. Ich stellte mein Bier hin. Da bekam ich auch Daraufhin hat dann Drefolt vom Polizeileutnant Folte den Auffchon einen Schlag über den Rücken. Ich lief nach hinten, die trag bekommen, den Unbekannten zu ermitteln, was aber nicht Schuhleute trieben mich zurück nach vorn. Hier standen die Schuß gelang. Polizeileutnant Folte hebt noch hervor, daß der UnbeLeute in einer Reihe und jeder, der vorbeikam, wurde mit dem Säbel fannte an die Redaktion des Vorwärts" telephonierte und die geschlagen. Nachdem ich meine Prügel bekommen hatte, ging ich zu Antwort erhielt, daß Berichte nur bis 11 Uhr aufgenommen werden. dem im Lokal anwesenden Polizeileutnant Folte und Ein Journalist, mit dem Polizeileutnant Folte sprach, habe ihm bat ihn um Schuh. Der Herr Leutnant sagte zu mir:" Ach, Sie bestätigt, es sei richtig, daß der Vorwärts" nur bis 11 Uhr Befind ja der Küfermeister aus der Waldstraße." Den Schuhleuten richte aufnehme.*) Als gab er die Weisung:" Dann lassen Sie den Herrn in Ruhe." Was fah der Leutnant nicht? ich sah, daß Herr Otto auch von den Schusleuten geschlagen wurde,
bat ich auch für dieſen um Schuh beim Leutnant Folte. Herr Folte fragte mich, ob ich den Herrn kenne. Ich antwortete, es iſt Zimermeister Otto. Da sagte Leutnant Folte zu den Schuhleuten: " Dann lassen Sie den Herrn auch in Ruhe." Als ich nach Hause fam, besah meine Frau meinen Rüden. Sie sagte, er sei gang mit gelben und grünen Flecken bedeckt. So bin ich geschlagen worden. Auf eine Frage des Rechtsanwalt Heine antwortet der Zeuge: In dem Lokal waren nur bürgerliche Leute, teine von der anderen Klasse.
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Eine Schauermär.
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Bolizeileutnant Folte wird von den Verteidigern eingehend
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Selbstverständlich, was sollten wir denn sonst machen. Entweder die Leute, die von hinten kamen, hatten etwas StrafRechtsanwalt Heine: bares getan, dann konnten Sie sie festnehmen, oder sie hatten nichts getan, dann mußten Sie sie laufen lassen. Warum haben Befehl zum Einhauen gegeben, weil uns Widerstand geleistet Sie geschlagen? Polizeileutnant Hed: Es war der allgemeine Rechtsanwalt Heine: Nennen Sie das Widerstand, wenn die Leute fliehen?
wurde.
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unbekannten Mannes
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befragt über die Vorgänge bei der Ausräumung des Lanzeratschen Auf weitere Fragen gibt Polizeileutnant Heck zu, es sei möglich, Lokals. Er sagt unter anderem, er sah, daß Leute mit einem daß vorige Eintritt ins Lokal ſchon ohne Befehl geschlagen wurde. Dann erst die Schuhleute sich im Lokal in einer Reihe aufSchwung aus dem Lokal hinausbefördert wurden. ging er hinein. Daß in seiner Gegenwart im Lokal die Schuyleute stellten, habe sich von selbst ergeben. Zeuge Drefolt bemerkt: Das Zeuge Otto wird nach der Person des schlugen, hat er nicht gesehen. muß Herr Folte gesehen haben, daß ich im Lokal mit dem Säbel geschlagen wurde. An der Tür standen die Schutzleute mit er- gefragt. Er sagt, er kenne ihn nicht weiter, er habe vor acht hobenen Säbeln und schlugen jeden, der hinausging. Der Schuh - Jahren in seiner Nachbarschaft gewohnt. Was der Mann erzählte, mann, der am meisten schlug, stand dicht neben dem Leutnant Folte. davon wisse er nichts mehr. Erster Staatsanwalt: Rechtsanwalt Rosenfeld: Herr Leutnant, haben Sie nichts Haben Sie gesagt, der Mann gehört zu unserer Partei? Ale Antwort auf eine Frage des Staatsanwalts er- davon gesehen? Polizeileutnant& olte: Ich kann nur sagen, 3e uge: Ich bin ja gar keiner von der Partei; ich habe der zählt der Zeuge folgendes: Am Tage nach der Ausräumung ging ich kann mich nicht entsinnen, ob geschlagen wurde oder nicht. er wieder in das Lanzeratsche Lokal. Er setzte sich neben den dort Rechtsanwalt Rosenfeld: Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie Sie es gesagt? Bartei noch nie angehört. Erster Staatsanwalt: haben anwesenden Zimmermeister Otto, der mit zwei Herren im Gespräch einen so bedeutsamen Vorgang übersehen haben sollten. 8euge: Davon weiß ich nichts; ich war ja begriffen war. Als Drekolt an den Tisch trat, fragte einer der leutnant Folte: Es war ja ein derartiger Tumult, daß ich mich aufgeregt. Polizei durch die Schläge, die ich am Abend vorher bekommen hatte, sehr Unbekannten Herrn Otto, ob er den Herangekommenen kenne. Rechtsanwalt Heinemann: Das Wort„ Bartei" Otto antwortete dem Manne:" Du kannst ruhig reden, der ist das nicht auf alles befinnen kann. Ich will weder bestreiten noch zu- tann doch so gemeint sein: Es ist auch einer von denen, die sich geben, daß geschlagen wurde. Zeuge Dretolt zeigt, wie der über die Polizei ärgern. Schußmann, der dicht neben Leutnant Folte stand, mit dem Säbel gar nicht gesprochen. Herr Otto sagte, der Mann ist dasselbe, was Zeuge Dretolt: Von Partei ist wir sind.- Rechtsanwalt Heine: So hat es der Beuge auch von Anfang an gesagt. Das Wort„ Partei" ist erst vom Polizeileutnant Folte hineingebracht worden.
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Zeuge Steinmann hat ebenfalls bei der Ausräumung des Lokals drei Säbelhiebe bekommen. Er hat sich nachher bei einem Polizeileutnant darüber beschwert. Der Leutnant sagte, es tut mir leid, aber nun gehen Sie.
selbe, was wir sind." Nun erzählte der fremde Mann in Gegenwart Drekolts: Wir sind 40 Mann; wir haben heut Urlaub genommen und werden heut abend die Polizei auf einen Haufen locken. Dann gibt es noch einen ganz anderen Krawall wie bisher. Der*) Der Redaktion des Vorwärts" ist niemals etwas ähnliches fremde Mann hat auch an den Vorwärts" telephoniert. Herr wie das Schauermärchen, von dem der Unbekannte" erzählt hat, Otto sagte, der Mann sei ein Maurerpolier. Was der Mann er- mündlich, schriftlich oder telephonisch mitgeteilt. Ebenso ist unzählt hat so sagt der Zeuge Drekolt das ist an demselben wahr, daß dem Unbekannten mitgeteilt sein kann, es würden BeAbend in der Rostocker Straße eingetroffen. Auf einen Pfiff ist richte nur bis 11 Uhr aufgenommen. Auch die Behauptung des die ganze Straße dunkel geworden. Das war vorbereitet. Ferner ungenannten Journalisten, im Vorwärts" würden Berichte nur fagt der Zeuge Drefolt: Am anderen Tage ging ich zum Polizei- bis 11 Uhr aufgenommen, entbehrt der Wahrheit. Weshalb übri- Magistratssetretär Scholz hat an drei Tagen von leutnant Folte. Zuerst bedankte ich mich für die Prügel, die ich gens hat die Polizei, wenn ihr in allen ihren Organen die Person seiner Wohnung aus Beobachtungen gemacht. Seiner Meinung nach im Lokal von den Schußleuten bekommen habe. Der Herr des Erzählers unbekannt war, feine Recherchen durch Nachfrage hat sich die Polizei der aufgeregten Menge gegenüber stets einEinmal, als die Menschenmenge durch Leutnant fagte, es tut ihm leid, daß ich unschuldig dazwischen ge- im Vorwärts" angestellt? Das ist kaum für einen anderen Fall wandsfrei benommen. fommen bin, aber wenn einmal eingehauen wird, dann als den erklärlich, in dem der große Unbekannte ein sehr guter Schußleute vertrieben wurde, habe sich ein junger Mann umgefann die Polizei feinen Unterschied machen. Haupt- Bekannter in der Polizei war. Die Vernehmung sämtlicher Ange- dreht, den Arm nach hinten ausgestreckt und nach Meinung des sächlich war ich zum Herrn Leutnant gegangen, um ihm stellten des Vorwärts", die mit der Bedienung des Telephons zu Zeugen einen Schuß abgegeben. Wenigstens hat der Zeuge einen mitzuteilen, was ich von dem fremden Mann gehört hatte. tun haben, würde eklatant beweisen, daß der große Unbekannte Knall gehört. Ob es ein Schuß war oder ein Feuer. Der Herr Leutnant sagte, ich solle mal sehen, ob ich geschwindelt hat. Was kann der Zweck seines Schwindels ge- wertstörper, kann er nicht sagen. Dieser junge Mann nicht erfahren tönnte, wer der Mann ist. Dann ging ich zum wesen sein? gehörte nach Meinung des Zeugen zu dem Gesindel, welches sich
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daß das Proletariat, das entwidelter und fritischer angelegt ist, als die Damen und Herren unten, nicht nur, daß dieses Proletariat in den Theatern mit dem Gestank von unten regaliert wird, auch die Stücke, die zur Aufführung gelangen, sind die Stücke, die die Von Bourgeoisie und in ihrem Namen die Zensur duldet. Leuten mit schlecht gefüllten Börsen kann keine Theaterfabrik bestehen."
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Es ist eins der bekanntesten Zeichen des Unterganges der Bourgeoisie, der kapitalistischen Gesellschaft, daß die innige und aufrichtige Hochachtung, der Respekt vor der eigenen Vergangenheit entweder nicht besteht, oder mit Füßen getreten wird, oder aus Ich glaube, wir haben Veranlassung, noch einmal gemütlich Motiven, die keine schärfere Untersuchung bertragen können, zu über den letzten und glänzenden Erfolg Max Reinhardts zu einem wurmstichigen und verdächtigen Enthusiasmus ausgeblafen plaudern. Wenn wir auch vielleicht nicht viel dadurch lernen wird. Hat die auf anarchistischer Produktionsweise beruhende kapiIch lege Nachdruck darauf, daß in Berlin wohl Theater für die tönnen, so wird doch manches dadurch vollkommen bestätigt. Bu- talistische Gesellschaft, worin das Produkt über den Produzenten nächst springt bei diesem Triumph des Berliner Snobismus ins tyrannisch vorherrscht, eine eigene Aesthetit, ein eigenes deal? bezahlende Bourgeoisie, wohl sehr teuve Bonbonnièren für dea Auge, wie wenig wirkliche Ehrerbietung die Bourgeoisie Basiert sie auf einer der großen Weltanschauungen, die in der Ver- fadente Kunst und ästhetische" Versuche gebaut werden, daß aber für die Werte der Klassischen Dichter hegt. Denn diese Dar- gangenheit große Kunst in Wechselwirkung mit der gesellschaftlichen wirkliche Gebäude für große Mengen fehlen. Und nun plötzlich stellung, so bemerkenswert sie auch als Rundgebung eines begabten Blüteperiode hervorgebracht? es die bürgerlichen macht man die Entdeckung", daß die Aufführungen im Zirkus Regisseurs sein mag, ist im Grunde genommen doch nichts anderes, Dichter, wovon unsere Zeit noch fönigliche Taten erwartet? Werden die Lösung" einer wirtschaftlichen Theaterfrage bedeuten! Der als ein an dem Dichter Sophokles , an dem alten, edlen und ge- nicht alltäglich auf der ganzen Welt Tausende und aber Tausende Theaterdirektor, der bis heute ausschließlich mit Parkett, Logen strengen Dichter vorgenommener Mord. Nicht, weil das Stück im junger Dichter, Maler, Bildhauer, Musiker, Schauspieler, Bau- und erstem Rang zu rechnen hatte, der sich friechend vor den Damen Birkus Schumann, wo sonst die Beitsche zu tnallen pflegt, Afrobaten meister usw. durch die klozzigen Füße des kapitalistischen Riesen zer- und Herren im Smoking und Abendtoilette verneigte und höchstens ihr Leben riskieren und die Leere der Zeit Orgien feiert, aufgetreten und verstümmelt? Wie kann wahrhaftige Hochachtung vor für eine Volfsbühne die Hand hochhielt, die ihm mit Nachmittagsführt wird. Im Gegenteil, es würde angenehm und unterhaltend Vergangenem existieren, wenn keine Liebe und Begeisterung vorstellungen die Garantie für einen Ertraverdienst bot fein, wenn Direktor Schumann mit liebenswürdiger Erwiderung für die Kunst von heute, die sich mehr und mehr der Industrie Direktor fällt vor Erstaunen in seinem Sessel hintenüber, weil die„ billigen Pläße" schon so viele Einnahmen bieten, daß die diefer Höflichkeit einige Galavorstellungen im Deutschen Theater" anpaßt, möglich ist? oder dem Königlichen Schauspielhause" geben ließe. Nicht weil So unweigerlich die kapitalistische Produktion den Zusammen- teuren... beinahe ganz fehlen dürften! Erschien es bis heute als ein Ayiom, daß jedes Stück, wenn ein Dichter etwas von seinen Federn oder seiner Reputation im hang zivischen Arbeit und Eigentum zerreißt, die ProduktionsZirkus lassen fönnte, sondern um das Bezeichnende der Tatsache, mittel und Produkte der parasitischen Menschheit angehören und die das" bessere Publikum" ausblieb, tot" war, diese Vorstellungen daß ohne weiteren bedeutungsvollen Widerstand der bürgerlichen Künstler notwendig zu dem Proletariat hingetrieben werden, fönnen dank der enormen Einnahme( man spricht von 18 000 M.) Presse eine Darstellung beweihräuchert oder afzeptiert wird, die eine ebenso unweigerlich erscheint das Gesetz, daß dieses Proletariat, noch oft wiederholt werden, wenn auch das" Volk" Interesse zeigt. dichterische Arbeit pietätlos in Feßen zerrt, aus ihrem Zusammen- das alles bedroht", die schönen Ruinen der Vergangenheit vor Das ist für das Berliner Theaterleben etwas ganz Neues". Und hang reißt, auf den Kopf stellt, der malerischen. Massen weiteren Vergewaltigungen und Erniedrigungen zu bewachen haben in diesem Sinn ist die Oedipus - Aufführung auch für uns ein wirkungen wegen. Es ist nicht der Dichter Sophokles , nicht das wird. Die Aufführung des Oedipus, der Erfolg dieser Darstellung fleiner Fingerzeig. Erst wenn viele der ausgedehnten Gebäude, schön gesprochene Thrische Wort des Chorführers, nicht das Drama toran nur noch gefehlt hat, daß der König auf einem wohl worin jezt Tausende essen und trinken, oder schlittschuhlaufen, oder in seinem ursprünglich strengen Stil, deshalb nicht der unsterb- dressierten Pferd auftritt ist ein Zeichen der Zeit, die den Geist sich die wunderbaren" Kunstleistungen von Pferden und Nebenliche Kern", der den Zirkus so viele Abende ausverkauft sein läßt, des Dichters für dreißig Silberlinge verschachert, die sich für Verse menschen" ansehen, für schlichte Theaterbesucher zur Verfügung sondern es sind die Massenwirkungen, die viele Hunderte halb- interessiert, wenn es auch etwas Hübsches dabei zu sehen" gibt, die ständen, könnte das sogenannte Bühnenleben auf etwas genadter Knaben und Männer, die Dekorationen und Lichteffekte, bei sechshundert halbnadten Statisten und Studenten auch den funderer und normalerer Grundlage in Berlin aufblühen. Die die das Berlin , das Gesprächsthemen für seine Jours und Abend- klassischen alten Sophofles mit in den Kauf nimmt, die auf Theater warten auf die Massen. Und die Massen auf die essen nötig hat, das Berlin , das sich mitreißen läßt, in Bewegung Wassenwirkung" versessen ist, allerdings wenn sie auf der Bühne Theater. bringt. Wenn die Bäume der Bellevuestraße bedroht werden, weint und nicht auf den Straßen zur Geltung kommt. Berlin W. blutige Tränen, wenn der moderne Zahn der Zeit sein plombiertes Gebiß an den Kolonaden" delektieren will, bricht Es ist noch etwas sehr Eigentümliches, was durch diese Zirkus--M. Wilhelm Meyer, der populärwissenschaftliche Schrift unter dem Strich eine Revolution aus, wenn eine alte ehrwürdige aufführung bestätigt wird. In einem meiner früheren Auffäße fteller und ehemalige Leiter der Berliner Urania, ist im 58. LebensRuine durch einen stümpernden Regierungsbaumeister restauriert" schrieb ich unter anderem( am 14. Auguft d. J.): jahre in Meran gestorben. Meyer war von unten rauf; er war wirt, tommen wohl noch einige Proteste. Aber Oedipus mit„ Stellen wir uns doch einmal eine Aufführung vor wie bei den nicht die ausgetretenen Pfade der gelehrten Bildung gewandert. 8wiebeln gebraten wie ein Wiener Rostbraten, Oedipus gepfeffert alten Griechen, in freier Luft, ein Volk, das voller Spannung Erst Glaserlehrling bei seinem Vater in Braunschweig , dann im und gewürzt wie ein Goulasch, Dedipus ertränkt in der Sensation lauschte, weil der Dichter jener Tage alles das besang, was der Butterhandel tätig war er aus sich selber zu mathematischen und der Massenwirkungen des Herrn Reinhardt, der als vortrefflicher Menge groß oder heilig oder erhaben schien. Und daneben ber- aftronomischen Studien gelangt. Als Glücksumstände es erlaubten, Roch alte Dichter badt, brät, am Spieß rostet, schmort, räuchert gegenwärtige man sich das moderne Theaterfabrikgebäude mit setzte er seine Studien auf der Göttinger Sternwarte und dann in oder spickt, je nachdem er damit bei der Bourgeoisie eine Senfation feinen teuren Plätzen unten und seinen schlechten Plätzen oben. Zürich fort. Er brachte es bis zum Doktor unb wurde bewirken kann, Oedipus zu einem naturalistischen Bankett er- unten für die Bourgeoisie behagliche Sessel oben für den Plebs dann Assistent der Genfer Sternwarte. an Durch irgend hoben, findet nicht einen einzigen Beschützer. Die gesamten bürger- hölzerne Bänte, Kronleuchter, die einen Teil der Aussicht ver- einen Kollegen mit besseren Verbindungen aus der Karriere lichen Kritiker, die den sich ewig regenden Max Reinhardt unend- hüllen, Dunst und Gestank. Schon allein der Bau und die gedrängt, begann er in Wien und dann in Berlin lich viel interessanter finden, als solch einen toten Dichter, würden Einrichtung eines modernen Theaters find verfehlt. Man legt die aftronomische Tagesschriftstellerei. Als Voraussetzung wahrhaft Zetermordio schreien, wenn man die Venus von Milo mit einem mit Riesentapitalien Rennbahnen an, man baut eine Rennbahn im populärer Wirkung erkannte er die Nüglichkeit eines wissenschaftBaar künstlicher Arme ausstattete oder inmitten der Ruinen des Grunewald, eine in Hoppegarten usw. das rentiert sich- man lichen Theaters". Es traf sich, daß die von Prof. Wilhelm Förster , alten Pompeji einen Zeitungsfiost und eine Kirmesbude mit Brat- bringt es aus leicht begreiflichen Gründen nicht zu einem schönen dem voltsfreundlichen Forscher, begründete Urania( 1888) Meher würstchen, Bräßein, angebrannten Kartoffelpuffern, mit der deut- Gemeinschaftsgebäude, worin die Kunst der Kunst wegen gepflegt einen Wirkungsfreis schuf, aus dem er 1897 infolge großenteils schen Flagge auf der Budenspitze aufstellte, aber diese Kritiker wird. Die Bourgeoisie ist Diktator in den Theatern. Von ihr selbst verschuldeter Mißhelligkeiten ausschied. Meyer war von da ab schweigen aus Schlaffheit, Ehrfurcht oder Rührung, wenn Sophokles leben die Theater. Sie hat alle Künstler zu Lohndienern gemacht. wieder als Reiseschriftsteller und Popularisator tätig und seine zahl durch den nicht genug zu preisenden Zeitgenossen May Reinhardt Sie fühlt sich in Lurustempeln zu Hause; sie pfeift auf ein archi- reichen fesselnd geschriebenen, gelegentlich auch oberflächlichen nach letter Berliner Mode restauriert" wird. Und sie schweigen tektonisch schönes Ganzes, worin auch der Proletarier sich wohi- Schriften haben in weiten Kreisen Aufklärung und Wissen um mit vollem Recht, fühlt. Folgen und Ursachen sind miteinander verfettet. Nicht nur Himmel und Erde" verbreitet.
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Notizen.
Heinz Sperber.