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.297. 27. Jahrgang.

2. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt. Dienstag, 20. Desember 1910.

Die Hölle von fieltfchin.

Siebenter Tag.

Die Sibung wird nach 9 Uhr vom Vorsitzenden, Landgerichts­direktor Godel eröffnet. Beim Zeugenaufruf wird Fürsorgezögling Jahn, der von der Waisenverwaltung zur Familie beurlaubt ist und am Sonnabend trop Ladung nicht vor Gericht erschienen war, durch einen Poli­aisten vorgeführt. In der Sonnabendsizung war das auf Antrag des Staatsanwalts beschlossen worden.

In der Beweiserhebung haben von den 18 3öglingen, bei denen die Anklagebehörde der ihnen widerfahrenen Züchtigungen als Mißhandlungen ansieht, bisher 13 ihre Leidensgeschichten vor­getragen. Von den noch ausstehenden Fällen wird jezt der Fall Preußer erörtert.

Bögling Breußer der inzwischen nach Vollendung des 21. Lebensjahres aus der Fürsorgeerziehung ausgeschieden ist wurde wegen des Verdachts, eine Flucht beabsichtigt zu haben, auf Pastor Breithaupts Befehl durch den üblichen Strafvollstrecker Engels mit 75 oder mehr Peitschenhieben bestraft. Die Aufseher Wrobel und Wendland halfen schlagen, weil es einer allein nicht schaffen konnte. Halten mußten den Preußer mehrere Zöglinge, bie als Zuschauer hinkommandiert worden waren. Die Anklage behauptet, daß Preußer nach dem ersten Hieb aufsprang und um Schonung bat, weil er einen Bruch habe. Engels mit Wrobel und Wendland hieben blindlings auf ihn ein, bis er sich wieder über den Schemel legte und nun von Engels und Wendland regelrecht mit ihren Reitpeitschen bearbeitet werden konnte. Wrobel soll dabei, wenn Preußer strampelte, ihn mit einem Gummiknüppel auf Waden und Sohlen geschlagen haben. Der Gezüchtigte wurde mit der großen Kette geschlossen und soll im Arrest so an die Wand getettet worden sein, daß er weder geradestehen noch sich legen

fonnte.

Breithaupt, der sonst überall zugegeben hat, selber die Be­strafungen angeordnet zu haben, bestreitet das im Falle Preußer; tatsächlich sei er bei der Auspeitschung nicht zugegen gewesen. Ich übernehme aber, sagt er, die Verantwortung, auch wenn ich nicht dabei war; denn wenn einer bestraft wurde, so war es Pflicht des Anstaltsleiters, dabei zu sein. Breithaupt räumt aber ein, daß er Preußer nach der Züchtigung mit der großen Kette schließen ließ. Er erzählt schließlich auch eine in der Anstalt vorgekommene Diebstahlsaffäre, die Ausraubung einer der Schwester Olga ge hörigen Sparbüchse, und fügt. hinzu: Das war auf das Konto Preußers zu sehen, nehme ich an." Engels glaubt", daß Preußer im ganzen 75 mit der Reit­beitsche bekam, doch er weiß es nicht genau", weil er zu aufgeregt war". Wrobel bestreitet, daß er mit einem Gummifnüppel schlug. Preußer habe mit Gewalt niedergelegt werden müssen. Auch Wendland wehrt sich dagegen, daß er den Gummifnüppel benut habe. Lang hat in der Voruntersuchung, wo er noch nicht Ange­flagter war, ausgesagt, Wrobel oder Wendland habe mit dem Gummiknüppel fünf auf die Wade gegeben. Jetzt weiß er es nicht mehr, aber er erklärt, es aufrechterhalten zu müssen, wenn er es damals gesagt habe.

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Zu der Frage, ob in dem Fall Preußer auch Freiheits­beraubung vorliegt, stellt der Vorsitzende durch Verhör von Engels fest, daß der durch eine starke Bohlentür verwahrte Arrestraum bon einem nicht ohne Werkzeug zu öffnen war. Wrobel behauptet: Ich schloß die Zöglinge immer nur so an, daß fie fißen und auch fich legen konnten. Vorsitzender: In der Voruntersuchung haben Sie gesagt, daß sie nur eine gebückte Haltung annehmen konnten.- Wrobel: Das war übertrieben, ich hatte das aus Aerger gesagt. Ueber die Persönlichkeit Preußers will Breithaupt unzureichend informiert gewesen sein. Ihm fei nicht bekannt geworden, daß Preußer erst im März 1909 in Lichtenberg einen Oberschenkelbruch erlitten habe. Auch wisse er nicht, daß schon bei Preußers Ueber weisung zur Fürsorgeerziehung Zweifel an seiner Geistesgesund­heit geäußert worden seien. Er sagt, Preußer sei ihm im Gegen­teil sehr verschlagen vorgekommen. Vertreter der Staatsanwalt­schaft Affeffor Liman: Im Ueberweisungsbeschluß ist ausdrücklich gefagt worden, das sei zu berücksichtigen. Breithaupt: Den Neberweisungsbeschluß habe ich nie zu Gesicht bekommen. Lehrer Hentschel aus Lichtenberg bekundet, Preußer sei der Anstalt als ein förperlich und geistig stark verwahrloster Bursche zugeführt worden, habe sich aber nie widersett. Er sei unzuverlässig und unwahr, doch nie gewalttätig. Die Anstalt Lichtenberg habe übrigens in ihren Atten nicht den endgültigen Beschluß auf Ueberweisung zur Fürsorgeerziehung gehabt, sondern nur den vorläufigen, in dem nichts von Geistesminderwertigkeit gestanden habe. Inspektor Buth bezeichnet Preußer als leichtfertig, aber in geistiger Hinsicht bedenkenfrei.

nicht mehr da.

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Siebe, strampelte aber furchtbar, so daß mehrere 3öglinge zufassen und ihn halten mußten. Hierbei habe Wrobel ihn mit einem Gummiknüppel über die Beine geschlagen. Pr. sei gleichzeitig von Engels und Wendland geschlagen worden: Jeder nahm eine Peitsche und dann machten sie Doppelschlag." Zeuge ergreift bei diesen Worten eine der vor ihm liegenden Peitschen und holt weit zum Schlagen aus, um zu zeigen, wie zugehauen wurde. Er be­fundet weiter: Während des Schlagens wurde Preußer nachher ganz ruhig. Da hörten sie eine Weile mit Schlagen auf, weil er gar nichts mehr sagte. Der Inspektor sagte:" Preußer verstellt sich". Aber Preußer sagte:" Ich verstelle mich nicht." Es wurde weiter geschlagen, und dann gab es Arrest und große Kette. Bögling Günther schäßt die Zahl der Hiebe im ganzen auf 100-150. Er erzählt: Angesagt waren 50 oder 75. Preußer wurde unruhig, da wurde der Herr Inspektor aufgeregt, da hat Br. mehr bekommen. Er kippte um mit dem Stuhl, da schlug Herr Wrobel auch noch zu mit dem Gummischlauch. Auch dieser Zeuge befun­det, daß Engels und Wendland abwechselnd schlugen. Preußer habe dem Inspektor von vornherein gesagt, daß er einen Bruch habe. arbeitete und nur nachts in der Anstalt war, ist nie geprügelt wor­Zögling Kirsch, der in Mieltschin tagsüber bei einem Bauer den und denkt nicht mit Bitterkeit an Mieltschin zurück. Er erklärt, von dem Herrn Pastor habe er Gutes gehabt, Sonntags habe er ausgehen dürfen usw. Preußers Bestrafung sah er mit an, doch weiß er nicht mehr, wer schlug. In der Arrestzelle habe er nachher Preußer gefehen. Preußer habe nicht gerade stehen können, weil er mit der Verbindungskette zwischen Arm und Bein zu kurz geschlossen

war.

mann schlugen" und er über 100 Schläge" bekam. Von einem Der frühere Zögling Biaskowski fagt, daß auf Preußer alle Bruch habe Pr. sofort gesprochen.

Günther dem Preußer etwas zugesteckt hat. Ein sofort mit ihnen Dem Vorsitzenden wird bekannt, daß auf der Zeugenbant soeben angestelltes Verhör ergibt, daß es sich um Streichhölzer handelt. Breußer will ein paar Zigaretten rauchen, die Auders, wie dieser eingesteht, ihm zugesteckt hat. Der Vorsitzende ordnet strenge Tren­nung der Zeugen an.

Unmittelbar nach diesem Zwischenfall bringt Staatsanwalt Reiner zur Sprache, daß aus den Zeugenvernehmungen sich immer wieder ergeben habe, wie in Mieltschin einer den anderen denun­zierte. Dieses Angebesystem, das eine Quelle von sich immer wieder­holenden Auspeitschungen war, scheint selbst dem Staatsanwalt be­denklich zu sein. Er befragt den Zeugen Piaskowski, wer ihn wegen er fest, daß gerade Vollbrecht im Laufe der Verhandlungen öfter des Eierfundes gemeldet habe. Als Vollbrecht genannt wird, stellt als Angeber genannt worden sei. Ob es etwa Bevorzugungen bei solchen Anzeigen gab, fragt er. Breithaupt versichert, er habe keinen Bögling zum Verrat verleitet.

er im Beratungszimmer von den antvesenden Aerzten untersucht. Um festzustellen, ob Preußer tatsächlich einen Bruch hat, wird Sie geben übereinstimmend ihr Gutachten dahin ab, daß er keinen Breußer hat, gibt er an, einmal während seiner Schulzeit ein Arzt Leistenbruch und auch keinen Knochenbruch gehabt hat. Dem etwas von einem Bruch gesagt.

Preußer widerfahrene Behandlung eine lebensgefährdende jei, in Vom Medizinalrat Dr. Hoffmann wird die Frage, ob die dem derselben Weise beantwortet, wie in den früheren Fällen: bedenk­lich scheint ihm nur die große Zahl der Hiebe.

Es folgt dann die Erörterung der

Fälle Wulff und Beil.

Aus Mieltschin entliefen Wulff und Beil schon am zweiten Tage nach ihrer Einlieferung, weil sie Schläge fürchteten, nachdem sie sogleich am ersten Abend die Auspeitschung dreier Zöglinge mit­angesehen hatten. Nach ihrer Wiederergreifung wurden auch sie auf Breithaupts Befehl von Engels geprügelt. Die Anflage nimmt zwar an, daß mindestens Beil weniger als die übliche Zahl 50 bekommen habe, mit der für die Staatsanwaltschaft die Züchtigung in Mizhandlung auszuarten beginnt. Da aber in diesen beiden Fällen der Spazierstock des Pastors benutzt worden sein soll, so läge bon vornherein eine Mißhandlung vor.

Mitte Juli nach Berlin entfam, konnte er seiner Mutter noch die Spuren der im Mai erlittenen Fesselung an den Oberarmen zeigen. Frau Beil gibt an, ihr sei von Lichtenberg aus, wo ihr Sohn zunächst untergebracht war, gar nicht mitgeteilt worden, daß man ihn nach Mieltschin überwiesen habe. Eines Tages sei er der Ahnungslosen plöblich in Berlin auf der Straße in der Nähe ihrer Wohnung entgegengetreten. Sie glaubte

ein Gespenst zu sehen,

so abgemagert und grau war sein Gesicht. Zu Hause angekommen fragte er angstboll: Mutter, Du willst doch nicht die Polizei holen und mich wieder nach Mieltschin bringen lassen?" Und nun zeigte er ihr die Spuren der erlittenen Mißhandlungen, die noch deutlich sichtbaren Strangulationen an den Armen, und erzählte, wie er in Mieltschin sogleich am ersten Abend durch den unerträglichen Anblick der Auspeitschungen zur Flucht angeregt worden war.

Er

Zögling Wulffs Aussage über seine Abstrafungen ergänzt die Weichselstock sei, als er vom Schemel gefallen war und auf der Erde Aussage des Böglings Beil noch in manchen Einzelheiten. Mit dem lag, so auf ihn eingehauen worden, daß der Stock zerbrach. zählte nicht mit, sondern schrie nur immer. Nachher sei er zunächst im Schweinestall angebunden und dann in den Steller gesperrt worden. Bei der zweiten Züchtigung, die er für Beiseiteschaffung eines gefundenen Meißels bekam, befchmuzte er sich mit Ürin und Kot, nicht aus Schikane, wie Breithaupt annimmt, sondern aus Angst. Im Keller bettete er sich auf einigen Brettern, die er sich ihm nicht Wulff in Mieltschin angegeben habe, von Breithaupt bei zurecht padte. Eine Frage des Sachverständigen Dr. Bernstein, ob jener ersten Züchtigung mit dem Spazierstock auch über den Kopf geschlagen worden zu sein, wird von Wulff bejaht.

Ein ehemaliger Fürsorgezögling H., der zu den Fällen Wulff und Beil vernommen werden soll, stottert in geradezu mitleid= erregender Weise. Er bringt nur heraus, einmal sei er wegen Fluchtversuch geschlagen worden, und flagt dann:" Ich sollte mal etwas sagen, das bekam ich nicht gleich heraus. Da hat Herr Engels mich so lange gebackpfeift, bis ich es rauskriegte." Diese Bekundung machte offensichtlich einen tiefen Eindruck auf das Richterkollegium. stein, daß er in Mieltschin an ihm Narben feststellte, darunter eine, Ueber die Folgen der Mißhandlung Wulffs bekundet Dr. Bern­die auf lange Eiterung und langsame Heilung schließen ließ. Ueber der linken Ferse fand er eine schmierige Wunde da, wo die Fußkette geeignet war, zu infizieren, als bor Infektion zu schüßen. Bezüg­gescheuert hatte. Sie war bedeckt mit schmutziger Watte, die eher lich der Schläge mit dem Spazierstod, die Wulff über den Kopf er­halten habe, macht der Sachverständige darauf aufmerksam, daß hier die Gefahr einer Gehirnblutung vorliege, also eine Lebens­gefährdung anzunehmen sei.

Warsow untersuchte, hat an ihm im allgemeinen dieselben Spuren Dr. Steinbüd, der Wulff noch Ende Dezember in der Anstalt gefunden.

Medizinalrat Dr. Hoffmann nimmt bezüglich der Fesselung Beils an, daß sie, wenn die Spuren vom Mai bis Ende Juli sicht= die ergänzende Mitteilung, daß noch im Januar und Februar bar blieben, sehr intensiv gewesen sein müsse. Beil macht hierzu Spuren zu erkennen waren. Dr. Steinbrück erklärt, daß in der Tat so lange Nachwirkungen und noch längere vorkommen.

Ueber Wulffs Glaubwürdigkeit bekundet Inspektor Buth, daß ihm Fälle von Lügenhaftigkeit nicht bekannt geworden sind, während Lehrer Hentschel angibt, Wulffs Lehrmeister habe über unwahr­haftigkeit geklagt.

Bei dem

Fall Mauthe fommen Scheußlichkeiten zur Sprache, die alles überbieten, was in diesem Prozeß bisher erörtert worden ist. Mauthe hatte Ende Juni gegenüber einem Zögling geäußert, daß er dem Aufseher Riem­Schneider Geld, Stiefel und Revolver wegnehmen und dann aus­reißen werde, um die Mieltschiner Zustände anzuzeigen. Als das bekannt wurde, bemächtigten Engels und Wrobel sich seiner und Breithaupt diktierte ihm dann 200 Hiebe zu.

an einen Baum gebunden, so behauptet die Anklage

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Breithaupt schildert Beil als einen ruhigen Jungen, der sich nicht widersetzt habe. Deshalb habe Beil weniger bekommen. Dem Wulff fagt er schauspielerisches Talent" nach, ein Haschen nach Mauthe wurde Effekten" in der Schilderung seiner Lage. Engels bestreitet, daß er mit dem Spazierstock geschlagen habe. Breihaupt gibt als mög- und nun hieben drei Mann auf den lich zu, daß er selber mitgeschlagen und dabei den Stod benutzt habe. Jungen ein, der Pastor mit seinem Spazierstod, Engels mit der Die Gezüchtigten wurden eingesperrt, Beil auf 1 oder 2 Tage Beitsche, Wrobel mit dem Gummifnüppel. Als Mauthe in den sich in einen Waschraum, Wulff auf 3 Tage in einen fensterlofen Teil lösenden Striden zusammenfant, ließ Breithaupt ihm Wasser über des Kellers. Dabei sollen beiden die Füße mit der fleinen Kette den Kopf gießen. Dann wurde M. wieder festgebunden und und die Hände auf dem Rücken mit der großen Kette gefesselt ge= wesen sein. Als Nahrung gab es Wasser und Brot. Daß der Keller, weiter geprügelt. in den Wulff gesperrt wurde, völlig dunkel und sehr dumpfig war, bestätigt Riemschneider, aber Breithaupt bestreitet es.

Auch nachdem er schließlich losgebunden worden war, war es dem Herrn Pastor noch nicht genug. M. wurde noch über einen Schemel gelegt und von Engels, unter Assistenz Wrobels,

ausgepeitscht.

Wulff wurde noch mehrfach geprügelt. Bald nach seiner Ent­Den Zeugen Preußer, der aus Strafhaft vorgeführt wird, laffung aus dem Arrest betam er auf Breithaupts Befehl von fragt vor der Vereidigung der Vorsitzende: Worin besteht das Engels 60 Peitschenhiebe, weil ein Meißel bei ihm gefunden worden Man gab dem M. nicht die audiftierten 200 Siebe, aber 100 sollen Wesen des Eides?- Beuge: Man tann einen Meineid schwören. war, mit dem er seine Fußtetten hatte öffnen wollen. Daß es dies- es im ganzen gewesen sein. Des Pastors Stod hatte ihm eine Vorsitzender: Was ist das, ein Meineid? Beuge( nach einigem mal 60 statt 50 waren, ist dem Breithaupt entschwunden". Be- blutende Wunde im Gesicht beigebracht. Besinnen): Dazu bin ich zu dumm. Vorsitzender: Aber das züglich der Wunden, die Wulff erlitt, behauptet Breithaupt, bei Breithaupt schildert auch diesen Zögling als einen ganz durch­haben Sie doch schon in der Schule gelernt. Nach erfolgter Be- einer anderen Gelegenheit habe er beobachtet, daß Wulff geradezu triebenen Schauspieler". Er bestreitet, 200 Siebe angeordnet zu lehrung und Bereidigung befundet Preußer, in Mieltschin habe ein Vergnügen daran hatte, Wunden wieder aufzureißen. haben. Bei der Büchtigung sei er, der Pastor, so aufgeregt gewesen, es ihm zunächst ganz gut gefallen, bis er Brügel bekam. Geprügelt Ein andermal erhielt Wulff von Engels und Schüler fünfzig daß er gar nicht mehr weiß, was da geschehen war. Er weiß nur, habe man ihn, weil er zu einem der Böglinge gesagt hatte, er bleibe Peitschenhiebe, weil er sich gesetzt hatte. Das für die Straffolonne daß der Junge hinfiel, sich hinwarf, eine Ohnmacht simulierte". Vorsitzender: Warum nicht? Beuge: Na, ich geltende Sigverbot war damals von der ganzen mit Kartoffelschälen Da sei ihm dann das Wasser über den Kopf gegossen worden, und war ausgelernt, da wollte ich doch auf meine Profession arbeiten. beschäftigten Kolonne übertreten worden, so daß zusammen mit dann habe man weitergeschlagen. Er versichert: Die ganze Bes Preußer ist Bäcker, aber in Mieltschin beschäftigte man ihn als Wulff noch eine ganze Anzahl Zeugen hintereinander ausgepeitscht strafung sah äußerlich schrecklich aus, ist aber nicht so schlimm ges ungelernten Arbeiter. Die Einzelheiten seiner Bestrafung sind ihm wurden. Engels glaubt nicht", daß er alle geschlagen habe. wesen; höchstens hat er 75 bekommen. offenbar nur noch sehr unsicher in Erinnerung. Er gibt an, un- Schüler beteuert, er selber habe Wulff nicht geschlagen. gefähr 200 Siebe erhalten zu haben. Von drei Mann sei auf ihn Bögling Beil erklärt vor seiner Bereidigung: Ich kann nicht eingehauen worden, und zwar mit Peitsche, Haselstock und Gummi- bei Gott schwören; schlauch, wie ihm nachher von Zöglingen, die zusehen mußten, gesagt nachdem, was ich in Mieltschin erduldet habe, kann ich nicht worden sei. Vorsitzender: Woher wissen Sie die Zahl 200 ? mehr an Gott glauben. Zeuge: Es können soviel gewesen sein. Mit Zählen kam ich bis 50, dann konnte ich nicht mehr zählen. Nachher wurde ich ohn mächtig, aber der Inspektor sagte, das sei Berstellung. Nach bollzogener Bestrafung wurde Beuge im Arrest an die Wand an­geschlossen, so daß er sich nur niederkanern konnte. Mit der großen Stette gefesselt, so daß nur die eine Hand freiblieb, mußte er am anderen Tage auch zur Arbeit gehen, und dabei bekam er drei bis vier Tage hindurch nur Wasser und Brot. Im Arrest ließ er in der ersten Nacht Urin auf die Dielen, weil ein Nachtgeschirr fehlte. Dafür gabs am anderen Morgen wiederum Prügel, 25 Peitschen­hiebe ober 50, fagt Preußer. Von dieser nochmaligen Abstrafung wiffen Breithaupt und Engels nichts, versichern sie.

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Engels gibt zu, daß Mauthe tatsächlich gar keinen Revolver genommen hatte, das sei ihm aber nicht befannt gewesen, als sie daran gingen, ihn zu überwältigen. ,, Hatten Sie wirklich alle Angst vor dem Jungen?" fragt zweifelnd der Vorsißende. Engels Schilderung, wie der Junge gepackt wurde, entfloh, vom nachlaufen­Der Vorsitzende belehrt ihn, daß er trotzdem die Wahrheit zu sagen von Engels geschlagen wurde, zusammensant und mit Wasser über­den Pastor Stockhiebe bekam, dann an den Baum gebunden und hat, und bereidigt ihn dann. Beil schildert, wie am ersten Abend goffen und von Engels, Wrobel und Wendland aufs neue geschlagen nach seiner Ankunft in Mieltschin Auders und Drenste geprügelt wurde, veranlagte den Vorsitzenden zu der Frage: Es scheint mir worden seien. Auch Ruppert habe Hiebe bekommen sollen, da habe bald, wie wenn fortgefeht auf ihn eingeschlagen worden ist. Engels er angegeben, daß Auders soeben erklärt habe, er werde doch wieder antwortet: Wir waren so aufgeregt, da wußte überhaupt keiner ausreißen. Der Anblick dieser Auspeitschungen ließ in Beil sofort nachher, was er getan hatte. Daher scheinen auch Engels und den Entschluß reifen, selber zu entfliehen, und das tat er baldigst Breithaupt nichts davon zu wissen", daß M. nachher noch über zusammen mit Wulff. Nach ihrer Wiederergreifung wurden ihnen einen Schemel gelegt und aufs nene geschlagen worden ist. Sie bes in der Anstalt mit einer Leine die Arme gebunden. Beil sagte: streiten diese in der Voruntersuchung von einigen Zöglingen ge­Herr Pastor, Sie brauchen mich nicht zu binden; ich habe meine machte Angabe, aber Wrobel bestätigt sie. Vorf.: Dann ist also Schläge verdient, ich will sie auch tragen. Breithaupt antwortete, doch richtig, was die Jungen gesagt haben! Wer schlug? Wrobel: Zögling Auders, der die Auspeitschung Preußers mitansehen er wolle sie nur feffeln und ein paar Tage fasten lassen. Aber Der erste war, wie immer, Engels und der zweite war ich. mußte, befundet: Preußer kam eines Tages zu mir ran: Auders, nach der Fesselung gab es die üblichen Hiebe. Wulff kam zuerst Borf.: Wieviel gab's auf dem Schemel? 50?- Wrobel: Es tönnen ich rüde aus!" Ich sagte: Edwin, laß lieber sein! Du weißt, heran. Zeuge bekundet: Er mußte zählen, und ich mußte mit- 50 gewesen sein, es können vielleicht noch mehr gewesen sein. wenn sie Dich friegen, friegst Du Keile." Jch sprach darüber zu zählen; Vors.: Wieviel bekam Mauthe im ganzen? Wrobel: Vielleicht einem andern Jungen, der riet mir:" Sage es lieber dem Herrn bis 107 habe ich mitgezählt. 120. Bors.: Wieviel hatte Breithaupt angeordnet? Wrobel: Bastor, sonst friegst Du Deine Keile." Der andere Junge fagte es Wulff widersetzte sich und schimpfte: Das lasse ich mir nicht ge- Angeordnet wohl nichts. Vorf.: 200? Wrobel: Es kann mög­dann dem Inspektor. Der fragte mich, da wollte ich erst lügen, fallen!" Ich staunte selber, daß er solche Worte gebrauchte. Er lich sein, aber in dem Tumult habe ich nichts gehört. sonst hätte ich auch noch was bekommen! Als es dann am ftrampelte und fiel vom Stuhl. Bergemann und Eggert mußten Blutete Mauthe im Gesicht als er abgeführt wurde? Abend reine Hosen gab, sagte Preußer zu mir:" Jezt können wir ihm helfen, daß er sich wieder überlegte. Auch Schläge ins Kreuz Er hatte Schrammen an der Stirn. Auf die Frage, ob M. dann uns auf der Landstraße sehen lassen." Das muß der Inspektor ge- und auf die Füße friegte er, weil er strampelte. Meiner Meinung mit der großen Kette gefesselt und in den Keller gesperrt worden hört haben. Die Strafe, die Preußer nun bekam, wird vom nach waren es sei, antwortet Wrobel: Nicht eigentlich in den großen Keller, son­Beugen so geschildert: Preußer friegte einen Schlag, da sprang er dern in das Loch. im ganzen 120 Schläge. auf:" Herr Inspektor, ich habe einen Bruch! Bitte schlagen Sie Vors.: Also Loch nennen Sie das jetzt? Wrobel meint den fensterlosen Kellerteil, der als Arrest gedient hatte. mich nicht!" Aber Herr Engels sagte: Na, über, über! Los![ 08!" Dann sei Beil selber herangekommen. 60 Hiebe seien ihm zu-- Wendland hat die Erekution am Baum nur vom Fenster aus Da wollte er wohl nicht und da sah ich mit einem Male wie diftiert worden, als Engels für ihn um Milde bat, und auf erneute beobachtet und sich erst später an der Grefution auf dem Schemel Preußer auf der Erde lag und die Hände immer so gefaltet hat: Bitte von Engels, der wiederholt im Schlagen einhielt, habe Breit- beteiligt. Er sagt: Die ganze Sache am Baum war eigentlich Herr Inspektor, schlagen Sie mich doch nicht!" Aber der Inspektor haupt 30 festgesetzt. Im Arrest wurde Veil, weil ihm die Hände nur ein Vorspiel. Nachher schlugen Engels, Wrobel und ich, jeder Schlug mit der Beitsche auf ihn ein. Nach den weiteren Befun- gefesselt waren, von einem anderen Zögling mit den abgebrochenen gab 25-30 Schläge. Vors.: Das wären also noch bis 90. bungen des Beugen wurde Pr. dann wieder übergelegt, bekam seine Brocken des ihm gereichten trockenen Brotes gefüttert. Ms Beil Wendland: gezählt wurde nicht. Der Pastor sagte: Hören Sie

aber

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Vors.:

Wrobel: