Einzelbild herunterladen
 
GewcrkfcbaftUchee« ßandet mit Arbeitern. Die Großbuchbinderei und Gcschäftsbiicheranstalt G. C. König u. Ebhardt in Hannover  , deren Buchbinder vor einiger Zeit streikten, wandte sich damals an ihre zahlreichen Ver- treter, unter denen sich auch manche Verleger von Lokal- und Provinzblättern besinden, um mit deren Hilfe sich ein arbeits- williges Personal zu beschaffen. Die Vertreter sollten Buch- binderfür auswärts" suchen und Reflektanten an die hannoversche Firma verweisen. Die Vertreter erhielten später folgende mit der Schreibmaschine hergestellte Drucksache: Hannover  , den 23. 11. ISIS. An unsere Herren Vertreter! Wir können Ihnen die erfreuliche Mitteilung machen, daß unsere Buchbinder heute die Arbeit wieder aufgenommen haben. Für Ihre freundlichen Bemühungen, uns Buchmder zu beschaffen, sagen wir Ihnen hiermit unseren verbindlichsten Dank und bitten Sie um Aufgabe der gehabten Auslagen. Achtungsvoll G. C. König u. Ebhardt. Wie man sieht, müssen sogar Agenten und Vertreter als Streikbrecherlicferanten fungieren und das empört sich über gewerkschaftlichen Teror   I Berlin   und Umgegend, Achtung, Friseurgehilfcn! Für Verbandsmitglieder gesperrt: F r e n z e l. Schwedter Str. 223; G ra n s e e, Rixdorf, Hermann« straffe 01; Raleizack, Reinickendorf  , Eichbornstr. 40. Am zweiten Feiertag findet die übliche Kontrolle von 1011 Uhr Linien- straffe 73 statt. Verband der Friseurgehilfen. Zweigverein Berlin  . Dcutfcbes Reich. Die Arbeiter der Malzfabrik Schmidt u. Sohn in Nordhausen  haben die Arbeit niedergelegt. Die Ursache ist, daff die Firma zwei Arbeiter maßregelte. nachdem ihr vom Brauerei- und Mühlen  - arbeilerverbande Tarifforderungen zugestellt worden waren. Ferner haben die Arbeiter in drei Malzfabriken in Franken- t h a l<Pfalz) wegen Tarifforderungen die Arbeit niedergelegt. Zuzug ist fernzuhalten. Gewerkschaftliche Erfolge in der chemischen Industrie. Die Medizinsabrik von Dr. Knoll in Ludwigs Hafen gibt bekannt, daff für ihre Arbeiterschaft ab 1. Januar 1011 die tägliche Arbeitszeit nur noch 0 Stunden beträgt, ohne Kürzung des Lohnes. Die Arbeit beginnt künftig morgens 7'/« Uhr. In Ludwigshafen   sind die Arbeiter der chemischen Industrie prozentual stark organisiert. Diese Tatsache, ferner die unausgesetzte Aufklärungsarbeit unserer Presse und wiederholte, in den letzten Jahren unternommene Vorstöße im Reichstage zugunsten erhöhte» gesundheitlichen Schutzes machen obige Maßnahmen erklärlich. Die Arbeiter der Giftindustrie im Reich mögen allerorts die Konsequenzen ziehen. Wie Petitionen zustande kommen. Die Steinbruchbesitzer in Meißen  (Sachsen  ) belieben ein eigenartiges Vorgehen. Sie legten eine Petition aus, die für eine» hohen Zoll auf schwedische Pflastersteine plädiert. Die Steinarbeiter verweigerten die Hergabe ihrer Unterschrist dazu, worauf die Unter- nehmer erklärten: Wer nicht unterschreibt, wird sofort entlassen. Und tatsächlich sind auch einige Entlassungen deshalb vor- genommen, bei einer gröberen Anzahl Arbeitern' ist die Kündigung ausgesprochen worden. Der Reichstag   wird also mit dieser Petition hinters Licht geführt. Der Steinarbeiterverband wird natürlich da- für Sorge tragen, daß dieses Manöver der Unternehmer im Reichs- tage richtig beleuchtet werde. Der antisemitische Abgeordnete Gäbe! soll die Unternehmerpetition, die aus solche Art zustande kam, ver- treten. Das Plebiszit der Unternehmer. Nachdem der Pforzheimer   Arbeitgeberverband einen zweiten Vermittelungsveriuch, den die Regierung anregte, abgelehnt hatte, beschlossen die Fabrikanten eine» U k a s an sämtliche Arbeiter der Edelmetallindustrie zu senden. Darin werden sie aufgefordert, auf einer frankierten Po st karte mit I a oder Nein ab- zustimmen, ob jeder sich verpflichten will, am 2. Januar die Arbeit wieder bedingungslos aufzunehmen. Würde sich auch nur für einen einzigen Betrieb eine ablehnende Mehrheit finden, dann bestehe für alle Betriebe die Aussperrung bis zum 2, Februar fort. So diktiert das Herrentum, indem eS seinen Knechten ein Wahl- recht einräumte I Der PforzheimerJndustriekampf findet gegenwärtig eine neue Illustration im Walten der Thcmis. Die Mühle des Gewerbegerichts arbeitet in voller Schicht: am Sonnabend von Ubr in der Frühe bis 0 Uhr abends; es folgt Gerichtstag auf Gerichtstag, dreimal in derselben Woche. Und die Herrenmühlen mahlen gut; sie zermalmenKontrakt- brüchige". Die Konstruktion dieses Reates ist typisch. Ansang November verkündigte der Unternehmerverband feierlich und öffent- lich, daß am 20. November für die im Metallarbeiterverband organisierten Arbeiter das Arbeitsverhältnis aufgelöst ist. falls sie nicht aus der Organisation austreten. Darauf hörten die Arbeiter am bezeichneten Tage auf, was unter dem 11. November durch die Leitung des Metallarbeiterverbandes ebenfalls anerkannt worden war. Da sandten die Unternehmer zunächst eine Firma gegen die Arbeiter vor: In bourss ou la vis! Das Gewerbegcricht kam zu einem Ancrkenninisurteil: der Metallarbeiterverband ist zum Schadenersatz in der Höhe von 1000 M. verurteilt. Frohlockend über diese unerwartete Wendung be- stand nun jede Firma auf ihrem Schein und erwirkte zunächst ein VersäumniSurteil gegen dieKontraktbrüchigen". Noch stand die prinzipielle Entscheidung aus in den Hunderten von Entschädigungsklagen. Aber das Gewerbegerichl ging ihr aus dem Wege, als es vergebens versucht hatte, den ständigen Ausschuß zur Stellungnahme zu veranlassen. Man prüft daher denKontraktbruch" von Fall zu Fall; in der letzten Sitzung allein bei 33 Firmen gegen 127 Arbeiter. Und die Ausrechlhaltung der Versäumnisurteile folgt mit einer Promplheit, die nur unterbrochen wird, wenn eine Widerklage des Melallaibeiterverbandes Gehör findet oder eine exorbitante Forderung der Unternehmer aus moralischen Erivägungen gekürzt werden muß. Die eidliche Einvernahme wirst erhellende Streiflichter auf das Verhallen des Unternehmertums: die Fabrikanten handelten unter dem Zwange des Arbeitgeberverbandes, als sie am 20. No- vember ihre Arbeiter entließen; eine Finna bedauert, daß sie durch die Unternehmervcreiubarung gezwungen war, die Arbeiter, mit denen sie stets zufrieden war, auf Schadenersatz anklagen zu müssen. Und einer der klagenden Jndustrierittcr muß ein- gestehen, zu einer der Organisation beigetretenen Arbeiterin gesagt zu Huben:sie gehöre behandelt zu werden, wie die Hunde und wenn sich eine muckst, wird sie zur Treppe hinuntergeworfen". Vielleicht kann sich die Justiz noch wenden �und das Vergehen des Koutraktbrnches auf die Fabrikanten abgewälzt werden, welche bekanntermaßen die Arbeiterschaft am 2. Dezember tausendweise ohne Kündigung auf die Straße setzten. So müßten dann, wie bei dem Moabiter   Prozeß, die letzten Dinge schlimmer als die ersten werden. Von Rechts wegen I Möge die Nemesis nicht ausbleiben gegen die Ritterschaft von der DeviseLa, bourss ou la vis"! verantw. Redakt.: Richard Barth  , Berlin  . Inseratenteil verantw.z Zum Weihnachtsfeste abgeschoben. Aus LandeShut in Schlesien   berichteten wir dieser Tage' daß alle tschechischen Industriearbeiter ihren Wohnsitz aufgeben und wieder über die Grenze gehen müssen. Auch aus anderen Orten kommen jetzt Meldungen, daß die Aufenthaltserlaubnis zurückgezogen wird, so z. B. aus L e o b s ch ü tz. Die Betroffenen haben also ganz seltsame Weihnachten, denn die meisten müssen das Land bor demFeste der Liebe" verlassen. Es sind vornehinlich Textilarbeiter. Die ausländischen Arbeiter können nicht genug davor gewarnt werden, nach Deutschland   zu kommen, besonders sich nicht auf schwindelhafte Inserate in den bürgerlichen Zeitungen hin nach Deutschland   locken zu lassen._ Zur Lohnbewegung der Robglnsschleifer in der Ober- Pfalz. Die Forderungen der Rohglasschleifer find jetzt vom Zentral- verband der Glasarbeiter den Besitzern der Rohglaswerke überreicht, von diesen aber abgelehnt worden. Die Unternehmer erklärten, daß die Durchführung der Forderungen den völligen Ruin der Industrie herbeiführen würde, sie wollen aber eine Prüfung der Forderungen vornehmen und soweit es ihnen möglich ist, den Arbeitern Zu- gesiändnisse machen. Vertreter der Arbeiter wollen sie nicht zu- lassen. Eine besondere Erregung herrscht unter den Polierern wegen der unmenschlich langen Arbeitszeit. Fast alle 23 Wochen ist Lieferzeit und vor dem Lieferungstermin verlassen sie 7280 Stunden den Betrieb nicht; und während dieser ganzen Zeit kann der Arbeiter seine Kleidung nicht vom Körper ziehen und sich ins Bett legen, sondern muß Ununterbrochen die ganze Zeit schuften. Die jüngeren Hilfsarbeiter stehen bei den- verheirateten Arbeitern in Kost und Logis und da deren Frauen als Arbeiterin in den Schleifmühlen arbeiten, so kann sich jeder vorstellen, wie es mit der Kost und dem LogiS bestellt ist. Gewöhnlich schlafen zwei Personen in einem Bett, oft aber auch noch mehr. Die Schlafräume werden fast das ganze Jahr nicht gereinigt. Die Lohnzahlungen sind dabei höchst unreaelmäßig, selbst in den Berichten der bayerischen Gewerbeinspektoren heiß es, daß die Lohn- Zahlungen sehr ost nur alle acht Wochen stattfinden. Dadurch wird die Abhängigkeit der Arbeiter von den Industriellen noch größer. Die Arbeiter müssen leben und erhalten deshalb geringe Lohnvoraus- Zahlungen. Bei der Lohnberechnung stellt sich dann oft heraus, daß der Lohnvorschuß höher ist als der Verdienst, und daß der Arbeiter am Zahllage nichts erhalten kann. Die Not und das Elend in den Rohglasschleifereien in der Oberpfalz   ist unbeschreiblich. Be- willigen die Millionäre in Fürth   nicht annehmbare Zugeständnisse, dann wird sich sicher die unterdrückte Arbeiterschaft nicht weiter dem Joch sügen. Ausland. Der Syndikalistettkongrest i« Bologna  . Rom  . 17. Dezember.(Eig. Ber.) Vom 10. bis 13. Dezember hat in Bologna   der Kongreß der italienischen   Syndikalisten getagt. Nach Bildung der Bureaus gelangte ein Schreiben von Sorel zur Verlesung, worin dieser erklärt, er hätte sich von jeder praktischen und politischen Aktion zurückgezogen, um sich ganz der Philosophie zu widmen. Vertreten sind Gruppen und 13 Jugendvereine mit zusammen 1500 Mitgliedern. Zur Frage der Organisation s- form, über die Enrico Leone referierte, wurde mit 901 gegen 015 Stimmen beschlossen, in allen Orten, wo dies möglich wäre, syndikalistische Gruppen zu organisieren, die den Zweck haben, in den Gelverkschaften den Geist des Syndikalismus zu pflegen. Diese Gruppen sollen einen natjpnalen Verband bilden; ausdrück- lich wird gesagt, daff dieser Verband keine Partei darstellen wolle. Während der Diskussion über dieses Thema, die volle 0 Stunden dauerte, nannte Arturo Labriola   den Syndikalismus eine Reaktion auf eine Erscheinung, die keine Realität hat, nämlich auf den demokratischen Sozialismus, der in Italien   nickst bestünde, weil der italienische Sozialismus nur Geschäftssozialismus sei. In bezug auf den Eintritt der syndikalistischen Gewerkschaften in die Konföderation der Arbeit wurde gegen den Rat von Labriola  und Leone dieser Eintritt beschlossen. Am lebhaftesten war die Diskussion über die Frage der Beteiligung der Syndikalisten an den Wahlen. Der Referent O r a n o sprach sich gegen diese Be- teiligung aus, während B i a n ch i die Entscheidung den einzelnen Gruppen überlassen und Leone den einzelnen Syndikalisten in bezug auf die Ausübung ihres Wohlrechtes keine Vorschriften machen will, aber der Gruppe als solcher jede Aktion in Wahlangelegen- Helten verwehrt sehen möchte. Nach langer und lebhafter Dis- kussion gelangte eine Tagesordnung zur Annahme, die den syndi- kalistischen Gruppen die Beteiligung an den Wahlkämpfen untersagt. weil das spezifische Werkzeug der kämpfenden Arbeiterklasse das Syndikat sei. Dieses Votum hatte eine Spaltung in dem ohne- hin recht kleinen syndikalistischen Lager zur Folge: die Syndika- listen, die für die Beteiligung am Wahlkampf sind, haben ihren Austritt aus der eben gegründeten Förderation erklärt. Mit dieser Mitteilung endete der Kongreß. Wenn je ein Kongreß seinem ganzen Wesen nach akademisch und für den Proletarier unverständlich war, so war es dieser, der doch beständig gegen die Akademiker auftrat und angeblich im Rainen des organisierten Proletariats tagte. Fast all« Redner, so Leone, Labriola, Renda, Pucci usw. waren Aka- demiker, und fast alle oh Ironie des italienischen Syndika- lismus! Staatsange stellte, nämlich Dozenten an Hoch- und Mittelschulen und ähnliches. Der italienische Syndika- lismus, der gewissermaßen unter Ausschluß der proletarischen Ocffentlichkeit tagt, ist weniger, wie Labriola   meint, eine Reaktion auf etwas, was nicht existiert, als vielmehr ein Kommen- tar zu einer nicht existierenden Bewegung: denn jene Massen, die die Besitzergreifung der Produktionsmittel durch die Gewerkschaften mit syndikalistischen Methoden und syndikalistischen Idealen zu verwirklichen streben, bestehen bis jetzt nur in der Ein- lildungskraft der syndikalistischen Akademiker. Wie wärs, wenn diese dem Beispiel ihres Meisters folgten, sich von Politik und prak- tischer Tätigkeit zurückzögen und sich ganz der Philosophie wid» meten? Versammlungen. Der Verband der Brauerei- und Mühlenarbeiter hatte zu Sonntagnachmittag nach Boekers Festsälen in der Webcrstraße eine Versammlung der Brauereiarbeiter, Brauer  , Mälzer, Betriebsarbeiter, Handwerker und Haudwerkerhilfsarbeiter, Maschinisten, Heizer, Kohlenschieber und Abschmierer, Fahrer, Mitfahrer, Reservefahrer und Chauffeure. Flaschenkellerarbeiter, Hofarbeiter usw. einberufen. T r ö g e r, der Obmann der Arbeitnehmervertreter im Kuratorium für den Arbeitsnachweis der zumVerein der Brauereien Berlins   und der Umgegend" gehörigen Brauereien, erstattete Bericht über die Vermittelungstütigkeit des Arbeits- Nachweises und die Tätigkeit des Kuratoriums. Die Tätigkeit sowie das Benehmen der Arbeitsvermittler gegenüber den Ar- beitsuchenden hatte schon wiederholt zu lebhaften Klagen Ver- anlassung gegehen, die ihren Höhepunkt erreicht hatten in einem an das Kuratorium gerichteten Antrag, durch welchen der Vor- sitzende Dr. Freund aufgefordert wurde, hierin Remcdur zu schaffen und dazu den einen der Beamten zu entlassen. In der Sitzung des Kuratoriums am 12. Januar 1000, der einzigen Sitzung, die in der Berichtszeit stattgefunden hat, kam auch dieser Antrag zur Besprechung. Dem Wunsche Dr. Freunds, zunächst von einer Entlassung des betreffenden Beamten abzusehen, wurde entsprochen, nachdem er es übernommen hatte, mit.den Vermittlern sich gehörig über die Beschwerden auszusprechen. Wenn auch die Klagen über die Vermittler keineswegs aufgehört haben, so müsse doch anerkannt werden, daß das Eingreifen des Vorsitzenden ge­wirkt hat, denn so schlimm, wie es vordem war, ist es nicht mehr. In der gleichen Sitzung wurde auch die Abänderung der Statuten beschloffen. Das Statut verlangt von den Arbeitsnachweisleitern, Tt.Glocke. Berlin  . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u. Berlagtanftall möglichst darauf hinzuwirken, daß bei Eintragung der Arbeiter in die Liste der Arbeitsuchenden die Jnvalidenkarte und das Krankenkassenbuch vorgelegt werden sollen. Das glaubten die Nachweislciter am besten dadurch zu tun, daß sie diejenigen Ar- beiter, die diese Papiere nicht vorlegen konnten, überhaupt nicht in die Liste eintrugen, obwohl sie schon anläßlich früherer Be- schwerden vom Kuratorium darauf hingewiesen worden sind, daß die Vorlegung der Papiere nicht zur Bedingung der Ein- tragung gemacht werden soll. Das Kuratorium hat nun deshalb eine dementsprechende Bestimmung in das Statut aufgenommen. Die Bestimmungen, die nun fast zwei Jahre in Geltung sind, haben nun allerdings nicht das gebracht, was von ihnen erwartet wurde, weil die Nachwcisleiter was Redner an einigen Bei- spielen zeigte allzu bureaukratisch verfahren. Gegenstand der Erörterungen war dann noch die Frage der Aufhebung des Nummernzwanges, die von den Arbeitgebern angeregt und auch von dem Vorsitzenden Dr. Freund sehr befürwortet wurde. Da aber' die Aufhebung des Nummernzwanges für die Arbeiter sehr "nachteilig sein würde, lehnten es die Arbeitnehmer entschieden ab, so daß der bisherige Zustand bestehen bleibt. Die'Flaue, die die wirtschaftliche Krise schon im Jahre 1007 auf dem Arbeitsmarkt im Brauereigewerbe hervorgerufen hatte, setzte sich auch im Jahre 1900 unter dem Einfluß der neuen Steuer- gesetzgebung in verstärktem Maße fort. Dagegen hat sich im Jahre 1010"eine merkliche Besserung eingestellt. Doch reicht der Ge- schüftsgang des Jahres 1010 an den von 1900 noch lange nicht heran. Zu beachten ist ferner, daß im Jahre 1910 die Vermittelung des Ringarbeitsnachweiscs durch den im Jahre 1909 erfolgten Austritt von 7 Brauereien aus dem Verein der Brauereien eine nicht unbeträchtliche Einschränkung erfahren hat. Der Redner betonte, daß der Arbeitsnachweis eine ganz andere Bedeutung er« reichen könnte, wenn er vom Ringe der Brauereien losgelöst und zum paritätischen Arbeitsnachweis für das ganze Brauerei- gewerbe ausgebaut werden würde, so daß er auch von den ring- freien Brauereien und deren Arbeitern benutzt werden könnte. Die Unternehmer haben sich aber auf den Standpunkt gestellt, daß an dem Nachweis in der jetzigen Gestalt nicht gerüttelt werden dürfe. Redner geht dann noch auf eine Aeußerung deS Vorsitzenden des Böttcherverbandes ein, die dieser in einer Ver- sammlung seiner Organisation gemacht hat. Danach solle der Brauereiarbeiterverband einer Umwandlung des Ringarbeits- Nachweises in einen paritätischen Arbeitsnachweis für das ge- samte Braugewerbe hindernd im Wege stehen. Und der Grund dafür solle die Befürchtung sein, daß der Brauereiarbeitervcrband nicht mehr den alleinigen Einfluß von Arbeitnehmerseite haben würde wie jetzt. Nach den soeben mitgeteilten Tatsachen müsse er, Redner, diese Behauptung KlapschuS' als unrichtig bezeichnen. Im Kartell der Brauereiarbeiter sei bereits seitens des Brauerei- arbeiterverbandes in Gegenwart von KlapschuS erklärt worden, daß er einen paritätischen Nachweis für das gesamte Braugewerbe anstrebe. Nach kurzer Diskussion zeigte sich die Versammlung mit der Tätigkeit ihrer Vertreter im Kuratorium einverstanden und nahm dann die Aufstellung des Kandidaten vor. Wie der Vor- sitzende H o d a p p hekannt gab, hat sich Dr. Freund für die Wählbarkeit von Gewerkschaftsbeamten ausgesprochen und auch der Verein der Brauereien hat sich damit einverstanden erklärt. Die von der Verwaltung und den Vertrauensleuten empfohlenen Kandidaten wurden nach längerer Diskussion über einzelne der- selben von der Versammlung aufgestellt. Zu Mitgliedern des Kuratoriums wurden Tröger, Schwedler, Jurisch und Person, als Ersatzmänner Junghans. Werth, Groß- fuß. Thaler, Schmidt, Knappe, Schulze und Pankalla bestimmt. Nach Erledigung einiger geschäftlichen Angelegenheiten schloß die Versammlung. Letzte ffochrlchtcn. Ueberfall auf eine polnische Bank. Myslowitz  , 21. Dezember.  (B. H.  ) Ein frecher Raub wurde heute nachmittag in der hiesigen Polnischen Bank verübt. Gegen 5 Uhr hörte der Inhaber eines neben der Bank gelegenen Geschäfts. daß im Bankgebäude mehrere Schüsse fielen. Er eilte sofort in das Bankgebäude und fand dort hinter dem Kontortisch den Buchhalter Müller tot vor. Auf dem Ladentisch stand eine Kassette mit einigen Geldscheinen und einigen Münzen. In dem ganzen Bureau herrschte eine derartige Unordnung, daß ange- nommen wird, daß bedeutende Geldsummen entwendet worden sind. Der Buchhalter Müller hatte einen Schutz in den Unterleib er- halten, so daß sein Tod auf der Stelle eintrat. Ein Mann sah, wie der Täter gleich, nachdem die Schüsse gefallen waren, aus dem Bankgebäude heraus st ürzte und davoneilte. Die Polizei hat drei Personen im Verdacht. Vier Kinder überfahren. Bremen  , 21. Dezember.(Amtliche Meldung.) Als heute nach« mittag gegen 5% Uhr der nach Bremen   fahrende Personenzug 703 den Eisenbahnübergang der Johannisstraße tn Hemelingen passierte, hoben vier aus Hemelingen   stammende Mädchen im Alter von 9 bis 13 Jahren den einen Schrankenbaum eigenmächtig hoch und versuchten, trotz des warnenden Zurufes des auf der anderen Seite des Ueberganges stehenden Wärters die Geleise zu überschreiten. Der in diesem Augenblick von Bremen   kommende Eilgüterzug 0012 erfaßte die Kinder, von denen drei durch Ueber- fahren auf der Stelle getötet wurden, während das vierte schwereVerletzungen erhielt; eS wurde nach dem städtischen Krankenhause gebracht.' Tödlicher Antomobilunfall. Bukarest  , 21. Dezember.  (W. T. B.) Der Generalsekretär im Unterrichtsministerium Theodoru wurde heute bei Husi am Pruth   gelegentlich einer Inspektionsreise bei einem Automobil- Unfall getötet. Ans der russischen Duma. Petersburg, 21. Dezember.  (W. T. B.) Die Reichsduma be- sprach in zwei Sitzungen die Erklärungen, welche der Marine- minister zu der Interpellation über den Ankauf von Cardiffkohle für den Hafen von Wladiwostok   abgegeben hat und nahm mit 112 gegen 01 Stimmen eine Uebergangsformel der Nationalisten an. In dieser wird erklärt, die russische   Flotte solle sich im Krieg und Frieden nur russischer Kohle bedienen. Die Reichs- duma beschloß sodann einstimmig, den Marineminister wegen der Havarie des LinienschiffesSslawa", welche sich hier, in Ports- mouth und in Algier   ereigneten, zu interpellieren. Treihig Arbeiter verschüttet. Nikolajclv(Gouvern. Cherson  ), 21. Dezember.  (W. T. B.) Bei dem Einsturz eines Getreidespeichers wurden 30 Arbeiter verschüttet; bisher wurden 5 Leichen geborgen. Erneute Betricbseinschränkung in der Baumwollindustric. Boston  , 21. Dezember.  (W. T. B.) Die Vertreter der größten Baumwollspinnereien in England haben beschlossen, falls sich die Zustände nicht bessern, im Januar Schritte zu einer gemeinsamen Bctriebseinschränkung zu unternehmen. Die Cholera in der Türkei  . Koustantiuopel, 21. Dezember.  (W. T. 23.) In den letzten 24 Stunden wurden 43 Erkrankungen an Cholera und 20 Todes- fälle festgestellt. Maul Singer& Co., Berlin   S W. Hierzu 3 Beilagen o. llaterhaltungtibü