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Nr. 299. 27. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Bonerstag, 22. Dezember 1910.

Die Hölle von ieltschin.

ständige Handlung, sondern in Verbindung mit Körperverlegung, an

die sie sich anschloß, eine fortgesezte Handlung anzunehmen sein. Die Plaidoyers der Staatsanwaltschaft.

war

bei dem

Plädoyer des Nebenklägers.

rauchen, für lebertretung des Sprech- und Sitzverbotes 50 und mehr Lang je 30 M. Geldstrafe, während Brosinsky und Habedank frei­Hiebe austeilen ließ. Und dann der Fall, wo Bünger und Piakowski zusprechen seien. Bezüglich Breithaupt wird für den Fall der Ver­zwei gefundene Eier essen, ohne sich etwas dabei zu denken, und jeder urteilung sofortige Verhaftung beantragt. 100 Peitschenbiebe erhalten, so daß sie wochenlang nicht sitzen Neunter Tag. können! Breithaupt hat auch ohne Untersuchung gezüchtigt, und wie mancher Als Vertreter des Nebenklägers weist Rechtsanwalt Dr. Kurt da unschuldig mag worden sein. Der gestrige Tag brachte die Plaidoyers, aber zur Urteil Das ist ja das Unglück, gezüchtigt Rosenfeld noch einmal auf die Quelle der Mieltschiner Greuel hin, daß Breithaupt auf ganz ges fprechung tam es noch nicht. Zu Beginn der Sitzung weist der Borsigende Landgerichtsdirektor wissenlose Denunziationen von Burschen, die sich vielleicht beliebt auf die Unfähigkeit Breithaupts und seiner Gehilfen. Breithaupts Gockel die Angeklagten darauf hin, daß in der Beurteilung der machen wollten, einging. Richtig wäre es gewesen, solche gewissen Prinzip war von Anfang an die Schneidigkeit. Schläge waren sein lose Lumpent selber zu züchtigen, dann hätte es das fameradschaft-" Erziehungsmittel", und ohne Rücksicht gebrauchte er die Peitsche, Straftaten sich eine Aenderung ergeben könne. werde möglicherweise in den Fällen, wo er als Anstifter angeklagt mieltschin vorgekommen ist, fein Menschenleben zu beklagen ist, da- waren auch die Arreststrafen und die Fesselungen, bei denen die Breithaupt liche Gefühl in der Anstalt gefördert. Daß bei all dem, was in die selbst in Zuchthäusern faum noch gebraucht wird. Grausam ist, teils als Alleintäter in Frage kommen. Bei den anderen An­mit geradezu mittelalterlichen Echließwerkzeugen gefesselten für möge Breithaupt seinem Schöpfer danken. geflagten könne, soweit sie Breithaupts Anordnungen befolgten, oder durch Entziehung Er strafte eine Ueberschreitung dieser Anordnungen angenommen werden. Nach diesen Ausführungen, die trotz aller Schärfe der Vor- Jungen oft sich nicht legen fonnten Bezüglich der Freiheitsberaubung werde vielleicht nicht eine felb- würfe gegen Breithaupt den Berteidigern ein tüchtiges Stück der Decken und des Strohsacks gequält wurden. ohne rechte Untersuchung ihrer Arbeit abnehmen, rechnet der Staatsanwalt vor, daß die geringsten Anlaß und 39 zur Auflage stehenden Fälle von Körperverlegung, die gegen ganz nach Gutdünken. In Mieltschin herrschte doch Kriegszustand," " Er 18 3öglinge begangen worden sind und sich auf nur drei Monate hat er sich entschuldigt. Er sab also in seinen Zöglingen nicht junge verteilen, eine außerordentlich hohe Zahl bedeuten gegenüber der Leute, die er fördern sollte, sondern einen Feind, den es zu vernichten Zur Anklage in ihrem allgemeinen Teil ergreift Staatsanwalt Belegungsziffer von im Höchstfall 70 3öglingen. Geprügelt habe man galt. Ueber seiner Anstalt konnte der Willkommgruß stehen: Ihr, Reiner das Wort. Um das Verhalten der Angeklagten richtig be- aber noch viel öfter; wie oft, das sei nicht zu ermitteln, weil Straf- die Ihr hier eintretet, laßt alle Hoffnung hinter Euch!" Und in diese urteilen zu können, müsse man nach Mieltschin selber blicken. In listen nicht geführt wurden. Es sei anzunehmen, daß im Durchschnitt Anstalt trat Ruppert ein, ein stiller Junge, dessen psychopathische her erst entstehenden Anstalt war alles noch unfertig, es fehlte noch täglich mindestens e i ne Büchtigung vorgenommen wurde, während z. B. Veranlagung dem Pastor Breithaupt unmöglich verborgen geblieben und eine Instruktion hatte man noch nicht. Leiter wurde Pastor troh sehr viel höherer Belegungsziffer nur ganz vereinzelt geprügelt Ruppert schreckte: Wenn du nicht still bist, bekommst du auch eine Arrestzelle, ebenso eine Badeeinrichtung, eine Bibliothek usw., in der Anstalt Lichtenberg , die doch Jungen derselben Art hatte, fein kann. Die ganze Roheit Breithaupts zeigte sich schon in der Aeußerung, mit der er den beim Anblick von Züchtigungen weinenden Breithaupt, dem man übrigens( meint der Staatsanwalt) den Titel worden sei. Ein völliges Verbot des Prügelus ist, meint der Bastor" zu Unrecht gibt. da er nie ordiniert worden ist. Er Staatsanwalt, nicht zu empfehlen. noch was!" Bald behandelte er dann ihn selber so. Entsetzlich Er führt hierzu aus: ist felber suchte sich seine Gehilfen, und er machte es, wie der König Körperliche Büchtigung ein durchaus brauchbares waren die sich immer wiederholenden Züchtigungen nach dem Flucht­und im Evangelium, der die Gäste von der Straße lud, gute manchmal durchaus erforderliches Erziehungsmittel. Aber wie versuch, die Erpressung eines Geständnisses nach dem vermeintlichen und schlechte. Was Breithaupt fand, waren vielleicht Männer Kuchen und Buderbrot fein tägliches Nahrungsmittel sein Wesserdiebstahl. Bei der nach einigen Tagen vorgenommenen er­von gutem Willen, aber keine Erzieher. Schiffbrüchige waren können, so dürfen Stod und Beitsche nicht vorwiegendes neuten Auspeitschung wegen Fluchtverdachts schlug Breithaupt auf den Jungen, als er mit dem Schemel umgestürzt war, noch wacker darunter, Leute, die durch Trunk oder Straftaten nach Hoffnungstal Erziehungsmittel sein, sonst müssen die Jungen völlig verein. Das tennzeichnet Breithaupt, und darum ist ihm auch zuzu­geraten waren und von da als Erzieher für Mieltschin geworben fommen. Widerwärtig und ekelhaft sind die Fälle von Einsperrungen trauen, daß Schläge auf die Fußsohlen, wo sie gegeben wurden, wurden. An ihre Spize trat Breithaupt, von den Unfähigen der im Keller und von Fesselungen, doch zweifelhaft, ob Breithaupt von ihm direkt angeordnet waren. Mit Unrecht bringt die Staats­Unfähigste, ein Mann, der feinerlei Vorbildung für sein schweres hierfür immer verantwortlich ist. Es erscheint fraglich, ob er sich Amt mitbrachte, weil er nie im Fürsorgeerziehungswesen aus das als Quälerei ausgedacht hatte. Bezüglich der Schläge auf die anwaltschaft den Aussagen der Fürsorgezöglinge Mißtrauen entgegen. gebildet worden war. Auch seiner ganzen Persönlichkeit nach Fußsohlen ist nicht erwiesen, daß er sie als Strafe anordnete. Nur, Maurerpolier Wittig bestätigt worden, und auch die in Berlin fest Besonders im Fall Ruppert ist Rupperts Darstellung durch den er ungeeignet. Zu solchem Beruf gehört viel Geduld wenn die Jungen firampelten, ließ er die Schläge auf die Fußsohlen zu. gestellten Mißhandlungsspuren sprechen für seine Glaubwürdigkeit. und gar keine Nerven, bei Breithaupt aber war es um- Zur Frage der Glaubwürdigkeit der Fürsorgezöglinge, die als gekehrt, er hatte gar feine Geduld und viel Nerven. Beugen aufgetreten sind, erklärt der Staatsanwalt, daß er im all- Noch heute leidet er unter den Folgen, und gerade mit Bezug auf ihn Er ließ sich von seinem Temperament hinreißen, und so find die Miß- gemeinen den Angaben der Angeklagten den Vorzug gebe, und ist es unbegreiflich, wie der Staatsanwalt für Breithaupt mildernde handlungen zu erklären. Er beging sie im Jähzorn und in Wut. vieles sei ja von diesen eingeräumt worden. Umstände empfehlen kann, weil dauernder Schaden nicht entstanden sei. Die Zöglinge Dem ganzen Fürsorgewesen hat er unerfäßlichen Schaden zugefügt, feien vielfach selber mißhandelt worden, mancher dente mit Wenn nicht die Presse und nachher die Behörden eingegriffen hätten, so denn die Vorgänge in Mieltschin find unverdient auf alle anderen Bitterfeit an Mieltschin zurück, auch seien unter ihnen fittlich wäre vielleicht nicht einer der Böglinge gesund den Händen des Andererseits sei zu Pastors entronnen. Fürsorgeerziehungsanstalten zurüdgefallen. Unverdient haben auch Anfechtbare oder geistig Minderwertige. die Anstalten Bodelschwinghs sich Breithaupt und Engels an die Rock- glauben, daß der Bögling Eggert tatsächlich im Auftrage Breithaupts den nicht die Stadt Berlin , sondern die Gesellschaft Fürsorgestift­Es fann zweifelhaft sein, ob dem Anstaltsleiter Breithaupt, schöße hängen lassen müssen. Beide hatten mit Bodelschwinghs die am schwersten mißhandelten Jungen dahin beeinflußt hat, daß Anstalten nicht das geringste zu tun, denn sie waren längst aus sie vor der Untersuchungskommission Breithaupt möglichst wenig be- Mieltschin" angenommen hatte, überhaupt das Büchtigungsrecht ihnen entlassen, als sie nach Mieltschin gingen. Breithaupt wurde lafteten. Es sei begreiflich, daß Br. sich wie ein Ertrinkender an zustand. Stand es ihm aber zu, so hat er es in schwerster Weise entlassen wegen eines nicht ganz aufgeflärten Vorkommnisses, und einen Strohhalm flammerte, aber er habe verwerflich und auch furcht überschritten. Seine Motive sollen nicht schlecht gewesen sein? Es ist zu vermuten, daß er aus Lust am Prügeln geprügelt hat. Während Engels fchied aus, weil ihm die Freudigkeit zu seinem Beruf bar dumm gehandelt. Bezüglich der Rechtslage führt der Staatsanwalt aus, daß was er getan hat, gehabt. Sein ganzes Verhalten ist geradezu ein des ganzen Prozesses hat er kein Wort des Bedauerns über das, fehlte. So waren die Zustände in Mieltschin und die leitenden Ber - gegenüber den Fürsorgezöglingen Breithaupt das Züchtigungsrecht Hohn auf die Fürsorgeerzichung. Nur die äußere Disziplin juchte fonen, als die ersten Lichtenberger schweren Jungen famen. Die gehabt, es aber mit den aus geringen Anlässen verhängten Strafen, er aufrecht zu halten, und zwar mit Mitteln, die mehr nach Folter Anstalt Lichtenberg beherbergt die üppigsten Pflanzen aus den Auspeitschungen, Fesselungen, Hungerkuren gröblich überschritten aussehen. Es ist gewiß richtig, daß auch die Berliner Waisen­dem Sumpf der Großstadt. Wenn auch nicht gerade habe. Von fahrlässiger Ueberschreitung könne keine Rede sein. Es verwaltung einen Fehler gemacht hat, als sie es dahin kommen die schlimmsten für Mieltschin ausgesucht wurden, so wurde doch handle sich um vorfäßliche, zum Teil gemeinschaftlich begangene ließ, daß ein solcher Mann auf einen solchen Posten gestellt wurde. bei der Auswahl sehr wenig sorgfältig verfahren. Böse, böse Körperverlegungen mit gefährlichen Werkzeugen, um eine leben- Die Schuld trifft aber auch die Leiter jener Gesellschaft, die sich mehr Burschen waren darunter, Burschen, die als Bäderaften und Erpresser gefährdende Vehandlung und um Freiheitsberaubung. bestraft worden waren, Zuhälterei versucht hatten, sich der Be- Die einzelnen Fälle werden dann von dem Vertreter der Staats- darum hätten fümmern müssen, ob Breithaupt geeignet war. Doch Das Bewußtsein der ihm ein­drohung, der Störung des Gottesdienstes schuldig gemacht hatten anwaltschaft Assessor Dr. Simon näher erörtert. Er kommit zu dem das entlastet nicht Breithaupt. und dann die große Masse schwerer und schwerster Vergehen gegen Schluß, daß nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme schuldig sind: geräumten Selbständigkeit hätte sein Verantwortlichkeitsgefühl steigerir das Eigentum. Wenn solche Jungen im Alter von 18-20 Jahren Breithaupt in 6 Fällen der gefährlichen Körperverlegung, in 19 Fällen müssen. Ihm sind mildernde Umstände zu versagen. noch erziehbar sind, was fraglich erscheint, so find päda- der Anstiftung zu solchen, in 4 Fällen der Freiheitsberaubung, ferner Die Plädoyers der Verteidiger. gogische Genies dazu nötig, während in Mieltschin ganz unfähige der gefährlichen Körperverlegung in 28 Fällen Engels, in 8 Fällen Zur Verteidigung Breithaupts ergreift dann Rechtsanwalt Dilettanten als Erzieher" tätig tvaren. Der Pastor Wrobel, in je 2 Fällen Wendland und Niemschneider, in je 1 Fall Dr. Illich das Wort. Er schildert die Entwickelung der Persönlich­Breithaupt( der Staatsanwalt selber gab ihm hier und noch mehr- Schüler und Lang. Gegen Brosinsky und Habedank sei keine Schuld feit Breithaupts, sein Interesse für die sozialen Aufgaben der Zeit", fach den Titel Paftor") hatte gewiß den besten Willen und fühlte erwiesen. feine Tätigkeit im Dienst an den Enterbten", und sucht glaubhaft sich in Mieltschin als Knopf auf dem Kirchturm", aber im Kampf Staatsanwalt Reiner beantragt dann Zubilligung mildernder zu machen, daß Breithaupt hiernach keinen Grund hatte, feinen mit den Jungen unterlag er. Seine einzigen Kampfesmittel waren Umstände in weitgehendem Maße, indem er hinweist auf die Kräften zu mißtrauen, und auch an die ihm in Mieltschin gestellte Hunger, Feffeln, Peitschen. Auch an friedlichen Bildern fehlte es Unfertigkeit der Zustände in Mieltschin und auf die Unfähigkeit Aufgabe sich heranwagen durfte. Daß die Lösung mißlang, Iag nicht: er ging vielfach gut mit den Jungen um und brachte ihnen Breithaupts und seiner Gehilfen. Auch fei Breithaupt an all den äußereu Umständen, die ihm hindernd entgegentraten. Die soviel Liebe entgegen, wie mancher von ihnen wohl sein Leben lang wenigstens in seinen Motiven nicht grausam gewesen; er habe nur Strafmittel, zu denen er griff, waren nicht zulässig, aber er hielt nicht erfahren haben mag. Kam er aber hiermit nicht durch, so strafen wollen, habe sich aber in Strafart und Strafmaß vergriffen. fie für zulässig. Ihre Wirkung war übrigens gewiß nicht so schlimm, griff er zu gewaltsamen Buchtmitteln und wurde roh und brutal bis Mildernd wirke ferner, daß er es mit widerspenstigen Jungen zu wie es scheinen könnte. Auch haben die Jungen dem Pastor die zur Grausamkeit. Er strafte hart aus geringstem Anlaß, ja oft ohne tun hatte. Und schließlich sei auch zu erwägen, daß er keinen Züchtigungen gar nicht so sehr nachgetragen. Bei allem, was er jeden Anlaß. Gewiß war's ihm nicht zu verdenken, daß gegen- dauernden Schaden verschuldet habe. Beantragt werden gegen getan hat, muß man ihm zubilligen, daß er vom besten Willen über Burschen, die ihm pazig entgegentraten, ihm die Hand lose wurde Breithaupt 1 Jahr Gefängnis, gegen Engels 4 Monate Gefängnis, befeelt war. Daß er aus Lust geprügelt hätte, davon kann und er zu sofortiger Büchtigung einen Jagdhieb gab. Was aber soll gegen Wrobel 2 Monate Gefängnis, gegen Wendland 1 Monat Ge- feine Rede sein. Immer hat er ein Büchtigungsrecht ausüben man dazu sagen, daß er für einen Zwiebeldiebstahl, für Zigaretten- fängnis, gegen Riemschneider 60 M. Geldstrafe, gegen Schüler und wollen. Die Frage, ob die Behandlung lebensgefährdend war,

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Kleines feuilleton.

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Notizen.

- Die Oberbürgermeisterin als 8ensor. Man sollte meinen, die Zenfur hätte alle Gelegenheiten, sich lächerlich zu machen, erschöpft. Allein man irrt, hierin ist sie wahrhaft genial. In Hagen i. 2. sollte ein Drama eines eingeborenen Dichters aufgeführt werden. Bisher war man ohne Bensur ausgekommen. Aber siehe da: das neue Stück wurde am Nachmittage der Auf­Indes Herr Cuno ließ sich erweichen, daß noch eine höhere Instanz führung vor die Zensur geladen, am Abend aber vom freifinnigen Oberbürgermeister Euno wegen angeblicher Schweinerei verboten. angerufen wurde: die Frau Oberbürgermeisterin. Umsonst.

fonnte Cäsar eine Schuldenlast von 5 Millionen duhäufen, die Schulden des Antonius beliefen sich auf 8 Millionen, und Milon hatte seinen Kredit bis zu beinahe 14 Millionen ausgenutzt.-Theater Chronit. Schönherrs neues Drama Das rasche Zufließen des Goldes stumpfte die Sinne ab, Glaube und Heimat" wird auch im Lessing - Theater aufgeführt Die Kuh. Die Kuh ist ein nüßliches Tier, weil sie Milch gibt. man wurde jorglos, und viele steinreiche Männer ruinierten werden. Sie ist sozusagen der Milchtopf der Natur. Manchmal ist die Kub sich durch die unerhört prunkvollen Bankette, die sie aus Freude auch aus Porzellan. Dann haben sich Natur und Kunst, die sich so am Glanze ihren Freunden gaben. Nicht selten wurden für irgend oft zu fliehen scheinen, gefunden. Die Kub, die ich fürzlich sah, einen erotischen Fisch, der in Rom schwer zu erlangen war, 2000 m. war aus Porzellan. Auf der linken Seite des Körpers hatte man bezahlt. Aber daneben blühte der Wucher, eine Verzinsung, die heute ihr das Fell abgerissen und sie mit dem Bilde des Stadttheaters vom Strafgesetzbuch geahndet würde, war ortsüblich, ja wenn man geziert. Demnach stellte die Kuh ein Andenken" dar. Als ich für verliehenes Geld 3 oder 4 Proz. Zinsen für den Monat be­nähertrat, sah ich staunend, wie sich das Nützliche dem Schönen einte. anspruchte, galt das als völlig normal. Brutus, der wirklich als Die Kuh hatte nämlich im Rücken ein großes Loch. erfreut, sie ist noch mehr als ein" Andenken", sie ist zugleich war feineswegs weniger selbstlos. Die Pächter der Staatseinnahmen Ach, dachte ich ehrenwerter Mann berühmt war, verlangte 48 Proz., und Atticus ein Aschbecher. Das aber tvar eine Täuschung. Eine in Asien , die unter Sulla der Republick ein Darlehn von hundert Kuh ift fein Aschbecher, sondern fie ist ein nüßliches Millionen gegeben hatten, erhielten nach zwölf Jahren 600 Millionen Tier, weil sie Milch gibt, sie ist sozusagen der Milchtopf der Natur. zurückgezahlt. Als ich das Wundertier interessiert näher betrachtete, stellte ich fest, daß sie gerade" Muh" sagte, denn das Maul war weit geöffnet. Der Schwanz aber war nach oben gebogen und mit dem Ende auf dem Rücken festgewachsen. Und, am Schwanz war ein Bettelchen befestigt, darauf stand geschrieben: Milchtopf. Und ich hatte diese milchspeiende Kub erst für ein Andenken" und dann für einen Aschbecher" gehalten! Beschämt schlich ich weiter.

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Zu diesem aus dem Leben gegriffenen Beispiele bemerkt der " Kunstwart": Wie viele Geschwister, Tanten, Basen und Nichten dieser Kuh werden auch dieses Weihnachten wieder in die Gemächer gelassen werden, in denen doch eigentlich Menschen wohnen? Anders gesprochen: wie viele Hausgreuel?

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Schließlich begnügte sich der gestrenge Stadtoberwächter aber mit einigen Streichungen, damit der Abend das gefüllte Theater wartete eine geschlagene Stunde auf das salomonische Urteil- nicht verloren gehe. Am nächsten Tage aber wurde das Stück definitiv verboten. Frau Oberbürgermeisterin tats nicht anders.

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- Von Anno dazumal mutet eine Staatsaftion an, die Der Hofkapellmeister sich eben in Braunschweig abspielt. Riedel soll auf" höchsten Befehl" mit Schluß der Spielzeit abgehen wenn er mag der Form halber auch noch ein Ent­

und darf­

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Das Elend des deutschen Bühnenspielplans. Aus dem Deutschen Bühnen Spielplan"( Novemberheft), der mit Unterstützung des Deutschen Bühnenvereins bei Desterheld u. Co. in Berlin erscheint, ergibt sich, daß von den 17 150 Aufführungen, die von 236 deutschen Bühnen angezeigt werden, das Schauspiel mit etwa 3702 Auf­führungen überwiegt, die Operette mit 2208 Aufführungen allein den dritten Teil des gesamten Repertoirs füllt, während die Oper mit etwa 1240 Aufführungen benachteiligt erscheint. Das Opernrepertoire beherrscht Wagner mit 295 und Puccini lassungsgesuch einreichen. Er mag aber nicht, und das Publikum mit etwa 117 Aufführungen. Was man nicht ohne weiteres erwartet benut jede Gelegenheit, dem Gemaßregelten feine Sympathie dar­ist, daß Mozart mit einer sehr geringen Aufführungsziffer vertreten einer Beleidigung einer Sängerin, die sich besonderer Vorliebe am Das unfühnbare Vergehen des Kapellmeisters besteht in ist. Bizets" Carmen" oder" Mignon" von A. Thomas allein Werfen, während Lorking doppelt so oft wie Mozart auf wiefen ebensoviel Aufführungen auf wie Mozart mit allen seinen geführt wurde.

zutun.

und Tänzerinnen haben von jeher an den Höfen viel mehr Einfluß ofe erfreut. Daraus ergaben sich( inzwischen zurückgenommene) Zivilflagen und das brüste Entlassungsschreiben.... Sängerinnen

gehabt als Minister, Autoritäten und Künstler. Die deutsche Kultur­geschichte, soweit sie von den Serenissimis beliebt wurde, ist voll von ihren Taten. Die Wiener freie Boltsbühne hat im letzten Jahre

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biel

Macht der Waffen seinen Besitz erweitert und das römische Weltreich Altrömische Millionäre. Wenn imce cas alte Rom durch die um eine neue Provinz bereichert hatte, dann begann für die herrsch süchtige und uneriättliche Geldaristokratie der ewigen Stadt eine Zeit Die Dperettenkönige find immer noch Lehar und Leo Fall . der Ernte und in kurzer Frist war alles Gold, aller Landbesitz auf- Im Schauspiel überwiegt bei weitem das Lustspiel. Die gefogen, die Finanzmagnaten hatten ihren Reichtum vergrößert und Blumenthal und Kadelburgschen Lustspiele halten sich besonders in die Zahl ihrer Sklaven vermehrt. Es waren gewaltige Vermögen, der Provinz. Der meistaufgeführte Dramatiker bleibt Schiller mit die auf diese Weise aufgehäuft wurden. Im Mercure zirka 330 Borstellungen, demgegenüber Goethe mit zirka 80 ver- 2500 neue Mitglieder aufnehmen können; sie hat 1906 mit 1200 de France" beröffentlicht Baul Louis eine fesselnde Studie Schwindet. Stleist scheint gegen früher im Steigen begriffen zu sein. Mitgliedern begonnen und hat heute 15 000. Fünf Theater über den Ursprung des antifen Kapitalismus und be Von zeitgenössischen deutschen Dramatitern ist eigentlich feiner zu zu wenigstehen ihr an den Nachmittagen zur Verfügung. Dabei richtet dabei von den enormen Einfünften, deren viele nennen, der in ähnlicher Weise, wie es auf dem Gebiet der Oper sind diese Theater so klein, daß Stücke, die alle Mitglieder sehen hervorragende Staatsbürger sich erfreuten. Atticus, der Freund des und Operette geschieht, fich einer hervorragenden all- follen, breiundzwanzigmal gespielt werden müssen. Geplant ist eine Cicero, verfügte über eine Rente von 2 Millionen, und zur Zeit des gemeinen Beliebtheit zu erfreuen hätte. Gerhart Hauptmann tritt Faust"-Aufführung mit dem in Berlin unvergessenen Jarno als Augustus häufte der Augure Lentulus ein Vermögen von über auf dem Repertoire sehr zurück und wird von Sudermann um das Mephistopheles . Das Bühnenheft wird in eine Zehnheller- Monats­80 Millionen in furzer Zeit auf. Den gleichen Reichtum erwarb Doppelte in der Zahl der Aufführungen übertroffen. In der schrift umgewandelt, die u. a. auch die neuen Dichter, die sich immer Narcissus, der berühmte kaiserliche Freigelassene, und Seneca , dramatischen Uebersetzungsliteratur halten sich Jbsen, Björnson und häufiger unter den Schutz der künstlerischen Volksorganisation stellen, der gelassene Philosoph, hinterließ bei seinem Tode ein Shakespeare mit je etwa 100 Aufführungen auf gleicher Höhe. Man durch ihre novellistischen und Ihrischen Produkte den Mitgliedern be­Bermögen bon weit über 50 Millionen. Die reichsten fann danach die augenblicklich erhöhte Sympathie für Björnson, der kanntmachen will. Die Volksbühne, die bekanntlich vom Unterrichts­Senatoren hatten zur Zeit der ersten Kaifer eine Rente noch vor kurzem weit hinter Jbsen zurückstand, erkennen. Etwa ministerium subventioniert wird, hat bei einem Etat von 160 000 von durchschnittlich 2-3 Millionen. Dieser Ueberfluß an Reich- 24 Proz, alio fast ein Viertel des Schauspielerrepertoirs find Ueber- Kronen 20 000 kronen Vermögen. Sie hat vom Oktober 1906 bis tümern drängte finanzielle Bedächtigkeit in den Hintergrund und fegungen, von denen allein 10 Broz. auf die französische Literatur in den Mai 1910 veranstaltet: 317 Theatervorstellungen und 12 führenden Politikern gewährte man gern riesige Darlehen. So entfallen. Sinfoniekonzerte mit 802 236 Besuchern.