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Ar. 299. 27. Jahrgang. 2. MW im Jotitiirto" Knlim illollislilntl. Soitnetstiij, 22. Dezmbn 1910. Bergwerlishataftroplie in Cngland. 350 Arbeiter in Lebensgefahr. Ein schweres Grubenunglück hat sich gestern auf der Prätoria-Grube der H i l t o n-K ohlenbergwe r ks ges eil- schaft in Bolton   in der englischen Grafschaft Lancester zugetragen. In einem Schacht kam es aus bisher unbekannten Ursachen zu einer Explosion, die die Grube in Brand setzte. Da durch die Explosion die Fahrstühle in Mitleidenschaft gezogen wurden, ist die in der Grube arbeitende Belegschaft in einer Stärke von etwa 350 Mann von der Außenwelt abgeschnitten. Trotzdem das Feuer fortwütete, wurden sofort umfangreiche Rettungsversuche organisiert. Die Bergungsarbeiten werden durch den aus dem Schacht aufsteigenden Qualm sehr ge- hindert. Bis 8 Uhr abends wurden acht Mann der B ele g sch a ft le b end und fünf als Leichen ge° borgen. Bei dem Versuche, sich ohne Rauchschutzapparat an den Rettungsarbeiten zu beteiligen, ist ein Unterdirektor des Bergwerks erstickt. Nach einem um 9 Uhr abends eingelaufenen Tele- gramm aus Bolton wurde von Mitgliedern der Rettungsabtcilung die Ansicht ausgesprochen, daß so gut wie keine Hoffnung vorhanden sei, die ein geschlossenen Bergleute zu retten. Der immer noch fort dauernde Brand in der Grube macht es den Rettungs Mannschaften zurzeit unmöglich, in die Grube ein- zudringen. Ueber die Katastrophe berichten Spezialtelegramme desPretz-Telegraph" noch folgende Einzelheiten: Manchester  , 21. Dezember. Die über den beiden Hauptein- gängen der Grube befindlichen Gebäude wurden zerstört, so daß die Schächte verschüttet und durch die Förderstühle verstopft sind. Die Ventilation wird hier vollkommen ver- h i n d e rt. Sofort nach dem Bekanntwerden des Unglücks setzte eine aus- gedehnte Hilfstätigkeit ein. Da man jedoch merkte, daß die Schächte in Flammen stehen, konnte nur mit äußerslee Vodicht vorgegangen werden. In einer Nebeneinfagrt wurden Tiere in die Grube hinabgelassen. Als man sie wieder lebend heraufziehkn konnte, stiegen sofort Rettungsmannschafte» hin- ab. Sie stießen zuerst auf die Leiche eines Knappen, die voll- kommen verkohlt war. Manchester  , 21. Dezember. Bis abends 10 Uhr waren zwölf Lebende und 15 Tote aus der Prätoria-Grube geborgen. Nach den Berichten der Geretteten müssen noch weitere Lebende unter Tag sein. Das Feuer scheint nicht alle Schächte er- griffen zu haben. Die Rettungsarbeit wird daher mit fieberhafter Geschwindigkeit fortgesetzt. Der durch die Katastrophe verursachte Materialschaden ist ge wältig, da der Betrieb auf der Grube längere Zeit ruhen muß, bis das Feuer erstickt ist. Zm Lage der Kleinbauern und Landarbeiter. Iii. Mißachtung der Unfallvcrhütungsvorschriften; Aus- beutung von Kindern. Ungeheuer groß ist nach den meisten Berichten die Zahl der vorgefundenen Mängel und Berstöste gegen die Unfallverhiitnngs- Vorschriften. So fanden die Aufsichtsbeamten vonSchwaben   und Neuburg  " in 6202 kontrollierten Betrieben insgesamt 48 869 Mängel 7,9 Proz. Betriebe! In derPfalz  " wurden 1772 Be- triebe besichtigt und dabei 13 469 Mängel festgestellt!Ober- franken" berichtet von 16 122 Verfehlungen gegen die Unfallver- hütungsvorschriften in 2635 revidierten Betrieben. Der Aufsichts- beamte fürUntersranken" entdeckte in 2975 Betrieben insgesamt 19 694 Mängel. Der Bericht fürOberpfalz  " erwähnt, daß in 1447 revidierten Betrieben 8463 Mängel vorgefunden wurden. Stärker war die Kontrolle der Betriebe inMittelfranken  ". Es wurden dort 3969 Betriebe revidiert und dabei 31 821 Mängel be- anstandet. Der Bericht fürMeiningen  " erwähnt: Auch im Berichtsjahre wurde gelegentlich der Betriebsrevisio- nen von vielen Landwirten lebhafte Klage darüber geführt, daß die zurzeit geltenden Unfallverhü.tungsvorschriften viel zu allgemein gefaßt und schwer verständlich sowie schwer durchzuführen seien." Einzelne Aufsichtsbeamte führen auch aus, daß sie ihre Be- kriebsrevisionen vorher erst anmelden, also gar nicht unerwartet erscheinen. InNiederbayern  " werden die Revisioneneinige Tage vorher dem Bürgertneister angesagt" usw. Unser bureaukratisches Polizeiwesen kennzeichnet auch der BerichtBrandenburg  " wie folgt: Die Unfallverhütungsvorschriften sind zwar inhaltlich nach Möglichkeit den Polizeiverordnungen betreffend die Einrichtung und den Gebrauch landwirtschaftlicher Maschinen, die nicht im Fahren arbeiten, angepaßt worden, aber ei« völlige Uebcrein- stimmung war, zumal da die maßgebenden Pntizcivorschriftcn für die beiden Regierungsbezirke in mancher Hinsicht voneinander ab- weichen, nicht zu erreichen." InOberbayern  " wurden in 1333 Betrieben allein 9915 Mängel gefunden. Der Bericht fürSchlesien  " führt an: Von den 4185 revidierten Betrieben wurden 4165 Be- triebe 99,52 Proz. beanstandet: ohne Mängel waren nur 29 Betriebe 0,48 Proz. Die Zahl der beanstandeten Maschinen und Betriebseinrichtungen beträgt insgesamt 26 989: mithin fanden sich im Durchschnitt 6,26 Mängel in jedem beanstandeten Betriebe. Im einzelnen richteten sich die Verstöße gegen folgende Teile der Unfallverhütungsvorschriften: Teil I(Maschinen) in 19 519 Fällen. Teil II(Nebenbetriebe) in 429 Fällen, Teil III (Hauptbetriebe) in 15 159 Fällen." Im BezirkLothringen  " fand der Aufsichtsbeamte in 239 Orten mit 2699 Betrieben allein 8632 Verfehlungen! Der Bericht fürKönigreich Sachsen" führt in zwei Tabellen eine Berechnung aus,welch erheblicher Betrag für Betriebsunfälle bisher gezahlt worden ist, die hätten vermieden werden können, wenn den Unfallverhütungsvorschriftcn in gehöriger Weise nach- gegangen worden wäre". Die Berechnung erstreckt sich auf Unfälle vom Jahre 1899 ab und gibt an, daß 392 Unfälle seit dieser Zeit mit 199 779 M. ent- schädigt werden mußten, die aufNichtbeachtung der Verhütungs- vorsckriften seitens der Versicherten zurückzuführen sind". Wesent- lich höher ist der Prozentsatz der Unternehmer» und zwar 1543 Fälle mit 693 191 M. Der Aufsichtsbeamte empfiehlt strengere Bestrafung der Unternehmer, indem er ausführt: Die Erfahrung hat gelehrt, daß Unternehmer, die mit gering- fügigen Strafen belegt wurden, der Beseitigung der gerügten Uebelstände, trot? der Bestrafung, weniger nachkamen als die- jenigen, über welche höhere Strafen verhängt worden waren, und e? wird deshalb der Vorstand genötigt sein, in Zukunft die er- gehenden Ordnungsstrafen in fühlbarerer Weise wie bisher zu bemessen, um so mehr, als es sich bei den meisten verhängten Strafen um bei Nachrevisionen gefundene mangelhafte Betriebs- einrichtungen handelt, wenn sich die Erwartung, daß die Berufs- genossen die Notwendigkeit der Durchführung der Unfallverhütungs- Vorschriften einsehen und den geltenden Vorschriften auch nach- kommen, nicht verwirklichen sollte." Ueber die Verwendung von Kindern und jugendlichen Zlrbeitern auch an gefährlichen Maschinen in der Landwirtschaft berichtet Unterfranken  ": Von einem Mitglieder der Genosscnschaftsversammlung, Dekan Zeitler von Burgsinn, wurde, unter Bezugnahme auf den statistisch nachweisbaren überaus hohen Prozentsatz von noch im Kindesalter stehenden Personen, die durch rücksichtslose Bcr  - Wendung namentlich bei Bedienung von Maschinen jährlich an Leben und Gesundheit zu Schaden kommen, als dringend ver- anlaßt bezeichnet, nicht nur die bestehenden einschlägigen Unfall- Verhütungsvorschriften ohne jeden Rückhalt und unter An- Wendung von Strafen zur Durchführung zu bringen, sondern auch die zu niedrige Altersgrenze von 12 Jahren entsprechend höher, bis zu 16 Jahren, zu normieren." Ebenso berichtet der Aufsichtsbeamte des BezirksOber- franken": Die Beschäftigung jugendlicher oder weiblicher Arbeiter an gefährlichen Maschinen oder mit besonders gefahrbringenden Ar- beiten wurde auch im Berichtsjahre wiederholt beobachtet. Leider wurde nach§ 29 der Unfallverhütungsvorschriften, wonach Kinder unter 12 Jahren unmittelbar an Maschinen nicht beschäftigt werden dürfen, mehrfach außer acht gelassen. Auf diese Weise erlitten einige Kinder recht bedauerliche Unfälle an Maschinen, die noch dazu nicht mit den vorgeschriebenen Sicherheitsvorrichtungen ausgerüstet waren." Auch der technische Aufsichtsbeamte dieser Berufsgenossen- schaft erklärt in seinem Sonderbericht: Auch in diesem Jahre sind oft Kinder an Arbeitsstellen, deren Gefährlichkeit sie nicht gewachsen sind, beschäftigt und verletzt worden." Dafür ein Beispiel: An einer mittels eines l2pferdigen Benzinmotors betriebenen Futterschneidemaschine ereignote sich im Berichtsjahre ein schwerer Unfall. Ein 14jähriger Junge wurde zum Einlegen an genannter Maschine verwendet. Da der auf der Futterlade von der Fabrik angebrachte Walzeneinziehschutz angeblich beim Einlegenhinder- lich" war, so wurde dieser schon vor dem Unfall von dem Betriebs- Unternehmer wieder entfernt. Als nun der junge Bursche ein- legte, kam er mit den Fingern der rechten Hand den Einzieh- walzen zu nahe; diese erfaßten die Hand und im Nu wurde letztere in Stücken von 19 Millimeter bis weit übers Handgelenk von den Messern abgeschnitten. Wohl war eine AuSrückvorrichtung vorhaniden, aber das Ganze geschah so blitzschnell, daß der be- dauernswertc Junge die Vorrichtung nicht mehr erfassen konnte." Im Bericht fürNiederbayern  " lesen wir: Jugendliche und weibliche Arbeiter mit losen Kleidern wurden nicht selten an gefährlichen Maschinen oder mit besonders gefahr- bringenden Arbeiten beschäftigt. Weibliche Personen sind öfters von nicht überdeckten Transmissionswellen an den Kleidern erp faßt worden." Unter-Elsaß" erklärt ebenfalls: Vielfach werden jugendliche und weibliche Arbeiter an Häcksel- Maschinen, an Rübenschneidemaschinen, zum Treiben des Zugviehs an Göpeln verwend/t oder an Dreschmaschinen beschäftigt. Unfälle, die sich hierbei ereigneten, mußten von der Genossenschaft ent- schädigt werden." Die Berufsgenossenschaft fürMeiningen  " schreibt kaltblütig: Unter der statistisch nachgewiesenen großen Zahl von Unfällen in der Landwirtschaft sind viele lediglich durch Leichtsinn oder un- vernünftiges Verhalten der Verletzten verschuldet worden, während ein anderer beträchtlicher Teil derselben durch die gefährliche Be- schaffenheit einzelner Maschinenteile herbeigeführt worden ist. Die Unfälle an Futterschneidemaschinen, Göpeln und Transmissionen sind meist schwerer Natur gewesen und haben die Gewährung hoher Dauerrenten zur Folge gehabt. Auch betrafen gerade die nicht entschädigten Unfälle leider mehrfach Kinder im?llter von 6 bis 8 Jahren, die hierbei ganze Gliedmaßen eingebüßt haben und da- durch für ihre ganze Lebenszeit zu Krüppeln geworden sowie durch Vcrsagung der Rente, die in diesen Fällen leider erfolgen mußte, in späteren Jahren leicht' der Not ausgesetzt sind." Auch der Aufsichtsbeamte fürOberbayern  " bemerkt: Bezüglich der Verwendung von Kindern an Maschinen und zu sonstigen gefährlichen Arbeiten war eine Besserung leider nicht wahrzunehmen. Auch im Berichtsjahre wurden aus Mangel an anderen geeigneten Zlrbeitskräftcn wiederholt Kinder im jugend- lichsten Alter(bis herab zu 6 und 5 Jahren) bei der Leitung der Zugtiere am Göpel angetroffen. Die betreffenden Unternehmer wurden jeweils auf ihre moralische Verantwortung und auf die Strafbarkeit einer solchen Verwendung von Kindern mit größten Nachdruck hingewiesen."_ Hus Induftm und Handel. Ironie des Schicksals. Eine treffliche Ergänzung und Illustration unseres gestrigen ArtikelsViehhaltung in Deutschland   und Amerika  " liefert die folgende Meldung: Wien  , 21. Dezember. DieWiener Zeitung  " veröffentlicht eine Bekanntmachung des Ackerbauministeriums betreffend Verbot der Einfuhr von Rindvieh sowie von Klanentieren zu Zucht- und Nutzzwecken nach Oesterreich   wegen der im Deutschen Reich Herr- schenden Lnngenseuche und Maul- und Klauenseuche. Die Oesterreicher handeln mit ihrem Verbot genau so logisch wie die deutschen Junker mit der Grenzsperre gegen Oesterreich  . Man will sich die nationalen Seuchen nicht verderben lassen; aus Vaterlandsliebe soll das Volk nur patriotische Krankheitserreger ver zehren und teuer bezahlen. Die Rentabilität der Maschinenfabriken. Nahezu sämtliche Maschinenfabriken, die in der Form von Aktien� gesellschaften bestehen, haben nunmehr ihre Betriebsergebnisse über das letzte Geschäftsjahr veröffentlicht. Für einen Vergleich der ewinnergebnisse mit den vorjährigen kommen 394 G e- sellschaften in Betracht, die ein gesamtes nominelles Aktien- kapital von 623,91 Millionen Mark im Jahre 1998/99 und 659,41 Millionen Mark im Jahre 1999/19 repräsentieren. Von diesen 394 Aktiengesellschaften arbeiteten im Jahre 1998/99 262 mit 571,43 Millionen Mark Kapital gewinnbringend, 42 mit 52,48 Millionen Mark Kapital weisen Verluste auf. Im Jahre 1999/19 waren es nur 242 Gesellschaften mit 566,68 Millionen Mark Kapital, die einen Gewinn erzielten, während 62, oder 29 mehr als im Vorjahre, bei einem Aktienkapital von 83,73 Millionen Mark mit Verlust ab- schlössen. Nichtsdestoweniger aber ist der Gewinn kräftig ge- stiegen, denn er stellte sich bei den mit Gewinn arbeitenden Ge- sellschaften insgesamt auf 8l. Millionen Mark gegen 73,24 Millionen Mark im Jahre zuvor. Der Verlust ging von 19,47 auf 14,21 Millionen Mark hinauf. Berechnen wir den U e b e r s ch u ß der eingewinnsumme über die Verlustsumme, so ergibt sich dieses Bild. Der Ueberschuß betrug: in 1999 Mark in Proz. d. Nominalkapitals 1998/99... 62 768 19,06 1909/19... 67 149 10,32 Trotz der Zunahme der Verluste konnte demnach der Gewinn- Überschuß erhöht werden. Daß das keineswegs auf Kosten der Ab- schreibungen ging, erhellt daraus, daß die Abschreibungen, die sich für 239 Gesellschaften mit einem Aktienkapital von 611,13 resp. 637,23 Millionen Mark in den Jahren 1998/99 und 1999/19 ermitteln ließen, von 45,25 auf 48,16 Millionen Mark erhöht wurden. Von den berichtenden Gesellschaften kommen 287 für einen Vergleich dek Dividendenergebnisse in Betracht. Bei den übrigen werden entweder die Dividenden nicht rechtzeitig oder überhaupt nicht hinreichend bekannt gegeben. Die 287 Maschinenfabriken hatten im Jahre 1998/99 ein Aktienkapital von 692,34, im Jahre 1909/19 ein solches von 626,16 Millionen Mark. Sie verteilten für das Jahr 1998 resp. 1998/09 insgesamt 43,52, für das Jahr 1909 resp. 1999/19 insgesamt 47,09 Millionen Mark Dividende. Die durch- schniltliche Verzinsung des nominellen Aktienkapitals ist danach von 7,2 Proz. im Jahre 1998/99 auf 7,5 Proz. im Jahre 1999/19 hinauf- gegangen._ Bierproduktion und Bicrbesteuernng. Nach der im 4. Hefte der Vwrtcljahrsheste zur Statistik des Deutschen Reiches, Jahrgang 1919, veröffentlichten Statistik der Bierbrauerei und Bierbesteuernng wurden während deS Rechnungs- jahreö 1909 im Gebiete der norddeutschen Brausteuei Gemeinschaft 38,36 Millionen Hektoliter Bier erzeugt gegen 40,19 Millionen Hekto- liter im Jahre 1998. Von der Mindererzeugung(1,83 Millionen Hektoliter) entfallen 1,74 Millionen Hektoliter auf untergäriges und 9,99 Millionen Hektoliter auf obergäriges Bier. Hierbei ist zu beachten, daß durch das neue Brausteuergesctz vom 15. Juli 1999 die Slaffetsteuersntze der Vraufteuer mit Wirkung vom 1. August 1999 ab erhöht worden sind, und daß die Menge des ge- wonnenen Bieres nicht mehr alsBicrzugsbier", sondern alsver- kaufsfertiges" Bier in der Bierstatistik nachgewiesen wird. Für 1998 und die früheren Jahre ist die Biermcnge auf verkaufsfertiges Bier umgerechnet worden(§ 98 Abs. 2 der Brausteuer-Ausführungs- bestilnmuiigen). Ferner wird darauf hingewiesen, daß das Groß« Herzogtum Luxemburg   mit dem 1. August 1999 aus der norddeutschen Brau  )teiiergeuieinschaft ausgeschieden ist. An Malz wurden in den Bierbrauereien(Uebersicht II) ins- gesamt 6 733 752 Doppelzentner gegen 7 481 555 Doppelzentner im Vorjahre, also 747 893 Doppelzentner weniger verbraut. Auf ein Hektoliter Bier aller Sorten wurden durchschiiitttich verwendet 17,57 Kilogramm gegen 18,62 Kilogramm im Jahre 1908. Dagegen stieg der Verbrauch an Zuckerstoffen auf 139 546 Doppelzentner von 117 343 Doppelzentner im Vorjahre, also um 13 293 Doppelzentner (11,3 Proz.). Die Einnahme an Bransteuer betrug nach Abzug der Steuer- Vergütungen für ausgeführtes Bier 87,1 Millionen Mark(1998: 52,2 Millionen Mark). An Uebergangsabgabe vom Biere wurden 7.5 Millionen Mark, an Zoll 3,8 Millionen Mark erhoben, so daß sich als Gesamtertrag der Bierabgaben 98,4 Millionen Mark, d. i. 1,93 M. auf den Kops der Bevölkerung, ergeben(1998: 61,9 Millionen Mark 1,21 M. auf den Kopf). Der Bierverbrauch betrug, auf den Kopf der Bevölkerimg unter Berücksichtigung der Ein- u!id Ausfuhr berechnet: im Brousteuer- gebiet 79,9 Liter<1998: 84,9 Liter), in Bayern   239,1 Liter(1998: 235,9 Liter), in Württemberg   146,3 Liter(1908: 153,8 Liter), in Baden 145,9 Liter(1998: 149,8 Liter), in Elsaß-Lothringen   87,6 Liter (1998: 98,2 Liter) und im deutschen   Zollgebiet 199,2 Liter(1993: 195,2 Liter). Bei Bayern   und Baden gelten die Angaben für das Kalender» jähr, bei den übrigen Steuergebieten für das Rechnungsjahr. Bergan. Die Oberschlesische Eisenindustrie-Aktiengesellschast für Bergbau und Hüttenbetrreb erzielte in den ersten drei Onartalen des laufenden JahreS einen Gewinn von 1 247 982,88 M.: der Gewinn des ganzen vorigen Jahres bezifferte sich auf 1215 628,91 Mark. Die Bielefelder   Maschinenfabrik von Dürrkopp verteilt für daS letzte Jahr bei erhöhten Abschreibungen 28 Proz, Dividende gegen 23 Proz. im Vorjahre. Beredte Zahlen. In einem Aufsatz derKöln  , Ztg."(Wirt- schaflliche Streifzüge in Hannover  ") wird in behäbiger Breite die Entwickelung und wirtjchaslliche Bedeutung des hannöverschen Dividendenungeheuers", der Continental-Caoutchouc- und Gutta- percha-Compagnie, geschildert. Die Gesellschaft hat während einer Reihe von Jahren 39, 49, ja 55 Proz. Dividende abgeworfen und daneben noch rund S'/a Millionen verschiedener Rücklagen ange- sammelt.Bei dieser günstigen Emwickelung", heißt es weiter, konnten auch umfassende Maßnahmen zur Besserung der wirtschaftlichen Lage derzahlreichenArbeiter- schaft getroffen werden. So erhalten die Arbeiter, die zehn Jahren bei der Gesellschaft tätig sind, entweder eine Lebens- Versicherungspolice von 1599 M. oder, falls sie keine Aufnahme in der Versicherung finden können, eine Einlage von 59 M. in ein Sparkassenbuch. Die Prämien der Lebensversicherung bezahlt die Firma und den in die Versicherung nicht aufgenommenen Arbeitern zahlt sie jedes Jahr 59 M. in ihr Sparkassenbuch. Nahezu 599 Ar- beiter befinden sich heute im Besitze der Police oder des Sparkaffen- buches. Die Beamten erhalten bei zehnjähriger Tätigkeit eine Police über 5999 M., die ebenso wie diejenige der Arbeiter sofort in den Besitz der Angestellten übergeht. Bei 25 jähriger Tätigkeit erhalten die Arbeiter einmalig 399 M., die Vorarbeiter und Meister 499 M. Autzerdem wird ihnen von da ab eine jährliche persönliche Zulage von 199 M. zu ihrem Lohn gezahlt. Gelegentlich der ordentlichen Hauptversammlung der Gesellschaft erhalten die Arbeiter, die ein Jahr bei ihr tätig sind, 49 M. und die Arbeiterinnen 29 M. aus­bezahlt. Arbeiter, die schon länger tätig sind, erhalten ent- sprechend mehr." Bei näherem Zusehen schrumpfen dieumfassenden Maßnahmen zur Besserung der wirtschaftlichen Lage der zahlreichen Arbeiterschaft" nicht nur zu einer kaum nennenswerten Bagatelle herab, sondern lassen auch einen tiefen Blick tun in die erschreckenden Arbeitsverhältnisse in diesem Riesemmternehmen, das im Juni dieses Jahres 7159 Personen beschäftigte. Von der großen Schar sind nicht einmal 599 zehn Jahre lang in dem Unternehmen tätig, trotz Police, Sparkasse und der bei 25jähnger Tätigkeit wirkenden ein­maligen und dauernden persönlichen Zulage I Noch greller traten die Arbeitsverhältnisse in die Erscheinung, wenn man sich vergegen- wärligt, daß einschließlich der Zuwendungen gelegentlich der ordent- lichen Hauptversammlungen im letzten Geschäftsjahr insgesamt rund 159 999 M. ausgezahlt worden. Diese Ziffer läßt gar keinen Zweifel darüber, daß alljährlich Tausende von Ar- bcftern, ohne die Zuwendung abzuwarten, dem Unter- nebmerparadics wieder den Rücken lehren. Und welch' ein bescheidenes Sümmchen sind nicht die 159 999 M. im Verhältnis zu den Millionen der alljährlich nusgesckmtteten Dividenden I Doch Ehre, dem Ehre gebührt I Die Gesellschaft hat auch noch ein übriges getan, Sie besitzt eine in Hannover   gelegene Kolonie Wohnhäuser, wo ältere Arbeiter und Meister für billiges Geld gesunde und lustige Wohnungen haben können. Jeder Mieter besitzt einen Garten, außerdem stehen Bibliothek, Lesezimmer und Spielzimmer zur Ver- fügung, die jungen Mädchen erhalten in der Kolonie Nähunlmicht, die Knaben Turnstunden. In der Fabrik ist seit Jahresfrist ein Schnapsverbot eingeführt, dafür werden Kaffee und Milch unentgelt- lich an die Arbeiterschaft verabfolgt. In den letzten fünf Jahren hat die Gesellschaft an freiwilligen Answendungen für WohlsahrtS- zivecke 1496 983 M. gezahlt, Und dennoch die gewaltige Arbeiter- flucht! Die umfassenden Maßnahmen zum Wohle der Arbeiterschaft sind lein Produkt der Regung eines arbeiterfreundlichen Herzens es sind gleißende Ketten, mit denen man die Arbeiter an den Be- trieb zu fesseln, der Maffenarbeiterflucht vorzubeugen versucht, und zwar ohne daß die Dividenden eine Einbuße erleide».