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richt zu teil, baß iJjr Ernährer oTS Leiche m ber Havel aufgefunden worden sei. Zweifellos liegt Selbstmord vor. Da man sich die Handlungsweise des Lebensmüden in keiner Weise zu erklären ver- mag, so wird angenommen, daß er sich in einem Anfall plötzlich aus- brechender Geisteskrankheit in die Fluten gestürzt hat. Reiche Beute machten Einbrecher auf dem Grundstück Alte Jakobstratze 20/22. Sie zertrümmerten die Fensterscheibe des Lederwarcngeschäftes von K. und räumten das Schaufenster fast vollständig aus. Unter den Auslagen befanden sich fast nur Weih- nachtspräsente, wie Handtaschen. Zigarrentaschen. Portemonnaies usw. Der Geschäftsinhaber ist um 700 M. durch die Einbrecher geschädigt worden. Den gleichen Schaden hat der Inhaber eines Konfektions- geschüftes in der Waldstratze 5 durch Einbrecher erlitten. Bei ihm wurden Damenkostüme, Blusen, Röcke und Wäsche im Werte von 700 M. gestohlen. Einbrecher statteten in der Nacht zum Sonnabend dem Bureau des Brauereiarbeitervcrbandes in der Mulackstr. 10 einen Besuch ab. Die Zugangstür zu den Räumen wurde erbrochen und bei der Suche nach Geld alles durchwühlt und in Unordnung gebracht, was nicht niet- und nagelfest war. Die Geldschränke widerstanden den Bemühungen der Spitzbuben, denen insgesamt nur zirka 20 M. Portogelder usw. in die Hände fielen. Arbeiter-BildungSschulv. Dienstag, den 27. Dezember(3. Feier- tag), abends 7 Uhr, im Kön gstadt-Kasino, Holzmarktstr. 72, Vor- trag des Genossen Waldeck Manasse:Vom Glauben zum Denken". Die Bibliothek ist bis zum Wiederbeginn des Unterrichts am 15. Januar jeden Donnerstagabend von 8 bis L Uhr geöffnet. Die Direktion des Zirkus Busch hat den Besuchern zum Weih- nachtsfest eine neue Pantomime beschert. Sie ist betitelt:A r- min oder die Hermannsschlacht " und hat die geschicht- lichen Vorgänge im Jahre 0 nach Christus zur Unterlage, wo in Germanien die Römer hausten und sich die einzelnen Völkerstämme tributpflichtig machten, bis Arminius , der Cheruskerfürst, durch einen Zusammenschlutz der Stämme die römischen Legionen unter Führung eines Varus in der Schlacht im Teutoburger Wald ver- nichtete und die römische Herrschaft brach. Dieser Stoff gibt dem neuen Schaustück Anlaß genug zur Eni- faltung einer gewaltigen Pracht. Eine der augenblendenden Vorfüh- rungen bildet der Einzug des Römerheeres in Cheruska- Soldaten in glänzendem Harnisch , zu Futz und zu Pferde in ihren bunten Gewändern marschieren in Masse über die Brücke und geben ein äußerst buntes Bild. Flötenspielerinnen, Tänzerinnen zeigen ihre Künste, das Ballett spielt ein« große Rolle. Selbst ein Gewitter im Teutoburger Walde erleben wir, das geradezu genial dargestellt wird. Grotzartig ist die Darstellung im letzten Akt, in dem man nach Walhall versetzt wird, wo Wodan thront und wo Fcuergeister ihre wild bewegten Tänze aufführen. Di« Beleuchtung war geradezu feenhaft. Die Konsumgenossenschaft Berlin und Umgegend hatte im Monat November einen Umsatz von 445 882,24 M.. gegen November 1900(292 049,17 M.) mehr 153 833,07 M. In den ersten fünf Monaten des neuen Geschäftsjahres(Juli Novemb«r) beträgt der Umsatz 2 000 906,74 M.. im Vorjahr betrug der Umsatz in dem» selben Zeitraum> 337 453,29 M., das ist eine Stelgerung um 669 453,45 M.. gleich 60,1 Prozent. Vorort- JVadmcbtcih Cbarlottendnrg. Elternverein für freie Erziehung. Auf die am Mi». woch, den 28. Dezember, nachmittags 4 Uhr, im grotzei, Saal des Volkshauses, Rosinenstratze 3, nochmals stattfindende große Märchenaufführung:Der Waldkinder Weihnachtstag", Märchenspiel mit Gesang, Tanz und Reigen, wird hier. durch besonders hingewiesen. Billetts zum Preise von 30 Pf. für Erwachsene und 10 Pf. für Kinder sind zu haben bei Hintze. Kaiser Friedrichstr. 72, Grätz, Spreestr. 56, Leupold, Krummestr. 7, Leupold, Kirchstr. 28. und im Konsum, Wallstr. 23, sowie in den Konsumfilialen. Schönederg. Heut»(erster Feiertag) veranstaltet der Schöneberger Männerchor <M. d. A.-S.-B.) in den Neuen RathauSsälen, Meininger Straße 8, ein Konzert nebst Gesang und Theatcraufführungen. Billett a 30 Pf. find bei den Mitgliedern zu haben. Beginn abends 6 Uhr. Am zweiten Feiertag findet der Zweite Volks» UnterbaltungSabend in der Aula der Hohcnzollern-Schule, Belziger Ecke Eisenacher Straße statt. Ihre Mitwirkung haben zu- gesagt: Herr Kammervirtuos Fr. Espenhahn(Cello), Herr Rudolf Christians (Deklamation), Konzertsängerin Frl. Charlotte Wolter und Herr Kampf(Harmonium). Anfang abends 6 Uhr. Am dritten Feiertag, abends 7 Uhr, in den Neuen Rathaus- sälen, Meininger Straße 8: Theateraufführung, dargestellt von Kindern:«Der Aberglaube ". Eintritt 30 Pf. Billetts sind in der Spedition Marlin-Luther-Straße 61 und bei den Bezirks- führern zu haben. Der Vorstand. Wilmersdorf -Halenfee. Das Thcaterprojekt, das monatelang die städtischen Behörden beschäftigte, ist in der letzten Sitzung der Stadtverordneten-Ver- sammlung zu Grabe getragen worden. Eine Gesellschaft wollte am Ort auf eigene Koste» ein Theater erbauen und unterhallen und den, Magistrat über Spielplan und Höhe de« Eintrittsgeldes ein weitgehendes MtbeftimmungSrecht einräumen. Dafür sollte der Magistrat eineAusbietungsgarantie" übernehmen, die nach Ansicht der Gesellschaft für die Stadt kaum ein Risiko bedeuten würde. Dem Magistrat muß die finanzielle Grundlage der Sache doch wohl nicht ganz geheuer erschienen sein, denn er will sich nach dem vom Stadt- verordneten Härtung erstatteten Ausschußbericht auf keine finanzielle Rücken st ärkung deS Unternehmens einlassen. Nachdem Stadtverordneter Dr. Heinitz auseinandergesetzt halte/ wie schön es gewesen wäre, wenn Wilmersdorf ein Theater erhalten hätte, verlieb die Stadtverordnetenversammlung diesen Gegenstand. Die Stadtverordnetenversaminlung genehmigte ferner eine Magistratsvorlage, wonach die Umsatz st euerordnung einem am 9. Juni 1910 vom Oberverwaltungsgericht gefällten Urteil entsprechend geändert wird. In dem beschlossenen Nachtrag heißt eS, daß beim Vorliegen mehrerer steuerpflichtiger Rechts- geschnfle nur das erste dieser Geschäfte der Besteuerung unterliegen soll. Wenn infolge der Borschrift des Z 87 deS Kommunalabgaben­gesetzes die Gemeinde nicht mehr berechtigt ist, die Steuer von dem Rechtsgeschäft zu fordern, so ist ein auf Grund des Rechtsgeschäftes erfolgender Erwerb des Eigentums oder des Erbbaurechts steuer- pflichlig. Die Freie Turnerschaft veranstaltet heute. Sonntag abend 6 Uhr, in den WilinerSdorfer Festsälen, Johann-Georgstraße. Halensee , eine Weihnachtsfeier, zu der die Parteigenossen und Genossinnen hiermit freundlichst eingeladen werden. Der Eintritt kostet nur 30 Pf. Rixdorf. Die Schulbeputatlon beschloß in ihrer letzten Sitzung Versuchs» weise auch im Winterhalbjahr 1910 Jugend- und Turnspiele, an denen die Beteiligung den Schülern der Mittel- und Oberstuf« frei- gestellt wird, in den Gemeindeschul-Turnhallen abzuhalten. Die Spiele sollen vorläufig in vier Turnhallen und zwar ThomaSstr., Hertzbergplatz. Aoddinstr. und Weserftr. zweimal in der Woche von 67 oder 68 Uhr nachmittags unter der Leitung von zwei ge- eigneten Lehrern als Spielleiter stattfinden. Heute, am 25. Dezember, nachmittags 2'/, Uhr. bei Hoppe: Lichtbildervortrag für Kinder:Aus der Kinderstube der Tiere". Eintritt 10 Pf. Abends 7 Uhr, Familienabend bei Hoppe: Konzert, TheatervorstellungHanS Huckebein ", Schwank von Blumenthal und Kadelburg, Tanz. Einlaßkarten 40 Pf. 26. Dezember, nachmittags 2'/a Uhr, Theatervorstellung im Rixdorfer Theater:Mein Leopold", Volksstück von A. L'Ärronge. Einloßkarteil 60 Pf. Billetts zu allen Veranstaltungen sind bei den Funktionären, solche für die Kindervorstellung auch vorn im Lokal bei Hoppe zu haben. Zum Lichtbildervortrag wird der Saal erst B/4 Stunden vor Beginn eröffnet. Die Eltern werden gebeten, die Kinder nicht früher zu schicken. Für die Opereitenvorstellung am 8. Januar:Der Graf von Luxemburg " sind Einlaßkarten zu 85 Pf. erhältlich in der Spedition. Neckarstr. 2. bei Hoppe. Hermannstr. 49. vorn im Lokal, bei Nestau- rateur Meier, Prinz Handjerystr. 3 und bei Restaurateur Krömke, Weichselstraße, Jdealgebäude. Der Bildungsausschuß. Weistensee. Eine Glanznummer, so wird uns geschrieben, haben sich die Leiter der Freiwilligen Feuerwehr geleistet. Am Donnerstag ge- rieten auf dem Jndustricgclände zwei Pfevde bis an den Hals in den Schlamm, es wurde daher die Befreiung der Tiere von der Wehr gewünscht. Auf die telephonische Anfrage an den Oberführer wurde die Erklärung abgegeben, daß erst 15 M. zu hinterlegen seien. Es erschien auch ein Brandmeister, der das Geld wohl in Empfang nehmen sollte. Der Kutscher konnte jedoch die Geldfrage nicht regeln, weshalb die Feuerwehr zu Hause blieb. 1>4 Stunden mußten die Tiere in dem eiskalten Schlamm aushalten, bevor eine bereite Hilfsmannschaft aus den Umstehenden mit dünnen Ketten und Vorspann zweier Pferde die unglücklichen Tiere befreiten. Die Feuerwehr, die mit dem nötigen Rettungszeug versehen ist, hätte dies in bedeutend kürzerer Frist erledigen können. Baumschulenweg. Am ersten Weihnachtsfeiertag in Speers Festsälen: WeihnachtS- bescherung. Anfang 6 Uhr. Petershagen b. Fredersdorf . In der letzten Gemeindevertretersitzung wurde auf Antrag unserer Genoffen beschlossen, die von den Anliegern für Pflaster- kosten beim Gemeindevorsteher hinterlegten Sparkaffenbücher zu sperren und gegen Diebstahl zu versichern. Am 10. Januar d. I. wurde eine Kommission von 3 Personen beauftragt, sich über den Wert und Nutzen der Einführung der Grundwertsteuer zu in- formieren. Auf Drängen unserer Genoffen wurde in der Sitzung ein Bericht gegeben, der in keiner Weise befriedigte. Mit ein paar Sätzen war der Bericht erledigt und man merkte deutlich, daß es den Bauern lediglich darum zu tun ist, zu den Kosten der Weiter- entwickelung der Gemeinde nichts mit beizutragen. Nach einem kurzen Referat deS Genoffen Stimminy, stellte derselbe den Antrag, nochmals eine Kommission für diese Sache zu wählen, aber an den Widerstand der Alteingeseffenen, welche nicht gern in ihre Tasche areifen, kam derselbe mit 5 gegen 4 Stimmen zu Fall. Von der Schulkommisston wurde beantragt, das neue Schulgebäude umzu- bauen, um ordentliche Lehrenvohnungen zu erhalten. Unsere Ge- nassen wiesen darauf hin, daß bereits in der letzten Sitzung ein Antrag zur Annahme gelangte, einen An- und Aufbau vorzu- nehmen, um Räume für die Lehrer sowie UnterrichtSräume zu erhalten. Beschlossen wurde zunächst Kostenanschläge einzufordern. Inzwischen können die Kinder ruhig weiter auf den Fensterbrettern ihre Schularbeiten erledigen. Waidmannslust . Einen Wilhelm-Busch-Aiend veranstaltet die hiesige Abteilung unseres Bezirks am 31. Dezember als Silvesterfeier. Eintrittskarten a 15 Pf. find beim Abteilungsführer Genosseu Eckarius, Waidmann- straße 1. zu haben. Ansang 9 Uhr abends. Nieder-Schönhansen. Aus der Gemeindrvertretung. Auf die Ausschreibung zu einem Platz für die höhere Mädchenschule sind 11 Angebote eingegangen, dieselben sollen der nächsten Sitzung unterbreitet werden. Mit der Verwaltung des Armenhauses wurde der Vorarbeiter Hartmann betraut. Als Entschädigung für die Verwaltung werden ihm zwei Zimmer und eine Küche zur Verfügung gestellt. Dem bisherigen Verwalter, Friedhofsinspektor Bermuske wird ein Zimmer als Dienstraum überwiesen, außerdem erhält er anstatt der bisherigen freien Dienstwohnung 290 M. Wohnungsentschädigung. Die durch die Volkszählung entstandenen Küsten von 310,75 M. wurden be» willigt. Dem Gesuch der Gemeindebcamten um Auszahlung des am 1. Januar 1911 fälligen Gehalts vor dem Weihnachtsfest wurde zugestimmt. Der Bürgermeister trat warm für das Gesuch der Be» amten und Lehrer ein. indem er nochwies, daß der der Gemeinde entstehende Zinsverlust für die früher fälligen Gehälter von 45 000 Mark nur 43,75 M. betrage. Dem Vertreter der Beamten, Ge- meindevertreter Becken, war das Gesuch nicht sympathisch, da die frühzeitige Auszahlung der Gehälter nicht im Interesse der Be- amten liege, da ihnen das nächste Quartal dann sehr lang werden würde. Anscheinend befürchtete er, daß die Beamten während der Feiertage ein zu üppiges Leben führen könnten. Zur Herstellung neuer Anlagen des Wasserwerks wurden für das Etatsjahr 1911/12 50 000 M. bewilligt, da es für die Dauer den Anforderungen nicht mehr genügen würde. Bei der Festsetzung des Brennkalenders der Straßenbeleuchtung fffr das Jahr 1911 wurden Aenderungen nicht vorgenommen. In der hierauf folgenden nichtöffentlichen Sitzung wurde beschlossen 21 hiesigen Veteranen eine Ehrengabe von je 20 M. aus Gemeindemitteln zu gewähren, außerdem stand die Aufnahme der im Etat 1910/11 vorgesehenen Anleihe von 200 000 M. zur Beratung. Potsdam . Der Charakter der Stadt erfordert es, der Armenpflege ganz besonderes Interesse zuzuwenden. Diese kürzlich vom Oberbürger- meister gesprochenen Worte scheinen nicht von allen in der Armen» pflege tätigen Personen beherzigt zu werden wie folgender Fall aus Potsdam zeigt: Eine Frau P. begab sich am vergangcuen Freitag zu dem Armenvorsteher K. in der Mittelstraße, um von diesem ein« Unterstützung zu erbitten, denn, sie und ihre Kinder hatten den ganzen Tag noch kein Stückchen Brot zu sich genommen. Sie selbst ist nicht in der Lage zu arbeiten, da sie erst vor kurzem entbunden hat; ihr Ehemann verbüßt zurzeit eine Freiheitsstrafe. Sie war vorher vom Magistrat an Herrn K. verwiesen worden. Anstatt Geld erhielt die Frau den Bescheid, er habe für sie kew Geld. Unter Tränen verließ die Frau den Armenvorsteher und wandte sich an den Armenpfleger Herrn K. in der Junkerstraße. Hier fand sie eine bessere Aufnahme. Herr K. sandte sie wieder zurück zu dem Armenvorsteher, indem er ihr aufgab, sich auf ihn zu berufen. Als sie nun zum zweiten Male bei dem Armenvorsteher erschien und angab, vom Armenpfleger geschickt worden zu sein. erlebte sie ähnliche abweisende Worte wie beim ersten Male. Er verharrte auf seinem Standpunkt, nichts zu geben und wieder zog sie ohne einen Pfennig Geld von dannen. Abermals begab sie sich zum Armenpfleger und erzählte ihm ihre Erlebnisse bei dem Herrn Armenvorsteher in der Mittelstraße. Diesem ging die Sache an- scheinend auch etwas über die Hutschnur, denn nach einem etwas scharfen Telephongespräch bequemte sich Herr Armenvorsteher K. endlich, der Frau 6 M. zu geben, indem er meinte, daß der Armen. Pfleger ihr ja mächtig beizustehen scheine. Hoffentlich wird der Magistrat diesen Fall recht genau untersuchen, und dafür sorgen. daß die eingangs zitierten Worte des Stadtoberhauptes auch Geltung finden. Bom Dach abgestürzt ist im benachbarten Sakrow der bei einem Steglitzer Meister beschäftigte 18jährige Dachdecker Fuge. Der Verunglückte wurde in schwer verletztem Zustande nach dem PotS» I damer städtischen Krankenhause gebracht. Hua der Frauenbewegung. Kampf! Das Ziel ist ungemein schön, es leuchtet so verheißend, daß nichts so schwer sein kann, um nicht doch die Kraft zu finden, eS zu überwinden. Wenn es mir gelingen wird, in diesem Sinne mit meiner bescheidenen Arbeit zu wirken, dann habe ich mein Ziel erreicht." Mit diesen Worten läßt Genossin Adelheid Popp ihre Jugend- geschichte aiiSklingen. Wie diese Frau sich vom armen, gedehmüiigten Proletarierkinde zur allezeit streitgcrüsteten Klassenkämpferin durch­gearbeitet, so haben Tausende und Abertausende ihrer Klassen- swwestern den Ruf vernommen und sich um das rote Banner ge- schart. Gewallig gärte es in dem Jahrtausende laug zunickgedränqten, unterdrückten und verachteten weidlichen Geschlecht. Es lösten sich die Banden frommer Scheu, all die Dogmen und Legenden, nach denen das Weib alles Elend auf dieser Welt verlchuldet habe, fegte der Wirbelsturm der Aufklärung lustig hinweg. Gleichberechtigung aller Geschlechterl Alles was Menscheiiantlitz trägt, soll gleich sein, lautete der Schlacht- ruf. Der aufstrebende Kapitalismus hatte die Gleichverpflichtung beider Geschlrchter durchgeführt, indem er die Frau ebenso rücksichtslos auSbeuiete, wie den Mann. So wurde das Weib unter dem Druck der kapitalistischen Wirtschaftsordnung das Objekt doppelter und drei- focher Ausbeutung und Unterdrückung. Die inielligeiiiesten und auf- gewecktesten unter den Frauen begriffen bald, daß das Heil nicht mehr vorn Hiimnel oder von dem Wohlwollen ihrerBrotgeber" komme, sondern im Kampfe, an der Seite ihrer männlichen Klassen­genossen, im zähen Ringen mit den Mächtigen und Herrschenden erobert werden müsse. Aus der kleinen Flamme wurde eine Riesenfackel, die die Stürme und Kämpfe zum Weltenbrand entfachte! Ueberoll, in allen Kulturländern erwachten die Frauen anS ihrem jahrhundertelangen Dornröschenschlaf. Zwar waren ihnen im Lande der Dichter und Denker politisch die Hände gebunden, aber der Geist, der starker ist als alle Gesetze. überwand alle Schwierigkeiten. Als die Kettenglieder klirrend zer- sprangen, stand trotzig- drohend ein geschultes, erprobtes Heer von Kämpferinnen vor der erstaunten Mitwelt! Alle lächerlichen, ver- zopsten Bestimmungen ballen nicht vermocht, die Geister, die re- bellierend aus der Tiefe quollen, zu bändigen, zuruckzudämmen. Den Bewegungen, die die wirtschaftliche Entwickelung gebiert, muß, wenn ihre Stunde gekommen ist. der armselige Polizeigeist weichen. AuS den, Schöße des Kapitalismus wuchs dessen schlimmster, lod- bringender Gegner, die Arbeiterbewegung, der Sozialismus j Ein heißes Ringen Hub an, daß die Erde stövitte unter den erbitterten Kämpfen der beiden Riesen. Nicht mehr ab- seits stand die arbeitende Frau, nein, mitten im Gewühl, in den vordersten Schlachrreihen war die neue Streit» geiioi'sin zu finden. Waren es doch ihre Interessen, wie die des Mannes, die da verteidigt wurden. Die Frau kämpfte mit als Ausgebeutete, als Hausfrau und als Mutter I Keine Frage gibt es in der Oeffeiitlichleit, die nicht das Wohl und Wehe der Prolelorierin in eiiischneidenstcr Weise berührt. Darum müssen auch alle die lindlichen Ermahnungen, die die Frau in die ehemalige Stellung des NichtS-als-Weibchen" zurückdrängen möchten, unwirksam verhallen, gerade so. wie die Stimme des Predigers in der Wüste. Die wirt- schaftliche Entwickelung geht ihren Weg unbeirrt aller Unkenrufe und unter den Weben des KlassenlampfeS wird das neue Reich geboren, das Reich des Friedens, der Wohlfahrt, der Gleichberechtigung für beide Geschlechter, für alle Völler! Dienstbotenbewegmtg in Wien . Auch die zweite Dienstmädchenversammlung, die am vergangenen Sonntag abgehalten wurde, war massenhaft besucht. Wieder haben 200 Mädchen ihren Beitritt zur Organisation angemeldet. Die Referentin, Genossin Popp, erläuterte den Mädchen den Unterschied zwischen sozialdemokratisckien und andere» Organisationen. Als sie den Mädchen sagte, daß Sozialdemokraten Arbeiterinnen G e- nossinnen zu nenu.n pflegen und daß sie glaube, auch die' dienenden Mädchen werden einst stolz darauf sein, sich als Ge- nossinnen betrachten zu können, da ging ein Sturm des Beifalls durch den Saal. Di? Referentin zerstörte auch alle vielleicht vor- Händen gewesenen Illusionen, als ob die Organisatiousgründung von selbst alles verwirklichen würde, was die Mädchen zur Verbesserung ihrer Loge wünschen. Sie erklärte ihnen die Pflichten der Opferwilligkeit und der Solidarität, die um des Zieles Willen geleistet werden müßten. Die Aufklärung, das Streben nach erhöhtem Wissen, die sozialdemokratische Erziehung stellte die Rednerin als unerläßliche Vorbedingung hin. Die Mädchen zeigten volles Verständnis für diese Darlegungen. Eine ganze An- zahl von ihnen ergriff das Wort und alle gaben ihrer Freude AuS- druck, ai'ch in die Bataillone der organisierten Arbeiterschaft auf- genommen zu werden._ Versammlungen Veranstaltungen. Zeutralverband der Hausangestellten. Am 2. WeihnachtSfeiertag ln Kellers Philharmonie, Köpeuickcr Str. 96/97: Weihnachtsfeier. Programm: Frau W. Kähler: Festrede. Kätc Hyan: Lieder im Volkston zur Laute und Gitarre. Herr Fritz Richard vom Deutschen Thealer: Rezitationen ernster und heiterer Dichtungen. Ball. Ansang 6 Uhr. Beginn des Programms>/z8 Uhr. Eua aller Melt. Schwere Eisenbahnkatastrophen. Auf dem Bahnhof der französischen Ortschaft Cadoukae stießen am Freitagabend zwei Güterzüge zusammen, wobei der Zugführer des einen Zuges auf der Stelle getötet wurde. Der. Materialschaden ist sehr bedeutend. Die Strecke war mehrere Stunden zwischen Langon und Bordeaux ge- sperrt. Infolge des Unfalls wurden die in der Richtung nach Bordeaux fahrenden Züge auf der Station Arbanats zurückgehalte» und zwar der von Toulouse kommende Expreßzug Nr. 152 und der Personenzug Nr. 134 aus Agen. Zuerst traf der Expreßzug Nr. 152 ein; die kleine Station war vollständig vom Nebel verdeckt. Als der Personenzug Nr. 134 in die Station einfuhr, ließ der Stationsvorsteher den Expretzzug ein Stück weiter nach vorn ziehen, um Platz für den Personenzug 134 zu ffchaffen. Der Expreßzug hatte sich jedoch kaum in Bewegung gesetzt, als der Personenzug 134 mit voller Geschwindigkeit auf die letzten Wagen des Expreßzuges auf- fuhr. Der letzte Wagen deS Expreßzuges wurde vollständig zertrümmerr, während Die beiden vorletzten entgleisten und gleichfalls in Stücke gingen; die übrigen Wagen blieben unbeschädigt. Die Maschine des auffahrenden Personenzuges sprang ans dem Gleise und legte sich auf die Trümmer des letzten Wagens. Der Lokomotivführer wurde sofort getötet. Die vier letzten Wagen des Expreßzuges waren vornehmlich mit für das Weihnachtsfest beurlaub- ten Soldaten des 20. Infanterieregiments in Monteauban besetzt. Zwei Infanteristen, sowie ein Artillerist wurden getötet. Letzterer hatte so schwere Verletzungen im Gesicht erlitten, daß seine Identität nicht festgestellt werden konnte. Außerdem wurden etwa 30 S o l d a t e n des 20. Infanterieregiments mehr oder minder schwer verletzt. Nach einer späteren Meldung ist von den Verletzten noch eine Person gestorben, so daß die Zahl der Toten nunmehr fünf betragt «