Maßregeln nicht mehr beachtet, es wurden sogar neue allen Dingen deshalb vermeiden, weil er nicht auf dem reaktionäre Gefeße gegen die Arbeiterschaft geschaffen. Mit Standpunkt stehe, daß das feierliche Versprechen der Uebernahme der Regierungsgewalt durch das gegen der Thronrede vom 20. Oftober 1908 durch die bloße wärtige demokratische Kabinett Malinoffs wurden zwar einige Einbringung einer Wahlreformvorlage erfüllt sei. diefer reaktionären Geseze abgeschafft, aber die öffentlich ver- Der preußische Ministerpräsident will also, daß die bevor sprochenen Reformen blieben aus und sogar die wichtigsten stehenden Reichstagswahlen zugleich über den Charakter und Arbeiterschuhmaßregeln der früheren Geseze blieben ohne das Schicksal einer neuen preußischen Wahlrechtsvorlage mitAnwendung. entscheiden! Die Sozialdemokratie ist, so wenig sie auch eine Die äußeren politischen Verwickelungen am Baltan haben solche Verschleppung der Wahlreform für begründet erachten uns in den letzten Jahren ein Hindernis nach dem anderen fann, ihrerseits gern bereit, durch Aufrüttelung der von bereitet und es erschwert, die volle Aufmerksamkeit und die Rittern, Heiligen und Schlotbaronen so schmählich um ihr ganze Kraft der bulgarischen Arbeiterschaft auf einen macht- Wahlrecht geprellten Volksmassen für eine zeitgemäße bollen Protest zu konzentrieren. Im vorigen Jahre haben de motratische Wahlreform mitzuwirken! Sache der Entwir eine Aktion im ganzen Lande eingeleitet, um die not rechteten ist dann, bei der Reichstagswahl dafür zu sorgen, wendig gewordenen politischen und sozialen Reformen der daß der Block der Neaktion dezimiert wird! Regierung abzuringen. Teilweise hatten wir anch einen kleinen Erfolg, da die Regierung einige hundert Tausend Frank für die Verbesserung der Lage der Eisenbahnarbeiter, der Volksschullehrer und Staatsangestellten bewilligt hatte; aber für die Arbeiterschaft in den Privatbetrieben wurde soviel wie nichts geleistet.
Professorenweisheit.
im Reiche das radikalste Wahlrecht haben, ein Grund, für Breußen nicht dasselbe zu fordern. Nachdem sich dann Herr Professor v. Schmoller energisch gegen die Duldung sozialdemokratischer Mehrheiten in irgend einem Parlament ausgesprochen hat, meint er:
Eine sozialdemokratische Minorität im Barlament, in Stadtund Kreisvertretungstörpern dagegen ist heute heilsam. Schon als Ventil der Leidenschaft, vor allem aber als politische Erziehungsschule. Alle unsere deutschen großen Oberbürgermeister sind einig, daß einige Sozialdemokraten in der Stadtverordnetenversammlung heilsam für die Beschlüsse seien und noch heilsamer für die innere Umbildung der sozialdemokratischen Führer selbst. Es war sehr falsch von der preußischen Verwaltung, daß sie lange die Sozialdemokraten möglichst von den Selbstverwaltungsämtern fernhalten wollte. 8um mindesten da, wo sie die Selbstverwaltung nicht einseitig beherrschen, wie in den Krankenkassen, ist ihre Mitwirkung nur erwünscht. Die Selbstverwaltung muß überall die Vorschule für politischen Einfluß sein. Ich hoffe, daß wir in dreißig Jahren so viel vernünftige und politisch geschulte Arbeiterführer haben, daß die ganze Gefahr der Sozialdemokratie damit zurücktritt. Landrätliches.
Ein Teil der Presse liebt es, zu Weihnachten seinen Lefern eine Art geistige Ertrafost vorzusehen, obgleich vielleicht gerade in den Weihnachtstagen die geistige Verdauungsfähigkeit start herabgesetzt ist, da die förperliche meist ein ganz außerUnt unsere Aftion in diesem Jahr noch wirksamer zu ge- gewöhnliches Quantum von Zufuhr zu bewältigen hat. Man stalten, haben die Zentralleitungen der Partei und Gewerk- bringt an der Spitze des Blattes einen schönen salbungsschaften einen Protest ausgearbeitet, der der Arbeiterschaft im vollen Weihnachtsartikel bon irgend einem Ober- Die preußischen Kreistage pflegen am Ende ihrer jeweiligen ganzen Lande zum Unterschreiben vorgelegt wurde. Dieser hofprediger, Superintendenten oder einem Profeffor der Tagung ein Festeffen zu veranstalten, bei welcher Gelegenheit der Protest sollte von einer Arbeiterdelegation dem Präsidenten Theologie, unter dem Strich einige hübsche Weihnachtsnovellen unpolitische" Landrat eine Rede vom Stapel zu lassen geruht. der Naroder Sobranije und dem Ministerpräsidenten an einem von beliebten Autoren und, damit auch die hohe Politik und die Diese Gewohnheit befolgte auch der Landrat v. Jerin Gefeß bestimmten Tage überreicht werden. Es wurden zahlreiche hehre Wissenschaft nicht zu kurz tommt, im inneren Teil einige des Kreises Neisse . Die ferifale Neisser Zeitung" berichtet über Protestversammlungen in den Provinzstädten und Ortschaften weise Drafel von großen Staatsmännern( wenn möglich, diese Rebe: abgehalten, auch wurde in den Werkstätten für den Protest solchen, die noch nicht a. D." sind) und von Kapazitäten der Unfere heutigen Zeiten feien nicht erfreulich. In jedem agitiert. Das Resultat war ein ungemein befriedigendes. Universitätswissenschaft. Lande trete dieselbe graßliche Bewegung auf, welche darauf ausgebe, alles umzustürzen, was uns heilig ist, oder man habe es mit Banden unreifer junger Leute zu tun, die die Ordnung in Frage stellen. Von allen Ländern zeige Preußen noch die größte Sicherheit. Unser faiserlicher Herr halte ein strammes Regiment und seine Rede in Königs berg fei wirklich großartig gewesen. Er stehe über den Parteien und werde stets dafür eintreten, daß die Nechte der katholischen und evangelischen Konfession gewahrt bleiben und nicht eine umftürzlerische Partei in unfere, uns ins Herz gewachsene Religion Unordnung bringt!! Unser Kanzler sei ebenso zuverlässig. Gefahr stände also nicht bevor."
"
Während wir vor einigen Jahren faum 9000 Arbeiter zum Zu den Blättern, die zu Weihnachten solche Extraansprüche Unterschreiben unserer Forderungen bewegen konnten, haben an die Verdauungskraft ihrer Leser stellen, gehört auch die sich dieses Jahr mehr als 16000 Arbeiter unterzeichnet. Unsere Wiener Neue Freie Presse". Sie läßt neben anderen erstGewerkschaften zählten voriges Jahr 4000 Mitglieder, so klassigen Dualm- und Talglichtern auf dem Gebiete der Staatsdaß das Ergebnis dieser Agitation das Vierfache unserer funst und Wissenschaft auch zwei preußische Größen ersten organisierten Arbeiterschaft war. Ranges zu Wort kommen: Herrn Marimilian Harden
zu
,, Valentin".
noch bei weitem übertroffen. So schön ist ihm noch selten ein Mehlbrei gelungen. Wir wollen deshalb auch unseren Lesern einige Stosthappen zuteil werden lassen.
Herr Professor v. Schmoller schreibt:
Ueber den glänzenden Verlauf der Demonstration haben und Erzellenz Geheimrat Professor G. v. Schmoller. Der wir bereits furz berichtet. Die gelungene Aftion gibt uns interessanteste der beiden Artikel ist der des Herrn v. Schmoller die Zuversicht, daß es auch mit der sozialistischen Arbeiter- nicht, weil der Herr Geheimrat einen guten Stil schreibt, bewegung in Bulgarien rüstig vorwärts gehen wird! auch nicht, weil er etwas Besonderes zu sagen weiß meist sind die Leitartikel größerer deutscher Blätter besser geschrieben Am Schluß seiner Rede, in der auch Ausdrücke wie:„ Unsondern lediglich deshalb, weil dieser Artikel von Herrn verschämte Bengels"," Eins zwischen die Ohren geben" usw. vorProfessor G. v. Schmoller verfaßt ist und deshalb ein vor- tamen, machte der Landrat eifrig Propaganda für die Kriegerzügliches Beispiel dafür bietet, was unter denen, die auf den bereine. Die entsegliche Tragödie in den Gefängnisfen des Russenreichs, Höhen der Staatskunst wandeln, als feinste politische Der Herr Landrat des Kreises Neisie scheint, wenn er auch nicht die furchtbare Selbstmordepidemie, die die Brutalität der Baren- Bildung gilt. gerade ein großes Lumen ist, doch eine vorzügliche Anlage zum Geschergen neuerdings heraufbeschwor, hat auch dem Leben eines ReHerr v. Schmoller ist ein Meister in der Kunst der halben mütsathleten zu befigen und das ist in Preußen die größte Tugend, volutionärs ein Ende gemacht, der in einem entscheidenden Moment, Bugeständnisse und der halben, 45- und 40prozentigen Rüd- zumal wenn sie mit der nötigen Devotion nach oben verbunden ist. am Vorabend der Revolution, eine Tat auf sich nahm, züge, des staatsmännischen Einerseits und des verbindlichen Bielleicht würde er sich zum Nachfolger des Herrn v. Jagow eignen. die mit unter den letzten Anstößen des Ausbruchs der ge Andererseits; und zudem versteht er, über seine Ausführungen waltigen Bewegung genannt werden darf. Der Arbeitsplan des Reichstages im neuen Jahr. Im Im Gefängnis gewöhnlich eine würdevolle, ölige Sauce zu gießen. In dem am Serentui hat sich bekanntlich 10. Dezember der Diesmaligen Artikel der„ Neuen Freien Presse" hat er aber Wie eine hiesige halboffiziöfe Korrespondenz zu melden weiß, russische Revolutionär Ssafonow den Tod gegeben, um gegen seine sonstigen Leistungen auf dem Gebiete der Journalistit besteht im Reichstage die Absicht, vor dem Beginne der zweiten die förperliche Büchtigung der politischen Gefangenen zu protestieren. Etatslesung noch eine Reihe der vorliegenden Geseze teils in zweiter Siajonow war jener Freiheitslämpfer, der im Jahre 1904 den teils in dritter Lesung zu verabschieden. In Frage kommt zunächst Gewaltsmenschen Blehwe tötete. Georges Silber, einer der Mit das Hausarbeitsgesetz, das Zuwachssteuergesez, das Reichsbesteuerungsarbeiter Burgeffs, veröffentlicht jetzt Erinnerungen an den Toten, gefeß, das Arbeitskammergesez, das Gesetz über die Errichtung worin er diesen selbst von seinem Attentat auf Plehwe und den Der Reichskanzler und das preußische Ministerium erschienen eines obersten Kolonialgerichtshofes und eine Reihe Kleinerer Gesetze. darauf folgenden Vorgängen erzählen läßt. Ssafonow erzählt von im Laufe dieses Jahres durch ihre Zurückhaltung als unsichere Mit der zweiten Etatsberatung wird wahrscheinlich erst begonnen den Mißhandlungen, die er zu erdulden hatte, als man ihn nach Steuerleute auf einer Fahrt durch stürmisches Meer. Man werden, nachdem die Budgetkommission einige Etats erledigt haben dem erfolgreichen Attentat halb betwußtlos anf dem Straßenpflaster fürchtete in den weitesten Kreisen, daß diefe Steuerleute feudal wird. Die erste Lesung des elfaß- lothringischen Berfaffungsgefeßes liegen fand. Er wurde bis zur Bewußtlosigkeit geschlagen und mußte agrarischen Befehlen gehorchten. Die Richtwiedereinbringung der wird ebenfalls noch im Januar stattfinden. Was die Reichsins Hofpital getragen werden. Die Verlegungen waren derartig, daß er Wahlrechtsvorlage schien dieses Mißtrauen zu bestätigen. Die versicherungsordnung betrifft, so ist vorläufig beabsichtigt, die zweite in Wundfieber berfiel. Mehr als seine Schmerzen quälte ihn die Sozialdemokratie erreichte eine Reihe von Wahlsiegen. Man Lesung im Plenum erst vorzunehmen, wenn der Etat zum größten Furcht, sich im Fieberdelirium zu berraten und unbewußt fürchtet allgemein, daß sie bei den Wahlen übers Jahr wieder Teil erledigt ist, zumal die Reichsversicherungskommission ihre Be den Namenirgend eines seiner Kameraden zu nennen. Er die Zahl der Sige vor 1906, ja noch mehr erreiche. ratungen vor Ende Februar endgültig nicht abschließen wird. 3iveifelte nicht, daß sich an seinem Bett ein als Arzt verkleideter Die Moabiter Straßenunruhen wurden von den Angstmeiern Polizist befand. Das war auch der Fall, und dieser Mann, nicht als Borboten der Revolution angesehen. Sie waren in zufrieden damit, die wirren Reden des Kranken getreulich aufzu Bürgerliche Blätter wissen betvegten Herzens zu verkünden, daß irfliteit ein Böbelauflauf, wie er überall zeichnen, berfuchte feine Erregung noch au steigern, indem er ihn einmal vorkommen tann. Daß der Reichetangler die in den Weihnachtstagen fich ein für Deutschlands Kultur höchst vorlog, daß er mit feiner Bombe eine ganze Menge Tonservativen Rufe nach einschränkenden oder Ausnahms wichtiges Ereignis vollzogen hat: der Berliner Professorenstreit ist unschuldiger Leute getötet habe. Als der Spitzel sah, wie Nach zehntägigen schwierigen Vergefeßen zurüdwies, hat allgemein außerhalb der glücklich beigelegt worden. diese Lüge auf den Geist des Kranken wirkte, feste fonservativen Streife beruhigt(?!)... handlungen, so heißt es in dieser Meldung, sei es endlich der Verhinzu, daß der Minister selbst entkommen sei und daß unter den mittelung des Kultusministers gelungen, am heiligen Weihnachtstage töteten ein Kind und eine alte Frau sich befinden. die fachlichen Differenzen zwischen den Professoren der Nationalöfonomie an der Berliner Universität, Sering, Schmoller und Wagner einerseits und Bernhard andererseits durch loyale Erklärungen beiber Teile auszugleichen. Diese Erklärungen, die demnächst veröffentlicht werden sollen, beseitigten die Hemmnisse, die bisher der freien Lehrtätigkeit eines der Beteiligten entgegenstanden.
er
Diese Selbstgespräche des Fieberfranken, wovon ein amtlicher Bericht sich in den Archiven des Polizeidepartements befindet, zeigen den seelischen Zustand Sjafonows am Vorabend und im Augenblick des Attentate. Stetig wiederholt sich derselbe Gedanke: nicht zu spät zu kommen, derselbe Seufzer der Erwartung:
,, Noch eine Ewigkeit... ohol... mein lieber... Betta... es ist Zeit... ach 1... wie lange ich hier schon stehe. es ist Beit, ein Ende zu machen..."
In diesen Fieberphantasien gibt es aber noch einen anderen sehr ernsten Punkt. Troß aller Selbstbeherrschung, die er selbst in halb bewußtlosem Zustande noch aufbrachte, hat Ssafonow zweimal Namen genannt. Unter anderen den Namen Valentin, dessen Träger, nach einigen abgerissenen Wendungen des Kranken zu urteilen, eine wichtige, wenn nicht führende Rolle bei dem Attentat gespielt haben mußte, und den Namen Nicola Hitch. Nun warf sich die Polizei fofort auf die Spur dieses unbekannten Nicolas.
Sie verhaftete auch zu Kiew einen bekannten Advokaten, der ihr schon lange verdächtig gewesen war und der denfelben furzen Namen trug. In aller Heimlichkeit führte man ihn in Ketten in die Peter- Pauls- Festung . Aber zu seinem Glüde konnte der Mann einen durchschlagenden Alibibeweis führen, so daß man ihn wieder frei lassen mußte. Warum aber versuchte die Polizei nicht, den geheimnisvollen Valentin aufzuspüren, der offenbar viel wichtiger für sie war, als jener Nicola?.
Ganz einfach: Balentin war der Spigname Azews: in der Anklageschrift wider Lupochin wird unter anderen Spiznamen, die Azew in der Partei hatte, als der Polizei bekannt auch der Name Valentin aufgeführt....
In Slafonow starb also einer der Hauptzeugen der Affäre Azew!
Politifche Ueberficht.
Berlin , den 27. Dezember 1910. Keine Wahlrechtsvorlage!
Auch das Scherlblatt bestätigt die jüngst von dem Agrarierorgan berbreitete Nachricht, daß Bethmann Hollweg dem demnächst zusammentretenden Landtag feine Wahlrechtsvorlage unterbreiten werde. Das preußische Staatsministerium set sich in einer der letzten Sigungen dahin schlüssig geworden. Bethmann Hollweg wolle erst den Ausfall der Reichstagswahlen und die sich daraus ergebende Stellungnahme der Parteien abwarten. Erst wenn die Parteien ihre Stellung zur Wahlreform revidiert hätten, werde eine neue Wahlrechtsborlage ein besseres Schicksal haben als die des Jahres 1910. Ein negatives Ergebnis wolle er nicht wieder riskieren. Eine abermalige Ablehnung einer Wahlreform wolle er aber bor
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Die Richtwiedereinbringung einer neuen preußischen Wahl. rechtsvorlage ist von liberaler Seite schmerzlich bellagt worden, Aber ich sehe darin doch mehr eine taftische als eine prinzipielle Wendung. Man wollte diese Wintersession, die ohnedies sehr belastet ist, nicht noch weiteren schweren Belastungsproben ausfetzen....
Die große Frage der nächsten Zukunft wird ble preußische Wahlrechtsvorlage bleiben. Und da gilt es einerfeits, feinen radikalen Sprung ins Dunkle zu machen, andererseits der heutigen Beit die liberalen Stonzeffionen zu gewähren, bie für ein paar Jahrzehnte Ruhe schaffen. Es handelt sich um die große Frage, welche Konzessionen fönnen und follen dem demokratischen Bug der Beit gemacht werden. Ich will heute feine Bor schläge im einzelnen machen, wohl aber ein prinzipielles ort für die Berechtigung und die Grenzen der heute erlaubten Demokratisierungstendenzen sagen.
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Friede unter den Profefforen.
Freilich, so ganz scheint auch jetzt der Friede noch nicht hergeftelt zu sein, denn die Boffische Zeitung" fügt der Meldung des Montagblattes des Berliner Lofalanzeigers" hinzu:
Die Meldung eines Montagblattes, daß der Streit BernhardSering ganz und gar aus der Welt geschafft sei, bedarf insofern der Richtigstellung, als die persönlichen Differenzen zwischen den Professoren Sering und Bernhard durch den oben erzielten Ausgleich keineswegs berührt werden. Diese bestehen vielmehr fort. An dem guten Willen beider Teile, unter dem persönlichen Zwist den amtlichen Verkehr nicht leiden zu lassen, ist aber wohl kaum zu zweifeln. Das Disziplinarberfahren, das Professor Bernhard bor furzem gegen sich selbst beantragt hat, dürfte sich nach dem Ergebnis der Verhandlungen im Kultusministerium nunmehr von selbst erledigen."
Also doch borerst nur ein halber Friede.
Staatsgefährliche Gebetbücher.
Ich bekenne mich als absoluten Gegner der Volkssouveränität, des Glaubens, daß die Auslieferung der staatlichen Gewalt an die Masse des Voltes, an die unteren Klassen heute in unseren großen, von Klaffenkämpfen erfüllten Staaten möglich und heilsam wäre. Eine gesunde Demokratie als Verfassung ist möglich in bloß agrarischen Gemeinden, in bäuerlichen Boltsgemeinden und Kleinstaaten, die nach außen ganz gesichert find, nach innen keine großen bücher auf dem Güterbahnhof beschlagnahmt worden. Die Sendung In Myslowitz sind über tausend Stück polnisch- katholischer GebetKlaffengegensäge haben, deren Bürger von hohem Patriotismus er- fam aus Krakau und war für Berlin bestimmt. Der Wert dürfte füllt sind, deren Wirtschaftsverhältniffe relativ stabil und behaglich sich, der Bresl. 8tg." zufolge, auf mehrere tausend Mark belaufen, find.... Um die politische Erziehung dieser Klaffen( der nicht an der da die Gebetbücher elegant ausgestattet sind. Die Einbanddecke beRegierung beteiligten) handelt es sich. Und es ist ein taum fteht aus Elfenbein und ist mit dem polnischen Wappen verziert. begreiflicher naiver Kinderglaube, politische Außerdem trägt sie die Inschrift: Gott erlöse Bolen. Erziehung erfolge allein und hauptsächlich
durch größere Bahlrechte. Natürlich erfolgt sie auch
Sargschiffe?
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durch Wahlrechte; die Erteilung des Wahlrechtes bedeutet Auf- Auf dem Dampfer Amalfi " der Hamburger Reederei Slomann, rüttelung des Indifferentismus, steigende Teilnahme an allen der am 23. Dezember eine Reise nach Malaga antreten sollte, veröffentlichen Interessen. Aber die Erziehung zu vernünftigem Ge- weigerten die Heizer die Aufnahme des Dienstes, weil die Kessel brauche des Wahlrechtes fegt außerdem ein gesundes öffentliches untauglich waren. Die sofort angestellte behördliche Untersuchung Leben, eine integere Presse, eine hohe, allgemeine Volksbildung voraus, der Kessel ergab die Richtigkeit der von den Heizern gemachten vor allem aber langfame Gewöhnung der zur Staatsleitung mit Angaben, so daß die Ausreise des Dampfers berboten wurde. herangezogenen Streise an politische Arbeit und Pflichterfüllung. Dieser Vorfall gewinnt besonders dadurch an Bedeutung, daß in den wie sie nur in einer langen Schule des freien Vereinslebens, des letzten Wochen nicht weniger als drei Dampfer der Firma Slomann freien Gemeindelebens, der Kreise und Provinzialverwaltung, des in Verlust geraten sind. Der Dampfer Palermo " ist mit der Geschwornendienstes, ber allgemeinen Wehrpflicht usw. durch Ge- ganzen Besatzung untergegangen, die Dampfer„ Savona " und nerationen hindurch erworben werden kann. Wir haben in Genua " haben ihren Bestimmungsort nicht erreicht, über ihren VerDeutschland und in Preußen gerade in dieser Schulung seit Stein, bleib fehlt jede Nachricht. Dem Dampfer Amalfi " hätte vermutlich Bohen und Hardenberg, seit unseren Selbstverwaltungs- und das gleiche Schidial geblüht, wenn die Heizer nicht den Dienst verJustizreformen große Fortschritte gemacht. Und deshalb weigert hätten. Das brängt die Frage auf, wie die in Verluft ge= fönnen wir auch eine Reform des preußischen ratenen Dampfer beschaffen waren, eine Frage, auf die eine zweifelsDreitlassen wahlrechtes wohl ertragen; tir er freie Antwort wohl nie zu erlangen sein wird, denn die einzigen, tragen ja auch das gleiche, direkte Wahlrecht im Reiche ohne die darüber Auskunft geben tönnten, ruhen auf dem Boben des Schaden. Nur scheint mir die Tatsache, daß wir Meeres.
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