aKet der Probinz BranbenVurg erhalten vleibt. Die einflußreichenKräfte in der Provinzialverwaltung, mit dem Präsidenten des Herren-Hauses v. Manteuffel an der Spitze, werden natürlich alles tun. umdie Angelegenheit in ihrem Sinne einer Lösung entgegenzuführen.obwohl Berlin in Treptow die großen Parkaulagen angelegt hatund unterhält und auch sonst den größten Teil des Grundbesitzes seineigen nennt. Treptow gilt als einer der schönsten Vororte, seineidyllische Lage an der Oberspree tvürde aber längst verschwunden sein.wenn der Grund und Boden sich in Privathändenbefänd/. Statt der schönen Parkanlagen würdenläng st Mietskasernen und FabrilschornsteinezumHimmel ragen.Diese Parkaulagen sind daher für Treptow und seine mehrdenn 20 000 Bewohner von ganz unschätzbarem Wert. Durch dieMillionen, welche Berlin dafür aufgewendet hat, hat der Ort erstseinen schöne» idyllischen Charakter erhalten. Wie angesichls dieserTatsache das„Verl. Tageblatt" in seiner Nr. 656 schreiben kann:„daß Berlin aus eigener Initiative nichts zur Hebung des Orts ge-tan habe", ist ganz unverständlich. Wenn serner in demselben Artikelbehauptet wird, daß in der Verkehrsfrage von Berlin keine Anstaltengetroffen wurden, um für Treptow ausreichende Verkehrswege zuschaffen, so ist das nichts anderes als böswillige StimnrungS»mache.Wie liegen die Dinge? Kürzlich hat Treptow an Berlin dasErsuchen gerichtet: den im Wettbewerb Groß-Berlm zu Tage ge-tretenen Gedanken,„den Görlitzer Bahnhof mit dem Lehrter Bahn-hos zu verbinden", nach Möglichkeit zu fördern. Die Verkehrs-deputation hat darauf beschlossen:„Jawohl, wirsind dazu bereit" und hat Treptow von diesem Beschluß ver-ständigt. Die VerkehrSdeputation hat ferner beschlossen, demMagistrat zu empfehlen, beim Bau der SchnellbahnMoabit-Rixdorf am Moritzplatz eine Abzweigungnach Trepstow einzubauen. Sämtliche Strahenzuführungensind mit Flachbahnen von Privatgesellschaften besetzt, so daß Berlineigene Bahnen noch dort nicht bauen kann.Allerdings ist Berlin im Besitz des größten Teils der Aktien derBerliner Elektrischen Straßenbahn- Aktiengesellschaft(Siemens u.Halste). Trotz des großen Aktienbesitzes ist der Einfluß Berlins aufdiese Gesellschaft infolge des, schon vor Ankauf der Aktien seitensder Stadt zwischen Siemens«. Halske und der Gesellschaft ge-schlossenen Vertrages gleich Null. Immerhin hat sich auch dieseGesellschaft bemüht, bessere Verkehrsverhältnisse mit Treptow zuschaffen.Schon vor länger als Jahresfrist hat die Gesellschaft bei derGemeinde Treptow die Genehmigung zur Verlängerung ihrer Liniein der Wienerstraße nach der Graetzslraße in Treptow nach-gesucht. Einem solchen Antrag glaubte die Ge-meinde Treptow nur zustimmen zu können.wenn d»« Straßenbahn gesellschaft die Verpflichtung übernehmet, wolle, in noch zu verein-barender Frist die Linie durch dle Kiefholzstraß«bis Baumschul st raße fortzusetzen, lieber die Be-dingungen, unter denen dieses geschehen solle, sind langwierig« Ver-Handlungen gepflogen worden, die im Herbst diese» Jahres endlicheinem Abschluß nahe schienen. Unerwarteterweise aberteilten die Vertreter der Gemei nde Treptow voracht Wochen mit, daß sie ihrerseits mit Ripdorf überdie Benutzung der Kiefholzstraße, an der dieseStadt an einer kurzen Strecke die halbe Straßrntreiirbesitzt, Verhandlungen eröffnet hätten, die eineschleunige Erledigung nicht erwarten ließen, undschlugen deshalb vor: von der Verlängerung derStraßen-bahn durch die Kiefholzstraße bis auf weiteresAb st and zu nehmen und die weilerzuführenden Verhandlungenauf den Einbau von Gleisen in die Graetzstraße und in dieElsen st raße zu beschränken. Der AufsichtSrat der Siemens-u. Halske-Bahn und somit die Stadt Berlin sind zu diesen Ver-Handlungen nicht herangezogen woiden. Das konnte auch des-halb nicht geschehen, weil die Vertreter von Treptowdie seit neun Wochen übernommene Verpflichtung,die getroffenen Abmachungen Punkt für Punkt zuPapier zu bringen, bis dato noch nicht erfüllthaben. Trotzdem also feststeht, daß nicht Berlin, sondern Rixdorfund Treptow die Weiterführung der Linie verhindern, wird ge-flissentlich weiter kolportiert, Berlin kei das Karnickel. Wenn sichdie Einwohnerschaft von Treptow dazu gebrauchen läßt, Vorspann-dienfte für Herrn v. Manteuffel und Genossen zu leisten, so ist daszwar ihre Sache, sie stellt sich sedoch damit kein besonder» gutesZeugnis aus.In derselben Sache wird uns aus Treptow geschrieben:Wenn man als unbefangener Beobachter die Aeußerungen ver-schiedener'Lokalblätter verfolgt, die für Eingemeindung Treptowsnach Rixdors Stimmung machen, kann man der Meinung werden.Berlin solle genötigt werden, seinen in Treptow gelegenen Grund-besitz der Terrainspekulation auszuliefern, wie da« der MilitärfiSkuSmit dem Tempelhofer Felde getan hat. Eine EingemeindungTreptows nach Rixdorf liegt nicht im Interesse der hiesigen Ge-meinde und entspricht auch gar nicht dem Willen seiner Bevölkerungund auch nicht der Mehrzahl seiner Vertreter. Diese Meinung kamin einer am 10. November in Speers Festsälen abgehaltenen öffent-licken Versammlung zum Ausdruck, in der Stadtv. Fritz gubeilreferierte und die von allen Schichten der Bevölkerung Treptowsbesucht war. In einer einstimmig angenommenen Resolutionwurde der Wille der Versammlung dahin kundgetan,daß bei einer etwa notwendigen Eingemeindung Treptow» nichtRixdorf, sondern Berlin in Frage kommen soll. Dazu lag amnächsten Tage, dem 11. November IS 10, in der Gemeindevertretersitzung ein Antrag vor. durch den der Gemeindevorstand beauftragtwurde, erneut mit Berlin in Unterhandlung zu treten wegen lieber-lassung eineS geeigneten Friedhofgeländes und gleichzeitig die Unter-Handlungen wegen der Eingemeindung Treptows in Berlin wiederaufzunehmen. Der Herr Bürgermeister Schablow hat sich dazu bereiterklärt und, wie wir erfahren haben, liegt auch bereits cm offiziellerAntrag von der Stadt Berlin vor, durch den der Gcmeindevorstandin Treptow aufgefordert wird, die zur Eingemeindung nach Berlinerforderlichen Bedingungen an den Berliner Magistrat gelangen zulassen.Die EntWickelung Treptows befindet sich gegenwärtig in einemStadium, in welchem der Gemeindeverwaltung in Zukunft schwierigeAufgaben bevorstehen, die es fraglich erscheinen lassen, ob die Ge»meinde in der Lage sein wird, die zu ihrer Durchführung erforder-lichen Mittel aufzubringen.Die VerkehrSverhältniffe Treptows bedürfen einer Erweiterung;die Durchführung der SiemeuSbahn durch die Graetzstraße und derenWeiterführung durch die Kiefholzstraße bis zu dem OrtStetl Baum-schulenweg würde diesem Bedürfnis einstweilen entsprechen. SeitJahr und Tag schweben hierüber Verhandlungen, von denen aberimmer noch nichts Positives an die Oeffenilichkeit durchgedrungen ist.Der„Treptower Anzeiger" der bekanntlich nicht nur von derGemeinde subdentiouiert, sondern teilweise auch inspiriert wird.übernimmt in seiner Nr. 151 vom 25. Dezember 1910 einen Berichtder Morgenausgabe des„B. L.-A." vom 24. Dezember 1910, mitqem Bemerken, daß derselbe scheinbar einer Indiskretion sein Da-sein verdanke. Gleichzeitig verweist der„Treptower Anzeiger' aberaus einen Artikel seines eigenen Blältchens in derselben Nummervom 25. Dezember 1910, der sich an einer anderen Stelle befindetund augenscheinlich darauf berechnet ist, Stimmung gegen Berlinzu machen. Er betitelt sich:„Unhaltbare Zustände im Betriebe derSiemensbahn".Diesem Artikel(Gr. gezeichnet), der offensichtlich stark auf-gebauscht ist. ist der Zweck, die die Siemensbahn benutzendenTreptower Einwohner gegen Berlin aufzubringen, deutlich anzusehen-Angeführt wird unter anderem darin die Verspätung eines Wagensum drei Minuten, daS Fehlen eines AuhängewagenS, das Fehlender Beleuchtung und andere kleine Verfehlungen, die wir ja garnicht beschönigen wollen, die aber zu den alltäglichen Erscheinungenim Verkehrswesen auch der privat geleiteten gehören. Daß mit demArtikel nur Stimmungsmache betrieben werden soll, erhellt schondaraus, daß acht Tage lang eingehende Beobachtungen angestelltund bei dem Fahrpersonal Beschwerden geführt worden sind, anstattsich bei der zuständigen Stelle, bei der Betriebsleitung zu be-schweren.Daß die VerkehrSverhältniffe Treptows anerkanntermaßen sehrrückständig sind, ist nicht allein der Stadt Berlin und ihrem kom-plizierle» Verwaltungsapparat, sondern auch der Treptower Gemeinde-Verwaltung zuzuschreiben.Die Einwohnerschaft Treptows hat daher alle Ursache, nicht nurgegen die Rllckständigkeit der Siemensbahn und Berlin, sondernauch gleichzeitig gegen ihre eigene Gemeindeverwaltung ganzenergisch Front zu machen, schon deswegen, weil über die schonvorerwähnten Verhandlungen über den weiteren Ausbau der Siemens-bahn selbst den Gemeindeverordneten Treptows keine Mitteilung ge-macht worden ist.Wenn der„B. L.-A." recht unterrichtet ist, und eS liegt kein An-laß vor, daran zu zweifeln, so wäre es doch wohl am Platze ge-wesen, von den 35 Punkten der Angebote, mit denen die RixdorferGemeindeverwaltung die Treptower Gemeindeverwaltung einzu-fangen beabsichtigt, nicht nur den einen, der die bessere Aus-gestaltung der Verkehrsmittel BaumschulenwegS, durch Rixdorf,mit Anschluß an eine durch Berlin erst noch zu er-bauende Schnellbahn herbeiführen soll, anzuführen. Die anderenPunkte werden aber wohl noch viel weniger geeignet sein, vor eineröffentlichen Kritik zu bestehen, als wie der durch den„B. L.- A."angeführte. Wenn aber die Einwohnerschaft BaumschulenwegS aufden Anschluß an die erst noch zu erbauende Berliner Schnellbahndurch die Gemeindeverwaltung der Stadt Rixdorf warten soll, sokann da» doch wohl noch viel länger dauern, als die Durchlegungder Siemensbahn nach Baumschulenweg.Wenn der Gewährsmann des ,B. L.-A." indiskreterweise dieVerhandlungen mit Rixdorf preisgegeben hat, so lag doch für ihn,wenn er dabei das Jntereffe Treptows und nicht nur dasjenige de»Kreises Teltow und der Provinz Brandenburg im Auge hatte, garkein Grund vor, nicht auch mitzuteilen, daß auch zwischen Berlinund Treptow die eingangs von uns mitgeteilten Verhandlungen ein-geleitet worden find.Um nicht auch unsererseits Indiskretionen zu begehen, die denweiteren Fortgang der Verhandlungen stören könnten, so verzichtenwir einstweilen darauf, auf weitere Kulturaufgaben hinzuweisen,deren Durchkührung der Gemeinde Treptow bei ihrer wetteren Eni»Wickelung obliegen werde, die aber, abgesehen von vielen anderenHlnderniffen, auf die wir heute ebenfalls nicht näher eiiigehen wollen,die Gemeinde Treptow aui eigenen Mitteln durchzuführen kaum in'der Lage sein wird. Da die Steuerkraft Treptow«, wenn wir denDurchschnitt der Steuerlast auf den Kopf de? einzelnen Steuer-zahler» umrechnen, reichlich doppelt so hoch ist, als wie dieder Stadt Rixdorf(etwa 15 zu 7 Mark), so würde auchdiese beim besten Willen ebensowenig dazu in der Lage sein.Nur durch den Zusammenschluß aller Vororte mit Berlin isteine gleichmäßige Verteilung der Lasten sowie eine gedeihliche Fort-entwickelung Groß-BerlinS möglich.Zum Schluß wollen wir noch ganz besonders darauf hin«weisen, daß unter dem elendesten aller Wahlgesetze, geradediejenigen Vororte Berlins, die wie Treptow ein« durch-au« städtische Einwohnerschaft haben und wo gar keineländlichen Verhältnisse mehr bestehen, deren Wahlrecht aber den Be-stimmungen der Landgemeindeordnung unterworfen ist, ganz besondersschwer zu leiden haben unter dem Hausbesitzerprivileg, mit der Ver-schärfung, daß höchsten» ein Drittel der Gemeindevertretung,„alsomit Einschluß der nichtangeseffenen Gemeindevorsteher und Schöffen"Nichtaugesesfene sein dürfen. Dazu kommt noch, daß die I. undEL Klasse gemeinhin gar keine Nichtangesessenen wählt und derIII. Klasse keine geeigneten Angesessenen zur Verfügung stehen, sodaß keine Auswahl getroffen werden kann und die große Masse derBevölkerung so gut wie gar nicht vertreten ist.Der einzige Weg, eine klare Meinung der nicht angesessenenBevölkerung von Treptow herbeizuführen, ist daher die Stellung-nähme in öffentlichen Versammlungen, auf die wir auch in derFrage der Eingemeindung ganz besonders hinweisen."Die vorstehenden Ausführungen beweisen, wie sehr die Be-völkerung von Treptow über die Situation im unklaren gelaffenwird und wie entgegen dem ausgesprochenen Willen der Einwohner-Ichaft Treptows von einigen leitenden Personen der Gemeinde einePolitik verfolgt wird, die mit den Interessen der Gemeinde nichtvereinbar ist. Am deutlichsten tritt dieses Bestreben in die Er-scheinung bei den VerkrhrSfragen. über die wir oben eingehend Mit-teilung gemacht haben._politische CUbcrficbt.Berlin, den 28. Dezember 1910.Konservative und Nationalliberale.Da die von den Konservativen in ihrem Machtinteresseausgegebene Parole:„Auf zu: Sammlung gegen die roteFlut I" von einem Teil der die Absicht der konservativenParteiführer durchschauenden Nattonailiberalen nicht blindlingsbefolgt»vird, zeigt sich neuerdings im konservativen General-stab wieder eine arge Verstimmung gegen die National-liberalen, die sich in wilden Attacken gegen die„Verbündeten"und„Blockgenosseu" der Sozialdemokratie— mit solchenNamen werden die Nationalliberalen bereits bedacht— Luftmacht. Kennzeichnend für diese verschärfte Spannung zwischenKonservativen und Nationalliberalen ist ein„Sptegelfechterei"überschriebener Artikel in der letzten Nummer der„Kreuzztg.",tn dem eS heißt:„Wer direkt und indirekt die Sozialdemokratie seit der AuS-ficht aus da» Bülowsche„Philipp!" unterstützt hat und noch fort-während unterstützt, ist keinem verständigen und kritikfähigen Deutschenheutzutage unbekannt: daS find die Liberalen, und zwar dieNationalliberalen ebenso gut wie die Fortschritt-l e r. Di« Steuerhctze, der Politil de? Haffe»(wie der freikonservativeAbgeordnete Dr. Arendt die liberale Tendenzpolitik zutreffend be-zeichnete) und nicht zuletzt auch dem direkten Eintreten für sozial-demokratische Kandidaten bei verschiedenen Ersatzwahlen seitensLiberaler verdankt die Sozialdemokratie ausschließlich ihren heu-tigen Aufschwung. Und es ist charakteristisch, daß dieser sozial-demokratische Aufschwung durch daS bekannte Abschieds«interview des Fürsten Bülow geradezu inau-guriert worden ist. Es nützt nichts, wenn die Liberalen,und besonders die Nationalliberolen— natürlich mit de-kannter Entrüstung und obligater Schimpferei— diese Unterstützung der Sozialdemokratie ableugnen. Zahlreiche Zeugnisseaus ihrem eigenen Lager und sorgenvolle Auslassungen aus demSchöße der Verbündeten Regierungen stehen diesen AbleugnungS-» versuchen gegenüber. Und was ist denn die jetzige natioualtlberal-fortschrittliche Verbrüderungstaklik anderes als eine Begünstigungder Sozialdemokratie?"Begreiflich sind solche Wutanfälle. Die Herren Konser-vativen fühlen sich selbst in der Rolle des geprellten Loh"gerbers, dem die Felle»vegschwimmen.Der Reichsvcrband in Tätigkeit.Der Schlammkratcr des Reichswahrheitsverbandes, dereine Zeitlang außer Tätigkeit gewesen zu sein schien oderdiese Tätigkeit doch auf das Verramschen seiner älteren Makulatur beschränkt hatte, ist abermals in Aktion getreten undspeit neue Massen von Unrat aus. Es scheint also, daß diezerschmetternden Niederlagen des Junker- und Scharfmackler-tums den leidtragenden Kraut- und Schlotbaronen denBeutel wieder derart geöffnet haben, um dem Riesenbetriebfür Sozialistenverleumdung noch einmal über die Pleite hin-wegzuhelfen und ihn wenigstens über die Wahlen hinausflott zu erhalten.In einem Zirkular empfiehlt die Geschäftsleitung deSNeichswahrheitsverbandes gleich fünf Flugblätter neuerenDatums und drei dicke Wälzer, in denen der reichsverbändle-rische Kehrricht gleich zu Haufen zusammengefegt ist. Fürden Charakter dieser Veröffentlichungen ist ein vierseitigesFlugblatt bezeichnend, das den durch die Gerichtsverhand-lungen so kläglich zerstörten Scharfmacherschwindel von denrevolutionären Vorübungen in Moabit, am Wedding usw.mit der bekannten reichsverbändlerischen Ungeniertheit vonneuem wiederkäut. Auch ausländische Ereignisse, wie derfranzösische Eisenbahnerausstand und die Vorgänge in Süd-Wales, müssen herhalten, um die Sozialdemokratie als einepolitische Verbrechergesellschast hinzustellen, als„Parteider Verrohung, der Zerstörung, der gewaltsamen Revolution".Von den Entsetzenstaten der Polizei, die jeden Tag dieMoabiter Prozeßverhandlungen enthüllen, von den wüstenAufreizungen der Scharfmacherpressc, die mit Maschinen-getvehren unter die Masse gepfeffert haben wollte, von derniederträchtigen Staatsstreichshetze der konservativen Führer,von den Aufforderungen deS JanuschaucrS, ein allgemeinesBlutbad zu inszenieren, ist natürlich in dem traurigen Mach-werk mit keiner Silbe die Rede.Die erneute intensive Tätigkeit des Reichsverbandes be-weist, wie groß die Wahlangst der ihn aushaltenden Hinter»männer ist. Sic verrät, wie diese Staatsstiitzen den Wahl»kämpf zu führen gedenken! Daß sie mit diesen verzweifel-ten Mitteln besondere Erfolge haben werden, werden sie sichja wohl selbst kaum noch einreden. Immerhin wäre es dasGegenteil politischer Klugheit, wenn die Sozialdemokratiesich nicht auch ihrerseits auf einen Wahlkamps einrichtet, dernoch ganz andere Anforderungen an die agitatorischeLeistungsfähigkeit der Partei stellt, als alle bisherigen Kam-pagnen. Die enormen Geldmittel, die dem Hansabund unddem Reichsvcrband zur Verfügung stehen, und der kolossalepropagandistische Apparat, der von allen Gegnern, nicht zu-letzt auch vom Zentrum, in Tätigkeit gesetzt werden wird,machen es der um Verteidigung ihrer elementarsten Rechtekämpfenden Arbeiterklasse zur Ehrenpflicht, ihre Organi-sationen derart auszubauen, ihre Presse derart zu verbreitenund alle Wahlvorbereitungen derart zu treffen, daß derSchlammflut der skrupellosesten Verleumdungen ein festerDamm entgegengesetzt wird!Amtliche Geheimniskrämerei.Die Revolte auf der Insel Ponape datiert bereits vom18. Okiober. Die Insel hat keine Drahtverbindung nach irgendeiner Richtung, woraus es sich erklärt, daß die Meldung vom Aus-bruch der Revolte verspätet nach Deutschland gelangte. Es stehtaber fest, daß die Nachricht dem Gouverneur von Neu-Guinea,Dr. Oßwald, bereits am SO. November bekannt war, und ein oderzwei Tage später war ganz bestimmt auch daS Kolonialamt unter-richtet. Trotzdem hat man der Oeffenilichkeit erst dann Mitteilunggemacht, als ein Privat-Depeschenbureou die Nachricht von derRevolte verbreitete. Fast scheint es, als ob man Bedenken getragenhat. solche HiobSpost der Oeffenilichkeit in dem Moment zu über-geben, als der Reichstag versammelt war. Vielleicht wollte mandem Reichstag erst dann Mitteilung davon machen, nachdem dieganze Angelegenheit wieder beigelegt war.Daß die Reichsregierung von den Vorkommniffe» längst Kenntnishatte, geht auch daraus hervor, baß bereits vor einiger Zeit zweiKreuzer nach Ponape beordert worden sind, die mittlerweile auchdort eintrafen.Gegen eine solche Geheimniskrämerei muß ganz entschiedenEinspruch erhoben werden._Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft.DaS Wölfische Telegraphische Bureau meldet:„Die Konstituierung der K a i s er- W il h elm«G eselk»schüft zur Förderung der Wiffenichaften, deren Gründung beider Berliner UniversitSfeier von Allerhöchster Stelle in AuSfichtgenommen wurde, wird sicherem Vernehmen nach in der erstenHälfte Januar stattfinden. Sie soll mit einem Vortrage desWirklichen Geheimen Rat« Profesior» Dr. Emil Fischer in derWohnung des Kultusministers verbunden werden, welchem auchSeine Majestät der Kaiser beizuwohnen gedenkt. In den letztenMonaten ist dem Kultusministerium noch eine Reihe weitererBereiterklärungen zur Beteiligung an dem großen Unternehmenaus den verschiedenen Teilen der Monarchie und aus den verschiedensten Berufskreisen zugegangen."Dieser Mitteilung nach zu urteilen, scheint der Zweck dernenen Gesellschaft darin zu bestehen, durch belehrende VorträgeFürsten und Ministern die Wissenschaft näher zu bringen.Auskrakeelt.Wie wir bereits berichteten, haben die streitenden BerlinerProfessoren Gering, Schmoller. Wagner einerseits und Bernhardandererseits Frieden geschloffen. DaS Schwarze Brett der Universitätverlündet dieses wichtige Ereignis durch folgenden Anschlag desRrltorS:„Bekanntmachung.Nachdem die von mir im Einvernehmen mit den HerrenOrdinarien der StaatSlvissenschaften zur Prüfung der zwischenihnen schwebenden Streitigkeiten eingesetzte Kommisflon ihr gut-achtliches Urteil abgegeben hat, haben die Parteien Erklärungenausgetauscht, nach welchenHerr Professor Dr. Bemhard auf Grund der ihm gewordenenInforniationen anerkennt, daß seine älteren Fachgenossen ihn in