Einzelbild herunterladen
 
Gewerkfcbaftlicbee. Komödianten! Diechristlichen" Zentrumsgewerkschaften können sich nur so lange noch bei rückständigen Arbeitern einigen Anhang sichern, als es ihnen gelingt, die Dinge anders scheinen zu lassen, wie sie sind. ImBrustton" der Komödianten stellen sich denn auch dieChristen" auf die Rednerbühne und faseln davon, daß man diechristlichen" Gewerkschaftenganz anders beachten müsse" wie die freien. Die Christen" könne man nicht einfach mit der Redensart abtun, daß sie denUmsturz" wollten usw. Als ob es den Unternehmern irgendwie darauf ankäme, wer ihnen ans Portemonnaie will, als ob es nicht allein auf die Macht der Organisation selbst ankäme! Die Zentrumschristen haben doch oft genug und zwar sogar an Kämpfen mit frommen christkatholischen Unter- nehmern erkennen können, daß ihre Konstruktion recht windig aussieht und vor der Wirklichkeit absolut nicht standhält. Andererseits verzichten dieChristen" ja auch absichtlich auf alle gewerkschaftlichen Attribute, um nur bei den Behörden geduldet zu werden. So hat der gegen Peter Molz ge- gründete neuechristliche" Eiscnbahnerverband folgende Sätze im Statut: Der Verband st eht treu zu Kaiser und Reich. Die Mitglieder sind sich bewußt, daß zu einem geregelten Dienst Disziplin notwendig ist. Deshalb wird jedes Mitglied des Ver- bandes seinen Dienst pünktlich, treu und gewissenhaft erfüllen, denn nur treue Pflichterfüllung gibt ein Recht, Ber- besserungen seiner Lage zu fordern. Der Verband will aber die Lage seiner Mitglieder nicht verbessern durch Kampf mit den vorgesetzten Stellen, sondern im Ein» vernehmen mil denselben. Jedes Mitglied verpflichtet sich deshalb beim Eintritt in den Verband, treu nach de» Grund» sätzen des Z 3 zu handeln." Also eine Mischung von Kriegerverein und gelber Werks- vereine. Anscheinend ist dieses famoseGewerkschafts  "-Statut auchim Einvernehmen" mit der Regierung entstanden, hat sich ja seinerzeit Frz. Behrens große Mühe bei einem Beamten der Regierung gegeben, um gegen Molz, der damals noch starrköpfig war, etwasChristliches  " zustande zu bringen. An diese Vorgänge werden wir wieder erinnert durch einen wehleidigen Artikel:Das bayerische Verkehrs- Ministerium und die Sozialdemokratie" in Nr. 26 desZentralblatt der christlichen Gewerkschafte n". Ganz im Widerspruch zu der vorhin betonten Pausbackigkeit wird da gejammert, daß derchrist- liche" bayerische Eisenbahnerverband vor dem angeblich sozialdemokratischenSüddeutschenVerbande zurückgesetzt werde. Was die schwarzen Gaukler ja nicht abhalten wird, bei nächstbester Gelegenheit doch wieder davon zu fabulieren. wieviel mehr an- gesehen doch diechristlichen" Gewerkschaften seien als die sozialdemokratischen. Bei dem weinerlichen Gegreine deschristlichen" Zentralblattes erfahren wir aber nun die wichtige Tatsache, daß das Statut des christlichen" bayerischen Eisenba Hner-Ver- bandes von der Eisenbahnbehörde bezw. von der Regierung gemacht worden ist! Denn darauf läuft es doch hinaus, wenn es imchristlichen" Zentral- blatt heißt, daß die Gründung des bayerischen Eisenbahner- Verbandesunter den denkbar schwierigsten Umständen" vor sich gegangen sei. DieFührer" seienvon feiten ihrer staat- lichen Vorgesetzten"von Verhör zu Verhör gejagt" worden. Wiederholt wird erklärt, daß der Verband im Statut dies und jenes habeerklären müssen". Der Passus aus dem Statut, der dann zitiert wird, deckt sich zuerst mit den vor- erwähnten Sätzen des gegen Molz gegründeten Eisenbahner- Verbandes. Dann folgt noch folgende Stelle: «Nicht Umwälzung, sondern soziale Reform ist da? Ziel des Verbandes. Deshalb bekennt sich jeder Eisen- bahner durch den Eintritt in den Verband als Gegner der sozialdemokratischen Grundsätze und Bestrebungen und verpflichtet sich, getreu nach den im Statut niedergelegten Grundsätzen zu handeln." Natürlich" ist derchristliche" bayerische Eisenbahner- verband Mitglied despolitisch neutralen" Ge- samtverbandeschristlicher" Gewerkschaften. DieChristen" schluckten also wie gehorsam apportierende Hunde, was von ihnen verlangt wurde, sie ließen sich zum Selben Kriegerverein und zur Sozialistenhatz ausnutzen, damit ie Regierung sie nur existieren ließ. Nachdem die Zentrumschristen solcherart Selbstentmannung treiben, sind sie ja gewiß die richtigen Kerle, um dieun- geheure Macht" derchristlichen" Gewerkschaften auszuschreien. Komödianten! L erlin unck llmgegencl. Die Redaktion dcS Blatte«Der kanfmännische Angestellte", gezeichnet Lüdemann, sendet uns folgende Zuschrift: In Nr. 304 deSVorwärts" vom 29. Dezember 1910 wurden unter dem TitelGewerkschaftliches" irrige Mitteilungen über den Kausmännischen Angestellten" gemacht. Unter anderein wurde dort gesagt, die erste Probenummer habe dargelegt,daß sich die Handlungsgehilfen von der Sozialdemokratie ganz naturgemäß abgeschreckt fühlen müßten". Diese Behauptuna entspricht nicht den Tatsachen, denn in Wirllichkeir ist i� demKauf­männischen Angestellten' nur der Satz verfochten worden, daß die enge organisatorische Verbindung eines An- gestelltenverbandeS mit der Arbeiterbewegung für den betreffenden Verband notgedrungen zu einer unerwünschten Beschränkung seiner Ausbreitungsmöglichkeiten führe,» muß. Diese Wirkung erfährt das ist die zweite Behauptung eine nicht unerhebliche Verschärfung durch die engen Beziehungen zwischen den einzelnen Richtungen der Arbeiterbewegung und be- stimmten politische» Parteien. Um welche politische Partei eS sich dabei handelt, ist für diese grundsätzliche Feststellung von umer- geordneter Bedeutung, wenn eS auch für die agitatorischen Erfolge deS Verbandes je nach dem Anhang, den die betreffende Partei in der Berufsgruppe hat, von graduell verschiedener Wirkung sein mag. Wer mit der Psyche der Privatangestellten nur einigermaßen vertraut ist, wird die Richtigkeit dieser Behauptungen bestätigen müssen. Sie zur Diskussion zu bringen und aus den ermittelten Tatsachen Folgerungen für die gewerkschaftliche Organisierung der Privatangestellten zu ziehen, kann niemals eine Schädigung der Arbeiterbewegung bedeuten. Die Redaktion desKaufmännischen Angestellten" weiß sich jedenfalls frei von jedem Vorurteil und jeder Antipathie gegen die gewerkschaftliche wie die politische Arbeiterbewegung. Sie glaubt aber, daß für die soziale Bewegung überhaupt ein erhebliches Interesse besteht, daß endlich einmal Mittel und Wege gefunden werden, um auch die Privat- angestellten in größerem Umfange als bisher auf gewerkschaftlicher Grundlage, also unter Anerkennung des bestehenden Gegensatzes zwischen Kapital und Arbeit, zu organisieren." Wir wollen über diePsyche" der Privatangestellten nicht streiten. In Beziehung auf die Stellung, welche die Mehrzahl der- Dsrantw. Redakt..- Richard Borth, Berlin  . Znjeratevteil verantw.» selben zur Arbeiterbewszuug einnimmt, hatDer kaufmännische Angestellte" vielleicht allzu recht. Etwas anderes ist eS, ob man solche Vorurteile durch RechnungSträgerei verewigen oder nicht lieber an ihrer Beseitigung arbeiten soll. Nun haben wir aber bereits Organisationen der kaufmännischen und der Bureauangestellten, die auf dem Boden der modernen Arbeiterbewegung stehen. Eine Förderung dieser Organisationen enthalten die Erörterungen deS BlattesDer kaufmännische Angestellte" nicht, sollen sie auch nicht enthalten, sonst wären sie so überflüssig, wie die Gründung dieses Blattes überhaupt._ Deutkchce Reich. Mausergewehre für Streikbrecher? Die Zeche Langenbrahm   in Essen-Rüttenscheid   hat von einer Firma in Essen   eine Partie Mansergewehre mit den dazu gehörigen Patronen bezogen. Die Gewehre werden auf dem Zechenbureau aufbewahrt. Es wird versichert, daß auch andere Zechen sich mit Waffen versehen hätten, doch konnte bisher nur von Langenbrahm bestimmtes in Erfahrung gebracht werden. Die Verwaltung der Zeche Langenbrahm hat seit einiger Zeit sich sehr für die Schaffung einer lokalen gelben Organisation interessiert. Die Zechenbeamten agitieren sehr lebhaft für den Beitritt. Die Mitgliederversammlungen werden sogar durch Anschlag auf der Zeche bekanntgegeben. Vielleicht denkt die Verwaltung daran, im Falle eines Streiks die gefürchteteSabotage" an den Betriebs- einrichtungen zu verhindern, indem die Beamten und die getreuen Gelben mit Mausergewehren ausgerüstet werden. Oder will man gar mit Flintenkugeln die gerechten Forderungen der Bergarbeiter beantworten? Das ist der Weisheit letzter Schluß: Wenn gar nichts mehr verfangen will, Der Säbelhieb, der Flintenschuß, Sie machen beide stumm und still. Der Kampf in der Pforzheimer   Edelmetallindustrie beendet! Ein Riesenkampf, der wohl selten seinesgleichen findet und eigentlich nur mit dem Kampf in Crimmitschau   verglichen werden kann, hat sein Ende gefunden. Die Pforzheimer   Fabrikanten, die zum großen Teil auS kleinen Ansängen heraus es i» Verhältnis- mäßig kurzer Zeit zu ziemlichem Wohlstand, auch zu großem Ber  - mögen gebracht haben, empfanden schon lange das Bedürfnis, die Organisation der Arbeiter zu vernichten. Den Anlaß dazu bot ihnen ein von den Kettenmachern eingereichter Ent- wurf zu einem Lohn- und Arbeitsvertrag. der Haupt- sächlich eine geregelte Preisfestsetzung der Akkordarbeiten, Er- höhung der Stundenlöhne und Regelung der alles überwuchernden Heimarbeit wollte. Es war auf eine gütliche Erledigung gerechnet. Die Unternehmer aber drohten eine allgemeine Aussperrung an. So führte die Bewegung zur Kündigung auch anderer Berufe und die Fabrikanten, die erst glaubten, ohne die organisierten Arbeiter mit den verbleibenden Arbeitswilligen weiterarbeiten zu können. sahen sich getäuscht und mußten am 2. Dezember die Betriebe ganz schließen. Das Weihnachtsgeschäft war vollständig verloren. Die Fabrikanten forderten die Arbeiter auf. sich zu erklären, ob sie am 2. Januar wieder in Arbeit treten wollten, wenn sie die Betriebe öffnen; wer sich meldete, sollte wieder eingestellt werden. In dieser Situation galt es, für die Arbeiter eine Entscheidung zu treffen. Die Unternehmer hatten unausgesetzt erklärt, sie würden gerne verhandeln, wenn die Kettenmacher ihre Forderungen zurückziehen Der Regierung hatten sie zwar schon zweimal eine glatte Ab- lehnung zu teil werden lasten, als diese Vermittelungsvorschläge machte; die Unternehmer redeten sich dabei auf die noch nicht zurück- gezogenen Forderungen heraus. Da stellte der Vorstand des Metall- arbeiterverbandes am 23. Dezember an den Arbeilgeberverband die Anfrage, ob er verhandeln wolle, wenn die Keltenmacher die Forde- rungen zurückziehen. Nun mußten die Herren Farbe bekennen. Sie erUärten: Wenn die Forderungen zurückgezogen find, sei doch nichts mehr zu verhandeln; sollten trotzdem Verhandlungen statt- finden, dann müßten sie erst prüfen, ob neue Vorschläge zu Verhandlungen geeignet erscheinen; von den Forderungen der Kettenmacher dürften sie nichts enthalten. Alle anderen Organi- sationen müßten zu Verhandlungen zugelassen werden-und ebenso eine Vertretung der Nichtorganisierten. Die Verhandlungen müßten unter Vorsitz deS Oberbürgermeisters von Pforzheim   stattfinden, und der Bezirksleiter des Metallarbeiler-VerbandeS dürfte nicht dabei sein. Darauf ließen sich natürlich weder der Vorstand deS Metall- arbeiter-VerbandeS noch die Arbeiter ein. In einer von über 300 Delegierten besuchten Versammlung am 28. d. MtS. wurde in 3>/zstündiger Berawng die ganze Simation erörtert und mit allen gegen 2 Stimmen beschlossen, am 2. Januar die Arbeit wieder aufzunehmen und die ganze Bewegung aus eine günstigere Zeit zu vertagen. Die Unternehmer dürsten an diesem Beschluß nicht ungeteilte Freude haben. Was sie beabsichtigten, die Vernichtung der Organi- sation, mißlang ganz und gar. Die Organisation geht ebenso stark, wie sie vordem war. aus den, Kampfe hervor. Sie behält ihre Schlagfertigkeit und ist jederzeit in der Lage, in günstigerer Position herauszuholen, was jetzt einzig und allein nur durch die ungünstige Konjunktur nicht möglich war. Die EinsiMtigkeit der Arbeiter, die sich vom Ansang bis zum Ende des Kampfes musterhaft gehalten haben, dürfte den Sieg der Fabrikanten in«inenPyrrhussieg" verwandeln. Der Kampf wurde von den Fabrikanten mit einer an nichts sich überbietenden Gehässigkeit und Kleinlichkeit geführt. Die bürgerliche Presse half ihnen dabei in bekannterUnparteilichkeit". Wie diePost" meldet, ist den aus Anlaß deS AuSstandeS nach Pforzheim   kommandierten fremden Schutzleuten durch den Groß- herzog eine Weihnachtsllberraschung bereitet worden. Jeder der Beamten bekam als Weihnachtsgeschenk ein neues Dreimarkstück mit dem Bildnis des Großherzogs. Die Ausgabe erfolgte am 24. De- zember. Das Geschenk wurde gegeben, weil die Schutzleute Weih- nachten nicht bei ihrer Familie zu Hause feiern konnten. Versammlungen. In der Zahlstellenversammlung des ZentralvcrbandeS der Zim­merer wurde zunächst die Quartalsabrechnung ohne Debatte er- ledigt. Der Vorsitzende der Zahlstelle, Witt, referierte dann über:Oertliche Organisationsfragen". Redner tadelte im Ver- laufe seines Vortrages die Lässigkeit der Berliner Kameraden. Durch diese ist der beklagenswerte Zustand eingetreten, daß die Zahlstelle Berlin  , die jahrelang an erster Stelle stand, in die dritte Stelle zurückgedrängt ist. Redner untersucht im einzelnen die Ur- fachen deS Rückganges der Organisation am Orte und kommt da- bei auch auf jenes schändliche Treiben der in Berlin   noch vor- handencn Gruppe lokalistischer Zimmerer zu sprechen, die nicht nur in Berlin  , sondern auch im Lande sich bemerkbar machen, nicht etwa, um unter Indifferenten zu werben, sondern ausgesprochen zu dem Zweck, die Verbandsbewegung zu sprengen. Ihr Kampf richtet sich nicht gegen die Scharfmacher im Baugewerbe, sie rühren auch keinen Finger, die Lohn- und Arbeitsverhältnisse zu verbessern. Gh. Glocke, Berlin  . Druck».Verlag: Vorwärts Buchdr.u.iverlaa»anW« sondern besorgen allüberall belvußt die llnlernehmerlnseressest, Ks« sie nicht besser von bezahlten Subjekten verfochten werden können, Ihr Lebenszweck ist: unter allen Umständen Kampf dem Zentral- verband. Der Referent verweist nun auf die Rüstungen des Arbeit- geberbundes für die kommenden Kämpfe, und ermahnt die Kameraden, ein gleiches zu tun, alles daran zu setzen, um auch in Groß-Berlin bessere Zustände im Organisationsverhältnis zu schaffen; unter dem Beifall der Versammlung ruft er die An- wesenden auf zum Kampf gegen Unvernunft und Jndifferentismus und gegen Fleisch- und Brotwucher. Von einer Diskussion wurde abgesehen. Der Grundgedanke des Referats hat sich zu einem Antrag ver- dichtet, der sich eingehend mit der Leistung der Extrabeiträge be- faßt und nach unerheblicher Diskussion gegen drei Stimmen an- genommen. Der Vorsitzende bemerkt, daß dieser Antrag allen Be- zirken zur Beratung und Beschlußfassung borgelegen hat und nuv unwesentliche Aenderungen beantragt sind, die bereits mit berück- sichtigt sind. Der Antrag fordert:. 1. Alle Verbandskameraden, ganz gleich in welchem Be- rufe sie während der ncunwöchentlichen Aussperrung im deutschen Baugewerbe beschäftigt gewesen sind, haben gemäß den Be» schlüssen unserer außerordentlichen Generalversammlung vom 4. und S. April d. I. in Berlin   die Verpflichtung, für jeden Arbeits- tag eine ihrem Verdienst entsprechende Extramarke zu kleben, 2. Mitglieder, die sich weigern, diese Extrabeiträge zu ent- richten, haben keinerlei Anspruch auf die statutarischen Rechte und Ilnterstützungseinrichtungen des Verbandes; sie scheiden ohne weiteres aus dem Verbände aus. Erfatzbücker für vollgewordene Mitgliedsbücher werden nur dann ausgestellt, wenn die Streik- karte 1910 in Ordnung ist und im alten Buche sich dieVerpflich- tungsmarke" befindet. 3. Mitglieder, die wegen Schulden gestrichen werden mußten oder solche, die während der Bewegung unserem Zentralverbande nicht angehörten, haben bei ihrem Eintritt in den Verband außer dem statutarischen Einschreibegeld von 1,b0 Mk. bezw. 50 Pf. eine Extra-Aufnahmegebühr von 3 Mk. zu entrichten. Für Jung- gesellen und solche Kameraden, die aus Ortschaften kommen, wo zur Zeit der Aussperrung 1910 noch keine Verbandszahlstelle be» stand, findet diese Bestimmung jedoch keine Anwendung. 4. Handelt es sich bei den wegen Schulden gestrichenen Mit- gliedern jedoch um solche, bei denen mit Sicherheit anzunehmen ist, daß sie sich nur um das Bezahlen der Extrabciträge drücken wollten, so haben dieselben bei ihrem Wiedereintritt in den Ver- band außer dem statutarischen Einschreibegeld von 1,50 Mk. den restierenden Betrag ihrer nicht geklebten Extramarken 1910 in die Lokalkasse zu zahlen. Wie diese Kameraden sind auch jene zu bebandeln, die nach dem 1. April 1910 ibren Austritt erklärten, um sich auf diefa Weife ihren Verpflickitungen zu entziehen. 5. Die Zahlstellenversammlung spricht die Hoffnung aus, daß diejenigen Verbandskameraden unseres Zahlstellengebietes. die heute noch mit ihren Extrabeiträgen 1310 sich im Rückstände befinden, nun endlich begreifen lernen, daß ihre Handlungsweise im höchsten Grade unsolidarisch ist und sich in keiner Weise recht- fertigen läßt.> Im Interesse des Ansehens und der so notwendigen Ge- schlossenheit der Berliner Zimmcrerbewegung richtet sie an diese Kameraden den eindringlichen Appell, nunmehr ihre Streikkarten 1910 in Ordnung zu bringen und damit ihre proletarische Pflicht der deutschen Zimmererbewegung gegenüber zu erfüllen. Zu diesem Zwecke, das heißt um den npch restierendea Kameraden jede Möglichkeit zu geben, ihrer eigenen Sache die Treue zu bewahren, wird der Zahlstellenvorstand beauftragt/ beim Zentralvorstand des Verbandes den Antrag zu stellen, der Zahlstelle Berlin   und Umgegend die Extramarlen 1910 eventuell noch bis zum Jahresschluß zu überlassen. 6. Für diesen Beschluß verpflichtet sich die Zahlstcllenver» sammlung mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln einzutreten und zu agitieren. Es wurden dann noch einige kleinere Anträge erledig!. Eitzte ftachrfchtcn. Erneute Niederlage der Ehristeu. Bochum  , 36. Dezember.  (Privattelegramm deöBor- warts".) Heute fanden im Ruhrrevier 24 Nachwahlen der Knappschastsältrstcn statt. Von den 22 bekanntgewoOenen Resultaten erhielten der alte Bergarbcitervcrband 13, der chri st liche Gewerkverein 3 und die P o l e n k Man» date. Zwei Sprengel stehen noch aus. Auch diese Nachwahlen bedeuten eine schwere Niederlage des christlichen Gewerkvereins. Keine Unruhen in Portugal  . Paris  , 30. Dezember.  (W. T. 50.) Der hiesige portugiesische Geschäftsträger erklärte einem Berichterstatter, er habe von seiner Regierung heute morgen mehrere Depeschen erhalten, denen zu« folge die Lage in Portugal   durchaus ruhig sei. Die alarmierenden Gerüchte dürften aus Madrid   oder London   stammen, wohin sich zahlreiche Anhänger des KönigshofcS geflüchtet hätten. Tie portu- giesische Regierung stehe zweifellos mancherlei Schwierigkeiten gegenüber. Die republikanische Partei sei entzweit, und auch im Volke herrsche eine gewisse Unzufriedenheit. Unter den Arbeitern der öffentlichen Betriebe seien Ausstände ausgebrochen, doch dürf» ten diese dank des Eingreifens der Regierung bald beigelegt sein. Die Republik sei keineswegs bedroht. Fortschritt der Aviatik. Bue bei Versailles  , 30. Dezember.  (W. T. 50.)®ct A v i a t i k e r Tabuteau hat heute den Rekord für die Ent- fernung geschlagen, indem er 584 Kilometer 299 Meter in 7?L Stunden zurücklegte. » Leutnant de Caumont ist heute in St. Ehr bei einem Versuchsfluge mit einem neuen Eindecker aus etwa 20 Meter Höhe abgestürzt und hat beide Arme und ein Bein' gebrochen. Nach einem späteren Telegramm ist Leutnant de Caumont heute abend seinen Verletzungen erlegen. Von der Straßenbahn überfahren. Frankfurt   a. M., 30. Dezember.  (W. T. B.) Ter 34jährige Monteurmeister der Berliner   Borsigwerke, Franz Schweizer» der sich zurzeit bei den Kupferwerken in Heddernheim   auf Montage befindet, ist heute abend von der Frankfurt   Oberurseler   Straßen­bahn überfahren und getötet worden. Explosion in einer Pulvermühke. Brüssel, 30. Dezember.  (W. T. B.) Durch eine Explosion im Trockrnraum der Pnlvcrmühle in Wetteren bei Gent  wurden acht Arbeiter getötet. Ein Arbeiter wird vermißt. Der Sachschaden ist nicht bedeutend. Die Interpellation über die Stndentenunruhen. Petersburg, 30. Dezember.  (W. T. B.) Nach erregten Debatten lehnte die Reichsduma mit den Stimmen der Rech» ten. der Nationalisten und der Oktobristen die Dringlichkeit der Interpellation über die Studentcnunruhen in Odessa   ab und vertagte sich dann bis zum 30. Januar 1911. Waul Singer LSoBerlmLlV. Hierzu S Beilagen u. Unter tzaituagspt,