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Leiter Lohn zahlen, währenh Lie Grundbesitzer für die Trzeugung von 11891 Millionen Mark Werten nur an 3N13SI männliche und 4 279 752 weibliche Arbeiter und Angestellte Lohn zahlen. Man darf also annehmen, daß die Grundbesitzer kaum halb soviel Lohn zahlen wie die Industriellen, die doch auch ganz gute Profite er- zielen, und doch pressen nach Angabe des Flugblattes die Agrarier 1928 Millionen Mark mehr Produktionswert aus ihren Arbeitern heraus, als die Industriellen. Während man sonst von der not- leidenden Landwirtschaft sprach, kann man danach jetzt von einer im Ueberfluß schwelgenden Landwirtschaft sprechen. Unsere Genossen können diese Ziffern bei Beratung der Reichsversicherungsordnung praktisch an- wenden und beantragen, daß den Landarbeitern ebenso hohe Bezüge aus der Kranken-, Unfall-, Hinterbliebenen- und Invalidenversicherung zufließen, wie den Industriearbeitern. Schlimm liegt es für die Jndustriekapitalisten. Wenn der Gesamtwert der Fndustrieprodukte nur 9963 Millionen Mark be- trägt, dann ist unsere ganze Industrie bankerott. Nach den Rech - nungsergebnissen der Berufsgcnossenschaften zahlten die Jndu- striellen an die gegen Unfall versicherten Arbeiter 1998 an Lohn 8 447 589 149 M. Viele Arbeiter in Kleinbetrieben, sowie die Tech- niker und Werkmeister mit mehr als 3999 M. Gehalt sind nicht versichert. Wird man den Lohn der NichtVersicherten noch auf 1999 Millionen Mark schätzen, und dann noch die Summe hinzurechnen, die die Industriellen für Versicherungsbeiträge zahlen, dann er- gibt sich, daß' die Industriellen den ganzen Er- lös von 9963 Millionen Mark für Arbeitslohn und Versi'cherungsbeiträge hergeben und selbst hungern. Taß das nicht der Fall ist, weiß Oertel, und er be- hauptet doch das Gegenteil. Betrachtet man nun die Einzelheiten der Tabelle: Einzelproduktionßwert der haisptsächlichsten industriellen Roh- Produktionen in Deutschland 1999", so findet man 1..Bergbau und Metalle Summe 2928 Millionen Mark". Wie seht diese Summe sich zusammen? Darüber gibt das..Vierteljahrsheft zur Statistik des Deutschen Reiches" Auskunft. Man erhält eine ähn- liche Summe, wenn man folgende Summen addiert: 1. Minerolkohlen und Bitumen.. 1799 313 999 M. 2. Mineralsalze........ 87 926 909 3. Erze........... 183 239009 4. Eisenhockiofenerzengnisse.... 691 564 099 5. Meto llhüttenerzeugnisse... 312 299 909, 2 984 242 009 M. Davon in Luxemburg erzeugt 73 494 999 Bleibt für Deutscbland... 2 919 838 999 M. 'Hier ist derunparteiischen wissenschaftlichen Autorität" ein kleines Malheur passiert. Die Abweichung der Zahl kann dadurch - entstanden sein, daß er vorläufige Zahlen benutzt hat. Was aber schlimmer ist, und was einem Schuljungen schon nicht passieren sollte, das ist der Umstand, daß er doppelt zählt. Wenn er so weiter zählen würde, käme er zu den unglaublichsten Ziffern in den Produktionswerten der Industrie. Erst rechnet er den Wert der Kohlen und der Erze und addiert dazu den Wert der aus diesem Erz und einem Teil der Kohlen hergestellten Hüttenerzeug- niste; er erhält also eine Gesamtsumme aus Wiederholungen der- selben Werte. In derselben Tabelle erscheinen dann noch einmal gesondert die Werte von Kohlen. Eisen, Erzen und Me- talle», außer Eisen, Baumwolle und Salze. Wie plump gefälscht wird, zeigt folgende Ziffer. Der Wert der 1999 in Deutschland produzierten Salze wird in der Tabelle von derwistenschaftlichen Autorität" auf 78 Millionen Mark an. gegeben. DaS Statistische Amt deS Deutschen Reiches gibt folgende Ziffern an: a) bergmännisch gewonnene Salze L 412 525 Tonnen im Werte von 87 926 999 M.; b) aus Lösungen gewonnene 1 598 435 Tonnen(ohne Steuer) im Werte von 197 995 999 M. Der Gesamtwert beträgt also 195 921 999 M. Hiervon läßt also der agrarische LÜMer rund 117 Millionen Mark verschwinden. Der köstlichste und zugleich der unverschämteste Appell an die Leichtgläubigkeit der Landleute ist die Ziffer über Baumwollenver- arbeitung. Da steht 494 Millionen Mark. Woher stammt diese Zahl und was ist damit gemeint? Die Zahl ist aus demStatisti- schen Jahrbuch für das Deutsche Reich" entnommen, aber damit ist bewiesen, daß diewistenschaftliche Autorität auf dem Gebiete der Statistik" nicht einmal lesen kann. Denn die 494 sind nicht Millionen Mark, sondern tausend Tonnen, und nicht Produkte der deutschen Industrie, sondern Einfuhr von Rohstoffen! Für 1999 steht in der Rubrik Rohbaumwolle Tonnen 1999 M. Einfuhr... 455 923 532 221 Ausfubr... 51 356 54 548 Inlandverbrauch 494 567' 477 673 Das Flugblatt wendet sich an Leute, die in solchen Dingen nicht Bescheid wissen, wie denn die ganze Macht des schwarz-blauen Blocks sich nur auf die Unwissenheit der Massen stützt. Bei Baum- wollwaren kann man aber den Wert der Jnlandproduktion an- nähernd schätzen, wenn man den Wert der Ausfuhr als Durch- schnittswert annimmt. Wir haben 1999 für 321 Millionen Mark Baumwollwaren ausgeführt. Ter Durchschnittswert für eine Tonne ausgeführter Baumwollwaren ist 5746 M. Rechnet man, daß aus den 494 567 Tonnen Rohbaumwolle 364119 Tonnen Waren her. gestellt sind es sind hier 19 Proz. Verlust gerechnet dann stellt sich der Wert der Baumwollproduktion auf 364 119 X 5746=: 3 992 176 969 M. abzüglich der 477 673 999 M. für Rohbaumwolle gibt 1614.5 Millionen Mark. Tiefe Ziffern beruhen nur auf roher Schätzung. Bemiht man den Anteil des Jnlandsverbrauchs an dem Gewicht der Einfuhr von Rohbaumwolle nach Abzug der Aus- fuhr, dann sind in den letzten fünf Jahren 12 bis 15 Proz. unserer Baumwollproduktion ausgeführt. Ter Wert der Ausfuhr schwankte zwischen 432 Millionen Mark im Jahre 1997 und 321,7 Millionen Mark im Jahre 1999. Leider können das Reich und die Jndu- striellen sich nicht zu einer ProduktionSstatistik entschließen. Daß das Reich eS nicht tut, ist erklärlich; denn die Reichsregierung ge- fällt sich gar zu gut in der deS Hausknechts der Agrarier, und die Industriellen fürchten das Proletariat. Wenn das Prole- tariat Kenntnis erhielt von den Werten, die es schafft, dann würde es die AuSbeutungSrate ausrechne können und danach seine Forde- rungen stellen. Aber eine ProduktionSstatistik würde überdies und vor allem zeigen, daß Deutschland ein Industriestaat ist. Ä, emcr unglaublitf) starken agrarischen Zumutung an die Leichtgläubigkeit der Massen der Landbevölkerung beginnt also das neue Jahr, das Wahllahr. An den, einen Beispiel kann man schon ermessen, waS noch im Laufe des Wahlkampfe» geboten werden wird. Will man solchen unverschäniten Lügen Eingang in weite Kreise verichaften, dann setzt man darüber, daß eine unparteiische wisse» schaftliche Autorität die Angaben geprüft hat. Der Glaube an die a g ra r 1 1 ch e n Autoritäten scheint bei der Landbevölkerung schon inS Wanken geraten zu sein. Die Herren von der»Deutschen Tageszeitung" mögen-S nur ßo weiter treiben. Roch einige folch« Werke, uyd unsere Land- agitaloren haben so viel Stoff für die Lanbagitation, daß sie sich um weiteren Stoff nicht zu bemühen brauchen, Der Cocfifpilzel. Im neuen Jahr dos alte Elend I kann der Polizeipräsident sagen. Die erste Sitzung de« M o a b i t e r Prozesses im neuen Fahr hat ihm wiederum den Becher mit Wcnnut bis zum Rande geskillt. Polizei- brutalilöten über Polizeibriitalitäten, eine immer schlimmer und empörender als die andere, wurden wiederum festgestellt. ES gibl kein Ende dieser Dinge nimmer will sich diese Flut erschöpfen und leeren, und wenn jetzt der Schlußstrich unter die Beweisauinahme gesetzt wird, so heißt das noch lange nicht, daß die Verteidigung über weiteres Material nicht mehr verfügt. Sie hat nur einen Teil vorbringen können, sie mußte sich von vornherein auf die wichtigeren Fälle beschränken, um die Verhandlung nicht inS Endlose zu verlängern. Schliinmer ober noch für die Polizei als die Auslagen der Zeugen Sprcniberg, Piau, Kleickmann, Pansen, Böttcher, Braun, Hennig, Sieg. KallieS und Robert, deren Zeugnisse eine einzige Kette von Brutalitäten der Schutzmannschaft darstellen, ist die Enthüllung über die Tätigkeit polizeilicher Lockspitzel in Moabit , die die Aussage des Fabrikanten Pritjchan brachte. Hier haben wir den Lockspitzel in Reinkultur vor ii»S; wie auf dem bewegten Film des Kinemoiographen festgeholten schen wir seine.staatscrhaltende" Tätigkeit in allen Pbaien sich vor unS abspielen. Noch nie ist der deuische Lockspitzel bei Slraßenunruhen so genau beobachtet und vor Gericht geschildert worden, wie in diesem klassischen Zeugnis. Es fehlte kein wesentliches Moment. Besonders gravierend ist ein Nnistand, den selbst der Zeuge OSlath, der zuerst diese bedenkliche Rolle von Kriminalbeamten in Moabit aufdeckte. nicht bemerkt hat. Die Schilderung deS Zeugen Pritichau zeig! unS die Lockipiyel direkt als Führer von Menschenmengen, als Kristalli- salionspunkte der Ansammlungen. Sie waren sofort wieder an der Spitze, wenn die Menge nach der Attacke wieder zusammenfloß, sagte der Zeug« Pritschau. Sie waren die ersten, die dann.Bluthunde' riefen, stellte er weiter fest, erst ihr Rufen setzte die Kehlen der anderen, vornehmlich der Jungen in Bewegung. WaS brauchen wir noch weiter Zeugnis I Als in der Aussage des Schneidermeisters OSlath der Lockspitzel zum eisten Male in diesem Prozeß auftauchte, da haben wir, da dos Polizeipräsidium zunächst stumm blieb, in einem Leitartikel die Bedeutung dieser Enthüllung festgestellt und einige Fragen an Herrn v. Jagow gerichtet, deren Beantwortung die Oeffentlichkeit außer­ordentlich interessiert hätte. Wir fragten vor allem, ob das Polizei­präsidium die Kriminalbeamten, die sich als Lockspitzel betätigt haben, preisgibt, und wir fragten weiter, durch wessen Einfluß die Beamten, die doch nicht auf eigene Faust sich in solche gefährliche «benteuer stürzen werden, dazu gebracht worden sind, die Rolle der �snto provocateurs zu übernehmen. Die Antwort deS Herrn Polizeipräsidenten war die in solch unangenehmen Fällen bei der preußischen Bureaukratie sehr beliebte ein Strafantrag gegen den unbequemen Frager und Kritiker. Der.Vorwärts" soll büßen. daß der Schneidermeister OSlath wahrheitsgemäß bekundet hat, waS er gesehen hat, unser verantwortlicher Redakteur soll nach dem Wunsche deS Herrn Polizeipräsidenten eingesperrt werden, und der Verfasser des Artikels mit ihm. vorausgesetzt, daß man ihn kriegen kann weil der.Vorwärts" aus den Bekundungen des Zeuge» Oslath die Folgerungen zog, die jeder vernünftige Mensch daraus ziehen muß. Damals hat aber Herr v. Jagow wohl nicht bedacht, daß auch andere Leute noch dasselbe beobachtet haben, wie Herr Oslath, und noch weniger, daß diese Beobachtungen noch präziser sein könnten, als die deS ersten Zeugen, so daß ein Eni- schlüpfen der Polizei ganz unmöglich wird l WaS diese Feststellungen für den Prozeß, für die Angeklagten zu bedeuten haben, liegt auf der Hand. Tränenden Auges stehen die Scharfmacher heute am Grabe ihrer Hoffnungen. Die Sozial- demokrotie sollte als die geheime Leiterin der Unruhen, des.Auf- standeS" entlarvt werden. Und nun nach achtlvöiviger angestrengter Eilthüllungsorbeit, bei der die Polizei von einer Porsche in die andere, von einem Blutpfuhl in den anderen geriet, starrt den eifrigen .Enthüllern" die gxjnsende Fratze deS Lockspitzels entgegen. Das ist wirklich ein Ergebnis, deS Schweißes der Edlen wert l Sie haben das Märchen vom sozialdemokratischen Aufstand restlos zerstört, au« dem die Reaktion einen blutigroien Wahlschrecken zusammenbasteln wollte, sie haben dafür nachgelviesen, daß schmutzige Hände an der Blut- suppe vonMoabit mitgekochl haben, daß ein Teil ein nicht unerheblicher Teil der Unruhen auf das Konto von Lockspitzeln zu setzen ist, die Diener des Staates sind und die in Moabit , gewirkt haben im Interesse der Reaktion, der staatsstreichlüsternen Junker, der Gewalt- Politiker, die von der Anwendung des Blut- und Eisenrezepts Bismarcks auf die innere Politik träumen. Die den schändlichen Plan durchführen möchten. durch den der alternde Reichs- kanzler sich aus wachsenden Schwierigkeiten zu befreien gedachte, den großen Aderlaß am Proletariat, das er durch provozierende Ge- waltmaßregeln vor die Achtmillimetrigen zu treiben unternehmen wollte. DaS Feuer, das Unlernehmerhochnmt. Arbeitswilligen- frechbeit und-Uebermut und die Ungeschicklichkeit und Brutalität der Polizei in Moabit entzündet hatte, schienen diesen Spahnleuten der Revolution von oben paßlich, ihr reaktionäres Süppchen daran zu wärmen. Und so ließen sie ins Feuer blasen; der Lockspitzel war ihr Blasebalg. Die Spekulation war vergebens, das größere Verbrechen konnte nicht vollbracht werden. Aber groß genug ist immer noch das der Lockspitzelei. Und riesengroß erhebt sich jetzt die Frage: Wer hat die Verinittelung zwischen den StaatSslreichrcflektanten und den lock- spitzelnden Kriminalbeamten besorgt. Wo ist die Stelle, wo der Ein- fluß der kleinen, aber mächtigen Clique einsetzen konnte, wo dteser mächtige Einfluß sich in die Form des Befehls oder der befehlenden Andeutung umgoß? Die Frage fordert gebieterisch Antwort. Der PoNzeipräsident wird sie nicht geben. Er hat zur Abwechselung wieder einmal die Periode der Schweigsamkeit. Er verbietet seinen Kriminalkommissaren zu reden, er verbietet ihnen, über Mißhandlungen, die Polizeibeamte verübt haben, ohne weiteres Zeugnis abzulegen. Er will sie nur mit SicherheitSverschluß reden lassen, er will über jede einzelne Frage entscheiden. Das hat noch gefehlt, um das Bild zu vervollständigen. WaS muß eS da alles zu verbergen geben; wie viele pertäss honteuses gibt es da zu bedecken. Natürlich nur um des Wohle« und der Sicherheit Preußens wegen. Ganz gewiß, denn so lautet die Formell poUtifchc dcbcrfScht Berlin, den 2. Januar 1911. Protest der portugiesischen Jesuiten . Pater A. Cabral, Jesuiten -Provinzial der portugiesischen Provinz, daß heißt bisheriger HLchstloinmandierender der jüngst durch ein Dekret der neuen republikanische» Regierung ouö Portugal der« trieben»» Jesuiten , hat sich an da».portugiesische Boll" mit einem wehleidigen Protest gewandt, in dem er bitter über das ihm und seinem Orden zugefügte Unrecht klagt. Für bis Anschauungen der portugiesischen Jesuiten und ihres Oberen ist dieses Schrift- stück außerordentlich charakteristisch, zeigt doch Pater A. Cabral darin, daß er einen ausgeprägten Geschäftssinn besitzt und die Bedeutung der Güter dieser Welt sehr wohl zu würdigen weiß. In dem ganzen Protest spricht nämlich Pater Cabral nicht ein einziges Mal von den Interessen der Kirche und Katholiken in Portugal , wohl aber zählt er sorgfältig den Schaden auf. den sein Orden und er selbst er ist Eigentümer mehrerer Landgüter durch die Ausweisung erfahren hat. So heißt eS z. B. in feinem Protest: .Mitten im Jahrhundert der Freiheit haben Menschen, die ssch prahlend ihrer liberalen Gesinnung rühmen, im Namen der Prinzipien der Gleichheit in einem einzigen Augenblick dreihundert und mehr Portugiesen, die in ungefähr zwanzig Häusern aus dem Kontinente und in den überseeischen Besitzungen von Afrika , Asien und Australien lebten, vom vaterländischen Boden ver- trieben, ohne sie eines einzigen Verbrechens zu überführen, ohne ihnen ein Wort zu ihrer Verteidigung zu gestatten, ohne ihnen Zeit zu gewähren, um ihr Hab und Gut zusammenzuraffen, ihre Bücher, ihre Schriften, die Frucht einer ehrenvollen Arbeit während einer langen Reihe von Jahren, die in einem Leben unermüdlichen Studiums'dahingeflossen sind. Im Namen der Freiheit nahmen und raubten sie un alles, im Namen der Frei- heit enteigneten sie uns unseres Eigentums und unserer Häuser; einige der letzteren waren erbaut worden mit den Ersparnissen, die man von dem gemacht hatte. waS unsere Alumnen bezahlten, infolge einer genauen Verlvaltung und einer uneigennützigen Sparsamkeit; andere wieder hatten Privatleute mit dem eigenen Vermögen erworben und sie rechtlich auf ihren eigenen Ztamen eintragen lassen. Zugleich mit diesen Gebäulichkeiten und dem Grund und Boden raubten sie uns alles, was dazu gehörte und sich gerade dort befand. Ich selbst(warum soll ich eS nickt sagen?), ich selbst hatte, auch abgesehen von dem, was sich die Gesellschaft Jesu durch ihre Arbeit und ihre umsichtige Verwaltung erworben. Recht wenig- stens auf mein väterliches und mütterliches Pflichtteil, welches von mir in beweglichen und unbeweglichen Gütern und in Grund und Boden angelegt und rechtlich auf meinen Namen eingetragen war; ich selbst verließ mein Portugal , ohne etwas anderes als mein Kleid, und selbst dieses war mir von einer befreundeten Person gekauft worden, da ich keinen weltlichen Anzug besaß, mit dem ich mich hätte kleiden können, und die Geldmittel, die ich hatte, genügten gerade, um nach Frankreich zu gelangen. Dieses Geld aber war mir als Almosen von einem Manne zugesandt worden, der mich nur dem Namen und Ansehen nach kannte: Ich Armer, der ich um Christi willen beraubt wurde, beeile mich, diesem Wohltäter hier meine Dankbarkeit zu bezeugen." Ferner klagt der Jesuiten -Provinzial in ermüdender Breite über schlechte Behandlung, Entbehrung usw. Aber waS er als Bei- spiel für die schlechte Behandlung anführt, ist recht belanglos. Das schlimmste, WaS er den Revolutionären nachzusagen weiß, besteht nämlich darin, daß man den Jesuiten , nachdem man sie in das Gefängnis deS Artillerieregiments eingeliefert hatte, zwar Essen schickte, aber in der Aufregung des Revolutionskampfes vergaß, auch Löffel beizulegen, und daß ferner die Wachtposten nach dem Kampfe zweifelhafte Weiber zu den Priestern herbeiließen und da- durch deren Tugend gefährdeten: Und lvas nun die Entbehrungen meiner lieben Mitbrüder be» trifft, die für die Sache Gottes eingekerkert wurden, so erwähne ich nur, daß in dem Gefängnis des ersten ArtilleriercgimentS, wo nicht das Heer, sondern der ge- meinste Pöbel kommandierte, den Gefangenen nicht einmal ein Löffel gegeben wurde, um das Wenige, das man ihnen gab, essen zu können; man setzte ihnen sogar einen Zwischenraum von acht Stunden fest, nach dem sie sich einen Augenblick zurückziehen konnten, und man erklärte auch den armen Kranken, denen eine solche Tyrannei das Leben hätte kosten können, daß jeder kurze Ausgang als bloßer Scheingrund und Vorwand betrachtet würde, um die Zeit zu vertreiben und sich zu zerstreuen. In eben demselben Quartier war es auch. wo während der Nacht die Wache den Gefangenen drohte, Feuer zu geben, falls es einer nur wagen sollte, sich zu erheben. In den letzten Tagen dieses furchtbaren Martyriums wagte man es sogar, schamlose Weiber zu den Gefangenen hineinzufuhren, die sich jedoch bald wieder zurückziehen mußten, oa sie trotz ihrer Frech? heit bestürzt und verwirrt wurden durch die hervorragende Tugend und die bescheidene Würde meiner bewundernswerter Mltbrüder. Nichts als stinkendes Eigenlob, eitle Selbstbespiegelung und kleinliche Ruhmsucht. Ultramontane Sozialpolitik. Seit Jahren agitiert die organisierte Arbeiterschaft auch die Christlichen in Bayern fstr die Errichtung von OrtSkranken» lassen. Nun gefällt eS aber einem einflußreichen ZentrumSblatte, derDonau-Zeitung" des Abg. Pichler in Passau , lediglich aus politischen Gründen für die Ausbreitung der Betriebs- kranienkafsen zu plädieren. Tie.Donau-Zeitung" erhebt diese Forderung, weil»durch die Zweidrittelmehrheit der ver- icherten in den Kossenorganen" der Sozialdemokratie angeblich möglich geworden sei..die unbedingte Herrschaft in vielen OrtSlrankenkassen aus- zuüben. d. h. über die Krankenversicherung von mehr alS sieben Mi!- lionen Arbeitern und Angestellten zu bestimmen und die Beamten- 'tellen der Kassen mit ihren hervorragendsten Agitatoren zu besetzen." Unter so schäbiger Motivierung greift daS Zentrum also nicht nur daS SelbstvcrwaltungSrecht der Krankenkassen an, sondern seine Agitation für die BetriebSkrankenkassen bezweckt auch eine materielle Schädigung oer Arbeiter. Die in den Belriebskrankenkassen ver- icherten Arbeiter sind eben in jeder Beziehung schlechter daran, als die Mitglieder der OrtSkrankenkassen. Für die Republik . Die Forderung der republikanischen Staatsform ür Elsaß-Lothringen wird im dortigen VerfassungSkampfe in einem Aufruf zur Massenkundgebung vom 8. Januar, den die Vorstände d«S Sozialdemokratischen Verein» und de» Gewerkschasts- kartellS in Mülhausen erlassen, dahin formuliert, daß die republi» konische Staatsverfassung mit einem auf Vorschlag des elsaß -lothringischen Landtages vom Deutschen sieich«tag aufbJahre gewähltenPräsidenten ver- langt wird. Dazu natürlich eine einzige Volkskammer aus der Grundlage de» allgemeinen, gleichen, geheimen und direkten Wahlrechtes m» Pro- portioiialwahlsystem. Die Grenzlinie gegenüber der nationalistuchen Bourogeoisie wird mit dem Satze gezogen: E l s a tz' L o t h r l n g e n den Elsaß -Lothringern. aber nicht den elsaß -lothrmgischen Ausbeutern, sondern dem elsaß-lothringischr" Vollel Für«ine DenionstralionSversammlung am 6. Januar hat sich Ende vergangener Woche auch die Parteiorgauisation in M e tz ent­schieden. In Kalmar findet wie in Mülhausen und G-bweller nach der Versammlung, die in Kolmor ans dem MarSfclde statt- findet, ein Stroßenumzug statt. In ähnlicher Weise wird in dem Grenzorte St. Ludwig bei Basel demoustriert. Die Liberalen in Mülhausen haben die Mitwirkung bei der Demonstration, wie vorausgesehen, im Gegensatze zu den Demokraten ausprinzipiellen Grllnden' abgelehnt, weil damit