GewerhfcbaftUcb� Schwarze Liften und Glaubwürdigkeit prewßifcber jVlinifter. Die„Deutsche Techniker-Zeitung", das Organ des Deutschen Technikerverbandes, gibt in Nr. 51/1910 einige Erlasse des preußischen Ministers der öffentlichen Arbeiten und des Ministers für Landwirtschaft. Domänen und Forsten wieder. In diesen Erlassen vom 2. Juli 1906, 18. August 1906 und 4. Juni 1907(es existieren aber noch mehr als diese) werden die nachgeordneten Behörden angehalten, gewisse namentlich bezeichnete Techniker nicht zu beschäftigen oder, falls sie beschäftigt werden, zu entlassen. Als Grund für diese Aechtung wird in einigen dieser Erlasse„ungehöriges Ler- halten" der Betreffenden im Dienste angegeben. Dasselbe Ministerium der öffentlichen Arbeiten, das also die nachgeordneten Behörden zur Führung schwarzer Listen beauftragt, hat nach der„Deutschen Techniker- Zeitung" unterm 27. November 1908 folgendes Rundschreiben an die Regierungspräsidenten erlassen: .Eine von oem Abg. Grafen v. Hompesch im Reichstage ein- gebrachte Jiuerpellation richtet sich dagegen, daß durch sogenannte schwarze Listen und Vereinbarungen ähnlicher Art Arbeiter und Privatangestellle in ihrem wirlschastlichen Fortkommen geschädigt werden. Wenngleich ich annehme, daß im Bereich der allgemeinen Bauverwaltung.schwarze Listen oder dergleichen' nicht geführt werden, so ersuche ich dennoch darüber zu berichten, ob sie etwa bei einzelnen Baubehörden im Gebrauch sind." Die rechte Hand des Ministers der öffentlichen Arbeiten scheint also nicht zu wissen, was seine linke tut. Aber es kommt noch schöner. Die„Deutsche Techuiker-Zeitung" be- richtet nämlich, daß die Regierungspräsidenten die ministerielle Verfügung an die Kreis- und Wasserbauinspektoren weiter- gegeben haben und„da man bei diesen Behörden weiß, was oben gewünscht wird," so berichtet eine Wasserbauinspektion unterm 11. Dezember 1908 östlich der Elbe an den zuständigen Regierungspräsidenten: „Schwarze Listen oder andere Notierungen und Verünbarungen bezüglich Arbeiter pp. werden hier nicht geführt." Die„Deutsche Techniker-Zeitung" schreibt weiter:„Wenn man nicht die Leichtfertigkeit, mit welcher oft ministerielle Ver- fügungen beantwortet werden, schon zu häufig kennen lernen konnte, dann müßte man es als eine ungeheure Kühnheit be- zeichneu, einfach nach oben zu berichten, daß schwarze Listen nicht geführt werden". Die genannte Zeitung bringt die von derselben Wasserbauinspektion tatsächlich von'1906— 1910 geführte schwarze Liste zum Abdruck. Diese schivarze Liste enthält 13 Namen, einer der Benannten ist wegen einer Zuchthausstrafe. die meisten anderen aber sind wegen„unangemessenen Be- nehmens" oder wegen ihres„Verhaltens" geächtet. Fast bei allen den Gezeichneten ist hinzugefügt, daß sie aus An- Weisung des Ministers der öffentlichen Ar- beiten in der schwarzen Liste geführt werden. Am 29. Januar 1909 salbaderte v. Bethmann Holl- weg in Beantwortung der Interpellation Hompesch über die schwarze Listen, Er erzählte etwas von der„Notwendigkeit der Verständigung" zwischen Unternehmern und Arbeitern; er wandte sich gegen die Heimlichkeit der schwarzen Listen und redete davon, daß die Unternehmer bei der Dauer der Aussperrung immer bedenken möchten,„daß der Arbeit- geber als Einzelner stets gegenüber dem einzelnen Arbeiter der wirtschaftlich Stärkere ist". Die„Deutsche Techniker-Zeitung" weist darauf hin. daß der preußische Staat noch schlimmer ist, als die industriellen Scharf- macher, denn er sperrt unliebsame Elemente nicht auf Zeit. sondern lebenslänglich aus. Der genannten Zeitschrift ist nur ein einziger Fall bekannt ge- worden, wo nach langem Drängen und vielem Bemühen ein Angestellter von der Liste gestrichen werden konnte." Nachdem v. Bethmann Hollweg am 29. Januar 1909 seine Rede vom Stapel gelassen hatte, hat das preußische Ministerium der öffentlichen Arbeiten weitere Aufträge zur Führung schwarzer Listen erteilt. Die.Deutsche Techniker- Zeitung" schließt:„Das. was der Herr Reichskanzler hier bei den schwarzen Listen der Bergindustriellen als verwerflich bezeichnet. wird in den ihm unterstellten Betrieben, wie wir nachgewiesen haben, seit langem geübt I" Serlin und Umgegend. Für den Deutsche « Heimarbeitertag, der am tS. Ianvar. vor» mittags 9 Uhr, in Berlin , in Kellers Neue Philharmonie, Köpenicker Straße 96/97, zusammentritt, wird allseitig lebhaftes Interesse kundgegeben. Es steht eine stark« Beschickung durch Delegierte aus den Reihen der Heimarbeiter zu erwarten, und zwar werden alle gewerkschaftlichen Richtungen sowie die verschiedensten Berufe dort zu Worte kommen. Auch die bedeutendsten Vereine für sozialpoli- tische Bestrebungen werden offiziell vertreten sein. All« an der ge» setzlichen Regelung der Heimarbeit interessierten Behörden sind ein- geladen. Anmeldungen zur Tagung und Gesuche um Gastkarten sind zu richten an das Bureau für Sozialpolitik, Berlin W. 30, Nollendorfstr. 29/39. Achtung, Automobil-WLfcheri Bei der„A u to m o b i k- B e- triebs- Gesellschaft", Kraftdroschkenbetrieb, Fennstr. 3!, find Differenzen ausgebrochen. Den dort beschäftigten Wagen- Wäschern sind wiederholt Lohnabzüge gemacht worden, so erst vor einigen Wochen wöchentlich 1— l.bv M., aber mit dem Versprechen, daß, wenn neue Wagen kommen, wieder eine Aufbesierung eintritt. Diese„Aufbesserung ist jetzt in Gestalt von wiederum 3—3,69 M. Abzügen pro Woche eingetreten. Da eS sich hier um außerordentlich gesundheitsschädliche, intensive Nachtarbeit handelt, konnten sich die Kollegen diese Abzüge nicht länger gefallen lassen und erklärten. für dies Angebot nicht weiter arbeiten zu können. Die Firma ver- sucht, durch Zeitungsinserate Arbeitswillige zu bekommen. Wir er- suchen alle ArbeitLgcnossen, sich mir den Wagenwäschern solidarisch zu erklären und dieselben in ihrem gerechten Kampf zu unterstützen. Zuzug ist streng fernzuhalten. Wir bitten. Arbeit dort nicht anzu- nehmen. Sektion der Kraftdroschkenführer des Deutschen Transportarbeiterverbandes, Berlin SO., Engelufer 16. Fenster- und Mesfingpntzerstreik bei der Glaserinnnng. Wie wir schon gemeldet haben, befinden sich die Arbeiter der Glaserinnung seit dem 2. Januar im Streik. Die Arbeiter, die im Jahre 1998 einen Tarifvertrag mit genantem Institut verein- ibarten, nachdem sie einen Wochenlohn von 22 M. erhielten, beabsichtigten nach Ablauf des Tarifcs, der mit dem 31. Dezember 1919 fein Ende erreichte, in Anbetracht ihrer traurigen wirtschaftlichen Lage eine Erhöhung des Lohnes resp. Neuregelung der Lohn- und Arbeitsverhältnisse herbeizuführen. Die Geschäftsleitung lehnte jedoch ein Entgegenkommen ab, was um so unverständlicher er- scheint, als sämtliche Institute dieser Branche in Berlin mit Aus- nähme eines einzigen schon seit Jahren einen bis zu 6 M. pro Woche höheren Lohn bezahlen. ES ist übrigens unerfindlich, wie ein Ar- beiter bei einem Lohr , von 22 M. ein auskömmliches Dasein finden soll. Die Geschäftsleitung der Glaserinnung scheint allerdings in 'dieser Hinsicht anderer Meinung zu sein. Die Arbeiter sind zum Streik direkt provoziert worden, indem Silvesterabend 12 derselben angeblich wegen Arbeitsmangel entlassen, als Ersatz aber am 2. Ja- nuar morgens 29 sogar noch ungeübte Arbeiter des gelben Bundes eingestellt wurden. Der Vertrauensmann des Betriebes, der wegen der Entlassung der 12 Arbeiter vorstellig wurde, ist seitens des Herrn Direktors Rubarth in schroffer Weise abgewiesen worden. Die Arbeiter, welche sich die Maßregelung ihrer Kollegen nicht gefallen lassen wollten, legten daraufhin die Arbeit nieder. Es gelang gleich am ersten Morgen, die Arbeitswilligen vom gelben Bund wieder aus dem Betriebe zu entfernen. Die Situation ist eine durchaus günstige für die Streikenden, indem es bis heute gelungen ist, Ar- beitswillige aus dem Betriebe gänzlich fernzuhalten. Der Stre»k muß siegreich verlaufen, wenn die Arbeiterschaft Berlins strengste Solidarität übt. Insbesondere von den Glasergesellen erwarten die Streikenden, daß sie, wenn ihnen zugemutet werden sollte, Kunden der �ensterreinigungsanftalt der Glaserinnung zu dedienen, diese Arbeit entschieden ablehnen. Deutlcsies Reich. Das Zentralschiedsgericht für das Baugewerbe» das im vergangenen Jahre bei Beendigung der großen Bauarbeiter» bewegung gebildet wurde, tritt am 6. Januar zum ersten Male in Berlin zu einer Sitzung zusammen. Der Bergarbeiterstreik auf der Grube Douuersmarck bei Rybnit, der fett dem S. Dezember währt, dauert unverändert fort. Don der 669 Mann starken Belegschaft stehen 469 im Ausstande. Die Ursache für den Ausstand ist in einer Schichwerlängerung von acht auf zehn Stunden zu suchen. Drei Tage vor dem 1. Dezember teilte die Grubenverwaltung den Bergarbeitern durch Anschlag dieses Ansinnen mit, nämlich, dajj eine zweistündige Schichtverlängerung noch dazu ohne Lohnerhöhung stattfinden soll..Alle Ver- suche, zu einem annehmbaren Frieden zu kommen, scheiterten an dem starren Willen des Berginspektors Welt, der durchaus die Zehnstundenschicht einführen will. Die Grube ist neu, die Arbelt überaus beschwerlich, da schlechte Luft und viel Wasser in ihr ist. Eine Verlängerung der Schichtzeit können die Bergarbeiter in diesem Loch deshalb schon nicht zulassen. Die Streikenden harren unentwegt im Kampfe aus. obgleich sie nur 6 M. wöchentlich Unterstützung bekommen; es sind meist unorganisierte oder erst kürzlich den Verbänden beigetretene Ar- beiter. Ter Streik wird vom alten Verband(Bochum ) in Gemein- schctsi mit der polnischen Berufsorganisation geführt. Während sonst streikende ausländische Arbeiter ausgewiesen werden, weil sie„lästige Ausländer" sind, bemüht sich in diesem Falle selbst der Herr Amtsvorsteher um ausländische polnische Ar» beiter als Arbeitswillige. Die Arbeiter der BerelnSbrauerei in Zwickau , 63 Personen, haben wegen Tarifforderungen die Arbeit niedergelegt, weil die Brauereien auf die vom Brauerei- und Mühlenarbeiterverband ein- gereichten Tarifforderungen so gut wie gar keine Zugeständnisse machten und von dem Wenigen noch einiges zurückzogen. Nach Ausbruch des Streiks haben schon Verhandlungen stattgefunden. Zuzug ist fernzuhalten. Ruslund. Lohnbewegung der Bergleute in Holland . Der Niederländische Grubenarbeiterverband hat in einer Verbandsdersammlung, die in den Weihnachtsfeiertagen stattfand, beschlossen, an die Vereinigung der Limburgschen Grubenindustrie sowie an die Direktion der Staatsgrubenwerke mit Forderungen zur Verbesserung der Lohn und Arbeitsverhältnisse heranzutreten. Es werden Lohnerhöhungen von 16— 25 Proz. verlangt. Zuschläge für Sonntagsarbeit von 69 Prozent, 6 Tage Ferien im Jahre unter Fortzahlung de? Lohnes und noch mehrere andere Forderungen gestellt. Die Aussperrung in der schwedischen Schuhindustrie. ist am Montag durchgeführt worden. Sie erstreckt sich, soweit sich bis jetzt übersehen laßt, auf annähernd 6999 Arbeiter und Arbei» terinnen. In Stockholm haben bis jetzt nur die drei größten Fabriken ausgesperrt, während die kleineren Schuhfabriken weiter» arbeiten lassen, was darin seinen Grund hat, daß sie nicht der Arbeitgebervereinigung angehören. Auch in den übrigen Städten des Landes, wo Schuhfabrikation betrieben wird, haben ein« Reihe von Fabriken sich nicht an der Aussperrung beteiligt. Die Macht der Arbettgebervereinigung reicht also nicht so weiü um die Schuhindustrie überall im Lande lahm zu legen. Der Schwedische Schuharbeiterverband wird den ihm aufgezwungenen Kampf mit aller Kraft durchführen, und eS ist für den Fall, daß der Kampf lange dauert, auch durch die internationale Verbindung der Schuharbeiter dafür gesorgt, daß er nicht vorzeitig abgebrochen zu werden braucht. Selbstverständlich werden die Ausgesperrten vor allem durch die Landesorganisation der schwedischen Gewerk- schaften unterstützt._ «ewegnug der englischen Buchdrucker. Lenden, 2. Januar 1911.(Etg. Bei.) Um die Mitte deS Jahres 1999 setzten die Gewerkschaften der englischen Buchdrucker und der verwandten Berufe mit einer Be- wegung zur Verkürzung der Arbeitszeit ein. Die letzte Verkürzung der Arbeitszeit fand in diesem Berufe vor zehn Jahren statt, als die Dauer der Arbeitswoche auf 62� Stunden festgesetzt wurde. In Schottland arbeiten die Buchdrucker jedoch gegenwärtig»cur 69 Stunden die Woche, und in den Londoner Zeitungsdruckereien beträgt die Nachtschicht 7 bis 7>5 Stunden. Die erwähnt« allgemeine Bewegung der Buchdrucker setzte mit der Forderung einer 48stündigen Arbeitswoche ein. Die Unter» nehmer lehnten diese Forderung jedoch ab. ES kam zu langen Ver. Handlungen, bis schließlich die Arbeiter vor kurzem die Geduld verloren. Sie waren den Unternehmern genügend weit entgegen» gekommen, indem sie ihre Forderungen in der Weise modifizierten, daß sie für das Jahr 1911 ein« 69stündige und erst für das Jahr 1912 die 48stündige Arbeitswoche verlangten. Angesichts der ent- schiedenen Haltung der Arbeiter, die mit einem allgemeinen Streik drohten, machten die Unternehmer den Vorschlag, noch eine Sitzung mit den Vertretern der Arbeiter abzuhalten, ehe eS zu Feindseligkeiten kommen könnte. Die Arbeiter willigten ein, und diese entscheidende Siitzung soll am 19. Januar abgehalten werden. Die Buchdrucker begründen ihr« Forderung mit dem Hinweis auf die große Zahl der Arbeitslosen in ihrem Berufe und auf die große Arbeitsleistung, die heute von dem Arbeiter verlangt wird. Der Arbeiter produziere heute mit den modernen Maschinen doppelt so viel, wie früher. Auch sei bei dem herrschenden System, die Arbeiter immer mehr anzutreiben, die Länge der Arbeitszeit nicht mehr aufrecht zu erhalten. Die Bewegung kam gestern mit einer gewaltigen Versammlung in der Albert Hall in London zum Abschluß. Die Versammlung nahm einstimmig eine Resolution an, in der dem Vorstand der Föderation der Gewerkschaften der Buchdrucker und verwandten Berufe die Vollmacht erteilt wurde, den allgemeinen Streik im ganzen Gewerbe zu erklären, sollte sich der Verband der Arbeit- geber in der Sitzung am 19. Januar der Forderung der Arbeiter widersetzen. Für die Arbeiter und den Frieden ist die Lage insofern günstig, als sich die Arbeitgeber nicht einig sind. Sollte es aber dennoch zum Streik kommen, so wird man den Kampf im Februar zu erwarten haben. Die Arbeiter haben sich auf den Kampf vor» bereitet und werden im gegebenen Falle die Kündigung alle am 4. Februar einreichen. Man spricht auch schon davon, in kurzer Zeit eine zweite Bewegung zur einheitlichen Gestaltung de? Mini- mallohnes im ganzen Lande einzuleiten. Leseabende. Dritter Kreis. Donnerstag, den 5. Januar, im Gewerkschaftshause. Zimmer siehe Tafel. Versammlungen. Tischlermeister und Möbelhändler find in einen scharfen Gegensatz zueinander geraten. Die Känd» ler, organisiert in dem„Verein Berliner Möbelindustrieller", wollen es nicht dulden, daß die Tischlermeister mit dem Publikum in einen direkten Geschäftsverkehr treten; sie wollen das Geschäft allein machen und fordern, daß die Meister ihre Produkte nur an die Händler liefern dürfen! Das Publikum müßte dann natürlich die Preise zahlen, wie sie von den Händ» lern festgesetzt werden. Die Tischlermeister weisen nun aber die Zu- mutung der Händler entrüstet zurück, sie wollen sich nicht zu Zw i sche n m e i st e r n herabdrücken lassen, denn darauf würde schließlich das Ansinnen der Händler hinauslaufen, wie die Meister fürchten. Die Händler fühlen sich als die Herren; sie schreiben den Meistern ihre Bedingungen vor, sie verlangen die Unterschrift unter einen Revers, der jeden Meister verpflichtet, nicht an Privatlund- schaft zu liefern; sie stellen Listen von„Bezugsquellen" auf, und wer nicht auf dieser Liste steht, gilt als geächtet. Die Händler haben es abgelehnt, mit den Meistern Unterhandlungen über die neuen Forderungen zu pflegen, sie scheinen sich also sehr mächtig zu fühlen, sie diktieren und erwarten gehorsame Erfüllung ihrer Forderungen. Die Tischleriimung von Berlin hat in einer außerordentlichen Versammlung, die am Dienstag nachmittag in den„Concordia- sälen" stattfand, dem Jnnungsvorstand unbeschränkte Vollmacht zur Abwehr der neuen Händlerbedingungen erteilt. Dem Vorstand soll das Recht zustehen, von Fall zu Fall ungesäumt und ohne vor» herige Genehmigung der Jnnungsversammlung alle diejenigen Maßnahmen zu treffen, welche zur erfolgreichen Abwehr erwiedri- gender Lieferungsbedingungen oder sonstiger verletzender Zu- mutungen erforderlich sind. Der Jnnungsversammlung schloß sich am Dienstagabend eine stark besuchte öffentliche Versammlung der Tischlermeister und Holz- industriellen von Gro�-Berlin an, in der B ry und Ra Hardt über die Differenzen mit den Möbclhändlern referierten. Die letz- teren verteidigten in der Diskussion sehr eifrig ihren Standpunkt. Sie verlangten vor allen Dingen, daß die Tischlermeister, wenn sie an Privatkunden verkaufen, hohe Preise berechnen, mindestens 2 6 Prozent Aufschlag.„Sie gehören zu uns. und wir ge- hören zu Ihnen," so riefen die Händler immer wieder. Die Haupt» fache bleibt, daß das Publikum gerupft wird. Das leuchtete auch vielen Meistern ein; aber sie trauen den Händlern nicht und fürch- ten, in eine schmähliche Abhängigkeit zu geraten. Sie fühlen sich jetzt schon sehr abhängig. Die Mittel, mit denen sie die Händler bekämpfen wollen, zeugen nicht von einem großen Selbstvertrauen. Sie rufen die öffentliche Meinung an und appellieren an die Presse, daß diese nicht etwa mit Rücksicht auf die Inserate der Möbel- Händler� den Meistern die Unterstützung versage. Sie rechnen auf die„anständigen" Möbelhändler und behaupten, daß sie deren In» teressen wahrnehmen; sie spielen sich auf als Hüter der Interessen der Arbeiter und des kaufenden Publikums. Das alles zeugt davon, daß sie sich durch die Händler arg bedrängt fühlen. Einen recht armseligen Eindruck machten auch die Klagen über die schlechte Behandlung der Meister durch die Mö ödeländler und deren Angestellten.„Eine Sünde und Schande sei eS," meinte ein Meister. Kein Geselle dürfe so von dem Meister behandelt werden, sonst kehre er der Werkstatt den Rücken. 3999 Meister und 25 999 Gesellen mit rund 89 999 Familienangehörigen soll das Gewerbe m Berlin umfassen, dem die Händler ihre drückenden Bedingungen auferlegen wollen. Ohne Kampf wollen die Meister sich aber nicht ergeben, lvenn auch der Gesamtverband der Händler, dem auch der Berliner Händlerverein angehört und gehorchen muß, seine Beschlüsse gegen die Meister mit aller Macht durchzusetzen versucht. Die folgende Resolution fand die Zustim, mung der versammelten Meister: „Die am 3. Januar in den„Concordia-Festsälen" tagendS öffentliche Versammlung der Tischlermeister und Holzindu- striellen Groß-Berlins nimmt mit Entrüstung von dem Vorgehen und beabsichtigten Maßnahmen der hiesigen und ausivärtigen Möbelhändlervereine gegen die Lieferanten ihrer Mitglieder Kenntnis; sie protestiert auf das entschiedenste gegen die in Aus» ficht genommenen, den ehrenwerten Stand der Tischlermeister demütigenden Geschäftsbedingungen und Reverse; sie erhebt Ein« spruch gegen jede sich daraus ergebende Gefährdung der Gewerbe« freiheit und Beeinträchtigung der Gleichberechtigung des Hand- werkerstawdes im Wirtschaftsleben; sie erwartet vornehmlich mit Sicherheit von allen rechtschaffenen auf StandeSehre haltenden Kollegen, daß diese einmütig d'« Unterzeichnung von Reversen und Bedingungen, die notwendig eine Einschränkung der Be- wegungSfreiheit zur Folge haben müssen, auf das bestimmteste zurückweisen, und sie beauftragt endlich die Vorstände der Tisch- lerinnung und der befreundeten Verbände, unverzüglich mit ge» eigneten Maßnahmen vorzugehen, um die in Aussicht stehende Schädigung des ganzen Gewerbes abzuwehren." Hetzte ptacbtichten. Die Ausstandsbewegung in Belgien . Lüttich , 4. Januar. (B. H. ) Die Ausstandsiewegung unter den Bergleuten hat nunmehr auch das Mitteldecken er» griffen. Einige Hundert Arbeiter der Grube St. Albert in Ressaix sind heute in den Ausstand getreten. Sie ver» langen die Abänderung der neuen Grubenordnung. Lüttich , 4. Januar. (B. H. ) Der Genrralausstand der Bergarbeiter in sämtlichen Bezirken ist heute verkündet worden. Brüssel, 4. Januar. (W. T. B.) Die Lage auf de» Grube» deS linken MaasuferS hat sich, wie die Abendblätter erklären, verschärft. Die Zahl der Streikenden wird auf 12 VW geschätzt. Man befürchtet ein Uebergreifen des Streiks auf das rechte Maasufer._ Opfer des Eissport«. Mannheim , 4. Januar. (W. T. B.) Beim Schlittschuhlaufen in der Nähe von Altrip find drei Mädchen eingebrochen und ertrunken. Großfener in einem Flugmaschinenschuppe». Breslau , 4. Januar. (W. T. B.) Heute nachmittag brach i« einem der fünf Flogmaschinenschuppen aus dem Wilhelms. ruher Fluggelände Feuer aus, das sich durch die Erplosto« deS dort in Flaschen lagernden BcnzinS mit rasender Schnelligkeit verbreitete und die Schuppen sowie drei Flugmaschinen vernichtete. UnteroehmerterrorismuS. HelsingforS , 4. Januar. (W. T. B.) Der ttaSstanb der Tetzer dauert fort. Da von den sozialdemokratischen Druckereien die Lohnforderungen der Setzer erfüll« worden sind, haben die Besitzer der finnischen Papierfabriken auf Antrag des Verbandes der Druckereibesitzer beschlossen, während der Dauer deS Ausstände» nur denjenigen Druckereien und Verlegern Papier zu liefern, mit denen Jahreskontrakte bestehen. TaS Erdbeben in Zentralasien . Petersburg, 4. Januar. Nach einer amtlichen Meldung worden durch das heutige Erdbeben in W j er n y i einige Gebäude in der Stadt und die Kasernen zerstört, wobei ein Artillerist getötet wurde. Bisher sind in der Stadt vierzig Leichen geborgen worden. Von einem Kohlenwagen zermalmt. Zabrze , 4. Januar. (B. H. ) Auf der Donnersmarck- grübe wurde die Grubenarbciterin S m o l i k von einem Kohlen, wagen erfaßt, geriet unter die Räder und wurde total zermalmt. Berantw. Redakt.: Richard Barth , Berlin . Inseratenteil verantw.: Th.Gl»cke, Berlin . Drucku.Verlag;VorwärtsBuchdr.».B«rwgs-rnftol�PauISingeräCo„BerlinL>V. Hierzu 2 Beilagen n.vntcrhaltnngSbl»
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