Einzelbild herunterladen
 
  

Ur. 173.

Erscheint täglich außer Montags. Preis pränumerando: Biertel­jährlich 3,30 Mart, monatlich 1,10 mt, wöchentlich 28 Big fret In's Haus. Einzelne Nummer 5 Pfg. Sonntags- Nummer mtt illuftr. Sonntags- Beilage Neue Welt" 10 Pfg. Post- Abonnement: 3,30 Mt.pro Quartal, Unter Kreuz­ band  : Deutschland   u. Defterreich­Ungarn 2 Mt., für das übrige Ausland 3 Mt.pr.Monat. Eingetr. In der Poft Zeitungs: Breisliste für 1893 unter Nr. 6708.

Vorwärts

10. Jahrg.

Infertions- Gebühr beträgt für die fünfgespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pfg., für Vereins- und Bersammlungs Anzeigen 20 Pfg Inserate für die nächste Nummer müssen bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist an Wochen­tagen bis 7 Uhr Abends, an Sonn­und Feittagen bis 9 Uhr Vor­mittags geöffnet.

Fernsprecher: Amt I, 4186. Telegramm- Adresse: " Sozialdemokrat Berlin Berliner  

Bolksblatt.

Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 19, Benth- Straße 2.

Tabakfabrikaks. Steuer?

Mittwoch, den 26. Juli 1893.

Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.

-

des

abgestuft, in zweiter Linie auch noch nach der Qualität und überholte Kleinbürgerthum, das auch hier vom Kapitalis­den Sorten der verschiedenen Waarengattungen. Die Fas mus par excellence einfach niedergefäbelt werden brikatstener wird so bezahlt, daß die Fabrikanten Stempel- würde. Die Belastung der amerikanischen   Tabakverbraucher marken oder Stempelbänder vom Staat kaufen und diese durch die Fabrikatssteuer beträgt pro Kopf nicht weniger Die Sozialdemokratie ist in der glücklichen Lage, dem an der in den Handel kommenden Waare anbringen. Der als 3-4 M. qualvollen Frage- und Antwortspiel, das Bürgerthum und Steuerstempel muß dann entweder entwerthet werden, damit So sieht die sogenannte Tabakfabrikats- Steuer aus. Reichsregierung jetzt nach Annahme der Militärvorlage er nicht nochmals benutzt werden kann, oder die Verpackung Ihre Einführung in das deutsche Steuersystem würde nur wegen neuer Steuern zur Deckung der Kosten miteinander mit dem Stempel muß so geschehen, daß der letztere beim dann einen Zweck haben, wenn der ärmliche Genuß des treiben, wieder einmal als tertius gaudens, d. h. mit Verbrauch der Waare zerstört wird. Deshalb wird bei der Proletariers an einer Pfeife oder Zigarre unmenschlich ver­berechtigter Schadenfreude zusehen zu können. Nicht, als Fabrikatsteuer vorgeschrieben, wie und in welchen Mengen theuert würde, und zwar, was das Charakteristische ist, ob wir keine Interessen dabei zu vertreten hätten. Gewiß, die Waare verpackt sein muß, wie und wo der Stempel an wesentlich unter Mitbereicherung wir haben durch unsere Agitation immer und immer den Packeten, Kisten u. s. w. angebracht und entwerthet werden Großfapitals in der Tabakbranche. Insofern wäre wieder darauf hinzuweisen, wo und wie die besiglose große soll u. a. m. Selbstverständlich dürfen nur angemeldete ja die Miquel'sche Reform" eine recht konsequente Fort­Masse geschoren werden soll, und die Masse muß es Fabriken produziren, die Händler müssen kontrollirt werden, segung der Bismarck'schen Wirthschaftspolitik im Reiche. ja immer bringen", nach Miquel's eigenem Ausspruch. damit sie nicht ungestempelte Waare verkaufen, und eigent- Für uns Sozialisten wäre es nebenbei interessant, wenn Aber die Interessen, die wir zu vertreten haben, sind so lich muß die Staatsaufsicht, wenn etwas Ordentliches heraus die amerikanische   Staatskontrolle des Handels und der einfach und klar, und unsere Haltung zur Anziehung der Steuer- tommen soll, auch noch auf den gesammten Tabakbau und Produktion mit Tabak importirt würde- wir könnten schraube ergiebt sich so natürlich aus unserer konsequenten Handel ausgedehnt werden, damit man weiß, ob von dann wieder einmal an einem praktischen Beispiel zeigen, Ablehnung der Militärvorlage, daß wir uns wesentlich zu Rohproduzenten nichts abseits zur unerlaubten Fabri- daß die gesellschaftliche Ueberwachung der Produktion gar unserem Bortheil unterscheiden von dem geängstigten Mast- tation geht, ob geht, ob der angemeldete Fabrikant allen nicht so schwer ist; sogar der kapitalistische Staat bringt bürgerthum. Das hat die Militärvorlage durchbringen Rohstoff, den er verbraucht, auch wirklich versteuert sie mit seinen täppischen Werkzeugen in verkümmerter Ge­helfen, es muß also auch für die Deckung der Kosten seine u. s. v. In Amerika   wenigstens ist diese Kontrolle stalt schon fertig. Wegen der Belastung und sonstigen schwachen Geisteskräfte mit anstrengen und stößt nun auf der gesammten Tabakproduktion sehr sorgfältig vom Staate sozialen Wirkung freilich ist es ganz gleichgiltig, ob uns Schritt und fritt an alle möglichen und unmöglichen Pro- durchgeführt. Dort haben Produzenten und Händler gesetz- diese oder eine andere Reichssteuer von Miquel's Gnaden be­jekte, deren Ecken und Kanten seinem Kapitalismus doch lich vorgeschriebene Monatsübersichten über ihren gesammten scheert wird bluten muß doch das Volk, so oder so, auch recht empfindlich wehe thun. Miquel läßt dabei die Umsatz an eine staatliche Zentralstelle abzuliefern. Diese unter diesen oder jenen Begleiterscheinungen, und revolu guten Leute möglichst im Dunkeln über seine Pläne, damit Zentralstelle übersieht dadurch das ganze Geschäft mit tioniren wird also die neue Steuerschraube unter allen Um­sie in der Finsterniß mit den eigenen Köpfen zusammen- Tabak vollständig, kontrollirt die verschiedenen Angaben ständen, ganz wie wir es nur wünschen können. Bötticher's rennen. Die Ratherei der bürgerlichen Presse wird unter einander durch ein eigenes Rechnungsbureau und Spruch ist dann dahin abzuändern: Ihr arbeitet ja doch immer angftvoller; und wenn man fich sich schließlich stellt dort, wo sich Differenzen ergeben, sofort ganz ein- nur für uns!" über ein System verständigen wird, bei dem Regie- gehende Nachforschungen an binnen kurzem weiß der rung ann gewöhnlich, so sagte ein amerikanischer und Bourgeoisie dem Volke gemeinsam die Staat dann gewöhnlich 100 vorläufig ist die Lage Steuerbeamter gelegentlich aus, Haut über die Ohren ziehen der Fehler ge= für die bürgerlichen Konjetturalpolitiker, die ja wissen, steckt hat. Dabei sind die armen Kapitalisten mit daß sie selbst keine Widerstandskraft gegen die Regierung hohen Geld- und Gefängnißſtrafen bedroht, die freilich Politische Ueberlicht. zu entwickeln vermögen, eine recht unbequeme. Da wird ihre Justiz den Klasseninteressen entsprechend handhabt. nun, ehe noch Miquel mit den Finanzministern der anderen Bugeschnitten ist die ganze Steuer auf den Großbetrieb, den Sta aten in Frankfurt   sein Träntiein gebraut hat, immer sie naturgemäß begünstigt, weshalb auch Amerita ihr häufiger vom Tabak und von einer neuen Steuer auf klassisches Land ist. Eine fernere Eigenthümlichkeit besteht denselben gesprochen, von der Fabrikatsteuer. Eugen darin, daß der Großkapitalist der Tabakbranche, der sich Richter verdammt diesen neuen Vorschlag in seiner Frei- Steuervergünstigungen verschaffen kann, sehr bald den Markt finnigen Zeitung" schon in Grund und Boden und wittert beherrscht und die Tabakverbraucher ganz gehörig rupft, hinter ihm das Monopol, das ja für freisinnige Nasen weit ärger, als es die noch so hohe Steuer bedingt. Hervor besonders schauerlich riecht. Was würde diese Tabakfabrikat- ragende amerikanische   Tabatfabrikanten haben ganz offen Steuer für uns bedeuten? erklärt, daß sie mittels der Stempelabgabe noch ein Extra- Die deutschen Brotvertheuerer, die im Bunde der Land­Bei der Fabrikatsteuer wird die Abgabe nach dem geschäft" machten; sie hätten an einer Ermäßigung der wirthe ihre Gewerkschaft haben, werden jubiliren. Die Kreuz­Gewicht der Fabrikate in dem Augenblick erhoben, wo diese selben gar kein Interesse. Damit sind wir auch an dem Beitung" meldete bereits in ihrer Morgenausgabe vom aus der Fabrik in den Handel übergehen. Gegenwärtig haben Punkte angelangt, bei dem eventuell die deutschen   Tabak 25. Juli, daß die russische   Regierung ihren Marimaltarif mit wir bekanntlich nur einen Zoll auf allen eingehenden kapitalisten troz Eugen Richter   das gemeinsame Interesse dem ersten August allen denjenigen Staaten gegenüber in Tabat, sowie eine Gewichtssteuer für den gebauten Roh- erkennen werden, das sie mit Miquel an einer Fabrikat: Anwendung gelangen lassen werde, die ihr bisher die Meist­tabat, die der Pflanzer bezw. Händler mit Rohtabak ver- steuer hätten, wenn wirklich eine solche geplant ist. Konsul begünstigung nicht gewährt hätten. Damit wäre der Zoll­legt. Die Fabrikatsteuer für die aus den Fabriken tom- Meier aus Bremen  , einer der größten Tabakshändler krieg ausgebrochen, zum schweren Schaden des Deutschen menden Tabakserzeugnisse wird in Amerika  , Rußland   und Deutschlands  , hat deshalb schon 1878 für die Fabrikats: Reichs. Die deutschen   Agrarier, die den höheren Getreide­Richter vertritt mit seinem Geschrei zoll fordern, haben mehr Einfluß, als die große Masse der der Türkei  , wo sie schon lange besteht, nach der Form der steuer plädirt. Waare( Rauchtabat, Schnupftabat, Zigarren, Zigaretten) wieder einmal nur das von der Großproduktion längst Nation. Wenn das Volk mitzureden hätte, dann wäre ein

Feuilleton.

Nadbrua verboten.)

-

( 25

-

Berlin  , den 25. Juli. Der Zollkrieg mit Rußland  . In einem Petersburger Abendtelegramm vom 25. Juli meldet Wolff's Telegraphen­Bureau":"

Die heutige Ausgabe der Geseßsammlung veröffentlicht ein Gesetz, wonach der Maximaltarif vom 1. August ab in Kraft tritt. Dem Finanzminister wird anheimgestellt zu be­stimmen, auf welche Herkünfte er auszudehnen ist.

zu Hause fühlen. Germaine rümpfte die Nase, als sie von leben zu können, reichte ihr Talent nicht aus. Da blieben diesem Plan hörte und Frau Savenay   konnte einen Schrei nur noch die Handarbeiten. Frau Savenay   konnte sticken der Entrüstung kaum unterdrücken. Ihre Tochter Verkäuferin wie eine Fee. Germaine hatte früher einmal für einen in einem Geschäft! Niemals, so lange sie lebte! Ihr erster Wohlthätigkeitsbazar aus alten Stoffen und Silberborten Gedanke war, daß sie damit wieder eine Stufe herunter- Kartenständer, Buchdeckel, Behälter für Lorguetten und der=

Die Bekehrung André Savenay's. steigen würde;-- indeffen hatte sie doch eine gewiſſe Schen gleichen mehr gearbeitet. Man hatte ihr damals viele

Sozialistischer Roman

von Georges Renard.

Autorisirte Uebersetzung von Marie Kunert  .

davor, zu dem Onkel davon zu sprechen, da sie wußte, Schmeicheleien über ihre Geschicklichkeiten gesagt, daß er seine eigene Anschauungen über diesen und die jungen und alten Herren hatten diese Bunkt hatte. Da führte ste denn Germaine's zierlichen Arbeiten theuer bezahlt. Nun, da war Gesundheit ins Feld, die ihr Sorge mache, und die Noth fa eine hübsche, leichte und einträgliche Beschäftigung. wendigkeit, sie um sich zu behalten. Sie fürchtete sich nicht, Noch dazu brauchten sie dazu fast gar kein Betriebsmaterial. Die Resultate dieses Einkaufs waren: ruinirte Kleider dadurch egoistisch zu erscheinen. Sie würde sich abhärmen Muthig machten sich die beiden Frauen auch an die Arbeit. und Schuhe und ein häßlicher Schnupfen. Was die und grämen, wenn sie den ganzen Tag über allein bleiben Sie berechneten im Voraus schon, was sie verdienen und Toiletten betraf, die sie sich mit unsäglicher Mühe müßte. Aber Onkel Theodor war auch nicht dumm. Er wie sie ihren Verdienst anwenden würden, wie André über­zurechtschneiderten, so war es leider unmöglich, sie zu erklärt ihnen rund heraus, daß nichts wetter hinter ihren rascht und erfreut sein würde, wenn er eines Tages eine tragen, derartig waren sie verpfuscht. So war auch der Ausflüchten stecke, als die Feigheit vor einer Arbeit, die ihre große Rolle Geld unter seiner Serviette fände und sie dann zu ihm sagen könnten:" Das alles haben wir verdient!" Stoff rein weggeworfen. Sie waren so ärgerlich darüber Bourgeoiseitelfeit verlegen fönnte. " Du hast noch immer den alten Hochmuthstenfel in Frau Savenay   vollendete denn auch bald eine sehr und schämten sich gleichzeitig so sehr, daß sie Thränen ver­goffen. Wie schwer wurde es ihnen doch, von diesem Dir, Schwester," sagt er. Das Geschäft, das mich reich mühsame, prächtige Stickerei, Germaine hatte inzwischen leidigen Gelde zu sparen, das jedesmal mit ungeahnter gemacht hat, tommt Dir schimpflich vor! Nun, ganz wie eine Reihe reizender Pariser Kleinigkeiten fertiggestellt. Schnelligkeit unter ihren Fingern zerrann. Du willst! Sieh nun selbst zu, wie Du aus der Klemme Norine wurde nun damit beauftragt, fie in einem großen Geschäft auf den Boulevards anzubieten. Man hatte sie Wenn es ihnen doch möglich gewesen wäre, etwas zu kommst!" verdienen! Es gab ja doch Frauen, die von ihrer Hände So bald die Frauen allein waren, ließen sie die verschie aufs Sorgfältigste instruirt: Daß sie sich bemühen solle, Arbeit lebten. Nun erfüllte sie ein glühender Eifer. Zu André denen Möglichkeiten Geld zu verdienen, die für sie in Betracht wo möglich) 200 Fr. dafür zu erhalten. Das wäre nicht zu sprachen sie von ihrem Vorhaben garnicht, sie suchten es im tommen könnten, Revue passiren. Musikstunden geben! Da viel, daß fie indessen, wenn sie nicht soviel dafür bekommen Gegentheil nach Möglichkeit vor ihm geheim zu halten. Er mußte man sich zunächst überall nach solchen Stunden bemühen, könne, bis auf die Hälfte dieser Summe heruntergehen dürfe. hatte sich aufgeopfert, um alle Bedürfnisse der Frauen zu und damit zugestehen, daß man sich in Noth befand, und Man gab ihr mehrere Adressen mit für den Fall, daß das befriedigen, und nun versprachen sie sich die reinste Freude das war es gerade, was die Frauen vermeiden wollten. erste Geschäft zu unvortheilhafte Bedingungen stellen sollte. davon, ihm helfen zu können, ohne daß er es wissen sollte. Vielleicht könnte man Teller oder Fächer bemalen und dann Vor allen Dingen sollte Norine sich in Acht nehmen, zu Onkel Theo dor, zu dem man von dieser Idee sprach, billigte verkaufen! gewiß, das würde gehen! Die Malerei war verrathen, woher die Arbeiten kämen! Denn was würden sie und schlug gleich vor, Germaine solle als Verkäuferin ja eine Kunst, und die Kunst war immerhin ein vornehmer die Freunde der beiden Damen sagen, wenn sie erfuhren, in das Tuch- und Wollwaarengeschäft eintreten, das er an Gelderwerb. Wie schade nur, daß Germaine ihre Mal- daß sie für ein Geschäft arbeiten. Nach einer unverhältnißmäßig langen Zeit kam Norine, einen Bekannten verkauft hatte. Sie würde sich dort wie stunden seiner Zeit so wenig ausgenügt hatte. Um davon