Nr. 6. 28. Jahrgang.
Die Moabiter Vorgänge
Vierzigster Tag.
Nach Eröffnung der Sigung fährt
vor Gericht.
in seinem Plädoyer fort.
Ich möchte heute, führt er aus, das
wie Pastor Schwebel es getan hat, der für die Psyche der Jugend fein Verständnis hat. Der Pastor fagte, er habe keine Wirkung der fozialdemokratischen Jugenderziehung bemerkt. Das glaube ich gern, denn seine Beziehungen hören da auf, wo die Wirkungen der sozial demokratischen Jugenderziehung anfangen.
In einem Stadtgebiet, wo Tausende von ledigen jungen Männern leben, macht sich natürlich auch die Prostitution und ihr Anhang bemerkbar, was ja auch einige Zeugen bestätigt haben. Ein hochkultivierter Teil der Stadt zieht sich bis an die äußersten Grenzen. Dahinter kommt dann eine wüste Gegend, die Plößenseer Heide, wo sich Elemente aufhalten, von denen der Berliner Volfswig sagt: Er hat Arbeet, er muß die Schwäne uff'n Kopp spucken!" Was den soliden Teil der Bevölkerung betrifft, so sind natürlich sehr Ergebnis der Beweisaufnahme in großen Zügen biele gewerkschaftlich Organisierte darunter. Leider noch nicht genug. entersuchen. Wir Verteidiger bestreiten nicht, daß an manchen Orten Auch viele sind darunter, die bei den Wahlen für die Sozialdemokratie und zu manchen Zeiten in jenen Tagen die Voraussetzungen des stimmen. Der überwiegende und führende Teil der Moabiter BeAufruhrs und Landfriedensbruchs, die ja fehr weitgehend gefaßt bölferung ist sozialdemokratisch. Wenn die Einwohner nicht durch werden, vorgelegen haben. Es muß natürlich untersucht werden, die fulturellen Einflüsse der Arbeiterbewegung ein Ehrgefühl hätten, wie weit das für jeden der Angeklagten der Fall ist. Denn es fann wie man es in anderen Ständen als selbstverständlich voraussetzt, jemand sehr wohl in eine Menge kommen, aus der geschimpft und so würden sie die von den Polizisten ausgeteilten Prügel für selbstgeworfen wird; aber er ist nicht schuldig, wenn er nicht mit Absicht verständlich halten und sie ruhig hinnehmen. Wenn es so wäre, in dieser Menge bleibt. Ich habe zu prüfen, wie das Gesamtbild dann würde die ganze Sache glatter gegangen sein. Die Leute zustande fam, welches bier entrollt worden ist. Es ist ja ein un- würden dann mit dem blöden Lächeln eines russischen Muschick die erhörtes Bild für Berlin , daß Säbelhiebe dankend hingenommen haben. Ich gebe zu, daß mehrere Nächte der Browning, der Säbel und der Knüppel in den in den letzten Jahren kein gutes Verhältnis zwischen der Polizei und • Straßen herrschten und daß
den Arbeitern
besteht. Es sind ja nicht gerade die besten Elemente der Unter offiziere , welche zur Schutzmannschaft übergehen. Das gilt natürlich nicht von allen. Aber es sind doch viele unter den Schußleuten, die deshalb vom Militär abgegangen sind, weil man ihnen zu verstehen gab, daß man mit ihnen nicht weiter kapitulieren würde. Die Arbeiterklasse weiß, daß sie bei all ihren Bestrebungen in bezug auf Bildung, politische Betätigung und wirtschaftliche Befferstellung, die Polizei auf der Seite ihrer Gegner findet. Wenn dadurch Erbitterung gegen die Polizei entstanden ist, so ist das nicht die Schuld der Bezzer, sondern es ist auf der anderen Seite gesündigt. Wer den sechsten März
Schlüssel zum 26. September.
auf die Massen eingehauen. Die Aktion der Polizei läßt jede vernünftige und fachgemäße Leitung vermissen. Die verschiedenen Teile der Beamtenschaft arbeiten jeder auf eigener Hand. Die rechte Hand weiß nicht, was die linke tut; aber jede Hand hat gehauen. Den Kopf aber vermißt man.
Diese Taktik der Polizei hat es fertig gebracht, daß eine Affäre, wie die bei Kupfer, einen solchen Umfang annehmen konnte. Das ist das Fazit des ganzen Materials, was sich durch zahlreiche Einzelfälle belegen läßt. Der Verteidiger geht hierauf auf eine Reihe solcher Einzelfälle ein und führt u. a. aus: Von mindeftens 100, Kohlenfuhren, wlche die Firma in jener Zeit täglich beförderte, sind im ganzen vier oder, wenn man die Doppelwagen mitzählt, sechs angegriffen worden. Das ist doch gewiß kein großer Prozentsab. Ich will die Steinwürfe, welche gegen Kohlenwagen erfolgt find, gewiß nicht billigen. Ich beklage sie sogar, aber sie sind nicht, wie die Staatsanwaltschaft behauptet, von Streifpesten ausgegangen. Die Streitleitung hat jede Ausschreitung zu verhindern gesucht. Wenn die Streifposten nicht gewesen wären, dann würden die Ausschreitungen viel ärger gewesen sein. Die Streifleitung konnte natürlich nicht verhindern, daß sich Unbeteiligte hineinmischten. Daß diese Leute sich überhaupt einmischten, ist auf die falsche Taktik der Polizei zurückzuführen. An dem Streik waren doch nur 150 Arbeiter beteiligt. Wir haben in Berlin schon einen Streit von 15 000 Arbeitern gehabt. Nichts ist dabei vorgekommen. Revolvern auf der Straße laufen ließ. Das war beim Kupferschen Es ist aber auch noch nie dagewesen, daß man Streifbrecher mit Streif meines Wissens in Berlin der erste Fall. Es ist uns mehrfach bekundet worden, daß Streikbrecher der Firma Kupfer ohne jede Veranlassung das Publikum mit dem Revolver bedrohten. Dieser Unfug hatte keinen anderen Zweck, als das Publikum zu provozieren. Von Notwehr kann hier keine Rede sein. Wir haben ja auch gehört, daß es
für die Leute Hinges bie Hauptsache war, ungestraft zu hauen. Ein Zeuge hat uns ja bekundet, daß sie wie wilde Tiere aus dem Tor des Kohlenplates brachen und harmlose Leute verprügelten. Ich halte schon die Begleitung der Kohlenwagen von 4 bis 6 Schußleuten durch die ganze Stadt für einen sehr großen Fehler. Dadurch wurden ja erst die Unbeteiligten angelodt und Ansammlungen veranlaßt. Hauptsächlich aber ist die Erregung gesteigert durch das aufreizende und brutale Vorgehen der Polizei in den Tagen, wo sich die Dinge noch nicht so ausgewachsen hatten. Schon vor dem 26. September sind die Arbeiter, welche aus den Fabriken tamen, von der Polizei arg bedrängt, gepufft, gestoßen, ja sogar mit dem Säbel geschlagen worden, obwohl sie nichts getan hatten. Das ganze Verhalten der Polizei war zwecklos und fränkend für das Publikum. Man denke an die Bekundungen eines Zeugen, der uns sagte, daß die Mädchen, welche aus der Fabrik tamen, von der Polizei getrieben, gestoßen und mit Pferden bedrängt wurden, und daß dann, als die Straße bereits leer war, ein einzelner Herr, der nicht aus der Richtung der vertriebenen Menge kam, von einem Schuhmann einen Stoß erhielt und ein Gastwirt, der mit diesem Manne sprach, von dem Schuhmann in der rohesten Weise beschimpft wurde.
absolut ruhige Bürger mit diesen Waffen Bekanntschaft machten. Wer trägt die Schuld daran? Der Erste Staatsanwalt erklärte. er habe nie behaupten wollen, daß politische Momente hierbei vor gelegen hätten und die Verteidigung babe offene Türen eingerannt, wenn sie diese Annahme widerlegen wollte. Der Erste Staatsanwalt ließ durchblicken, die Berteidigung habe agitatorische Zwecke im Auge. Ich muß dem entschieden widersprechen. Die Staatsanwaltschaft sagt in der Anklageschrift, eine planmäßige Leitung der Unruhen sei zwar nicht erwiesen, aber doch wahrscheinlich. Das kann doch nur bedeuten, daß die politische und gewerkschaftliche Arbeiterbewegung als die Leiterin der Unruhen angefehen wird. Deutlicher als die Anklageschrift hat miterlebt hat, der hat den das die von der Polizei inspirierte Presse und ebenso deutlich der Bolizeipräsident und der Reichskanzler zum Ausdruck gebracht. Das Wer gefehen hat, wie im Tiergarten und in Treptow auf ruhige lief darauf hinaus, daß man die Sozialdemokratie und die Gewerk- Bürger eingebauen worden ist, der muß verstehen, warum fein schaften als die moralisch Schuldigen hinstellt. Kann man sich freundliches Verhältnis zwischen der Polizei und der Arbeiterklasse wundern, wenn wir uns gegen diese Auffassung wehren? Was der bestehen kann. Das trifft selbst für solche Fälle zu, wo die Polizei Erste Staatsanwalt jegt sagt, ist auch noch nicht ganz frei von ihre Pflicht erfüllt. In Moabit aber hat sie ihre Pflicht verletzt. dieser Beschuldigung. Er sagt doch: schuld find die Führer und der Die Veranlassung zu den ganzen Ereignissen war der Streit bei feit Jahren geschürte Haß gegen die Polizei und die Streifbrecher. Kupfer. Wir haben von dem Geichäftsführer gehört, daß die Firma Darin liegt doch der Gedanke, den Haß habe die sozialdemokratische ein Teil des Stinnes- Konzerns ist. Ich weiß nicht, ob die Angabe Presse und die Gewerkschaften gesät und geschürt. Wenn das des Geschäftsführers zutrifft, daß die Firma in diesem Jahre mit auch der Staatsanwalt nicht deutlicher sagt, dann werden es die Verlust gearbeitet habe. Aber die 5 Pf. Lohnzulage würden die Leute draußen schon tun. So gern ich davon Aft nehme, daß der Firma gewiß nicht arm gemacht haben. Es handelt sich doch um Erste Staatsanwalt erklärt hat, irgend eine Schuld der sozialdemo- eine Firma von Multimillionären, die ganz amerikanisch den Kohlenkratischen Leitung ist nicht erwiesen, so muß ich doch erörtern, woher markt beherrscht und Riesengewinne erzielt, die aber nicht nach Art Der Verteidiger führt noch mehrere derartige Fälle von Mißder Krawall gekommen ist und warum er diesen Umfang ange- der Carnegie und Rockefeller einen großen Teil ihres Millionen- handlung an und fährt dann fort: Der Staatsanwalt hat ja die nommen hat? Ich will dadurch erweisen, daß die gegen uns gewinnes für humanitäre und Bildungszwecke hingibt. Man kann alte Geschichte erzählt, daß in bestimmter Absicht Frauen und erhobenen Verwürfe unbegründet sind. Zunächst ein paar Worte es den Arbeitern daher nicht verdenken, wenn sie ihre Sympathie Kinder in die vordersten Reihen gestellt worden seien. Nun, die über die nicht der Firma, sondern den streikenden Arbeitern zuwenden. braucht man nicht erst aufzustellen. Das kommt ganz von selbst, örtlichen Verhältnisse in Moabit . Die Firma gehört ja auch zu denen, die jede Verhandlung daß sich diejenigen, die am neugierigsten sind, bornan stellen und Die Bevölkerung dieses Stadtteils, besonders die Arbeiterbevölkerung mit den Organisationen der Arbeiter, ja selbst mit Behörden besonders die Kinder, die ja hinten nichts sehen können. Es soll ist himmelweit entfernt eine Gesellschaft von Desperados( Verzweifelter) abgelehnt hat. Rücksichtslos wollte sie den Kampf führen auch eine bestimmte Absicht gewesen sein, daß die Arbeiter der zu sein, die nichts zu verlieren hätte, und keine andere Tendenz lenne, bis zum Weißbluten. Was die Arbeiter bewegt, die Streitbrecher Löweschen Fabrik auf der Straße standen, als ein Kohlenwagen als alles zu vernichten. Wer die Bevölkerung fennt, der weiß, daß die von sich zu weisen, das ist dasselbe Solidaritätsgefühl, welches die vorüberfuhr. Uns ist bekundet worden, daß die Leute in der MittagsMoabiter Arbeiter wirtschaftlich durchaus in geordneten Verhältnissen Arbeiterklasse aus zerlumpten und zertretenen Bettlern zu einer pause immer dort stehen, und daß sich dazu noch viele junge Leute leben. Trotzdem sind es natürlich Leute mit den Lebensbedingungen fulturellen Macht gemacht hat. Wie sind nun die Unruhen ent- einfinden, weil sich auch die jungen Mädchen aus der Fabrit dort der Nichtbesitzenden. Durch ihre Beschäftigung find die standen? Der Staatsanwalt sagt, die Streifposten haben angefangen Arbeiter. Sie und auch ihre Frauen sind genötigt, viel auf der Straße zu sein. Das führt dazu, daß auch bei den Frauen die in besitzenden Kreisen vielfach bestehende Scheu vor der Straße hier nicht existiert. Man kann sich also nicht wundern, wenn unter solchen Verhältnissen die Straße sich schnell mit Menschen füllt. Vor allem ist die Straße auch der Spielplatz von Kindern. Da die Leute gedrängt wohnen, fommt hier eine Ansammlung auf der Straße Teichter zusammen wie in dem Villenviertel des Westens. Das gilt schon für den durchaus harmlofen Teil der Bevölkerung. Dazu rechne Schon vor dem 26. September sind durch rücksichtsloses Vorich auch die jungen Leute, die gern mal einen fleinen Unfug mitmachen gehen einzelner Polizeioffiziere und Beamten die am Streit nicht und ihren Launen die Zügel schießen lassen, deshalb aber feineswegs beteiligten Teile der Bevölkerung gereizt worden. Nachdem man zum Janbagel gehören. Es sind nicht gerade die schlechtesten die Einwohner bis aufs Biut gereizt hatte, kam das Ünerhörte: Kinder, die nicht hinter dem Ofen sizzen und den Katechismus lesen. die Polizei verläßt abends den Plak und überläßt den Mob die Die Kinder wollen auch mal was sehen und erleben. In dem Straße. So kommt es zu Erzessen an der Kirche, am Warenhause heroischen Zeitalter der Jugend nimmt man auf dem Lande Vogel Preuß und an den Lokalen von Menzel und Rittberger. Am nester aus, man stiehlt Aepfel von des Nachbars Baum oder auch nächsten Tage erschienen in der Presse von der Polizei inspirierte Hühnereier. In Berlin geht das nicht. Hier sucht die Jugend auf| Sensationsberichte. Diese haben nun erst recht Neugierige anandere Weise ihren Tatendrang zu befriedigen. Wenn mal etwas gelodt. Nun wurden durch die Maßnahmen der Polizei die Derartiges vorkommt, so, darf man das nicht so tragisch nehmen, Menschen nicht entfernt, sondern angestaut. Und blindwütig wurde
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Kleines feuilleton.
Konsument nicht zu Schaden komme.
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Besondere Bestimmungen über die Beschaffenheit ihrer Fette und Dele bestehen für die Kunstbutterfabritation nicht, außer daß ihre Grundsubstanz( ob tierisches oder Pflanzen fett) richtig angegeben wird. Um so mehr muß verlangt werden, daß bei der Fabritation alle giftigen Substanzen ausgeschieden oder unschädlich gemacht werden. Dr. Hertkorn weist darauf hin, daß die heutigen Methoden dies durchaus ermöglichen und faßt seine Vorschläge dahin aufammen:
und die Bevölkerung hat sich gegen die Schußleute gewandt, diese sind dann wild geworden und haben in Einzelfällen über die Schnur gebauen. Ich sage dagegen: Es sind zwar Ausschreitungen gegen Streitbrecher vorgekommen, das ist bedauerlich, aber man darf nicht vergessen, daß diese Ausschreitungen, die übrigens nur vereinzelt dastehen, erst durch die Revolverschießerei der Streitbrecher hervor gerufen wurden. Die Polizei hat nichts getan, um Zusammenstöße zu vermeiden, aber sehr viel, um sie zu verschärfen.
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die durch Vorkommnisse angezeigter Art in ihrer Existenz schwer geschädigt wird." Wenn die Angaben dieses Fachmannes woran wir nicht zweifeln zutreffen, wird eine gesetzliche Sicherung der Margarinekonsumenten gegen weitere Attentate auf ihre Gesundheit geschaffen werden können und müssen.
ergehen. Natürlich werden auch einige Leute gekommen sein, um diese auffällig eskortierten Kohlenwagen zu sehen. Gben deshalb hätte die Polizei vermeiden müssen, daß die Wagen gerade um diese Zeit hier vorübergeführt wurden. Anstatt die Wagen durch reitende Schuhleute esfortieren zu lassen, fonnten sie ja in unauffälliger Weise durch Kriminalbeamte begleitet werden. standen ja deren 150 zur Verfügung. Aber täglich sind die Wagen ausgerechnet zu der Stunde vorbeigefahren, wo die Arbeiter dort ihre Mittagspause verbrachten.
Nun find Steine nach dem Wagen geworfen worden, aber der Wagen fuhr schnell vorüber. Es handelt sich also nur um eine vorübergehende Episode. Wenn die Polizei aus einer solchen Pleinigkeit eine große Aftion werden läßt, dann ist sie selbst schuld an den Folgen. Es kam nun die Attacke, wo die Arbeiter bis auf den Hof der Fabrik verfolgt wurden. Nachher wird vielleicht mit Steinen über die Mauer geworfen worden sein. Vor dem auf polizeiliche Anordnung geschlossenen Fabriktor sammelten sich die ankommenden Arbeiter. Sie wurden wieder von der Polizei bedrängt, obgleich sie hineinwollten, was sie aber infolge der polizeilichen Maßnahmen nicht fonnten. Ich zweifele von solchem Umfang hat sich bisher nicht wiederholt. Aber in Belgien ist jetzt eine Tunnelsprengung in der Wasserscheide zwischen den Flußbecken des Lys und des ser vorgenommen worden, die auch eine recht stattliche technische Arbeit umfaßte. Es war dort ein unterirdisches Gewölbe au sprengen, wozu 2125 Sprengpatronen vollkommen gleichzeitig gelöst wurden. Dazu war eine Zündschnur erforderlich, die besonders fabriziert werden mußte. Sie reichte durch die ganze Länge des Tunnels und berzweigte sich in seitliche Schnüre, die bis auf den Grund jedes Bohrlochs reichten. An den beiden Enden der Hauptzündschnur war ein Detonator befestigt, der durch einen elektrischen Stoß derart erregt wurde, daß sich die Explosion durch den ganzen Tunnel fortpflanzte. Die Gesamtlänge der Zündschnur belief fich auf 7 Kilometer, die Dynamitladung auf 3210 Kilogramm. Der Erfolg war ein vollkommener, und nicht eine einzige Patrone versagte ihren Dienst. Troß der gewaltigen Sprengladung und der Länge der Zündschnur entstand nur ein verhältnismäßig geringes Geräusch, und auch das dadurch verursachte„ Erdbeben" reichte nur einige 100 Meter weit in die Nachbarschaft. Da eine solche Zündschnur zum erstenmal benutzt worden ist, hat dies Unternehmen auch ein erhöhtes technisches Interesse.
Notizen.
Laffen sich die Margarine- Vergiftungen vermeiden? Die Vergiftungenfälle, die durch den Genuß bestimmter Margarineforten sich Ein Baum als Wasserreservoir. In manchen Reiseberichten neuerdings glücklicherweise meist leichterer Art- ereignet haben, aus den tropischen Gegenden Amerikas ist von einer Wasser entließen die Frage auftauchen, ob denn unsere hoch entwickelte haltenden Pflanze die Rede gewesen, der die Indianer den Namen chemisch- technische Wissenschaft dergleichen nicht zu verhindern wisse." Der Baum des Reisenden" gegeben haben, weil er dem Durstigen Mit diesem ebenso aktuellen wie wichtigen Gegenstand beschäftigt auf weiter Fährte die besten Dienste leistet. Der Direktor des sich Dr. J. Hertforn- Berlin in Nr. 155 der Chemiter- Bei- zu dem Carnegie- Institut gehörenden Bureaus für botanische tung". Er weist darauf hin, daß es im Interesse der Allgemeinheit Untersuchungen, Dougal, hat sich nun mit dieser Pflanze beliegt, wenn an Stelle der bekannten, einwandfreien, aber zu teuren schäftigt. Bei dem„ Baum des Reisenden" handelt es sich um Rohmaterialien nach billigeren Ausgangsprodukten der Margarine- Satteenarten, deren Schaft Ansammlungen von Trinkwasser entproduktion gesucht wird. Aber es muß natürlich verlangt werden, hält, die sich hier in relativ großen Mengen finden. Die wichtigste daß eingehende und gewissenhafte Prüfungen stattfinden, damit der dieser Pflanzen ist der Bisnaja( Echinokattus)), der Wasser in Fülle liefert. Um dieses zu erhalten, muß man mit einem scharfen Instrument, einem Messer oder einer Art, den Kaktus umschlagen; ist man nicht im Besitz eines solchen scharfen Gegen standes, so kann man auch die Stacheln abbrechen und den Schaft mit einem schweren Stein zertrümmern. Entfernt man dann noch eine Schicht von 15 bis 20 Zentimeter Dide, so gelangt man befindet. Man zerbricht das Mart mit den Händen und findet schließlich zu dem Mark der Pflanze, in dem sich das Wasser nun darin eine sehr angenehm schmeckende, fühle und durft Durch die Regierung muß von dem Stunftbutterfabrikanten stillende Flüssigkeit. Golch ein Status enthält gewöhnlich 1½ zum mindesten verlangt werden, daß er sein Fett oder Del längere bis 3 Liter Wasser, kann aber Mengen bis zu 10 Liter in fich Beit mit wasserabgebenden Stoffen auf höhere Temperaturen er- haben. Die Eingeborenen, die seit uralter Zeit den Inhalt des hizt oder längere Zeit mit Dampf behandelt( ausdämpft), behufs Bisnaja kennen und von ihm reichlich Gebrauch machen, stillen Ueber die Bekämpfung der Schundliteratur, möglichster Entfernung und Vernichtung der für den menschlichen Wasser, das der Kaktus enthält, jedem anderen vor und ber- Deutschen Dichter- Gedächtnis- Stiftung, Dr. Friz Coerper, im Reichsmit ihm in kürzester Zeit ihren Durst. Sie ziehen sogar das vornehmlich durch Jugendpflege, wird der Generalsekretär der Genuß schädlichen Stoffe. Es ist aber noch mehr zu fordern, so be wenden es, soviel sie nur tönnen. Es gibt andere Kakteenarten, tagsgebäude, Portal V, Zimmer 12, am 7. b. M., abends 6 Uhr, in fonders die Vorbehandlung mit Altalien, ein Ausdämpfen und Aus- wie die Sagnaro, die dieselbe Eigenschaft befizen, aber ihr Waffer Verbindung mit der Ausstellung gegen die Schundliteratur sprechen. waschen mit Wasser.... Wenn die angedeuteten Behandlungsweisen ist mit bitteren Substanzen vermengt und daher nicht so gut gegründlich und gewissenhaft ausgeführt werden, ist fast jedes Die Trauerfeier für Raphael Löwenfeld findet nießbar. Pflanzenöl oder Pfanzenfett, selbst die verdorbensten tierischen am Sonntag, den 8. Januar, 12 Uhr, im Schiller- Theater Fette, unschädlich. Die Butteraromastoffe find genau borzu- Die größte Sprengung mit Dynamit, die jemals vor- Charlottenburg statt. schreiben, und ihre Herstellung aus start giftig wirkenden Zwischen genommen worden ist, legte den sogenannten Teufelspaß( HellDie Braunschweiger Hoftheater Affäre. produkten ist zu verbieten. Für den Konsumenten und besonders gate) bei New York für die Schiffahrt frei. Diefe ungeheure Nachdem der Kapellmeister Niedel und die von ihm beleidigte für die niederen Volksklassen, die sich von solchen Ersatzprodukten Mine erforderte eine borbereitende Arbeit von fünf Jahren und Sängerin Erklärungen abgegeben haben, lassen sich auch die„ Hofernähren müssen, ist die richtige Lösung der Kunstbutterfrage sehr wurde dann mit insgesamt 13 290 Sprengpatronen geladen, zu ämter" jetzt amtlich vernehmen. Der Kapellmeister wird danach wegen wichtig, um die man nicht durch Balliativmittel herumkommt. Es deren Herstellung 150 000 Kilogramm Sprengstoffe notwendig ge- feines hohen Alters pensioniert. Die schroffe Form des Entlassungsmüssen einschneidende Maßnahmen getroffen werden, auch im wesen waren. Die Sprengung erfolgte dann in der Weise, daß schreibens des Intendanten wird dagegen unzweideutig migbilligt Interesse des Volkswohles und der Leistungsfähigkeit des Voltes, ein Teil der Patronen durch Elektrizität entzündet wurde und und zu erkennen gegeben, daß seine Pensionierung die Folge das und nicht zuletzt zur Förderung der blühenden Kunstbutterindustrie, dann die übrigen gleichfalls in Wirkung seßte. Eine Sprengung von sei.
endet, an dem er seit 11 Jahren gearbeitet hat. Es ist ein für die Kunst chronit. Louis Corinth hat jetzt ein Werk vollKirche zu Tapiau bestimmtes Altarbild:" Golgatha", ein monumentales Triptychon, das der Künstler seiner Geburtsstadt gewidmet hat. Das Wert ist vom 5. bis 16. d. M. im Kunstsalon Paul Cassirer aus
gestellt.
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