GewerkfcbaftUcbee. ZentrumscbrirtUche Verlogenheit. Mail sagt vom Hasen, daß er wie hypnotisiert vor Angst smmer mit den Vorderläufen in der Luft herumtrommelt, wenn ihm plötzlich zum Bewußtsein kommt, daß er seinen Gegnern nicht mehr entrinnen kann. Daß sie sich in einer Sackgasse befinden, erkennen zurzeit auch die init dem Fluche der Zentrumspolitik beladenen„christlichen Gewerkschaften" gut genug. Und in ihrer heillosen Angst wissen die Zen- trumschristen nichts anderes anzufangen, als nur immer fanatischer und sinnloser die Sozialdemokratie zu begeifern. Die zentrumschristliche Gewerkschaftspresse überschlägt sich in letzter Zeit förmlich in Anpöpelungen der sozialdemokratischen Arbeiterschaft. Die Drahtzieher aus M.-Gladbach wissen, wie sie fortab einzig ihre Aufgabe vornehmen müssen, wenn sie gegenüber den Fachabteilern auch nur noch ein Weilchen geduldet werden wollen. In seiner ersten Nummer vom neuen Jahre kommt die besonders freche und verlogene M.-Gladbacher„W e st° deutsche Arbeiterzeitung" auf das Thema„S o- ziale Praxis und Sozialdemokratie" zu sprechen. Am Schluß heißt es da: „Nur mit tiefem Bedauern und mit innerem Ingrimm kann der überzeugte Sozialreformer dem wahnsinnigen und verwüsten- den Treiben des Radikalismus innerhalb der Sozialdemokratie und bis über ihre Grenzen hinaus zusehen. Wenn es überhaupt jemals wahr gewesen wäre, was Bismarck einmal gesagt, daß es ohne Sozialdemokratie keine soziale Reform gegeben, so wäre es längst nicht mehr wahr. Ohne Sozialdemokratie größere Fort- schritte in Sozialreform und Sozialpolitik!" Natürlich gkmbt das ultramontane Blatt selbst nicht an seine affektierte geheuchelte Entrüstung. Hat doch nicht nur Bismarck die Bedeutung der Sozialdemokratie für die Fort- schritte der Sozialreform anerkannt, sondern auch mancher waschechte Zentrumsmann. So sagte in der bayerischen Kammer der katholische Geistliche Reele: „Die Sozialdemokratie geht im allgemeinen darauf aus, daß sie den Mitgliedern des vierten Standes ihre Lebenshaltung zu verbessern sucht. Sie geht darauf aus— das ist ihre Tendenz —. die Arbeiter zu heben und zu schützen gegen die Uebermacht des Kapitals. Geleistet hat die Sozialdemokratie schließlich doch auch schon etwas, sie war hinter den anderen Parteien her und hat sie gedrängt, die Sozialreform energischer in die Hand zu nehmen und das Menschenmöglichste durchzudrücken. Ich leugne auch nicht, daß die Sozialdemokratie auch auf das Zentrum etwas in der Weise eingewirkt hat, daß dieses energisch und entschieden die Regierung zur Durchführung der Reformen drängt." Die„Kölnische V o l k s z e i t u n g" schrieb einmal zu »er Frage der parlamentarischen Vertretung der Zentrums- vartei: �„Ferner muß das Zentrum bestrebt sein, die Interessen aller Stände und Berufe, nicht bloß eines Berufes, zu fördern. Das Zentrum soll die Interessen der Arbeiter ebenso eifrig und warm vertreten, wie die Sozialdemokratie, aber es soll auch an andere Berufsklasscn denken." Damit ist klipp und klar zugegeben, daß sich das ange- fehene Kölner Zentrumsblatt eine noch eifrigere und wärmere Vertretung der Arbeiterin teres- sen, als es durch die Sozialdemokratie ge- schieht, gar nicht denken kann! Mit diesen Ohrfeigen aus dem eigenen Lager mag sich das keifende M.-Gladbacher sogenannte„Arbeiter"-Blatt dies. mal begnügen. Mit ihrer Raserei gegen die sozialdemo- kratische Arbeiterbewegung versperren sich die Zentrums- christen den Weg zur Arbeiterklasse ja nur noch mehr. Immer noch ist die Weltgeschichte auch das Weltgericht. Serlin und Umgegend. Eine Bewegung unter den Schneidermeister» der Tamenkonfektion. Der Arbeitgeberverband für das Damenschneidergewerbe hatte am Montag eine öffentliche Versammlung einberufen, die sich mit den Lohnverhältnissen in der Damenkonfektion beschäftigte. Sie war sehr zahlreich besucht und füllte den großen Saal der Neuen Philharmonie in der Köpenicker Straße . Der Vorsitzende des Ver- bandes, Schneidermeister Drews, schilderte die Lohnverhältnisse als äußerst traurig. Man habe schon bei dem Streik der Kon- fektionsarbeiter und»Arbeiterinnen im Jahre 1896 den Zwischen- meistern zu Unrecht die Schuld au den elenden Zuständen zu- geschoben, und denselben Eindruck habe man durch die Heimarbeits- ausstellung erweckt. Die Ursache liege jedoch an den schlechten Preisen, die die Kaufmannschaft den Meistern zahlt, welche sich allerdings, angetrieben durch die Konfektionäre und durch die Not- wendigkeit, Arbeit zu erhalten, gegenseitig unterbieten. Wird nun ein Paletot dem Meister mit 1,26 M. bezahlt, so kann er seiner Arbeiterin, wenn er seine Spesen aufs genaueste berechnet, höch- stens 89 Pf. zahlen. Die Arbeit erfordert aber vier Stunden, so daß eine tüchtige Arbeiterin 16 Stunden arbeiten müßte, um nur 3.29 M. den Tag zu verdienen. Wenn behauptet werde, daß das für eine Frau immer noch ein ziemlich guter Verdienst fei, müsse man bedenken, daß die Arbeit nur etwa ein halbes Jahr dauert. Auch die Behauptung, daß es sich um Nebenarbeit handle, treffe nicht zuz nur zu viele Frauen müßten ihre Familie allein er- halten.— Der Vorstand des Schneidermeisterverbandes hat sich bereits Mitte September des verflossenen Jahres sowohl an die einzelnen Konfektionäre wie an deren Verband mit einem Minimalpreistarif gewandt, ist dann auch nach langem Warten einmal zu einer gemeinsamen Sitzung eingeladen worden; aber die Herren Konfektionäre erklärten die Durchführung eines TarifcS für eine Unmöglichkeit und wollten nicht einmal auf die Fest- fetzung einer Mindestgrenze für die billigste Konfektionsware ein- gehen. Sie hatten jedoch versprochen, zu der in Aussicht genom- menen öffentlichen Versammlung zu kommen. Aber nun hatten sie doch abgelehnt zu erscheinen, und zwar mit der Begründung. daß sie am selben Abend eine Plenarsitzung ihres Vorstandes ab- hielten. Die Kaufmannschaft erklärt, daß sie infolge der hohen Einfuhrzölle auf Material in Deutschland und auf die fertige Ware in den Absatzländern nicht mehr konkurrieren könne, wenn sie höhere Preise zahlen müßte. Aber, meinte der Redner, wenn es so ist, daß nur eine Handvoll Leute sich bereichern können an der Konfektion, während die große produzierende Masse im Elend lebt, dann sei es besser, wenn ein solcher Industriezweig gänzlich zugrunde gehe, statt Sckundware in die Welt hinauszuschicken. Die Schneidermeister der Damenkonfektion sollten mit den Gewcrk- schafte» Hand in Hand gehen und mit derselben Energie wie die organisierte Arbeiterschaft für bessere Preise sorgen, um auch ihren Arbeitern und Arbeiterinnen anständige Löhne zahlen zu können. Der Redner trat im übrigen entschieden für die Errich- tung von Lohnämtern ein. In der regen Diskussion zeigte es sich, daß sich unter den Zwlschenmeistern der Damenkonfektion eine starke Entrüstung über die Prcisdrückereien geltend macht. Vertreter der Meister aus Breslau und Erfurt erklärten sich im Namen ihrer Sektionen solidarisch mit den Berlinern. Wenn es einmal zu einem Lohn- kamps kommen sollte, wollen sie keine Streika�beit machen.— Ais Vertreter des Verbandes der Schneider und Schneiderinnen nahm 5 � Wort und sprach seine Freude über den Umschwung f9; l'ch letzt in den Kreisen der Zwischenmeister der Damen- lonfeition geltend gemacht habe. Das Elend der Arbeiterinnen verantw. Redakteur: Hans Weber, Berlin . Inseratenteil verantw.: habe auch ein Verlreter seines Verbandes nicht schwärzer schildern können, als es hier in der Versammlung geschehen. Wenn die Meister wirklich ernsthaft Verbesserungen anstrebten und dabei auch für eine tarifliche Regelung der Arbeiterinnenlöhne sorgen wollten, sei der Schneiderverband gerne bereit, sie darin zu unter- stützen. Aber, sagte der Redner weiter, wenn wir die Heim- arbeiterinnen zu Sitzungen einladen, dann sollten Sie uns keine Schwierigkeiten machen, und nicht zu Ihren Arbeiterinnen sagen, daß sie dort nicht hingehen sollen. Oft haben wir schlechte Erfahrungen machen müssen; es sind sogar Spitzel aufgestellt worden, und man hat Arbeiterinnen gemaßregelt. Wir haben nie behauptet, daß die Zwischenmeister samt und sonders schlimme Ausbeuter seien, sondern immer betont, daß es auch anständige Arbeitgeber unter ihnen gibt. Aber das Zwischenmeistertum sehr sich aus sehr verschiedenen Elementen zusammeu, und es gibt allerlei verkrachte Existenzen darunter, die das ganze Gewerbe aufs schwerste schädigen, und gegen sie müssen wir uns wenden. Um jetzt schon mit vollem Erfolg einen Kampf mit den Kon- fektionärcn wagen zu können, dazu scheint mir Ihre Organisation noch zu schwach und leider muß dasselbe auch von den Heim- arbeiterinnen gesagt werden, die tiefer als je herabgedrückt sind. Wir müssen zuerst Lohnämter haben und alle Kraft einsetzen, um dieses Ziel erst einmal zu erreichen. Helfen Sie uns in unseren Bestrebungen, so wird auch Ihnen geholfen werden? Die Versammlung schloß mit einstimmiger Annahme folgender Resolution: „In der Erkenntnis, daß unsere Bemühungen für Ein- führung eines Minimalpreistarifes für die selbständigen Schneider der Damenkonfektion an dem Widerspruch der Kauf- Mannschaft gescheitert sind, ferner in der Erkenntnis, daß ohne Minimalpreistarif die Schneidermeisier in der Damenkonfektio:. nicht in der Lage sind, ihren Arbeitern und Arbeiterinnen gleichmäßige und durch Tarif festgelegte Löhne zu zahlen, er- blicken wir in der gesetzlichen Errichtung von Lohnämtern das einzige Mittel, die Löhne in der Heimindustrie der Damen. konfektion zu heben. Wir beauftragen daher den Arbeitgeber- verband für das Damenschneidergewerbe Deutschlands eventuell die Forderungen des am 12. d. M. tagenden Heimarbeitstages nach Errichtung von Lohnämtern ausdrücklich zu unterstützen und auch selbst bei dem Deutschen Reichstag um die Errichtung von Lohnämtern vornehmlich auch für die Heimindustrie in der Tamenkonfektion vorstellig zu werden." Die Arbeiter an den Holzbearbeitungsmaschinen, organisiert im Deutschen Holzarbeiterverband, beabsichtigen, für die Hygiene- ausstellung in Dresden die Häufigkeit und die Art der durch die Maschinen erlittenen Verletzungen zur Veranschaulichung zu bringen. Zu diesem Zwecke sind für die Maschinenarbciter Frage- bogen herausgegeben worden, ein kleiner für Deutschland , ein größerer speziell für Berlin . Die Branchenkommission hatte zum Montagabend die Vertrauensmänner zu einer außerordentlichen Versammlung nach dem Englischen Garten eingeladen, um die auf- gestellten Fragen näher zu erläutern. Eine gewissenhafte und streng wahrheitsgemäße Beantwortung der Fragen ist notwendig, um zuverlässiges Material zu gewinnen. Es wird erwartet, daß jeder, der eine Unfallrente bezieht oder bezogen hat, resp. mal verunglückt ist, sich daran beteiligt. Auch die Beteiligung der- jenigen wird erwartet, die nicht mehr im Beruf tätig sind. Der Fragebogen Nr. 2(Berlin ) soll zugleich dienen, dem Verbände die Möglichkeit zu geben, Verbesserungen einzuführen, wo die Vcr- Hältnisse es erfordern. So wird neben der Frage über Unfälle an der Abrichtmaschine zugleich gefragt, ob die runde, eiserne Sicherheitswelle im Gebrauch war. Ferner soll Auf- klärung darüber geschaffen werden, ob in den Betrieben Staub- ab s auger vorhanden sind, und wo der Betrieb liegt, ob im Keller oder Schuppen oder sonstwo. Tann soll beleuchtet wer- den, wie oft und um wieviel die Renten bei Unfällen gekürzt werden. Die Nennung der Namen in den Fragebogen ist nur für den Verband bestimmt, zur Feststellung der Wahrheit. Die Frage- bogen müssen bis zum Donnerstag, den 12. Januar, an A. Wind- müller, Berlin O., Kochhannstraße 33, abgeliefert sein. Tic Fensterputzer in dem Fensterreinigungsinstitut Wal- ter u. Co., Groß-Görschenstr. 38, welche ohne Ausnahme Mit- glieder des Deutschen Transportarbeiterverbandes sind, haben mit der genannten Firma einen Tarifvertrag abgeschlossen, der einen Anfangslohn von 27 M. per Woche, steigend von sechs zu sechs Monaten um 1 M. bis zum Höchstlohn von 36 M., vorsieht. Für Glasdach-, Etagenarbeit usw. wird ein besonderer Aufschlag zum Lohn gewährt. Messingputzer erhalten einen Anfangslohn von 28 M., ebenfalls mit einer Steigerung. Auch die Arbeitszeit, welche vorher oftmals eine ausgedehnte war, hat eine Regelung erfahren, so daß täglich neun Stunden gearbeitet wird. Für Ueberstunden und Nachtarbeit sind die in dieser Branche üblichen erhöhten Sätze von obiger Firma ebenfalls anerkannt. Ein Urlaub unter Fort- zahlung des Lohnes ist gleichfalls, j« nach Dauer der Tätigkeit, von zwei bis sechs Tagen festgesetzt worden. Durch den Abschluß dieses Vertrages ist wiederum der Beweis erbracht, daß die mittleren sowohl als auch die kleineren Betriebe weit höhere Löhne zahlen als die großen Institute, Die oben- genannte Firma weist in einem an ihre Kundschaft gerichteten Zirkular darauf hin. daß die Forderungen ihrer Arbeiter als durch- aus berechtigt anerkannt werden müssen. Daß die Berliner Glaserinnungsmeister, bei denen zurzeit die Putzer in den Streik gedrängt sind, nach dieser Richtung hin kurz- sichtiger und egoistischer denken, ist den Lesern zur Genüge be- kannt. HusUrnd, Der Streik im Lütticher Kohlenrevier. Unser belgischer Mitarbeiter meldet uns unterm 9. Ja- nuar: Der gestern versammelte Vorstand der Bergarbeiterföderation des Lütticher Kohlenbeckens hat sich in ausführlicher Beratung mit der Lage des Bergarbeiterstreiks beschäftigt und sich auf die Fassung eines Manifestes geeinigt, in dem festgestellt wird, daß die Unter- nehmer jedes Entgegenkommen verweigern und dem Unternehmer- block der Arbeiterblock entgegengestellt werden müsse. Die Tages- ordnung des Föderativkomitees konstatiert eine Verschärfung der Situation durch die blutigen Vorfälle in Seraing und konstatiert ferner, daß vor den Verboten des Meetings sich keine Störung der Ruhe ereignet hat. Sie protestiert daher gegen diese und die uu- qualifizierbare Haltung der Gendarmen, die zur Verantwortung gezogen werden sollen. Zum Schluß erllärt das Komitee den Generalstreik als gebieterische Notwendigkeit.— In der Kammer wird der Bergarbeiterdeputierte D o n n a y aus Flemalle über die Vorfälle in Seraing und den Streik interpellieren. Ueber die Streiklage selbst ist zu berichten, daß sich nunmehr auch die Bergarbeiter der Cockerill-Kohlenwcrke wie der zirka 2g Gruben umfassenden Kohlenbergwerke von H e r v e dem Ausstand angeschlossen haben; auch die Arbeiter anderer Kohlenwerke haben für heute den Streik angekündigt. Aus einer Statistik eines Lütticher Unternehmerblattes geht hervor, daß von der Gesamtheit der Bergarbeiter des Lütticher Bassins 66 Proz. streiken, in Ziffern ausgedrückt gegen 26 666 Personen.— Indessen nimmt der Kohlen. Mangel überhand, und die vor allem an ihm zu leiden haben sind die, die ihr Leben lang die Kohle zutage schaffen. Denn in holder Einmütigkeit haben die Kohlenmagnaten Lüttichs beschlossen, keine Kohle für den Hausgebrauch zu liefern, um so erst ihre Stlaven, die sich ihrer drakonischen Grubcnordnung nicht beugen wollen, neben der Aushungerung auch noch mit dem Ausfrieren zu be- strafen, und dann das Publikum, das damit sehen soll, wohin die lh. Glvcke, Berlin . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u. Verlagsanstalt 3 Streiks führen.— Andererseits würde von Anfang an auf die Verbreitung der Meinung hingearbeitet, daß nur das neue Neun- stundengesetz an der ganzen Situation und den Streiks schuld sei, die Arbeiter selbst also gegen die staatliche Regelung der Arbeit seien— genau so wie die manchestcrlichen klerikalen und liberalen Grubenbesitzer! Daß die Konflikte von den Unternehmern ebenso provoziert wie von den sozialistischen Vertretern der Bergarbeiter vorausgesehen wurden, verschlägt bei diesen Machinationen wenig. Damit das Neunstundengesetz nicht erworbene Rechte jener Ar- beiter antaste, die vor dem Gesetz weniger als neun Stunden ar- beiteten, hatte der Bergarbeiterdeputierte Donnah bei der Votierung des Gesetzes ein Amendement eingebracht, das diese Rechte schützen sollte. Davon wollte die klerikale Mehrheit der Kammer nichts wissen, und nun wollen sich die Unternehmer durch ein nieder- trächtiges Strafensystem, durch Heranziehung alter Arbeiter zu einer ihnen nicht zustehenden Arbeit, durch Umstürzung der bisher bestandenen Ruhepausenordnung, kurz durch eine ausgepicht schika- nöse Anwendung und Auslegung des Gesetzes an dem Bissen Fort- schritt schadlos halten, den die gesetzliche Regelung und Beschrän- kung der Arbeitszeit in den Gruben darstellt.— Aber nichts zeigt mehr als gerade dieser Streik, daß der Kampf nur um die Rechte des Arbeiters und nur gegen das sich jedem sozialpolitischen Fort- schritt gehässig und feindselig cntgegenstemmcnde Unternehmer- tum geht._ Protettverfammlung in Creptow. Gestern abend fand im Sprcegarten zu Treptow die von Gegnern der Eingemeindung von Treptow in R i x d o r f einberufene Protestversammlung statt. Schon lange vor Beginn war der neuerbaute Theatergartensaal des Eta- blissements mit einer nach vielen Hunderten zählenden Menge von Personen beiderlei Geschlechts bis auf den letzten Platz gefüllt. Vertreten waren größtenteils Angehörige des Mittelstandes. Der Berliner Stadtverordnete Genosse Dr. Alfred Bernstein hatte das Referat zu dem Thema:„Die Zu- kunft Treptows" übernommen. Mit beißender Ironie kritisierte der Redner die angeblichen Vorteile der Eingemeindung Treptows in Rixdorf. Nach längerer Diskussion wurde einstimmig folgende Resolution angenommen: Die heute am 16. Januar im großen Saale des Spree - gartens tagende öffentliche Versammlung aus allen Bevölke- rungsschichten beider Treptower Ortsteile erklärt sich mit den Ausführungen des Referenten nach eingehender Debatte ein- verstanden gegen den Zusammenschluß der Ge- meinden Treptow und Rixdorf. Sie ersucht die Ge- meindevertretung Treptows, die weiteren Eingemeindungsver- Handlungen mit dem Rixdorfer Magistrat abzulehnen und die zur Eingemeindung in Berlin erforderlichen Schritte� der Aufforderung Berlins entsprechend, in die Wege zu leiten. Letzte JVachrichten. Vier Feuerwehrleute verunglückt. In der Lothringer Straße 16 brach gestern abend in der sieben- ten Stunde in einem Tapetenlager im Keller des Hauses ein größerer Brand aus, bei dem vier Feuerwehrleute an Rauchvergiftung erkrankten. Das Feuer hatte eine kolossale V e r q u a l m u n g im Gefolge, so daß bei der Ab- löschung Rauchschutzapparate angewandt werden mußten. Bei den Löscharbeitcn erkrankten die Feuerwehrleute Schenk, Schoder, Steiner und Oberfeuerwehrmann Dornbusch infolge starker Raucheinatmung. Von den vier Verunglückten mußte Schenk nach dem Krankenhause Friedrichshain übergeführt werden, während die anderen in ihrer Wohnung ärztlich behandelt werden. Die Arbeiten der Feuerwehr zogen sich bis nach 11 Uhr abends hin. Tie Sozialdemokraten au der Spitze. Helsingfors , 19. Januar. Bei den Wahlen zum finnischen Landtag erhielten in ganz Finnland bis heute abend: die Sozialdemokraten 283 617, die Altfinnen 160 821, die Jungsinnen 107 182, die Schweden 100 430, die Agrarier 60 690 und die christliche Arbeiterpartei 13 093 Stimmen. Ein lästiger Ausländer. Brüssel. 16. Januar. (B. H. ) Wie verlautet, hat König Albert dem Herzog von Orleans wegen dessen hau- figen Reisen nach Brüssel zwecks Unterhandlungen mit feinen Anhängern zu verstehen gegeben, er wünsche, daß die Be- gegnungcn weiterhin nicht in Brüssel stattfinden. Der ftanzösische Kronprätendent muß es schon arg getrieben haben, daß ihm ein so deutlicher Wink gegeben wurde. Die Agitation des Herzogs zielt darauf hin. auf dem Wege der Gewalt die bestehende Staats-»nd Gefellfchaftsord- nung in Frankreich umzustoßen und sich zum König von Gottes Gnaden aufzuschwingen. Also glatter Hochverrat, der nach deutschem Reckt mit Tod ober lebenslänglichem Zuchthaus bedroht ist. Zum Bergarbeiterstreik in Belgien . Brüssel . 16. Januar. (B. H. ) Mehrere Abgeordnete haben den Kammerpräsidenten benachrichtigt, daß sie den Arbeitsminister über den Bergarbeiterausstand zu interpellieren gedenken. Die Lage im Ausstandögebiet ist unverändert, die Zahl der Streikenden hat eher zu- als abgenommen. Sämtliche Zechen des Hervö- Plateaus haben sich dem Streit angeschlossen. Lüttich » 16. Januar. (W. T. B.j Die Anzahl der A u S- st ä n d i g e n im hiesigen Kohlenbecken wird heute auf 21 669 an- gegeben. Es wird eine mätzige Weiterausdehnung des A u s st a n d e s erwartet. Da die hiesige Industrie Kohlenmangel befürchtete, so wird sie seit gestern vom Ruhrgcbiet mit Kohle ver- sorgt. Alles ist ruhig._ Die Streikbewegung in Katalonien . Barcelona , 16. Januar. Der Streik der Kohlenarbciter und Entlader im Hafen dauert noch a». Gestern sind verschiedene Zu- sammenstöße zwischen Streikenden und Arbeitswilligen vor- gekommen. Schüsse fielen von beiden Seiten, mehrere Arbeiter wurden verletzt. Zahlreiche Verhaftungen wurden vorgenommen. Die Müllabholer streiken auch. Weitere Streikertlärungen anderer Arbeitergruppcn stehen bevor. Von einer Lawine verschüttet. Bern , 16. Januar. (W. T. B.) Im K i e n t h a l wurden durch eine Lawine vier Holzarbeiter aus Scharnachthol verschüttet. Drei Mann sind tot. Einer wurde schwer vcr, wundet. Zwei der Umgekommenen sind Familienväter. Ein Tag ohne Cholerafall. Konstantinopel , 16. Januar. (W. T. B.) Da heute hier seit September vorigen JahrcS der erste Tag ohne Reiicrtrankung an Cholera vergangen ist» so scheint die Epidemie am Erlösche« zu sein.___ lul Singer 4c Co., Berlin ZW. Hierzu 3 Beilagen m Unterhaltung�bl.~
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