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Nr. 9. 28. Jahrgang.

Reichstag  .

1. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. two, 1. Januar 1911.

102. Sigung. Dienstag, den 10. Januar 1911, nachmittags 2 Uhr.

Am Bundesratstisch: Wermuth.

Auf der Tagesordnung steht die Interpellation der Freisinnigen auf Aufhebung der Zündholzsteuer. Ist der Reichskanzler bereit, angesichts der schweren Mißstände, die sich aus der Besteuerung von Zündwaren für die beteiligte Industrie und Arbeiterschaft wie für die Verbraucher ergeben haben, die Aufhebung des Zündwarensteuergefeges vom 15. Juli 1909 schleunigst in die Wege zu leiten?" Schaziekretär Wermuth erklärt sich zur sofortigen Beantwortung der Interpellation bereit. Abg. Enders( Vp.):

Abschaffung dieser ungerechtesten aller Steuern

Mittwoch,

B

Rückgang des Konsums ist infolge der Steuer nicht bloß Auf Antrag des Abg. Dr. Müller- Meiningen  ( Bp.) wird borübergehend gewesen, sondern dauernd geworden. Die Ver- in die Besprechung der Interpellation eingetreten. braucher der Zündhölzer find an unglaubliche Sparsamkeit gewöhnt Abg. Graf Oppersdorf( 8.): Ich stimme dem Abg. Enders zu, worden. Auch diejenigen haben sich getäuscht, die da glaubten, daß daß der Notstand nicht bloß vorübergehend und schreiend ist. Aber die Zündholzerfagmittel weniger aus Sparfamkeit, als aus ich stimme ihm nicht darin zu, daß die Abschaffung der Steuer den Aerger über die Steuer gekauft werden und daß ihr Absatz Rotstand beseitigen würde. Eine wesentliche Rolle spielt doch die bald zurückgehen würde. Das Gegenteil ist richtig, eine gewaltige Vorversorgung. Merkwürdig ist auch, daß Herr Enders, Präsident Graf Schwerin- Löwizz bringt dem Haufe die aller- neue blühende Industrie ist entstanden, und je billiger fie die Mitglied einer Partei, die den Achtstundentag wünscht, sich darüber Herzlichsten Neujahrswünsche dar und gedenkt der verstorbenen Mit Bündholzerfazmittel in zuverlässiger Form liefern wird, um so beklagt, daß in der Zündholzwarenindustrie nur noch 9 Stunden ge glieder, auch des Grafen Ballestrem, der sich außerordentliche dauernder ist der Schaden für die Zündholzindustrie. Für diese er arbeitet wird statt der früheren 10 Stunden:( Sehr gut! im Zen­Berdienste durch seine Führung der Geschäfte erworben und sich gibt sich ein Konsumrückgang von 40 Proz.( Hört! hört! links.) trum.) Der Gedanke der Zündholzsteuer stammt ja aus liberalen allgemeiner Beliebtheit erfreut habe auf Grund seiner ſtrengen Obgleich das Bündholziyadikal 80 Broz. aller Betriebe umfaßte, war Streifen.( Sehr wahr! im Zentrum.) Abg. Of ann trat sogar für das Unparteilichkeit und seiner mit föstlichem Humor gepaarten Liebens- es nicht entfernt imftande, auch nur 40 Proz. seiner Produktion Monopol ein. Also die Zündholzsteuer ist ein Kind der Linken würdigkeit.( Bravo  !) unterzubringen. Nach sechs Monaten brach es zusammen. Ein( Widerspruch links), mindestens ein Adoptivfind.( Heiterkeit und Sehr wilder, verzweifelter Stampf aller gegen alle hat eingefeßt, der nur gut im Zentrum.) Die Linke hat sich seinerzeit durch Herrn mit der Bernichtung zahlreicher Existenzen enden kann.( Sehr wahr! Mommisen auch gegen eine Erhöhung des Schutzzolles und gegen die links.) Das Ende der Entwickelung wird sein. daß ein paar Kontingentierung gewandt. Wären wir ihm gefolgt, so wäre heute große Unternehmer übrig bleiben und dem Publifum die Bündholzindustrie nicht nur an der auswärtigen Stonkurrenz, die Preise diftieren. Das nennt sich Mittelstands- und Sozial- sondern auch an der freien Konkurrenz im Inlande verblutet. Der politit!( Sehr gut! linfs.) Und da hat Herr Erzberger   den sozialdemokratische Abgeordnete Schwarz- Lübed hat übrigens Mut gehabt, namens des Zentrums die Entschädigung der Zünd- schon damals darauf hingewiefen, daß die Zündholzindustrie sich in bolzarbeiter abzulehnen und zu behaupten, durch die Zündholz einem gewissen Niedergange befinde und vor allem infolge der Aus­Steuer werde am besten für die Zündholzarbeiter geforgt!( ört! breitung der Taschenfeuerzeuge und der Elektrizitäts- undGasselbstzünder. hört! links.) Mit Recht hat damals ein Sozialdemokrat der schwarz- Der Staatssekretär hat eine Reihe von Gründen gegen die Aufhebung blauen Mehrheit zugerufen: Nur so weiter! Keine Steuer bat fo der Steuern angeführt; sie würde vernichtend für die Industrie sein. Die sofortige Aufhebung der Zündholzsteuer ist das einzige fehr dazu beigetragen, die Entrüstung über die sogenannte Reichs- Es würde die freie Konkurzen eintreten mit allen ihren Folgen und Mittel, um die ruinöse Wirkung dieses Gesetzes zu beseitigen. Wir finanzreform in die weitesten Voltsschichten zu tragen. Unbedingt die Gründung neuer Fabriken würde lediglich eine Stapitalsfrage vollen nicht wieder eine Debatte über die Reichsfinanz ist die fein. Die Stellungnahine meiner Freunde zur Frage der Ent eform beginnen, obwohl die Zündholzsteuer die duftendste schädigung der Bündholzarbeiter, wo wir gegen den sozialdemo Blume in diesem Steuerbufett ist. Wir wollen auch selbst den Schein bermeiden, als sei unsere Interpellation durch partei- zu fordern.( Buruf rechts: Sorgen Sie für die Dedung des Aus- fratiichen Antrag auf Entschädigung stimmten, war veranlaßt durch falls?) Der Reichsichagiekretär follte nochmals die Erbichafts- das Bestreben, den Arbeitern Arbeitsgelegenheit zu schaffen, was politische und taktische Erwägungen diktiert. Nur der schwere steuer einbringen.( Lärm im Zentrum und rechts.) besser ist, als eine einmalige Entschädigung; doch ist die Frage der Vielleicht Notstand der Arbeiter und der Industriellen hat uns zu unserer Inter­pellation veranlaßt. Der Vater der Zündholzsteuer ist Herr Dr. Röfice. findet sie jetzt die Mehrheit.( Lachen und große Unruhe rechts.) Die Entschädigung erwägenswert. Zu erwägen ist auch, ob nicht In der Kommissionsverhandlung sprach er den lapidaren Satz, daß Abschaffung der Zündholzsteuer ist eine Forderung der sozialen Ge- für die Zündholzschachtelindustrie, die unter einem Mangel an Auf­trägen leidet, etwas getan werden kann.( Bravo  ! im Zentrum.) rechtigkeit.( Bravo  ! links.) im Lande geradezu nach einer solchen Steuer geschrien werde. Tavon Abg. Dr. Osann( natl.): Wir teilen nicht die Auffassung der Zur Beantwortung der Interpellation erhält das Wort hat niemand etwas bemerkt. Aber jetzt kann jeder hören, der Ohren Interpellanten, daß die von der Zündholzsteuer hervorgerufenen zu hören hat, wie das ganze Land über die Steuer schreit. Die Ar­Reichsschazsekretär Wermuth: Mißstände so groß sind, daß sie eine Aufhebung des ganzen Gefeßes beiter schreien, weil sie die Arbeitsgelegenheit verloren Der Interpellant hat die Verhältnisse in der Zündholzindustrie rechtfertigen; wohl aber sind wir der Meinung, daß die Schäden und aufs Pflaster geworfen sind, die Fabrikanten schreien, weil feineswegs richtig dargestellt. Es ist auch nicht angängig, ohne groß genug find, um eine ernste und eingehende Erwägung zu ver­ihre Unternehmungen zugrunde gehen und die Konsumenten schreien weiteres die Intereffen der Konsumenten und Produzenten in dieser dienen. Mit einer Aufhebung der Besteuerung sind die Zündholz­nicht nur, weil sie mehr belastet sind, sondern weil sie über die Frage gleichzufezen. Ich kann hier nur ausführen, aus welchen industriellen felbst nicht einverstanden. Das muß für uns unsoziale und ungerechtfertigte Steuer empört sind.( Sehr richtig! Gründen der Herr Reichskanzler die von den Interpellanten geforderte ausschlaggebend sein!( 1) Wir halten es für das richtigste, links.) Mit der Notlage der Arbeiter hat sich der Reichstag   schon im Abschaffung der Zündholzsteuer nicht befürworten fann. Nicht die ganze Zündholzindustrie von Reichs wegen zu monopolisieren. Mai v. J. beschäftigt. Fünf Petitionen aus Schlesien  , Hannover  , aber kann ich auf das Für und Wider der Besteuerung der Zünd- In einer ganzen Reihe von Staaten ist das Monopol bereits mit Bayern   und Thüringen   lagen vor, die dasselbe düstere Bild boten. hölzer selbst eingehen und so gleichsam eine vierte Lesung der Erfolg durchgeführt. Die Arbeiter waren entlassen und fonnten in den weltabgefchiedenen Steuer vornehmen.( Buftimmung rechts. Rufe links: Eine dritte Abg. Dr. Hahn( t.): Auch wir verkennen nicht die über­Gegenden teine Beschäftigung finden. Ihr Elend war groß Lesung! Eine zweite Lesung hat ja gar nicht stattgefunden.) aus mißliche Lage der Bündholzindustrie. Der Der traurige und deshalb baten sie, daß ihnen dieselbe Entschädigung wie den Es wäre das allerfalichefte, eine Steuer, faum nachdem sie ein Zustand der Industrie kann nicht durch Beseitigung Tabatarbeitern gewährt werde. Der Reichstag   hat diefe Notlage geführt worden ist, wieder abzuschaffen. Eine Steuer bedarf einer Bündbolzsteuer behoben werden, sondern durch gleiche Be anerkannt und einstimmig beschlossen. die Petitionen der Regierung gewiffen Zeit, um sich einzuleben, um erprobt zu werden.( Sebr lastung der Ersatzmittel. Dann ist die Konkurrenz gleich und die zur Berücksichtigung zu überweisen. Ich frage den Schaziekretär, wahr! rechts.) Ein weiterer Gesichtspunkt ist die Deckung des Industrie wird eine große Erleichterung haben. Schuld af der Steuer weshalb dieser einstimmige Beschluß bis heute feine Berücksichtigung entstehenden Ausfalls. Der Vorredner schlägt allerdings einen find doch auch vor allem die, welche die von der Regierung vor. gefunden hat?( hört! hört! links.) Jm vorigen Jahre Eriaz vor, aber es ist doch sehr fraglich, ob diefer geschlagenen indirekten Steuern, die Reklame und In. Lonnte man mit einem Schein von Berechtigung glauben, Vorschlag die Zustimmung der Reichstagsmehrheit finden würde. feraten steuer abgelehnt haben.( Sehr richtig! rechts.) Wären es handle sich bei diefer Notlage um eine vorübergehende Zu der besonderen Unpopularität der Zündholzsteuer trägt bei, daß diese angenommen worden, so hätten wir die Zündholz­Erscheinung, sie sei lediglich hervorgerufen durch die Ueberproduktion fie ganz besonders unmittelbar, persönlich, dem Einzelnen Opfer für steuer nicht gebraucht, auch nicht die Erhöhung des Kaffee­des Inlandes, durch die Masseneinfuhr des Auslandes in Rücksicht die Allgemeinheit zumutet. So tommt es, daß der menschlich sehr und Teezolls.( Sehr richtig! rechts.) Der hohe Kaffeepreis auf die kommende Steuer. Mit der Zeit würde die ungeheure begreifliche Stenerärger in diesem Falle allgemeiner ist, als bei ist übrigens nicht durch die Zoller höhung veranlaßt, sondern durch Borratsmasse aufgebraucht werden. Das Argument hat sich als anderen Steuern. Es darf aber nicht bergeffen werden, daß in Maßnahmen der brasilianischen Regierung mit Hilfe einer nicht stichhaltig erwiesen. Wäre die Annahme richtig gewesen, anderen Ländern, wie in Frankreich  , die Hündhölzer längst zur Anleihe, zu der auch deutsche Firmen beigetragen haben, vor allem so hätten wir jetzt nach 1 Jahren schon längst normale gu- Deckung der Staatsausgaben in weit ausgiebigerem Maße heran- solche, die dem Hansabund angehören.( Sehr gut! rechts.) Die stände haben müssen. Das ist nicht der Fall, die Ver gezogen werden. Linfe meint, als Ersatz der abgelehnten Steuern follte die Erbschafts­hältnisse haben sich im Gegenteil berschlechtert. Die vorübergehende Schädigung der Arbeiter der steuer eintreten. Aber selbst die Abgeordneten Müller- Meiningen Lus allen Fabriken wird übereinstimmend über bauernde Zündholzarbeiter ist weit weniger die Folge der Steuer als bielmehr und Dr. Wiemer haben die Erbanfalliteuer als Eingriff in die Produktionseinschränkungen berichtet, und hier und da selbst an der sogenannten Vorversorgung, des manchmal etwas fleinlichen Familie bezeichnet. Wir werden jedenfalls nicht verschweigen, daß dauernde Einstellung des Betriebes gedacht. Der Verband deutscher Bestrebens, vor dem Infrafttreten der Steuer recht billig einzukaufen. wir diese Argumente der freisinuigen Volkspartei verdanken Zündbolzfabrikanten bat festgestellt, daß nur noch die Hälfte der Jch bin weit davon entfernt, totale Notstände abzustreiten, und werden betonen, daß daß wir nicht die Wandelbarkeit Arbeiter in der Industrie beschäftigt wird. Und diese Arbeiter aber im allgemeinen haben die beschäftigungslos gewordenen Zünd- der Gesinnung baben wie die Linke.( Lachen links. Buruf: find die elendeſten und gedrücktesten, die in den abgelegenen holzarbeiter anderweitige Beschäftigung gefunden, und die düsteren Agrarisches Handbuch!) Der Artikel im agrarischen Gebirgsdörfern feine andere Beschäftigung finden. Wie steht Prophezeiungen von einer Hungersnot am Bayerischen und Handbuch ist von einem jüngeren Mitglied des Bundes der Land es mit den Unternehmern? Ihre Solidarität mit den Thüringer Wald  ( Heiterkeit rechts) haben sich durchaus wirte geschrieben und die Herren Rösicke und v. Wangenheim   können Arbeitern ist in diesem Falle evident. Es geht ihnen genau so schlecht nicht bewahrheitet. Die Lage der Zündholzindustrie wird viel nicht jeden Satz im Handbuch kennen.( Lachen links.) Die Finanzreform wie den Arbeitern. Der Verband der Zündholzfabrikanten be- mehr durch innere Uneinigkeit als durch die Steuer gefährdet. von 1909 war ebenso wie die von 1906 eine harte Notwendigkeit zeichnet ihre Lage als troft los. Seine Petition spricht die un- Eine Petition weist darauf hin, daß durch Ersazmittel, Gasanzünder, und ihre Bewilligung eine politische Pflicht.( Stürmische Rufe links: berfälschte Sprache der Empörung und der Hoffnungslosigkeit. Nur Taschenfeuerzeuge usw. der Konfum von Streichhölzern um 15 Pro Hurra, hurra!) Ich danke Ihnen meine Herren.( Bravo  ! rechts.) bon einem unmittelbaren Eingreifen der Gesetzgebung erwartet er bis 20 Proz. zurückgegangen ist. Frankreich   und Italien   haben diese Hierauf vertagt sich das Haus. Abg. Enders( Bp.)( persön Hilfe, sei es die Aufhebung der 8ündbolzsteuer oder Eriazmittel mit hohen Böllen   belegt. Der Frage der Besteuerung liche Bemerkung): Der Vorwurf des Grafen Oppersdorf, ich wäre die Einführung des Staatsmonopols, oder des Betriebsmonopols dieser Ersatzmittel werden auch die Berbündeten Regierungen ernsthaft gegen den Neunstundentag eingetreten, bedeutet eine Werdrehung unter Staatskontrolle. Die Hoffnung auf eine gefunde Ent- näher treten müffen.( hört! hört!) Freilich darf dabei nicht meiner Worte, die lediglich eine Tatsache fonstatierten. widelung aus eigener Straft beraus haben dieſe Männer voll- vergessen werden, daß diese Ersazmittel ein wichtiger Ausfuhr- Präsident Graf Schwerin   Löwig: Sie dürfen einem Ab­tommen verloren und ihr Pessimismus ist berechtigt. Der folossale artikel sind. geordneten nicht vorwerfen, daß er Ihre Worte verdrehe.

Kur

Kleines feuilleton.

der

Die Insel des Odysseus  . In der Pariser Akademie der Jn das sich bei diesem Anblick auf die Gesellschaft gelegt hatte, tönten fchriften und schönen Literatur hat der griechische Deputierte zum ersten Male die getragenen Afforde des Trauermarsches" Cavvadias, Generalinspektor der Monumente Griechenlands  , einen Bericht über die von ihm geleiteten Ausgrabungen auf Kephalonia, der großen Jniel des jonischen Meeres, erstattet. Sie brachten Dent­mäler dreier Epochen zutage. Die erfte, die der jüngeren Steinzeit

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Humor und Satire.

"

Es hat sich ergeben..." ( Aus der Berliner   Moidchronik.)

8eitungsmeldung des ersten Tages: Die Witwe

Aus der Geschichte der Hegenverbrennung. Die adligen Guts­Herren hatten bis in das 19. Jahrhundert das unumschränkte Recht auf Leben und Tod ihrer bäuerlichen Untertanen". Wenn auf angehört, reicht mindestens 3000 Jahre hinter unsere Zeitrechnung ihrem Gut Viehkrankheiten ausbrachen, so haben sie wohl auch zur zurück. Sie wird durch einfarbige, sehr primitive Töpferarbeiten eine Here verbrannt. Dieses furchtbare Junkerrecht wird marakterisiert. Die Menschen wohnten in Holzhütten. Sie begruben Lehmann wird seit zwei Wochen vermißt; es hat sich ergeben, durch eine Urfunde bezeugt, die in den Mitteilungen der schlesischen ihre Toten in den Hütten selbst oder ganz in der Nähe von Erd- daß fie auf einem einsamen Spaziergang das Opfer eines Wege­Gesellschaft für Voltsfunde" aus einer handschriftlichen Chronit löchern von unregelmäßiger Kreis- oder Enipienform. Eine zweite, lagerers geworden ist. beröffentlicht wird. Zeitungsmeldung des zweiten Tages: Es hat Danach wurde im Jahre 1601 auf Befehl bor- mytenische Kultur ist zumindest 2000 Jahre v. Chr. zu datieren. Die fich ergeben, daß der Wegelagerer die Witwe Lehmann vers des Gutsherrn von Wohlau eine Frau verbrannt, weil sie Menschen Sie brachte schwarze, ornamentlose Töpferarbeiten hervor. und Bieh des Gutshofes Läufe angehegt hatte. Der Bericht lautet: Gräber werden aus Kaltsteinen errichtet. Die dritte, mykenische mittelst eines Strickes erdroffelt hat. Der Strick ist bereits auf­Kultur fällt in die Zeit von 1500-1000 v. Chr. Aus ihren gefunden. Der Wegelagerer nicht. Eine große Bauberin vorbrandt. Gräbern förderte Cavvadias eine Menge Arbeiten in Gold, Meldung des dritten Tages: Es hat sich ergeben, Den 8 Juny hat der Burggraff zue Wolaw Fridrich Mutschelling Bronze und Glas zutage. In dieser Epoche wurden die Toten daß die Witwe Lehmann nicht erdroffelt wurde, sondern erschossen. auff feinem dorff feine unterthanin, ein altes weib, vorbrennen in hockender Stellung beigesezt. Die Leichenverbrennung wie der Der Revolver ist bereits aufgefunden. Der Wegelagerer nicht. Die Laffen; ist eine Bauberin gewefen; hat villen leuthenn ahn dem Gebrauch des Eisens waren noch unbekannt. In seinen weiteren Leiche auch nicht. vihe grofzen schadenn gethahnn; besonders vor ihrem Ende hat fie Ausführungen behandelte der Vortragende auch die Frage der Heimat Am vierten Tag: Es hat sich ergeben, daß der Wege­dem Junkernn gemacht, das er vnd all sein ganz hoff voller leuse des Odysseus. wordenn, das ihm engstlich vnd bannge wordenn. wie er ferner Tradition will, mit dem Jihaka des Alten identisch sei, wird schon der Witwe Lehmann kein Frau war, sondern ein Kohlenkutscher Meier. Daß die heute Ithaka   genannte Insel, wie die lagerer fein Mann war, fondern eine Frau. Fünfter Tag: Es hat sich ergeben, daß die Mörderin bleiben wirdt gibt die Zeit." seit längerer Zeit bestritten. Dörpfeld, der Direktor des deutschen  Ein balbes Jahrhundert früher, im Jahre 1559, wurde, wie archäologischen Instituts in Athen   hat nachweisen wollen, daß der Der Kohlenfutscher Meier ist bereits in Haft genommen. Sein eine Breslauer Chronit berichtet, ein 97 jähriges Weib in Breslau   wahre Jthata in der benachbarten fleinen Infel Leukas   zu finden Alibibeweis ist ihm mißglückt. erfäuft, weil sie eine Here gewesen: sei. Cavvadias neigt der Ansicht zu, Odysseus Reich sei Kephalonia Sechter Tag: Es hat sich ergeben, daß der Alibibeweis Den 11. Augufti hat mahnn zue Breslaw ein sehr altes weib gewefen. So gar wichtig ist freilich die Frage nicht, vor allem des Kohlenfutschers durchaus lückenlos ist. Der Kohlenkutscher wurde in die 97 Jahr, wie mahnn ihr nach gerechnet, die Buckellheie weil der homerische Odysseus   doch nicht wirklich gelebt hat. Und aus der Haft entlassen. genannt hinter dem Thumb wonende alhie erfeufft; war eine großze wenn schon.. Siebenter Tag: Es bat fich ergeben, daß nur ein im Bauberin vnd wie der hennder hinein warff, Schwahm sie Empohr Hause wohnender Sattlermeister der Täter sein kann. Der Sattler­wie ein Schaum auff dem wasser. woldt sie nun der hennder thodi Wie Chopins Trauermarsch entstand. Von den merkwürdigen meister ist verhaftet und verwickelt sich immer mehr in Widersprüche. habenn, muste Er fie mit einer Stanngenn erfeuffen." Umständen, unter denen Chopin seineu berühmten Trauermarsch Achter Tag: Es hat sich ergeben, daß der Sattlermeister Es war die Zeit, wo es auch noch Wäbrwölfe in Schlesien   gab, komponierte, wird in einem Artifel der Annales" erzählt. Der an der Ermordung der Witive Lehmann unschuldig ist; daß der worüber eine Chronik unter dem Jahre 1579 berichtet: Maler Ziem war eines Abends bei einem Freunde, als einer aus Strid, mit dem sie erdrosselt wurde, nichts mit der Sache zu tun " Ihnn disem Johr ist dise histeria glaubwirdig geschehenn zu der Gesellschaft sich einen Spaß machen wollte, das Licht auslöschte hat; daß der Revolver, mit dem fie erschossen wurde, nur ein Gabell in Behmen; ist alhir vill gutten leuhtten bekandt vnd zue- und ein im Zimmer hinter einem Schirm stehendes Skelett hervor- Bigarrenabschneider war; daß der Sattlermeister nicht in dem gleichen geschriben worden. Nemlich es hat eines Burgers Tochter eines holte und an das Stlavier segte... Von diesem merkwürdigen Hause wohnt; daß der Kohlenkutscher nicht Meier heißt, sondern Burgers Sohnn gefreht vnd mit ir hochzeit gehaltenn. Vnd wie Einbrud erzählte Ziem nun Chopin  , als diefer eines Tage nach Strawutichte; und daß die Witwe Lehmann überhaupt nicht auf fich nun Braudt vnd Breutigam Schlaffen gelegt, ist der Breutigam fchlafloser Nacht zu ihm tam, um ein wenig Ruhe zu finden. Chopin einem einsamen Spaziergang ums Leben gekommen, sondern nur in der Nacht zu einem grimmigen Thier oder Behrr wolff wordenn, erschauerte, er schien fich in Träume zu verlieren und sein Blick fiel zu ihren Verwandten nach Buxtehude   gereist war, von wo sie heute bie Braudt vmbgebracht, vndter das Behtt gekrochenn, vnnder ding auf ein Klavier, deffen Seiten der Maler mit Seebildern und wohlbehalten wieder in Berlin   angelangt ist. gewuhtet und getobet, das nimandt zue ihm gedorfft. Also hat man Mondscheinlandschaften bedeckt hatte." Haben Sie auch ein Skelett Math gehaltenn, wie dem zu thun, dormite niemandt mochte von im Hause?" fragte Chopin  . Ziem hatte zwar feines, versprach dem ihm befchedigt werden. haben ihnn denn hennder thodt schießen Mufifer jedoch, es für den Abend zu besorgen. Er ließ das berühmte Notizen. Laffen." Stelett von seinem Besizer abholen und lud die Freunde zu sich- Vorträge. Auf Veranlaffung des Deutschen Ver Mit ähnlichem graufenden Interesse, mit dem man heute diese ein. Als Chopin   das Skelett erblickte, ergriff er es, hüllte fich in eins für Boltshygiene, Ortsgruppe Berlin  , spricht am Frei­Urkunden einer noch gar nicht fernen Vergangenheit lieft, werden ein langes weißes Zuch und setzte sich mit dem unheimlichen tag, den 13. Januar, abends 8 Uhr, im Bürgerfaale des Berliner  unsere Nachkommen einmal die Gutachten deutscher   Intellektueller" Knochenmann an das Biano. Sein Geficht war bleich und seine Rathauses Prof. P. F. Richter über: Das Altern und das des 20. Jahrhunderts zugunsten der Todesstrafe lesen. Augen glühten wie im Feuer. Und in dem düsteren Schweigen, latter. Der Zutritt ist für jedermann frei.

( Lustige Blätter".)