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Parlamentarifches.

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Haftentlassungsantrag.

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Abg. Dr. Müller Meiningen : Ich habe in dem von Herrn 1 fegte eine gewaltige Steigerung des Güterverkehrs ein, die bis heute Much ein Arbeiter Marquardt, der damals noch nicht 18 Jahre Dr. Hahn erwähnten Artikel nur einige Bedenken gegen eine Erb- angehalten hat. Dadurch sind die Reineinnahmen sehr erheblich ge- alt war, ist in diefe Gruppe mit hineingeraten. Er hatte den Tag anfallsteuer vorgebracht. Herr Dr. Hahn hat aber verschwiegen, stiegen. Die Mehreinnahme ist aber auch zurückzuführen auf über gearbeitet, wurde abends noch nach der Kaiferin- Augusta- Allee daß ich in demselben Artikel für die Erbanfallsteuer plädiert habe. 20 Millionen Ersparnis, die bei den Betriebsfosten gemacht werden geschickt und mußte dort durch eine Schutzmannsfette hindurch. Als ( Lebbaftes Hört! hört! links.) fonnten. Das ist das höchft erfreuliche Ergebnis der Bemühungen er abgewiesen wurde und sich zum Gehen wandte, habe ein Schuß­Präsident Graf Schwerin- Löwis schlägt vor, die nächste Sigung des Finanzministers, den Betriebskoeffizienten herabzuießen. Die mann hinterher gerufen: Komm mal her, Bürschchen, Du haft abzuhalten: Mittwoch 1 Uhr mit der Tagesordnung: 1. Fortseßung Reineinnahmen der Eisenbahn find dann so gestiegen, daß für heute noch keine Dresche gekriegt!" Ein anderer Schußmann habe der Beratung der heutigen Tagesordnung vom zweiten Punkte an 1911 ein Reinüberschuß von 245 Millionen angenommen ist. Es ihn dann gepackt, ihn gefnufft, ihn mit dem Geficht mehrfach auf ( Rechnungsfachen) und 2. Antrag Stanis( f.) betr. Maßnahmen zum wird mit einer Verkehrssteigerung gegenüber dem Vorjahre von einen Kieshaufen gestoßen, ihm Fußtritte in die Seite gegeben. Schutz des Mittelstandes. 7 Prozent gerechnet. Also die Schäßung ist eine überaus rofige Wohl ein paar Minuten habe er( Marquardt) dagelegen, dann habe Abg. Singer( Soz.): Ich bin etwas überrascht über den Vor- und wir können nur hoffen, daß wir diese Verkehrseinnahmen hinter der Schußmann ihn am Ohr in die Höhe gezogen, so daß das Ohr schlag des Herrn Präsidenten. Er bedeutet nichts anderes, als daß her auch erreichen. 5,6 Millionen find im Eisenbahnetat vorgesehen, blutete. Bei einem Wachtmeister habe Marquardt sich beklagt, doch der Redner Ser zweitgrößten Fraktion aus der Debatte dieses um Diese Erleb­die Löhne in den verschiedenen Provinzen einheitlich der habe gefagt: Mach' ja. daß Du wegkommst!" wichtigen Gegenstandes ausgeschlossen wird. Das ist umfo mert- gestalten zu können.( Bravo !) Bei der Finanzlage besteht die niffe erzählte Marquardt heimkehrend seinem Bekannten, dem Arbeiter würdiger, als der Herr Präsident nicht dem Gebrauch des Hauses Hoffnung, daß, wenn nicht ganz besondere Zwischenfälle eintreten, Albrecht, den er auf der Straße traf. In einer Wirtschaft gefolgt ist, die Redner der Stärke der Fraktion noch zum Worte in diesem Jahre der Markt mit einer neuen Anleihe nicht belastet befam dann von Gästen Bier und Schnaps. tommen zu lassen. Sonst hätten nicht die Nationalliberalen vor werden muß.( Bravo !) Neue Beamtenstellen sollen nur gefchaffen wieder auf die Straße trat, hatte Rohde, fagt er, uns zum Worte kommen fönnen. Ob das eine Art Dantesquittung werden, wo es unbedingt erforderlich ist. Dagegen ist eine großr foeben die Laterne zertrümmert. Scharffenberg habe Steine für die Annäherung der Nationalliberalen an den schwarzblauen Blod Bahl Diätare in etatsmäßige Stellungen umgewandelt.( Tie zusammengetragen gehabt und habe jetzt auch Marquardt ermuntert, fein foll, will ich nicht untersuchen.( Sehr gut! bei näheren Ausführungen des Ministers zu den einzelnen Etats bleiben zu werfen. In seiner Dummheit habe dann auch er eine den Sozialdemokraten.) Jedenfalls fühlen wir uns außer bei der sehr großen Unruhe im Hause im Zusammenhange un- Laterne eingeworfen, ohne sich etwas dabei zu denken. ordentlich beschwert durch diese Einteilung der Redner verständlich.) Ich kann zum Schluß nur den Wunsch aussprechen, liste. Der Vorschlag des Präsidenten bedeutet ja doch nichts daß es dem vertrauensvollen Bufammenarbeiten zwischen der Staats weiter als die Bertagung der Fortsetzung der Beratung der Inter- regierung und dem Landtage gelingen wird, in nicht zu ferner Zeit Verteidiger Rechtsanwv. Jacobi stellt biernach den Antrag, Mar pellation ad calendas graecas. Ob ein solches Vorgehen loyal auch die legten Schatten zu beseitigen, die das Bild der preußischen quardt aus der Haft zu entlassen. Der Angeklagte sei aur Zeit der und auch nur taktisch flug ist, will ich bei der Auffassung, die ich Staatsfinanzen noch trüben. Wenn es auch nicht gelungen ist, den Tat noch keine 18 Jahre alt gewesen und fein Dummerjungenstreich über die Majorität dieses Hauses habe, nicht dieser Etat ganz ohne Fehlbetrag abzuschließen, so haben wir doch gar fei nur infolge des Zusammenhangs mit den Straftaten der anderen Majarität, fondern der Wählerschaft überlassen. Das hat keine Veranlassung, pessimistisch in die Zukunft zu blicken.( Lebhafter vor das Schwurgericht gefommen. Der Verteidiger schließt: Mare noch gefehlt, um das Maß des Zornes über den schwarzblauen Block Beifall.) ist noch unbestraft, seine Eltern sind achtbare Menschen, auch nicht vollzumachen. Fahren Sie nur so fort, entziehen Sie der Sozial- Nächste Sigung: Sonnabend 11 Uhr.( Wahl des Präpolitisch suspekt( zu deutsch : politisch verdächtig), der Vater ist Mit­demokratie das Wort, die nächsten Wahlen werden Ihnen fidiums und erste Lesung des Etats.) glied eines Kriegervereins. Der Vorsitzende unterbricht: Wollen Sie Ver die Antwort geben.( Lebhaftes Bravo! bei den Sozialdemo Schluß Uhr. nicht bis zum Schluß der Beweisaufnahme warten? fraten.) Jch beantrage also, die Fortsezung der heutigen Besprechung teidiger: Ich fürchte, daß dann das Bild sich bei dem Ge­als ersten Gegenstand auf die morgige Tagesordnung zu setzen. richt verwischt. Vorf.: Das muß ich sehr energisch ( Bravo 1 bei den Sozialdemokraten.) zurückweisen. So schnell verwischt sich bei uns das Bild denn doch nicht, auch nicht bis zur Urteilsfällung. Bert.: Mar­Präsident Graf Schwerin- Löwis: Herr Singer ist von falschen Voraussetzungen ausgegangen. Ich glaube wohl beanspruchen zu Die Zulaffung der Einfuhr argentinischen Gefrierfleisches nach quardt hat sofort eingestanden. Ich verstehe nicht, warum er da können, daß mir die Herren bei Feststellung der Rednerordnung feine Deutschland fordert die Berliner Geschäftsführung des von Oktober ab in Haft behalten wird. Die Ermittelungen über Staatsant. Borzelt: tendenziösen Absichten unterstellen. Ich bin bis heute aufs äußerste Deutsch argentinischen Zentralverbandes in einer ihn find doch nicht ungünstig ausgefallen. bemüht gewesen, den in dem Seniorentonvent ausdrücklich festgestellten Petition an den Reichstag . Unter den zahlreichen Betitionen gegen Gang so einfach liegt die Sache denn doch nicht. Marquardt ge­Grundsätzen gerecht zu werden, obgleich dem Präsidenten nach der die Fleischteuerung, deren Erledigung auf der Tagesordnung hörte zu dieser Clique. Der Verteidiger hält seinen Antrag auf­Geschäftsordnung das Recht zusteht, allein die Rednerliste festzustellen. der Dienstagsfißung des Reichstages steht, soll auch diese gemäß recht. Das Gericht ( Sehr wahr! rechts.) Ich habe bisher aber der Abficht des Senioren- dem Antrage der Kommission dem Reichskanzler als Material tonbente entsprochen, unter Berücksichtigung des Stärkeverhältnisses überwiesen werden. Es handelt sich also im speziellen Falle um die behält sich die Beschlußfaffung vor, weil man fich ein Bild über ber Fraktionen einen gewissen Wechsel des Für und wider eintreten Aufhebung der betreffenden Einfuhrfchranke im§ 12 des Fleisch- Schuld oder Nichtschuld erst im Laufe der Beweisaufnahme machen zu lassen.( Abg. Singer: Dann mußten wir eben vor Dfann heran- beschaugefezes. Darin wird dieses durch Gefrieren haltbar gemachte tönne. kommen!) Ich habe lediglich deshalb zunächst nicht die Fortfegung Fleisch nicht als zubereitetes angefehen, sondern der Bestimmung Der Anstreicher Scharffenberg, der, wie alle Angeklagten, aus der Besprechung der Interpellation vorgeschlagen, weil auf der unterstellt, über Tierkörper, deren besondere Organe( Lunge, der Untersuchungshaft vorgeführt wird, präsentiert sich dem Ge­Tagesordnung eine Reihe eiliger Rechnungsfachen stehen. Wenn die Herz, Nieren, Bauchfell usw.) in natürlichem Zusammenhange in richt noch in seinem mit Farbe bespritzten Arbeitsanzug. Er macht Fortsetzung aus dem Hause beantragt wird, werde ich nicht wider- Verbindung bleiben müssen. sprechen und würde dann vorschlagen, zunächst diese eiligen den Eindruck eines Leidenden und flagt während der Bernehmung: Rechnungsfachen und dann die Besprechung der Interpellation bors " Ich habe solche Kopfschmerzen, ich fann es schlecht faffen." Ein zunehmen. Kriminalbeamter habe ihn geschlagen: Jungen, was steht Ihr hier, immer rin!" Aus Aerger über den empfangenen Schlag habe Scharffenberg Steine vom Hof geholt, mit denen dann von Rohde und den anderen die Laternen gertrümmert worden seien. Gra muntert habe er hierzu nicht, auch habe er selber nicht geworfen. Erregt sei er auch darüber gewesen, daß er eine Stunde vorher gesehen hatte, wie die Polizei auf alle ohne Unterschied einhieb, Rechtsanwalt Rosenfeld läßt den auch auf Frauen und Kinder. Angeklagten befragen, ob der Kriminalbeamte, bevor er ihn schlug, ihn aufforderte, wegzugehen. Angefl.: Ja. Ich drehte mich auch gleich um und ging, ich betam aber trobem den Schlag. Deswegen war ich ja so ärgerlich. Sätte ich gefagt:" Ich gehe nicht!" oder hätte ich Widerstand geleistet, dann war es etwas anderes. Rechtsaniv. Jacobi bittet, festzustellen, daß bei den Atten sich eine Anzeige von Scharffenbergs Nichte Erna befindet, die der Polizei mitgeteilt habe, Marquardt habe eine Laterne zertrümmert und Minor habe geschossen. Scharffenberg versichert, er habe feine Anzeige veranlaßt.

Abg. Dr. Müller- Meiningen ( Bp.): Meine Freunde unter­ftützen den Standpunkt des Abg. Singer. Einige Punkte der Rechnungsfachen werden große Debatten hervorrufen; deshalb muß zunächst die Debatte über die Interpellation fortgefeßt werden, zumal die Ausführungen Dr. Hahne weit über den Rahmen der Interpellation hinausgingen.

Abg. Singer( Soz.): Auch wir wissen, daß die Rechnungssachen zum Teil ausgiebige Debatten hervorrufen und daher ist es not wendig, daß die Fortsezung der Interpellation morgen an die erste

Stelle fommt.

Die Gefrierindustrie fann aber solche Weichteile nicht mit der tälte behandeln; eine beterinärpolizeiliche Fürsorge gegen die Ein­fuhr schädlichen Gefrierfleisches ist nach der Ansicht der Betenten durch das deutsche Generalfonfulat leicht zu erreichen. Es werden auch die strengen Vorschriften der argentinischen Veterinärpolizei er ledigt. Eine nach Desterreich gelangte Probefendung von 800 000 Kilogramm argentinischen Gefrierfleisches sei durchweg als vorzüglich befunden worden. Tem englischen Markte find im Jahre 1909 allein über 33 Millionen englische Zentner zugeführt worden. Die Preise stellten sich am 1. September 1910 auf dem Londoner Zentralfleischmarkte auf 0,57 bis 0,79 m. pro Kilogramm ie nach der Qualität( Borders oder Hinterfleisch), während man das mals in Berlin 1,90 bis 1,78 Mart für Rindfleisch im Klein­Abg. Fürst Hatzfeldt ( Rp.): Der Präsident hat ganz forrekt nach bandel berechnete. Bei dem argentinischen Import handle es fich den Beschlüffen des Seniorenfondents gehandelt. Die Fortsetzung um ein Nahrungsmittel der unbemittelten laffen. In der heutigen Beratung kann sehr wohl nach den Rechnungsfachen England hat trozdem die Schlachtung einheimischen Biehs zu erfolgen. Abg. v. Normann( t.): Auch wir haben nicht den Wunsch, die heutige Debatte abzubrechen, bebor die großen Parteien gesprochen haben, und haben deshalb schon vorher erklären lassen, daß wir für die Fortsetzung der Beratung der Interpellation stimmen werden. Abg. Fehrenbach( 8.): Auch wir haben den Vorschlag des Präsidenten so aufgefaßt, daß die Besprechung der Interpellation fortgelegt werden soll. Der Präsident hat auch angenommen, daß die dringlichen Rechnungsfachen nur eine furze Debatte hervorrufen werden. Wenn jedoch längere Debatten zu erwarten sind, scheint es beffer die Fortfegung der Besprechung der Interpellation an die erste Stelle zu setzen.

Abg Schöpflin( Soz.): Wäre mir gesagt worden, daß ich morgen erst nach einer Reihe anderer Sachen zur Besprechung der Interpellation fommen foll, fo hätte ich darauf gedrungen, daß die Interpellation zuerst kommt. Nach der Erklärung des Schrift­führers mußte ich annehmen, daß nur eine ganz furze Sache vorher gehen follte. Präsident Graf Schwerin schlägt nunmehr vor, morgen auf die Tagesordnung zu setzen: Rest der heutigen Tagesordnung, das heißt zunächst ortfegung der heute abgebrochenen Besprechung.

Hiergegen erhebt sich kein Widerspruch. Schluß 7 Uhr.

Hbgeordnetenbaus.

1. Sigung bom Dienstag, den 10. Januar, nachmittags 1 hr.

Am Ministertisch: Dr. Lente, v. Dallwin, Sydow. Nach dem üblichen Hoch auf den König, bei dem die sozial­demokratischen Abgeordneten noch nicht im Saale find, ergreift das Einbringung des Etats Finanzminister Dr. Lenge:

Wort zur

genommen.

Die Moabiter Vorgänge

vor dem Schwurgericht.

Zweiter Tag.

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Der 21jährige Arbeiter Minor gibt an, daß Kriminalbeamte unter dem Ruf: Ihr verfluchten Hunde!" auf ihn und andere einhieben. Das reizte ihn, und als ihm später Rohde den Re. bolber gab, schoß er zweimal in die Luft; er sagte: weil ich so furchtbar aufgeregt war über die Mißhandlungen, die ich gesehen und selber erlitten hatte."

Gestern wurde die Vernehmung der Angeklagten beendet. Zu Siermit ist die Bernehmung der Angeklagten beendet. bernehmen war noch eine Gruppe von fünf Angeklagten, die gemein- Der Geschworene Fabrikant Berger wird auf Grund eines schaftlich in ihrem Merger über die Polizeiattaden allerlei Unfug von ihm überreichten ärztlichen Attestes entlassen. Für ihn tritt verübt haben und dafür von der Staatsanwaltschaft als Aufrührer der Ersatzgeschworene Bauunternehmer Heinrich Hede ein. und Landfriedensbrecher eingefchägt werden. Nach einer Mittagspause wird in die Beweisaufnahms

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Präsident Graf Schwerin: Ich möchte bloß noch feststellen, daß ich, bevor ich den Vertagungsantrag zur Abstimmung brachte, den Redner der Sozialdemokratie habe fragen lassen, ob er noch heute Der 20jährige Arbeiter Rohde wird beschuldigt, am 27. September zu sprechen wünscht, und als diefer mir fagen ließ, daß in der Waldstraße eine Straßenlaterne eingeworfen zu haben. Er er lieber morgen zu sprechen wünsche, habe ich ihm sagen lassen, ich gibt das zu, erklärt das aber aus der Stimmung, in die er durch eingetreten. Sie soll zunächst ein würde dann die Fortiezung der Interpellation morgen auf die die auf der Straße beobachteten Vorgänge verfeßt worden sei. allgemeines Bilb Tagesordnung fetzen.( hört! hört! rechts.) Als er abends von der Arbeit heimgekehrt sei, habe er an der Ede der Moabiter Vorgänge geben, des Verhaltens der Bevölkerung der Turm- und Waldstraße schon ühe gehabt, durch die Schuß- und der Maßregeln der Polizei. mannskette hindurchzukommen. Man habe ihm das endlich gestattet, Als erster Zeuge wird bernommen der Polizeimajor Klein, ein Schutzmann aber habe noch hinterher gerufen:" Der könnte auch der Führer der Polizeibrigade, zu deren Bezirk Moabit gehört fchon mit dem Arsch in der Seeche liegen!" Das war abends Gr habe, wie das bei außergewöhnlichen Fällen, bei Streitfachen, zwischen 18 und 8. Zu Haufe traf Robde bei seinen Eltern einen bei Aufzügen, bei Unruhen Vorschrift sei, dort die Leitung des Befuch, ein Fräulein, das aus Furcht vor den Polizeifäbeln sich nicht egekutivischen Dienstes zu übernehmen gehabt. Als am 19. Sep­auf den Heimweg begeben wollte. Er zog sich um und brachte die tember die Nachricht kam, daß bei Kupfer u. Co. ein Streit aus­Geängstigte nach ihrer im Hause Waldstraße 12 gelegenen Wohnung. gebrochen war, habe er, wiewohl ihm die Sache als nicht bebentlich Als er dort die Treppe hinabstieg, hörte er ein Wimmern und fand bezeichnet wurde und auch noch nichts passiert war, auf Grund einen Mann, der aus einer schweren Kopfwunde blutend auf der Treppe 35jähriger Erfahrung sich sofort gesagt, er müsse von vornherein lag. Der Berwundete flagte ihm, daß er durch einen Bolizeifäbel das Revier durch Zuweisung von Mannschaften so verstärken, daß so zugerichtet worden sei. Auf der Straße wurde auch Rohde von Schwierigkeiten verhütet würden. Diese Situation sei dann sehr einem Mann, den er für einen Kriminalbeamten halten mußte, mit bald gekommen. Schon bom 20. September an seien die aus­dem Spazierstock über die Schulter geschlagen. Vorsitzender: fahrenden Kohlenwagen bedrängt worden, auch auf die Begleit­Woher wiffen Sie denn, daß es ein Kriminalschuhmann war?-mannschaften, die er mitgab, habe man bald Angriffe gemacht. Angefl.: Andere Leute hätten doch sonst nicht geschlagen. Bors. Beuge schildert im wesentlichen ebenso, wie in der Verhandlung Na, das wissen Sie doch nicht! Rohde gelangte dann nach Hause. bor der Straffammer, die steigende Erregung der Bevölkerung, Nachher ging er aber wieder auf die Straße hinunter, traf vor der das immer schärfere Vorgehen der Polizei, die Attaden mit Säbel Tür mehrere Bekannte( die Arbeiter Albrecht, Minor, Scharffenberg) und Revolver. Er habe es als seine Aufgabe angesehen, Personen und sprach mit ihnen über die Straßenvorgänge. In dieser Stim- und Eigentum zu schüßen und jeden Widerstand zu brechen, event. mung fab er, so gibt er an, bei der Bordichwelle einen Stein mit Waffengewalt, wenn mit gütlichem Bureden nichts aus­liegen. Er nahm ihn in die Hand, befann sich befann sich einen gerichtet werde. So habe er sämtliche Mannschaften und auch sämt Augenblid, rief dann:" Verflucht und zugenäht und fiche Offiziere dahin instruiert, daß fie immer erst durch ruhige schleuderte den Stein in die nächste Laterne. Rohde hatte auch einen Aufforderung das Publikum zu lenken suchen und auch vor Ge­Revolver bei sich, den er schon länger besaß und gewohnheitsmäßig brauch der Waffe noch eine Androhung erlaffen sollten. Wenn Ich habe zum erstenmal die Ehre, vor diesem hohen Haufe den in der Tasche trug. Er gab ihn jetzt an Minor, und der feuerte einzelne Beamte hiergegen verstoßen hätten, so falle das nicht auf Etat zu vertreten. Diese Aufgabe wird mir dadurch wesentlich daraus zwei Schuß in die Luft ab. Staatsanwalt Borzelt meint, die Leitung. Von dem bekannten Schuß eines Arbeitswilligen, erleichtert, daß mein hochberehrter Amtsvorgänger mir die preußischen bisher habe Rohde nicht geiagt, daß ein Kriminalbeamter ihn geber das Signal zum Ausbruch allgemeiner Erregung wurde, be Finanzen in einem wohlgeordneten und durchaus gefunden Zustande ichlagen habe. Rohde antwortet, er habe das von vornherein er hauptet Zeuge, daß der Schuß erst gefallen fei, nachdem gegen den überliefert hat, so daß es mir nur obliegt, diesen Zustand zu erhalten flärt, schon sofort auf der Polizeiwache Auf eine Anregung des Ver- betreffenden Kohlenwagen ein Stein geschleudert worden war. und weiter ausдugestalten. Ich bitte hierfür um Ihre Unter- teibigers Rechtsanwalt Heinemann wird Rhode befragt, woran er die Er selber habe vorher untersagt, die Arbeitswilligen mit Re ftügung, obne die es mir nicht möglich sein würde, diefes Ziel zu prügelnden Kriminalbeamten als solche erkannt habe. Er hat sie mehr- volvern zu bewaffnen, und diese Absicht sei dann nicht ausgeführt erreichen. Dem Etat find diesmal zur Erleichterung der Uebersicht fach mit den uniformierten Schußleuten worden. Jener Arbeitswillige aber, der aus Hamburg gekommen gedruckte Erläuterungen beigegeben. Ein alphabetisches Inhalts fich durch Zeichen verständigen sehen. sei, habe sich einen eigenen Revolver mitgebracht. Zeuge schildert verzeichnis wird Ihnen in den nächsten Tagen zugehen. Der Fehl- Die Frage nach den von ihnen begangenen Mißhandlungen wird dann den Zusammenstoß der Polizei mit den Arbeitern der Loewe betrag des Jahres 1909 beträgt 23 Millionen, er ist um vom Vorfizenden zunächst zurückgewiefen. schen Fabrit. Als er sie mit blanker Waffe auf den Fabrikhof 132 Millionen geringer als vorgesehen. Dies Ergebnis ist überaus Rechtsanw. Heinemann: Das ist doch erheblich. Wir wollen ja brängen und das Tor hatte schließen lassen, seien Steine über die günstig und geht weit über das hinaus, was man bei Aufstellung wiffen, wodurch er gereizt wurde. Rohde erzählt dann: An der Mauer geschleudert worden, so daß nur übriggeblieben sei, auch bes Etats annehmen konnte. Bekanntlich trat im Jahre 1907 Ecke der Turm- und Waldstraße fab ich, daß auf einen Jungen von den Hof zu räumen. Er habe da eine völlige Böbelherrschaft ge piöglich in Ser ganzen Welt ein starter wirtschaftlicher 11 Jahren drei Beamte einschtugen; eine Sanitätstolonne brachte funden oder wenigstens eine totale Anarchie, gegen die das Kontor Niedergang ein, dessen Folgen auf die Staatsfinanzen mehrere ihn weg. personal rat- und machtlos gewesen sei. Immer wieder seien Jahre hindurch einwirkten. Dazu kam die Erhöhung der Beamten - Arbeiter Albrecht, gleichfalls erft 20 Jahre alt, hat am Abend bie Arbeiter aus den Türen herausgekommen, um Steine auf die gehälter, die infolge der Steigerung der Lebenshaltung nicht weiter des 27. September mit Minor und Scharffenberg in der Waldstraße abziehenden Schuhleute zu werfen. Ich überlegte, bekundet der aufgeschoben werden konnte. Die Folge war ein starkes Defizit mehrere Schankwirtschaften befucht, auch mehrfach den Vorgängen Beuge, was ich machen sollte. Der Widerstand mußte unter allen mehrere Jahre hindurch, dessen Beseitigung die Hauptaufgabe auf der Straße zugefehen und hat schließlich ebenso wie Rohde, der Umständen gebrochen werden, wir konnten uns doch nicht zum der Finanzverwaltung sein mußte. Ein Teil des Defizits fich zu ihnen gefelte, nach einer Laterne geworfen. Er behauptet, Narren halten lassen und uns auf der Nase herumtangen lassen wurde durch neue Steuern gedeckt und man bersuchte hierzu veranlaßt worden zu sein durch Scharffenberg, der auf einige von Leuten, die uns hinterher ausgelacht hätten. Ich sagte mir: durch pflegliche Behandlung der Einnahmen, durch äußerste am Boden liegende Steine gezeigt habe. Albrecht bestätigt, daß fie Erreichen kannst du sie nicht mit der Klinge!" Ich wollte gerade Sparjamteit das Defizit allmählich wieder einzubringen. vorher von Kriminalschußlenten bedrängt worden waren, wobei auch den Befehl geben: Bijtolen raus!" Da ertönte das Fabritiignal, Infolge der steigenden Konjunktur haben sich dann die Verhältnisse Minor einen Schlag über den Arm befommen habe. Auf eine Frage und alle gingen fofort an die Arbeit. Die Absperrung der um. wesentlich gebeffert, was sich vor allem auch beim Eisenbahnetat des Berteidigers Rechtsanwalt Rosenfeld, warum er sie für Kriminals liegenden Straßen, die dann begann, habe so milde wie möglich eigte. Wir sind in der Lage, in diesem Jahre einige dreißig beamte halte, antwortet Albrecht: Andere Leute würden uns doch gehandhabt werden sollen, und das sei auch im allgemeinen ge Millionen dem Ausgleichfonds zu überweisen. Schon im November 1909| nicht ins Haus reinjagen. schehen. Am Abend des 26. September habe er Leutnant Goeße

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